lll
NI
1^
mit Erzähler vom Schwarzwald.
KrsSsiol sä sllW tSsMggwr. MüIlöMMt
lu üerLtgälviertgljAii'!. M. 1.35 monstl. 45 kk.
bsl Älsll loürtt. SoslMstsllöll ullä Sstsir tm vrlL- g. KsWsr- oris»«rkgkr Äsrtölj. U. 1.35, svsssrLM ässsslböll U. 1.35, Mrs öe stsllgM 30 Sig.
^eleioll ftr. 4l.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Agl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
spsltigö Kgrmvllüreüs.
keklsmen ir big. üie kelürsiie.
Sei Vierlerliolüngsu entspr. lisöglt.
Wonlieinsnts nach ilederöMM!.
7e!ö8?smm^iirssss: 5ÄroLr^!ü8iä6i' WüGaL
Illsersls mri' 8 llkg.
Rr. S2S.
Mittwoch, de« SV. September
1S08.
i-
HUKGz
NW DD
Z>WUKH
2.-«°
V >-
MM
Rundschau.
Der deutsch-französische Zwischenfall in Casablanca
wird von dem Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung" so dargcstellt: Ms am 25. September mittags der deutsche Konsulatssekretär Inst in Casablanca in Begleitung eines Konsulatssoldaten einige Fremdenle- gionäre, die sich unter Pen Schutz des Konsulats gestellt hatten, zum Hafen in ein Boot begleitet hatte, das sie zu dem deutschen Dampfer Cintra bringen sollte, wurde ihre Einschiffung durch französisches Militär verhindert. Das Boot schlug um, die Insassen fielen ins Wasser und gerieten in Gefahr zu ertrinken. Tie französischem Soldaten entrissen die Legionäre gewaltsam dem Konsulatssol- baten und schlugen den.Sekretär Just derartig ins Gesicht, daß es an schwoll. Auch zerrissen sie ihm den Anzug. Just erhob gegen die Festnahme der Legionäre Einspruch, -vorauf der Ha- feukapitän ihn mit dem Revolver bedrohte. Darauf erschien der Vizekonsul M aen ß mit einem Tragv- man und verlangte die sofortige Freilassung deS Konsulatssoldaten, der in rohester Weise gefesselt worden, war. Tie Freilassung wurde anfangs verweigert. Erst auf wiederholtes formelles Verlangen: unter dem Vorbehalt weiterer Schritte wurde der Soldat sreigegeben.
Rach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" sind seitens der deutschen Regierung bei der fra n- zö fischen Regierung aus Anlaß des Zwischenfalls in Casablanca bereits Anträge gestellt worden. — Die Vossische Zeitung läßt sich aus Casablanca berichten, es herrsche dort eine furchtbare Erbitterung, gegen die Franzosen. Der deutsche Konsul habe söllig korre kt gehandelt, als er die Fremdenlegio- näre, die sich 'ihm stellten, um ihrer Militärpflicht zu genügen, heimschaffen wollte. Tie deutschen Behörden nähmen den Standpunkt ein, daß die Verträge mit der Fremdenlegion rein private Verträge seien, denen staatliche Verpflichtungen der Leute Vorgehen. Das deutsche Konsulat habe nach seinen Jnstruktionenvon Berlin gehandelt. — Die französische Regierung hat, wie „Petit Parisien" meldet, sofort den General d'Amade beauftragt, den Zwischenfall eingehend zu untersuchen. Erst nach Eingang seines Berichtes, der zweifellos mit dem deutschen Berichte ver
glichen werden würde, werde eine Entscheidung gefaßt werden. Es lasse sich voranssehen, daß der Zwischenfall keine ernsten diplomatischen Folgen haben werde. Doch gebe die Angelegenheit Anlaß, eine Reihe von Fragen im internationalen Recht zu erörtern und zu regeln.
-«! -» *
Diplomatische Proteste gegen den bulgarischen Gewaltstreich.
Ter österreichisch-ungarische Geschäftsträger Graf Ezerni protestierte bei der bulgarischen Regierung im Auftrag der österreichisch-ungarischen Regierung in der Angelegenheit der Wegnahme der bulgarischen Strecke der Orientbahn durch die bulgarische Regierung. Die bulgarische Regierung wird nach einer Ministerratssitzung, welche nach dem für gestern erwarteten Eintreffen des Ministerpräsidenten Marinoff aus Wien stattfinden soll, den Protest beantworten. — Der deutsche diplomatische Agent hat sich dem Protest des österreichisch-ungarischen Geschäftsträgers.wegen der Wegnahme der Orientbahn durch die bulgarische Regierung angeschlossen und dessen Forderung auf Herausgabe der ostrumänischen Bahn, sowie der Herstellung des stntns guv ante unterstützt. — Wie der „Nationalzeitung" von angeblich gutunterrichteter Seite aus Wien gemeldet wird, soll die Pforte dem österreichischen Botschafter in Konstantinopel erklärt haben, die Türkei würde, falls Bulgarien die Strecken der Orientbahn weiter besetzt halten würde, auch vor den äußersten Mitteln nicht zurückschr ecken, um diesen Gewaltakt zu verhindern.
Tie englische Re gierung hat, wie das „Reu- tersche Bureau" meldet, der bulgarischen Regierung mitgeteilt, daß sie der Meinung sei, daß die Fortdauer der Be - setzung der Orientbahn sich nicht rechtfertigen lasse.
Trotz dieser Proteste ist das bulgarische Volk anderer Ansicht. Es hat in Sofia in einer von mehreren tausend Personen besuchten Versammlung die Besitzergreifung der Orientbahn durch die bulgarische Regierung gebilligt, der Regierung Unterstützung versprochen und sie aufgefordert, die Bahnstrecke n pcht zurück z u g e b c n. Auch in Rusts ch u k und in mehreren südbulgarischen Städten fanden ähnliche Versammlungen statt.
Tie „Pol. Korresp." erhält von zuständiger bulgarischer Seite eine Mitteilung, wonach die bulgarische Regierung entschlossen ist, die durch die Betriebsüber
nahme der Orientbahnstrecke entstandenen Differenzen einer einvernehmlichen Lösung unter gewissenhafter Schonung der Rechtsansprüche aller in Betracht kommenden Interessenten zuzuführen. Ms ,allerwahrscheinlich- ster Modus der Lösung gilt allgemein eine gütliche Ablösung des der Betriebsgesellschaft der Orientbahnen zustehenden Exploitionsrechtes durch deutlichen Erwerb seitens des bulgarischen Staates. Bisher ist in Sofia kein Anlaß zu der Annahme, daß nichts etwa auch die Pforte und die Betriebsgesellschaft die Ermöglichung einer friedlichen Lösung als die unter den obwaltenden Umständen richtigste Politik halten.
Tages-Chronik.
München, 28. Sept. Der König u nd die Königin von Spanien unternahmen heute Nachmittag eine Rundfahrt durch die Stadt. Gegen 6 Uhr begast sich der König nach dem Rathaus, wo ein offizieller Empfang durch die städtischen Körperschaften stattfand. Iw Repräsentationssaal nahm der König den Mrentrunk entgegen.
Frankfrrrt a. M., 28. Sept. Heute nachmittag zwei Uhr folgten die Mitglieder des internationalen Pressekongresses einer Einladung der Redaktion und des Verlags der Frankfurter Zeitung zu einem Festbankett in dem prächtig geschmückten Saale des Frankfurter Hofes, zu dem auch die Spitzen der städtischen und staatlichen Behörden erschienen waren. Nach dem Diner besichtigten zahlreiche Teilnehmer den Betrieb der Frankfurter Zeitung. Heute abeud 7 Uhr findet im Opernhaus« Festvorstellung statt. Ten Tag beschließt ein Bierabend in den Räumen des Kaufmännischen Vereins, zu dem der Frankfurter Generalanzeiger und die Frankfurter Nachrichten Einladungen haben ergehen lassen.
Jena, 28. Sept. In Anwesenheit von etwa 50 Professoren und Privatdozenten der Universitäten unst technischen Hochschulen des deutschen Reiches und Deutsch- Oesterreichs wurde hier der 2. deutsche Hoch schulte hrertag von Prof. Rein-Jena eröffnet.
Wien, 28. Sept. Der Pol. Korresp. zufolge, ist die Erwiderung Oesterreich-Ungarns auf die französisch- spanische Marokkonot« dem französischen und den spanischen Botschafter in Wien zugegangen. Sie lautet in! allen wesentlichen Punkten zustimmend, betont aber die Notwendigkeit eines solidarischen Vorgehens Europas in der Marokkofrage.
Welch' ein Narr ist der Mensch! In allem muß er sich spiegeln! belbsi in Sonne und Mond bat er sein Antlitz entdeckt.
Fr. Hebbel.
Rosa-Marina.
Rr«su von Mel»ti von Java. Demsch vo» Leo v«» Heemstedc.
(Fortsetzung.)
. Stimme klang so zärtlich und so flehend, als wenn st, cwnderes Zeichen der Herzlichkeit seinerseits erwartet hätte ^ er gab ihr nicht einmal die Hand; er wendete ihr der
zu und tat. als wenn er etwas auf seinem Schreibtisch«
er
«Gute Nacht. Rose. Wohl zu ruhen!"
sie entfernte sich, tief traurig, ohne selbst zu wissen weshalb ^ ja froh sein, daß ihr Onkel wieder da war, aber üar ^ ^ w niedergeschlagen, wie sie es seit der Zeit e hier wohnte, nicht mehr gewesen war.
IeM ^ Morgen, welcher der stürmischen Nacht folgte, war grau, - .""Dunkel; die Wellen schlugen ungestüm an das Land, vii^ empört über das grausame Spiel, das gestern " Men getrieben worden war.
Der Doktor
war kurz nach Mitternacht zu der Frau des ickeb aeruscn worden und erst gegen sieben Uhr heimle«.,, sich ein paar Stündchen Ruhe nnd erschien erst
' ltbr i„e Wohnzimmer.
öandcn'b stand bereit, nnd Nose-Marie saß mit einer
^pcm gewöhnlichen Plav; ihre Aufregung war 'leich r"dig, ielbst ein wenig matt, uno sah
— . und ihre Augen waren schwarz umrändert.
„Hast Du gut geschlafen?" fragte Adrichem teilnehmend.
„O ja, über Erwartem Das konum gewiß von dev Tropfen."
„Wohl möglich", erwiderte er lächelnd.
Sie frühstückten zwammeii. Der Doktor erzählte jetzt vor seinen gestrigen Erlebnissen und was er später in der Nacht, al- er noch aus war. von dem Sturme gehört hatte. Als er mH dem Frühstück fertig war, stand er auf, um ein paar Besuche iw Dorf zu machen. Rose stellte sich ihm in den Weg.
„Onkel", begann sie mir niedergeschlagenen Augen und gesenkten Hauptes, in der Haltung einer Schuldigen, »waren Si« mir gestern abend bö>e, weil ich mir so große Unruhe Jhrctweger gemacht habe? Ich war so froh, Sie miedcrzusehen, ich wnßt« nicht, was ich tat."
Der Doktor lachte freundlich. „Bewahre der Himmel, Nosv ich war gar nicht böse, aber um Dir die Wahrheit zu sagen, ich hätte lieber gehabt, daß Du Dir keine so große Unruhe machcesi wegen eines alten Mannes."
Er streichelte ihre Wange nud schob sie sanft beiseite; ihr« Augen leuchteten schon wieder.
»Und Du bist gar nicht böse, Onkelchcn?"
„Nein, Kind, nicht im mindesten!"
Dennoch wollte die Last, die Rose-Maries Herz beschwerte, nicht weichen; sie fand beute olles dunkel und traurig. »Das schön, Wetter ist vorbei", sagte sic zur Jungfer Bol, die nur mit einem mürrischen Knurren antwortete: »so schön, wie cs war. wird c- nie mehr werden . . . nein, nie mehr!" Mit einem schwerer Seufzer ging sie an die Arbeit.
Als der Doktor zurückkeürte, hatte er noch viel in der Apotheke zu schaffen, und er trank auch dort seine Tasse Kaffee, dann kam er ins Wohnzimmer.
„Rose" — er gab sich Mühe, seine Stimme fröhlich klingen zu lassen — „ich habe eine gute Nachricht snr Dich, Kind! Ich' habe einen Brief von Frank erhalten; er verlangt sehr nach Dir und fragt an, wann er Dich bemchcn darf."
Aber die gute Nachricht schien eine entgegengesetzte Wirkung bei Rose-Marie bcrvorzubringen. .Nein, nein!" rief sie. »Er 'oll nicht kommen! Ich mag ihn nicht srbrul"
Manu!"
»O nein, ich kann, ich will ihn nicht sehen! Ich mag ih, gar nicht leiben. Onkel, lieber Onkel, schicke mich nicht fort! Laß mich bei Dir bleiben, ich habe Dich tausendmal liebe; als ihn."
Sie warf sich in seine Arme, barg ihr Gesicht au seiner Brust und hielt seine Hände umklammert. Er stieß sie nicht von sich, sondern machte sanft seine Hände los.
ft
.O, laß mich hier bleiben. Onkel! Hier fühle ich mich sicher. Frank versteht mich nicht. Frank ist so . . . so ganz Inders . . . Warum bin ich mir mit ihm verheiratet? Ich bätt, :s nie tun sollen, ich will immer bei Dir bleiben, immer . . . ltoße mich nicht von Dir, Onkel!"
„Liebe Rose, sei verständig. Das geht nicht! Du bist nur nnmal die Frau meines Neffen, er har Dich mir anvertraut ind da er Dich znrnckfordert. mnß ich Dich geben lassen, wenr :s mir auch schwer wird, denn Du bist die Sonne meines ein- önigen Leben? geworden." Seine Stimme zitterte vor Rührung: r hob ihren Kops sanft empor. „Und das. liebes Kind, darr ich wn Dir zu allerletzt entgegennehmen."
„Warum?" fragte ne, mit ihren klaren, reinen Augen ihn, :tzt offen ins Gesicht blickend, »warum darf ich Dich nicht lieben. >ie ich meinen Vater geliebt hätte? Du bist doch wie ein Vater ir mich gewesen, wie ein wahrer Vater."
»Ein Vater, sagst Du. ein Vater? Es ist gerade Deio later, der zwischen uns steht. Laß mich. Kind; Du weißt nicht, «en Du vor Dir hast!"
Seine Strmme klang so düster, daß Rose-Marie erschrak und „willkürlich ein paar Schritte zurückwich. »Ich weiß nicht, war )u meinst . stammelte sie.
svlZt.)
i-