WüvsüLi' Hnreiger

mit Erzähler vom Schwarzwald.

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LÄsloll kr. 41.

Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der ttgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Rr. 22«.

Samstag, den 2«. September

Rundschau.

Ei« Kaisertelegramm au die Journalisten.

Der Kaiser hat an die Präsidenten des,P ress e- kongresses MIHÄm Singer und Georg Schwei­tzer aus Romirrten folgendes Telegramm gerichtet: FÄr das mir durch Sie übermittelte freundliche Be- arüßungs-elegramm spreche ich Ihnen meinen aufrichti- ^ Heu Dank aus. Ich hoffe, das; Sie sich in merner Haupt- und Residenzshadt wohl fühlen und hege dre Er Wartung, daß Sie auch die neuen Beziehungen, die Sre bei dieser neuen Gelegenheit arrknüpfen, in den Dienst der großen zivilisatorischen Aufgabe stellen, welche der Presse obliegt."

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Die badischen Sozialdemokraten zum Nürnberger Parteitag.

Auch die Sozialdemokraten in Karlsruhe haben ge­gen den Beschluß des Nürnberger Parteitags zur Bud­getsrage protestiert. Sie haben nach einem Referat des Abgeordneten Kolb, der den Standpunkt der 66 Süddeutschen unter lebhaftem Beifall vertrat, folgende Resolution angenommen:

Die Versammlung erklärt sich mit dem Verhalten der Delegierten des 10. bad. Reichstagswahlkreises ans dem Parteitag in Nürnberg einverstanden. Sie bedauert den dortselbst gefaßten Beschluß hinsicht­lick der Budgetabstimmung und hält denselben für in der Praxis undurchführbar, da er geeignet er­scheint, unsere Bewegung zu hemmen und die Tätig­keit unserer Abgeordneten im badischen Parlament zu erschweren. Die Versammlung ist der Ansicht, daß die Frage der Budgetbewilligung nach wie vor den für ihre Abstimmung verantwortlichen Fraktionen überlassen bleiben muß und sie billigt deshalb die auf dem Parteitag von den süddeutschen Delegierten ab­gegebene Erklärung."

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Zur Haftentlassung des Fürsten Enlcnburg

Tie Nachricht von der Aufhebung des Haftbefehls gegen den Fürsten Eulenburg hat überall die größte Ueber- raschung hervorgerufeu. Wir erfahren darüber weitere- Einzelheiten. Seit vorigen Freitag wußte die Familie bereits, daß am Dienstag die Beschlußkammer die Ent­scheidung über die i/hr unterbreiteten Anträge treffen

würde. Um 12 Uhr bereits versammelten sich die Zln gehörigen des fürstlichen Hauses im Wartezimmer der Charitee, um die Entscheidung abzuwarten. Ihre Ge dnld wurde hart auf die Probe gestellt. Eine halbe Stunde nach der anderen verging, ohne daß Nachricht eintras. Um 1 / 2 Z Uhr überbrachte Justizrat Wronker die Kunde, daß die Beschlußkammer die Aufhebung der Haft angeordnet habe. Ter Fürst, der zurzeit sehr elend ist, mußte in schonender Weise auf diese neue Tatsache vorbereitet werden. Er lag apathisch auf seinem Bette, als ihm die Kunde wurde. Nur ein schtvaches 'Aufleuchten der Augen zeigte, welchen^ Eindruck die Nachricht auf ihn machte. Der älteste Sohn des Fürsten, der sich zurzeit in Steiermark befindet, wurde von dem Gerichtsbeschluß in Kenntnis gesetzt. Er kündigte feine sofortige Rückkehr am An dem Beschluß der Kammer ist hervorzuheben, daß zunächst der Grundsatz ausgespro­chen wird, daß das Gutachten der Aerzhe allein nicht zur Haftentlassung geführt haben dürfte. Tie Kammer hatte zu prüfen, ob die Gründe, die die Haft als notwendig er­scheinen ließen, noch fortbestehen, sie ist zu der Entscheid­ung gekommen, daß sie wegfallen. Tenn eine Flucht­gefahr ist ausgeschlossen. Daher war auch die Stel­lung einer Kaution nicht notwendig. Die Aussagen der Zeugen sind auch bereits derart feftgelegt, daß eine Verdunkelungsgefahr nicht mehr vorliegt. Diese Um­stände, im Zusammenhang mit dem Gutachten der Aerzte, daß die Hast die Lebensdauer des Fürsten verkürze, ha­ben zur Aufhebung der Haft geführt. Maximilian Har­den grifft die Nachricht auf einer größeren! Erholungs­reise; seinen Aufenthalt hat er, um unliebsamen Fragen über den Stand seines Prozesses aus dem Wege zu gehen, geheim gehalten.

Nach heute eingetroffeuen Meldungen, hat die Aufhebung des H aftb eschl usses auf den Für­sten Eulenburg eine so überraschende psycho­logische Wirkung ausgeübt, daß er schon gestern von den Aerzten für traus portfähig erklärt werden konnte. Infolgedessen hat Donnerstag mittag seine Uebersiedelung von der Charitee nach Sch l 0 ß L i eb en b e r g in der Mark stattgefunden. Ter Transport erfolgte ganz unauffällig in einem Kranken- automobil, und zwar unter Leitung des Churiteearzles Dr. Ritter, der den Kranken in den letzten Wochen behandelt hatte. Anfänglich hatte man daran gedacht, den Fürsten pach seinem Berliner Absteigequartier in der Kaiserin An- gustastraße zu bringen. Doch kam man schließlich dahin, Liebenberg als Aufenthaltsort zu wählen, da die Aerzte der Ansicht Ausdruck gaben, daß nur in Liebenöerg der

1»«8.

Fürst wieder genesen könne, um seine Berhandlungs- fähigkeit wieder zu erlangen.

Tageö-Chrornk.

Ans Hohenzoller», 25. Sept. Zur Inthronisation des Erzabtes Jldephons Schober von Beuron sind zahl­reiche Glückwunschtelegramme eingelaufen,. darunter solche des Fürsten Wilhelm von Ho Heuzollern, des Kaisers und des Papstes. Letzterer drückte in der Konfirmationsde­pesche seine Freude über die gesegnete Wahl aus. Ter Kaiser telegraphierte aus Rominten:lieber die Meld­ung von Ihrer Wahl Zum Erzabte von Beuron habe ich mich herzlich gefreut und ich wünsche Ihnen zu Ihrem neuen Amte Gottes reichsten Segen. Ich vertraue zu­versichtlich, daß die jetzt unter Ihrer Führung stehende Niederlassung sich im Sinne des Heimgegangenen unver­geßlichen Erzabtes Placidus Wvlter weiter entwickeln wird, getragen vom Geiste christlicher Liebe und Eintracht, zum Segen Sigmaringens und des deutschen Vaterlandes. Meiner Teilnahme und ferneren Unterstützung können Sie dann gewiß sein. Wilhelm. I. It."

Meiningen, 24. Sept. Die amtliche Mitwirk­ung der Geistlichen bei Feuerbestattungen ist im Herzogtum Sachsen-Meiningen durch einen Erlaß des Oberkirchenrates ungeordnet worden.

Petersburg, 24. Sept. Die Cholerastatistik tv-eist heute 354 Neuerkrankungen an Celera und 172 Todesfälle auf. Tie Gesamtzahl der Erkrank­ungen beträgt 1705.

Luftschiffahrl.

Zeppelin.

Friedrichshofen, 24. Sept. Für die Ar­beiter-Kolonie und die Beamtenhäuser ivird die Zeppelin-Gesellschaft eine allgemeine Konkur­renz eröffnen und sämtliche deutsche Architekten zum freien Wettbewerb einladen. Preise, über deren Höheilbestimnmng noch nichts beschlossen ist, sollen für die besten Entwürfe ausgesetzt werden. Tie Häuser sol­len auf eigene Rechnung der Zeppelin-Ge­sellschaft erbaut werden.

Deutsche Alugmaschineu.

Die Versuche in der Lustschissahrt werden sich iu

näckister Zeit in Deutschland' nickt nur an

die

Kl-

Nicht das Denken, sonder,, das Leide» enthalt den wirksamsten Impiils des gesellschaftlichen Fortschritts. R. v. Ehering.

Rosa-Marina.

v n 1>! kl. > i vk » Za va.

D ii-sa, rsr, 1 ,0 dar v e s n c 0 c.

lVtachdrnck uerdoken.-

(Fortsetzuug.)

Rose-Marie stand am Fenster und sab, wie der Himmel, ds» «m Morgen nock so klar und durchsichtig war, von allen Seiten don schwarzen Wolken bestürmt wurde; sie kamen aus allen mMungen herangezoge», ballten sich zusammen, rissen sich wieder ^s. und es war. als wenn die Sonne, über ihr bassenswertes «Viel empört, sie jedesmal mit Riesenarmen von einander schiede, «ni dann ihre blutroten Strahlen über das Meer zu ergießen, as immer ungestümer wurde und mehr und niehr dem Strande sich näherte.

wie ein Ungeheuer, dachte Rose-Marie, das die Erde Miluigen will, so ingrimmig kommen die Wolken heran- ^ urnil, um dann jedesmal mit verbissener Wut wieder zurück- »»kriechen.

lvkii-^s ^ Wellenkronen wurden immer größer und größer; kick k 1"^"' Mähnen gereizter Löwen gleichend, richteten «och auf und drohend und knurrend überstürzten sich die -nogen in immer rascherer Folge.

»Es wird schlimmes Wetter. Fräulein Rose", sagte die Hans- k«rm, m das Zimmer tretend.

Sause?' 2""°^ Voll Ich wollte, de» Doktor wäre zu

dst ist bei Harmsen wohl geborgen."

-.«ollte er schon dort sein?» ü llvtl lein? Ich denke, er wird bald ziiriickkommen."

daz will ick doch nicht hoffen, das wäre ia schreck­

lich. Dann käme er gerade in das böseste Weiter hinein. Glauben Sie wirklich, daß er schon wieder unterwegs ist Jungfer?"

Nein, nein, machen Sie sich nur keine Sorge! Der Doktor ist nicht erst seit heute oder gestern hier: er Weib ganz genau, wie es bei Sturmwetter bergeht."

Haben Sie hier schon oft solches Wetter erlebt, Jungfer Bol?"

Das will ich meinen! Soll ich das Fenster nicht lieber schließen?"

.Nein nein, ich sehe «S gar zu gern."

Na. jeder nach seinem Geschmack, sagte der Bauer und briet den Hasen mit Haut und Haar. Man sieht es Ihnen übrigens nicht an. daß Sie es gern sehen. Sie zittern jo wie Espenlaub."

.Ich kann nichts dafür, aber es hat nichts auf sich."

Sie blieb am Fenster stehen, ongezogen und zugleich ab­gestoßen von dem Schauspiel des Sturmes, der sich allmählich erhob. Die Sonne hatte es längst aufgegeben, mit den Wolken »u kämpfen; schwere, schwarze Balken batten sich vor sie hin- gcschoben, und nur selten brach noch ein Strahl hindnkch, der dann einen unheimlichen, fahlgelben Lichtstreisen über die graue Decke wars. Die Wogen brausten nicht mehrsie brüllten: der Wind kam von fern aus dem Süden herangestoben und machte einen Lärm, als wenn er auf einem gewaltigen Gefährt über hohe Eisenwege daherpolterte; er begann auf den Dächern zu hämmern, er zischte durch die Straßen, er spielte mit dem Schaum and warf ihn höher und immer höher, wie um den Himmel berausznfordern. der auch von Sekunde zu Sekunde schwärzer und drohender wurde.

»Mein Gott, mein Gott! Schütze alle, die unterwegs sind, auf dem Meere und auf dem Lande!" stammelte Rose-Marie da taumelte sie vom Fenster zurück: von oben nach unien kiß plötzlich das Gewölbe des Himmels entzwei, und eine feurige Schlange zitterte eine Sekunde lang ihr gerade gegen­über. das Zimmer mit einem fahlen, orangefarbenen Licht er­hellend. Mid unmittelbar darauf tönte da? dnmvfe Raffeln und Lnatlcrn des Donners in da- falsche Gelreisch des Windes.

Sehen L-.e wohl", sagie Jungfer Bol.es wird Ihnen nicht gefallen, nach dem Stnrmwetter zu schauen. Es ist kein Anblick für junge Damen, das weiß ich längst"

Zu gleicher Zeit schob sie den rmoen vor das Fenster. Jetzt war der Sturm vor Rose-Maries Angen verschlossen, aber in ihren Ohren wütete er fort. Erde. Luft" und Meer schienen in Aufruhr, und der Wind, der falsche Wind hetzte sie auf: der schürte die Flamme, der raste und tobte, daß alles dröhnte und zitterte bei seinem Herannahen; Dächer wurden aufgerollt, Schornsteine niedergeschmettert, die Wogen bergeshoch empor- geschleudert. O Gott, welch ein Toben! Nahm es denn nie ein Ende? War das vielleicht erst der Anfang?

Rose-Marie ging aus dem Zimmer in die Küche, ihre Angst stieg mit jeder Minute, während Jungfer Bol ruhig mit ihrem Strickstrumpf dasaß.

O wäre der Doktor nur zu Hanse!" rief sie immer wieder von neuem. Dann horchte sie einen Augenblick, sie glaubte einen Wagen beranrollen zu hören, aber es waren nur neue Töne der gräßlichen Symphonie, die von höllischen Musikanten ansgefübrt schien.

Scheiben klirrten und sprangen entzwei, dicke Regentropfen und Hagelschloßen rasselten und prasselten dagegen.

O Jungfer, ich vergebe vor Angst!" schluchzte das Mädchen.

Keine Not, Fräulein, das Haus kann schon einen Puff ans- halten. Wenn man am Meere wohnt, muß man sich an der­gleichen Dinge gewöhnen. Als ich zum erstenmal den Spektakel mitmachte, war cs mir auch etwas unheimlich dabei zumute, aber wir wohnen hier im Mai schon vierzehn Jahre-" ,

War es aber jemals so arg. Jungfer?"

O ja. noch viel toller! Es war im Jahre achtzig, nein ein- midachtzig mein ich, da hätten Sie hier sein müssen, es war. als wenn die Welt vergehen wollte!"

O Gott! Hören Sie doch nur einmal: ist es nicht, als wenn der Himmel auseinander spleißen wollte. Welch ei» Sck'.ag!"

, , ^ (Fortsetzung folgt.) , ;

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