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Ein Wort gegen den Sprachen Paragraphen.
Professor Dr. Otto Harnack, der Literarhistoriker, schreibt im neuesten Heft des „März" folgende beherzi- gcMverte Worte unter der Ueberschrift „National":
„Wohl kaum ein Wort wird von den Deutschen öffentlich in Rede und Schrift so häufig angewendet, wie das Wort „National". Vom höchsten Pathos bis zur simpelsten Geschästsberechnuirg muß es willig seine Dienste tun. Man kann lesen, "daß Zigarrenhändler ihre Ware mit den: warmen Appell anpreisen, daß man sie lüxh als ^nationale" jedenfalls der ausländischen vorziehen muffe! Und wie viele Vereine mit Hinweis auf die „nationale" Pflicht sich Mitglieder zu gewinnen verstehen, ist bekannt. Ich hatte einmal das Vergnügen, einen Herrn zu kennen, der erklärte, aus nationalen Gründen seinen Namen nicht mit lateinischen Buchstaben schreiben zu dürfen! Eben derselbe bemühte sich in angelegentlichster Weise um einen russischen Orden. Das arme Wort „national" ist im zwanzigsten Jahrhundert ebenso' herabgekommen, wie im neunzehnten das Wort gebildet" oder im achtzehnten das Wort „aufgeklärt".
In diesem Winter aber ist es wieder prächtig ausgepicht und gewaltig zum Dienst herangenommen worden. Es sollte dafür anfkommen, daß. der Deutsche berechtigt sei, polnischen Grundbesitz zu enteignen und den Polen den Gebrauch ihrer Sprache in öffentlichen Versammlungen zu untersagen. Die erste Ausgabe hat es wirklich erfüllt, für die zweite hat es nur noch wenig Kraft übrig behalten. Wie sollte es auch, da es in so unnatürlicher Weis« mißbraucht wird!
Eines der sonderbarsten Wortkunststücke und eine der willkürlichsten Verdrehungen ist es, daß man den Zustand, den man durch jene neuen Bestimmungen herbeizuführen denkt, schon als vorhanden betrachtet und deshalb jene Bestimmungen als selbstverständlich bezeichiret. Das Deutsche Reich, sagt man, sei ein nationaler Staat, deshalb dürfe auch in Verhandlungen nur die deutfche Sprache gebraucht werden. Nun zeigt aber die völlig unangreifbare Statistik jedem, der feine Augen nicht in krampfhafter Leidenschaft zuschließt, daß Deutschland nicht ein nationaler Staat in dem Sinne ist, wie etwa Schweden »der Norwegen, Holland oder Portugal. Im Jahr 1900 waren unter 56 Millionen Reichsdeutschen mehr als 4 Millionen, also 7 bis 8 Prozent, deren Muttersprache
Dtcksrag, den 7. .Sprit
nicht das Deutsche war. Außer den Polen sind Franzosen, Dänen, Tschechen, Wenden und Litauer mit beträchtlichen Zahlen vertreten. Deutschland ist ein vielsprachiges Reich, und patriotische Deklamationen ändern daran nichts."
Er kommt dann nach einer interessanten historischen Darlegung von Heu polnischen Teilungen bis ans die jüngste Gegenwart, die uns das Beispiel der Engländer im Kapland und in Kanada brachte, wo sie die Muttersprache, holländisch und französisch, in ihrem vollen Bürgerrecht ließen, zu folgenden markanten Schlußsätzen:
„Vor solchen Tatsachen stand der deutsche Spießbürger, der eben noch geglaubt hatte, die Buren seien verpflichtet, bis zu ihrer völligen Ausrottung gegen England zu kämpfen, ganz verdutzt und niedergedonnert da. Ob General Botha nicht doch im Herzensgründe die Existenz eines selbständigen Transvaals ebenso gerne sähe, wie Herr v. Koscielski die eines selbständigen Polen? — Jedenfalls ist England politisch kühl genug, solche Herzenswünsche zn ignorieren.
In Deutschland sind wir aber im Rassenfanatismus so weit gelangt, daß, wenn Dernburg für eine wirtschaftlich rationellere und darum menschenwürdigere Behandlung der afrikanischen Eingeborenen eintritt, schon dies angeblich kolonialfreundliche Zeitungen und deren Geldgeber in komische Wut versetzt. Selbst das Gefühl dafür, welch traurige Rolle man spielt, wenn man den beschränktesten Egoismus mit so brutaler Offenheit hervortreten läßt, ist schon verloren gegangen. Oder sollte es auch hier eine nationale Pflicht fein, die den national gesinnten Deutschen zwänge, arbeitende Neger deutschen Plantagenbefitzern schutzlos und schonungslos ans- znliefern?
Es ist doch ein schönes Wort: „national" — --
Oorruptio optimi pessimal"
Deutscher Reichstag.
Der Tprachsvparograph des BereiNSgesctzcs amg, noknrvem.
Berlin, 4. April. 138. Sitzung. Am Bundesratstisch: Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg. Der Präsident eröffnet« die Sitzung um 11.20 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Vereinsgesetzes bei Z 7 (Sprachenparagraph).
Nach längerer Geschästsordnungsdeb-atte wurde eine Resolution der Elsässer, betreffend die Zulassung der fr anzö fischen Sprache in den deutsch-französischen Grenzgebieten als Versammlungssprache entsprechend dem Vorschläge des Präsidenten im Zusammenhang« mit § 7 beraten.
Bor Eintritt in die Beratung erklärte der badische Geheime Regierungsrat Nieter, daß die vom Grasen Lerchenfeld gestern abgegebene Erklärung in Ermächtigung und Einverständnis mit der badischen Regierung abgegeben worden sei. Sie entspreche auch der Hi der badischen Kammer seinerzeit erfolgten Regierungserklärung.
Fürst Radziwill (Pole) beklagte die Kürze des Kommissionsberichts, welchem der Charakter der jetzigen Blockpolitik eigen sei. Es lasse sich nicht leugnen, daß die Gegensätze sich immer mehr verschärfen. DieBlock- politik trage den Keim desTvdes in sich, weil sie der christlichen Auffassung nicht Rechnung trage. Die 20jährige Karrenzzeit lasse sich doch picht anders erklären, als daß das Bedürfnis der Muttersprache allseitig, auch von den Mehrheitsparteien, anerkannt werde. Man müsse es beweisen, daß die' Gründe hierfür in 20 Jahren nicht mehr maßgebend seien. Der Staat dürfe nicht die Nationen unterdrücken; er habe die christliche Weltanschauung zu wahren; dagegen sei dieser Paragraph ein eklatanter Faustschlag. Man wolle eine Nation unterdrücken, die zu den Kulturnationen Europas gehöre. Warum wolle man ein Recht gerade den Polen versagen, das den Masuren und Litauern gewahrt werde? Di« Parteien machten sich dadurch geradezu lächerlich. (Der Präsident macht den Redner auf die Angehörigkeit desi Ausdrucks aufmerksam.) Preußens Könige hätten denselben versprochen, die polnische Nationalität a cht en zu wollen. Nun wollen Sie (zur Rechten gewandt) mithelfen mit einer Partei, die sich liberal nennt, durch polizeiliche Maßnahmen das Kereins-, und Versammlungsrecht einer Nation durch das Verbot der Muttersprache illusorisch zu machen. Die Regierung wird in Zukunft keine Freude bei dem Kompromiß haben. (Beifall bei den Soz.)
Abg. Gans Edler Herr zn Puttlitz (kons.) erklärt im Namen seiner Partei, fürdenZ 7 stimmen zn wollen. Die Autorität des Staates und der deutsch« nationale Gedanke müßten dadurch gewahrt werden. Lit- tauer, Masuren und Wenden seien uns treue Anhänger der preußischen Monarchie und ihre berechtigten Sprachen- eigentümlichleiten müsse man schützen. Gerade zu Gun
Polar-Eis.
Originalroman von Walther Schmidthäßler. (Fortsetzung.)
Guten Morgen, Herr Professor!" rief Beate ihm schon «r der Tür des Wohnzimmers entgegen. Sie kommen gewiß wegen des goldenen Bleistifts, den Vater gestern abend gleich gefunden hat! — Nicht wahr? — Aber bitte, kommen Sie doch näher, Sie armer Herr Professor, und wärmen Sie sich erst ein wenig. Das muß ja ein fürchterlicher Weg gewesen sein bei dem strömenden Regen. Du mein Gott, Sie sind ja ganz durchnäßt, kein trockener Faden ist ja an Ihnen!" —
„O doch, mein gnädiges Fräulein!" lächelte Bruno — und er sah wirklich bildhübsch ans, wenn er so lächelte, wie eben jetzt — „das täuscht! Der Anzug ist nämlich durchaus wasserdicht und hat tausendmal Schlimmeres schon durchgemacht. Da ich nun von Ihnen die Beruhigung habe, daß das an und für sich wertlose Ding, das mich aber an meinen Vater erinnert — sich gefunden hat, will ich nicht weiter stören!" —
„Das wäre ja noch schöner, Herr Professor", rief ^eate, „wenn Sie jetzt so wieder in Wind und Wetter fortlaufen wollten. Ich glaube, mein Vater würde zum erstenmal« im Leben mit mir böse sein, wenn ich Sie fort- beße, ohne daß Sie sich erst gehörig gestärkt und ausgernht. Also bitte, geben Sie mir keinen Korb und treten Sie näher."
doch herzlich gern gehorchte Bruno der fford««'' g wird trat in das Wohn-
Zögernd, aber liebenswürdigen A
zimmer. Da war er ja .n wieder, und alles war wie gestern. Da das ,Sosa — wo er den Bleistift verloren hatte - - dort das Eckchen, am Fenster mit den Schlingpflanzen und ihm gegenüber das entzückende Geschöpf, oesien einfache Natürlichkeit ihm so lieb über all seine Verlegenheit hinweghalf.
Wie gern hätte er sich wieder in die Sofaecke gesetzt, weün sein Rock nicht so naß gewesen wäre. Und dabei verriete Beate mit einem freundlichen „Bitte!" auch noch
gerade auf den Sofaplatz. Er kam sich vor wie Tantalus.
„Sehr liebenswürdig" — stotterte er — „aber das geht doch wohl nicht gut — mit dem nassen Rock!" —
„Ach so?!" rief das Mädchen und lachte lustig auf wie ein übermütiges Kind, — „da werden wir gleich Rat schaffen. Hier nehmen Sie Vaters alten Wettermantel um — so, fest über die Schultern — wickeln Sie sich gut darin ein — und nun machen Sie fichs in der Sofaecke bequem! — So! — Sehen Sie, wie prächtig das geht?!" — ^
Und ehe er sichs versah, saß er wirklich in der Ecke neben dem bullernden Ofen und empfand eine ganz beispiellose Behaglichkeit.
„Ich muß vor allen Dingen um Entschuldigung bitten" — begann er dann, ein wenig sicherer als bisher — daß ich zu so früher Stunoe auf derBildfläche erschienen bin Aber ich wollte vor allen Dingen verhüten, daß Ihr Herr Vater sich die Mühe machte, wegen der Sache womöglich jemand aufs Schloß zu schicken."
„Da kommen Sic aber schon zu spät, Herr Professor", entgegnete Beate mit schelmischem Achselzucken, „bei Försters im Wolde beginnt der Tag schon um 6 Uhr, und kurz nach. 8 jlhr hat der Vater das verlorene Kleinod durch einen Revierburschen aufs Schloß geschickt. So haben Sie sich in Ihrer großem Liebenswürdigkeit umsonst bemüht."
„O, bitte sehr — so umsonst wär's nun doch nicht!" fuhr Bruno heraus, besann sich aber sofort und fügte hinzu: „Ich mache große Spaziergänge sehr gern, und das bißchen Regen macht mir nichts aus. An Sturm und Wetter bin ich gewöhnt!"
„Wann sind Sie denn da vom Schlosse aber fortgegangen?" fragte Beate, und in ihren großen braunen Augen lag etwas Listiges, Lauerndes, das der arglose Bruno gar nicht bemerkte und ruhig antwortet?:
„Kurz vor acht Uhr! - - Es war schon ziemlich hell!"
„Ja, aber Herr Professor, daun sind Sie ja noch ganz nüchtern, denn vor neun Uhr wird ja nie das Frühstück serviert. Und davon sagen Sie kein Wort! — Nichts Warmes im Magen und von außen der stundenlange Regen! Da können Sie ja die schönste Erkältung mit heim-
bringen! — Nein, das darf ich um keinen Preis zugeben. Oder haben Sie schon gefrühstückt? Wer ehrlich antworten, Herr Professor!"
„Nein, gnädiges Fräulein" — gab er zu und errötete wie ein ertappter Verbrecher.
„So ist's recht. Eine Ausrede hätte Ihnen auch gar nichts geholfen. Dann hätten Sie eben zum zweiten Male Kaffee trinekn müssen. Verzeihen Sie einen Augenblick, ich stehe gleich wieder zu Diensten."
Damit war sie fort wie ein Wirbelwind, uird Bruno blieb allein. — Am liebsten wäre er überhaupt nicht mehr fortgegangen, denn dieses Försterhaus war von einer Behaglichkeit — — einfach unbeschreiblich!
Und nun begann auch noch gar ein Kanarienvogel zu trillern, den er gestern gar nicht bemerkt hatte. - Auch das noch! Ein Kanarienvogel, so ein richtiger, goldgelber, wie seine Eltern einen gehabt hatten. Das war überhaupt für ihn der Inbegriff aller Gemütlichkeit. — Immer heimischer ward es ihm in diesem wunderlichen Forsthause.
Dann erschien Beate wieder, und während sie das schneeweiße Linnen über den Tisch breitete, fingen sie an, von allem Möglichen miteinander zn plaudern, als wenn sie schon alte Bekannte wären. Sie hatte aber auch eine reizende Art zu plaudern, zu fragen und zu erzählen, so einfach und natürlich, so selbstverständlich zm traulich, wie ihm wirklich !wch an keinem andern Wesca begegnet war.
Und als dann die Magd mit der blitzsauber» weis m Schürze über dem roten Rock, den Kaffee hcreinbrm! , und Beate ihr das große Präsentierbrett abnahm auv all die leckeren Dinge auf dem Tisch aufbaute wie cum Weihnachtsbeschcrung, da überkam ihm nach dem langen, nüchternen Spaziergang ein ganz vortrefflicher Appetit, der seine gemütliche Stimmung noch erhöhte. Da stand goldklarer Honig in einem zierlichen KristaUbecher, auf einem frischgrünen Weinblatt glänzte die Butter, und das Brot in dem geflochtenen Weidenkörbchen roch so frisch und würzig — und die Milch — und dar ausgezüchn,:« Kaffee!
Fortsetzung folgt.)