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Amtsblatt für die Ltadt lvildbad.

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Mittwoch, den 2 Hktoker

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Rundschau.

Der Thronwechsel in Baden.

Eine am Sonntag erschienene Sonderausgabe der Karlsr. Zt." enthält folgende Kundmachung des neuen Großherzogs:

Wir Friedrich II., von Gottes Gnaden Großher­zog von Baden, Herzog von Zähringen, tun hiermit öf­fentlich kund: Dein Allmächtigen hat es gefallen, Unseren teueren innigstgeliebten Vater, Seine Königliche Hoheit den Durchlauchtigsten Großherzog Friedrich von Baden, Herzog von Zähringen, nach einer snnfundfünfzigjährigen, reich gesegneten Regierung aus diesem Leben abzurufen. Hierdurch sind Wir, das Großherzogliche Hans und das ganze badische Volk, das dem für alle Zeiten unvergeß­lichen Heimgegangenen zu unauslöschbarcr Dankbarkeit verpflichtet ist, in tiefste Trauer versetzt. Kraft der Grund­gesetze Unseres Hauses und Landes ist die Regierung aus Uns übergegangen. Wir treten sie an in vollem Ver­trauen auf die erprobte Treue Unseres Volkes und geben die Versicherung, daß Wir die Verfassung fest und unver­brüchlich halten und des Landes Wohlfahrt mit allen Kräften fördern werden. Dem hehren Vorbild Unseres! in Gott ruhendes Vaters folgend wollen Wir die Regier­ung führen in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich, um deren Wiedererstehen der nun Vollendete sich unver­gängliche Verdienste erworben hat. Gegeben unter Un­serer Unterschrift und unter vorgedrucktem Staatssiegel auf Schloß Mainau, den 28. September 1907. Friedrich, von Dusch.

An dieser Kundmachung ist die modernisierte staats­rechtliche Korrektur auffallend. Beim Regierungswechsel im Jahr 1852 wurde noch denUntertanen" das Treue­gelöbnis abgenommen. Diesmal wird einfach, dasVolk" zur Treue aufgerufen. Die Verfassung sieht mir die Ver­eidigung auf den Großherzog als solcher, nicht auf eine bestimmte Person vor. Somit war nicht zu erwarten, daß das von der Verfassung bedingte Zeremoniell des Huldigungseides aller einzelner Badener diesmal tvieder in Anspruch genommen werde.

Aus Konstanz wird gemeldet: Die Ueberführ- ung der Leiche vom Sterbezimmer zur Schloßkirche hat am Montag Abend 6 Uhr in prunklvser Form stattgefun- de». Mittwoch früh erfolgt die Ueberführung von der Mainau nach Karlsruhe. Um 9 Uhr wird das Trauer­schiff die Insel verlassen. Die Leiche wird von den näch­sten Ungehörigen begleitet werden. Ob sich; die Großher- zogin-Witwe ihnen anschließt, ist noch nicht bestimmt. Ne-

Die blaue Dame.

Kriminal Roman von Auguste Groner.

4k) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Und sonst hat dieser keine Bekannten, die zugleich auch mit der Lehmann bekannt gewesen sind. Morgen früh reisen er und ich ab. Ich habe ihn, der voller Un­ruhe ist, bestimmt, mich zu begleiten. Allein kann man dsn Armen jetzt nicht gut lassen. Nachrichten finden mich in Berlin, im Mademiegebäude. Ich habe jetzt Lust zu arbeiten und dabei an einem Orte zu bleiben, und auf Ihre Nachrichten zu warten, die mich, direkt an mich ge­sandt, ja doch am raschesten erreichen. Ich gebe also für diese Ferienzeit das Reisen auf und stehe damit auch jede Stunde zu Ihrer Verfügung, falls Sie mich brauchen.

Ihr Thorn."

Wallroth hat sich also mit diesem Lebemann duel­liert", sagte Müller leise vor sich hin, während er den Brief verwahrte,und zwar um der Lehmann willen und dieser Herr Richard Volkner ist irgendwo in Italien."

Er dachte eine Weile nach, dann murmelte er:Ich werde also vermutlich nach Venedig fahren müssen, viel­leicht ist eram Lido zur"

Müller vollendete den Satz nicht, wie ja auch die Lehmann ihn nicht vollendet hatte.

Den Baron hielt er von dieser Stunde an nicht mehr, wie er es bis jetzt getan, für einen marklosen Schwäch­ling.

Er schätzte ihn wegen dieses Duells jetzt höher ein; wiewohl Müller durchaus kein Freund des Zweikampfes war, anerkannte er doch, daß Mut dazu gehören muß, sich vor die Mündung einer Pistole hinzustellen. Wallroth war also wenigstens kein Feigling.

Schade nur, daß er sein Leben und seine Gesund­heit eines solchen Weibes wegen riskiert und daß der andere, derirgendwo in Italien" ist, letztere wirklich darüber verloren hat.

Dies denkend, hatte Müller das Kursbuch aus seiner Reisetasche genommen und schaute nun nach, wann der Ochste Zug, Her Mer Innsbruck nach dem.Süden -bging,

den den Einwohnern der Insel Mainau und der Umgebung werden jauch die Schulen", zur Spalicrbildnng herangezogen werden. In Konstanz bewegt sich der Zug innerhalb ei­nes militärischen Spaliers an dem Wahrzeichen der Stadt, dem Konzilgebäüde, vorüber nach dem Bahnhof, wo der Sonderzug bereit steht. Die Beisetzung an der sich u. a. Fürsten der König v. Württemberg persönlich betei­ligen wird, ist auf den nächsten Montag 10 Uhr angesetzt.

Der Kaiser wird zu den Beisetznngsfeierlichkeiten am 7. Oktober in Karlsruhe eintresfen. Auch Fürst - low, der inzwischen Norderney verlassen hat und in Kleinslottbeck bei Hamburg eingetroffen ist, wo er noch einige Zeit Landlnft genießen will, wird sich, seinen Ur­laub unterbrechend, nach Karlsruhe begeben.

* * *

Aufruhr in Belgrad.

Aus Belgrad wird vom Montag gemeldet: Zwei in der Untersuchungshaft der hiesigen Präfektur befind­liche Personen, der Redakteur des BlattesOtalschbina", Milan Novakowitsch, und der pensionierte Gendar­merie-Oberleutnant Matino Novakowitsch, schlichen sich gestern während ihrer Spazierstunde in das Zimmer eines Arrestaussehers, entwendeten dort zwei Gewehre mit 98 scharfen Patronen und zwei Revolver mit 30 Pa­tronen. Hierauf verbarrikadierten sie sich in einem nach der Straße gelegenen Zimmer und schossen von da aus auf die Passanten, wobei zwei Personen verwundet wurden. Wiederholte Aufforderungen, das Feuern einzustellen oder sich zu ergeben, lehnten sie ab. Als ihnen die Munition anfing, auszngehen, schossen sie sich jeder eine Kugel in die Schläfe. Herbeigeholte Aerzte stellten den Tod beider fest. Milan Novakowitsch befand sich in letzter Zeit in sehr aufgeregtem Zustand; Matino, der wegen Mords, begangen an seiner Frau, angellagt ist, war schon einige­mal einer Irrenanstalt überwiesen worden.

Große Volksmengen demonstrierten gegen die Po- lize i und die Verschwörerpartei, wobei sie Hochrufe auf die beiden Novakowitsch ausbrachten. Als die Menge auch vor dem Königspalast demonstrieren wollte, wurde sie von der Polizei verdrängt. Einige Demon­stranten, zumeist Studenten, überfielen eine Gruppe Of­fiziere und spalteten einem Oberleutnant den Schädel. Kavallerie und Gendarmerie patrouillierten stundenlang durch die Stadt. Milan Novakowitsch war seinerzeit als Generalstabshauptmann Führer der Gegenverschwörung und gründete dann das Antiverschwö­rerblatt Otalschbina.

Alle Blätter, ausgenommen das den Verschwörern nahestehende Maly-Journal verurteilen scharf den gestri­gen Vorfall und beschuldigen teils direkt, teils indirekt die Polizei, es auf die Beseitigung Milan Novakowitsch abgesehen zu haben. Sie führen den verdächtigen Um­stand an, daß zwei Verteidiger von Nowakowitsch in ihrem Vorhaben, sich zu ihrem Klienten zu begeben, um ihn zur Uebergabe zu bewegen, von der PÄizei verhindert wurden, und ferner, daß beide Leichen gleich nach dem Vorfall und noch vor Erscheinen der Gerichtskommiüion von ihrem ursprünglichen Platz weggeschafft wurden. Wei­ter wird hervorgehoben, daß die Polizei, entgegen dem ausdrücklichen Befehl des Ministers des Innern geschossen hat, und man behauptet, dies sei im Auftrag des Palais geschehen. Die heute vorgenommene Obduktion ergab, daß beide Opfer erschossen worden sind, während die Polizei behauptet hatte, sie hätten durch Selbstmord ge­endet. Die Witwe von Milan Novakowitsch wird deshalb! gegen den Minister des Innern und gegen den Polizei­präsekten, sowie gegen drei Polizeibeamte Anklage wegen Ermordung ihres Gatten erheben. Aufsehen erregt ein in Form einer Ballade geschriebener Artikel der Pravda, die den König auffordert, die Krone mit einer Narren­kappe zu vertauschen.

Tages-Chronik.

Berlin, 30. Sept. Wie das Berliner Tageblatt er­fährt, fährt Fürst Bülow von Norderney nicht di­rekt nach Berlin zurück. Er wird vielmehr heute Nach­mittag im Parkhotel Klein-Flottb«ck bei Hamburg er­wartet, wo er 14 Tage Aufenthalt zu nehmen gedenkt.

Berlin, 30. Sept. Aus Karlsruhe wird dep National-Zeitung gerneldet: Gestern wurde in Lörrach- Land eine Einigung erzielt. Landgerichtsdirektor Oberkirchner wurde einstimmig als Kandidat der libe­ralen Blockpartei ausgestellt.

Berlin, 30. Sept. Zu dem Ausgang des Prozesses Roeren-Schmidt sagt die Boss. Ztg. u. a.: Mit 100 Mark glaubte der Gerichtshof die gegen Roeren verstbtenj schweren Beleidigungen genügend gesühnt. Me öffent­liche Meinung aber, wenn auch weit entfernt, alle Hand­lungen des Herrn Schmidt zu entschuldigen, wird nicht anstehen, Herrn Roeren als den wirklich Verurteilten zw bettachten.

Berlin, 30. Sept. Der Redakteur des Anarchisten- OrgansDer freie Arbeiter", Ostreich, ist heute Mor-

fällig sei. Als er sich diesbezüglich orientiert hatte, nahm er sich einen Wagen und ließ sich zur Artilleriekaserne führen, in deren Nähe er, beim Teich ziemlich langspa­zieren "lging wie sein Kutscher glaubte.

Elfftes Kapitel.

Es war halb 11 Uhr geworden.

Ossip hatte sich sogleich nach seines Herrn Fortgehen wieder in den Garten begeben und hatte noch einmal zu suchen angefangen, und richtig fand er noch ein kleines Schnitzchen eines Briefpapiers. Der Wind hatte es unter die dichten Ranken eines Epheus geweht, der an der Mauer hinaufkroch.

Fast in der Brusthöhe stak das Papierstückchen zwi­schen dem Epheu.

Der Wind hatte also die leichten, weißen Fetzen hoch emporgewirbelt.

Und vielleicht noch höher", dachte Ossip und schaute zur Mauer hinauf.

Dann machte er eine rasche Bewegung.

Eine vielverästete Rüster befand sich knapp an der Mauer und dicht vor ihm.

Ossips Augen maßen die Entfernung des untersten Astes vom Boden weg.

Des Burschen Sehnen spannten sich schon zum Sprunge aber er sprang nicht.

Er drehte sich um und ging der vorderen Pforte zu.

Auch zu dieser hatte Müller ihm den Schlüssel ge­geben.

Ossip verließ also den Garten auf die übliche Weise, ging außen an der Mauer entlang und suchte, an ihrer Flußseite angekommen, die Grasstreifen ab, welche den Weg hier rechts und links begrenzten.

Aber er fand nichts, weder hier noch in der Au.

Wohl eine Stunde lang befand er sich schon hier außen, scharf ausschauend und sich da und dort bückend.

Da schlug es irgendwo auf einem Kirchturm. Zwei Schläge hatte es getan.

Ossip blickte auf seine Uhr.

halb 12 Uhr war es.

Um 12 Uhr sollte er.mit Müller auf demPlatz!" MsammentrOen,

Es blieb ihm etwa noch eine Viertelstunde zum Su­chen. Aber er suchte nicht mehr.

Er schaute interessiert auf den Weg, der aus der Au zur Salzach führt.

Auf diesem Wege kam jetzt ein Lesender daher.

Der junge Mensch war es, den er schon einmal ge­sehen und auf welchen er Müller aufmerksam gemacht hatte.

Er wußte ja auch schon, wie er hieß, dieser junge Mann.

Franz Moser hieß er und wohnte in der Leder­gasse.

Ossip überlegte einen Augenblick lang, dann ging er ihm entgegen. Sie trafen gerade am Gittertor zusammen.-

Moser las nicht mehr. Er hatte die Hand mit dem Buche sinken lassen und blickte auf das Haus.

Ein Papier flatterte zur Erde.

Moser bemerkte es nicht.

Aber Ossip sah es und dieser kleine Zufall kam ihm nicht ungelegen. Es war ja immerhin nicht unmög­lich, daß Moser irgend etwas wußte, das zu wissen auch für Müller wünschenswert war. Der junge Mensch war ja offenbar ein oftmaliger Besucher dieser Gegend, und ebenso offenbar interessierte er sich für das graue Haus.

Erst seitdem ^ich hier alle Leute ^asür interessier­ten ? Oder hat er sich schon früher, schon in der.Zeit, als die schöne Lehmann darin gewohnt hat, dafür in­teressiert?"

Das denkt Ossip, denkt es heute nicht zum ersten­mal, dann bückt er sich und hebt das Papier auf. Es ist mit Bleistift beschrieben worden. Ossip stellt mit einem Blicke fest, daß es Verse seien, die man da ausgeschrie­ben hat.

Sie haben das verloren", sagt er, Moser, der ihn gar nicht beachtet hat, das Papier hinreichend.

Dieser nimmt es, wobei er rot wird und lüftet dann den Hut.

Ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen sehr", mur­melt er verlegen, und Ossip darauf:Warum danke« Sie mir denn sosehr". Liegt Ihne« denn so viel an dem Gedicht? Ist es von Ihnen?" _ ,

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