mit Erzähler vom E-chwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Dildbaö.
Verkündigungsblatt Ugj. Aorstämter Wildbad, Wleistern, Enzklösterie rc.
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Rundschau.
Kaisertelegramme.
Die Wiesbadener Vertreterversammlung der Nativ- nal'lib eralen hatte an den K aiser ein Begrüßungs- telegramm gesandt, das' bisher ohne Antwort geblieben ist. Darüber ist eine Auseinandersetzung zwischen dem Berliner Zentrumsblatt „Germania" und nationalliberalen Blättern entstanden. Die „Germania" meinte spöttisch, die Nationalliberalen seien durch die Nichtbeant- trortung schwer gekränkt, was die „Nationalliberale Korrespondenz" bestreitet, indem sie erklärt, auf Stimmung und Haltung der nationalliberalen Partei seien derlei Gunstbezeigungen ohne Einfluß. Die Nationalliberalen bemühten sich, nach bestem Wissen und Gewissen ihre vaterländische Pflicht zu tun und fänden darin ihr Genügen. Die „Köln. Ztg." sucht die einzige logische Erklärung für das Ausbleiben einer Antwort darin, daß das von Wiesbaden abgesandte Telegramm durch irgend einen Zufall nicht an seine Adresse gelangt ist.
Das müßte aber doch ein merkwürdiger Zu- sa l l sein, denn auf dem telegraphischen Draht dürfte ein Telegramm an den Kaiser doch kaum verloren gegangen sein, und daß es Lucanus unterdrückt habe, ist auch nicht anzunehmen. Es scheint viel eher, daß die „Germania" mit ihrer Zitierung der bekannten Bassermannschen Reichstagsrede über die auswärtige Politik, in der einige scharfe Wendungen gegen den Kaiser enthalten waren, doch einen Erfolg erzielt hat; wenn auch nicht gegenüber Bü- low, dem sie vorwars, daß er sich in der Antwort auf die Bassermannsche Rede nicht entschieden genug des Kaisers angenommen habe, so doch gegenüber Bassermann und der nationalliberalen Partei. Ueber die Stimmung des Kaisers gegenüber den verschiedenen Parteirichtungen! ard geistigen Strömungen geben vielleicht einige Kaisertelegramme der letzten Zeit Auskunft.
An den Katholikentag, der im August in Würzburg tagte, telegraphierte der Kaiser persönlich:
Der freundliche Gruß der Versammlung deutscher Katholiken hat mich angenehm berührt und spreche ich der Versammlung für diesen Ausdruck treuer Ergebenheit meinen besten Dank aus. Wilhelm. I. R.
Der Evangelische Bund erhielt nach Worms folgendes Lucanus-Telegramm:
Seine Majestät der Kaiser und König hat mich zu beauftragen geruht, der Generalversammlung des Evangelischen Bundes für die erneute Versicherung treuer
Ergebenheit allerhöchst ihren besten Dank auszusprechen, v. Lucanus. Geheimer Kabinettsrat.
Auf das von der Hauptversammlung des Verbandes der Deutschen Juden aus Frankfurt an den Kaiser gerichtete Huldigungstetegvamm kam folgende Antwort:
S. Majestät der Kaiser und König lassen dem Verbände Deutscher Juden für das Gelöbnis der Treue danken. Auf allerhöchsten Befehl: Der Geh. Kabinettsrat v. Lucanus.
Die Nationalliberalen warten bisher noch auf ihr Kaisertelegramm. Die Freisinnige Volkspartei und die Deutsche VolksPartei haben das nicht nötig. Sie pflegen von ihren Parteitagen keine Huldig- ungstelegrgmme abzusenden, denn sie sind der Ansicht, daß sie in ernster politischer Arbeit ihren Weg zu gehen haben, unbekümmert um die augenblicklichen Stimmungen «a!n hohen und höchsten Stellen.
P * *
Der Kaiser und die Nationalliberalen.
Zu der ausgebliebenen Antwort auf das Kaisertelegramm des nationalliberalen Delegiertentages schreibt die nationalliberale „Magdeb. Ztg.": „Sollte es nicht angemessener sein, wenn solche Parteiversammlungen sich in Zukunft damit begrrügten, das übliche Hoch auf den Kaiser auszubringen? Besondere Begrüßungs- telegramme abzusenden — was doch immerhin einen gewissen vertraulichen Charakter an sich trägt — ist in früheren Zeiten gar nicht gebräuchlich gewesen. Solche Annäherungen können ja dem Kaiser politisch unbequem werden. Daß alle Nationalgesinnten jeder Parteirichtung immer für Kaiser und Reich eintreten, versteht sich ganz von selbst; sie brauchen das nicht besonders zu beteuern; man möge die Begr üßungs- telegrammeal so,getrost den Ultramontanen überlassen. Die haben's nötig." —' Ganz unsere Meinung! — bemerkt dazu der nationalliberale „Frankfurter Kurier".
* * *
Kolb gegen Bebel.
Auch Bebel gegenüber, der den Genossen Frank und Kolb die Teilnahme am Leichenbegängnis des Großherzogs als „mangelnde Nackenfestigkeit" ausgelegt hat, bleibt Kolb die Antwort nicht schuldig. Er schreibt im „Volksfreund": „Wenn man in diesem Falle schon von Rücken- und Nackenfestigkeit reden will, so gehöre unseres Erachtens zum Fernbleiben von diesem Begräbnis nicht
Die blaue Dame.
Kriminal-Roman vs« Auguste Grauer.
S3) (Nachdruck »erboten.)
(Fortsetzung.)
Beide Fäuste auf die Hüften gestemmt, spottete sie:
„Natürlich»! Euch wär's halt recht, wenn sie nur ein Auge, und einen Klumpfuß und einen brannroten Schopf hätte. Da könntet Ihr sie ja bald finden; aber Gott fei Dank, es gibt ja viele so hübsche Frauenzimmer, auf die das alles was ich über die Toni sagen muß, paßt und deswegen ist mir gar nicht angst um die Toni."
Damit kehrte sie ihm, fest entschlossen, nichts mehr zu dem widerwärtigen Menschen zu reden — den Rücken und rührte wütend die Einbrenne ans, die tatsächlich anfing, ein wenig dunkel zu werden.
Und Ossip Jewljeff fragte auch nun nichts mehr. Der humpelte in fein Zimmer hinauf und schrieb sauber nieder, was er sich in der Küche unten notiert hatte.
Dann faltete er das neuerdings Geschriebene zusammen und steckte es in feine Brieftasche.
Eine Viertelstunde später saß er mit Frau Deisler beim Mittagsmahl.
Sic aßen diesesmal schweigend, kamen also mit dem einerseits nachdenklich, andererseits verdrossen eingenommenen Mahle rasch zustande.
„Wohin fahren Sie denn eigentlich?" erkündigte sich die Hausmeisterin, als der Einspänner, den Büchner für Ossip geholt hatte, vor dem Hause ankam.
Jewljeff lächelte matt, als er sanft antwortete:
„Zur Polizei. Sehen Sie, jetzt find Sie schon wieder böse auf mich, /and ich tue doch nur, was meine Pflicht ist. Es ist ja schon seit Tagen ein Steckbrief bezüglich dieser Toni erlassen worden. Wenn sie also ergriffen wird, brauchen Sie sich nicht einznbilden, daß dies auf meine Veranlassung hin geschehen ist, und brauchen mir deshalb nicht, wie'soeben jetzt den Rücken zudrehen. Das ist nicht gerecht von Ihnen."
„Jch-kann halt einmal solche Schnüffler nicht leiden", iuhr die Alte ihn an und wiederholte zornig: „Nicht leiden kann ich sie, denn ich bleibe dabei, das find keine kurven Menschen." .
AM Jewleff feufM, Kamt krWerU K sanft : ;'
„Einer wenigstens von denen, deren schwierigen, und ich gebe es zu, auch traurigen Beruf Sie mit dem Worte „Schnüffler" abtun, ist ein guter, ein herrlicher Mensch. Ich rede von meinem Herrn."
So. sagte der junge Russe, dann ging er langsam aus der Küche.
„Wie bleich er geworden ist, und mir scheint, er hat jetzt Tränen in den Augen gehabt", dachte die Deisler, „und mir scheint, daran bin ich schuld. Ob ich ihm wohl sehr weh getan habe? Ob ich ungerecht gewesen bin?"
Indessen sie so grübelte, und Ossip ihr leid zu tun ansing, rasselte dessen Wagen der Stadt zu.
Vor dem Polizeiamte hielt er an.
Ossip fragte daselbst nach dem Herrn Kommissär Senn- feld. Er fand ihn im Hanse.
Eine Stunde später klebten an vielen auffallenden Stellen der mckstbegangenen Straßen und Plätze die rasch hergchellten Kopien der von Ossip verfaßten Personsbeschreibung, welcher die Aufforderung beigefügt war, daß diejenige Person, welche für das oben beschriebene Frauenzimmer am 4. Juni zwischen einhalb sechs und sieben Uhr nachmittags, eine hellbraune, lederne Reiserolle und einen schwarzen, ledernen Handkoffer aufbewahrt hatte, sich bei der Polizei einsinden möge.
Dieselbe Notiz und Aufforderung enthielt auch das Abendblatt.
Nachdem Ossip diese beiden Veröffentlichungen veranlaßt hatte, fuhr er wieder heim und Pflegte sein Knie.
Die Deisler hatte ihn äußerst liebenswürdig empfangen und bestrebte sich, den Reist des Tages über, ihm allerlei Freundlichkeiten zu erweisen, was er dankbar hin- j
nahm. !
Sie richtete soeben das Abendessen an, als sie durch das Klingelwerk zur Pforte berufen wurde. Eine überaus j elegant gekleidete, junge Frau stand draußen und begehrte i Herrn Jewljeff zu sprechen.
Natürlich ließ die Deisler sie eintreten und führte j sie in ihre Stube. -
Dort band Ossip sich soeben die Serviette nmständ- j lich um den Hals. S
Sein Bein hatte er nämlich auf einen zweiten Stuhl i
gelegt und war dadurch zu kmep unbequemen Und strihm « Haftung gezwungen, ^l-
die Spur von Nackensestigkeit. Schon eher könnte man dieses Wort für den umgekehrten Fall anwenden; denn daß die Haltung der Genossen Frank und Kolb nicht ohne Widerspruch bleibt und von besonders liebenswürdigen Parteigenossen zum Anlaß persönlicher Verdächtigungen und Beleidigungen genommen würde, war voraus- zusehen. Trotzdem von diesen: Menschenrecht Gebrauch zu machen und das zu tun, was man als menschlich gerechtfertigt und tapfer hält, dazu gehört Nackenfestigkeit. Im übrigen mag es auffallen, daß die Genossen Frank und Kolb eine wahre Flut von Angriffen und Verdächtigungen über sich ergehen lassen müssen, während beispielsweise die Beteiligung des Genossen Adolf Geck und die Beteiligung der hess is ch en s ozialb em o- kr attischen Landtagsfraktion an der Gratulationsadresse anläßlich der Geburt eines Thronfolgers von der Parteipresse kaum beachtet werde." — Darin scheint der Vorwurf zu liegen, daß man im Lager des „Vorwärts" und der „Leipziger Volkszeitung" mit zweierlei Maß messe. Das ist Abwehr und Angriff zugleich.
Tages-Chronik.
Berlin, 17. Okt. In der heutigen Sitzung dech Bunde srats wurde dem Ausschußbericht über die Entwürfe betreffend Bestimmungen für die Vornahme van; Viehzählungen am 2. Dezember ds. Js. und Aen- derung der Bestimmungen über die Sammlung von Saatenstands- und Erntenachrichten, sowie dem Ausschußbe- richt über das Handels- und Schiffahrtsübereinkommest Mischen dem Deutschen Reich und dem Fürstentum Montenegro zugestimmt.
Berlin, 17. Oktober. Die Verschleuderungen! des deutschen Grunobesitzes an die Polen steht! wiederum an der Tagesordnung. So hat in den letzten Tagen der Landwirt Pernak das Grundstück des Deutschest Ziegler in Szymanowo, Kreis Rawitsch> für 75 000 Mft gekauft. Ferner hat der Gutsbesitzer Tomaczewski das 1300 Morgen große Gut Kramsk, Kreis Bromst, von den? Deutschen Rudelns gekauft.
Berlin, 17. Okt. Wie man einem hiesigen Blatts meldet, hat heute der Marconidien st zwischen Amerika und England für Preßtelegramme begonnen. Der Preis beträgt 20 Pfg. für jedes Wort.
Dresden, 17. Okt. Die Mehrheitsparteien der zweiten Kammer sind sich schlüssig geworden, den sozialdemo-
Als die Dame eintrat, war er ziemlich verlegen.
Sein scheues, linkisches Wesen, dieses Wesen eines! Menschen, der einmal zu den Gebildeten gehört hatte und! der dann, Grimm und Gram in der Seele, aus der Gesellschaft ausgestoßen worden war, zu welcher er sich schließlich widerrechtlich zurückgeschlichen, dieses scheue, linkische,, lauernde Wesen zeigte sich jetzt wieder einmal recht deutlich bei ihm.
Mit gerunzelten Brauen und festgeschlossenen Lippen sah sein Gesicht nichts weniger als freundlich aus, und» der mißtrauisch forschende Blick seiner tiefliegenden Äugest machte es noch um einige Grade weniger anziehend.
Die Dame hatte denn auch einen gar nicht guten Eindruck erhalten und so kam das ein bißchen vorbereitete: „Ich darf wohl in Ihnen den Retter meines Kindes begrüßen", so ziemlich ausdruckslos zu Tage.
„Ah so!" sagte Jewljeff und erhob den Kopf und! sah nun „ganz gewöhnlich aus, und aus sein mit einem! leichten Tuche bedecktes Knie deutend, sagte er, ganz in der Weise eines Weltmannes hinzu: „Gnädige Frau, müssen entschuldigen. Ich bin wirklich nicht in der Lage, vor! Ihnen anfstehen zu können."
Den letzten Satz begleitete ein ganz merkwürdig sprechendes Lächeln.
Dieses Lächeln redete so deutlich, daß selbst die Deisler die Zweideutigkeit von Ossips Worten sofort begriff.
Der Besucherin stieg tiefe Röte ins Gesicht.
Sie mußte eine genügend gescheidte Frau sein. Fein — wenigstens im Empfinden — warsie nicht und jedenfalls war sie hochmütig.
Sie tat, als habe sie den Hohn, der in des jungen Menschen Rede lag, nicht verstanden, ließ sich auf den Sessek nieder, den die Deisler ihr hingeschoben hatte und sagte kühl: „Ich komme, um Ihnen meine Dankbarkeit zu beweisen."
„Wie wollen Sie das tun? Gnädige Frau!" erwiderte sehr rasch der Russe, und seine Stimme und seist Blick waren dabei so scharf, daß die Dame das Kuvert, welches sie ihrem Retikühl entnommen hatte, sofort wieder! hineinsinken ließ- Und jetzt sah sie ganz hilflos, jaus.