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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lsleloii Nr. 4l.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
verkändigungsblatt
der Kgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr 274.
Montag, de« SS. November
HerzeusgüLe und Steuerdruck.
Auf die innigen Gemütswallungen, mit denen der Rcichsschatzsekretär die Steuerschraube dreht, haben wir schon hingewiesen, wo vom Geist der Finsternis, der sich in der Lichtsteuer offenbart, die Rede war. Aber auch in anderen Stücken der „Reichs finanzresorm" tritt den: Steuerzahler soviel überquellendes Wohlwollen, soviel Fürsorge und Betulichkeit entgegen, daß wir in gerührter Ergriffenheit dastehen müßten, wenn wir nicht durch allerlei brutale Zahlen wieder in die trostlose Wirklichkeit zurückgestoßen würden.
Tie Anzeigen st euer, sagt Sydow, soll eine „äußerst markante Erscheinung des Aufwandes" für die Deckung des Reichsbedarfs „nutzbar" machen. Ja, wo ist denn im Grunde bei den meisten Zeitungsanzeigen der Aufwand, zu deutsch: Luxus? Die Geschästsreklame ist eine bittere Notwendigkeit des heutigen Wirtschaftslebens, auf die auch der mittlere und kleine Kaufmann und Gewerbetreibende heutzutage nicht verzichten kann. Die Todesanzeige ist, wenn sie vielleicht manchmal unnötig viel Raum verschwendet, ein Ausfluß, der Trauer der Hinterbliebenen, und wenn das Reich dies Pietätszeichen extra verteuern will, könnte es schließlich auch in die Totenkränze eine Steuer-Banderole hineinflechten oder den Sarg plombieren oder zu Allerseelen ein Eintrittsgeld von den Friedhvsbesuchern erheben, etwa nach Art der Bahnsperre. 'Und das kleine Inserat, in dem die Hausfrau einen entbehrlich gewordenen alten Schrank feilbietet, oder das Dienstmädchen eine Stelle suchte, ist wirklich kein „äußerst markanter Aufwand". Wll man aber diese Inserate steuerfrei lassen und nur die Geschäftswelt besteuern, so entsteht eine doppelte Ungerechtigkeit, nicht nur gegen das Erwerbsleben, sondern auch gegen die Zeitungen, weil die politischen Blätter meistens nicht so reich an kleinen Anzeigen sind, wie die Generalanzeiger und sonstige bloßen Jn- seratenpapiere. Zu der Ungerechtigkeit kommt dann noch „gebührenderweise" die Unbequemlichkeit: die Zeitungen sollen die Steuer von den Inserenten einziehen! Dann beginnt wieder einmal des Zwacken und Stempeln und Zuschlagerheben, das uns allen schon zum Halse herauskommt.
Tie Reichsrsgierung selber fühlt, wie lästig die kleinlichen Plackereien dem Publikum sind. Deshalb zaubert sie in die dürre Wüste der Finanzresorm die lockende
Fata Morgana der Aufhebung der Fahr kartensteuer. Für nächstes Jahr. Ob wir aber diese Oase wirklich betreten werden, bleibt noch schleierhaft. „Voraussetzung" ist „die Erschließung ausreichender neuer Einnahmequellen". Wo dieser Brunnen nicht sprudelt, bleibt das Trugbild ein bloßer Traum. Der erste April, an dem sich die Verheißung erfüllen soll, „vorausgesetzt, daß . . . .", ist ohnehin ein schlechtberufener Tag. Dasselbe aber gilt von der Ermäßigung des Ortsportos für Postkarten, das, wenn schon nicht aus den ursprünglichen Satz von zwei Pfennigen (denn dabei verhungert die Post), so doch immerhin auf drei Pfennige herabgesetzt werden soll, — „vorausgesetzt, daß undso- weiter." Ueberhaupt verspricht Sydow, „daß der Verkehr selbst von Steuerbelastungen verschont bleibt, um auf diese Weise durch Erhöhung des Umsatzes die zur Bestreitung der Steuern notwendigen Ueberschüsse der Privatwirtschaft leichter Hervorbringen zu können." Mit anderen Worten, der Schwamm soll nicht ganz zerquetscht werden, er soll soweit „geschont" werden, daß er sich wieder erholen und vollsaugen kann, und dann preßt ihn der Fiskus mit kräftiger Faust abermals aus. So ungefähr läßt der biedere Imker dem emsigen Bienenvolke einigen Honig, wenn er die Waben ausschleudert, füttert sie auch gar im Notfall mit etwas Zuckerbrühe, damit die braven Bienen dann wieder wacker eintragen.
Diese Sache hat aber auch eine noch tiefer gehende allgemeine Bedeutung. Es hat sich gerade in der letzten Zeck erwiesen, wie notwendig die Presse, als Ventil der öffentlichen Meinung, geworden ist, Es gibt keinen zweckmäßigeren und besseren Weg der berechtigten Kritik als durch die Spalten der politischen Tageszeitung. Das Volk hat deshalb in seiner ganzen Allgemeinheit das denkbar größte Interesse daran, daß die Presse wirtschaft- licht nicht geschwächt wird und daß es ihr möglich ist, immer vom Standpunkt der unabhängigen Stelle aus der Regierung und wenn nötig auch noch höheren Stellen die Meinung des Volkes frei und offen zu sagen.
Unser ganzes menschliches Lkben von der Wiege bis zur Bahre erscheint dem Steuerquellenfinder nur zur fiskalischen Ausbeulung geschaffen. Das gute Reich nimmt uns die Einkommen nicht fort, es besteuert auch! die Zinsen nicht doppelt, weil diese Eingriffe den Einzelstaaten Vorbehalten bleiben sollen, die doch auch eine Freude am Bürger haben wollen. Und weil das Reich, wie Sydow treuherzig sagt, auch die Be
sitzenden zu neuen Steuern heranziehen und trotz Sozialpolitik und Steigerung des Volkswohlstandes die ärmeren Klassen nicht verhältnismäßig höher belasten will, was „gegen die vornehmsten Grundsätze" der Reichspolitik" verstieße, so sind diese neuen Steuerprojekte allesamt „edel, hilfreich und gut".
Rundschau.
Büiows FinanzreSe
wird ch der demokratischen Bert. Volksztg. dahin besprochen :
Als ob die Ereignisse der letzten vier Wochen durch die Erklärung im Reichsanzeiger am Dienstag Abend ausgeschaltet worden seien, so gebärdete Fürst Bülvw sich im Reichstage. Als ein Mann, der sich selbst wiedergefnnden hat. Wie früher, so plätscherte der Strom seiner Rede munter dahin, mit der er die erste Beratung der Finanzresorm einleitete. Alles Tatsächliche überließ er wohlwollend seinem Nachbar zur Rechten, Herrn Sydow. Der Kanzler beschränkte sich darauf, eine Rede zu halten, von der man sagen muß: Ein echter Bülow. Wohltemperiert, viele Unterstreichungen, viel Patriotismus, viel Brustton der Ueberzeugnng, viele Gemeinplätze und — viel Angriffspunkte; so viel, daß es nicht möglich ist, Satz für Satz unter die Lupe zu nehmen,
Fürst Bülow beging recht viel Unvorsichtigkeiten, so den vergleichenden Hinweis auf die rasche Genesung Frankreichs, des „Bankiers der Welt", nach der Katastrophe von 1870—71. Wir wollen das Geheimnis dieser Genesung dem Fürsten Bülow verraten: Es liegt in dem bewußten und konsequenten Fortschritt auf allen Gebieten, vorab dem politischen; und Deutschlands wirtschaftlicher Rückschritt ist die Folge der reaktionären Politik, die hierzulande seit einem Menschenalter betrieben wird, und deren hervorragender Vertreter jetzt Fürst Bülvw ist. Mit schönem Eifer erklärte der Kanzler, es bedarf für uns der Kaltblütigkeit und Stetigkeit. Er sprach sin großes Wort gelassen aus. Wir fürchten nur, daß es hipsichtlich dieser beiden Tugenden im Deutschen Reiche nach Potsdam nicht anders werden wird, als es vor Potsdam 20 Jahre lang war.
Fürst Bülow mahnte, wie es Herr v. Rheinbaben in Preußen schon getan hat, zur Sparsamkeit: er tadelte das Schuldeumachen. Mögen die maßgebenden Faktoren im Reiche, alle ohne Ausnahme, sich das
Der Zwrrno, welcher bildet, ist «in heilsamer Zwang : die Freiheit, welche nichls lehrt, ist «ine verderbliche Freiheit.
L. Tegnvr.
st Schuldig oder nichtschuldig?
Reman nach L. M. Vraemc von E. Felsing.
(Nachdruck »erbeten,)
(Fortsetzung.)
„Ich habe mich in ihrer Gegenwart stets sehr zn- sammengenommen," sagte er, „aber von den: Augenblick an, als ich Sie sah, stand Ihr Bild beständig vor meiner Seele. Wäre Ihr Gatte, mein Freund Angus, noch gm Leben, so hätte ich mein.Geheimnis mit ins Grab genommen; aber jetzt stehen Sie allein in dkr Welt da und brauchen die Hilfe und den Trost, den Ihnen nur die treueste Liebe geben kann. Und darum bitte ich Sie, Hefter, nehmen Sie meine Liebe an."
Glühende Leidenschaft sprach aus seiner Stimme, bie sie sehr bewegte.
„Ich wußte nicht, daß jemand sich uni mich sorgte," sagte sie mit leiser, träumerischer Stimme. „Ich kann rs kaum fassen, kaum glauben!"
„Wenn ich wüßte, wie ich es Ihnen noch deutlicher beweisen könnte, es sollte geschehen," sprach er. „Ich hebe nicht gewartet, bis ich Ihren Urteilsspruch Schört habe, — nein, ich bin zu Ihnen geeilt, uni mich Ihnen als Tröster, als Freund und, wenn Sie meine Werbung annehmen, als Ihr Geliebter zur Verfügung Zn stellen. Ich lege Ihnen mein Leben zu Füßen!"
Ihr Gesicht wurde blaß und ihre Lippen bebten in verhaltener Erregung. Hefter Blair meinte, ihren eigenen Ohren nicht trauen zu dürfen. Sie, die von ledem verlassen war, wie sie stets geglaubt hatte, sie, V'" nnt Haß und Verleumdung überhäuft wurde, ein- ll-wern und eines Verbrechen-.- augeklagt war, ihr soll-
das köstliche Gur treuer Mannesliebe zuteil werden!
.„Sprechen Sie, bitte, nicht weiter!" sagte sie, und 0 saßen sie bei schweigend einander gegenüber.
Sie wollte Nachdenken.
_Im Geiste ging sie die drei Jahre durch, die sie
in Golde-Fell verlebt hatte; ja, es war richtig, Haupt- mann Douglas war einer der vertrautesten Bekannten gewesen. Er war oft nach Colde-Fell gekommen und hatte dann bei ihnen gespeist. Sie erinnerte sich auch noch sehr Wohl der liebevollen Weise, in der Mr. Blair stets von ihm gesprochen hatte; Archie Douglas war sein liebster Freund gewesen.
Und doch war sie — wie er ihr jetzt erklärte, — ihm während jener ganzen Zeit die begehrenswerteste aller Frauen gewesen.
„Ich kann es noch immer nicht verstehen, Hauptmann Douglas," sagte sie endlich.
„Ich wüßte «auch nicht," erwiderte er ruhig, „daß Es so darauf ankommt, ob Sie es verstehen, Hefter, wenn Sie es nur annehmen wollten! Ich biete Ihnen alles an, was ich in der Welt habe, selbst ycein Leben, und will dafür nur Ihre Liebe!"
Da fuhr sie mit plötzlichem Schauder zurück.
„Sprechen Sie mir nicht von Liebe," sagte sie, „nicht von der schrecklichen Liebe des Mannes zum Weibe! Ueber Ihre Freundschaft und Zuneigung werde ich nur zu glücklich sein, aber Liebe — schon das bloße Wort ist mir verhaßt!"
„Und doch ist es Liebe, was ich von Ihnen will, Hefter!" flehte er.
„Die kann ich Ihnen nicht geben!" erwiderte sic. „Ich weiß nichts von Liebe und trage auch kein Verlangen danach. Wie offenbarer Hohn erscheint es mir aber, zu jemand von Liebe zu sprechen, der vielleicht bald schon sterben muß."
„Kein Hohn, Hefter!" rief er. „'Denken Sie, roelch ein Trost es für Sie sein muß, wenn Sie in den dunklen, schrecklichen Stunden Ihrer Verhandlung einen Freund und Geliebten sich nahe wissen dürfen, wenn die ganze Welt, die Ihnen solche Schmach zufügte, sieht, daß doch einer da ist, der fest an Ihre Unschuld glaubt, einer, der. Ihnen bis zum Tode treu bleibt!"
„L - rönnen mein Freund und Beschützer Ein, auch ohne mein Liebhaber zu werden," sprach sie leise, doch er blieb dabei:
„Es muß Liebe sein, Hefter, nichts als Liebe)"
„Was kann die Liebe einer Frau zu schaffen haben, die schon unter dem Schatten des Todes steht ?" sagte sie verzweifelt. „Seien Sie mein Freund; der Himmel weiß, wie sehr ich einen solchen nötig habe!"
„Hefter," sprach er bewegt, „versprechen Sie mir eins: Wollen Sie, wenn Sie freigesprochen werden, mir als mein Weib folgen?"
Ein leiser Schrei kam von ihren Lippen, doch er fuhr fort:
„Hörsir Sie mich an, Hefter, o, hören Sie mich au! Werden Sie die Meine! Gewähren Sie mir den Vorzug, das Glück, für Sie sorgen zu dürfen, allen Kummer, alle Sorgen von Ihnen fernzuhalten! Ich will Sie aus dieser Gegend hinwegführen, wo Sie so grausam und ungerecht behandelt worden sind; ich will Oie weit, weit weg in die schöne Länder führen, wo Ihr Leben wie ein schönes Gedicht, wie ein seltenes Märchen dahinrauschen soll; ich will Sie so glücklich machen, daß Sie diese ganze, traurige Vergangenheit vergessen sollen. Versprechen (Oie mir das, Hefter!"
„Ich kann nicht! Ich kann nicht!" rief sie, vor ihm zurückbebend. „Wie können Sie mir von Heirat prechen, die ich vielleicht schon für das Schafott be- 'timmt bin? Es hat für mich ein schrecklichen Klang!"
„Aber, Hefter, bedenken Sie doch, welch ein Trost es für Sie sein wird!" ließ er nicht ab. „Nehmen SG meine Liebe an, geben Sie mir die J'hie, und wenn die Gerichtsverhandlung vorüber ist, dann will ich Sie hin- wegsühren, und der Rest Ihres Lebens soll eitel Sonnenschein sein."
„Wie aber min," fragte sie langsam, „wenn ich für schuldig befunden werde?"
„Ich weigere mich, überhaupt qn eine solche Möglichkeit zu denken," meinte er, „aber selbst wenn c- ;o kommen sollte, — ö, Hefter, so würden Sie dann doch wenigstens glücklicher sein in der Gewißheit, daß ireue Liebe sie selbst bis zum Grabe begleitet! Ich wil! zufrieden sein, wenn Sie mir nur versprechen, die Meinq .zn werden, sobald Sie frei sind!"
. (Fortsetzung folgt.) ^