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Amtsblatt für dir Stadt Wildbaö.
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Mittwoch, de« 23 HLioker
1907
Rundschau.
Ein Sensationsprozetz.
Am Mittwoch soll die Privatbeleidigungsklage des Grafen Kuno Moltke gegen Maximilian Harden vor dem Schöffengericht zu Charlottenburg verhandelt werden. Es handelt sich um einen vielerwähnten Artikel der „Zukunft", in welchem Graf Moltke als Mitglied eines um den Fürsten Philipp Eulenburg gescharten Kreises mehr oder minder deutlich homosexueller Neigungen bezichtigt wurde. Für den Grafen Moltke hat das zunächst die Folge gehabt, daß er aus seiner dienstlichen Stellung als Komma ndant vonBerlin entlassen wurde. Es ist nur zu billigen, daß Graf Moltke wenn er sich unschuldig fühlt, alle Hebel in Bewegung setzt, um sich von dem auf ihm ruhenden Verdacht zu reinigen, und nach Lage der Dinge gibt es dafür kein anderes Mittel, als die Beleidigungsklage. Die Erhebung der öffentlichen Klage hat der Staatsanwalt abgelehnt und nun hat der Graf die Privatklage eingereicht, die demnächst verhandelt werden soll. Soweit ist alles in Ordnung.
Nun zeigt sich Mer seit mehreren Wochen das seltsame Schauspiel, daß eine Anzahl Blätter — es gehören dahin die Zeitschrift „Morgen", der „Berliner Lokalanzeiger"' und die „Neue Gesellschaftliche Korrespondenz" — auf die Kenntnis des Aktenmaterials gestützte Mitteilungen veröffentlichen, welche offensichtlich dem Zweck dienen sollen, den Grafen Moltke zu einer Zurücknahme seiner Kl a gezub ewegen. Am skandalösesten führt sich die „Neue Gesellschaftliche Korrespondenz" auf, die in geradezu beschwörendem Tone auf die Gefahr aufmerksam macht, die der Monarchie drohe, wenn dieser Prozeß zur Verhandlung komme und alle die hohen und niederen Herrschaften, die dann alle mit Namen aufgeführt oder angedeutet werden, gezwungen würden, ihrer Zeugenpflicht nachzukommen. Um nur ja keinen Zweifel zu lassen, was die Zeugen bekunden sollen, wird erwähnt, daß eine Anzahl Mannschaften der Gardekürassiere als Zeugen geladen werden sollen. Dieses Treiben, hinter dem man, wie die Kl. Pr. schreibt, den Urheber des ganzen Skandals, Herrn Maxims lian Harden selber suchen muß, ist im höchsten Grad feige und widerwärtig. Erst wird ein hochstehender Mann aus der Umgebung des Kaisers vor der Öffentlichkeit homosexueller Neigungen verdächtigt, und wenn der Angegriffene sich zur Wehr setzt, dann wird in dieser Weise hintenherum mit Hilfe guter Freunde in der Presse dahin-
gearbeitet, eine gerichtliche Aufklärung zu Hintertreiben.
Hoffentlich wird dieses Treiben keinen Erfolg haben und durch den Gang der Gerichtsverhandlung als unlauter in höchstem Maße gebrandmarkt Werden. Wenn Herr Harden von gesetzeswidrigsn Neigungen und Handlungen in einflußreichen Kreisen Kenntnis hat, so ist es ihm unbenommen, das zur Kenntnis des Publikums zu bringen, nur muß er eventuell vor Gericht für seine Behauptungen einzustehen den Mut haben. Wie die Monarchie durch den Prozeß geschädigt werden soll, ist nicht einzusehen. Es handelt sich um eine Klage des Grafen Moltke, und Harden wird lediglich zu beweisen haben, was gegen diesen Vorgebracht worden ist. Dagegen fällt alles nicht in den Rahmen der Anklage, was dritte Personen zu belasten oder grundlos bloßzustellen geeignet ist. Wenn also das Gericht eine Beweisführung zur Belastung oder Blockstellung anderer Personen nicht zulassen wird, so kann sich Herr Harden darüber nicht beschweren. Hat er nicht bloß aus Skandalsucht oder aus gewerblichen Interessen zur besseren Verbreitung seiner „Zukunft" die ganze Geschichte aufgerührt, sondern aus moralischer Entrüstung, dann braucht er ja nur dem Staatsanwalt Anzeige zu machen und diesem die entsprechenden Belastungszeugen anzugeben. Stehen ihm solche aber nicht in ausreichendem Maße zup Verfügung um ein gerichtliches Vorgehen zu veranlassen, so muß er sich bescheiden.
* * »
Z«r Affäre Kolb-Frank,
In Karlsruhe wurde am Sonntag von der sozialdemokratischen Parteikonferenz Badens über die Angelegenheit Kolb und Dr. Frank verhandelt und mit allen gegen eine Stimme eine Resolution gefaßt, in der die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Vertreter der sozialdemokratischen Partei sich in Zukunft von allen Veranstaltungen rein monarchischen Charakters fernhalten. Die Konferenz bekundet aber ausdrücklich, daß die Mg. Frank und Kolb nach wie vor das Vertrauen der PaÄei- genvssen des Landes genießen.
* * *
Der Briefdiebstahl im deutschen Flottenverein.
In der Briefdiebstahls-Affäre des Deutschen Flot- tenvereins hat, wie der Fr. Ztg. von unterrichteter Seite gemeldet wird, der kürzlich verstorbene Reichstagsabg. Kaplan Dasbach noch kurz vor seinem Tode dem Untersuchungsrichter eine bedeutungsvolle Mitteilung ge-
Die blaue Dame.
Kri»i««l-Roma» v»u Au, oste Grauer.
<S) (Nachdruck »srboteu.l
(ForLschun-.)
„Das alles werden also, Herr Korümissär, meinem Herrn zu wissen tun?" fragte Ossip.
Sennfeld nickte.
„Da brauche also ich ihm nur das andere zu melden."
„Ah, Sie haben also noch etwas Neues?"
„Herr Moser hat mir heute mitgeteilt, daß die Lehmann einige Tage vor ihrem Ende mit jemandem, den er auch nicht sehen konnte, und mit dem sie per du war, im Garten gewesen ist."
„So! Auch nicht sehen konnte, das heißt wohl, daß er hie Lehmann auch nicht gesehen hat. Wie weih er also, daß sie es war, Re da zu jemandem „du" sagte?"
„Er hörte sie reden, er ist fest davon überzeugt, daß die Stimme, welche er hörte, die ihrige war. Sie redete Von einer Reise. „Du kannst dann gleich reisen." Das Haren die Worte, deren sich Moser ganz deutlich entsinnen kann."
„Und die Person, zu welcher sie dieses sagte, redete gar nichts?"
„Ja. Eine Frauenstimme, welche Moser nicht kannte, antwortete: „Mein Gott, wenn ich nur schon wieder bei den Zweien wäre." Ich nehme an, daß es die Toni gewesen ist, die das sagte", bemerkte Ossip bescheiden.
„Warum nehmen Sie dies ohne weiteres an?" fragte dcnnfeld verdrossen, „damit nehmen Sie zugleich an, daß dlftes arme Frauenzimmer von Vorneherein eine falsche «Mle im grauen Hause gespielt hat — und daß sie also dem Verbrechen viel näher steht, als zum Beispiel ich anzunehmen mich entschließen kann."
„Warum soll sie nicht vorher schon gelogen, ich mein« «füglich ihres Verhältnisses zur Lehmann gegenüber den beiden anderen Hausbewohnern, gelogen haben, natürlich vn Einverständnis Mit der Lehmann? Sie hat ja Hinterer .ihre Fertigkeit im Lügen zur Genüge bewiesen?"
„Du lieber Gott! Wie verbittert und hart Sie^ so Ei junger Mensch, schon sind!" entgegnet« Sennfeld kopf- HWch tzMü üne, Mchs di« Lok ML LüK
zwang, überhaupt eine fertige Lügnerin sein? Ich meine, der Selbsterhaltungstrieb lehrt einem in solchem Falle sehr schnell das Lügen."
„Herr Kommissär haben zweifellos recht", bemerkte Jewljeff demütig, „uno ich bitte Sie, auch dieses Neue meinem Herrn bekanntzugeben. So geht es in einem."
„Wenn wir ihm nur auch schon eine Andeutung darüber geben könnten, mit welchem Zuge sie abgereist ist und welche Richtung sic genommen hat."
„Herr Kommissär haben sich darüber sicherlich schon Gedanken gemacht."
„Glauben Sie, Herr Jewljeff?"
Sennfelds Stimme klang ein wenig spöttisch.
Ossip errötete.
„Ich — rch wollte nichts Unpassendes sagen", murmelte er.
Der Kommissär war schon wieder gemütlich.
„Na, na, beruhigen Sie sich nur", meinte er, „Sie die rechte Hand eines Müllers — Ihr Herr nannte Sie nämlich mir gegenüber, nachdem er mir ein paar famose Beispiele Ihrer Art zu arbeiten gegeben hat — „seine rechte Hand". Sie also dürfen sich schon etwas erlauben, ohne daß man es schief nimmt. "Also ja, ich habe mir über das Reiseziel dieses Mädchens schon Gedanken gemacht. Um 8 Uhr herum war die Toni noch bei der Körner — so kann sie also erst so gehen 1 / 2 O Uhr im Bahnhofe angelangt sein und ist, falls ihre Angabe, „neun Stunden ohne Unterbrechung muß ich in dieser heißen Nacht fahren", auf Wahrheit beruht — also mit einem Zug weggefahren, der um oder nach st-st Uhr abgeht."
„Dieser Angabe darf man ja wohl trauert", warf der junge Russe ein. „Was für ein Grund hätte denn das junge Mädchen gehabt, die ihr fremde Frau zu belügen. Oder war die Toni dieser Frau Körner nicht fremd?"
„Doch, Herr Jewljeff, doch. Die Frau hat sie damals das erstemal gesehen. Also, man darf ruhig annehmen, daß die Toni sim 4. Juni nach 8 Uhr sich zur Bahn begäben hat, um neun Stunden dieser Nacht zu durchfahren."
„Ohne Unterbrechung."
„Ohne Unterbrechung, richtig. Auch ich habe natürlich auf diese Miej Worte großen Wert gelegt. Sie ist Mo üüj ÜW MlMMckk stÄMen G kineE dirMy
macht. Herr Dasbach war vielfach als Zeuge vorgeladen worden, well angenommen wurde, daß er in nahen Beziehungen zur Tat und dem Täter stände, er konnte aber infolge seiner Krankheit nicht vernommen werden. Dasbach hat alsdann in einem an den Untersuchungsrichter gerichteten Schreiben jegliche direkte Beziehung zur Tat in Abrede gestalt, gleichzeitig aber erklärt, daß der Reichstagsabg. Erzberger ihn vor dem Erscheinen des ersten Artikels im „Bayerischen Kurier" ersucht habe, in die Presse zu bringen, in welcher Weise von General Keim bezw. dem Flottenverein bei den Reichstagswahlen gegen das Zentrum agitiert worden sei. Er (Dasbach) habe dies abgelehnt, weil ihm die Quelle der Mitteilungen „nicht tadellos" erschienen sei. Unmittelbar nach dieser Unterredung zwischen Dasbach und Erzberger sind am 4. und 5. Februar d. I. die Artikel im „Bayerischen Kurier" erschienen. Der vom Untersuchungsrichter darauf als Zeuge vernommene Reichstagsabg. Erzberger hat die Angaben des Herrn Dasbach bestätigt. Bezüglich der Provenienz des Materials zu den Artikeln im „Bayerischen Kurier" und der Täterschaft des Janke beim Brief- diebstahl hat Herr Erzberger aber seine Aussage verweigert, well er durch die Aussage der Wahrheit sich selbst in die Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung bringen könnte. * * *
Ein netter Abgeordneter.
Ueber den Prozeß eines Abgeordneten, der noch viel Staub aufwirbeln und weitere Folgen nach sich ziehen wird, wird ans Hannover gemeldet:
In einer Beleidigungsklage des Reichs- und Landtagsabgeordneten Rentiers Held, einem Nachspiel zum letzten Wahlkampf, gegen den Redakteur Langw 0 st in Hannover und Kaufmann Dr. Krüger, früher in Hannover, jetzt in Gossensaß, wurden die beiden Angeklagten von der Anklage der Beleidigung freigesprochen. Sch hätten im Wahlkampfe dem Abgeordneten betrügen rische Manipulationen im Geschäftsverkehr mit Terlinden sowie Erpressung und Wucher zuift Vorwurf gemacht. Held wurde im Widerklageverfahrei» wegen Beleidigung der beiden Angeklagten in fünf Fällen zu 300 Mark Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis! verurteilt. Den Beleidigten wurde PublikationsbesuguiA für den „Hannoverschen Kurier" erteilt. Den Angeklagteft wurde in vollem Maße der Schutz des Z 103 zugestanden.
In dem Urteil stellt das Gericht fest, daß die Anschuldigungen gegen Held vollständig erwiesen wären; zweifelhaft fei nur der Fall des Wuchers, aber im-!
Zuge gefahren. Ich habe bereits im Kursbuche nachge- sehen. Da, schauen Sie her! Um 8.50 geht von hier eift Personenzug nach Wien ab, der nach direkter Fahrt um 5.50 früh, also genau nach neun Stunden in Wien ankommt."
„Nach neun Stunden", wiederholte Ossip, dann saß er wieder ganz ruhig da.
„Ein um 10.43 von Salzburg abgehender Personenzug, der über Wörgl geht", fuhr Sennfeld fort, „langk neun Stunden später in dem kleinen tirolischen Neste Noppen an, aber das wird wohl kaum das Ziel dieses Mädchens, das ganz bestimmt eine Großstädlerin ist, geweseft sein. Außerdem spricht auch der Umstand dagegen, daß man Noppen von Wer aus auf'direkter Fahrt nicht erreicheft kann. Man muß nämlütch in Innsbruck umsteigen; Und daß sich diese Toni damals nach München gewendet hak, dagegen spricht eben jeder Punkt ihrer, der Körner gegenüber gemachten, ja ganz glaubhaften Angabe. Ich denke! also, wir können ruhig annehmen, daß das Mädchen nach Wien gefahren ist. Diesbezüglich habe ich mich schon mit der Wiener Polizei verständigt, was ich Herrn Müllep schreiben werde."
Ossip erhob sich. Er wurde abermals rot. Der Kommissär hatte ihm die Hand gereicht.
Dieser kluge, herzenswarme Mann behandelte ihn also wie seinesgleichen.
Als Ossip nach Hause kam, deckte Frau Deisler soo- eben zum Abendessen den Tischt
„Sie hinken ja ärger! Was haben Sie denn schon wieder gemacht?"
Mit diesen Worten empfing sie ihn, und er antwortete zerstreut:
„Der Weg war weit. Ich habe mein Bein überanstrengt."
Die Deisler schüttelte den Kvpf.
„Gibt es denn keine Tramway, keine Einspänner?" fragte sie. „Ihr Herr hat Ihnen doch eine Menge Geld, dagelassen und Ihnen besohlen, sich so viel als möglich zft schonen; aber nicht einmal einen Doktor haben Sie kommen lassen, und jetzt machen Sie noch solche Dummheiten."
„Ich habe einfach darauf vergessen zu fahren", antwortete Ossip, „und — meine Wunden, das weiß ich schon, d« .heilen küch ohne Doktor."
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