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mit Erzähler vom schwarz wald.

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Amtsblatt für die Stadt Dildbaö

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Tages-Chronik.

Berlin, 20. Dez. Wie der LA. mittdilt, sind die Entwürfe über das Spiritusmonopol und die Zi- garettcn-Banderolensteuer dem Bundesrat zu­gegangen und von diesem den Ausschüssen zur Vorberat­ung überwiesen worden.

Krefeld, 19. Dez. In ihrer heutigen Versammlung beschlossen die Arbeitgeber der rheinischen Sei­de nindustrie von den ausständigeil Stoffwebern die Ausnahme der Arbeit spätestens am Sonnabend zu den früheren Bedingungeil zu fordern und, falls diese Forder­ung nicht erfüllt wird, die ganze Hilfsindustrieaus- zusperren. Von der angedrohten Sperre würden 30 000 Personen betroffen.

Stratzburg, 17. Dez. lieber ein soziales Nacht­stück belichten hiesige Blätter. In der evangelischen Ober­llasse der Boltsschnle in Sch iltig heim bei Straßburg wurde am Montag Vormittag ein Schüler namens Fritsch von einer Ohnmacht befallen. Der untersuchende Arzt stellte allgemeine Schwäche infolge ungenügender Ernährung fest. Tie angestellten Erhebungen ergaben, daß der Knabe von seiner Stiefmutter buchstäblich ausge­hungert wurde- oft gab es anderthalb Tage nichts zu essen; dagegen waren Schläge sehr wohlfeil. Der vor der Ohnmacht erbrochene Mageninhalt zeigte, daß der arme Junge aus Hunger rohe Kartoffeln gegessen hatte, ist bedauerlich^ daß die Armen- Und Vormundschafts­

behörde in solchen notorischen Fällen nicht rechtzeitig ein- areift; ein Bruder des Knaben ist'bereits auf Kostete eines täters im Reichswaisenhaus zu Lahr Unter­

privaten Wol gebracht.

Wien, 20. Dez. Der ungarische Ministerpräsident Weckerle hat den Abgeordneten Polony, mit dem er im Abgeordnetenhaus eine scharfe Auseinandersetzung hatte, zum Duell gefordert. Der Kaiser hat dem Minister hiezu die Genehmigung erteilt.

Paris, 19. Dez. General Liantey telegraphiert daß eine Gesandtschaft der Bestara, die zu den Bern Men­gusch gehören, erklärt Habe, die ihnen auferlegten Be­dingungen annehmen zu wollen. Eine Anzahl von Ein­geborenen begannen gestern damit, Entschädigungssummen in Naturalien M bezahlen.

Odessa, 18. Dez. Nach dem Vortrag des Sena­tors Kusminsky, der die hiesige Universität ei­ner Revision unterzogen und angeblich entdeckt hatte, daß

progressive Professor zur Verbreitung der revolutio­nären Bewegung Unter den Studenten beitragen, entließ das Ministerium der Volksaufklärung 20 pro­gressive Professoren. Dem Rektor wurde heute davon Kenntnis gegeben.

In Größen Hain (Sachsen), wurde Donnerstag nachmittag durch eine Gasexplosion das Stadttheater in dein die Gesellschaft des Direltovs Schidrich Vor­stellung gab, vollständig zerstört. Der Kapellmei­ster des Großenhainer Husarenregiments, Kruse, sowie einige Trompeter und ein Ke l ln er l e h r l i n g erlitten lebensgefährliche Verle tzungen. Mehrere an­dere Personen erlitten schwere Verbrennungen und Gasver­giftungen. Die furchtbare Detonation wurde in der gan­zen Stadt vernommen. Der Direktor, der die Rettnngs- arbeiten auf der Bühne leitete, hatte Unter den Gasen schwer zu leiden. Das Unglück ist dadurch entstanden, daß ein Schlosserlehrling zur Reparatur ein Stück Rohr ent­fernt hatte, ohne irgend jemand davon Mitteilung zu machen. Direktor Schidrich, ein strebsamer, junger Mann, und seine Schallspieler haben fast ihre ganze Habe verloren.

Wie aus Paler m o gemeldet wird, ist in dem Depot der Waffensabrik Ajello eine furchtbare Ex­plosion erfolgt, infolge deren das Haus einstürzte. 25 Personen wurden getötet, ungefähr 100 verletzt. Infolge der Explosion wurden alle Fensterscheiben in einem Um­kreis von 500 Meter zertrümmert. Zur Hilfeleistung taf Militär und die Feuerwehr ein.

In der derPittsbnrg Paal-Company" gehörigen Dare-Mine" fand Donnerstag Vormittag eine heftige Explosion statt, Me in weitem Umkreise vernommen wurde. Unmittelbar nach der Explosion entstieg eine dichte Rauchwolke dem Minenschaft. 4 00 Minenarbeiter sind verschüttet. (Nach einer späteren Meldung soll die Zahl derselben 500 betragen.) Man befürchtet, daß sämtliche umgekommen sind. Die Mine brennt, es ist des­halb nicht möglich, den Verschütteten Hilfe zu bringen. Unter ihnen befinden sich gegen 100 Amerikaner, der Rest soll zum größten Teil aus Ungarn bestehen. Ter Leiter des Werks ist unter den Verschütteten.

Aus Württemberg.

Stuttgart, 19. Dez. Die Gründung eines würt t- Landesvereins für Luftschiffahrt steht bevor. Der bekannte Luftschiffer Hauptmann v. Krogk 'wird dem­

nächst hier einen Vortrag halten an den sich die beabsichtigte Gründung anschiließen wird.

Ludwigsburg, 19 Dez Die bürgerlichen Kollegien hob n sich heute mit derR ege l ung der T ^ tzungstage gelber befoßr. Bisher war der Taggelverdszug aus die GemeinderatsmitgUeder in den Kommissionen be­schränkt, also die turch Gesawtsitzungcn verar.loßte Zeitver- säu-nis ausgeschlossen. Die Höhe des Taggeldes betrug bish r 8 M , und ist nun auf den Benag mm 10 M. auf alle Sitzungen festgesetzt. Gleichzeitig erfuhr die Diäten- und Retsekostmberechnunz eine Neuregelung. Die hierüber errichtete Gemclndesatzung ist der Aufsichtsbehörde vor- zulegen.

Reutliugeu, 19 D>z Zu der gestern stattgefuude- nen Vürgerausschußergänzuugswahl, bei welcher 2 Vertreter des Vororts Betzingen zu wählen waren, hatten der Volks­verein und die narionailrberale Partei einen gemeinsamen Wahloo; schlag cingereicht. En weiterer Vorschlag war von der sozialdemokratischen Partei eingegaugcn. Auf den risteren Vorschlag emfielen 1235 St, auf den letzteren 516 Sum­men; es kommen somit beide Sitze auf den Vorschlag des Volksvercrns und der Nationalltberalen. Gewählt sino Ge­org Wolpert, Bauer und Heinrich Lribßle Kaufmann. Beide gehö.ten srühw dem Bvtzingcr Bürgerausschuß an

Ein unheiml cher Fund ist bum Roden eines Wein­bergs bei Oedheim cn der Straße von Neckarsulm nach Neuenstadl gemacht wo.den. Dort fanden li. 11. V die Arbeiter in Ser Tiefe von etwa 70 Z-ntimeter ein mensch­liches Skllcit. Die seitens eines Fachmannes c-orgenom- mene Untersuchung des Fundorts uad der Kriechenreste führte zu dem Resultat, daß cs sich um die Usbnreste eine: großen, kräftien männlichen Person im Aber von 30 bis 40Jahr enhandelt. im Weinberg verscharrt wurde. Wertgegen­stände, Kleiderübercrste u. s. w. wurden nicht gefunden, nur das Bruchstück eines TongefäßeS (Krug?) Der Umstand; dcß die Knochenreste nicht in sog.gewachsenen" sondern in bearbeitetem Boden in verhältnismäßig geringer Tiefe gefunden wurden, läßt die Vermutung als nicht ganz un­gerechtfertigt erscheinen, daß es sich um das Opfer eines Mordes oder Totschlags handeln kann, oder daß vagierenoe Lm'e einen Verstorbenen zur Ruhe betteten.

Vom nördliche» Schwarzwald, 19. Dez Erst allmählich stellen sich die Verwüstungen h-waus, welche Sturm und Schnee am Ende d.r letzten und anfangs dieser Woche i» den Tannenwäldern angenchtet haben. Die Bäume waren vom Regen naß, das Wasser gefror infolge der plötz-

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Die andre Hälfte.

Roman von MartinKilncr.

(Fortsetzung.)

Sie sind doch Witwe, wer hatte denn dazu ein Recht?"

Ja, das bloße Recht! Das ist im Leben an allen Enden zu kurz. Wie mein lieber Mann gestorben war seine Krankheit hat fast ztvei Jahre gedauert, und trotz allem war sie doch die beste Zeit meiner Ehe da haben mir meine Schwiegereltern ihr Haus angeboten. Ganz arm bin ich zwar nicht, einen kleinen Notpfennig habe ich, aber ein behagliches Leben kann ich mir davon nicht schaffen, dazu muß ich noch etwas verdienen, und ich war so müde, sterbensmüde, oder vielleicht besser, le­bensmüde. Da Hab' ich's denn angenommen. Gekannt habe ich sie fast gar nicht, sondern nur gewußt, daß es ehrenhafte, wohlhabende und angesehene Menschen sind. Freundlich und gut waren sie auch, und ich hab's dennoch bei ihnen nicht aushalten können. Sie habeil nämlich ein Steckenpferd. Sie tun nie etwas, das sich nicht schickt."

Arnold mußte lachen.Aber Frau Hella, da waren Sie doch am richtigen Platz, das tun Sie doch auch nicht."

Ja!" erwiderte Hella mit ihrem alten Humor,das habe ich früher auch geglaubt, aber ich habe einsehen gelernt, daß ich ein ganz unmoralisches Geschöpf bin."

Nun lachte Arnold herzlich.Sie, Hella! o, wie haben Sie sich verändert!"

Nein, so bin ich immer gewesen. Gleich am ersten Tage ist es unversehens hercmszekommen, daß ich den Faust gelesen hatte. Ein so gefährliches Buch! Mein Schwiegervater versicherte mir, daß er den seiner Frau niemals zu lesen erlauben würde. Ich hatte mich in der Enge der kleinen Stadt gerade ans meine Bücher ver­lassen, um mir das Leben erträglich zu machen. Aber ich wurde von da an überwacht wie ein Schulkind."

Hatten die Eltern denn so viel Zeit?"

Jawohl, denken Sie nur, es waren da fünf erwachsene Frauen. Die Mutter, die abgesehen von der Schicklich­keitsmarotte die Güte selbst ist, eine verheiratete Tochter,

der Schwiegersohn ist im Geschäft und wohnt im selben Haus, eine ledige, ältere Tochter, ein junges Mädchen, das Kind des ältesten verstorbenen Sohnes, dessen Frau ihm durchgegangen war, und noch eine Schwiegertochter in der Fabrik draußen vor der Stadt, die aber, weil die Kinder in die Schule gehen, auch fast jeden Tag bei den Schwiegereltern ist. Sie war die Aergste, sie war noch dazu sehr fromm und sah jeden, der freiere Ansichten hatte, als öffentlichen Sünder an.

Alle diese Frauen paßten mir auf jedes Wort, auf jede Geste auf, und immer hieß es: Aber Helene den« einen Namen abzukürzen schickte sich auch nicht das ist ganz unpassend, siehst du das nicht ein?"

Was in aller Welt konnten diese Menschen aber finden? Sie, Hella, sind doch das Muster einer feinen Frau."

Danke für die gute Meinung; aber was sich in einer kleinen Stadt schickt, das ist eine komplizierte Wissen­schaft. Die erste Tranerzeit und meine große Müdigkeit waren vorüber, und ich hatte gar nichts zu tun. Wenn man an eine nützliche Tätigkeit gewöhnt ist, kann man sie nicht entbehren. Also was? Die Mutter und die Schwestern waren in ein paar Vereinen, ich wollte ihnen helfen. Mein Kind, sagte die Mutter, du kannst in den zwei Jahren deiner tiefen Trauer doch in keinen Verein eintreten, das wäre unpassend. Also das ging nicht. Der Winter war vor der Tür, ich wollte mir meine Winter­kleider selbst machen. In früherer Zeit hatte ich einmal einen Schneidekursus genommen und wollte mich wieder einarbeiten.- Das geht nicht, sagte die Mutter, wir lassen alle bei Kerner und Wobitschka auf dem Ring arbeiten, die Leute würden glauben, daß uns das für dich zu teuer ist. Für unsere Schwiegertochter schickt sich das durchaus nicht. Um das Hauswesen konnte ich mich auch nicht an­nehmen, die Mutter war rüstig und stolz auf ihren Ruf als Hausfrau, die Enkelin sollte abgerichtet werden, und die Tochter hatte keine andere Lebensaufgabe. An Be­wegung gewöhnt, machte ich große Spaziergänge, sie er­frischten mich, und die Umgebung von Woldberg ist wunder­schön. Aber es schickte sich nicht, allein in den Wäldern herumzulausen. Ich bot mich als Lehrerin an. Wir kön­nen nicht gestatten, daß du Geld verdienst. Ich wollte

es umsonst tun. Es schickt sich Nicht für dich, in der Stadt von einer Stunde zur anderen zu gehen. Was du nur immer für Ideen hast. Ich saß also zu Hause und machte eine Stickerei nach der Mderen, ganz krank vor Sehn­sucht nach Tätigkeit, nach vollem Leben. So ist mir end­lich der Winter vergangen. Da kam ein Brief von meiner Fncundin. Sie hatte eine Halsoperation dnrchgemacht und sollte sich auf dem Semmering erholen. Ich nehme mit Jubel an. Jawohl! Sie schlugen die Hände über dem Kopfe zusammen. Wir kennen die Dame nicht, und es schickt sich äuch nicht, daß ihr zwei jungen Frauen so ganz allein . . . wir haben es nicht nötig, unsere Schwieger­tochter von jemand mitnehmen zu lassen . . . wenn du einen Gebirgsausenthalt nötig hättest, was Gottlob nicht der Fall ist, könnten wir dir ihn selber leisten . . . kurz, es wäre ganz unpassend. Was Hab' ich tun sollen? Ich habe in der Nacht meinen Koffer gepackt und bin vor Tau und Tag abgereist."

Und was nun, Frau Hella?"

Wieder eine Stelle an einem Gymnasium, an ei­nem Lyceum, selbst an einer Bürgerschule suchen. Alles, was sich bietet, nehme ich freilich nicht an, da will ich lieber für einige Zeit als Gouvernante in ein Haus gehen und warten, bis sich etwas Passendes ergibt. Einige Zeit kann ich auch privatisieren, freilich nicht lange, denn ich will mein Kapitälchen nicht angreifen."

Und die Ihrigen habe): Ihnen Ihre Flucht nicht verziehen?"

Zuerst haben sie mir Briese geschrieben wie an den verlorenen Sohn, dann wurde der Ton milde, zuletzt hät­ten sie beinahe in die Zeitungen einrücken lassen: Hella, kehre zurück, alles vergeben. Aber es ginge dann doch wieder nicht! Ich habe jetzt an zwei Stellungsvermitt­lungsanstalten geschrieben um einen Platz als kinmdinA 6overn688. Es wird sich schon etwas finden. Gute Zeug­nisse habe ich, und der TitelFrau" ist auch eine Chance."

Sie sagen kinmkinA Oovsrnsks, Hella, mit einem kleinen Mädchen werden Sie sich nicht abgeben wollen?"

Von wem sprechen Sie?"

Von meiner kleinen Else, aber wie gesagt, sie ist erst sieben Jahre alt."