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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelekon kK. 41 .
Amtsblatt für die Stadt Dildbad.
verkündigungsblatt
b» X-l. Lorstämter wildbad, Meistern, Lnzklöfterte »c.
mit
amtlicher Fremdenliste.
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Ur 244.
Kreitag, den 18. HLkober
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Rundschau.
.Hofprediger a. D. Stöcker
schreibt in sein „Volk" Leüenserinnerungen. Im letzten Aufsatz kommt er auf einen Zusammenstoß mit dem Fürsten Bismarck zu sprechen wegen Stöckers antisemitischen Angriffen auf Bleichröder. Er erzählt, daß deswegen sowohl der Kanzler wie der Kultusminister Bericht eingefordert hatten, und gibt den Wortlaut seines in dieser Angelegenheit an den Kaiser gerichteten Rechtfertigungsschreibens wieder,- alsdann fährt er fort:
„Fürst Bismarck hat, wie, ich später in den Tagen der Waldersee-Bersammlung erfuhr, von zwei Ministern gefordert, sie sollten mich ausBerlinaus- Veisen wie alle Sozialdemokraten; natürlich geschah dies nicht. Die Blätter des Reichskanzlers haben dies immer geleugnet; aber ein Minister hat mir erzählt, er habe dem Reichskanzler offen erklärt, er könne das nicht; ich fei schon als Militärgeistlicher als einer der königstreuesten Männer bekannt gewesen. Darauf sei es unterblieben. Nachher sei dann durch ein kaiserliches Schreiben die Sache, offenbar Bismarck zuliebe, getadelt. Der Kanzler aber sei, das erzählte mir der Oberkirchenratspräsident, bei dieser Gelegenheit über die Aussprache bei Seiner Majestät dem Kaffer so in Zorn und Wut geraten, daß er dieselbe nicht Habe hören wollen."
Dazu bemerkt das B. T.: Diese Darstellung beweist jedenfalls, mag sie auch sehr subjektiv zugunsten des Erzählers gefärbt sein, daß Fürst Bismarck nach anfäng- liclMr Gewährenlassen die Gefährlichkeit der von Stöcker betriebenen Judenhetze sehr bald erkannt hat, und daß er, trenn nicht starke Kräfte gegen ihn gewirkt hätten, rnit dem „teuren Gottesmann" sehr bald kurzen Prozeß gemacht hätte.
» * *
Zur Affaire Frank-Kolb
nimmt nunmehr im „Vorwärts" auch Bebel das Wort. Der Karlsruher „Volksfreund" hatte eine Rede zitiert, die Bebel im Januar 1903 mit Bezug aus das Auftreten ldes Kaisers der Sozialdemokratie gegenüber hielt und aus dieser Rede eine Rechtfertigung für das Verhalten der beiden Abgeordneten bei dem Begräbnis des verstorbenen Großherzogs von Baden hergeleitet. Bebel weist das zurück und kommt nach einer politischen Charakterisierung des Großherzogs zu folgendem Schluß:
Mit Gründen der Würde und des Taktes hat diese
Huldigung (Gemeint ist die Teilnahme von Kolb und Frank am Leichenzug; D. Red.) nicht das geringste zu tun, sie stellt sich vielmehr vom Standpunkte der Partei als eine grobe Verletzung der Würde und des Taktes dar, die beide ihrer Stellung in der Partei schuldeten, sie verrät einen Mangel an Nackensteifheit, die das erste Gebot für einen Mann ist, der im öffentlichen Leben steht.
Bebel meint zum Schluß, man könne im umgekehrten Falle auch verlangen, daß ein Fürst einem sozialdemokratischen Führer, „der sein Leben lang aus Idealismus für seine ehrliche Ueberzeugung kämpfte", das Geleite gebe oder einen Vertreter entsende; das falle aber selbstverständlich keinem Fürsten ein und er finde es in Ordnung. Aber „Wurst wider Wurst!"
-r-
Bon der Haager Konferenz.
In der letzten Plenarsitzung ergriff der deutsche Delegierte Frhr. v. Marsch all das Wort und sagte, er wolle eine ihm von seinen Gefühlen auferlegte Pflicht erfüllen, die nämlich: vor der gesamten Konferenz dem ersten Delegierten Frankreichs, seinen ausgezeichneten Herzens- und Geisteseigenschaften, seinem edlen Eifer für eine große Sache und seiner hohen Kompetenz und vollendeten Unparteilichkeit und Loyalität seine Huldigung darzubringen. Herr Bourgeois habe kürzlich, um sich den Lobeserhebungen zu entziehen, gesagt, der Präsident war soviel wert, wie die von ihm präsidierte Versammlung; das will sagen, daß der Geist der Versammlung den Präsidenten und dessen Handlungen beeinflußt. In dieser Beziehung, fuhr Frhr. v. Marschall fort, muß ich meine Reserve erheben. (Heiterkeit). In der ersten Kommission war es der Präsident, welcher seinen Geist auf *die Versammlung übertrug und zeigte, wie unerläßlich da die Macht des Präsidenten ist, wenn sie sich in den Händen wie die seinigen befinden. Ich teile vollständig die jüngste von Herrn Bourgeois geäußerte Anschauung, daß wir die Konferenz mit dem Bewußtsein verlassen werden, zu Nutz und Frommen der Menschheit gearbeitet und die Sache des obligatorischen Schiedsgerichts einen beträchtlichen Schritt vorwärts gebracht zu haben, und deshalb ist es mir ein Herzensbedürfnis, dem ersten Delegierten der französischen Republik meine tiefe Dankbarkeit und meine aufrichtigste Sympathie auszudrücken. (Stürmischer langanhaltender Beifall).
Die österreichisch-ungarische« Ausglcichsvorlagerr.
sind von der Regierung im österreichischen Abgeordnetenhaus eingebracht worden. Die Vereinbarungen der beiden Regierungen erstrecken sich nicht nur auf die Regelung der wechselseitigen Handels- und Verkehrsbeziehungen, sondern haben außerdem die Lösung bedeutsamer Fragen staatsfinanzieller Natur zum Gegenstand. So ist es insbesondere gelungen, in der Angelegenheit der ungarischen Staatsschuld, deren Lösung im Jahr 1903 vertagt werden mußte, zu einer Einigung zu.kommen. Da überdies zwischen beiden Regierungen eine Verständigung in der Angelegenheit der Notenbank und ein Einverständnis in der Quotenfrage, sowie über wichtige Eisenbahnsragen erzielt wurde, so liegt ein kompleter Ausgleich vor, der in voller Uebereinstimmung mit der Gesetzgebung vom Jahr 1867 die verfassungsmäßige Bindung des an sich selbständigen Verfügungsrechts klar zum Ausdruck bringt. Die eigentliche Gesetzesvorlage umfaßt: 1. den Entwurf des Gesetzes, womit der Vertrag betr. die Regelung der wechselseitigen Handels- und Verkehrsbeziehungen zwischen beiden Staaten, ferner das Ueber- einkommen über die Vermeidung von Doppelbesteuerungen solcher Unternehmungen, die ihren Geschäftsbetrieb auf beide Staaten ansdehnen, sowie über einige andere Angelegenheiten der direkten Besteuerung und das Additionalübereinkommen in Betreff der Beitragsleistung der Länder der ungarischen Krone zu den Lasten der allgemeinen Staatsschuld genehmigt und in Kraft gesetzt werden; 2. den Entwurf des Gesetzes betr. die Ausdehnung der Wirksamkeit der in einem Ländergebiet errichteten Aktiengesellschaften (Kommanditgesellschaften auf Aktien, Versicherungsgesellschaften und Erwerbsgesellschaften) auf andere Staatsgebiete.
Der Ministerpräsident legte den Ausgleich mit einer längeren Rede dar, die jedoch kühl ausgenommen wurde. Auch im ungarischen Parlament fand die Ausgleichungsvorlage kühle Aufnahme.
«8)
Die blaue. Dame.
Kriminal-Roman vou Auguste Groner.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Lue war am 4. Juni, ziemlich lang nach dem Lei- chenbbegängnis des Generals im Friedhose gewesen, hatte sich dort nicht lang aufgehalten und war beim Herauskommen arg verweint. Jenes pomphafte Leichenbegängnis hatte zwischen fünf und einhalb sechs Uhr stattgefunden. Vas junge Frauenzimmer war so etwa gegen einhalb sieben Ahr dagewesen.
^„Beten Sie recht andächtig für ein paar Unglück- nche", hatte sie zur Krumpholzin gesagt und hatte ihr sin kleines Päckchen aus Zeitungspapier in die Hand gedrückt.
Die Krumpholzin war nicht dazu gekommen, sogleich nachznschauen, was man ihr geschenkt hatte, denn zwei Dnmen, welche dicht hinter der eilig Fortgehenden zu der Bettlerin getreten waren, hatten deren Aufmerksamkeit und heit in Anspruch genommen.
Etwa zwei Minuten lang hatten die Damen mit der Krumpholzin geredet. Erst als sie gegangen war, schlug tjjffe das Zeitungspapier auseinander und sah nun, was M eine reiche Gabe ihr geworden war.
Die Geberin war schon verschwunden.
Zwei Tage lang trug die Alte — so behauptete sie wenigstens — das Geld, genau so in die Zeitung gewickelt,
sie es erhalten hatte, bei sich, annehmend die junge -Person habe sich geirrt und werde wieder kommen.
„Aber," so schloß die Krumpholzin ihre Darlegung, t'G ist nimmermehr gekommen. Damals war sie, so viel lch weiß, zum letztenmal auf dem Friedhof. Ich meine fhier, daß sie fortgereist ist."
„Hat sie einen Koffer oder eine Reisetasche bei sich Affspch als sie damals aus dem Friedhof ging?" fragte
Die^llte schüttelte den Kopf.
„Das nicht. Aber ein Umhängetascherl hat sie gehabt, so eines, wie es auch die Reifenden tragen."
. „Aha. Haben Sie vielleicht ^das Papier noch, da- rern die Banknoten eingeschlagen waren?"
„Es waren Goldstücke."
„So!"
„Sie liegen gerade noch so in meiner Lade, wie ich sie bekommen habe."
Die Alte erhob sich, um ins Haus zu gehen.
Sie traf auf der Schwelle mit ihrer Tochter zusammen, die eine jsprüngige aber saubere Waschschüssel und ein paar blütenweiße Tücher herausbrachte.
Diese Tücher stammten ganz sicher aus ihren Lumpenvorräten, denn sie waren ebenso alt und hergenommen wie die Schüssel, aber auch so sauber waren sie.. Diese Lumpensammlerin mußte eine recht reinlichkeitliebende Frau sein; eine Eigenschaft, welche man nicht'bei allen ihren Geschäftsgenofsinnen findet.
„Das ist nichts", sagte sie, auf den blutdurchtränk- ten Verband deutend. „Das muß schon, anders gemacht werden, und zwar schnell, falls Sie wieder in die Stadt zurück wollen. Um halb elf kommt hier der Söllinger Franzl mit seinem Wagen vorbei; der nimmt Sie mit, wenn er noch Platz hat."
„O — da habe ich Für mehr eine Viertelstunde.," Die Frau nickt.
„Freilich, aber in fünf Minuten bin ich fertig."
Und schon ist sie resolut und geschickt damit beschäftigt, das arg verschwollene, verwundete Knie zu waschen und neuerdings zu verbinden.
Derweilen bringt auch die Alte ihren Schatz.
Die drei Goldstücke sind in ein 'Stück des „Linzer Tageblattes" eingewickelt.
„Darf ich mir die Zeitung nehmen?" fragt der Russe, und da die Alte ohne weiteres darein willigt, gibt er ihr das Geld und auch noch sein Zehnkronenstück dazu und steckt das Zeitungspapier ein.
Fünf Minuten später rasselte der alte Gärtnerwagen vorüber und nimmt Ossip ohne weiteres mit.
Um 11 Uhr steht dieser wieder bei Frau Deisler in der Küche.
„Nun?" fragt sie, und er sagt darauf, sich auf den einzigen hier befindlichen Stuhl niederlassend: „Können Sie sich erinnern, wie die Toni bei ihrem letzten Fortgehen aus diesem Haufe gekleidet war?"
Der neidische Herde.
Aus Anlaß der Verurteilung Dr. Liebknechts veröffentlicht der Pariser Satiriker Fancy im „Gil Blas" eine gelungene Satire:
Äuf die Nachricht, daß Liebknecht vom Deutschen Reichsgericht verurteilt sei, eilten wir zu Herrn Gustav Herve. Der hervorragende Antipatriot spie eine ganze Wagenladung Gift und Galle. „Sie sind wohl wütend?"
sie
Die alte Frau denkt ein bißchen nach, dann beschreibt ihm die recht einfache Reisetoilette der Toni.
„Wie hat ihr Umhängetäschchen ausgesehen?"
Die Deisler macht auch diesbezüglich Angaben.
„Und — jetzt denken Sie gut nach, liebe Frau Deisler", fragt der Russe, „was für Reisegepäck hat sie sonst noch gehabt."
„Herr Gott! Daß ich Ihnen das alles sagen muß!" seufzt die Frau und gibt dann murrend an, daß. die Toni eine Reiserolle aus braunem Ledertuch und einen Handkoffer aus schwarzem Leder gehabt habe.
„Ist die Reiserolle aus dunkel- oder hellbraunem Ledertuch ?"
„Hellbraun ist sie", knurrt die Deisler.
Dieser junge Russe ist ihr jetzt unsäglich zuwider.
„So — und jetzt beschreiben Sie mir noch einmal diese Toni selber", fährt er lebhaft fort, nachdem er auch das, auf ihr Reisegepäck Bezüglich notiert hat.
Es fehlte nicht viel, so hätte ihm die Alte ein Gesicht g eschnitten.
Jedenfalls verzog sie den Mund, ehe sie tat, was sie ja doch tun mußte, zu einer Grimasse arger Verdrossenheit.
„Na, sauber ist sie halt", brummte sie, „nicht zu groß und nicht zu klein, hübsch mollig und ganz licht ist ihre Haut."
„Und die Farbe der Augen?"
„Ist braun."
„Wie das Haar."
„Ja, das ist auch braun."
„Zu welcher Zeit hat sie am 4. Juni das Haus verlassen?"
„Gegen 6", antwortete die Deisler nach einiger Ue- berlegung.
„Und irgend etwas Auffallendes, etwas Absonderliches, meine ich, das jedem sogleich auffallen mußte, ^hat sie nicht?"
Die Deisler stellte den Topf, welchen sie in der Hand hielt, etwas unsanft auf die Herdplatte und wandte sich dann jäh dem jungen Menschen zu.
(Fortsetzung folgt).