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19V8.

Der Brief des Kaisers

an Lord Tweedmouth steht natürlich im Vordergründe des politischen Interesses und wird von der gesamten Presse lebhaft besprochen, besonders lebhaft in der engli­schen und französischen. Das ist zu verstehen. Denn trotz aller Versicherungen, daß. der Brief privater Na­tur sei, läßt sich die Tatsache nicht bestreiten, daß der ganze Vorgang einen hochpolitischen Charakter besitzt. Denn es ist etwas anderes, ob Herr Meier in Berlin an Herrn Smith in London schreibt, oder ob der Deutsche Kaiser an den ersten Lord der britischen Admiralität seinen pri­vaten Ansichten über die Stellungnahme der englischen Presse zum deutschen Flottenbauplan Ausdruck verleiht.

Die englische Regierung sieht ihrerseits den Brief als einen hochpolitischen Akt an. Das zeigt Pie Tatsache, daß vor der Erklärung des Schatzsekretärs Asquith das Kabinett im Unterhaus eine Sitzung abhielt, in der die Mitteilung an das Haus über den Brief des Deutschen Kaisers Gegenstand der Besprechung war.

Erfreulicherweise stimmt die englische Presse in den Hetzton der Times nicht ein, dagegen herrscht die Mein­ung vor, daß der Briefwechsel zwischen einem Souverän und dem Minister eines auswärtigen Staates nicht üb­lich ist. So schreibt dieWest min st er Gazette": Wir betrachten es als einen allgemeinen Grundsatz, daß es nicht üblich ist, daß ein Herrscher mit den Mini­stern einer anderen Macht in Briefwechsel tritt. Aber der Deutsche Kaiser ist nach der ganzen Art seines Vor­gehens .nicht sprmlich, und «wenn er ßnit der Tradition bricht, ist auf keinen Fall anzunehmen, daß er eines machiavel- listischen Anschlages auf die Unschuld oder Unabhängigkeit feiner Nachbarn schuldig wäre. Was immer aber die wahre Geschichte dieses Zwischenfalles sein mag, wir glau­ben nicht einen Augenblick, daß der Kaiser sich in unser Budget einmengen wollte. Der Vorfall weist aber auf eine Preisgabe vertraulicher Dinge hin, die sehr zu be­klagen ist. Wir können nur hoffen, daß jetzt, wo das Un­heil geschehen ist, verständige Leute aller Parteien die Lußerssten Anstrengungen machen werden, um cs in seine Grenzen zu bannen.

Evening Standard" schreibt: Es ist fast un­glaublich, daß der Kaiser einen durch diplomatischen Brauch oder durch nationale Eigentümlichkeit so wenig gerechtfertigten Schritt unternehmen sollte, daß

er die Freiheit Habe, sich in eine so ungewöhnliche Kor­respondenz einzulassen ohne Wissen undBilligung des Parlamentes. Es ist Kar, daß die Angelegen­heit nicht da gelassen werden darf, wo sie ist, aber da wir der Ansicht sind, daß jede Verbitterung der deutsch-englischen Beziehungen zu bedauern wäre, hoffen wir aufrichtig, daß Lord Tweedmouth in der Lage sein wird, eine befriedigende Erklärung der Angelegen­heit zu geben.

Daily Mail und Daily Telegraph führen aus, daß alle diejenigen, diesen Brief gelesen haben, dessen Art im allgemeinen schon in gewissen Kreisen bekannt gewesen sei, ehe er in die Times kam, über die Sckstüsse lachten, die die Times auf ihn aufbaue. Daily Te­legraph sagt, der Brief sei ein Dokument der gegensei­tigen Aussprache, geschrieben im Tone eines Freundes an den andern, nach dem Besuche des Kaisers, der über den Ton der Kritik an der deutschen Marine Enttäuschung äußere. Daily Mail schreibt, die persönlichen Be­ziehungen, die in dem Briefe zum Ausdruck kämen, mach­ten seine Veröffentlichung unwahrscheinlich. Der parla­mentarische Korrespondent des Daily Chronicle schreibt, es sei auf seiten der Opposition keine Neigung vorhanden, aus dem Briefe des Kaisers Kapital zu schlagen. Alle Parteien bedauerten nicht nur die Unbedachtsamkeit, die es zuließ, daß die Tatsache des Empfanges des Briefes bekannt wurde, sondern auch den böswilligen, sensationellen Ton der Times in ihrem Artikel.

lieber den Inhalt des Kaiserbriefs und die Veranlassung,d,M weiß dieDaily Mail" fol­gendes zu berichten:

Die ganze Briefepisode ist eine sehr merkwürdige und lehrreiche. Sie ist. aus Lord Esher's berühm- - tem Brief entstanden in dem der Lord die Teilnahme ' an der neuenImperial Maritime League" ablehnt, die eine Enquete gegen die gegenwärtige Admiralität veranstalten wollte. Lord Esher schloß diesen Brief mit den Worten:Es gibt niemand in Deutschland, vom Kaiser abwärts, der nicht den Fall Sir John Fisher's willkommen heißen würde,; und aus diesem Grunde allein, abgesehen von allen an- j deren, muß ich Ihre Aufforderung ablehnen, dem s Vorstand derMaritime League" beizutreten." Das ^ Datum dieses Briefes war der 22. Januar. Veröffent- licht wurde er am 6. Februar. Offenbar hat der Kai­

ser diese Kundgebung gelesen und sie ging ihm wider den Strich. Hier wurde von ihm und dem deutschen Volke gesagt, daß sie den möglichen Sturz Fis­her's, des Chefs der Admiralität, seiner Methoden und seiner Politik bejubeln würden. Er griff zur Fe­der und verfaßte eine persönliche, sogar sehr per­sönliche Note an Lord Tweedmouth, den er von seinen Besuchen in England her kennt, wie er ja die meisten englischen Staatsmänner kennt. Unter den letz­teren sind viele, die Briefe von ihm empfangen haben. Nur haben diese sie für sich behalten.

Es ist keine Verletzung eines Geheimnisses, wenn wir erzählen, daß verschiedene leitende Per­sönlichkeiten auf beiden Seiten des Hauses und verschiedene hohe Mitglieder der Gesellschaft von dem kaiserlichen Schreiben und von seinem Inhalt Kenntnis erhielten. Lord Tweedmouth war offenbar auf diesen Besitz stolz, und das erklärt die Mitwissenschaft einiger seiner Freunde. Auch Kabinettsminister freuen sich, wenn ihre intimsten Freunde einmal verrissen werde», und Lord Esher wurde im Briefe einigermaßen Verrissen, eine gegen ihn gebrauchte Phrase war so­gar etwas unzeremoniös. Das mag der Grund sein, warum der Brief privat bleiben muß,. Der Kaiser führt eine kräftige Feder in seinen impulsi­ven M itteilungen und er verkehrt mit seinen Be­kannten mit offenherzigem Freimut. Desto mehr Grund besteht daher, seine epistolaren Ergüsse als vertrau­lich änzusehen. Alles ging nun gut, bis der Inhalt des Dokuments einem gewissen Mitgliede des an­dern Geschlechtes mitgetcilt wurde. Dann war's aus mit dem Geheimnis.

Authentisch wird dem B. TP zufolge versichert, daß der Kaiser nicht einmal auf den britischen Marineetar anspielte, die einzige Erwähnung der britischen Flotten­politik steht in einer Parenthese. Darin erklärte der Kaiser, wenn er wolle, könne er beweisen, daß die bri­tische Flotte fünfmal so stark wie die deutsche sei.

Rundschau.

Zum Bereinsgesetz.

Zur Weiten Lesung des Vereinsgesetzes in der Reichstagskommission haben die freisinnigen Kommissions-

Zwischen Himmel und Erde.

LI) Roman von Otto Ludwig.

sFortwtzung.)

19 .

Apollonius hielt sich, war er daheim, noch immer zurückgezogen auf seinem Stübchen. Der alte Valentin brachte ihm das Essen wie sonst dahin. Es konnte das nicht Wunder nehmen. Das Geschäft hatte sich unter seiner fleißigen Hand vergrößert; es wollte gegen früher mehr als doppelt so viel geschrieben sein. Der Postbote brachte ganze Stöße von Briefen in das Haus. Dazu hatte Apollonius in der letzten Zeit das vorteilhafte An­erbieten des Besitzers angenommen und die Schiefergrube gepachtet. Er verstand von 7köln her den Betrieb des Schieferbaues und hatte sich einen früheren Bekannten von daher verschrieben, den er des Faches kundig und im Leben zuverlässig wußte. Seine Wahl erwies sich ge­raten; der Mann war tätig; aber Apollonius erhielt trotz­dem durch die Pachtung einen bedeutenden Zuwachs von Arbeit. Der alte Bauherr sah ihn zuweilen bedenklich an und meinte, Apollonius habe seinen Kräften doch zuviel vertraut. Der jungen Witib fiel es nicht auf, daß Apol­lonius uur wenig in die Wohnstube kam. Die Kinder, die er öfter zu sich rufen und Keine Dienste verrichten ließ, wobei sie lernen könn en, unterhi l en dm Verkehr. Und sie konnten bezeugen, daß Apollonius keine Zeit übrig hatte. Sie selber war desto öfter auf seiner Stube: doch nur, wenn er nicht daheim war. Sie schmückte Türen und Wände mit allem, was sie hatte, und wovon sie wußte, daß er es liebte, und hielt sich ganze Stunden lang ar­beitend da auf. Aber auch sie bemerkte die Blässe seines Angesichts, die jedesmal größer geworden schien, seit sie Am nicht gesehen. Wie sie nun ganz sein Spiegel ge- word e, war, spiegelte sie auch diese Blässe zurück. Sie Hütte ihn gern erheitert, aber sie suchte seine Nähe nicht; ihr schien,' als ob ihre Nähe das Entgegengesetzte wirke, ivas sie zu wirken wünschte. Er war immer freundlich und voll ritterlicher Achtung gegen sie. Das beruhigte ii' wenigstens über die Furcht, dm ihr bei seinem Sich- zurück-ziehen am nächsten lag. Wie sic alle Tugenden, die , sie kannte, in ihn hineingestellt wie in einen Heiligen- > Mein, hatte sie die Wahrhaftigkeit, die ihr die erste von !

- allen war, nicht vergessen. Und so wußte sie, er zwang j sich nicht, ihr Sichtung zu zeigen, wenn er sie nicht em­pfand. Er scherzte selbst zuweilen, besonders wenn er ihren Blick ängstlich auf seinen immer bleicher« Gesicht haften sah; aber sie merkte, daß trotzdem ihre Gesell-

i schast ihn nicht heiterer, nicht gesunder machte. <rie j hätte ihn gern gefragt, was ihm fehle. Wenn er vor ihr i stand, wagte sie es nicht; wenn sie allein war, dann fragte s sie ihn. Ganze Nächte sann sie auf Worte, ihm das i Geständnis abzulocken, und sprach mit ihm. Gewiß! hätte ! er sie weinen gehört, gehört, wie immer süßer und inniger ! sie schmeichelte und bat, die süßen Namen gehört, die sie gab,

! er hätte sagen müssen, was ihm fehlte. Ihr ganzes Le-

- ben war dann auf dem Wege zwischen Herz und Mund; dann errötete sie und flüchtete ihr Erröten vor sich selbst und der lauschenden Nacht tief unter ihre Decke.

Dem alten braven Bauherrn vertraute sie ihre t^orge an.Jst's ein Wunder," sagte er eifrig;wenn einer anderthalb Jahre lang den Tag sich über Gebühr anstrengt und die Nacht bei Büchern u>ft> Briefen anfsitzt? Dazu die immer steigende Sorge durch den Gott verzech's ihm, er ist tot, und von den Toten soll man nichts Böses rechen - durch den Bruder; am Ende noch der Schreck, der mich drei Tage krank gemacht hat, über den und wenn ;eme Witwe datier rst rch Hab ihn nre besonders leiden können, und zuletzt am wenigsten. So ist die Jugend. Ich Hatz ihn hundertmal getoarnk, den braven Jungen. Und nun rroch hen vermaledeiten Schieferbruch 5 Ei was Gewissenhaftigkeit! Das ist keine, die nicht an die Ge­sundheit denkt !" Der alte Bauherr hielt der jungen Witib eine ganze lange Strafpredigt, die einem galt, der sie nicht hörte. Dann kamen sie überein, Apollonius müsse einen Doktor annehmen, wolle er oder nicht; und der Bauherr ging auf der Stelle zu dem besten Arzte der Stadt. Der Arzt versprach sein Möglichstes zu tun. Gr besuchte auch Apollonius, und dieser ließ sich des Arztes Bemühungen gefallen, wtt'l die es wünschten, die er liebte. Der Arzt fühlte den Puls, kam wieder und wieder, ver­schrieb und verschrieb: Apollonius wurde nur noch bleicher und trüber. Endlich erklärte der tüchtige Mann, hier ! sei ein Uebel, gegen welches alle Kunst zu kurz falle; > so tief hinein, als wo diese Krankheit sitze, wirke keins . von seinen Mitteln. »

Apollonius hatte deshalb den Arzt sich verveten. Er hatte wohl gewußt: für seine Krankheit gab es keinen Arzt. Wo der Bauherr die Ursache davon suchte, lag sie' nur zum Teile. Die Ueberanstrengung hatte bloß den Boden für die Schmarotzerpflanze bestellt, die an Apol­lonius' innerem Lebensmark zehrte. In Gemütsbeweg­ungen lag der Keim, aber nicht in denen, die der Bau­herr wußte. Nicht in dem Schrecken über des Bruders Unglück, sondern in dem Zustande, worin der Schreck ihn traf. Die ersten Zeichen der Krankheit schienen körper­licher Natur. In dem Augenblick, wo der Bruder neben ihm vorbei in den Tod stürzte, hatte,: die Glocken unter ihnen Zwei geschlagen. Von da an erschreckte ihn jeder Glockenton. Was ihm schwerere Besorgnis erregte, war ein Anfall von Schwindel. Aller Schrecken jenes Tages hatte ihm die Unruhe nicht verdunkeln können, die ihn nicht loslies, wenn, ckr eine Ungenauigkeit an einer Arbeit gefunden, bis sie beseitigt war. Jeder Glockenschlag, der ihn erschreckte, schien jhm eine Mahnung dazu. Schon den andern Morgen öffnete er, die Dachleiier in der Hand, die Ausfahrtür. Es war ihm schon ausgefallen, wie unsicher sein Schritt auf der Leitertreppe geworden war; jetzt, als er durch die Oeffnung die fernen Berge, die er sonst kaum bemerkte, sich wundevlich zunicken sah, und der feste Turm unter ihm sich zu schaukeln begann, erschrak er. Das tvar der Schwindel, des L>chiserde.ckers ärgster, tückischster Feind, wenn er ihn plötzlich zwischen Himmel und Erde auf der schwanken Leiter saßt! Ver­geblich strebte er, ihn zu überwinden; sein Vorhaben mußte heut ansgegeben sein. So schwer war Apollonius noch kein Weg geworden, als der die Turmtreppe von Sankt Georg herab. Was sollte tverden! Wie sollte er sein Wort erfüllen, wenn ihn der Schwindel nicht verließ! Noch denselben Tag hatte er auf dem Nikolajtnrme etwas nach- znsehen. Hier müßte er mehr wagen, als dort: die Glocken schlugen, als er am gefährlichsten stand, vom Schwindel fühlt«' er keine Svur. Freudig eil" er nach Sankt Georg tzurAck; aber hi - zitterte wieder die Trephen- leiter unter seinen Füßen, und wie er hinaussah, nickten die Berge wieder, schaukelte Wied " - -T -rm. Er war schon auf den -untersten Stufen der " , als oben ein

Stundenschlag begann.

(Fortsetzung fr.. .