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Amtsblatt für die Stadt Dildbad.
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Donnerstag, den 17 Hkkoöer
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Rundschau.
Theodor Barth über die Blockpolitik.
Der frühere Herausgeber der „Nation", der verärgert über die politische Situation seine Zeitschrift eingehen ließ und Deutschland den Rücken kehrte, ist von seiner Amerikareise zurückgekehrt. -In seiner freimütigen Art bespricht Dr. Barth- die Blockpolitik. Er macht sich den Ausspruch Konrad Haußmanns zu eigen: „Noch wertloser als der zerbrochene ist der Bogen, der nicht gespannt ist." Er fordert, daß die Linksliberalen auf ihrer großen politischen Demonstrationsversammlung praktische Arbeit leisten. Sie sollen Bülow die Alternative stellen: entweder eine Abschlagszahlung in der preußischen Wahlreform oder Austritt aus dem Block. < .
„Um den Bogen der preußischen Wahlreform zu spannen, genügen die alten Methoden nicht. Ein erneuter Himreis, daß man . die Forderung der Uebertragnng des Rckchstagswahlrechts auf Preußen seit einem Menschenalter im Programm führe und unentwegt an dieser Forderung sesthalte, ist eindruckslos. Auch mit: Anträgen im jetzigen preußischen Abgeordnetenhauss, die in der Richtung einer Erfüllung dieser Forderung liegen, werden die Freisinnigen keinen Erfolg erzielen; sind doch nicht einmal sämtliche Nationalliberale für die Unterstützung des freisinnigen --Verlangens nach der geheimen Stimmabgabe zu haben. Anders läge die Sache, wenn die preußische Regierung bewogen werden kann, ihrerseits mit einer Wahlreformvorlage zu tommen. Man kann sich- kaum ein bescheideneres, liberales Ansinnen denken als die Belohnung ihrer treuen Dienste im Block durch' eine Abschlagszahlung seitens des Fürsten Bülow aus die ja auch schon im Prinzip als nötig anerkannte Wahlreform. Man würde den guten Willen, die Freisinnigen nicht nur mit leeren Redensarten abspeisen zu wollen, schon erkennen! Annen, wenn er in dieser letzten Session des preußischen Landtages vor den Neuwahlen eine Art Notgesetz zwecks Einführung der geheimen Stimmagabe vorlegen würde. Gesetzgeberische Schwierigkeiten, die in der Sache selbst lägen, gibt es nicht. Tie Formulierung eines Gesetzentwurfs, der für Urwähler und Wahlmänner das Abstimmungsrecht sichert, ist leicht und einfach. Legt die Regierung einen solchen Entwurf vor, so müßte auch die nationalliberale Partei dafür stimmen, denn sie kann nicht weniger liberal sein als die Regierung. Das Zentrum ist bereits durch seine frühere Haltung genötigt, znzu- stimmen. Damit märe selbst im gegenwärtigen preußi
schen Abgeordnetenhause eine Majorität gesichert. Für die sofortige Beseitigung der unmoralischen offenen Wahl spricht der zwingende Grund, daß, wer es mit einer preußischen Wahlresorm überhaupt ernst meint, auch wünschen muß/die Stärke der Reformtendenzen innerhalb der Bevölkerung wenigstens einigermaßen festznstellen, was nach Lage der Sache, nur unter Sicherung des Wahlgeheimnisses möglich ist. Nichts erscheint deshalb begreiflicher als das Verlangen der Freisinnigen, die preußische Regierung solle noch in diesem Winter die bezeichnte Abschlagszahlung leisten. Wenn der vereinigte Linksliberalismus ans der geplanten Zusammenkunft eine solche Forderung nachdrücklich erhebt,, und die Fraktionen keinen Zweifel anfkommen lassen, daß sie von der Erfüllung dieser Forderung ihre weitere Beteiligung an der Blockpolitik abhängig machen müßten, so wäre damit aller Zweideutigkeit der Blockpolitik stein Ende gemacht. Wenn irgendwo, so kann der Linksliberalismus an dieser Stelle „einen starken Druck auf die Regierung und die Rechte ausüben und er ist", um mit Konrad Hanßmann zu reden, „weit er es kannpo - litisch hierzu verpflichtet."
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Die Konkurrenzklausel.
Eine Anzahl von gerichtlichen Urteilen der jüngsten Zeit in Verbindung mit den von den Kaujmannsgerichten zu München und Frankfurt a. M. gestellten Anträge auf Abänderung der Zß 74 und 75 des HGB- haben eine lebhafte Erörterung über die Notwendigkeit der Konkurrenzklausel oder den Umfang ihrer Berechtigung hervorgerufen. Der preußische Handelsminister hat an die Handelsvertretungen eine Umfrage hierüber gerichtet, zu der nunmehr auch der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und industrieller Vereine und der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller Stellung genommen haben. Die von den im Plenum vertretenen 70 Vereinen mit allen gegen eine Stimme gefaßten Beschlüsse nehmen den grundsätzlichen Standpunkt 'ein, daß Konkurrenzklauseln weder unbedingt zuge- - lassen, noch unbedingt verbot enwe.r de nkön- ^ nen, und dieser Standpunkt hat in einer an den Handels- j minister abgesandten Eingabe eine eingehende Begründ- i ung erfahren, in der die Zulassung nur dann als ge- ! rechtfertigt erklärt wird, wenn schwerwiegende Gründe für ihre Anwendung sprechen.
Der Zentralausschuß hebt ausdrücklich hervor, daß die Einengung der Handlungsangestellten, sobald und so-
fern sie über das Maß des unbedingt Notwendigen hinausgeht, zur Verknöcherung, zum Stillstand und damit zum verhängnisvollen Rückgang unserer heimischen Un- ternehmungs- und internationalen Konkurrenzkraft führen müßte, als ein sich frei und kräftig entwickelnder Handlnngsgehilfenstand. Aber gerade diese entscheidende Möglichkeit würde in Frage gestellt durch die radikale Beseitiguüg der Konkurrenzverträge. Es entstünden alsdann zwei Klassen von Gehilfen: einige wenige -bestbezahlte Vertrauensleute aus der einen Seite und ein Heer von mechanisch Arbeitenden, denen der Unternehmer, da er sich ihnen gegenüber nicht gegen Vertrauensmißbrauch zu schützen vermöchte, gar nicht erst die Möglichkeit geben würde, einen solchen Vertrauensmißbrauch zu begehen. Tie Folge wäre, daß diese breite Schicht, die es heute schon schwer genug hat, vorwärts zu kommen, immer mehr zu qualitätslosen Arbeitern herabgedrückt, in der Entfaltung ihrer Individualität gelähmt und an jeder selbständigen Initiative gehindert würde. Der Zentralausschuß hält somit die Beibehaltung der Konkurrenzklausel hauptsächlich eines genügenden Schutzes der Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse wegen für notwendig, lehnt es dagegen ab, sie aus der bloßen Konkurrenzsurcht eines Unternehmers heraus für -gerechtfertigt zu halten. Gegen die Vorschläge der beiden Kaus- mannsgerichte wird eingewendet, daß ihre Durchführung einer bei der Mannigfaltigkeit der wirtschaftlichen Verhältnisse gefährlichen Schematisierung führen wurde. Dagegen ist. der Zentralausschuß mit einer Herabsetzung deck Geltungsdauer von drei .auf zwei Jahre und mit dem Verbot der Konkurrenzklausel für Lehrlinge einverstanden. Um den Handlungsgehilfen auch bezüglich der Höhe des Gehaltes entgegenzukommen und zu verhüten, daß Konkurrenzklauseln bei einem unangemessenen kleinen Einkommen abgeschlossen werden, schlagen die beiden Gremien vor, als eine weitere Voraussetzung ihrer Gültigkeit zu bestimmen, daß der Angestellte zur Zeit der Lösung des Bertragsverhältnisses ein angemessenes Gehalt bezieht, oder daß die Vereinbarung für den Handlungsgehilfen nur insoweit verbindlich sein soll, als die Beschränkung auf Zeit, Ort und Gegenstand sowie in Rücksicht auf die Art der Stellung und die Höhe der Salarierung nicht die Grenzen überschreitet, durch welche eine unbillige Erschwerung des Fortkommens des .Handlungsgehilfen ausgeschlossen wird.
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Die blaue Dame.
Kriminal-Roman vox Auguste Groner.
(Nachdruck »erboten.)
(Fortsetzung.)
Die Pludows, Wann und Frau, waren gleich barm- A9 gegen den armen Flüchtling gewesen, den die Sehnsucht nasch der Mutter, der einzigen Verwandten, die ihm noch lebte, nach der Heimat zog. Aber sie glaubten nicht daran, daß er sein Mütterlein noch einmal sehen werde. Sie meinten, einen Sterbenden ausgenommen zu haben. Aber Ossip Jewljeff genas, und mit. der Gesundheit kam das Glück zu ihm, das, was ihm, der vier Jahre lang m der schrecklichen Strafanstalt Kara gelebt und gelitten hatte, als ein hohes Glück erschien. Wissend, in welche Gefahr sich seine Wohltäter um ihrer Barmherzigkeit Willen befanden, wollte Jewljeff sie schon von sich befreien, da kam Pludow mit einem Fremden zu ihm, klopfte ihm auf me Schulter und sagte: „Jetzt können wir Sie ruhigen .Herzens ziehen lassen. Dieser Herr wird- Sie als seinen Diener mitnehmen. Jjch habe ihm schon alles gesagt. Der gute Gott im Himmel gebe, daß es die Wahrheit sei, was Ere uns über sich berichteten." Das sagte Nikolka Plu- ootc, und der Fremde danach: „Ist es die Wahrheit?" und seine Angen waren dabei mit zwingendem Blick auf Lsich gerichtet; da kniete er vor dem Fremden nieder und faltete die Hände und schaute offen in seine Augen. „Es ch die Wahrheit", sagte er tiefernst. „Ich habe Pawel s^lemytsch erwürgt, weil er die Ehre meiner Mutter schmähte.^ Ich bereue meine Tat, aber ich müßte sie im gleichen Falle wieder begehen. Herr, Sie wissen, trotz Ihrer grauen Haare vielleicht nicht, wie oft ein einziger Augenblick über ein ganzes Menschenschicksal entscheidet. Gm Sträfling bin ich geworden, ein Flüchtender, aber Gott weiß es, mein Herz ist nicht schlecht. Habe ich die Mutter gesehen, so gehe ich freiwillig wieder nach Kara zurück, um für die vier Monate, die ich nicht, mehr ab- Uarten konnte, weiter zu büßen." So hatte Ossip Jew- ffesf damals geredet, auf den Knieen liegend, den Blick m die Augen des Fremden getaucht, die Hände gefaltet und ein wehes Lächeln auf den Lippen.
Da hatte dieser ihn aufstehen heißen.
„Kommen Sie mit mir", hatte er ruhig gesagt, „ich
kenne das Leben und die Menschen und deshalb glaube ich Ihnen — bis auf Eines."
„O Herr", schrie da Ossip schmerzvoll, „ich habe in nichts gelogen."'
Da lächelte der Fremde mild und schüttelte den Kops.
„Nein, Sie haben nicht gelogen", sagte er, „aber freiwillig werden Sie trotzdem nie in diese Hölle zurückkehren, denn es wäre übermenschlich, und das Übermenschliche tut eben kein Mensch."
Danach hatte der Fremde den Schlitten bestiegen, der zwischen der Scheune und dem kleinen Stationsgebäude im tiefen Schnee stand, und Pludow- hatte Ossip einen Schafpelz umgeworfen und eine Luchsmütze auf das längst schon wieder gewachsene Haar gedrückt.
„Gott und die große Heilige von Kasan seien weiter mit Ihnen," sagte er, indessen Ossip sich zu Füßen des Fremden ins Stroh kauerte. Dann war der Schlitten in den weißen, eisigen Tag hineingesahren. Ein paar Stunden später hielt er in dem Grenzorte an, und wußte Jewljeff durch seinen Retter, daß seine Mutter schon übers Jahr aus dem Friedhofe liege; und wieder eine Stunde später hatten sie die Grenze überschritten und bestiegen in Sokal den Zug. Sie waren schon in Krakau angekommen und der junge Russe meinte noch immer zu träumen. In Freiheit, in Sicherheit sein — es war so herrlich — aber über dieser Herrlichkeit lag eine schwarze Wolke. Die heißgeliebte Mutter war tot.
Just an dem Tage, an welchem Ossip Jewljeff der einstige Student und nachmalige Sträfling von Rechtswegen sreigeworden wäre, betrat er zum erstenmal die Wohnung Müllers, dessen Diener er mit tausend Freuden geworden war.
Und jetzt, ein Jahr später, Hinkt er, so rasch, als es sein ohnehin schon schwaches und nun neuerdings verletztes Bein erlaubt, zwischen üppigen Wiesen und Feldern einem lichtblau gestrichenen Hänschen entgegen, und gedenkt dabei seiner traurigen Vergangenheit. Lang, lang muß er gehen. Das Heim der Lumpensammlerin und ihrer bettelnden Mutter liegt weit außerhalb der Stadt.
Aber endlich taucht die lichtblaue Wand doch vor dem Hinkenden auf.
„Bin ich hier bei der Frau Krumpholzin?" erkun
digt er sich in seinem noch ein bißchen auffallenden Deutsch.
Das junge, derbe Weib, welches er zwischen etlichen Hansen verschiedenfarbiger Lumpen findet, mit deren Sortieren es soeben beschäftigt ist, bejaht seine Frage und forscht dann ihrerseits kurz danach, was er von ihrer Mutter wolle.
„O je! Sie bluten ja," fügte,sie, ohne eine Antwort abzuwarten, mitleidig hinzu: „da ist eine Bank, setzen Sie sich doch."
Er tut es, tut es sehr gern, denn er kann sich kaum mehr aufrecht erhalten.
Als er aber eine alte Frau ans die Schwelle des Häuschens treten sieht, vergißt er gleich wieder seine Schmerzen, seine große Müdigkeit.
Die Alte kann ja nur die Krumpholzin sein. Er erhebt sich und geht ihr entgegen.
Der rote Flecken in der Kniegegend seines Beinkleides wird immer größer und unterhalb desselben — Ossip trägt auch Radfahrdreß — durchsickert das Blut auch schon die Strümpfe.
„So bleiben Sie doch sitzen!" schreit ihn die Jüngere der Frauen an, und er sagt darauf schwach lächelnd:
„Sie haben recht. Ich kann sitzend auch reden. Ich bin nur so voll Ungeduld."
„Was wollen Sie denn?" fragt die Krumpholzin, mährend er Pas Beinkleid ausstreckt .und den gelockerten Verband wieder fest macht.
„Können wir Ihnen vielleicht helfen?"
Ihre Tochter ist ins Haus gegangen.
Ossip beginnt mit der Alten ohne viele Umschweife von der Dreißig-Kronen-Schenkung zu sprechen.
Anfangs ist sie mißtrauisch, als sie jedoch hört, daß niemand sie ihr streitig machen wird) sondern daß ihr Noch das goldene Zehnkronenstück gehört, welches er ihr hinhält, wenn sie alles aussagt, was sie über die so großi- mütige Geberin weiß, da ist sie gern bereit zu reden.
Aber gar viel erfährt Ossip nicht; bekommt nur noch einmal die bestimmte Versicherung, daß die Geberin der dreißig Kronen und die jüngere per zwei Frauen, die beim Leichenbegängnis der Selbstmörderin waren, ganz sicher ein und dieselbe Personen gewesen sei.
(Fortsetzung folgt).