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mit Erzähler vom Schwarzwild.
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Amtsblatt für die Ltadt lvildbad.
Verkündigungsblatt
der Ugl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 267. Samstag, de» >4. November 1668.
Was NUN?
Das negative Ergebnis der Verhandlungen des Reichstags zu den Kaiserunterredungen und zu den Vorgängen in der Reichsregierung hat dem Volksempfinden! wieder einmal einen harten Schlag versetzt. Me die in Deutschland politisch denken haben von diesem Reichstag nicht sehr viel erwartet in dieser Sache, aber man hatte gehofft, daß eine gemeinsame Kundgebung zustande kommen würde, die den Kaiser aufklärt über den Willen des Volkes und des .Parlaments. Conrad .Hausmann hat seine ganze kluge .Beredsamkeit aufgewendet, um den bereits entgleisten Wagen wieder auf diese Schienen zu rollen. Doch vergebens: Er predigte tauben Ohren, denn auf den Bänken der Konservativen, des Zentrums und der Nationallibcralen hat man ihn nicht hören wollen!. Man steckt in diesen Kreisen noch zu tief in der Zwangsjacke des monarchistischen Gedankens, als daß. man es hätte wagen wollen dem Kaiser direkt, die Meinung zu sagen. Das Zentrum hat in dieser Sache gezeigt, daß es der Regierung trotzt, dem Kaiser aber nicht Feind sein will.
Tie demokratischen Forderungen nach Ausgestaltung der Kompetenz des Reichstags und nach Schaffung Verantwortlicher Reichsministerien sind in diesen zwei Tagen im Reichstag mit aller Schärfe betont worden. Weiter ist es vorläufig noch nicht gekommen. Ob es in nächster Zeit, noch unter Einwirkung der letzten Vorgänge gelingen wird, das abzustreifen, was in unserem Kon- stitutionalismus pur scheinbar ist, muß abgewartet werden. Tie HoAnung ist nicht stchr groß. Das aber müssen wir von unseren Abgeordneten erwarten, daß, sie keine Gelegenheit vorübergehen lassen, diese Forderungen im Parlament zu erheben, ohne jede Einschränkung.
Das Verlangen, daß der .Reichstag, als der verfassungsmäßige .Vertreter des Volkswillens, die Entscheidung haben soll über Krieg und Frieden wurzelt so tief im.Volksempfinden, daß man an dieser Forderung nicht klausulieren sollte, indem man auf 'die Praxis hinweist, an der sich dieses Verlangen angeblich stoßen soll. Der Reichstag, der in einer solchen wichtigen Sache das entscheidende .Wort hat, der hat auch die Wege zur Verfügung, diese Praxis so zu ändern, daß, sein entscheidendes! Wort nicht eine Stunde zu spät in die Wagschale fällt. Gerade die letzten Tage haben uns gelehrt, daß jede Forderung mit der Wucht der Einheit und mit der Kraft
der Unumschränktheit auf den Regierungstisch fallen muß, wenn sie nicht im vornherein ihre Wirkung verfehlen soll. Jede Einschränkung schädigt den demokratischen Gedanken, dem wir und unsere Erwählten zu dienen haben.
Es scheint uns gerade an diesem Punkte ein wirksames Mittel gefunden zu sein, die Machtüberfülle des Kaisers zu brechen. Und das muß, das Ziel sein, das wir jetzt, nachdem wir die Gefahren des persönlichen Regiments wieder so deutlich erkannt haben, mit verdoppelter Kraft erstreben. Wir müssen zu rein verfassungsmäßigen Zuständen gelangen und fordern, daß .der Reichstag den .ihm gebührenden Einfluß, erhält, daß der vom Parlament gestützte Staatsmann auch wirklich die Geschäfte führt, im Einvernehmen mit der Volksvertretung. Gelingt ,das nicht, so werden die Kämpfe sich wiederholen und immer heftiger werden, bis schließlich, doch das Recht des Volkes, durch seine Vertretung die Gestaltung seiner Geschicke in allen Fragen mitzubestimmen, zur Anerkennung gelangen muß. Tenn die Zeit des patriarchalischen Regiments ist ein für allemal vorüber.
* » * *
Der Berliner Lokalanzeiger schreibt in seiner gestrigen Nummer anscheinend offiziös:
Aus dem Umstand, daß Fürst Bülow unmittelbar nach Abschluß der gestrigen Reichstagsverhandlungen den Zusammentritt des p reußischen Staatsministeriums veranlaßt hatte, geht wohl mit Sicherheit hervor, daß. der Kanzler als preußischer Ministerpräsident Wert darauf legte, sich darüber zu vergewissern, daß er bei seiner angesichts der Gesamtlage eingenommenen Haltung sich im Einverständnis mit seinen preußischen Kollegen im Staatsministerium befindet. Die folgende Mitteilung des „Berliner Tageblatts" scheint uns den Ereignissen sehr weit vorzugreifen: ,
„In politischen Kreisen herrscht die Auffassung vor, daß, Fürst Bülow noch vor Ablauf des Jahres aus seinem Amte scheiden werde. . Als Nachfolger werden unter anderem die Herren v. Bethmann-Holl- weg und v. Rheinbaben genannt. Man spricht auch von einer Teilung des Reichskanzleramts und von einer Auflösung der bisherigen Personalunion für innere und äußere Politik."
* * *
Ferner wird genreldet, daß, sich her Reichskanzler nach Tonaueschingen begeben wird, um dem Kaiser
Vortrag zuhalten; er wird jetzt dem Kaiser Vorhalt machen; von dem Ergebnis wird es ahhängen, ob Bülow bleibt oder geht.
. Rundschau.
England und Deutschland.
Eine Rede Asquiths. — Die Folgen des Kaiser-Jntervixws.
Bei dem Bankett, das in London zu Ehren des neuen Lord-Mayors von London veranstaltet wurde, hielt der Premierminister Asquith eine große Rede, in der er sich zunächst mit der Balkanfrage beschäftigte. Was der englische,, Premier darüber vorbrachte, enthielt nichts Neues; es war lediglich eine Umschreibung des Programms für die demnächst abzuhaltende Orient-Konferenz. Tann aber beschäftigte sich, der Leiter der englischen Politik mit den Beziehungsen Großbritanniens zu Deutschland. Er führte darüber folgendes aus:
Es ist fast genau ein Jahr her, seit Kaiser Wilhelm hier unser Gast war. Ich kann die nachdrückliche Erklärung des Kaisers nicht vergessen, daß das leitende Ziel seiner Politik die A u > re cht er halt un g des Friedens in Europa und der guten Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland sei. In diesem Geiste wünschten wir mit den anderen Mächten zu verhandeln, mit Deutschland sicherlich, nicht minder als mit den übrigen. Dieser Geist leitete uns bei allen Verhandlungen bezüglich, der gegenwärtigen Schwierigkeiten in der europäischen Politik. Wenn, wie wir glauben, andere Mächte dieselbe Absicht haben, dann werden die Polken, die für den Augenblick den Himmel verdunkeln — sei es auf dem Balkan oder anderswo — ohne Sturm verschwinden, dann wird der Frieden gesichert, die Atmosphäre von den Dünsten des Argwohns und des Mißtrauens gereinigt sein, und die bestehenden Freundschaften werden nicht beeinträchtigt werden. Man sollte nicht von Isolierung oder von feindlichen Gruppierungen unter den Mächten sprechen, die vereinte Verwalter der Zivilisation und Schützer des Friedens der Welt sind. Nichts veranlaßt uns zu schwanken oder unsere Verpflichtungen nicht ordentlich zu erfüllen, auch nur für einen Augenblick unseren Freundschaften untreu
habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ist der lvahtspruch der Aufklärung. Aaut.
2°) Schuldig oder nichtschuldig?
Roman nach L. M. Braeme von E. Felsing.
(Nachdruck v«bot«n.)
(Fortsetzung.)
Und mit einem Ausdruck, als ob sie ihnt jedes Wort, das er sprechen würde, von den Lippen, lesen wolle, noch ehe es über dieselben kam, hefteten ihre Augen sich auf den ihr gegenübersitzenden Verteidiger. Wie würde sein Ausspruch lauten? Was würde sein Mund ihr in den nächsten Minuten verkündigen: Leben und Freiheit oder Schande und Tod?
Das Wort — das erlösende oder das verdammende — auf das Hefter Blair harrte, mit brennender Seele harrte, nicht, wie sie es erwartet hatte, fiel es. Dudley Roß saß da, schweigend, regungslos, weder durch Miene, uoch Blick verratend, was er dachte, noch! was in ihm vorging.
„Und das," war, als er endlich das Schweigen brach, statt der ersehnten Antwort seine Frage, „das ist die ganze Geschichte Ihres Lebens in allen ihren Einzelheiten?"
„Ja," erwiderte sie, „ich> habe Ihnen jede Einzelheit erzählt. Ich habe nichts vergessen. Was ich Ihnen jagte, ist alles!"
Wieder trat eine minutenlange dumpfe Pause ein.
„Ich bin verwirrter als vorher!" sagte er dann. »Ich sehe nichts in Ihrer Erzählung, was nur das geringste mit dem Verbrechen zu tun hätte. Sie hatten wirklich steinen andern Verehrer?"
„Nein!" entgegnete sie fast hart.
„Es ist kein Mensch da," fuhr er unbeirrt zu fragen Mt, „der in Ihrem Gatten ein Hindernis auf seinem Wege gesehen hätte und der ein Interesse daran! gehabt hätte, ihn zu beseitigen?"
„Kein solcher Mensch lebt!" antwortete sie wie vorher.
„Und Sie haben auch keine Freunde, keine Verwandten?" forschte er von neuem.
„Hier nichts" entgegnete sie. „Die einzigen Verwandten, die ich habe, sind weit weg, in Ausstralien. Ich habe jahrelang nichts von ihnen gehört."
Wiederum trat minutenlanges Schweigen ein.
„Es ist kein Zusammenhang es ist nicht der geringste Schimmer;in dem, was Sie mir erzählt haben," sagte er. „Ihre Geschichte macht den Fall nur noch rätselhafter. Ihre Abneigung gegen Ihren Gatten war groß, und sie scheint kein Geheimnis gewesen zu sein."
„Nein, sie war kein Geheimnis," gab sie zu.
„Das wird natürlich die Meinung der Leute gegen Sie sehr beeinflussen," sagte er.
„Die Meinung der Menschen, die in mir durchaus eine Schuldige sehen wollen, ohne Zweifel!" bestätigte sie.
Er seufzte und fuhr fort:
„Ich kann nichts in Ihrem Leben finden, was auch nur die geringste Aufklärung über das begangene Verbrechen zu geben vermöchte, Mrs. Blair. Aber Sie müssen doch. Ihre eigenen Gedanken darüber haben, Sie müssen sich eine Meinung darüber gebildet haben! Sagen Sie mir doch, wie denken Lie darüber? Wer, glauben Sie, hat den Mord begangen?"
Sie sah ihn an mit einem Blick, der ihn durch die Seele schnitt. >
„Ich kann es Ihnen nicht sagen," war ihre Entgegnung ? „ich hege gegen niemand einen Verdacht. Ich glaube- ganz sicher, daß die Diener im Hause ihrem Herrn alle sehr ergeben waren. Welches Interesse hätte wohl auch einer von ihnen daran haben sollen- dem Leben eines Herrn ein Ende zu machen, der stets gütig und freigebig gegen sie war?"
„Ta scheint allerdings kein Grund vorzuliegen," bemerkte Mr. Roß kopfnickend.
„Und seine Freunde," begann Mr. Blair von neuem, „waren ihm sehr zugetan. Warum hätte auch wohl einer von ihnen ihm nach dem Leben trachte» sollen!? Sie hatten keinerlei Grund dazu!"
„Ich erinnere mich nicht," sagte Mr. Roß nach
denklich, „daß ich je während meiner langen Berufstätigkeit von ein»m derartigen Fall gehört habe, wo ein fo grausames Verbrechen ohne den geringsten Grund verübt wurde. Mr. Blair, glauben Sie an die Möglichkeit eines unglücklichen Zufalls?"
Ihr Gesicht klärte sich auf, aber auch nur sekundenlang.
„Daran habe ich auch schon gedacht!" rief sie aus. „Aber auch dies erscheint unmöglich. Wenn wirklich durch einen unvorhergesehenen Zufall Gift in den Kaffee gekommen wäre, so hätten alle, die ebenfalls davon getrunken haben, ebenfalls sterben müssen. Es ist auch nicht anzunehmcn, daß ein Stückchen Zucker vergiftet war, und die anderen, die in der Tose lagen/ nicht- wäre das Gift aber in der Sahne gewesen, hätte es doch allen, die davon genossen haben, den Tod bringen müssen. Kaffee, Zucker, Sahne, alles wurde sorgfältig geprüft, aber man fand keine Spur von Gift darin; nur in der Tasse meines Gatten wurde welches festgestellt. Das ist gerade das, was ich mir nicht erklären kann, wieso es nur in der einen Tasse war und in all den anderen nicht."
„Aus dem naheliegenden Grunde, weil es Ihres Gatten Tasse war," sagte Mr. RoU „Ich glaube, Mr. Blair, stch bin jetzt weit verwirrter, als da ich den Fall zuerst untersuchte. Ich sehe keinen Grund zu dem Verbrechen. Ich kann keine Lösung des Geheimnisses finden. Es ist mir alles vollständig unerklärlich; ich sehe keinen einzigen Anhaltspunkt zur Verteidigung, aber auch keinen der Anklage gegen Sie. Ter Schein ist gegen Sie, aber alles, was gegen Sie vorgebracht werden kann, ist wenig stichhaltig. Es ist eben ein sehr schwieriger Fall."
„Das sehe ich, ein," sagte sie traurig, „und das ist hart für mich Mr. Roß. Ich habe nichts getan, daß ich dieses Elend verdient hätte. Ich bin eben unschuldig an jeder Kenntnis des Verbrechens, wie nur Engel im Himmel es sein können. Es ist bitter und grausam hart, daß ich für etwas büßen soll, was entweder die Sünde eines andern oder aber ein Zufall ist. Mr. Roß, glauben Sie nach! all den Beweisen, die man gegen mich Vorbringen wird, — glauben Sie, daß ein Gericht mich verurteilen könnte?"
(Fortsetzung folgt.)