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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

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N- 229.

Parteitag der deutschen Volkspartei.

Konstanz, 28. Sept.

Unter ernsten politischen Zeichen stand der 27. Par­teitag der deutschen Volkspartei, der unter starker Betei­ligung heute im Hussenkeller eröffnet worden ist. Nicht nur der Tod des Großherzogs von Baden gibt der sonst so fröhlichen und herbstschönen Stadt einen stilleren äußeren Anschein, von dem auch die geselligen Veranstaltungen be­troffen werden, die neben den Beratungen vorgesehen sind; zugleich sind es die eigentlichen Aufgaben des Parteitages, die, entsprechend ihrer Bedeutung, eine ernste, strenge Ar­beit, die Arbeiterfrage und die politische Gesamtlage, die von der Demokratie wichtige Entscheidungen verlangen.

Der Vorsitzende der Partei, Heimburger- Karls­ruhe, begrüßte die Parteifreunde. Er gedachte zunächst des Todes des Großherzogs, dessen treffliche und liebenswerte Eigenschaften ihm allgemein menschliche Sym­pathie eingetragen haben. Aber auch vom Politischen Standpunkt erkennt die Denwkratie an, daß er die Fähig­keit besaß, Opfer zu bringen, z. B. bei der Gründung des Reiches, daß. er ferner wirklich bestrebt war, ein libe­raler Fürst zu sein in einer Zeit, die in Deutschland solchen Strömungen nicht geneigt war. ein liberaler Fürst zu Strömungen nicht geneigt war. Wir wissen, daß es ihm Ue- berwindung kostete, dem badischen Volke das direkte Wahl­recht zuzugestehen. Wir waren nicht immer mit seinem politi­schen Regiment einverstanden; wir senken heute aber doch die Fahne in Ehrerbietung an seiner Bahre. (Beifall.) Der Parteitag erhebt sich zu Ehren des Toten von den Sitzen.

Zum Leiter der Verhandlungen wird Venedey- Kvnstanz gewählt. Er bewillkommnet den Parteitag und teilt mit, daß von dem abends vorgesehenen Bankett Ab­stand genommen werde. Man 'könne pur int engeren Sinne im Konziliumssaal zusammenkommen im Hinblick auf die traurigen Ereignisse des heutigen Tages.

Als Vertreter der Freisinnigen Vereinig­ung wohnt Geheimrat Dr. D.ove-Berlin dem Parteitage bei, er betont in seiner Ansprache, daß. sich die neueFrak- tionsgemeinschaft bewährt habe.

Nach Festsetzung des Bureaus erstattete Hummel- Karlsruhe den

Parteiberi cht.

Er kam zunächst auf die w ü r t temb e r g i sch e n Landtagswahlen zu sprechen ünd bemerkte dazu: Un­sere Partei errang zwar ein Mandat weniger als das

Die blaue Dame.

Kriminal-Roman von Auguste Groner.

47) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Sie waren ja nur in Viertel zerrissen worden, und überdies war die Farbe ihres Papieres verschieden.

Drei, noch jetzt stark driftende Briefpapiere waren es. Das eine war tief rot, das andere fleischfarben, das dritte grün und wie von einem goldenen Regen überstreut.

So teures Papier. Und wie sie damit gewüstet hat. Solche Frauenzimmer können gar nicht genug Geld aus­geben, wenn sie eines haben." Das dachte Müller, als er diese Briefteile ordnete, und dann lächelte er spöttisch.

Der rote Brief trug keine Ueberschrift. Er begann: In dem alten Kasten da ist's' riesig langweilig. Des­wegen möchte ich, daß Du"

Was die Lehmann damals gemocht hatte, das erfuhr Müller durch diesen Brief nicht, denn die Feder hatte nach

Du" sich so im Papiere verfangen, daß ein arges spritzen entstanden war, weshalb die Schreiberin diesen Briefbogen dem Ofen überantwortet hatte.

Der fleischfarbene Bogen begann mit einem viel feier­licheren Text.

Müller lachte laut auf. In Lehmanns kindischer! Schrift stand da:

Das eben ist der Liebe Zaubermacht,

Daß sie veredelt, was ihr Hauch berührt.

Grillparzer, Sappho I. 5."

Nun, genauer kann man schon nicht mehr sein", dachte er und las weiter.

Teuerer, unendlich geliebter Edmund. Wann wird wieder die schöne Zeit kommen, daß Du mich besuchst und"

Blödist", mußte Müller denken und ein sarkastisches Lächeln kräuselte seine Lippen.

Weiter lesen konnte er nicht. Der Text war schon zu Ende.

Die Lehmann hatte beim Schreiben dieses Liebes­briefes gegessen; die fetten Spuren ihrer Finger, die auf dem Papiere zu sehen waren, verrieten es.

Also war astch dieses Papier in den Ofen gewandert,.

Dienstag, den 1 Hktover

Zentrum, die Erfolge waren aber dennoch ganz außer­ordentliche, wenn wir bedenken, daß in Württemberg un­sere Freunde ganz isoliert eingetreten waren. Dem Er­folg der Volkspartei ist es zuznschreiben, daß die Kon­stellation im ganzen sich nicht geändert hat. Das brachte man dadurch zum Ausdruck, daß zum Präsidenten der Württembergischen Kammer wieder unser Freund Payer gewählt wurde. Inzwischen waren wir gerade daran,, an gewisse organisatorische Aufgaben heranzutreten, als ein neues Ereignis eintrat. Die Auslösung des Reichs­tags behandelt der Parteibericht unter Hinweis auf das Referat Payers kurz: Es war aus verschiedenen Gründen gegeben, daß Unsere Partei nicht nur in Fühl­ung mit den freisinnigen Parteien, sondern auch mit den Nationalliberalen in den Wahlkampf eintrat. Die völ­lige Abneigung der Sozialdemokratie, im ersten Mahl­gang, Abmachungen mit anderen Parteien zu treffen, die Notwendigkeit, das Zentrum aus seiner Position zu ver­drängen, die aktuelle Frage der Einigung aller liberalen Parteien, die in manchen Bundesstaaten schon für die Landtagswahlen geschlossenen Bündnisse führten dazu mit Naturnotwendigkeit. Was die Sozialdemokratie in den Bezirken Kalmar und Straßburg (Land) an Blumenthal und in Ansbach-Schwabach an Quidde für Abderitenstreiche geliefert hat, wird an Intelligenz gerade noch erreicht von dem Knaben, der sagt: Das geschieht meinem Vater recht, daß ich friere, warum kauft er mir keine Hand­schuhe. Glücklicherweise waren diese herostratischen Bru­talitäten gegen Konrad Haußmann erfolglos. Es ist das eine merkwürdige Art, für jahrelange politische Arbeit im fortschrittlichen Sinne den Dank abznstatten, und hat der Sozialdemokratie nicht viel Ehre eingetragen. Im neuen Reichstag kam sofort bei Beginn der Tagung eine erfreuliche Annäherung der drei Fraktionen des Linksliberalismus zustande, was zu einem frak­tionellen Zusammenschluß führte. Ein wei­terer Fortschritt wurde erzielt durch die Gründung des Einigungsausschusses der drei Parteien, dem die Fraktionen und Vertreter der drei Parteivorstände angehö­ren. Die bayerischen Landtagswahlen hatten den erfreu­lichen Erfolg, daß neben unserem Freund Köhl, der ja schon früher Abgeordneter war, auch Freund Quidde ge­wählt wurde. Äne neue politische Bewegung, die im ver­flossenen Frühjahr einsetzte, der Nationalverein, fand auch von unserer Seite Beachtung. Wir nahmen als Gäste an der Heidelberger Tagung des Nationalvereins teil, ver­traten Hort auch unseren Standpunkt mit aller Dentlich-

1907

keit, wir lehnten aber ab, in größerem Maße und prin­zipiell die Bewegung zu unterstützen. Eigentliche poli­tische Probleme waren von dem Engeren Ausschuß nicht zu bearbeiten, insbesondere, da es nicht in seiner Macht lag, in der Lösung des Wichtigsten, das zur Zeit in der soge­nannten Blockpolitik besteht. Wesentliches zu unter­nehmen. Die abwartende Haltung, zu der wir infolge! der Entwickelung der Dinge genötigt wurden, war der politischen Arbeit im ganzen nicht sehr förderlich. Das bevorstehende Referat des Herrn Payer wird diese poli­tische Frage näher berühren. Trotz der undankbaren Kon­stellation ist es aber nicht versäumt worden, eine reg« Organisationsarbeit in dem Rest, der uns zur Verfügung stehenden Zeit zu entfalten. Zunächst aller­dings beschränkten sie sich im wesentlichen auf Baden. Wir haben im Verlaufe des letzten Jahres eine stattliche Zahl neuer Organisationen mit großen Mitgliederzahlest gegründet. (Beifall.) Wenn wir aber den vollen Erfolg unserer Arbeit ernten wollen, bedürfen wir einer viel regeren Fühlung zwischen den einzelnen Organen der Par­tei. Von den Toten des letzten Jahres seien ge­nannt: Erhardt Joseph, Privatier, von 1895 bis 1900 Landtagsabgeordneter in Göppingen, Wagner Andreas- Reutlingen, Senior der Volkspartei; Mayser Friedrich, Ulm an der Donau, Fabrikant, Landtagsäbgeordneter von! 1895 bis 1906; Körner Theobald, Weinsberg, Sohn vorr Justinus Körner; Cleß Reinhold, Stuttgart, Landtagsab­geordneter 1900 bis 1905: Eccart Michael, Ottenheim, Müller und Gemeinderat. Auch zweier alten Freunde der Volkspartei M gedacht, die im verflossenen Jahre ge­storben- sind, Mitglieder der Freisinnigen Volkspartei, aber eng befreundet mit unseren Führern und unserer Sache, Markus Pflüger und Johann Hagist, früher Landtagsab­geordneter. Erst in den letzten Tagen hat uns wieder ein schmerzlicher Verlust getroffen durch den Tod unseres Freundes Ostertag, der als Redakteur desNeuen Alb- boten" sich viele Sympathien erworben hat. (Der Par­teitag erhebt sich zu Ehren -der Toten von den Sitzen.) Wir aber, die wir am Leben sind, wollen uns die Dahinge- schiedenen zum Muster nehmen in treuer Arbeit für die Sache der Demokratie, zur Verwirklichung der demokrati­schen Ideale, der Freiheit und Gleichheit. So schließt! Professor Hummel unter großem Beifall seinen Bortrag., Inzwischen waren Vertreter der liberalen Vereinig­ung von Elsaß-Lothringen eingetroffen, in deren Namen: Notar G ö tz - Weißenburg den Parteitag begrüßt. Er weist darauf hin, daß man in Elsaß-Lothringen die Libe-

Das grüne Papier, das mit den goldenen Tropfen, welche Müller nicht mit Unrecht als einen unglaublich dummen Aufputz empfand, enthielt ebenfalls nur den An­fang eines Briefes.

Herzensmaus!"

Das war die Aufschrift und dann:

Du mußt wieder gut werden. Du wirst doch mei­nem Glück kein Bein stellen."

Und dann kam ein großer Klecks, ein großer schwar­zer Fleck, in welchem wie eine Insel einer der ein wenig erhabenen goldenen Spritzer auftauchte.

Lang, sehr lang verweilten Müllers Augen und Ge­danken bei diesen paar Worten.

Wer die Herzensmaus sei, das interessierte Müller jetzt nicht, ihn interessierte nur, daß der Brief an die Her­zensmaus jedenfalls nabh der Verlobung der Sängerin entstanden war, und daß die Herzensdame darüber böse sei, und es ihr zuzumuten war, daß sie, wie die Lehmann das so hübsch ausdrückte, deren Glück ein Bein stelle.

Als Müller darüber nachdachte, wie weit wohl das Bösesein der Herzensdame gehen mochte, fiel ihm eine Stelle aus einem Briefe ein, welche einGoldener" an die Lehmann geschrieben hatte und dieser Stelle gesellte sich ganz unwillkürlich ob stiller, logischer Gedankenar­beit eine andere Stelle aus den von Ossip gefundenen! Briefresten.

Höchstens mein Zustand könnte mir einen Strich durch die Rechnung machen", hatte derGoldene" ge­schrieben und Unbekannte, deren Schreiben Elise im Gar­ten zerrissen, hatte die Bemerkung gemacht,am Lido zur"Kur" ergänzte sich Müller einstweilenoder Nachkur",oder Erholung" könnte es auch heißen und dann bezieht es sich vielleicht auf denGoldenen", dessen Zustand es fraglich machte, ob er am dritten Mai in Linz sein könne, was dann doch geschehen ist. Langsam steckte er die drei Briefblätter zu sich.

Wir gehen", sagte er plötzlich.Vielleicht muß ich heute noch abreisen."

Und ich, Herr?"

Ossip erhielt keine Antwort darauf.Einen Koffer haben Sie da drinnen nicht gefunden?" fragte sein Herr. Er verneinte. , ^

Müller war schon an der Tür.

Stumm winkte er dem Burschen, her ihm stumm! folgte und dann vor Freude rot wurde, denn Müller hatte ihm den Schlüssel des wieder abgesperrten Erkerzimmers! mit einer gewissen Feierlichkeit überreicht und jetzt erst kam die Antwort auf Ossips Frage.

Sie bleiben hier. Es ist gut, wenn wir uns jetzt teilen. Sie wissen ja schon, daß hier kein Selbstmord geschehen ist und daß wir nach zwei Menschen zu suchen haben, nach einem Manne, und nach einer Frau, und Sie wissen auch, daß es den, der Blut vergossen hat, meist wieder an den Ort seiner Tat zieht. Ihnen ist es ja auch nicht anders ergangen."

O, Herr! Herr!" stöhnte Ossip, der bis in die Lip­pen blaß geworden war.Warum erinnern Sie mich daran?"

Um Sie anzueifern", antwortete der Detektiv ernst. Immer sollen Sie daran denken, bis Sie ganz gebüßt! haben, jetzt freiwillig büßen, was Sie damals gezwun­gener Weise nicht haben büßen wollen. Ossip, ein tüchtiger! Mann, ein durch und durch tüchtiger Mensch müssen Sie werden, und ein solcher darf vor allem nicht feig sein. Also, denken Sie Ihrer Tat und dienen Sie dann ums» unermüdlicher der Gerechtigkeit. Bedenken Sie, daß ich dereinst floh, ganz floh darüber sein möchte, daß ich ein­mal ganz, ganz schwach gewesen bin und auch gegen das Ge­setz handelte. Niemals, hören Sie, Ossip, niemals will ich es bereuen müssen, daß ich nicht allein aus Nikolk« Pludows Scheune gegangen bin."

Ossips Angen, jetzt ganz klar und weit offen, schauten mit ehrlichem Ausdruck in die seines Herrn und er sagte, die Hände unwillkürlich faltend:Nie, Herr, nie sollen Sie das bereuen. Ich werde halten, was ich gelobt habe. Nichts anderes mehr will ich vom Leben erwarten als Arbeit, die Arbeit, die Sie mir zuweisen werden, und je schwerer sie ist, desto lieber soll sie mir sein. Die Freude ist ja so wie so für mich tot. Menschen, wie ich einer bin, haben kein Recht mehr daraus. Nichts will ich sein, als der Letzte derer, die der Gerechtigkeit dienen, so schlecht, als ich bin."

Ossip schluchzte laut auf.

Der Detektiv legte ihm die Hand auf die A.chulter.