Her kreis 5üiisA'WMer
__
Wüvsüer Unreiger uiiül'ggMgtt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
sirsülsint gn külsn Äerktggen. KSomsment
in rlerAsütvisrlsIMi'I. LI. 1.35 mongtl. 45 A.
Sei nilen württ. vostsastglisn llnck Voten lm Orts- u. sikMsl'- ortsverkskir viertelt. A. l.35,
luern Lostöllgelii 30 kkg.
Amtsblatt für die Ltadt lVildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. ^
während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
lnsorste nnr 8 ktg. VuLiiiSrtige ro big., <iie kiein- spoltige Ksrmoiiäroils.
vekiomen 15 kig. <lle velitreile.
Lei VSieiierltolüngen entspr. kobsit.
Wonnsments nscii Uebereinlillnit.
7eIegromM'v<!reL58: 5lkiogrrk0Llcl6r MMä.
a--
Nr. 21 A Freitag, de»r 18 . Lepte nbe» i ;s<> 8 .
Momentbilder vom sozial. Parteitag.
(Nachdruck verbalen. '
6 r. Nürnberg, 15 . Sept.
'V.
Tie Maifeier. — Russisch-Polen als Vorbild. —.70000 Mark Maifeierkosten. — Die in d-er Luft schwebende Maifeier.
In der Dienstag-Nachmittagssitzung halte eigentlich die Frage der süddeutschen Budgetbewilligung zur Ver- haridlung kommen sollen, aber dieser Punkt wurde nochmals zurückgestollt und wird erst morgen an die Reihe kommen. Heute referierte zunächst Reichstagsabg. Fischer-Berlin über die
, Maifeier.
Der Referent teilte die zwischen Parteivorstand und Gemralkommission getroffenen Vereinbarungen mit. In diesen heißt es:
„Zur Vorbereitung der Maifeier ist an allen Orten eine Kommission einzusetzen, für die zu gleichen Teilen das Gewerkschastskartell und die Parteiorganisation ihre Vertretung bestimmen. Die Kommission hat die Aufgabe, unter Berücksichtigung der örtlichen und beruflichen Verhältnisse und der Bestimmungen der gewerkschaftlichen Organisationen sowie der Beschlüsse des Parteitages, für eine würdige Feier Sorge zu trägen. Tie Feier darf an keinem anderen Tage als am 1. Mai stattsinden. Die für die Unterstützung nötigen Mittel sind von der Parteiorganisation und der Gewerkschaft am Orte, an welchem die Aussperrung erfolgt, auszu- bri'ngen." Der Anteil der Unterstützung richtet sich nach der Mitgliederzahl der beiden Organisationen."
Da nach der Ansicht der Gewerkschaftsführer die llnterstützungssrage die Hauptfrage der Maifeier ist und nach einem Ausspruch auf dem Bremer Parteitage „Nied maud am 1. Mai ohne Unterstützung auf die Straße gehen werde", so war der Referent wahrscheinlich der Ansicht,, daß die Frage nunmehr glänzend gelöst sei. Er bat deshalb, alle Anträge, welche bezwecken, nachmals in Verhandlungen mit der Generalkommission einzutreten, abzulehnen. — Die meisten Redner waren der Ansicht, daß dieser Beschluß das Ende der Maifeier bedeuten würde, wenn die Entscheidung den örtlichen Instanzen überlassen und von der örtlichen Unterstützung der Ausgesperrten abhängig gemacht werde. Rosa Luxemburg führte aus: Die Unterstütz ungsfrage habe sich
Was ist Zufall anders als der robe Stein, der Leben annimmt unter Bildners Zand? Schiller.
.ex.'
Rosa-Marina.
Roman von Metall von Java.
Deutsch von L eo v an H e emsted e.
(Nachdruck verboten.,
Fortsetzung.
„Das habe ich auch, Madame."
»Tut es Dir denn nicht leid, fortgeben zu müssen?"
»Gewiß, Madame, es tut mir sehr leid."
»Weshalb bist Du denn so eigensinnig? Warum sagst Du RA einfach: es ist mein Schatz und er hat redliche Absichten? Du weißt, es ist hier ein anständiges Haus, wir wollen nur Rite Mädchen haben, mein Mann sowohl als ich; Mädchen von der Straße können wir nicht brauchen."
Rose-Maries Livven zitterten und Tränen sprangen ihr in d>e Augen. «Wofür halten Sie mich, Madame?" fragte sie mit mnstem Vorwurf.
»Ich halte Dich nicht dafür! Nein, wirklich mckt! Ich hätte es nie von Dir erwartet, ich habe mich sehr in Dir getäuscht. Mer weshalb willst Du mir kein- Vertrauen schenken? Ich tvnde keinen Mißbrauch davon machen Betrachte mich als Deine Mutt..M Deine ältere Schwester."
, Das Mädchen wendete den Kopf ab und preßte die Lippen wr zusammen, während sie mit den Fingern hastig ein paar Tränen fortwischte.
»Wenn Dein Verhältnis das Licht sehen darf, warum tust Du denn so heimlich? Komm, sei doch verständig! Bekennt mir Mes, ich möchte Dich ganz gern behalten, aber wenn Du so kW» bist, dann kann ich es nicht, begreifst Du das?"
»Ja. Madame, ich begreife es ganz gut."
»Und wenn Du mir nicht antwortest, so wirst Du doch jeder
als eine Schlinge erwiesen mit der Hie Maifeier erdrosselt werden solle. Es gebe nur Mitten Weg zur Regelung der Maifeier und das sei die Ausdehnung der Maifeier, wenn die Zahl der am 1. Mai feiernden Arbeiter so groß, geworden, sei Line Maßregelung der Feiernden unmöglich. Solches geschehe schon in Russisch- Polen; in Warschau hätten im letzten Jahr alle Fabriken gefeiert. Wenn sich die Propagierung der Maifeier in sv engen, zaghaften Grenzen halte, so werden die Opfer der Maifeier immer mehr wachsen. Adler- Kiel erklärte, daß, der Beschluß des Parteivorstandes als eine Bremse empfunden werde. Der Parteivorstand sage: Hier stehen wir, wir können nicht weiter! Es gibt jetzt schon einer großen Teil Orte, wo nach der jetzigen Vereinbarung der Maifeier ein Ende gemacht worden sei. N i t s ch - Magdeburg: Man solle doch gleich sagen: Wir machen Schluß, damit die Arbeiter wissen, woran sie sind. Reichstagsabg. Znbeil: In den ersten Jahren waren die Arbeiter für die Maifeier begeistert, als der Parteivorstand gleichsam wie eine Bombe in die Begeisterung fuhr. Nachdem 18 Jahre lang an der Maifeier eine Pferdekur vorgenommen, sei es kein Wunder, wenn sie so bedeutungslos geworden. Man solle deshalb den Mut haben und sagen, es ist ein verfehltes Unternehmen. Die Vorschläge des Vorstandes seien jedenfalls nur gestellt, um die Maifeier zu erwürgen und die Arbeiter in die Hände der Gewerkschaften zu geben. Machen wir deshalb den Schnitt, nur die Maifeier von der Tagesordnung verschwinden zu lassen. Hinweg mit dem toten Wesen! (Vereinzelter Beifall). Der bekannte Gewerkschaftsführer Reichstagsabg. Robert Schmidt polemisierte gegen Rosa Luxemburg, der es mehr um Skandal als um Verständigung zu tun sei. (Widerspruch). Weil ohne Unterstützung eine Maifeier nicht möglich ist, weil wir uns der Opfer annehmen müssen, deshalb verhandelten wir mit dem Parteivorstand. Die Ausgesperrten haben ein Recht auf Unterstützung, denn dazu sind sie organisiert. Wenn sie wirtschaftliche Opfer bringen müssen sie auch unterstützt werden. Deshalb müssen wir mit entscheiden, damit wir nicht in wirtschaftliche Krisen hineinkommen und Schaden erleiden. Wir hatten in diesem Jahre bei den Holzarbeitern in Berlin eine Aussperrung wie seit langen Jahren nicht mehr. Wir haben davon keinen Skandal gemacht, um die Unternehmer nicht darauf aufmerksam zu machen, wie schwer wir getroffen wurden. Hier soll es gesagt werden: Wir haben über 1000 Ausgesperrte gehabt und haben 70 000 Mark Unterstützung gezahlt. Es sind Ausgesperrte bis zu 20 Woandern Dame, bei welcher Dn vorsprichst, antworten müssen. Niemand wird Dich io ohne weiteres annehmcn. wie ich es getan bare. Hast Tu Dir das alles wohl überlegt?"
«Ja, Madame."
„Nun. dann läßt sich weiter nichts machen; ich habe Geduld genug gehabt."
Die Hausglocke ertönte; Rose-Marie machte eine Bewegung, als wenn sie zur Türe geben wollte.
„Nein, nein!" rief Charlotte. «Kälbchen wird wohl öffnen; ich habe nicht gern, wenn mein Mädchen mit einem verweinten Gesicht an der Türe sich zeigt."
Als wenn dieses Wort eine Schleuse geöffnet hätte, so plötzlich brachen bei Marie letzt die Tränen hervor; mit unaufhaltsamer Macht strömten ne über die Wangen; sie schluchzte nicht, sondern druckte die Schürze vor das Gesicht, um den Strom ein- zndämmen, der sich so gewaltsam Bahn brach. Charlotte selbst geriet darüber ia Verlegenheit.
„Aber Kind, was fehlt Dir?"
„Ich kann nichts dafür, Madame", brachte sie mit Mühe hervor, indem sie sich adwanote; sie vermochte sich kaum auf den Beinen zu halten. An den letzten Tagen batte sie weder gegessen noch getrunken, sie fühlte sich so schwach, daß sie nicht imstande war. sich zu beherrschen.
' ' * * *
Kätbchen, die in neugieriger Spannung das Ende der Unterhaltung abwartete, batte, als die Glocke ertönte, ihre Kartoffel» beiseite gesetzt und war zur Türe gegangen.
Ein Herr, dessen Kleidung nach Käthchens Meinung sofort den Kleinstädter verriet, stand ans der Treppe und fragte ziemlich kurz, ob die Madame zu Hause sei. Käihchen bejahte.
„Nu^z, so sagt nnr. Doktor Adrichem sei va."
Die Magd hatte dielen Namen noch nie gehört und ließ den Fremden daher im Hansgang stehen; dann klopfte sie an die Tür oes Wohnzimmers, warf einen raschen Blick auf ihre noch immer sortpre wende Herrin und die weinende Marie, und meldete Herrn Adrichem au.
„Wie . . . Outet hier?" rief Charlotte, vergaß all ihre hans- hllterischen Sorgen und lief rasch ihrem Oheim entgegen, der noch draußen stand.
chen unterstützt worden. Das Beispiel aus Russisch-Po- len sei sehr schön. Aber die russischen Gewerkschaften sind jetzt vollständig zertrümmert. Wir haben andere Verhältnisse, aber auch andere Erfolge. Die Partei habe auch Verpflichtungen, nicht nnr die Verpflichtung zum Redenhalten. (Lebhafter Beifall). Piep-Bremen: Es ist eine Unverschämtheit, wenn ein Genosse, der in erster Reihe in unserer Bewegung steht, der Genossin Luxemburg den Voxwurf macht, daß sie Skandal sucht. (Stürmische Unterbrechung). Ich will damit den Ton djZer Leute kennzeichnen. '(Erneuter Lärm. Rufe: Schluß! Herunter von der Tribüne. Große Unruhe). Es sind dieses Leute, für die ich nicht die geringste Achtung habenkann. (Großer Lärm. Rufe: Schluß! Unverschämtheit. — Der Redner wird zur Oronung gerufen). Ich habe diese Ausführungen nicht auf der Parteischule gelehrt. (Große Heiterkeit. Zuruf: Jeder blamier: sich so gut er kann!) Ich habe schon früher vor Bestehen der Parteischule in dieser Art polemisiert. (Große Heiterkeit). Der Redner verlangt, daß für die Maifeier die Gewerkschaften die finanzielle Grundlage übernehmen. S r-^ m o n - Nürnberg: Es lasse sich nicht ziffernmäßig Nachweisen; welchen Erfolg die Maifeier gehabt. Aber man könne behaupten, daß ohne die Maifeier mit der Arbeitsruhe die Gewerkschaften nicht so groß geworden waren. — Nach einigen weiteren Rednern wurde der Schluß der Debatte notiert und Reichstagsabg. Fischer erhielt das Schlußwort. Er führte aus: Die Maifeier sei niemals mehr geschädigt als durch die heutige Debatte. (Zustimmung und Oho-Ruse). Seit Jahren sind wir einig, daß die Arbeitsruhe die beste Maifeier sei, wo es die Verhältnisse zulassen. Wenn heule gesagt werde, die Unterstützung erwürge die Maifeier, so erwidere er: so können nur Leute reden, die von den Gewerkschaften keine Ahnung haben. Seit der Einführung der Unterstützung datiere der Aufschwung der Gewerkschaften. (Sehr richtig!) Der Referent kam zu dem Schluß, daß der Parteivorstand eine andere Regelung mit der Generalkom- mission für aussichtslos halte. — Bei der nun folgenden Abstimmung wurde die Vereinbarung zwischen Partei und Gewerkschaft nur teilweise gutgeheißen. Tie Frage der Unterstützung der Ausgesperrten wurde mit 191 gegen 122 Stimmen bejaht. VHer die Unterstützung aber aufzubringen hat, wurde unentschieden gelassen. Es gelangte-vielmehr ein Antrag Adler-Kiel zur Annahme: „Der Parteivorstand wird beauftragt, wegen der Unterstützungsfrage in erneute Verhandlungen' mit der Generalkommission einzutreten."
„Aber Onkelchen, welch eine Ueberraschung! Du hier? Welchen: glücklichen Zufall habe ich die Ehre und das Vergnügen Deines Besuches zu danken?"
«Ja, Kind, das lätzt sich nicht in drei Worten sagen."
„Bitte. tritt näher, Onkel; Sandberg wird gleich erscheinen. Wie berrlich! Weiß Mama schon, daß Du in der Stadt bist?"
Während Charlotte ihren Onkel so herzlich bewillkommnete, war Kälbchen rasch in das Zimmer gelaufen und richtete an Marie die neugierige Frage, die ihr auf der Zunge brannte: „Na. wie steht es. mußt Du fort?"
Marie war nicht imstande, zu antworten, wenn sie es auch gewollt hätte.
„Ich würde es mir an Deiner Stelle nicht so sehr zu Herzen nehmen. Er isi ja auch noch da! Er hat Dich in die Patsche gebracht und muß Dich jetzt auch herauszieben."
Die Hausfrau erschien mit ihrem Galle, und die beiden Mädchen entfernten sich rasch. Marie schlupfte durch die Fkiigel- türe in den Salon. Kälbchen tat. als Härte sie etwas am Kaffee» tisch zu schaffen gehabt und ging durch die Gangtüre.
„Ja", sagte Adrichem, „ich kann mir Deine Ueberraschung denken, da ich so plöplich aus der Luit falle, was sonst meine Gewohnheit nicht ist. Ich will Dich auch nicht lange mit allerlei Dingen belästigen, die nicht zur Sache gehören, sondern lieber gleich sagen, um was es sich handelt."
„Aber Du trinkst doch ein Täßchen Kaffee mit uns. Onkel?"
„Ja, das kann ich wohl tun. Mit dem Zuge um zwei Uhr zehn Minute,! reise ich wieder ab."
„Wohin? Nach Tninwijk?"
„Ja, wohin denn sonst? Ich kann nicht lange abkommen. und gerade jetzt erst recht nicht."
„Aber warst Dn schon in der Vondelstraße?"
„Nein, dazu habe ich keine Zeit!"
„Ater Onkel, was wird Mama sagen?"
„Ja, das ist mir einerlei! Uederbringe ihr meine Grüße and sage, ich käme das nächste Mat zu ihr ... wenn wir zehn Jahre älter sind, vielleicht."
(Fortsetzung folgt.)