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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.
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Die Kunst im Zeitalter der Maschine.
Diesen Titel führt ein kleines Geschenkwerkchen, das soeben im Buchverlag der „Hilfe", G. m. b. H., Berlin- Schöneberg, erschienen ist. Das Schriftchen (Preis 50 Psg.) hat zum Verfasser den Reichstagsabgeorüneten F. Naumann, ist in Zweifarbendruck hergestellt, mit Dek- kelzeichnung von A. Ämberg geschmückt, und zum Preise von 50 Psg .in den Buchhandlungen erhältlich. Wir geben aus dieser Schrift Naumanns unseren Lesern einige Zeilen wieder:
„. . . Laßt uns die Fabrikationsmaschine betrachten, wie sie sich vor Jahrzehnten hinter den alten Handwerker setzte und ihm bei seiner Arbeit zusah. Ob er Gewebe fertigstellte oder Hausrat oder Kleidungsstücke, immer sprach die Maschine: der Alte macht gräßlich langsam. Er bringt (so wenig fertig. Ich will viel schneller arbeiten! 'Und sie lernte ihm die einfachsten Handgriffe ab. Die metallenen Hände waren im Anfang noch sehr ungeschickt. Man konnte nur einfachste Formen von ihnen erwarten, und es wäre falsch gewesen, ihnen das feinste Garn oder Leder oder Papier anzuvertrauen. Alle Industrie fängt auf ihrer ersten Stufe mit geringwertiger Massenware an. Bei schlechtem Lohn wird mit billigen Maschinen etwas hergestellt, was weder die Sonne noch den Sturm aushalten kann. Wir erinnern uns, mit welcher Geringschätzung noch oft in den siebziger Jahren von ^ „Fabrikware" geredet wurde. Das klang wie Ausverkauf und Schund. So ist die Zeit, in der die Ma- f .--schine direkt als Kunstzerstörerin auftritt. Sie schiebt ^ ^die alte Handwerkskunst vom Stuhl und füllt die Räume mit Plunder. Auch w.nn man nicht übertreibt, was die alte Durch schnitte Meisterschaft wert war, sie hätte ihr p e r s önl ich e sF le m ent. Mindestens zwei Menschen dachten wirklich über einen neuen Schrank nach, denn das Geschäft stellte 2 50 gleiche Exemplare her, und Emma und Meta und Frieda bekamen genau dieselben Schränke, Bänke und Gardinen. Aus dieser ersten Maschinenperiode sind wir noch keineswegs ganz heraus, aber sie ist im Zurückweichen na chhalbkultivierten Ländern. "Inzwischen kamen wir auf die zweite Stufe.
Als die Maschine sah, daß sie nur geringe 'Arbeit machte, setzte sie sich wieder hinter den Handwerker und sah ihm, nun selber geduldiger werdend, seine Kunst ab. Ganz langsam im Laufe von Jahrzehnten steigerte
Das Zeichen der Vier.
Lwn C«llan Doyle
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Erstes Kapitel.
Beobachtung und Sch lußfo lg er ung.
Der afghanische Feldzug, in dem so viele meiner Landsleute reiche Lorbeeren geerntet hatten, war für mich verhängnisvoll geworden. In einem der ersten Treffen, an ' welchem das Regiment teilnahm, zu dem ich als Militärarzt kommandiert war, erhielt ich einen Schuß ins Bein. Ich wurde nach dem Lazaret geschafft, und meine Wunde fesselte mich viele Wochen ans Krankenlager. Kaum war ich in der Genesung begriffen, als mich ein tückisches Fieber befiel, das einen großen Schwächezu- stand zurückließ. Nur voitz^einer raschen Luftveränderung war Heilung zu hoffen; man hielt es daher für das Beste, mich mit dem nächsten Transportschiff wieder nach England zu befördern.
Meine Mittel waren gering; Verwandte besaß ich bucht; ich hatte mich auf her Reise einigermaßen erholt, wollte meinen Wohnsitz in London nehmen und überlegte, twe ich mich am zweckmäßigsten einrichten könne. 'Da 'am es mir höchst erwünscht, daß ein früherer Kamerad, nuk dem ich zufällig zusammentraf, mich an einen ihm bekannten Herrn wies, der eine schöne, ihm allein aber >u teuere Wohnung gern mit einem passenden Gefähr- l I» ^teilt hätte. Ich lernte in diesem Herrn — Sher- tocr Holmes ist sein Name — einen höchst eigenartigen, Labten Menschen kennen, und trotz unserer großen Ver- Medenheit lebten wir pns bald vortrefflich miteinan- sin..
^ ersten Zeit zerbrach ich mir vielfach den Beruf er eigentlich verfolge, und kam nur 6 z allmählich dahinter, daß er Kriminalist sein müsse, H Wufig von Mitgliedern der Geheimpolizei auf- wurde, die sich Rat bei ihm holten. Bald ver- 'baü ^ wir jedoch selbst Gelegenheit, die geniale Me- äv.' we er bei Untersuchung schwieriger Fälle an- wwte, aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Er
Areitag, der» 22. Mrt
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sie ihre Tüchtigkeit, Griff um Griff, Zug um Zug, Stoß um Stoß. Jede Ecke, jede Rundung, jeder Glanz und jede Prägung ward nun besser herausgebracht. Man müßte' die Geschichte feder einzelnen Maschine beschreiben, wenn man diesen Selb st erziehungs Vorgang rn der Industrie recht verdeutlichen wollte. Und der Erfolg dieser Mühen war, daß das Wort Fabrikware heute etwas ganz anderes bedeutet, als vor dreißig Jahren. Die Fabrikware ist zur Garantie für durchschnittliche Güte geworden. .Jetzt kann man der Maschine wertvolles Material anvertrauen und von ihr verlangen, daß sie tüchtigen haltbaren Mittelbedarf herstellt. Das Gebiet dessen, was die Maschine nicht leisten kann, wird zusehends kleiner. Freilich, je höher eine Arbeit steht, desto weniger kann die Maschine allein ohne Zwischenhilfe von Menschenhand fertig werden. I »aller besseren Ware ist irgendwo Seele. Man nehme Eisen, Ton, Porzellan, Geflecht, immer findet sich aus dem Wege zur Vollkommenheit etwas, was einen kleinen Zuguß Non Persönlichkeit braucht. °Die 'Setzmaschine arbestet gut und sauber, aber feiner Druck will doch noch von den Fingern gesetzt sein. Man sehe die Jnseratenseite von Blättern, die nur Maschinenarbeit sind! Das ist es, was uns zum Verständnis der dritten Stufe hinüberführt.
Nochmals sehen wir die Maschine neben dem Handgewerbe sitzen. Sie grübelt, wie es kommt, daß noch immer der, der etwas ganz gutes haben will, an ihr vorübergeht. Wer ganz gute Teppiche sucht, geht in die Länder, wo mit Händen geknüpft wird. Wer beste Spitzen zahlen kann, wendet sich noch immer an die armen Frauen von Gent und Brüggen Wer Geld und Geist genug hat, um sich ein eigenes, persönliches Dasein zu leisten, der will sitzen an einem Tisch, der für ihn geworden ist. Und die'Maschine, muß sich demütigen und sagen: je besser die Ware, desto mehr bin ich Ni r Dienerin! Bei geringer Produktion ist sie Herrin und er iedrigt den Menschen zur Sklaverei, auch bei guter M assenware ist sie noch das Maßgebende, sie gibt das T. mpo an und verlangt nur klug geleitet zu werden, ab.r je höher -er Formwert der Herstellung steigt, desto mehr steigt der schaffende Mensch wieder in die Höhe, und das Mel ist der Mensch, den "die Maschinen umgeben wie willige Tiere, der aber über ihnen steht, ihr Herr und Meister. Man denke, wer es kennt, an die Herstellung feiner Maßarbeit im Schuhfach mit Hilfe höchst sinnreicher Hilfsmaschinen!
Oder an den Hilfsdienst der mechanischen Sägen bei der künstlerischen Möbelfabrikation! Oder an das Zusammenwirken von Mechanik und Geist in der Gold- und Silberindustrie!"
Erst in diesen künstlerisch vorgeschrittenen Gewerben wird der Mensch zum Menschen trotz aller Maschinen.
„Zeile für Zeile interessant und lehrreich", das gilt für diHe, wie für manche andere Naumannschrift; sie sollten darum noch viel mehr von alten Gebildeten gekauft und gelesen werden.,
/ Württ. Landtag.
^ Kammer der Abgeordneten.
^ SO. Sitzung. ^ '
' ' . Stuttgart, 20. Mai/'
Präsident v. Payer eröffnet die Sitzung um d Uhr IS Min.
Zur Beratung stehen die Anträge der Kommission für Gegenstände der inneren Verwaltung zu verschiedenen' ihr überwiesenen Anträgen aus dem Hause und Eingaben.
Der Abg. Mattutat (Soz.) hatte zum Etat des Departements des Innern für 1907 und 1908 (zu Kap. 20 Tit. 1) folgenden Antrag gestellt:
„Die Kammer wolle beschließen:
Die K. Staatsregierung zu ersuchen, den Ständen ernen Gesetzesentwurs vorzulegen, auf Grund dessen die landesgesetzliche Krankenpflegeversicherung aufgehoben wird und die ihr seither unterstehenden Personenkreise (Dienstboten, landwirtschaftliche Arbeiter, Lehrlinge, Heimarbeiter u. s. w.) der reichsgesetzlichen Krankenversicherung unterstellt werden.*
Die Kommission bestellte den Abg. Mattutat (Soz.) zum Berichterstatter. Dieser berichtet über die Verhandlungen der Kommission, die folgenden Antrag stellt:
„Die K. Regierung zu ersuchen, den Ständen einen Gesetzesentwnrf vorzulegen, auf Grund dessen die reichsgesetzliche Krankenversicherung nach § 133 des Reichsgesetzes auf die land- und forstwirtschastl'.chen Arbeiter ausgedehnt wird.*
Das Zentrum hat hiezu folgenden Antrag eingebracht:
„Die Kammer wolle beschließen:
Die K. Staatsregierung zu ersuchen, den Ständen einen Gesetzesentwurf vorzulege::, auf : d dessen bei der landesgesetzlichen Krankenpflegeversicherung die Dauer
gab mir nicht nur Aufschluß über sein ganzes Verfahren, sondern wählte mich auch zum Gefährten bei seinen Forschungen, welche Licht in manche Angelegenheit brachten, die- anfänglich in undurchdringliches Dunkel gehüllt schien.
Seine.Tatkraft und sein Scharfsinn, solange,er die Fährte verfolgte, erfüllten mich mit Bewunderung; aber kaum war der Schlüssel des Rätsels gefunden, so schien alle Geistesfrische von ihm gewichen, und mein Freund versank in völlige Abgespanntheit.
Ihn in diesem Zustand zu sehen, war 'für mich äußerst peinlich, aber noch unleidlicher erschien mir das Mittel, welches er anwandte, um seinen Trübsinn zu verscheuchen.
Auch heute, als wir im Zimmer beisammen saßen, langte -Sherlock Holmes die Flasche von der Ecke des Kaminsimses herunter und nahm seine Jnduktionsspritze aus dem säubern Lederetui. Mit den weißen, länglichen Fingern stellte er die feine Nadel ein, und schob .seine linke Manschette zurück. Eine kleine Weile ruhten seine Augen gedankenvoll an den zahllosen Narben und Punkten, mit denen sein Handgelenk und der sehnige Vorderarm über und über bedeckt waren. Endlich bohrte er die scharfe Spitze in die Haut, drückte den kleinen Kolben nieder, und sank mit einem Seufzer innigsten Wohlbehagens in seinen samtenen Lehnstuhl zurück.
Seit vielen Monaten hatte ich diesen Hergang täglich dreimal mit angesehen, ohne mich jedoch damit auszusöhnen. "Im Gegenkeil, Tag 'für Tag steigerte sich mein Verdruß bei hem Anblick und in- der Nacht ließ mir der Gedanke keine Ruhe, daß ich zu feige war, um dagegen .einzuschreiten. So oft ich mir aber vornahm, meine Seele von der Last zu befreien, immer wieder erschien mir mein Gefährte, mit der kühlen, nachlässigen Miene, als der letzte Mensch, dem gegenüber man sich Freiheiten herausnehmen dürfe. Seine großen Fähigkeiten, die ganze Art seines Austretens, die vielen Fälle, in denen er seine außerordentliche Begabung schon, vor mir betätigt hatte — das alles machte mich ihm gegenüber ängstlich und zurückhaltend.
Aber an diesem Nachmittage fühlte sch piayLiq„. daß ich es nicht länger aushalten könne. Der starke Wein, den ich beim Frühstück genossen, mochte mir wohil zu Kopfe gestiegen sein, vielleicht .hatte mich auch seine umständliche Manier ganz besonders gereizt.
„Was ist denn heute an der Reihe", fragte ich kühn entschlossen, „Morphium oder Cocain?"
Er erhob die Augen langsam von dem alten Folianten, den er aufgeschlagen hatte.
„Cocain", sagte er, „eine Lösung von sieben Prozent. Wünschen Sie's zu versuchen, Doktor Watson?"
„Wahrhaftig nicht", antwortete ich ziemlich barsch. „Ich habe die Folgen des afghanischen Feldzuges noch nicht verwunden und kann meiner Konstitution dergleichen nicht zumuten."
Er lächelte über meine Heftigkeit. „Vielleicht haben Sic recht, der physische Einfluß ist vermutlich kein guter. Ich finde aber die Wirkung auf den Geist so vorzüglich anregend und klärend, daß alles andere dagegen von geringem Belang ist."
„Aber überlegen Sie doch", mahnte ich eindringlich, „berechnen Sie die Kosten! Mag auch Ihre Hirntätigkeit belebt und erregt werden, so ist es doch ein widernatürlicher, krankhafter Vorgang, der einen gesteigerten Stoffwechsel bedingt und zuletzt dauernde SchwäiA zurücklassen kann. Auch wissen Sie ja selbst, welche düstere Reaktion Sie jedesmal bc' lt. Wahrlich, das Spiel kommt Ihnen zu hoch zu zceyen. Um eines flüchtigen Vergnügens willen setzen Sie sich dem Verlust der hervorragenden Fähigkeiten aus, mit denen Sie begabt sind. Ich sage Ihnen das nicht nur als wohlmeinender Kamerad, sondern als Arzt, da ich mich in dieser Eigenschaft gewissermaf'- sgr Ihre Gesundheit verantwortlich, fühle. Bed. >e das wohl!" —
Er schien nicht .'idigt. Seine Ellenbogen aus die Armlehnen des Strips stützend, legte er die Fingerspitzen gegeneinander, wie jemand, der sich zu einem Gespräch anschickt.
(Fortsetzung folgt.)
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