Weshalb sind wir keine Sozialdemokraten ?
IV.
Man gehe nur einmal auf die Parteitage, man lese die soziald. Presse um zu verstehen, wie verhängnisvoll dieser Gegensatz für das Leben der Partei, für die Einheit und für die Zukunft der deutschen Sozialdemokratie werden kann. Es ist ein gewaltiges inneres Ringen, das sich oft unter dem Deckmantel scheinbarer Einigkeit und oft in der Arena breitester Oeffentlichkeit im Gewände ausgesprochener Gegnerschaft abspielt. Das hat namentlich auf dem Nürnberger Parteitag die Behandlung der Frage der Budgetbewilligung gezeigt, da kam tatsächlich nicht der Gegensatz zwischen Süd und Nord, sondern der Gegensatz zwischen Radikalismus und Revisionismus gewaltig zum Ausdruck. Und wenn die Losung des einen Gegners lautet: „Revolution" und die des andern : „Sozialreform", so haben gerade wir, dis evang. Arbeitervereine, allen Grund, dem letzteren den Sieg zu wünschen, wenn wir uns auch nicht verhehlen wollen, daß uns auch von der revisionistischen Richtung der Sozialdemokratie unendlich viel trennt.
Die radikalen Sozialisten gefallen sich in revolutionären Phrasen. Da wird oft ein blutrünstiger Ton angeschlagen und mit dem gewaltigen Pathos revolutionärer Leidenschaft von dem baldigen Zusammenbruch der verrotteten bürgerlichen Gesellschaft, von der kommenden Revolution gesprochen. Aber von der revolutionären Phrase zur revolutionären Tat ist noch ein weiter Schritt. Eine Revolution ist heute, zur Zeit der Maschinengewehre, vollständig aussichtslos. Der Herd einer Revolution würde immer eine Großstadt sein. Denn eine solche ist immer das Becken angehäufter Massenkraft des Proletariats und angesammelter Zündstoffe. Aber unsere Großstädte sind militärisch alle so stark besetzt, die Verbindung mit benachbarten Garnisonen so gut, daß es für die Regierung ein leichtes wäre, die Bewegung schon im Keime zu ersticken. Man hat viel vom politischen Massenstreik gesprochen, der zur Eroberung der politischen Macht in Szene gesetzt werden soll. Dazu braucht man nun selbstverständlich die Gewerkschaften. Ganz abgesehen davon, daß ungeheure Massen von Arbeitern überhaupt noch nicht organisiert sind, daß die Hirsch-Dunkerschen und christlichen Gewerkschaften hunderttausende hinter sich haben, abgesehen davon lehnen es die sogen, freien Gewerkschaften in ihrer überwältigenden Mehrheit rundweg ab, sich zum Werkzeuge für den Packtischen Massenstreik herzugeben. Denn eine Organisation, in der sich durch die Erfahrungen wirtschaftlicher Kämpfe so viel gesunder, praktischer, vernünftig rechnender Sinn angesammelt hat, ist viel zu vorsichtig, um durch solch ein halsbrecherisches Experiment ihre ganze Existenz in Frage zu stellen; um durch gewaltsames Zerstören des feinen, komplizierten Mechanismus unsers heutigen Wirtschaftslebens Millionen deutscher Arbeiterfamilien in grenzenloses Elend zu stürzen.
Redner gibt sodann einige Auslassungen in der soziald. Presse wieder und geht dann des näheren auf die Haltung der Partei in nationalen Fragen ein. Die Soziald. ist international und zwar, weil sie sagt, daß die Interessen der Proletarier in allen Ländern die gleichen seien. Und im kommunistischen Manifest heißt es: „Der Arbeiter hat kein Vaterland " Diesen Grundsätzen entsprechend hat die Soziald. fast ausnahmslos in allen nationalen Fragen einen durchaus verneinenden Standpunkt
eingenommen. Das war sehr kurzsichtig. Denn dadurch schnitt sie sich ins eigne Fleisch ... Die vorzügliche Haltung vieler deutscher Sozialisten auf dem letzten internationalen Sozialistenkongreß sowie der gewaltige Mißerfolg bei den letzten Wahlen gibt zu Hoffnungen Anlaß, die vielleicht etwas hochgestellt sein mögen, die aber jedenfalls doch nicht so ganz unbegründet sind. Den antimonarchistischen Charakter der Soziald. zu beobachten, hat man täglich Gelegenheit und ist darüber nicht viel zu sagen. Nur das sei bemerkt, daß bei zahlreichen Anhängern der Partei diese Tendenz keine Sympathie finde, wie ja überhaupt unter der Masse der Arbeiterschaft, namentlich bei uns Schwaben, noch sehr viel Anhänglichkeit zum angestammten Fürstenhause vorhanden ist. Hieraus streift Springer das Verhalten der Soziald. zum Bauern- und Mittelstand in krassen Strichen. Was die 3 Millionen soziald. Wähler anbelangt, so weiß man ja. daß die meisten davon nur Mitläufer sind und den roten Zettel nicht immer aus Ueberzeugung oft aber aus Unzufriedenheit und anderen Dingen in die Urne werfen. Politisch organisiert sind nur etwa 500 000. Und für die Partei des Klaffenkampfes ist es doch sonderbar, daß die meisten ihrer Abgeordneten aus der verhaßten bürgerlichen Klasse stammen und daß sich die Partei der Proletarier im Reichstage von Advokaten, Privatdozenten, Kaufleuten, Millionären und Rentieren vertreten läßt.
Nach einer kurzen Schlußbetrachtung geht Redner sodann zur Darstellung der
Ziele der Evangelischen Arbeitervereine
Was wir wollen, läßt sich in kurzen Worten zusammenfassen. Auf dem Boden des evang. Christentums stehend, wollen wir an der geistigen und materiellen Hebung des Arbeiterstandes nach Kräften Mitarbeiten, den in das heutige Staats- und Gesellschaftsleben einzugliedern, unsere wichtigste Aufgabe ist. Wir tun dies aus Liebe zur Gesamtheit unsers Volkes, aus Liebe zum Vaterland, die wir auch durch Eintreten für des Reiches Größe und Wohlfahrt beweisen. Also drei Hauptmomenle sind es, die man bei Beurteilung der eo. Arbeitervereine ins Auge zu fassen hat: Das religiöse, das soziale und das nationale Moment.
Spr. läßt nun ausführlich die verächtliche Stellung der Soziald. zu den eo. Arbeitervereinen und der Religion folgen und schließt seinen Vortrag mit den Worten: Was wir zu leisten imstande sind, wird ganz von unserem Fleiß, unserer Arbeit und der Werbekraft unserer Gedanken ab- hängen. Daß diese wert sind, unter die Massen getragen zu werden, ist gewiß. Wir werden keine Gelegenheit versäumen, dies zu tun; immer unser Ziel im Auge: die Eingliederung des Arbsiterstandes ins Volksganze auf freiheitlicher Grundlage und in evangelisch-sozialem Sinn. (Lebh. Beifall.)
Auf Wunsch des Vorstandes sprach Herr Stadtpfarrer Auch einige Worte, in denen er dem Referenten seine Anerkennung ausdrückte und dem hiesigen Verein sowohl wie sämtlichen evang. Arbeitervereinen ständiges Emporblühen wünschte. Hierauf wurde die Versammlung geschloffen.
Sitzung der Gemeindekollegien vom SS. Oktober
Die Kgl. Eisenbahnbauinspektion Pforzheim hat um die Erlaubnis nachgesucht, das beim Neubau des Beamtenwohngebäudes der Kgl. Eisenbahnverwaltung anfallende Aushubmaterial auf der der Stadtgemeinde gehörigen Böschung entlang dem Feldweg Nr. 10 (spätere Paulinenstraße) ab
lagern zu dürfen, und sich hiebei verpflichtet, eine von den Gemeindekollegien festzusetzende Entschädigung an die Stadt- kaffe zu entrichten, die Vermarkung der Grenzen nach vollendeter Auffüllung auf ihre Kosten wiederherstellen und den Weg nach Beendigung der Bauarbeiten in seinen früheren Zustand versetzen zu lassen. Nach der vom Stadtbauam! gefertigten Aufnahme wurden aus städtischem Grundeigentum insgesamt 325 vbm. Material abgelagert und es schlägt das Stadtbauamt nach dem Vorgänge anläßlich der Auffüllung des früheren Polterplatzes bei der Stadtsägmühle die Festsetzung eines Ausfüllgeldes von 1 M pro vdm., also zus. 325 Mk. vor. Vom Gemeinderat wird mit Zustimmung des Bürgerausschuffes beschlossen, die Ablagerung des Aushubmaterials auf städtischem Grundeigentum unter den mit der Kgl. Eisenbahnbauinspektivn Pforzheim vereinbarten Bedingungen zu genehmige» und als Entschädigung für die Auffüllung eine an die Stadtkaffe zu entrichtende Pauschalsumme von 300 Mk. festzusetzen.
Alois Held, Friseur hier, bittet um die Erlaubnis, den Treppenzugaug zum Enzbetl zwischen der Postbrücke und seinem Wohnhaus« um Fensterbreite gegen die Enz verrücken und das vorhandene Geländer auf diese Länge entfernen zu dürfen. Das Stadtbauamt befürwortet das Gesuch, da durch die Veränderung eine Verbesserung des derzeitigen Zustandes erreicht würde. Dem Gesuch des Held wird daher unter der Bedingung entsprochen, daß für die Stadt keinerlei Kosten durch die Veränderung entstehen dürfen, die Treppe nach wie vor leicht begehbar bleibt und der ungehinderte Zugang zu den bei der Postbrücke befindlichen Wasser- und Gasrohrleitungen, sowie zu der Auswindvorrichtung der Brücke selbst, gewahrt bleibe.
Der Stadtvorstand legt des Näheren dar. daß durch die Erbauung der Bergbahn auf den Sommerberg jetzt die Möglichkeit geschaffen sei, den Wintersport in der hiesigen Bade- stadt einzuführen. Die durch die Bergbahn erfolgte Erschließung des linksseitigen Höhengebiets des Enztals, das Winters meistens reichlich Schnee ausweise, ermögliche es, an seinen Bergabhängen Gelegenheiten für den Rodel- und Skisport zu schaffen, die bei den guten Zugsverbindungen unserer Stadt mck den größeren süddeutschen Städten wie Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim, Mannheini u s. w. in den Wintermonaten viele Fremde hieher ziehen würden. Für den Anfang würde die Herstellung eines Rodelwegs von der Bergbahnstation bis zum Blöcherweg genügen. Durch seine Herstellung würde eine bei der oberen Bahnstation beginnende, sich unter Benützung des Blöcherwegs bis in die Stadt bei der Herrnhilfe erstreckende Rodelbahn geschaffen. Die Rodler könnten dann mit der Bergbahn auf die Sommerberghöhe und von dieser mit dem Schlitten herunter in die Stadt gelangen, was eine ganz eigenartige, sonstwo kaum bestehende Sportgelegenheit ergeben würde. Die Bergbahn- A.-G. habe sich auf seinen Antrag bereit erklärt, einen Beitrag von 2500 Mk. zu den Baukosten beizutragen, auch das Unternehmen durch bedeutende Ermäßigung der Fahrpreise in den Wintermonaten zu unterstützen Der Betrieb und die Instandhaltung der Rodelbahn werde am besten von einem hier zu gründenden Wintersportverein in die Hand genommen, der sich mit den anderwärts bestehenden Wintersportvereinen in Verbindung zu setzen habe. Nach dem vom Stadtbauamt gefertigten Plan und Kostenvoranschlag würde die Herstellung des Rodelwegs einen Aufwand von 9600 Mk. erfordern, wobei der Weg in seinem Gefälle und seiner Chaussierung so geplant sei, daß er zugleich als Zufahrtsstraße zur Bergbahnstation dienen könne. (Schluß folgt)
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M FleitrjA, 20. Mv., abouä8 8 Viir
im Hotel Pfeiffer znm gold. Lamm
Tagesordnung
1. Kassenbericht.
2. Feststellung des Schießplanes.
3. Beratung über Zeit und Ort des Familienabends 4 Neuwahl des Vorstandes.
5. Verschiedenes.
Wildbad.
Zur Ferer unserer
laden wir hierdurch Verwandte, Freunde und Bekannte auf
Samstag, den 21. November 1008 in das Hotel Graf Eberhard, hierselbst, und auf Sonntag, den 22. November 1008 in den Gasth. zur Sonne in Fünfbrvnn zur
freundlichst ein und bitten, dies als persönliche Einladung annehmen zu wollen.
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Kutscher
Kirchgang um halb l Uhr vom Gasth. zum zold Adler aus.
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wozu freundlichst einladet
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K. Forstamt Wildbad.
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Am Mittwoch, den 2. Dez. 1908, vorm. 10 Uhr, im schriftlichen Aufstreich auf dem Rathaus in Wildbad aus Staatswald 1, 121 Unt. Lindengrnnd (Sommerschlag) und Scheidholz aus der unt. Eiberg- und Rollwafferhut: Langholz: 1359 Stück mit Fm. 523 359
ll., 365 Ilk., 192 IV. und 212 V. Kl. Abschnitte: 380 Stück mit Fm 271 l., 68 II. und 48 III. Kl. Die verschlossenen vom Bieter Unterzeichneten bedingungslosen, in ganzen und zehntelsprozenten ausgedrückten Angebote mit den der Aufschrift „Angebot ans Nadelstammholz" wollen spätestens zu obengenannter Stunde dem Forstamt übergeben werden; der alsbald ans dem Rathaus in Wildbad erfolgend. Eröffnung können die Bieter anwohnen. Klasseneinteilung und Taxpreise für 1908; der Ausschuß ist zu 100 °/° der Taxpreise angeschlagen. Sämtliches Holz ist angerückt; Abfuhrtermin 1 März 1909. Losverzeichnisse u Offertformulare unentgeltl., Schwarz- wälderlisten gegen Bezahlung vom Forstamt.
KetiivarL ivriI,!-Hoto!
Sonntag, den 22. November,
von nachmittags Ä Uhr ab
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Zu zahlreichem Besuch ladet freundlichst ein
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