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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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8s! süsn württ. kostonstsllsn unü Voten im Orts- n. flslkbsr- ortsvsrkoür visrtslj. Ist. l.35, siissorkslö ässselbsn Ist. l.35, kusru Ls stsllgslt l 30 Ag.

. Lelekou lir. 41. ,

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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siMnmsn 15 Ag. üis lletitrsüs.

Lei VSisüsrholungen entspr. llsbnlt.

sibonnemsnts noch llebersinknull.

lolsgromm-vltrosss: Zäiiügrrtüslüer '^ildsiad

Nr. 221.

Montag, den 2r. September

1S08.

Momentbilder vom sozial. Parteitag.

(Nachdruck verboten.

6r. Nürnberg, 18. Sept.

X.

Roch immer B udgetbew illigrrng. Das Sch lußwo r t Eb erts. Keine Verständigung. Eine Erklärung der Süddeutschen. Der Sieg der Norddeutschen. Die süddeutsche Erklärung zur Abstimmung.

In der heutigen Sitzung wurde die Diskussion über die B udg etü ewillig ung fortgesetzt. Es kämm aber nur noch zwei Redner zum Wort: Keil- Stuttgart und Frau Luise Zietz - Hamburg. Keil führt aus: Unsere Gegner werden sich über den Parteitag die Hände reTden, denn wir haben uns 'in den letzten zwei Tagen die ungeheuerlichsten Blößen gegeben. Schon seit langer Zeit stehen sich in der Hartei zwe i Gruppen gegenüber, die ,bei jeder GelUenheit Ne­benzwecke verfolgen. Man ist geradezu bemüht, sich Wunden zu schlagen, als wenn zwei verschiedene Parteien nicht Angehörige derselben Partei einander bekämpfen. Fehler, sind auf beiden Seiten gemach! t wor­den, Wir dürfen selbstverständlich dem Klassenstaat, den wir beseitigen wollen, nicht die Mittel zur Fort­existenz bewilligen, andererseits darf man aber auch nicht verfügen, das Budget ein für allemal zu Verwei­gern, Es können doch Fälle eintreten, in denen eine mildere Kampfesweise geboten ist. Ich bitte, den Antrag Frohme zum Beschluß zu erheben.

Nachdem noch Frau Zietz gesprochen, «pachte ein Schlußantrag der Debatte ein Ende und der Partei­sekretär Ebert-Berlin sprach! das Schlußwort. Er führte aus: Parteivorstand und Kontrollkommission ha­ben sich gestern Abend noch einmal eingehend mit der Situation beschäftigt, wie sie sich aus der-, bisherigen Debatte ergebe. Nachdem gerade systematisch! auf die Zuspitzung der Gegensätze hingearbeitet worden ist, konn­ten wir unmöglich von unserem Standpunkt abgehen und es wurde, deshalb einmütig beschlossen, auf der Reso­lution des Parteivorstandes zu bestehen. (Bravo! bei den Norddeutschen). Der Redner geht dann auf die Debatte der letzten Tage eingehend ein und befürwortete die Re­solution des Parteivorstandes, die allein geeignet sei, die Einheit der Partei wiederherzustellen. Er erinnerte kn den alten Spruch:Proletarier Mer Länder vereinigt

Euch!" (Zuruf: Aber vergewaltigt Euch nicht! Große Unruhe!) Wenn wir den Parteitag verlassen, soll es weder Sieger noch Besiegte geben, sondern nur Partei- brüider, die geschossen marschieren. (Lebhafter Beifall). Vor der Abstimmung gab der Lairdtagsabg, Timm- München namens der Mehrheit der süddeutschen Dele­gierten folgende Erklärung ab:

Wir werden der Resolution Frohme trotz aller Bedenken zustimmen, um den Beweis zu liefern, wie hoch uns die Geschlossenheit und das Gesamtwohl der Partei steht. In der vorgesehenen Art der Verständig­ung erblickten »vir auch den Weg, die Frage der Budget­bewilligung in einer Weise zu lösen, die das gegen­seitige Vertrauen mehr als bisher sichert und beson­ders die Selbständigkeit der Fraktionen nach der verfassungsrechtlichen Stellung .der Einzelstraten sicher stellt. 'Würde die Resolution Frohme in irgend einer Weise verschärft, so müßten wir sie ablehnen."

Es begann die Abstimmung. Die Resolution Frohme, welche eine Verständigung ermöglichen soll, wurde mit 217 gegen 160 Stimmen a b g e l e h n t.

Die bereits mitgeteilte Resolution des Par­tei Vorstandes und der Kontrollkommission wurde un­verändert mit

2S8 gegen IIS Stimmen angenommen.

Dafür stimmten geschlossen der Parteivorstand, die Ber­liner und Leipziger Genossen. Dagegen stimmten u. a. Dr. David, Dr. Heine, Noske, Frank, Keil, Hildenbrand, Kolb, Frohme, Segitz, sowie die bekannten Gewerkschafts­führer Legien, Sachse, Hue, Bömelburg-' und Robert Schmidt sowie der neue Landtagsabg. Leinert-Hannover. Nach Verkündigung des Resultates gab Landtagsabg. Segitz unter allgemeiner Spannung folgende

Erklärung:

Parteigenossen! Im Auftrag von 6 6 Delegier­ten ans Bayern, Baden, Württemberg und Hessen habe ich folgende, von jedem einzelnen Dele­gierten Unterzeichnete .Erklärung abzugeben. Die Unter­zeichneten Parteimitglieder erklären:

Wir erkennen dem Parteivorstand als der legitimen Vertretung Her Gesamtpartei die oberste Entscheidung zu in allen prin­zipiellen und in den taktischen Angelegen­heiten, die das ganze Reich berühren) Wir sind aber auch der Ansicht, daß in allen speziellen An­

gelegenheiten der Landtage die Landes- organisation die geeignete und zuständige In­stanz ist, die ans dem Boden des gemeinsamen Pro­gramms den Gang der Landespolitik nach den beson­deren Verhältnissen selbständig zu bestimmen hat und daß die jeweilige Entscheidung über die Bndgetabstimmung dem pflichtgemäßen Ermessen der ihrer Landesorganisation verantwortlichen Land­tagsfraktionen Vorbehalten bleiben muß."

In der Nachmittagssitzung, die bedeutend schwächer besucht war, wurde eine scharfe Resolution gegen'die Kriegshetze angenommen. Außerdem referierte Molkenbuhr überSozialreform und neuer Kurs" Zur Annahme gelangte ferner ein Antrag Frankfurt betr. die Ausnahme einer umfassenden Agitation zur Erring- ,ung des gesetzlichen Neunstnndentags als lieber­gang zum Achtstundentag. Für Samstag, dem letztes Tag' der Tagung, steht die Reichsfinanzreform zur De­batte.

* * *

So hat, wie in Dresden, auch in Nürnberg die radikale Taktik gesiegt. Aber dieser Sieg W ein anderer wie damals. Man kann heute nicht reden! von einer Niederlage der Revisionisten. Die Revisioni­sten wurden wohl niedergestimmt, aber der ganze hitzige Verlaus der Debatten hat klar und deutlich gezeigt, und die von Segitz vorgetragene Erklärung hat es auch zum Ausdruck gebracht, daß die süddeutschen sozialdemokrati­schen Abgeordneten nicht gewillt sind, ihre Anschauung zu ändern. Es' geht ein tiefer Riß durch die Partei: ein großer Teil deutscher Sozialdemokraten mit vielen nam­haften Führern an der Spitze, hat sich in einer prin­zipiellen Anschauung von den übrigen Parteigenossen ge­trennt. Sie wollten sich ihre fernere Arbeit nicht lah­men, die Früchte der bisher geleisteten nicht rauben lassen. Der Revisionismus ist auf dem Marsch und keine noch so scharfe Resolution wird ihn auf seinem Wege änshalten können. Seine Entwicklung aber wird der! deutschen Sozialdemokratie schwere Wunden schlagen'. Nürnberg war der zweite Streich.

Rundschau.

Die Reichsfinanzreform vor dem Bundeörat.

Der Bundesrat trat Freitag nachmittag zum ersten Mal nach den Ferien unter dem Vorsitz desj

Freilich bleiben nicht alle Blüthen um Früchte zu werden cs tut weh> aber wenn die Saat gereift ist und kommt dann ein Hagelwetter und schlägt zu Boden was in die Scheuern eingeführt, werden sollte, das tut noch viel weher Wenn aber nur der Baum stehen bleibt; so ist die Hoffnung nicht verloren.

Frau Rath Goethe.

MwKKKKWEKKKKKSKKWK

Rosa-Marina.

^ Roman von M e l a t i Vv n Ja va.

Dmffch von Leo van Hee-astede.

Fortsetzung.

«Du weißt alles? Auch daß sie mit einem Herrn aus- M?"

»Ja. gewiß, alles ist in beiter Ordnung. Marie ist gerade w anständig. wie ober Deine Schwestern. Ich glaube, da kommt sie, dann will ich eben mit ihr ins Vorzimmer gehen." »Ganz nach Deinem Belieben."

Charlotte ließ ihren Obeiin in den Salon, machte die Wgelmren sorgfältig zu. und als Marie erschien, hieß sie sie o°n bltiemgehen. Das Mädchen trat mit rotgeweinten, ge- >4>volle»en Angen ein. sehr schüchtern und verlegen.

»Marie", sggie der Doktor laut,ich habe Deinen Papa gut kle'ainil und Dich schon lange Zeit gesucht. Ich habe den Auf­trag bekommen, für Dich zu sorgen, und Frau Sandberg in ganz «noerstanden, daß Du unverzüglich mit mir nach Luinwiji Mrst." Adrichem sprach sehr laut, denn da Charlotte die Türe ° sorgfältig verschlossen batte, wußte er bestimmt, daß sie da- Mter stand und lauschte.

^ Ron-Marie sah ihn erstaunt an. Er flüsterte ihr rasch zu: -Enk ist hei mir gewesen. - Ich weiß alles. Du bleibst einst- wciien bei mir. verstanden?"

Zdre matten Angen bekamen neuen Glanz. »O. Doktor,

dm ich so froh!"

rasch eingepackt.. . eins» zwei, drei!" sagte er wieder

E eben ein wenig frühstücken, dann fahren wir

mcicg fort." -

Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Tvanotte war so eitrig mit der Kaffeekanne beschäftigt, als wenn sie seit der letzten kalben Stunde an gar nichts mehr gedacht hätte. Sandberg fand sich ein, man frühstückte zusammen, und als man damit fertig mar. stand Maries Koffer im Gang und eine Droschke vor der Türe.

Der Koffer wurde aufgeladen. Charlotte wollte noch mit Marie abrcchnen.

.Das ist nicht nötig", sagte Adrichem hastig,gib das Geld nur den Armen. Meine Pflegetochter braucht keinen Lohn mehr."

Nachdem der Wagen fortgefahren war. schauten Sandberg und seine Frau einander verdutzt an. und er sagte:So etwas ist mir noch nie oorgekommeu."

Und als Charlotte am Abend zu ihrer Mutter und ihren Schwestern kam, während Frank auch zugegen war, war das erste, was sie sagie:Wenn Ihr wüßtet, was mir heute mittag passiert ist! ... Es ist ein ganzer Roman . . . dieses Mädchen, die Marie" usw. usw. ^

Noch ehe der Wagen am Bahnhof vorgefahren war, brach in Rose-Maries Angesicht die Sonne durch die Wolken. Sie war so glücklich, so fröhlich, das Herz schlug ihr so leicht und hoffnungsvoll; sie sah den Doktor mit strahlenden Augen an und bestürmte ihn mit hundert Fragen.

O. - Herr Doktor, wenn Sie wüßten, wie verzweifelt ich war. Sie kamen als Retter in der Not. Ich vertraute mich niemand so gem an. als Ihnen. Und wo ist Frank? Kommt er auch nach Duinwijk? Oder bleibe ich allein bei Ihnen?"

Du bleibst bei mir, Rose, bis er verständiger geworden ist und Deinen Wert zu schätzen weiß." .

Meinen Wert zu schätzen!" es lagerte sich wieder ein Wölkchen über der Sonnewie sollte er dazu kommen? Es reut ihn. mich zur Frau genommen zu haben . .

-Komm. Kind, so darfst Du nicht reden. Du weißt Deinen eigenen Wert hoch zu halten, das hast Du sattsam bewiesen, und die Zeit wird kommen, da Dein Pi«nn Dich auch schätzen lernen wird."

Die Wolke wurde drohender.Doktor", sagte sie. ihre Hände faltend. ..habe ich verkehrt gehandelt? Ich hatte ja nie­mand, den ich um Rat fragen konnte. Ich habe so oft an Sie gedacht, ich habe Ihnen so oft schreiben wollen, aber ,. aber ich wagte es nicht."

Weshalb dachtest Du denn an mich?"

Eine liebliche Nöte überflog ihr Antlitz.Ich weiß eS nicht. . . weil .. . weil Sie der einzige Mann sind, der mir Vertrauen einflößt. Sie sind so ganz anders, als mein Stief­vater und selbst als Frank. Sie wissen, was Sie wollen uni» auch weshalb Sie es wollen."

Adrichem mußte lachen.Ei. Ei! Machst Du solche Charaktcrstudieu? Und das andere denn: weshalb wagtest Da es nicht?"

Frank sagte, daß Sie seine Heirat so sehr gemißbilligt hätten."

Das ist wahr; aber nicht, weil er Dich zur Frau nahm, sondern weil ich wußte, welcher Grund ihn dazu bestimmte." .

Sie wußten das?"

Ja, und ich war so feigherzig und trüge, mich nicht hinein zn mischen. Ich wußte damals nicht, mit welchem Recht ich eS hätte tun dürfen. Hätte ich damals gewußt, was ich jetzt weiß . . ."

Was denn, Herr Doktor?"

Daß Du Doremaels Tochter bist!" :

«Haben Sie meinen Vater denn wirklich gekannt?"

Ja, ich habe ibn gekannt."

Dann müssen Sie mir viel von ihm erzählen? Ich war fünf Jahre alt. als er starb. Mama Hatt5 ihn so sehr lieb, weit mehr, als den andern. Es war aber auch ein Unterschied, wie Tag und Nacht. Nicht wahr, Herr Doktor, mein lieber Papa war ein guter und edler Mann?"

Ja, Rose, das war er!"

Ich stelle ihn nur immer vor. wie Sie: ernst, aber gut, freundlich, verständig; ein Mann, zu dem man einvorschaueil mußte. Das sagte Mama immer. AL. daß sie sich später von diesem Giesinger betören ließ! Das hat all dieses Elend herbe» geführt,'.

(Fortsetzung folgt.) ^