llerkrei
rrioAüer
VÜilÄvsüer ünrelgbi usü Isgeblstl
mit Erzähler vom Schwarzwcrld.
kr,chrt»«
«» »Ne«, BrriNckO« Hv»nnrae«t t» «er Stt« BmBjidB. »4.«
«B>^. 4« N. dB »Ken «SM.
»»4 S»«r, m, Set». » L»B- d»«ttr»«ri!kk' N-t. »u«erd»Id ckr»»eN»«« M. t.
Sie«» SertellgeW X» PH.
tritton ktr. 4t.
! Amtsblatt für die Stadt Dildbad.
1 PH. ^
»0 PH. St« ÜB». »pBthe S»n»an«rBt».
Oerkündigungsblcm
14 PH. «B
Xgi. Forstämter wiidbad, Meistern,
SB WeSrrdBuNgr» ««BP».
Lnzklösterie »c.
mit
n»«> llrderBnkunB
amtlicher ^remdenMe»
kBrgrrmni-ltärerr«: ' I
er
Pr 250.
Samstag, -eu 26. Hktoker
1607
Wie Louis Philipp floh.
Ein Romankapitel.
Als Louis Philipp, der „Bürgerkönig" der Franzosen, am 24. Februar 1848 notgedrungen und gezwungen abdankte, genügte das dem empörten Volke nicht. Der ehemalige König mußte Hals über Kops mit seiner Familie Paris verlassen und nach England fliehen. Tagelang irrten die Flüchtlinge an der Küste umher und verbargen sich in den verschiedensten Verstecken, bis es dem englischen Konsul in Havre, Featherstonhangh, durch einen kühnen Streich gelang, das abgesetzte Königspaar an Bord eines Dampfers zu schmuggeln, der sie über den Kanal brachte. In der im Berlage von Karl Siegismund in Berlin erschienenen deutschen Ausgabe des 'Briefwechsels der Königin Piktoria, "findet sich neben anderen, von uns schon mitgeteilten interessanten Dingen der Bericht des englischen Konsuls mit dem schwer auszusprechenden Namen an den Minister des Auswärtigen, Lord Palmerston; wegen der abenteuerlichen Umstände der Flucht drucken wir den Bericht hier noch ab. Cr lautet:
Mr. Featherstonhaugh an Biscount Pälmerston.
Havre, 3. März 1848.
Mein lieber Lord Palmerston! Die Sache stand auf einer Stecknadelspitze, aber alles ist, Gott sei Dank, wunderbar gut abgelausen. Ich mußte den Plan, den König einem Fischerboot von Trouville anzuvertrauen, fallen lassen. Das Wetter war sehr stürmisch; hätte er versucht, den Dampfer aufzufinden, so hätte ihm das leicht nicht gelingen können, denn die See ging hoch, und der Wind war von vorn. Es lag auch die Gefahr nahe, daß das Fischerboot verloren ginge, eine Möglichkeit, von der allem der Gedanke mich krank machte.
Ich ließ den Plan also ganz fallen und beschloß nach langer, sorgfältiger Ueberlegung, einen anderen zu befolgen, den ich mehr in der Hand hatte, und dessen Kühnheit, obwohl sie eine Prüfung für die Nerven war, den Erfolg' in sich trug. Der Plan bestand darin, den König und hie Königin nach Havre selbst hineinzubringen, che jemand eine solche gewagte Absicht vermuten konnte, und alles bis aufs kleinste für ihre Einschiffung vorzubereiten. Um den Plan auszusühren, bedurfte ich wachsamer, kluger und sicherer Agenten, und ich fand sie, wie es sich herausgestellt hat. Mir war bekannt, daß die niederen Klassen argwöhnten, es sei Mr. Guizot, der
Die blaue Dame.
Krimival-Roman von Auguste Groner.
SS) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Auch Herr Grünwald machte sich zu einer Ausfahrt bereit. Was nur in Ausuahmesällen zu geschehen pflegte, geschah heute. Der vielbeschäftigte Hotelier fuhr selber zur Bahn. Die alte Fürstin L. hatte ihm ihre Ankunft angezeigt. Sie kam von Cannes. Grünfeld pflegte der greisen, liebenswürdigen Dame stets die Aufmerksamkeit zu erweisen, ihr entgegenzufahren, und sie in sein Hans zu bringen.
Müller und sein Begleiter wußten eine Viertelstunde nach ihrer Ankunft auf dem Lido, daß daselbst, in der Pension der Baronin Mautern ein Herr Richard Volkner wohne.
Müller allein begab sich nach der Pension.
Sein Kollege erwartete seine Rückkehr in einer der kleinen Restaurationen, welche auf dem Wege zum Stabili- mento liegen.
Müller wollte soeben die Billa Mautern betreten, als er lauschend innehielt. Hinter den hohen Büschen des schmalen Vorgartens redete eine gereizte Frauenstimme. Sie redete im Schweizer Dialekt.
„Seien Aie doch nicht so wild", Hatto ein Mann gesagt, und die Frau darauf: „So? Nicht zornig soll ich sein, wenn man mir wegen nichts und wieder nichts den Dienst kündigt? Es. ist nämlich wirkliA nicht wahr, daß sch den Schreibtisch untersucht habe. Aber dieser Herr Volkner ist ja letzterer Zeit direkt ein mißtrauischer Halbnarr."
Das hörte Müller, dann schlug eine Türe zu, Und dann sagte die Männerstimme leise: „Und das sanfte Lutschen ist eigentlich eine wilde Katze", wonach der welcher selbige Betrachtung .angestellt hatte, schweren Schrittes nach dem rückwärts gelegenen Teil des Gartens ging.
' „Sehr gut", dachte Müller, „geärgerte Dienstboten sind mir schon oft schätzbare Helfer gewesen."
Gleich danach öffnete er die Glastür, welche so temperamentvoll geschlossen worden war und befand sich nun ln einem zum Sitzraum eingerichteten Flur, in welchem
sich in Trouville verborgen aushielt, und da ein unglückliches Ereignis vernunftgemäß dort erwartet werden könnte, sandte ich eine treue Person nach Calvados. Es war die höchste Zeit. Der Pöbel hatte sich an dem Orte gesammelt, wo her König war; dieser mußte durch die Hintertür entschlüpfen und zwei Meilen zu Fuß gehen. Schließlich erreichte er eine kleine Hütte, die einem Gärtner in Honsleur gehörte, wo sich die Königin befand. Das war gestern früh um halb 7 Uhr. Mein Agent sah den König und die Königin, die ihn nach kurzer Unterredung mit der Botschaft wegschickten, daß sie. dort warten wollten, bis sie wieder von mir hörten, und daß sie meine endgültigen Anordnungen genau ausführen > wollten, soweit es von ihnen abhinge. Ich ersuchte nun Kapitän Paul, um halb 8 Uhr abends, sobald es dunkel sei, bereit zu sein, das Wasser angewärmt zu haben und klar zum Dampfaufmachen zu sein, er sollte dann nur mit einer Trosse am Kai sestgemacht und mit einem Anker achteraus liegen und mich mit einer Gesellschaft etwas vor 8 Uhr erwarten; sobald ich mit meines Gesellschaft an Bord gekommen wäre und ihn ersucht hätte, anzulegen, sollte er mich an Land gehen lassen. Trosse und Kabel kappen, in die Mitte des Hafenbeckens gehen, Dampf und Klüver hoch und hinaus nach England. Kein Wort sollte an Bord gesprochen werden.
Um den König von Honsleur dahin zu bringen, wurde folgendes Verfahren eingeschlagen: M. Bresson, ein königstreuer und intelligenter Offizier der französischen Marine, der dem Könige gut bekannt war, und Mr. Jones, mein Vizekonsul und erster Buchhalter, gingen um ein Viertel vor 5 Uhr nachmittags mit der Dampffähre nach Honsleur. Vom Landungsplätze sind es dreiviertel Meilen bis zu dem Ort, wo der König und die Königin verborgen waren. 'Das Fährboot sollte von Honsleur um 68/4 Uhr nach Havre abgehen. Ich hatte M. Bresson einen Paß für Mr. und Mrs. Smith gegeben, und mit diesem Paß sollte der König nach dem Landungsplätze gehen, wo er meinen Vizekonsul treffen und weiter von zhm dirigiert werden sollte.
Wenn die Gendarmen den Paß prüfen würden, sollte Mr. Jones für die Richtigkeit desselben einstehen und saßen, er sei von mir geschickt worden, um Mr. Smith, der mein Onkel sei, nach Havre zu geleiten. Mr. Bresson sollte mit der Königin folgen, und das Gefolge sollte, einer nach dem andern, zum Fährboot kommen, aber keiner sollte den anderen kennen. Das Fährboot sollte in Havre gegen halb 8 Uhr eintreffen, und ich hatte dann
eine zierliche Blondine ein bißchen allzulebh-aft mit einem Staubwedel hantierte.
Er fragte artig an, ob er die Frau Baronin sprechen könne.
„Die Frau Baronin ist nicht zu Hause", antwortet« das Mädchen in noch immer irritiert klingendem Schweizerdeutsch auf die italienisch gestellte Frage. Es war also richtig „Luise", die Müller da vor sich hatte.
„Tut nichts", entgegnete er, „Sie können mir vermutlich auch Ausuknft geben. Sie gehören ja wohl zum Hause?"
„Ja, mein Herr. Noch, gehöre ich zum Hause", antwortete sie kurz.
„Nun also!" sagte gemütlich Müller, und drückte der Kleinen ein paar Lire in die Hmrd. r Das Mädchen hatte ein feines Gefühl. Sie spürte ! fünf der silbernen Münzen.
i Freundlicher als früher sagte sie: „Was wünscht der z gnädige Herr Zu wissen?"
Jetzt lächelte auch Müller.
Wie schnell er in ihren G^en und in ihrem Munde avanciert war.
Er ließ sich in den Korbsessel nieder, den sie ihm anbotu nd sagte: „Vor allem Diskretton!"
„Aber, gnädiger Herr!"
„Schon gut! Also — seit wann wohnt Herr Richard Volkner hier?"
„O, für diesen Herrn interessieren Sie sich?" sagte sie ärgerlich.
„Bitte, das Fragen ist meine Sache", entgegnete Mül» ler bestimmt.
Jas Mädchen wurde rot. Ganz bescheiden sagte es
jetzt:
„Herr Volkner wohnt etwa drei Wochen hier. Natürlich kann ich dem gnädigen Herrn auch den Tag sagen, an dem Herr Volkner angekommen ist. Ich brauche nur ein Eintragsbuch zu holen. Ich bediente ihn nämlich — bis heute", setzte sie giftig hinzu.
Müller beachtete ihre Gemütsbewegung nicht, sondern sagte gleichmütig: „Bitte, holen Sie das Buch."
Das Mädchen eilte fort. Nach ganz kurzer Zeit kam es mit einein großen Notizbuch zurück.
das klebrige zu besorgen. Ein Weißes Taschentuch sollte zweimal gezeigt werden, zum Zeichen, daß alles in Ordnung sei. Da man sich vor den Gendarmen besonders vorsehen mußte, so vertraute ich zunächst in vertraulicher Weise den größten Klatschbrüdern der Stadt an, daß ich den schriftlichen Bericht einer beamteten Person gesehen hätte, wonach der König England in einem Fischerboot aus der Nachbarschaft Treports erreicht habe; dann nahm ich mir einige Personen, ans die ich mich verlassen konnte, Söhne meiner Händler, die zur Nationalgarde gehören und ersuchte sie, sich bei dem Dampfer aufzuhalten, der den König aufnehmen sollte, um mir, wenn nötig, ihre Unterstützung in Anbetracht der großen Volksaufregung bei der Einschiffung einiger Freunde, die nach England gingen, zu leihen. Wenn eine besonders große Zahl von Gendarmen beim Dampfer ausgestellt wäre, und diese hätten Bedenken, meinen Onkel an Bord gehen zu lassen, dann hatte ich hundert Schritte davon zwei Personen zur Hand, die einen Streit und eine Prügelei markieren sollten; ich wußte genau, daß die Menge sich nicht ansammeln würde, da Kapitän Paul keinen Lärm mit seinem Dampfer machen würde, und daß wir keine Gendarmen vorsinden würden.
Der ängstlich erwartete Augenblick war endlich da. Der Fährdampfer legte am Kai an; es war fast dunkel, aber ich sah das weiße Taschentuch. Es war eine große Anzahl von Passagieren vorhanden, welche die Ausschiffung begünstigten. Als die Hälfte derselben heraus war, kam die zitternde Königin die Treppe heraus. Ich nahm sie an der Hand, sagte ihr, daß ich es sei, und M. Bresson ging mit ihr nach unserem Dampfer Zuletzt kam der König, verkleidet, mit abrasiertem Bart, in gewöhnlichem Ueberzieher, mit einer riesigen Staubbrille vor den Augen. Da er nicht gut sehen konnte, strauchelte er; ich trat vor, nahm ihn bei der Hand und sagte: „Ah, lieber Onkel, ich freue mich, Sie zu sehen!" Worauf er antwortete: „Lieber George, ich freue mich, daß Sie hier s i n d." Die Engländer um mich machten für ihren Konsul Platz in der Menge, und ich begab mich an einen ruhigen und beschatteten Teil des Kais. Aber mein lieber Onkel sprach so laut und so viel, daß ich die größte Schwierigkeit hatte, ihn zum Schweigen zu bringen. Endlich erreichten wir den Dampfer. Es ging wie am Schnürchen. Tie Menge mußte wieder Platz machen. Ich führte den König in eine Kabine nach unten, gab ihm einige Verhaltungsmaß-
„Am 12 . Mai ist er hierher gekommen. Er ist, glaube ich, lungenkrank. Er sieht nämlich danach aus und hustet erbärmlich."
„So! Und ist Herr Volkner seit dem zwölften Mai immer hier gewesen?"
Das Mädchen stutzte.
Sie wußte natürlich, daß Volkner ein paar Tage seit dieser Zeit verreist gewesen war, aber es war ihr von der Baronin aufgetragen worden, dies den anderen Pensionären gegenüber zu verheimlichen. Diesen war der Glaube beigebracht worden, daß Volkner sich in diesen Tagen übel befunden und daß er sie deshalb in seinem Zimmer zugebracht habe.
Luise wußte nicht, ob es sich bezüglich dieser Verheimlichung um etwas vielleicht sehr Wichtiges oder um etwas ziemlich Belangloses handle, zu ihrer Bequemlichkeit nahm sie letzteres an. Sie hatte überdies fünf Lire bekommen, damit sie reden solle, also redete sie und sie redete gern. Es war ja das eine Bosheit, die sie dem mißtrauischen Herrn antun konnte.
Nachdem sie ein bißchen in ihrem Ausschreibbuche geblättert hatte, sagte sie leise, aber mit großer Bestimmtheit : „Vom sechsundzwanzigsten bis zum einunddreißigsten Mai habe ich bei ihm nichts zu tun gehabt. Ta war er verreist oder auch nur in Venedig drüben."
Müllers für gewöhnlich blasses Gesicht hatte sich ein bischen gerötet.
Es war das einzige Anzeichen dafür, daß er erregt sei. „Oder in Venedig drüben", wiederholte er. „Sie wissen also nicht bestimmt, daß er — nun sagen wir, daß er weiter weg war, als nur in Venedig?"
„Jedenfalls hatte er seinen kleinen Koffer mitge-
Luise zuckte die Achseln.
nommen", sagte sie „und auch seinen Reisemantel; es hat mir deshalb den Eindruck gemacht, daß es sich diesmal nicht um Venedig gehandelt hat."
„Befand sich Herr Volkner denn sonst öfter auf längere Zeit drüben?"
„Zweimal blieb er über Nacht aus."
„Darf ich in Ihr Buch Einsicht nehmen?"
,O ja."
(Fortsetzung folgt).