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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für öie Stadt Mldbad.

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crlekon Nr. 41.

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NtttiLtag, drn 24. März

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Ueber der Grenze.

Die Unmöglichkeit mit den Konservativen eine be­friedigende Politik zu treiben, ist durch das Vereinsgesetz klar bewiesen. Alle Einwände, 'und wenn sie noch so eirckringlich vorgetragen werden, können über die Tat­sache nicht hinwegtäuschen, daß mit der Annahme des 7 die demokratische Grmidforderung der Gleichberechtig- Mg aller Staatsbürger durchbrochen ist. Es mag rich­tig sein, was gesagt wird, daß es den Polen noch schlimmer gegangen wäre, wenn die preußische Regierung im Wege der Landesgesetzgebung die Sprachenfrage geregelt hätte, daß in ztvanzig Jahren die Verhältnisse sich so geän­dert haben könnten, daß die Aushebung dieses Paragra­phen möglich wäre. Ebenso richtig ist, daß im ersteren Falle..die preußische Regierung die Verantwortung vor der Geschichte zu tragen gehabt hätte und daß cs doch recht zweifelhaft ist, !vas in zwanzig Jahren ist. Jeden­falls stellt der einzelne Wähler derartige Erwägungen nicht an, für ihn ist das Grundelement die Gleichberechtig­ung aller Staatsbürger und es wird den gegnerischen Parteien nicht schwer fallen, ihn von der Richtigkeit die­ser gefühlsmäßigen Annahme zu überzeugen. Die block- freundlichen Mgeordneten haben in dem Bestreben, etwas Positives zu stände zn bringen, die Grenzlinie über­schritten, die sie sich selbst und die Parteitage ge­zogen hatten und es muß jetzt von denen, die sie bis an die Grenze bwleidet haben, gesagt werden, daß hier die Wege sckch : rennen. Diese Anschauung tritt in der demokratischen Tresse mit einer Einmütigkeit zutage, die den Abgeordneten die dem Kompromiß zugestimmt haben, zu denken geben sollte.

Die Franks. Z t g. erklärt sich auch jetzt noch als unbedingte Gegnerin des ; unpromisses und hält es für sehr bedenklich, daß aus äußeren Zweckmäßigkeitsgrün­den der vorher eingenommene korrekte Standpunkt ver­lassen wird":In einer Frage der Versammlungsfrei­heit darf inan auch nicht prozentweise nachgeben, und eine solche Frage ist doch, zweifellos auch das Recht, in der Sprache zu reden, die einem beliebt und die den Zuhörern die geläufigste ist. Jede Vorschrift in dieser Freiheit grei ft in das Recht ein, seine Mein­ung in Wort und Schrift frei zn äußern, urid es macht da wenig Unterschied, in welchem Teilmaß dies Recht ausgeübt wird. Der polnischen Bewegung wird man damit keinen Eintrag tun, ihr im Gegenteil neuen

Stofs zuführen. Man glaube auch ja nichts damit die polnische Sprache unterdrücken und das Deutsche fördern zu können. Nach 20 Jahren wird es darin auch nicht anders sein als jetzt, und schon darum ist diese Zeit­bestimmung überhaupt nicht haltbar. Hier soll ein wichtiges Recht, der Gebrauch der Muttersprache und das freie Versammlungsrecht, der polizeilichen Reglementier­ung überlassen werden; das müssen wir von unserer allgemeinen politischen'freiheitlichen Grundanschauung aus nachdrücklich bekämpfen. Auch "sehr weitgehende liberale Errungenschaften können nicht ein Nachgeben in diesem Punkte rechtfertigen; eher nröge man es auf das Scheitern des Gesetzes ankommen lassen."

Die Demokratische Korrespondenz saßt ihre Ansicht in folgenden Sätzen zusammen:Wie gesagt: wir können es der bürgerlichen Linken nachfühlen, mit welchem Bedenken sie dazu gekommen ist, in der Kom­mission für das so verschandelte Vereinsgesetz zu stimmen. Geleitet hat sie dabei lediglich die Einsicht, daß die sonstigen Bestimmungen des Reichsvereinsgesetzes einen Fortschritt im Vergleich zu dem Durchschnitt der bisherigen einzelstaatlichen Vereinsgesetze bedeuten, und die Gefahr, daß sonst, beim Scheitern des Reichsverrins- gesetzentwurfs Preußen selbständig ein noch viel schlimmeres antipolnisches Bersammlungsrecht Herstellen könnte und zugleich ein eigenes preußisches Landesvereius- gefetz, das in allen Stücken weit hinter dem freiheitlichen Ausmatz des Reichsvereinsgesetzentwurfs zurückbliebe. Wir geben zn, daß eine solche Befürchtung gewiß nicht grundlos ist. Und doch verstehen wir es voll­kommen, wenn demokratische Kreise nach dieser neuesten Blockprvbe an der Hoffnung verzagen, daß die mittlere Linie", wie die Regierung sie versteht, jemals einen entschieden freiheitlichen Zug aüsweisen wird."

Und ähnlich drückt sich der.Beobachter" aus, namentlich wenn mau die Betonung auf den Schlußsatz leg::Es ist sicherlich den Mitgliedern der 'freisinnigen Fr rtionsgemeinschaft nicht leicht geworden, dieses Kr :promiß anzunehmeu, nur um die Polen vor noch sch: mmerer Behandlung durch Preußen, das die Enteig­ne:: gsvorlage durchgedrückt hat, zu schützen. Wenn nicht alle znstimmen werden, so ist der sie leitende Gesichts- purckt sicherlich nicht zu verwerfen, wenn bei Einhaltung der eigenere Grundsätze und Ueberzeugungen andere Schlim­mes tun, haben diese allein das zn verantworten; lehnen die Freisinnigere den Polenparagraphen ab und Preußen greift zn drakonischeren Vorschriften gegen die Polen, so

hat vor der Welt und der Geschichte Preußen, nicht der Freisinn, die Verantwortung. Wenn trotzdem die Zustimmung auch zum ganzen Gesetz erfolgte, so kam: es nur geschehen sein in der Annahme, daß die sonstigen Bestimmungen des Reichsvereinsgesetzes einen Fortschritt ini Vergleich zu dem Durchschnitt der bisherigen einzel- staatlichen 'Vereinsgesetze bedeuten, und daß besonders Preußen in eine etwas liberale Fahrtrichtung gebracht wird. Die verheißenemittlere Linie der Blockpolitik" aber, das geht gerade aus denr Vercinsgesetz hervor, neigt sehr beträchtlich nach rechts, und die Tatsache, daß um der preußisch-konservativen Rückständigkeit willen die übri­gen Bundesstaaten und die freiheitlichen Parteien schmerz­liche Opfer bringen mstissen, wird die "R e i ch s v e r dr of­fen heit ebensowenig eindämmen, wie die Blockfreudig­keit steigern." ^

Das letztere stimmt, deshalb hat cs auch keinen Sinn, weiter zu gehen als die Grundsätze erlauben.

Ludwig Quidde.

Zn seinem HO. Geburtstag.

Am 23. März beging Professor Dr. Ludw. Quidde, der Führer der bayerischen' Demokratie, in München seinen 50. Geburtstag. Geboren in der Freien und Hansastadr Bremen, studierte Quidde au den llniverfttäten ^traß- burg und Göttingen Geschichtswissenschaft. In den Jahren 18821886 war er in Frankfurt, dann bis 1889 in Kö­nigsberg an der Herausgabe derDeutschen Reichstags­akten des 14. und 15. Jahrhunderts" tätig, wurde 1888 außerordentliches Mitglied der historischen Kommission in München und grüirdete dieDeutsche Zeitschrift für Ge­schichtswissenschaft". Seit 1889 leitet er die Herausgabe der älteren Reihe derDeutschen Reichstagsakten". An­fang 1890 siedelte Quidde nach München über, wurde je­doch im Herbste des gleichen Jahres an die Spitze des Preußischen Historischen Instituts nach Rom berufen, wo er bis 1892 verblieb.

Seine hohen Verdienste um die deutsche Ge­schichtsforschung, für die er in uneigennützigster Weise erhebliche -Opfer gebracht hat, wurden zuletzt von berufener Seite anerkannt durch seine Ernennung .zum ordentlichen Mitglied der bayerischen Akademie der Wis­senschaften.

Die politische Bedeutung 'Pros. Quiddc's braucht den Lesern dieses Blattes gegenüber nicht hervvr-

Polar-Eis.

k) Origmalroman von Walther Schmidthäßler.

(Fortsetzung.)

Robert nickte stumm.Du mußt ihn ja besser kennen. Hoffentlich gelingt es auch mir, mich bald von seinen Vor­zügen zu überzeugen und mich zu deiner Meinung zu be­kehren !"

Uebrigens, was ich dir mitteilcn wollte, Robert" schnitt Eleonore das Thema abvor acht Tagen etwa schrieb dein Stiefbruder, daß er im Herbst beabsichtige ,auf einige Zeit nach dem Süden zu gehen, und bei dieser Gelegenheit uns auf einige Zeit aufsuchen wolle!"

Wahrhaftig?!" rief Robert und seine guten Augen strahlten vor Freude.Das ist eine Botschaft, die ich mit unbeschreiblicher Genugtuung begrüße! Den Jun­gen Hab' ich nun so lange nicht gesehen, auf unserer Hoch­zeit vor sechs Jahren habe ich ihn zum letztenmale in meinem Hanse gehabt, und vor drei Jahren ganz flüchtig in Berlin begrüßt,: und seitdem verspricht und verschiebt er seinen Besuch von Jahr zu Jahr. Und immer weiter aus dem Bereiche der Zivilisation rückt er an die äußer­sten Grenzen. Wird nach Thorn und von da nach Grau- denz versetzt. Hast du Worte, Bruno? da hinaus, wo die Landkarte aufhört. Wann will er dann aber kommen?"

Genaues schreibt er nicht! Im Herbst! Aber der Herbst ist lang, namentlich hier bei uns, wo man jedes Blatt einzeln gelb werden und fallen sieht."

Hätten Sie nicht Lust, Gräfin, einmal den Winter mit Robert iu der Residenz zuzubringen?" fragte Bruno, uns die Gefahr hin, ein peinliches Thema zu berühren.

Eleonore schüttelte ruhig das blonde Haupt und ent- gtzgnete: nn alle Schätze der Welt, Herr Pro-

stpor! Was sockte ich dort? Ich habe gar keine Fühlung mehr mit meinem einstigen Bekanntenkreise und trage kein verlangen danach, neue Menschen kennen zu lernen. Ich brauche nichts weiter als Ruhe und die finde ich hier vollkommen. Zur Frau der großen Welt tauge ich nicht, ocnn nichts ist mir verhaßter, als mich konventionellen ^ugen unterordnen, den großen Parademarsch vor Mode' und Serenissimus mit der übrigen Allgemeinheit mit-

machen zu müssen. Und als Gattin des berühmten For­schers bliebe mir doch nichts anderes übrig. O nein s'z- 8ML sft- rssts!"

Das habe ich oft genug schon vergeblich versucht, lieb­ster Bruno. Eleonore läßt sich nicht unter die Stadt­menschen verlocken. Sic ist ein Herrenmensch, der hier lieber im kleinen unbedingt regiert, als am Hofe eine noch so angenehnre Rolle spielt. Schon der Gedanke, vor der Landesmutter Pen üblichen Hofknix zu machen, flößt ihr Grausen ein. Dieser stolze Nacken da beugt sich vor nichts auf der Welt!"

Nur vor der eisernen Notwendigkeit!" sagte Eleo­nore mit einem merkwürdig sarkastischenvor der un­umgänglichen Pflicht, Herr Professor, denn sie allein ist stärker, als wir armen Menschenkinder. Sie zerbricht den Willen, wie dünnes Rohr, und darum kann man sich getrost vor ihr in Demut neigen, ohne seinem Stolz etwas zu vergeben! -- Aber darin hat Robert recht, für diese Menschenkomödie da draußen passe ich nicht ebensowenig wie er selbst!"

Ich dachte nur, daß es Ihnen doch, wenn Robert auf seinen Reisen ist, hier zuweilen recht einsam werden muß in diesem stillen Tal, so weit ab von jedem Verkehr mit der großen Welt."

Sie meinen,daß ich mich langweile? Ganz und gar nicht! Ich habe alle Hände voll zu tun, Sommer und Winter, und weiß meine Zeit wunderbar einzuteilen. Da ist das große Hauswesen, das unablässig das Auge des Herrn braucht, die Felder und Wiesen, die Obstgärten und die Stalle. Da ist mchn Herbert, der von der Zeit der Mama sein gehöriges Pflichtteil beansprucht, und will ich Gäste haben, dann lade ich meine Erinnerungen ein, lauter alte Bekannte, mit denen ich mich ausgezeichnet unterhalte. Langeweile kennen meiner Meinung nach nur diejenigen, die nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollen."

Ich hoffe, Bodos Besuch wird deine Ruhe nicht stören!" warf Robert ein.

Im Gegenteil! Ein wenig Abwechslung lanu schließ­lich nicht schaden, und menschenscheu bin ich ja gerade nicht, am wenigsten Leuten gegenüber, deren Wesen mir sym­pathisch!"

Und ich glaube auuehmen zu können, daß Bodo zu dieser Klasse gehört!"

O ja! Er hat Geist mrd Humor und weiß beides angenehm miteinander zu vereinigen. Ich bin überzeugt, daß er Leben und Frohsinn mitbringen wird. Ich kenne ihn ja eigentlich nur aus deinen Beschreibungen, aber wenn ein Mensch einen so ernsten Mann wie dich so ganz und gar mit Sonnenschein durchleuchten kann, darin muß er in der Tat ein ausgezeichneter Gesellschafter sein!"

,Dr ist mehr als das, Lconore, er ist ein vortrefflicher Mensch mit herrlichen Anschauungen und gediegenen Grundsätzen, und seiner Liebenswürdigkeit hält der ein­gefleischteste Skeptizisnlus nicht Stand.

Aber eins macht mich stutzig bei der ganzer: Ge­schichte. Weshalb will er jetzt, dicht vor den Herbstmanö­vern, auf längere Zeit nach dem Süden? Er wird doch nicht krank sein, daß er so plötzlich Urlaub nimmt?"

Sein Brief klingt nicht' danach! Ich weiß momen­tan nicht, wo ich ihn habe. Morgen werde ich danach sehen. Aus jeder Zeile spricht Frohsinn und Leben, so daß mir dieser Gedanke auch nicht im entferntesten ge­kommen ist. Er wird Sehnsucht haben nach dir, den er nun gerade lang genug nicht gesehen hat. Ich finde diesen Gedanken, nach so langen Jahre den Bruder auszusuchen, nur sehr einfach und natürlich. Er hat lange genug gewartet damit."

Damit waren auch Roberts Bedenken zerstreut und der Abend verlief in regem Geplauder, ohne daß Bodos! Besuch noch einmal erwähnt wurde.

Der Professor wurde sowohl von der Gräfin, wie von Robert als vollständig zur Familie gehörig betrach­tet, und nicht einen Moment konnte er das Gefühl haben, als sei seine Gegenwart etwas Fremdes zwischen den beiden Menschen, die sich so ruhig und kühl gegenübersaßen und mit einander über die nichtigsten Dinge sprachen. DaS war, was er nicht zu begreifen vermochte, obwohl ihn. Roberts Schilderungen seiner Ehe genügend vorbereitet hatten. Lange Monaten hatten Mann und Weib sich nicht gesehen, täglich, stündlich das wußte er nur zn Wohl hatte die Seele dieses Mannes bei der schönen Frau hier geweilt in glühender Sehnsucht, in verzehrender Liebe. (Fortsetzung folgt.)

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