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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
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Nr. Ä2<».
Momentbilder vom sozial. Parteitag.
(Nachdruck verboten.)
6r. Nürnberg, 16. September.
VII.
Die süddeutsche Budgetbewilig ung. — Der gefangene P a r t e i v o r st a n d. — Die Peitsche für die preußische Regierung. — Die Leipziger Volkszeitung spuckt.
Die Nachmittagssitzung begann mit einer Geschäfts- ordnuugsdebatte. Es wurde beschlossen, auch den Verteilt der badischen und bayerischen Mnoritäten eine verlängerte Redezeit von 30 Minuten zu gewähren. Da die ersten . 30 eingezeichneten Diskussionsredner sämtlich Ms Süddeutschland waren, so hat Wels-Berlin begründete Furcht, daß bis morgen Mittag nur Freunde der Budgetbewilligung' gesprochen haben würden. Ein solches Vorgehen findet natürlich nicht den Beifall der redefrohen Beniner, und so wurde flugs ein Antrag eingebracht, daß immer auf einen Freund der Bndgetbewil- liger ein Gegner zu folgen habe. Der Parteitag beschloß in diesem Sinne. — Darauf erhielt für die badischen Budgetbew-illiger Landtagsabg. Tr. Frank-Mannheim das Wort. Er führte aus: Jedes Wort, das gegen uns „Disziplinverbrecher" geschlendert worden ist, fallt zurück aus die Arbeiterklasse. Das Volk soll berufen sein, eine Welt zu erorbern u. sollte nicht in der Lage sein, einige Abgeordnete desl Landtags zu kontrollieren? Sollte das Volk denn lauter Kretins in das Wgeordnetenhaus senden? Die Leute, die das Gras des historischen Materia- lismns wachsen! hören, haben sich die Sache sehr leicht gemacht. Wir sind keine revisionistischen Verschwörer; es war kein Rattenfänger von Hameln oder ein bayerischer oder norddeutscher Hiesel, der uns führte, sondern es waren ernste Tatsachen, die uns zu der Entscheidung führten. Was wir getan haben, war der Ausfluß unseres parteigenössischen Pflichtbewnßtseins, es war der Ausfluß unserer Beteiligung am parlamentarischen Leben überhaupt. Int Jahre 1891 richteten die Berliner ihre vergifteten Pfeile gegen Liebknecht und Bebel (Widerspruch) ich mein« die damaligen Berliner. Heute ist der Partei- Vorstand der Fahnenträger der Berliner (Widerspruch), das ist gelinde gesagt, eigentlich müßte es heißen, der Parteivorstand ist der Gefangene der Berliner. Der Redner erinnerte an die Abschlüsse der Tarifverträge. Was würde geschehen, wenn Position für Position durchberaten
Nicht der ist auf Erden verwaist. Dessen Vater und Mutter gestorben. Sondern der für Herz und Geist Keine Lieb' und kein Wissen erworben.
Rückert.
Rosa-Marina.
^ 0 ) Roma» von Melati von Java.
Deutsch von Leo van Heemstede.
(Nachdruck verboten.)
— Fortsetzung. __
»Du bist auch noch nie bei mir gewesen, Onkel, und ich bin schon seit sechs Jahren verheiratet!"
-Na. das Essen wird Dir hoffentlich doch wohl geschmeckt «oben? Aber ich will Dir lieber gleich sagen, weshalb ich hier- «» gekommen bin. Ich muß sehr bedauern, wenn ich unhöflich «in; ober es ist nicht so sehr Deinetwegen, als wegen Deines Meitmädchens.' 178
-Wegen Marie . . .!! Ach Gott. Onkel, was ist denn los? ^ es mir rasch! Ist etwas nicht im Lakens Die Polizei hat och hoffentlich nichts damit zu schaffen?"
-Avec Kind, wozu die Aufregung? Was hast Du nur?" »Ach Onkel, dieses Geschöpf. .
-Was ist damit? Fällt sie Dir so sehr zur Last?"
»Durchaus nicht, aber ich weiß nicht, was ich an ihr habe, «b uicht mehr, ich war gerade mit ihr beschäftigt . . .
er bas erzähle ich Dir nachher. Sage mir erst, was Dn von « weißt. Es ist gewiß etwas sehr Wichtiges, daß Du ihret- M wgar eine Reise unternimmst."
... es ist etwas sehr Wichtiges. Ich habe in Erfahrung
d°ß sie das Mädchen ist, das ich schon seit Jahren dient' ^Eor eines Freundes, der mit mir bei der Marine k - - datte versprochen, für sie zu sorgen, und nun höre ^ dai Dir als Dienstmädchen ist. Wie nennst
Samstag, den IS. September
ist, und am Schlüsse wollte man „Nein!" sagen. (Stürmische Unterbrechung.) Wir wollen den Staat erobern, das geschieht nicht dadurch, daß man von Zeit zu Zeit „Nein" sagt. Es ist ein Streit um eine Zeremonie, durch die auch nicht ein Stein am Staatsbau verrückt wird. Und das nannte man Disziplinbruch, es war Partei-Hochverrat, man merkte die Nähe des Reichsgerichts. ^Heiterkeit)/ Viele von den Delegierten sind hieher gekommen, nicht um uns zu überzeugen, sondern uns zu überstimmen. (Widerspruch). Der Widerspruch ist erfreulich, anfangs sah es anders aus. Aber was geschieht, wenn die Resolution zur Annahme gelangt und wir gezwungen werden, gegen das Budget zu stimmen, trotzdem unsere Gegner Wissen, daß wir dafür stimmen: wollen. Wir halten Sie — zu den Norddeutschen — heute noch für ümsere Kampfgenossen und Brüder. Sie dürfen uns nicht ln eine Situation bringen, die den Einfluß der Arbeiterklasse zurückdrängen würde. Wenn die Partei zerrissen! wird (Zuruf: Wer zerreißt sie denn?) Referent fährt fort: Wir sind doch keine Kinder, die sich gegenseitig die Schuld zuschieben. Wir sind zu ernster Arbeit zusammen gekommen, um zu erwägen, wie ein Unglück für die Partei verhütet nnrd. Wir würden dieses nicht nur ein Unglück für die Sozialdemokratie in Deutschland, sondern für die ganze politische Entwicklung in Deutschland und Europa halten. (?!) Die Resolution des Parteivorstandes' ist für uns unannehmbar und er bitte, sie abzulehnen, im Interesse der Einheit, die der Arbeiterschaft nottut? (Lebhafter Beifall bei den Süddeutschen.) — Ter letzte Korreferent ist Reichstagsabg.. Hilde nbran d-Stuttgart. Er führt aus: Tie Anklage, die heute gegen uns gestellt ist, lautet auf Disziplinbruch und Parteiverrat. Die Leipz. Volkszeitung" hat von parlamentarischen Kretinismus gesprochen Die Kampfesart der Leipziger Bolkszeitung wird so lange dauern wie die Geduld der Leipziger Parteigenossen es gestattet, daß jeder Anständige Mann in der Arbeiterbewegung in der Leipz. Volksztg. angespuckt wird. (Lebhafter Beifall) Hat sie doch verlangt, daß wir mit glühendem Eisen aus der Partei ansgebrannt werden. Wir haben in Württemberg Vieles erreicht durch praktische Arbeit. Wir können die Württemberger Regierung nicht mit derselben Peitsche schlagen, mit der die preußische Regierung geschlagen werden sollte. Bei der Annahme der Resolution des Parteivorstandes würde es ihm ü. seinen Parteigenossen unmöglich sein, die Arbeiterinteressen im Parlament zu vertreten. Ein solcher Beschluß ist von einer Tragweite, daß Sie es gar nicht ermessen können. (Langanhaltender Beifall).
„Marie." ^
„Und weiter?"
„Ja, weiter ... wie heißt sie nur gleich? Dor . . . Door .. . etwas von Dornbusch, Dornmann oder dergleichen."
„Das stimmt. Na. ich muß sagen. Du scheinst Dich sehr um Deine Dienstboten zu kümmern, Väschen, daß Du nicht einmal ihre Namen kennst."
„Aber Onkel!" entgegnete Charlotte, über und über errötend, „wie kann ich sie alle behalten! Das ist ein fortwährender Wechsel, und dabei ist Marie in betreff ihrer Familienangelegenheiten so verschlossen wie möglich: kein Wörtchen bringt man aus ihr heraus."
„Ihren Vater habe ich gut gekannt."
„War er Matrose auf Deinem Schiff!"
„Matrose? Er stand über mir. Ich batte stets die Absicht, wie ich Dir schon sagte, für sein Kind zu sorgen: aber ich nahm bestimmt an, es sei in Indien gut geborgen."
„Und wie hast Du denn erfahren, daß sie bei mir ist?"
„Ja. Kind, das ist eine gar zu verwickelte Geschichte, das läßt sich nicht in wenigen Motten erzählen, und Du hast auch nichts an der Erzählung." -
„Bitte. Onkel, erzähle mir doch; dann werde ich Dir auch Näheres von ihr mitteilcn."
„Das ist nicht nötig."
„Es ist ein sonderbares Mädchen ... soll ich sie rufen?"
„Ja, ich wollte sie gleich mitnchmen, wenn es Dir recht ist."
„Aber Onkel, so stehenden Fußes? ... Du mußt wissen, ich batte gerade Streit mit ihr. ich habe ihr gekündigt. Laß mich Dir erzählen. .
„Nein, nein, nein! Ich habe keine Zeit, sie muß mit mir gehen. Ich will erst unter vier Angen mit ihr reden, und dann mag sie sich sofort fertig machen, um mit mir zu kommen."
„Aber Onkel, so Knall und Fall! Was wird Sar.dberg sagen? Und Dn sehest mich in große Verlegenheit. . ."
Der Doktor zog etwas aus seiner Westentasche hervor und drückte es Charlotte in die Hand. „Da hast Dn etwas. «A Dir nachträglich ein Sankt-Nikolans-Geschcnk zu kaufen."
Das Gesicht der jungen Fra« strahlte vor Freude, als sie
rs«8.
Ter Redner wandte sich- dann gegen Bebel. Ein' 'Mann, der an der Spitze der Partei steht, habe die Aufgabe nicht, zu trennen, sondern zu Vereinen. (Lebhafte Zustimmung bei den Süddeutschen). Ter Redner schloß: Ich werde von Nürnberg als Besiegter Weggehen, dessen Anschauungen später einmal von anderen durchgeführt werden. Lehnen Sie deshalb die Resolution ab, damit Sie uns nicht in unserer politischen Ehre kränken und im Interesse der Einigkeit der Partei. (Großer Beifall bei den Süddeutschen).
Bon den Gegnern der Budgetbewillignng sprach als erster Landtagsabg. Simon-Nürnberg. Er bestritt, daß die Abgeordneten von den Massen zur Bewilligung des Budgets gedrängt worden wären. Hätte die Fraktion gegen das Budget gestimmt, es würde kein einziger Widerspruch ans den Arbeiterkreisen haut geworden sein. In gleichem Sinne sprach Reichstagsabg. Eichhorn für die Gegner der badischen Budgetbewil- liger. Die Resolution spreche keine Kritik ans, sondern stelle nur Klarheit her. — Darauf vertagte der Parteitag die Weiterverhandlung auf Donnerstag. Dann sinket die Diskussion statt. Sollten alle 87 Diskussionsredner znm Worte kommen, so dürste die Diskussion gerade zwei SiHungstage ausfüllen.
Or. Nürnberg, 17. September.
VIII.
Die Butgetdebatte.
Der heutige vierte Verhandlungstag brachte die D i s- kussionüber dieBudgetbewilligun gsfrage. Als erster Redner begründte der greise Reichstagsabg. Frohme folgende vermittelnde Resolution:
Ter Parteitag bestätigt von neuem die Resolution des Lübecker Parteitages. Er beschließt, um Streitigkeiten über eine eventnll aus zwingenden Gründen notwendig erscheinende Zustimmung zu einem Budget zu vermeiden, daß sich die Fraktionen in den Einzellandtagen darüber zunächst Nrit ihren Landesvorständen und dem Parteivorstand zu verständigen haben.
Frohme begründete diese Resolution eingehend. Ein großer Teil Parteigenossen sei der Ueberzengung, daß es zwingende Gründe nicht gewesen, dem Budget zuznstim- men, aber es bestehe auch kein Zweifel, daß es in der besten und rechtschaffensten Absicht geschehen. So lange ich die Feder und die Zunge rühren kann, ruft der alte Herr ans, 'werds ich diese unnützen, die Partei schädigenden Diskussionen bekämpfen! und mit Entschiedenheit zurück
bas zerknitterte Papier entfaltete. »Zweihundert Gulden: Aber Onkel» das ist viel zu viel!"
„Mache keine Geschichten; tue damit, was Du willst. Laste Dein Mädchen jetzt kommen, dann trink ich eine Taffe Kaffee mit Dir und Du bestellst eine Droschke, die uns zur Bahn brmat, es ist jetzt viertel nach Zwölf."
„Ich will sie rufen, Onkel."
E Frau Sandberg rief an der Treppe, die zur Küche hinab« führte: „Marie! Marie!"
Käthchen erschien und sagte, Marie sei nach oben gegangen.
Charlotte bedachte sich einen Augenblick, sann stieg sie selbst die fünfzig Stufen hinan, die zu dem kleinen Zimmerchen führten, worin, wie sie wobl erwartete, Marie sich eingeschloffen batte.
Das Mädchen saß. ohne daß sie ihrem Tränenstrom Einhalt zu gebieten vermochte, auf dem Rande ihres Bettes; es war ihr, als wenn sie immer und ohne Aufhöreu fortweinen müsse.
„Sitzest Du da und greinst noch immer?"
„O Madame, ich kann nichts dafür", schluchzte sie, «gar nichts."
„Nun, wasche Dich ein weni, und komme herunter. Es ist Jemand da, um mit Dir zu reden."
„Frank?" wollte sie fragen, aber glücklicherweise hielt sie das Wort noch zurück.
„ES ist, als wenn Du ermordet würdest, so stellst Du Dich an. Ich bin selbst heranfgekommen. weil ich mir wohl dachte^ daß Du Dich noch nicht erholt hättest. Nun mache rasch."
Mit fast übermenschlicher Anstrengung stand Rose auf. und während die Madame hinunterging. kühlte sie ihr brennendes Gesicht mit frischem Wasser.
„Sie ist sehr niedergeschlagen", sagte Charlotte. „Es bat mir sehr leid getan, daß ich ihr den Dienst aufsagen mußte, denn solch ein Mädchen bekomme ich nie wieder. Und sie war auch sehr gern hier, sonst würde sie sich es jetzt nicht so zu Herzen nehmest, daß sie fort muß. Da Du Dich aber so sehr für sie interessierst, Onkel, will ich Dir doch eben die Gründe aus« einandersetzen, die mich nötigten ..."
„Später, später, Kind. Ich weiß übrigens schon alles." . , (Fortsetzung folgt.)
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