„Die französische Sprache macht in Lothringen Halt und darüber gehe ich nicht hinaus. Ich hüte mich, den Berg zu übersteigen und das Elsaß anzusehen. Die germanische Welt ist gefährlich für mich." Weiterhin wird auch der französische Botschafter in Berlin Baron de Courcel, für diese These als Zeuge angeführt; dieser führte aus, daß das Elsaß sich nur französisch stelle, weil es sich gegen die Härte seiner neuen Herren ausbäume. Der Elsässer sei in erster Linie ein Unabhängiger, der sich stets empöre, wenn man ihn unterdrücke. Deshalb müsse Frankreich wünschen, daß das Regime der Verfolgungen in Elsaß-Lothringen andauere. Sobald Deutschland dem Elsaß gestatten würde, sich selbst zu regieren, würde man in Frankreich bald gewahr werden, daß diese Provinz viel germanischer ist, als man es sich vorstellte. Wenn man übrigens die Geschichte von 1870 Nachlese, so erkenne inan, daß das Elsaß stets nach Unabhängigkeit gestrebt habe; nie habe eine wirkliche Einheit mit Frankreich 'bestanden.
Den Deutschen oder vielmehr den Preußen wird Hochmut und Mangel an Verständnis für die französische Eigenart vorgeworfen. Die Niederlage wäre von den Franzosen sicher verziehen worden; wenn Deutschland Elsaß behandelt hätte, wie England es mit Transval tuA so wäre heute jede Rachlust längst verraucht. Aber durch die Bedrückung sei der Freiheitssinn der Franzosen beleidigt worden. Die Deutschen irrten sich gewaltig, wenn sie die Franzosen für aufgeblasen, rachsüchtig und verstockt hielten. Der Franzose vergesse leicht Beleidigungen, wenn man sich ihm liebenswürdig zeige. Aber Deutschland habe stets nur geprotzt, es sei stärker und brauche keine anderen Gründe zu geben. Es versichere immer, es gäbe keine elsaß-lothringische Frage und müsse trotzdem ihretwegen jährlich eine Milliarde für seine Armee ausgeben. Nach seiner Denkungsart hätte Frankreich als das schwächere Land sich längst mit ihm als dem stärkeren versöhnen müssen, und es bekunde ein grimmiges Erstaunen, daß Frankreich, je mehr es von Osten her bedroht werde, sich immer weniger den dringenden Werbungen fügen wolle.
So weit geht die erste Betrachtung Parmentiers.
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Was die Marokkospazierfahrt kostet.
Nach Angabe des in der französischen Deputiertenkammer erstatteten Berichts über das Kriegsbudget belaufen sich sämtliche vom Ktiegsministerium bis zum 10. Oktober für die Expedition in Casablanca gemachten Ausgaben auf 4,318,688 Frcs., «wovon mehr als zwei Millionen, also die Hälfte, auf die Artillerie entfallen; der Rest verteilt sich auf Besoldung, Verpflegung und Transport der Truppen, sowie auf Krankenpflege. Messimy empfiehlt unveränderte Annahme dieser Forderung, unter dem HinweH darauf, daß sich die Armeeverwaltung bei Gelegenheit der Expedition nach Casablanca als hervorragend leistungsfähig erwiesen habe. Da die besonderen Ausgaben des Marineministeriums hinter denjenigen des Kriegsministeriums etwas Zurückbleiben, so beziffert sich die ganze Ausgabe für die marokkanische Expedition bis gegen Mitte Oktober auf rund acht Millionen Francs.
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Die gelbe Gefahr.
Nach einer Meldung des Liberal durchlief ein Gerücht die Kammer in Madrid, daß Japan durch die Vermittlung feines Gesandten in Madrid der spanischen Regierung das Anerbieten gemacht habe, den Neubau der s panis ch e n Flotte zu einem weit billigeren Preise zu übernehmen, als die Forderungen anderer Völker oder Gesellschaften betragen.
Es ist schon möglich, daß dieses Gerücht auf Wahrheit beruht, wir werden noch öfters von der Konkurrenz der Gelben zu hören bekommen.
Tageö-Chronik.
"" Berlin, 20. Nov. Die Kaiserin ist gestern vormittag wieder in Potsdam eingelrofftn.
Berlin» 20. Nov. In der letzten Sitzung des Berliner Vereins kür Lufisckiffohrt ist der Frau des Oberleutnants ck D. la Qutante das Patentals Ballonführertn zugesprochen worden. Frau Emmy la Quianle hat die vor- schriflsmäßigcn Fahrien sämtliche absolviert und sodann im Beisein eines Vorstandsmitgliedes des Berliner Luftsch ffahrts- vereins ihre Führerprüfungsfahrt mrt Erfolg zurückgelegt.
Berlin, 19. Nov. Das letzte Flugblatt des Grafen Pückler-Kle in-Tschirne ist von der Staatsanwaltschaft zum Gegenstand eines Strafverfahrens gemacht worden. Seitdem Graf Pückler vom Gericht für unzurechnungsfähig erklärt worden ist, kann er des Redeverbots wegen nicht mehr Ln öffentlichen Versammlungen auftre- ten; er läßt daher jetzt seine Reden in Massen als Flugblätter verteilen. Das letzte Blatt, das sich mit de ms A '175 nick» der Hofgesellschaft beschäftigt, enthält eine Fülle von Majestätsbeleidigungen. Bei dem Brücker und dem früheren Leiter der Pückler-Versammlnngen sind bereits Haussuchungen abgehalten worden.
Karlsruhe. 20. Nov. Die Ka>Isr.-Ztg. veröffentlicht: Die Einberufung des basischen Landtags auf den 26. November. Der Gcoßherzog ernannte den Prinzen Max von Baden zum Präsidenten der Ersten Kammer, den Geh-Rat Dr. Büicklm zum eisten Vizepräsidenten und den Freiherrn Rüdt von Collenberg zum zweiten Vizepräsidenten
Rom, 21. Nov. Der Papst hat gestern abend einen neuen, gegen die Modernisten gerichteten Erlaß herausgegeben. Er fordert in demselben alle Bischöfe und geistliche Kongregationen auf, die Professoren mit nwdernistischen Neigungen zu überwachen, Priesterkandidaten, die modernen Anschauungen huldigen, die Priesterweihe zu verweigern und ihnen den Kauf und das Lesen moderner Schriften zu verbieten.
Petersburg, 20 Nov. Aus offizieller Quelle erfährt der „Slowo", ouß der Präsident FalltäreS, begleitet vom Minister des Aeußern Ptchon, nach Rußland kommt. Die Reise sei rnlschieden während der Anwesenheit JswolskyS tn Parts
Athen, 20 Nov. Die Kammer hat Levides (ministeriell) wir 97 Stimmen zum Piäsiaenien gewählt gegen Mauromtchtchs, der 19 Summen und Barazanos Rhallystes, der 33 Summen rituell.
Allahabad, 20 Nov. Die Loko motivbeamten sind heuie nach Abladrl des Zuges nach Bombay und den Peudschad tn den Au-st md «etrenn. In A > a u s o I mnßien tickvlge des Ausstands der Angestellten der vstlndtichen Eisenbahn etwa «NUn» Reisende liegen bleiben. In Calcuita stetst Kohlen Mangel bevor, da noch kstne Anzeichen für Beckgung des Ausbundes vorh >nden sind.
Tanger, 2«). November. Soldaten Muley Hafros ptunderren eine große Kaiaasane in der Umgegend von Casablai ci im Gebiete der ieivdlichen Ka- bylen. Marokkanischen N rchiicblen zufolge hat ein heftiger Kamps zwischen der MuhallaBouchraBen Bagoadrs und derjenigen Muley Hafids stattge- sunden; erstercr in st yte Lerrur. — Die drahtlose Telegcaphie zwischen Leu marokkanischen Küstenstädun wurde ciöff-lei.
Durch einen Erdrutsch wurden in dem französischen Dorfe Courmes (in der Nähe von Cannes) 17 Personen getötet. Es wird darüber berichtet: Um acht Uhr morgens stürzten Erdmassen von einem Hügel oberhalb des Dorfes Courmes auf die Landstraße, wo gegenwärtig ein Tramgeleise errichtet wird. 17 von den 30 Arbeitern befanden sich in einer Erdhöhlung, unter ihnen der Unternehmer Farrault. Von diesen.stonnte keiner mehr lebend gerettet werden. Die zur Hilfe herbeigeeilten
Genietruppen hatten große Mühe, bis zu den Leichen unter dem kotigen Erdreiche zu gelangen. Tie Katastrophe ereignete sich ohne unmittelbare Vorzeichen, doch flüchteten schon vor vierzehn Tagen zahlreiche Einwohner jener Gegend wegen kleiner Erdrutschungen nach Cannes. Gegenwärtig wird untersucht, svarum die Tramarbeiten nicht eingestellt wurden und warum nicht SchntzhügA «m Fuße des Hügels errichtet wurden.
Infolge orkanartiger Stürme im schwatzen Meere gingen an der Küste von den Kohlenminen voll Herklee vier Passagier- und eine größere Anzahl von Segelschiffen zu Grunde. Dieser Sturm forderte zahlreiche Menschenopfer.
Aus Württemberg.
D>e«suachri6itcn. Uebertragen: die zweite evangelische Stadtpfarrftelle in Nagold dem Repetenten Paul Merz am ev.- theol. Seminar in Tübingen, die dritte evangelische Stadtpfarrstelle om Münster in Ulm dem Stadlpfarrer Rieder in Jsny, Dekanats Ravensburg, die evangelische Stadtpfarrftelle an der Jnterimskirche in Ulm dem Stadtpfarrer Friz in Riedlingen, Dekanats Biberach.
Graf Zeppelin und das Reich, lieber die Beziehungen des Teichsamts des Innern zu dem Zeppelinscheu. Lustfchiffuniernehlmen erfährt der Schn. M. aus ninterrichst teter Quelle, daß die Reichsregierung sich entschlossen hat, 400000 Mk. noch als Nachtragsetat für 1907 zu fordern. Diese Nachtragsforderung findet darin ihre Erklärung, daß Graf Zeppelin auf diese Weife in den Stand gesetzt iverden soll, so schnell als möglich mit dem Bau des neuen größeren Luftschiffs zu beginnen. Dieser Ban sott so beschleunigt werden, daß er bei Eintritt der weitereu Probefahrten günstigen Witterung fertig ist. Bon dem! Ergebnis dieser Probefahrt, in der die vom Grafen Zeppelin in Aussicht gestellten weiteren Erfolge nachgewiesen werden sollen, wird es dann abhängen, ob die im Etat des Reichsamts des Innern für 1908 beantragte Summe von 2,15 Mill. Mk. zum Ankauf des ganzen Zeppelin- schen Unternehmens verwendet wird. In dieser Summe find die Barauslagen des Grafen Zeppelin aus eigenen und fremden Mitteln, sowie auch eine angemessene Entschädigung für seine nun 10jährige Tätigkeit enthalten^ Der Standpunkt der Regierung wird in einer dem Etat des Reichsamts des Innern bcigesügten Denkschrift dargelegt werden.
Stuttgart, 20. Nov. In einer Versammlultg des Volksvereins Untertürkheim wurde als Gemeinderatskan- l didat für Untertürkheim und Wangen Weingärtner Fritz « Schees in Vorschlag gebracht. In der Versammlung hielt GR. >Tr. Reis einen Vortrag über die neue Gemeindeordnung.
Stuttgart, 20. Nov. Kürzlich wurde gemeldet, die beiden Söhne Steindels, der wegen Mißhandlung seiner Kinder zu Gefängnis verurteilt wurde, seien in eine Hamburger Erziehungsanstalt „überführt" worden. Diese Meldung ist unrichtig. Alb in Steindel befindet sich in der Familie des Musikdirektors einer württ. Stadt und Max Steindel ist noch bei seiner Mutter. Der älteste Sohn Steindels ist zur Zeit in Chicago tätig. Wie man hört, will auch der verurteilte Steindel später seine Tätigkeit nach Amerika verlegen. — Die beiden jüngeren Söhne unterstehen dem Vormund und dem Vormundschaftsgericht.
Obertürkheim, 19. Nov. Stadtbaumeister Wurster ' ; von Pfullingen wurde an Stelle des bisherigen hies. Orts- s baumeisters vom Gemeinderat gewählt.
Reutlingen, 20. Nov. Der Geschäftsbetrieb in den hiesigen Kaufmannsgeschäften am Sonntag ist vom Gemeinderat derart geregelt worden, daß die Geschäftsstellen von halb 12 Uhr vormittags bis halb 3 Uhr nachmittags geöffnet bleiben sollen.
Malvine sah ihn unsicher an. „Sie sind sehr befreundet mit ihm?"
Arnold unterdrückte ein Lächeln über diese Frage. „Prochaska ist ein so ehrenwerter Charakter und ein so liebenswürdiger Mensch, daß man ihn schätzen und lieben muß."
Das junge Mädchen bleib einen Augenblick stehen, wie von einem plötzlichen Entschluß beseelt.
„Herr Doktor", sagte sie und schlug die grauen Augen zu ihm ans, die ihm in der finkenden Dämmerung des Sommerabends klar entgegenleuchteten, „es ist mir wie eine Schickung, daß ich Sie hier treffe. Ich hätte schon in diesen ganzen Tagen gern mit Ihnen gesprochen, aber es fand sich keine Gelegenheit. Als ich Sie fragte, ob Sie Prochaskas Freund sind, wollte ich nur wissen, ob Sie sein Vertrauen haben?"
„Gewiß, gnädiges Fräulein", erwiderte Arnold, „um ganz klar und ohne Umschweife zu sprechen, er hat mich in seine Beziehungen zu Ihnen vollständig eingeweiht."
Malvine «atmete wie befreit auf und ging eine Weile schweigend «an seiner Seite. Sie waren in einen Prome- nadenweg «eingebogen, bemerkten eine Bank, die im Halbkreis einer Gebüschanlage stand, und nahmen darauf Platz.
„Sie haben dem Oberleutnant harte Bedingungen auferlegt, gnädiges Fräulein," konnte er sich nicht enthalten, zu bemerken. „Er hat darunter recht gelitten in diesen Tagen."
„Ich habe nicht weniger gelitten."
„Aber Fräulein Malvine, ich verstehe Sie nicht! Waren Sie denn Ihres Gefühles nicht schon vorher sicher? Jetzt, da er so dringend wirbt, kann es Ihnen doch nicht schwer werden, „ja" zu sagen. Er hofft bestimmt darauf und würde von einer Abweisung aufs tiefste getroffen werden."
Das junge Mädchen senkte die Augen. „Man hat es so schrecklich schwer ohne Mutter und besonders als Offizierstochter. Prochaska ist doch in vieler Beziehung mehr wert, als viele andre, die in dieser Zeit bei uns ein und aus gegangen sind. Seine gerade Ehrlichkeit hat es mir angetan, ich gewann ihn lieb und habe ihm das gezeigt, ohne darüber nachzudenken. Da bin ich, durch Sie .Herr Doktor, darauf aufmerksam gemacht worden, daß ich
mich ihm anfdrängte. Er hat sich nur herabgelassen, mir hier und da ein freundliches Wort, eine kleine Huldigung zuzuwerfen, mit denen ich dann tagelang glücklich war. Wie mir das klar geworden ist, Hab' ich es bitter bereut und mein Benehmen sofort geändert."
Arnold nickte ihr zu. „Das habe ich miterlebt; aber warum Sie jetzt, da er Feuer und Flamme ist. . .?"
„Das ist es ja gerade! Mein Zurückziehen hat auf ihn gewirkt, wie die schlimmste Koketterie; es hat seinen Stolz verletzt, sich fremd und kühl behandelt zu sehen, wo er früher gewohnt wap, das wärmste Entgegenkommen zu finden; und da ist fein bißchen Zuneigung auf einmal zu einer Leidenschaft gewachsen. Das erschreckt mich, denn es ist viel zu schnell gekommen, um zu dauern; er bildet es sich jetzt nur ein, weil es ihn reizt, daß ich ihm Widerstand entgegensetze. Nur deshalb habe ich mir Bedenkzeit erbeten und frage mich jeden Tag hundertmal, ob ich nicht doch verpflichtet bin, „nein" zu sagen, um ihm und mir für später Enttäuschungen zu ersparen."
„Ich bin davon überzeugt, daß ihm kein größerer Schmerz geschehen könnte, als wenn Sie nein sagen würden."
Malvine konnte die Tränen kaum zurückhalten. „Ich danke Ihnen innigst, Herr Doktor. Morgen abend kommt er zurück, und gleich übermorgen soll er sein Jawort haben."
Es war fast finster geworden bei dem wolkigen Himmel, der keinen Abendschein durchließ, unter den hohen Bäumen der Anlagen. Malvine sprang auf, schüttelte Arnold herzlich die Hand und lief mehr, als sie ging, der Stadt zu. Es war nicht weit von nenn, und der Oberst war ein pünktlicher Herr.
Arnold schlenkerte langfain zu seinem verspäteten Souper. Die beiden hatten sich in ihrem eifrigen Gespräch nicht um die wenigen Vorübergehenden gekümmert. Meist Handwerker und Fabriksarbeiter, die gegen Stein zu nach Haus eilten, und einzelne Spaziergänger, die sich in diese weniger belebten Wege verloren hatten. Zwei Schulmädchen waren stehen geblieben, hatten neugierig geschaut lund waren kichernd weiter gelaufen. Es war Ant- schi Brand mit einer Freundin gewesen. Arnold und Malvine hatten sie nicht bemerkt.
Antschi eilte mit ihrer Neuigkeit geschwind nach Haus, M wo Lisi und die Mutter nähend bei der Lampe saßen, M während die beiden andern Schwestern, welche die Wirtschaftswoche hatten, noch in der Küche beschäftigt waren.
Sie stürmte atemlos ins Zimmer. „Du, Lisi, dort hinten auf der Promenad' sitzt dein Doktor mit der Obersten — Malvin' und hört nix und sieht nix, so red't er in sie 'nein."
„Kannst du „meiner Seel'" sagen?"
„Meiner Seel' auf Ehr' und G'wifsen; und sonst kannst mir den Buckel 'naufsteigen," rief Antschi zornig, stampfte mit dem Fuß auf und rannte in die Küche, um sich dort mit einem Butterbrot zu versorgen.
„Das is ein Mädel!" seufzte die Lisi, „wann die amal a Manier lernen wird? Nein, aber der Malvin' hätt' ich das nit zu'traut!" ^
„Warum denn nicht", sagte die Mama spitzig, „die ist doch nicht so heilig. Dem Prochaska, dem Oberleutnant, is sie ja auch nachg'laufen wie toll. Weil sie den nicht kriegt, fangt sie sich jetzt halt ein' andern."
„Aber nein, Mutter, da find's g'stimmt; die G'schicht is anders. Die Malvin' laßt den Prochaska nit aus; sie hat ihn so weit 'bracht, daß er um sie ang'halten hat, und dann hat sie sich kostbar g'macht und hat sich Bedenkzeit aus'bitt'. Ich hab's heut nachmittag von der Apothekerischen erfahren; der Oberst wohnt ja dort iw ersten Stock. Den Herrn von Rosner, den fangt sie doch nit, das is nur so eine Kokettiererei, weil sie sich jetzt langweilt. Der Prochaska is für a paar Tag' nach Wien kommandiert."
„Na, so was!" rief die Mutter empört, „und da geniert sie sich nicht und sitzt mit einen andern auf der Promenad' rum? Da tut mir aber wirklich der Oberleutnant leid, und man tät' a gutes Werk, wenn man ihm an Wink zukommen ließ."
„Ja, ja!" schrie die Lisi, „das is wahr, das verdient sie! Wifsen'S was, ich wer's ihm schreiben."
„Das kannst machen", sprach die Mama würdevoll. „Aber ich bitt' mir aus, mit gut verstellter Schrift und anonym. Sonst hat man am End' für sein' guten Willen noch Verdruß.
(Fortsetzung folgt.)