konservativ-liberale Politik habdn ober konservativ-klerikale. Solange man uns braucht in diesem Block, müssen wir unser möglichstes tun, möglichst viel für das deutsche Kolk lerauszuschlagen. Auch Kärcher-Stuttgart ist der Ansicht, daß man soviel Vertrauen zu unseren Reichstagsab- geordneten haben könne, daß sie wichtige politische Grundsätze nicht aufgeben. Aehnlich spricht Dr. Goldschmidt- Frankfurt. Payer wendet sich scharf gegen Quidde Und Kenedey und konstatiert, daß in der Sache keine Meinungsverschiedenheit bestehe, sondern nur in der Form. Diese verteidigen ihren Standpunkt nicht mehr, so daß der Vorsitzende Uebereinstimmung mit den Ausführungen Payers konstatieren konnte. Wir werden auf die Diskussion noch zurückkommen.
Sodann sprach Quidde-München übet das Vereinsrecht. Im Anschluß hieran folgten noch Anträge, von denen wir erwähnen die Forderung einer großen liberalen Einigungsversammlung und ein Antrag, auf die Tagesordnung der nächsten Parteivertammlung Wittelstands- fragen zu stellen. Beide Anträge werden angenommen.
Ein gemeinschaftliches Essen im Jnselhotel schloß den außerordentlich anregend verlaufenen Parteitag.
Znm Tode des
Großherzogs Friedrich von Baden.
Die Trauer um den dahingeschiedenen Großherzog ist in Baden allgemein. In den Städten sind die Schulen beim Eintreffen der Trauernachrichten geschlossen worden, die Häuser sind auf Halbmast geflaggt und auf den Rathäusern fanden besondere Sitzungen statt. Wie aus Mainau noch gemeldet wird, ist der Tod des Fürsten sanft und schmerzlos erfolgt. DieUeberführung der Leiche wird am Mittwoch mittag stattfinden und zwar von der Insel Mainau mit dem Dampfet „Kaiser Wilhelm" nach Konstanz, wo der Sarg in feierlicher Ueberführung vom Militär nach dem Bahnhof getragen wird. Von hier wird der Aarg mittels Sonderzugs nach Karlsruhe gebracht, wo vor Eintritt des Abends die Ankunft erfolgen soll. In Karlsruhe wird die Leiche vom Bahnhof nach der Schloßkirche gebracht und daselbst aufgebahrt. Die Ueberführung der Leiche des Großherzogs erfolgt dann von der Schloßkirche nach der Beisetz ungsstätte im Fasanen garten. Die Beisetzungsfeierlichkeiten dürften am Samstag, spätestens jedoch am Montag vor sich gehen. — Zwischen den deutschen Höfen sind die üblichen Beileidskundgebungen gewechselt worden^ auch dem Kaiser sind als Neffe des Verstorbenen Beileidskundgebungen seitens der Bundesfürsten zugegangen. Die deutschen Fürsten werden, soweit sie nicht unabkömmlich sind, zweifellos an den Beifetzungsfeierlichkeiten teilnehmen.
Großherjog Friedrich II. der nun die Regierung übernimmt, ist (wie berichtet) am 9. Juli 1857 in Karlsruhe als das älteste Kind des Großherzogs Friedrich und seiner Gemahlin, der Großherzogin Luise, der Tochter des nachmaligen Kaisers Wil- § Helm I., geboren, und erhielt eine vortreffliche Erziehung, > die ein gut bürgerliches Gepräge trug. Nach Vollendung seiner wissenschaftlichen Ausbildung widmete er sich vorzugsweise dem militärischen Dienst. Er durchlief die militärische Rangordnung in der bei Fürstensöhnen üblichen Weise und steht heute im Rang eines Generalobersten, den ihm der Kaiser 1905 verlieh. Er ist Chef des 5. badischen Infanterieregiments Nr. 113, das er einst befehligte, und wird u In suits des Karlsruher Leib- grenadier-Regiments, sowie des preußischen 1. Garde-Regiments zu Fuß und des 1. Garde-Ulanenregiments geführt.
Die Universitäten Bonn und Heidelberg erteilten ihm den Grad als Dr. jur. honoris causa.
Am 20. September 1885 vermählte sich der Erbgroßherzog von 'Baden auf dem Schlosse Hohenburg mit der am 5. November 1864 geborenen Prinzessin Hilda von Nassau, des nachmaligen Großherzogs von Luxemburg, also einer Schwester, des jetzt regierenden Großher- zogs Wilhelm von Luxemburg.
Diese Ehe blieb kinderlos. Der nächste Anwärter des badischen Thrones ist daher nach dem Erbgroßherzog Friedrich der Prinz Max von Baden, sein Vetter, dessen Gemahlin Marie Luise eine Tochter des Herzogs von Cumberland ist und ihm einen jetzt anderthalbjährigen Sohn, den kleinen Prinzen Berthold Friedrich von Baden, geschenkt hat, auf dessen Augen demnach die Fortdauer der Dynastie der Zähringer beruht.
Ueberall, wohin den Erbgroßherzog Friedrich seine militärische Karriere führte, erwarb er sich das Vertrauen seiner Untergebenen und die Achtung aller Stände, die mit ihm in Berührung kamen. Er ist von einfachem, freundlichem Wesen. Man sprach, als er von dem Kommando des 8. Armeekorps in Koblenz zurücktrat, von einer Verstimmung zwischen dem Erbgroßherzog und seinem Vetter, dem Kaiser Wilhelm II., der des Erbgroßherzogs Wunsch, eine Generalinspektion zu erhalten, nicht berücksichtigte. Die Richtung der badischen Politik wird, wie das B. T. meint, voraussichtlich keine wesentliche Beeinflussung erfahren. Der neue Großherzog wird für einen gemäßigt konservativen Mann gehalten, der fortschrittlichen Systemen zum mindesten nicht abhold ist. Man glaubt ihn dem fortschrittlichen Gedanken zugetan.
Tages-Chromk.
Berlin, 28. Sept. Die Kronprinzessin sieht bis Mitte November einem freudigen Ereignis entgegen.
Hnmmelsheim. 88. Sept. Großherzog von Sachsen- Altenburg hat sein 60jährigeS Mtlitärdtenstjubiläum gefeiert. Der Kaiser hat ihn aus diesem Anlaß zum Generaloberst ernannt.
München, 38. Sept. Die Kammer derAbge- ordneten , die vom Prinzregenten mit einer Thronrede feierlich eröffnet wurde, wählte mit großer Mehrheit Dr. v. Orterer (Ztr.) zum Präsidenten wieder und Th. Fuchs (Ztr.) zum Vizepräsidenten. Die Neuanschaffung einer 3. Vizepräsidentenstelle, welche alsdann den Liberalen überlasten werden soll, ist beabsichtigt.
Zürich, 28. Sept. Leopold Wölfling heiratet wis- k der. In Regensdorf ist seine Eheverkündigung an- ! geschlagen: Leopold Wölfling, Partikularist von Zug, Sohn des Großherzogs von Toskana, mit Maria Magdalena Ritter, aus Plotnitz, Kreis Brandenburg in Schlesien, wohnhaft in Regensburg, geboren als Tochter des Häuserbesitzers Albert Ritter.
Parts, 28. Sept. Die Pariser Geschworenen übermittelten gestern znm Schluß der Septemberfeffion dem Gerichtspräsidenten eine Eingabe, in der vedauert wird, daß den Beschlüssen der Geschworenen und Gerichtshöfe nicht genügend Rechnung getragen werde. Die Aufrechterhaltung der Todes strafe wird dringend gewüns cht.
Tanger, 28. Sept. Die Depesche Marrccaine meldet aus Casablanca, daß die Abgesandten der Mdokra, Ulad Harziz und Medinua nach ihrer Unterwerfung unter militärffchem Geleit abgeretst sind. Geiseln sollen unverzüglich gestellt werden. Die Auslieferung der Mörder erklärten sie einstimmig für unmöglich, weil diese im Verlauf der Kämpfe gefallen seien. Unbotmäßig bleiben die Mzab, Wzamza, Ulad Said und Ulad sieben Dand.
Schanghai, 29. Sept. In Kiang-Si sind fremdenfeindliche Unruhen ausgebrochen. Die Lage ist so ernst, daß. Truppen entsandt werden sollen.
Vor der Station All ach (Bayern) riß ein Teil des Güterzugs entzwei. Acht Wagen wurden bei der Einfahrt zertrümmert, so daß die beiden Fahrgeleife zwischen Dachau und München gesperrt sind.
Aus Brüssel wird gemeldet: Der Kassenbote Loyfon jaus Heer in Holland, der bei der Brüsseler Bank beschäftigt war, ist unter Mitnahme von 300 000 Francs verschwunden. Sein Sohn, ein Angestellter derselben Bank, war im letzten Jahr ebenfalls wegen Veruntreuung mit 3 Jahren Gefängnis bestraft worden.
Die Ueberschwemmung in Spanien hat neben Barcelona auch in der Hauptstadt Madrid große Verheerungen angerichtet. In einer Stallung wurden 40 Pferdeleichen gefunden. Die Gendarmerie-Kaserne verlor sämtliche Möbel, die Tabakfabrik ist überschwemmt. InCalle San Julian riß die Flut sämtliche Särge eines Sargladens weg. Auch ein Juwelierladen wurde gänzlich verwüstet. Die Dörfer Belez, Malaga, Cartanea, Eampillos, Pinanco, Alora, Almogia, Alameda, Colme- nar, Tabaradinos, Casa, Beneja, Benamargosa und Pe- riana sind größtenteils zerstört. Die Badeanstalt in Periana ist eingestürzt, und Hie gesamten Insassen kamen um. Ein Güterzug wurde unter dem Schlamm vergraben. Die Eisenbahn Bobadilla-Algeciras ist an acht Stellen unterspült. Die Landstraße Malaga—Granada ist ungangbar, die Eisenbahnbrücke bei Campillo zwei Meter weit fortgeschwemmt.
Aus Württemberg.
Dieustnachrichteu. Uebertragen: Eine Schulstelle in
* Magstadt, Bez. Böblingen, dem Schullehrer Hang in Schweindorf, Bez. Aalen, die Schulstelle in Oberehlenbogen, Bez. Freudenstadi, dem Unterlehrer Hugo Köhrer in Heilbronn, eine Schulstelle in Obertürkheim, Bez. Eßlingen, dem Schullehrer König in Mühlhausen. desf. Bez., die 1. Schulstelle in Winterbach, Bez. Aichelberg (Schorndorf), dem dortigen Schullehrer Wahl, die hiedurch erledigte Stelle dem Schullehrer Enßlin in Oberdorf, Bez. Aalen, eine Schulstelle in Plüderhausen, Bez. Großdeinach (Welzheim), dem Schullehrer König in Weil i. Sch-, Bez. Böblingen, eine Schulstelle in Asperg, Bez. Ludwigsburg' dem Schullehrer Maier in Schwann, Bez. Höfen (Neuenbürg), die Schulstelle in Maubach- Waldrems, Bez. Backnang, dem Schullehrer Kimmich in Aichhalden, Bez. Calw, die Schulstelle in Sontheim i. St., Bez. Heidenheim, dem Schulamtsverweser Karl Essig in Schnait, Bez. Aichelberg (Schorndorf), die Schulstelle in Zazenhausen, Bez. Eßlingen, dem Schullehrer Wanner in Dörnbach, Bez. Wankheim (Tübingen), eine Bolksschulstelle in Heidenheim dem Schullehrer Maier in Mötzingen, Bez. Tailfingen (Herrenberg).
Trauerfeier für Georg Ostertag. Im Stuttgarter Krematorium sind am Samstag Nachmittag die sterblichen Ueberreste des auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Redakteurs Oster tag den Flammen übergeben worden. Neben der Gattin und den Eltern des Verstorbenen waren viele Parteifreunde von Stuttgart und auswärts, namentlich aus dem Bezirk Balingen und der Stadt Ebingen anwesend. Nachdem das Hos- theater-Quartett „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh" gesungen hatte, sprach Stadtpfarrer Dip per. Niemand, der von dem erschütternden Unglücksfall gelesen habe, werde ohne Teilnahme geblieben sein. Der Landtagsabgeordnete des Bezirks Balingen, K. Hanßmann, hiät hierauf in tiefbewegten Worten dem so früh Verstorbenen einen Nachruf. Tragisch sei es, wenn ein solch gräßlicher Unglücksfall das Leben eines gesunden Mannes vernichte, wenn ein Vater aus feiner Familie, ein Sohn, der der Stolz seiner Eltern gewesen, weggerufen werde, der sein Leben nicht nur dazu verwendete, sich selbst eine Stellung zu verschaffen, sondern auch noch so viel übrig hatte für das allgemeine. Es fei ein reiches Leben gewesen, das nun feinen Abschluß gefunden hgbe. Frühe schon wurde der Verstorbene im Elternhaus auf die allgemeinen Fragen hingewiesen und mit feurigem Impuls habe er früher schon seine geistige Richtung so gewählt, daß er dem öffentlichen und politischen Leben dienen konnte. In Ebingen habe er gezeigt, was er konnte, und jetzt fühle man erst, wie viel er geleistet habe. Es war ihm nicht allein gegeben, die Gedanken in die Buchstaben des Blattes umzuwandeln, er hatte auch eine große befreiende, hinreißende Rednergabe. Selbst seine Ggner werden bezeugen, daß er nicht in einseitigen Gedanken festgebohrt war, auch die Behörden werden bezeugen, daß nie so viel Initiative aufs Gemeinnützige gerichtet, bei einem Manne hervorgetreten ist, wie bei ihm. Der Redner legte hierauf seinem Freunde und im Geiste des 9. Wahlkreises einen Kranz am Sarge nieder. Weitere Kränze wurden gestiftet von Chefredakteur Schmid t vom Beobachter namens der württ. Volkspartei und zugleich für den Volksverein Schwenningen, von Fabrikant Zühring-Ebingen für den Bezirksvolksverein Balingen und den Volksverein Ebingen, von Herrn Brenner für den Volksverein Tailfingen, von Herrn Wahl für die Volkspartei Balingen, von Lehrer H eind tel-Ebingen
* für den dortigen Verein freigesinnter junger Männer, von
i Stadtpfarrer Umfried für die deutsche Friedensgesell-
l schaft, von Fabrikant Cleß für den liberalen Verein
Ebingen, Von Redakteur Frdr. WalliZhäuser für die Hohenzollernfche Volkspartei, von Lehrer Hummel für den freisinnigen Arbeiterverein Ebingen, namens der Genoffenschaftsdruckerei Ebingen und schließlich von Regierungsrat Fils er im Namen des Bezirks Balingen und der? Stadt Ebingen. Zum Schluß der ergreifenden Traner- feier sang das Quartett „Mag auch die Liebe weinen".
Stuttgart. 30. Sept. Der Besuch auf dem Volksfest war gestern ganz enorm. Wirte nnd Schaubudenbefitzer machten glänzende Geschäfte. Die Schülerspiele am SamS- , tag Nachmittag und die Vorführung der prämttrten Pferde am Sonntag fanden großen Zulauf und Beifall.
Geislingen, 28. Sept. Stadtschultheiß Häule in Weißen st ein wurde gestern seines Amtes entsetzt. Unredlichkeiten im Amt sollen den Grund für seine Festnahme bilden.
Ulm» 28. Sept. Bedeutende Schwierigkeiten mußten in den letzten Wochen überwunden werden, um ein 250pser- diges Lokomobil, das von Mannheim aus bis Einsingen auf einem Krupp'schen Geschütztransportwagen per Bahn hierher verbracht wurde, von der letztgenannten Station aus nach seinem Bestimmungsort dem Wiblinger Wasserwerk der Stadt Ulm, zu befördern. Da die Maschine mit Wagen 800 Ztr. wog, mußte ein weiter Umweg gemacht werden, um eine tragfähige Brücke über die Donau ru erreichen und dann wurde der Wagen von 16 Pferden auf untergelegten Bohlen an da» Werk gezogen. Der Transport nahm 3—4 Wochen in Anspruch.
Friedrichshofen, 28. Sept. Das Luftschiff des Grasen Zeppelin stieg auch heute empor und zwar unter schwierigen Wetterverhältnissen. Während des Aufstiegs wehte vom Lande eine Bö von 7—9 Meter; trotzdem vollzog sich das Hinausbringen ans der Halle und der Aufstieg selbst besonders glatt. Nach 6 Minuten war das Luftschiff bereits in voller Fahrt. Die ganze Fahrtdauer aber währte heute nur etwa eine Stunde, weil in der Hinteren Gondel ein Schraubenflügel in Unordnung geraten war. Der Graf veranlagte den Abstieg, um noch auf dem Wasser oder aber an Land die Reparatur vorzunehmen. Der Ballon wurde sonst unversehrt in die Halle gebracht. Von der beabsichtigten zweiten Auffahrt wurde abgesehen, weil durch Havarie des Schleppdampfers „Buchhorn" Äie Rückkehr des Flugschiffes in die Halle verzögert wurde. An der Fahrt nahmen u. A. teil: Regier- ungskommiffar. Geh. Oberregierungsrat Lewald und Major Groß von der Luftschifferabteilung. Am Montag werden die Versuche fortgesetzt.
In der Nacht auf den Montag hat sich ein Grenadier" auf der Rosensteinwache erschossen.
Auf dem Cann st alter Volksfest wurde am SamStag ein Italiener von einem Landsmann durch Messerstiche schwer verletzt. Der Täter sitzt hinter Schloß und Riegel.
Bei Merklingen OA. Leonberg geriet der Stra- ßenwärt Wieland unter die Straßenwalze. Sein linkes Bein wurde zur formlosen Masse zerdrückt.
In Gmünd brach in der Postgaffe zum dritten Mül in kurzer Zeit Feuer aus. Dem Brand fielen zwei Wirtschaften zum Opfer. Die Bewohner, acht Familien, fünfzehn Logisherren konnten sich nur mit knapper Not retten. Der Brandstifter ist noch nicht ermittelt.
Aus Pfullingen wird bertchrel: Ein Sittlich- .keitSattentat wurde Freitag abend zwischen 8 und 9 Uhr auf der Remltnger Straße gegen ein I7jährig8, auS einer Fortbildungsgelegenheit hieher znrückkehrevdes Fräulein verübt. Der unbekannte Unhold verfolgte das entspringende Mädchen bis in die Nähe der Gemeinde, wo er es einholte.
Bon einem Neubau herab fiel in Tuttlingen ein junger Flaschnergeselle, Hans Pältzle von Harburg a. d. Elbe, zerschmetterte sich die Hirnschale und war sofort tot.
Gerichtssaal.
Stuttgart, 30. Sept. Unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit wurde am Samstag eine Sergeantenfrau von Ludwigsburg wegen Verbrechens gegen das keimende Leben zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Es ist dies der 8. Fall in der Angelegenheit Pfizenmaier. Der 9. Fall kommt heute zur Verhandlung.
Köln, 28. Sept. Das heute nachmittag im Prozeß Roeren-Schmidt verkündete Urteil des Schöffengerichts lautet gegen Schmidt wegen öffentlicher Beleidigung des Privatklägers Roeren auflOOMk. Geldstrafe event. 10 Tage Gefängnis. Die bezügliche Nummer der „Nationalzeitung" und der „Täglichen Rundschau", sowie die zur Herstellung des Artikels „Offener Brief an Herrn Landgerichtsrat 'Roeren" benützte» Platten und Formen sind unbrauchbar Lu machen. Der Pxivat- kläger darf den verfügenden Teck des Artikels binnen 4 Wochen nach Zustellung auf Kosten des Angeklagten in der „Nationalzeitung" und der „Tägl. Rundschau" bekannt machen.
Die erste nicht.
Nein, Kind, du bist die erste nicht,
Die sich so zitternd an mich drängt Und, wie der Schmetterling am Licht,
An meinen heißen Blicken hängt.
Die erste? — Das ist lange her. —
— Es war ein stummer Sommertag,
Ein süßes Düften schwül und schwer Auf sonnverbrannten Gärten lag. —
Und heut ist Herbst Und Abendstund,
Es neigt zu Tale sich mein Glück.
Komm her! Es gibt mein heißer Mund Viel Frauenküsse dir zurück.
Du bist so bang ünd feierlich —
Nimm diesen ernsten Kuß, mein Kind!
Es grüßen deine Schwestern dich,
Die jetzt verblüht und elend sind.
Hermann Hesse.
Aale«, 28. Sept. Da» Seilermetster Enßliusche Anwesen ist durch Kauf um den p>.eir von 33.M0 Mk. an Flaschnermeister Simon übeigegangen.