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mit Erzähler vom öchwarzmald.

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celeton Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

verkündigungsdlatt

hex Uzl. ^orstämter Vildbad, Meister», Lnzklösterte rc.

mit

amtlicher Fremdenliste.

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Mk 237.

Donnerstag, den 10 Hktoöer

1007.

Rundschau.

Zur Veränderung in den Reichsämtern.

Dir Straßburger Presse nimmt den Rücktritt des Statthalters .Hohenlohe kühl auf. Der neue Statthalter v. Wedel findet nur in der klerikalen Presse eine wär­mere Begrüßung. Die übrigen Blätter betonen, daß er noch ein unbeschriebenes Blatt sei.

Wichtiger ist, wie der neue Staatssekretär des Aus- irärtigen Herr v. Schön beurteilt wird. Die englische Presse nimmt an, daß er englische Sympathien mit ins Amt bringt, weil er Oberhofmarschall in Koburg und dann Gesandter am dänischen Hof war und dort in ständi­gem Kontakt mit dem englischen Königshaus blieb. Auch in der französischen Presse wird die Ernennung des Herrn v. Schön freundlich ausgenommen. Tie Temps erinnert an die Sympathien, deren sich Herr v. Schön dank seiner vornehmen Geistesrichtung in Paris erworben hat und meint, der deutsche Staatssekretär werde seinerseits dieses angenehmen Verkehrs mit französischen Persönlichkeiten eingedenk bleiben. Natürlich sind auch die ausländi­schen Blätter nicht im Zweifel, daß nicht Herr v. Schön, sondern der Kaiser den Kürs diktiert.

* * * '-»itz.-

Bülow und der Liberalismus.

An den Verfasser der SchriftLiberalismus als Kulturpolitik", Reichstags- und Landtagsabge- ordneten Dr. Pachnicke, hat der Reichskanzler Fürst Bülow folgendes Schreiben gerichtet: Sehr verehrter Herr Dr. Pachnicke! Für die freundliche Uebersendung Ihrer SchriftLiberalismus als Kulturpolitik" bitte ich Sie, meinen verbindlichen Dank entgegenznnehmen. Ich habe mit lebhaftem Interesse von Ihren Ausführungen Kenntnis genommen, denen ich in manchen Punkten zu­stimmen kann. Ich habe den Eindruck, daß Ihre Bro­schüre dem liberalen Bürgertum reichliches Material an die Hand gibt, um sich über das gegenwärtig Mögliche und Erreichbare klar zu machen und sich in einer ge­sunden Würdigung der Blockpolitik zu bestärken. In ausgezeichneter Hochachtung bin ich Ihr aufrichtig er­gebener Bülow.

* 4 - 4 -

Bau von Turbinenschiffen.

Die unbestreitbar großen Erfolge der mit Turbinen ausgerüsteten großen Schnelldampfer und die günstigen Resultate unserer ersten Turbinen-Kreuzer haben die Ma­

rineverwaltung veranlaßt, die in der vergangenen Woche den Werften neu in Auftrag gegebenen drei Kreuzer sämtlich als Turbinenschiffe erbauen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit wird dann Zum erstenmal auch ein Panzerkreuzer mit Schisfsturbinen ausgerüstet wer­den, nachdem eine derartige Anlage bisher zu Erprob­ungen nur aus kleinen Kreuzern und Hochseetorpedobooten anzutreffen war.

4-4-4°

DieNorddeutsche" dementiert.

DieNordd. Allg. Ztg." kommt auf die Auslassungen derWelt am Montag" vom 16. September zurück, nach welchen die Oberrechnungskammer anläßlich der Rechnung eines Malermeisters, der den sogenanntenP e i- ser Wullen", eine vor Pillau liegende Lenchttonne, neugestrichen hatte, an die Hafenbauinspektion die Anfrage richtete: Hält die Hafenbauinspektion a u f P e i s e ei n e n B u l l e n, u. w e n n, w a r ü m i st!d i e- ser zweimal mit Oelfarbe gestrichen wor­den?" Ferner soll die. Kammer an die deutsche Gesandt­schaft in Tanger die Anfrage gerichtet haben, was mit den etwaigen Früchten eines aus dem Grundstück stehenden Orangebaumes geschehen sei, worauf prompt geant­wortet worden sei:Aufgegesse n". Es sei schade, daß die Kammer versage, wo der Staat um Millionen geschädigt werde, wie bei den Lieferungen für Südwestafrika, den Bromberger Mühlen und den Danziger Beleihungen der Seehandlung. Hierzu bemerkt dieNordd. Allg. Ztg.": Die aus den sogenannten Peiser Bullen und die Orangen in Tanger bezüglichen Angaben sind glatt erfunden; es ist auch nichts annähernd Aehnliches feststellbar. Die Stellungnahme des Rechnungshofes des Deutschen Rei­ches die Oberrechnungskammer ist mit dem Rechnungs­wesen des Deutschen Reiches bekanntlich nicht befaßt zu dem Rechnungswesen und der Finanzbaggerung in Süd­westafrika ist in einer für den Bundesrat und den Reichs­tag bestimmten Denkschrift eingehend dargelegt. Die bei den Bromberger Mühlen vorgekommenen Verfehl- ? ungen, von der Oberrechnungskammer zur Erör- k terung gebracht, haben, wie sich hierbei ergab, zu einer i finanziellen Schädigung des Staates überhaupt nicht ge- j führt. Die Danziger Beleihungen der See- ! Handlung wurden von der Kammer sofort beanstan­det und sodann nach- eingehenden Verhandlungen mit dem Finanzministerium von der Kammer in Erschöpfung ih­rer Aufgabe zur Kenntnis des Landtags gebracht. Tie Nordd. Allg. Ztg." nimmt Gelegenheit, die auch neuer-

Die blaue Dame.

Kriminal Roman von Auguste Gr oner.

.) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Die Mutter des Kindes oder eigentlich war es nur eine Mama, denn sie ging mit einer aufgeputzten Amme spazieren lag jetzt ohnmächtig aus dem Wege und neben ihr das offene Buch, dem sie mehr Aufmerksam­keit geschenkt hatte, als ihrem Töchterchen. Die Amme aber und ihr aus dem Schlafe anfgeschrecktes Baby schrien noch immer aus Leibeskräften.

Inzwischen schoß Ossip den Fluß hinunter, verschwand für eine Weile, und dann tauchten zwei Helle Köpfe auf, und dem, dem Ufer Zustrebenden, streckten sich willig ein paar Dutzend Arme zur Hilfe entgegen denn es gab nun schon etliche Spaziergänger am Kai.

Auch, Müller befand sich jetzt unten. Es trieb ihn, zu erfahren, ob Ossips barmherziges Werk seinen Zweck erfüllt habe.

Er fand eine resolute Frau damit beschäftigt, den Körper des blassen Kindes, das' jetzt im Grase lag, in ganz vernünftiger Weise zu bearbeiten, damit es wieder Lust in die Lungen bekomme, und er sah Ossip, der aus einer Kniewunde blutete, und freute sich, daß dieser sich so gar nichts ans dem Lob der Leute machte, das wie ein Sturzbach über ihn hinströmte, und daß, seine ganze Auf­merksamkeit sich dem Kinde zuwendete.

Seinem Herrn, der ihm stumm die Hand reichte, hatte er zugenickt. Jetzt erhob er sich.

Es lebt", sagte er frohen Tones und hinkte dann an Müllers Seite und von diesem gestützt, dem grauen Hause zu. .

Ob dieses Zwischenfalles hatten die Zwei des kleinen Stückes Stoffes, dem sie ohnehin keinerlei Bedeutung zu­maßen, gänzlich vergessen.

Frau Deisler bediente Ossip, der ihr seiner Tat wegen jetzt plötzlich lieb geworden war, mit großer Aufmerksam­keit, und Büchner, der mit Wunden recht gut umzugehen wußte, widmete sich dem arg aufgeschnndenen Knie seines früheren Häftlings mit einer geradezu liebevollen Sorg­falt.

Und gerade als Ossip nmgekleidet und verbunden war, kam Sennfeld in die Villa.

Er hatte Müller im Hotel gesucht, wo man ihm ge­sagt, daß der Herr schon feit 11 Uhr fort sei; da war aufs geradewohl ins graue Haus gekommen.

Er hatte nichts mitzuteilen, als daß der bewußte Koffer gefunden worden fei.

Was Müller angenommen hatte, war ganz richtig gewesen.

Die Toni hatte mit der verschleierten Person, welche ihre Herrin vorstellen mußte, an der Brücke des Alm­kanals, nahe der Artilleriekaserne, den von ihr reauirieten Wagen bestiegen.

Müller nahm an, daß in jener Gegend auch das Mas­kieren vor sich gegangen sei, daß also auch dort, und zwar vermutlich in dem Teich, der sich daselbst befindet, der Koffer verborgen worden sei, in welchem der Mörder der Lehmann eines ihrer blauen Kleider, ihren Mantel Und ih­ren Hut mitgenommen hatte. >

Der war tatsächlich in jenen Teich geworfen worden. I Man fand ihn, der stark mit Steinen beschwert war, gar ! nicht weit von feinem Ufer.

Sennfeld hatte den Koffer genau so, wie man ihn gefunden, hierher bringen lassen.

Es wurde durch die Herbeischafsung dieses Stückes leider weiter nichts aufgeklärt, und auch die Fundstelle, zu der Müller sich sofort führen ließ, sagte nichts weiteres ans. Er befand sich übrigens, nie schon gesagt, nicht zum erstenmal dort. Nachdem der Kutscher seine Aussage ge­macht, hatte Müller ja jener Gegend und ganz besonders jenem Teiche einen längeren, aber erfolglosen Besuch äb- gestattet.

Ehe Müller mit Sennfeld und dem Kofferbringer das graue Haus verließ, gab er Ossip für die Zeit seiner Abwesenheit von Salzburg genaue Verhaltungsmaßregeln, empfahl ihm, sich so viel als möglich zu schonen, damit seine Wunden nicht bösartig und langwierig würden, gab ihm Geld und ging. ^

Er kehrte nach seinem zweiten Besuch des Teiches nicht mehr nach dem grauen Hause zurück, sondern hatte gerade noch Zeit, sein Gepäck aus dem Hotel zu holen und zur Bahn zu fahren. Aber der Zug nach dem Süden

lich in der Presse verbreitete Erzählung von dem aus den

eisernen Beständen der Werft in D. verschwundenen Sarge als frei erfundene Anekdote zu bezeichnen, was sich schon daraus ergebe, daß ein eiserner Bestand von Särgen ans keiner einzigen kaiserlichen Werft geführt werde.

* 4 - 4 ! . ,

Eine fürstliche Standpauke.

In der ersten Sitzung der bayerischen Reichsrats­kammer nach der Eröffnung des Landtages wurde, wie denL. N. N." geschrieben wird, das hohe Haus durch eine Philippika seines ersten Präsidenten, des Fürsten Ernst v. Löwenstein, Chefs der protestantischen Linie, an die Pflichten der Gesetzgeber erinnert. Der Fürst, der jetzt zum zweiten Male zum Vorsitzenden des bayerischen Her­renhauses ernannt wurde, nahm kein Blatt vor den Mund, als er die immer mehr erstaunten und einander verlegen ansehenden hohen Herren, an ihrer Spitze den Thronfolger mit einem halben Dutzend königlicher Prin­zen, nach Erledigung der Formalien wie folgt anredete:

Das Recht, an der Gesetzgebung des Landes teilzu­nehmen, ist ein hohes politisches Ehrenrecht. Dieses hohe Recht involviert aber die Pflicht, daß man an den Verhandlungen der.gesetzgebenden Körperschaft auch teil- nimmt. Darum bitte ich Sie dringend, den Anforder­ungen zu den Plenarsitzungen zu folgen. Erscheinen Sie stets vollzählig und lassen Sie sich nicht durch Jag­den, sportliche Veranstaltungen, theatra-. lische Ausführungen oder Mnßikjeste abchalten. Hohes Alter und geschwächte Gesundheit mögen allein als Entschuldignngsgründe gelten. Auch wenn unsere Sitz­ungen sich bis in die Sommermonate ausdehnen, so bitte ich Sie doch, vollzählig zu erscheinen. Tenn wir haben leider die Beobachtung machen können, wenn auf den Gipfeln der Berge der Schnee schmilzt, beginnt auch die Zahl der Mitglieder des Hauses hier zusammenzuschmel- zen. Ich verweise in dieser Richtung bloß auf die Ab­stimmung über das letzte Budget am 18. Oktober vorigen Jahres. Im rein strahlenden Ehrenamt, ohne jede ma­terielle Vergütung, erfüllen wir unsere Pflicht als Ge­setzgeber. Wenn auch die Verhandlungen nicht immer unterhaltend sind der zu behandelnde Stoff ist manch­mal spröde und trocken aber wir kommen auch nicht der Unterhaltung wegen hierher. Wir kommen hier­her zur Beratung der uns von der Staatsregierung vor­gelegten Gesetzentwürfe und znr Beschlußfassung über die einzelnen Positionen des Staatshaushalts, alles dies im

war noch lange nicht fällig. Müller bestieg einen ande­ren, dessen Ziel im Westen lag.

Der Detektiv hatte sich, einer kurzen Erwägung fol­gend, eine Karte nach Wien gelöst.

Zwölftes Kapitel.

Am 8. Juni 'früh kam Josef Müller morgens ge­gen 6 Uhr qus dem Wiener.Westbahnhofe an, fuhr in seine Wohnung, machte Toilette, ging in ein Kaffeehaus und von dort nach Hietzing hinaus.

Die Bewegung in der frischen Morgenluft tat ihm wohl und weil er während seiner nächtlichen Fahrt die Summe aus dem bis jetzt Erreichten gezogen hatte und fand, daß dieselbe ja doch "schon recht bemerkenswert sei, war seine Stimmung eine recht gute.

Er pfiff sogar wieder einmal den Radetzky-Marsch so wohl war es ihm in der herrlichen, frischen Luft, die vom Tiergarten Herüberwehle und ihm den feinen Dust der in vollster Blüte stehenden Wiesen zusührte.

Müller war soeben am Gipfel des roten Berges ange­langt. Der rote Berg ist freilich nur ein ganz mäßig hoher .Hügel. Der Volksmnnd hat ihn nur so stolz be­nannt und ihn dazurot" geheißen, weil sein Gestein, das da und dort zu Tage tritt, eine tiefrote Farbe besitzt. Immerhin aber ist dieser Hügel genügend hoch, um eine ganz reizende Rnndsicht zu gewähren.

Dieser erfreute sich jetzt der Detektiv, denn er war ein Naturfreund und ein warmer Verehrer seiner ja wirklich wunderschönen Vaterstadt, und diese und eine herr­liche Natur breiteten sich vor ihm ans, so weit sein Äuge reichte.

Er ließ sich ganz versinken in den Genuß dieses licht­vollen, taufrischen Morgens. Es war noch nicht viel über acht Uhr; so zeitlich konnte er ja Herrn Löhr ohnehin nicht besuchen, da die Angelegenheit ja durchaus nicht dringlich war, und er vollauf Zeit besaß, sie zu ordnen.

Nein, Müller hatte derzeit keine Eile.

Etliche Minuten hindurch hielt er ganz still. Sein Blick ruhte jetzt aus dem blütenüberladenen Zweig eines wilden Apfelbaumes.

(Fortsetzung folgt).