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mit Erzähler vom schwarz w>ald.
Amtsblatt für die Htadt Dildbad.
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Ackitaü, den 22. November
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Rundschau.
Ucber preußisches Wahlrecht und Alottenvorlage
hat sich der nationalliberale Abgeordnete Prinz Schön- «ich-Carolath auf der Tagung des nationalliberatm Kreisvereins in Sorau am letzten Sonntag geäußert. Er führte unter anderem folgendes aus:
Ich möchte nun noch einige Worte sagen über das, was uns allen am Herzen liegt, über das Wahlrecht .So wie die Verhältnisse jetzt liegen, kann und darf es nicht weiter gehen. Schon Fürst Bismarck hat das preußische Wahlrecht das „schlechteste aller Systeme" genannt, und wir dürfen nicht länger anstehen, gegen dieses Wahlrecht vorzugehen. Es würde naheliegen, wie in den süddeutschen Staaten, das Reichstagswahlrecht auch für das Abgeordnetenhaus einzuführen. Das vielgeschmähte Reichstagswahlrecht, zu dem ich mich gern und freudig bekenne, hat gezeigt, daß es nicht an ihm liegt, wenn schlechte Wahlen stattfinden, sondern an der Lässigkeit der bürgerlichen Parteien und an ihrem Nichtzusammenhalten. Warum soll der preußische Wähler bei seiner Vertreterwahl zum Landtage nicht dasselbe Recht haben wie bei der Reichstagswahl? Ich vermag keine Gründe dafür anzugeben. Warum soll der Preuße weniger mündig, weniger kultiviert und intelligent sein wie der Wiirttemberger, Badenser usw. ? Ich glaube, wir können ruhig das Reichstagswahlrecht auf den Landtag übertragen. Wie die Verhältnisse liegen, muß ich meine Wünsche aber zurückstellen, denn sie werden sich nicht realisieren lassen. Einmal werden sie scheitern an dem Widerspruch der Negierung, und im preußischen Landtage ist zum anderen eine Majorität, die nicht liberal ist. Was geschehen muß, das ist eine Verbesserung des bestehenden Gesetzes, das wir nicht mehr haben wollen, nicht mehr dulden, und mit dem wir nicht arbeiten können.
Noch ein paar Worte über unsere Steuerverhältnisse. Wir stehen vor einem Defizit, und das ist umso bedauerlicher, als manche der neuen Steuern, wie zum Beispiel die Aahrkar^nsteuer, sehr- unpopulär ist und nicht das eingebracht hat, was sie sollte. Das Defizit soll 80 Millionen betragen. So geht die Sache nicht weiter, wir können
nicht derartige Wechsel aus die Zukunft ziehen. Die
neue Besoldungsordnung fordert 60 Millionen, auch die F-lottenvorlage braucht viel Geld. Das ist ein "betrübender Ausblick für alle. Ich habe die Ansicht, daß eine Reichseinkommensteuer das beste Mittel wäre, für Deckung zu sorgen. Wenn wir wieder auf indirekte Steuern zurückgreifen, so wird die breite Masse am meisten dabei in Anspruch genommen. Wir haben nun eine ganze Anzahl von patriotischen Vereinen und Personen, die immer mehr verlangen, sie denken, sie müssen die Regierung anreizen, vermehrte Ausgaben zu machen. Das ist ein sehr gefährliches Spiel. Ich sage ganz offen, daß ich die Agitation des Flottenvereins mit sehr geteilten Gefühlen begleitet habe. Ich freue mich, daß wir unsere Flotte haben, aber ich muß immer an das Wort des Fürsten Bismarck denken: Unsere Handelsflotte ist es gewesen, die uns den Weltmarkt erobert hat, nicht die Kriegsflotte. Ich meine, wir sollen für unsere Flotte das bewilligen, was unsere verantwortlichen Ratgeber für notwendig halten. Wir sollen aber nicht fortgesetzt eine Vermehrung der Flotte auch dann verlangen, wenn die verantwortlichen Stellen dies nicht als nötig erachten und damit im Volke und im Auslande die unrichtige Meinung verbreiten, als sei unsere Flotte nicht wehrhaft. Wir müssen im Deutschen Reiche sparsamer werden, sonst machen wir immer mehr Schulden, und es kommen immer neue S te uerb u k et ts."
Daß Prinz Schönaich-Earolath hier so entschieden das gefährliche Treiben des Flottenvereins verurteilt, persönlich für Reichstagswahlrecht und Reichseinkommensteuer eintritt, wird ihn bei feinen Parteigenossen noch mehr in den Geruch verkappter Demokraterei bringen, als es bisher schon geschehen ist.
* * *
Die Alten Herren gegen den Trinkkomment.
Gegen den Trinkzwang in studentischen Korporationen wendet sich ein Aufruf „Alter Herren" in den „Burfchenschaftlichen Blättern". Die Zugehörigkeit zu einer Burschenschaft dürfte, so heißt es da, in keiner Weise davon abhängig gemacht werden, wie der einzelne sich dem Alkoholgenufse gegenüber verhalte. Die alten Zöpfe der Vergangenheit, das Bierjungen- und Quantitätentrinken, die Fuchstafel usw. feien zu beseitigen. Das
Spinnenlassen sei als ein völlig veraltetes Erziehungsmittel zu entfernen. Man könne wohl ein forscher Student sein und doch dem Trinkzwang feindlich gegenüberstehen. Daher seien das maßlvsc Trinken und die öde Kommentreiterei zu verbannen. Ter Aufruf ist unterzeichnet; von vielen Aerzten, aber auch von einer großen Zahl im öffentlichen Leben stehender Männer.
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Ein Franzose über Elsaß-Lothringen.
Die „ewige Elsaß-Frage" wird ikr der Zeitschrift „Le Censeur" abermals, wie es seit einigen Jahren verschiedentlich der Fall gewesen, im versöhnlichsten, gegen die chauvinistischen Ueberlieferungen ankämpfenden Sinne besprochen und schon das Motto, das der Verfasser des Artikels, Georges Parmen tier, gewählt hat, Man- taignes berühmte Maxime: „Kein Prinzip bleibt über eine stets beschränkte Zeitfrist hinaus wahr", zeugt von dem Geiste, in dem diese Abhandlung, die übrigens erst teilweise vorliegt, gehalten ist. Der Verfasser führt aus:
Auf beiden Seiten ist gesündigt worden und wird weiter gesündigt, Frankreich habe nach Revanche ge- schrien, aber das einzige Mittel, eine solche durchznsetzen, wäre doch nur der CäsarismuH gewesen, von dem man aber nichts wissen wollte. Man habe zur Ablenkung der Gloire-Leidenschaften Menschenleben und ungeheure Summen in Kolonialkriegen verzettelt, überhaupt alles getan, um die lächerliche Ruhmsucht zu befriedigen, ohne dabei etwas zu riskieren, lieber die Niederlage von 1870 habe man sich mit eitlen Auszerrungen des „Gloria victis" hinwegzutrösten versucht, indem man die Niederlage der Franzosen als schöner hinstellte als den Sieg der Deutschen. Kurz, man habe Zeit, Mühe und Geld verloren, um jetzt endlich zu der lleberzeugung zu kommen, daß für die Nationen die Existenzbedingungen in unserem Jahrhundert das Schaffen in Handel, Industrie und Schiffahrt ist. Der Krieg sei aus der Mode gekommen. Also jetzt, könne man die Sachen ruhig sagen, die früher nicht erlaubt waren, wenn man auch noch immer die Zornesausbrüche der interessierten „Patriotenschreier" heranfbeschwöre.
Ohne jede Schonung Führt Parmentier darauf seinen Landsleuten zu Gemüte, daß das Elsaß nie französisch gewesen ist und nie französisch werden konnte. Das habe ja schon der Pater des französischen Nationalismus, der berühmte Historiker Michel et gesagt und bewiesen, als er in feinem „Tableau de la France" erklärte:
Die andre Hälfte.
S) Roman von Martin Kilver.
(Fortsetzung.)
„Da sind die Mädeln am End' gar Partien, denn vom Vater wird die Frau Kanzleidirektor wohl auch noch was. erben?" warf der junge Leutnant ein.
„I Gott bewahre! Der Alte, der's durch seinen Handel allerdings wieder zu Wohlstand gebracht hat — er war übrigens noch gar nicht alt, denn solche Leut' heiraten ja meistens sehr früh — hat, wie die Toni aus'm Haus war, eine zweite Frau genommen und hat mit der acht Kinder. Die Brand verträgt sich mit der Stiefmutter aber nicht und wird immer springgiftig, wenn ich sie frag', was der Herr Papa in Prien macht. Hie und da war eine von den Töchtern auf ein paar Tage beim Großvater, aber sie passen nicht hin. Die Mädchen hier, elegant, Sonnenschirm, Schleier, Knöpfschuhe und gestickte Strümpfe. Die Straßner-Mädeln, Werktags mit den Kühen auf der Wiese, womöglich barfuß im Kopftuch, im Keller und am Waschfaß, Sonntags im Samtspenser, halbbäuerisch im Kirchenstuhl und ans der Musik, das geht ja nicht zusammen."
Die jungen Herren rollten sich fast vor Vergnügen bei der Vorstellung, daß die Brand beinahe Gräfin geworden wäre und machten ihre hochtönende Sprechweise mit den falschen Umlauten nach. Arnold hatte zwar ordentlich mitgelacht, aber es überkam ihn doch wie Mitleid mit diesem Menschenschicksal, das durch eine falsche Hoffnung aus der Bahn gerissen, sich nie mehr so ganz in ihre natürliche Sphäre zurückgefunden hatte. Manche Phrase der Mama Brand wurde ihm jetzt verständlich, ihr grotesk gesteigertes Wesen, ihr unberechtigter Hochmut. Sie konnte die gräflichen Aspirationen nicht vergessen und trug es ihrem Mann immer noch nach, daß er gewagt hatte, seine Augen zu ihr zu erhÄen.
VII.
Als Arnold am nächsten Sonntag gemütlich nach Tisch beim schwarzen Kaffee saß, sah er Prochaska in großer Gala über den Markt herüberkommen und zum Löwen einbiegen. In dm Speisesaal eintretend, wo er sicher sein konnte, um diese Stunde Arnold zu treffen.
legte der Oberleutnant still und gedrückt, ganz gegen seine Gewohnheit, Säbel und Tschako ab und bestellte sich beim Kellner ein Schnitzel, da es zu spät zu etwas anderem war.
„Woher kommst du denn so elegant?" fragte Arnold, der sich sein schweigsames Wesen nicht erklären konnte.
Prochaska schüttelte sich etwas und trocknete mit feinem hellseidenen Taschentuch den Schweiß von der Stirn, obwohl der kühle regnerische Junitag ihn kaum in solche Hitze gebracht haben konnte.
„Lieber Doktor", begann er mit Nachdruck, „ich sag' dir, anhalten, das is noch ärger als Zahnreißen oder als ein achtstündiger Uebungsmarsch mit Hühneraugen."
„Also angehalten hast du? Aber du siehst nicht wie ein glücklicher Bräutigam aus; du bist doch nicht abgeblitzt ?"
„Nein, Gottlob! So schlimm ist es nicht geworden. Der Alte war wie lauter Honig; aber die Malvin', der kleine Racker, glaubst du, sie hat ja gesagt? Bedenkzeit! Vierzehn Tage Bedenkzeit hat sie sich ausgebeten! Wie soll ich das denn aushalten? Ich denk' mir zwar, sie sagt zum Schluß nicht „Nein", dafür sorgt schon der Oberst, aber sicher hat man's doch nicht. Wer weiß, was für Flausen sich so ein Fratzel in den Kopf setzt. Und einen Korb, wem: ich den davontragen sollt', ich glaub', ich könnt' dran zugrund' gehn. Kannst du dir das denken, daß du so ein dummes kleines Mädel so recht gern hast, und . . . und . . ." die Stimme brach ihm. „Donnerwetter, ich glaub', mir kommt's Heulen!"
Arnold lachte. „Sei ruhig, wenn sie dich wirklich lieb hat, werden diese zwei Wochen keine vierzehn Tag lang fein. Ich wette, sie kürzt die Probezeit ab."
Hierin hatte sich Arnold aber getäuscht. Die Woche verging, Prochaska wurde immer stiller und gedrückter. Er kam fast täglich zu Obersts, Malvine empfing ihn immer mit der gleichen Freundlichkeit, aber stets in der Gegenwart des Vaters oder der Schwester und hielt ihn dabei in einer Entfernung, die den jungen Mann beinahe zur Verzweiflung brachte.
Für den nächsten Sonntag schöpfte er einige Hoffnung, der Oberst hatte ihn zu Tisch geladen. Aber auch
Dr. von Rosner und ein junger Leutnant, erst kürzlich nach Krems versetzt, waren zugezogen und die Gelegenheit zu einer Aussprache dadurch wiä>er vereitelt. Sie kamen alle drei pünktlich zur gegebenen Stunde an. Der Oberst empfing die Herren mit großer Freundlichkeit, zeichnete aber doch den Oberleutnant sichtlich aus, urrd Fräulein Marie, die sonst gegen alle Menschen steif und schüchtern war, hatte für ihn eine Art von vorausgenommener verwandtschaftlicher Vertraulichkeit. Nur Malvine verstand es, Sonne mrd Schatten ganz gleich zu verteilen, gegen jeden liebenswürdig zu sein, ohne die andern zu vernachlässigen, so daß man ihre Haltung, ihre Selbstbeherrschung bewundern mußte. Sie hatte ihren Haushalt, so einfach er war, am Schnürchen; der Bursch war zum Servieren gut abgerichtet, die Speisen vorzüglich gekocht, der Wein höchst trinkbar und die Tafel mit frischen Blumen anmutig gedeckt. Für Prochaska hatte sie aber keinen bedeutsamen Blick, kein wärmeres Woxt: dieser kam ganz gebrochen heim, und Arnold hatte an ihm den ganzen Abend zu beruhigen und zu trösten.
Eine wahre Erleichterung war es, daß der Oberleutnant in der nächsten Woche auf einige Tage nach Wien kommandiert wurde, wo es Arbeit und Zerstreuung in Menge für ihn gab. Das konnte ihm die bittere Zeit erträglich machen. In leidlicher Stimmung reiste er ab, ohne Malvine wieder gesehen zu haben.
Das Wetter war unterdessen wieder freundlicher geworden, wenn es auch noch kühl und wolkig blieb, und Arnold benützte seine freien Abende dazu, die Gegend nach allen Richtungen kennen zu lernen. Am Donnerstag, als er nach einem größeren Spaziergange im halben Dämmer der Stadt zuschritt, bemerkte er Fräulein Malwine, aus einem der Gärten kommend. Sie trug ein zierliches Weidenkörbchen am Arm und blieb stehen, um ihn herankommen zu lassen.
„Guten Abend, ^err Doktor", sagte sie freundlich, „Sie kommen wohl von einem Ausflug? So allein?"
„Jawohl, ich bin noch ziemlich fremd hier und schließe mich nicht leicht an. Der Einzige, der mir näher steht, Oberleutnant Prochaska, ist, wie Sie wissen dürften, in Wien."