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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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19V8

Deutscher Reichstag.

Berlin, 6. März. Präsident Graf Slolberg er­öffnet die Sitzung ^m 1 Uhr 20 Min. Die Beratung »es Etats des Reichsamts desJnnern wird fort­gesetzt.

Bayerischer Bundesratsbevollmächtigter v. Burk­hard stellt die gestrigen Behauptungen Fuhrmanns richtig. Der bayerische Finanzminister habe in der Abgeordnetenkammer unter den neuen Steuern nicht allein indirekte Steuern, sondern auch eine Reichserb- fchaftssteuer und eine Reichsvermögenssteuer vorgeschlagen. Ter bayerische Finanzminister habe sich Vorbehalten, daß er mit seinen Erklärungen sich für die Zukunft nicht binden wolle. Dem neuen Staatssekretär solle man Zeit lassen, sein Finanzprogramm auszuarbeiten, um dann das Programm mit dem Rächstag vereint zu be­raten.

Hoch (Soz.) widerspricht der gestrigen Behauptung des Grafen Kanitz, daß die hohen Preise für Gebrauchs- Hegenstände und die teuren Lebensmittelpreise nicht durch die hohen Zölle, sondern durch die Syndikatspolitik ver­ursacht seien. Seit zwanzig Jahren habe man die neue Wirtschaftsordnung, die zum schweren Schapen des ganzen Volkes ausschlage. Wie wolle man das kartellierte Groß­kapital unschädlich machen, wenn es auf dem Wege der Gesetzgebung nicht möglich sei? Die Zustände seien schon jetzt unerträglich, besonders für die Arbeiter. Das Ziel 8er Sozialpolitik könne nur sein, der Uebermacht des Großkapitals entgegenzutreten und ihm Grenzen zu setzen mit Rücksicht auf das Wohl der Gesamtheit. Man wolle im­mer erst auf internationalem Wege den Arbeiterschutz durch- Mhren. Die Industrie befürchte den Ruin, wenn die Un­fälle verhütet und die sanitären Vorschriften erweitert würden. Die Krankenkassen würden nicht zu par­teipolitischen Zwecken mißbraucht; er werde Beweise dafür vorlegen. Redner bemängelt die Vorgänge bei der Ren­tenfestsetzung. Der Schutz der seemännischen Arbeiter sei durchaus unzureichend. In der Invalidenversicherungs- Verwaltung herrsche jetzt ein arbeiterfeindlicher Geist, seit­dem von oben das Wort siel:So geht es nicht weiter!" Me Zahl der Rentenempfänger gehe immer mehr zurück. Eine Reform der Unfall- und Invalidenversicherung sei im Interesse der Aermsten erwünscht. Wenn der Staats­sekretär sich darüber beklage, daß die Sozialdemokratie den Arbeitskammergesctzentwurf in Grund und Boden kriti­siert hätte, so sei dies geschehen, weil die Bestimmungen

als arbeiterfeindlich bezeichnet werden könnten. Bei der Organisation, die der Staatssekretär gewählt habe, werde die Tätigkeit der Arbeitskammern von vornherein lahm­gelegt. Wie könne man von der Arbeiterschaft Ver­trauen verlangen, wenn es ihr nicht ermöglicht werde, die Männer ihres Vertrauens in die Arbeitskammern zu wählen?

Staatssekretär v. Bethmann-Hollw eg erklärt, er fürchte, daß er sich mit dem Vorredner über die Frage der Arbeitskammern nicht verständigen könne. Er habe den Eindruck gewonnen, daß der Vorredner sich nicht von derjenigen Animosität habe frei machen können, roelche in jedem Schritt der Regierung eine Arbeiterfeindlichkeit sehe. Betr. die Festsetzung der Invalidenrente müsse er sagen, daß die Regierung zur Nachprüfung im Renten- festsetzungsverfahren verpflichtet war. Sie habe zu der Ueberzeugung kommen müssen, daß es stin ganzen dahin gekommen war, Renten auch in solchen Fällen festzu­setzen, wo die gesetzlichen Voraussetzungen nicht Vorlagen. Bei den Rentenfestsetzungen werde genau nach den gesetz­lichen Bestimmungen Verfahren. Die Klagen über eine zu strenge Festsetzung seien unberechtigt. Durch die Tä­tigkeit des beamteten Arztes werde verhindert, daß Per­sonen sich durch Simulation eine Rente verschaffen. Bezüg­lich der Anfrage des Abg. Kämpf, was infolge der Reso­lution des Abg. Ablaß veranlaßt worden sei, welche die Einwirkung der gewährten Armenunterstützung auf die Wahrnehmung der öffentlichen Rechte betreffe, so er­kläre er, daß der Ausschluß der öffentlichen Rechte und des Wahlrechts wegen Armenun­terstützung nicht mehr mit der gegenwärtigen Ent­wicklung in Uebereinstimmung zu bringen sei. Das Wesen der Armenunterstützung habe einen durchaus anderen Cha­rakter durch die Sozialpolitik erhalten. Man müsse zu­geben, daß der Empfang der Rente nicht von der Wahr­nehmung der öffentlichen Rechte ausschließe. Die Art der Gewährung der Arnienunterstützung habe sich im Laufe der Jahre außerordentlich verändert. Er glaube deshalb, daß man an eine Revision der bestehenden Bestimmungen werde herantreten müssen. Der Staatssekretär bespricht sodann die von Dove berührte Frage des englischen Pa­tentgesetzes und bezeichnet die Ausstellung von Legiti­mationskarten für ausländische Arbeiter als notwendig. Diese Ausstellung geschehe kostenlos dürch die Polizeibe­hörden. Leider sei es notwendig, sowohl in der Indu­strie wie in der Landwirtschaft mit einer großen Zahl aus­ländischer Arbeiter zu rechnen, weil die inländische Arbei­

terschaft nicht genüge. Tie Regierung sei aber bereit, alle Bestrebungen zu unterstützen, die die Schaffung eines in­ländischen Arbeiterstammes für Landwirtschaft und Indu­strie in jeder Weise zu fördern. Gegenwärtig habe man damit zu rechnen, daß die sog. Leutenot die Landwirt­schaft zwinge, fremde Arbeitskräfte heranzuziehen, und da sei es doch bloß vernünftig, wenn versucht werde, in diese Verhältnisse einigermaßen Ordnung zu bringen. Gegen­über Gamp führt der Staatssekretär aus, daß er die Re­form der Arbeiterversicherungsgesetzgebung momentan für eine der wichtigsten Aufgaben halte. Das Ergebnis der Kartellenguete sei als negativ bezeichnet worden; man dürfe aber nicht übersehen, daß das Ergebnis nicht er­schöpfend sei. Die Veröffentlichung aller Einzelheiten würde auf die Konkurrenzfähigkeit einwirken. Man müsse sich eine gesetzliche Einwirkung auf die Kartelle, die sich mit den amerikanischen nicht vergleichen läßt, gründlich überlegen. Die Reichsverwaltung habe seit langer Zeit der großen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Bedeut­ung der Kartelle volle Aufmerksamkeit geschenkt.

Mugdan (freis. Vp.) polemisiert gegen Hoch, na­mentlich gegen dessen Ausführungen bezüglich der freien Aerztewahl und des Krankenkassenwesens. Hätte es von der Sozialdemokratie abgehangcn, so wäre in dieser Hinsicht gar nichts geschehen.

Schack (wirtsch. Bgg.) regt an, eine ständige Kom­mission für Sozialpolitik einzurichten.Die Altersgrenze bei der Altersversicherung müsse herabgesetzt werden. Auch Techniker- und Kaufmannskammern sollten gebildet werden.

Neuner (natl.) begründe! eine Resolution betr. Un­fallfürsorge bei freiwilligen Rettungen usw.

Um 6Vz Uhr wird die Weiterberatung auf Dienstag nachm. 1 Uhr vertagt (außerdem Interpellation betr. Be­amtenbesoldungsgesetz).

Rundschau.

Deutsch-englische ^lottcnpolitik.

Gin Brief des deutschen Kaisers an den englischen Marineminister.

Unter der UeberschrrftUnter welchem Könige?" ver­öffentlicht dieT imes" einen Brief ihres nkilitärischen Mitarbeiters, der mitteilt, der deutsche Kaiser habe an den englischen Warineminister Lord Tweedmouth einen Brief über die englische und deutsche Flottenpolitik geschrieben. Dieser Brief ist ein Versuch, den Marine-

Zwischen Himmel und Erde.

kW Roman von Otro Ludwig.

(FortjeLung.)

Der alte Herr war überzeugt, hätte er das Regiment Gehalten, es wäre alles anders gekommen. Hatte er doch, was Apollonius verdorben, noch zu dem besten Ende ge­führt, das möglich war. Die Not hatte ihm das Heft Roch einmal in die Hand gedrückt und er wollte es nicht wieder fahren lassen. Die durch den glücklichen Erfolg erhöhte Meinung von sich hatte ihn pergessen lassen, daß er schon zweimal zu der Einsicht gezwungen worden war, eine Leitung im blauen Rock sei nur dann möglich, wenn man nicht mit fremden Augen sehen müsse. Er sollte es zum drittenmal erfahren. Es war kein Wunder, daß er Apollonius seitherigem Handeln falsche Beweggründe un­terlegte. Schon als er sich der Tüchtigkeit des Sohnes ge­freut hatte, war ihm zugleich die Furcht gekommen, die Valentins Geständnis der Verschweigung ihm zur Wahr­heit machte. Er sah hinter der vorgegebenen Schonung des Sohnes um so natürlicher Eigenmächtigkeit und Lust, ein verdecktes Spiel zu schielen, als er ihn dabei nur an dem eigenen Maßstabe maß. Es war das Nächstliegende, daß er in dem Sohne die eigenen Neigungen voraussetzte. Schon damals hatte er mit einer Art Eifersucht em­pfunden, daß er selbst der tüchtigen Jugend des Sohnes gegenüber in seiner Blindheit nichts mehr war und nichts mehr konnte. Der Argwohn, den seine Hilflosigkeit ihn gelehrt, mußte ihm sagen, daß ?lpollonius trotz seines mühsamen Verbergens dahinter gekommen war, und so fahler auch die Verachtung, mit unter den Beweggründen vom Handeln des Sohnes.

Seit jener Nacht vor feines älteren Sohnes gewalt­samem Tode war Herr Nettenmair wiederum als Leiter an die Spitze des Geschäfts getreten. Apollonius be­richtete ihm täglich über den Fortgang der laufenden Ar- . beiten und holte seine Befehle ab. Ist eine Arbeit einmal *2 ihr. Geleis gebracht, dann führt sie sich selbst und es I bedarf von Seite des Leitenden nur Beaufsichtigung und I

gelegentliches Antreiben. Soll aber eine neue unternom­men werden, dann gilt es die Geleise erst zu suchen, in denen sie laufen kann, und aus diesen tvieder das kürzeste, das sicherste und gewinnvollste auszuwählen. Der Arbeit­geber erschwert oft die Aufgabe, indem er selbst mit hin­einsprechen will, oder besondere Nebenwünsche hat, die der Meister zugleich miterfüllen soll. Ort, Zeit und Material machen ihre Selbständigkeit und Eigenartigkeit geltend. Nicht jede Arbeit kann man jedem Arbeiter anvertrauen; über der neuen darf der Meister nicht die bereits laufenden vergessen. Wahl, richtige Anstellung und Verteilung der Kräfte haben ihre Schwierigkeit. Entfernung, Wetter sprechen dann auch ihr Wort dazu. All das will über­wunden sein, und so überwunden, daß neben Wunsch und Vorteil des Baugebers auch Handwerksehre und Vorteil des Meisters nicht ins Gedränge gerät. Dazu gebraucht's offene, klare Augen von raschem Ueberblick. Daß Apol­lonius diese besaß, erkannte der alte Herr schon in dessen erster Meldung. Diese betraf eine besonders schwierige Ausgabe. Apollonius stellte sie mit solcher Klarheit dar, daß der alte Herr däe Dinge mit leiblichen Augen zu sehen glaubte. Es war ein Fall, in welchem den alten Herrn seine Erfahrung im Stiche ließ. Apollonius machte er keine Schwierigkeit. Er zeigte drei, vier verschiedene Wege, ihm gerecht zu werden, und setzte den alten Herrn in eine Verwirrung, welche er kaum zu verbergen wußte. Ueber die knöcherne Stirn unter dem deckenden Augen­schirm zog eine wunderliche, wilde Jagd der widersprechend sten Empfindungen: Freude und Stolz auf den Sohn, dann Schmerz, wie er selbst nun doch nichts mehr war, doch nichts mehr konnte; dann Scham und Zorn, daß der Sohn das wußte und über ihn triumphiere; Lust, ihn zu bändigen, und ihm zu zeigen, daß er noch Herr und Meister sei. Aber 'wenn er sich durchsetzen wollte: würde der Sohn gehorchen? Er konnte nichts besseres ersinnen, als der Sohn ihm vorgelegt hatte: befahl er etwas anderes, so bestärkte er den Sohn in seiner Nichtachtung; und der gab sich dann das Ansehen, des Vaters Befehl zu voll­ziehen, und tat doch, was er selber wollte. Und er konnte das nicht hindern, ihn nicht zioingen. Er mußte ja glauben,

was der Sohn und was die Leute ihm sagten. Hatte er nicht anderthalb Jahre lang glauben müssen, was der Sohn ihm sagte, und die Leute hatten dem Sohne ge­holfen? Und stellte er einen Fremden dem Sohne zum Beobachter; war er der Treue des Fremden gewiß? Und wenn er das sein konnte; stellte er nicht selbst dann erst seine Hilflosigkeit ins Licht, daß die ganze Stadt erfuhr, er war ein blinder Mann, der nichts mehr war und nichts mehr konnte, und mit dem man spielte, wie man wollte? Es blieb ihm kein Mittel, auch nur den Schein des Regi- giments beizubehalten, als seine diplomatische Kunst. Mit grimmvoller Stimme gab er nun Befehle, die eigentlich unnötig waren, weil sie Dinge betrafen, die sich von selbst verstanden und ohne Befehl getan worden wären. Bei neuen Arbeiten, die erst in Gang gebracht werden mußten, mißbilligte er mit Zorn die Vorschläge Apollonius'; und der Befehl, den er endlich gab, lief doch in der Hauptsache auf die Annahme des Vorschlages hinaus, der Apollonius als der zweckmäßigste erschienen war. Hintenach stellte er sich bei sich selber nach Möglichkeit wieder her; er fand etwas aus, das er für klüger hielt, als den Vor­schlag Apollonius'; war er überzeugt, daß, wenn er nur sein Gesicht noch hätte, alles doch noch ganz anders gehen würde, dann konnte er sich der Freude und dem Stolz über die Tüchtigkeit des Sohnes ungehindert hingeben, bis er wiederum in die zornige Notwendigkeit versetzt wurde, feine diplomatische Kunst anzuwenden. Apollonius! ahnte so wenig von dem Zwang, den er, ohne zu wollen, dem alten Herrn auflegte, als von dessen Stolz auf ihn. Ihn freute es, daß er dem Vater von den Geschäften nichts mehr verheimlichen mußte und daß sein Gehorsam der Erfüllung seines Wortes nicht im Wege stand. Auch von dieser Seite her wurde der Himmel über dem Hause mit den grünen Läden immer blauer. Aber der Geist des Hauses schlich noch immer händeringend darin umher. So oft es Zwei schlug in der Nacht, stand ec auf dev Enrporlaube an der Tür von Apollonius' Stübchen und' hob die bleiklwn Arme wie flehend gegen den Himmel empor.

Kortschmrg folgt.)