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mit Erzähler vom Lchwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Dildbad.

Verkündigungsblatt

der Xgl. Zorstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterie »c. mit

amtlicher Fremdenliste.

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Montag den 30. September

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Großherzog Frieorrch von Baden -j-.

Auf seinem Sommersitz, in dem idyllischen Schlöß­chen auf der Insel Mainau, inmitten der farbigen Pracht exotischer Blumen, hat Großherzog Friedrich von Baden die Augen zum letzten Schlummer geschlossen. Der letzte der Alten ist mit ihm dahingegangen. Er war der Tauf­pate des deutschen Reiches, der am Tage von Versailles zur Rechten des preußischen Königs stand und ihm den ersten Gruß als dem deutschen Kaiser bot. In der Lebenslinie dieses Mannes stak etwas Großes und Wür­diges, etwas von dem menschlichen Glanz Franz Josefs.

Großherzog Friedrich sah Geschichte: die Jahre 48, 66 und 70 sind Marksteine seines Lebens gewesen. Und er sah am Abend seines Lebens die Zeichen einer neuen Zeit. Zeichen, die er verstand und würdigte. In diesem Punkt liegt ein wesentlicher Bestandteil des Charakter­bildes des Verstorbenen. Und auch der Schlüssel für die großgemessene Zuneigung des badischen Volkes zu seinem Fürsten liegt darin. An der Seite seiner Gattin, die nun trauernd an seiner Bahre steht, hat er in den Gassen der Dörfer und den Straßen der Städte durch viele Jahre die Liebe seines Volkes, durch manche schöne Tat, gesammelt.

In einer Zeit, da die monarchistische Staatsauf­

fassung langsam aber deutlich nüchterner, tatsäch­licher wird, muß es am Sarge dieses Mannes aner­kannt werden, daß er trotz seiner monarchistischen An­schauung einen engen Kontakt mit seinem freiheitslieben­den Badener Volk aufrecht erhalten hat. Seine Vorliebe für die Hohenzollern und das oft bereitwillige Eingehen auf Berliner Wünsche hat daran nichts zu ändern ver­mocht.

Nun ist der alte, gütige Herr nach einem langen Leben, das wohl viel Mühe und Arbeit barg, dahingegangen. An seiner Bahre zieht heute jeder brave Deutsche respektvoll den Hut. Die Liebe, die er sich bei seinem Volke erworben, wird sein Andenken hüten.

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Friedrich I., Großherzog von Baden, wurde geboren am 9. September 1826 zu Karlsruhe. Für seinen erst­geborenen geisteskranken Bruder Ludwig übernahm er am 24. April 1852 die Regentschaft; am 5. September 1856 trat er als Großherzog die Regierung an. Verhei­ratet ist er seit dem 20. September 1856 mit der Prin­zessin Luise Marie Elisabeth von Preußen, einer Tochter Wilhelm I. Der Erbgroßherzog nunmehrige Großher­zog Friedrich Wilhelm wurde am 9. Juli 1857 geboren.

Soziale Kongresse und praktische Sozialpolitik.

Während der letzten Zeit sind außerordentlich viel sozialpolitische Kongresse abgehalten worden. In bunter Aufeinanderfolge wechselten nationale und internationale, allgemeine und engberufliche Konferenzen hintereinander ab. Es wurden ungezählte Vorschläge gemacht, es wur­den lange Auseinandersetzungen geführt und diese Zu­sammenkünfte haben zum Teil sehr große Summen ver­schlungen, aber das praktische Ergebnis dabei ist fast überall ein r^cht Minimales gewesen. Vielfach liegt die Unfruchtbarkeit an der Axt der Zusammensetzung der De­

legierten. Es werden eben nicht immer die sachverstän­digsten geschickt, sondern die, die am leichtesten von ihrer Berufsarbeit abkommen können. Unter diesen Umständen werden die Kongresse immer mehr von den berufsmäßigen Rednern und Angestellten beherrscht. Betrachten wir die Delegierung zum Internationalen Sozialistenkongreß. Es waren beinahe 1000 Delegierte anwesend, von denen die große Mehrheit nur eine Sprache beherrschte, während die Debatten in drei Sprachen geführt wurden. Es braucht nicht Wunder zu nehmen, wenn dabei die Ab­stimmungen immer nur von den Hauptführern der ein­zelnen Landesgruppen abhingen und wenn dabei die große Mehrheit der Delegierten nur eine Art Staffage bildeten. Und schließlich ließ sich überhaupt nur so eine Verhand­lung ermöglichen, denn gegen 1000 Delegierte dürsten

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schwer ohne ernstliche Störungen zu leiten sein, wenn sie alle ihre individuellen Meinungen geltend machen wollen.

Wie auf den großen Kongressen immer Wiederhol­ungen Vorkommen, ohne daß sich nach irgend einer Richt­ung ein wesentlicher Fortschritt bemerkbar macht, zeigen von neuem die diesjährigen Verhandlungen auf dem in­ternationalen Kongreß der Bergarbeiter in Salzburg. Aeußerlich zeigt sich dieser Kongreß sehr imposant. Rund drei Millionen Bergarbeiter waren auf ihm vertreten, davon ungefähr eine Million aus England uird "/z Mil­lion aus Deutschland. Aber die Forderungen und Vor­schläge sind dieselben wie auf den vorhergehenden Kon­gressen und ebenso bewegen sich die Debatten in dem gleichen Geleise. Die Bergarbeiter fordern auch dies­mal die internationale Einführung der Achtstundenschicht, die Festlegung ausreichender Renten für invalide Arbei- beiter und deren Hinterbliebene und die Einführung des Verbots der Beschäftigung von jugendlichen Personen im unterirdischen Betrieb. Auch was sonst noch ausgeführt worden ist, sind nur Wiederholungen. Unter diesen Um­ständen wäre es wohl des Beratens wert, ob derartige Kongresse auch fernerhin noch jährlich abgehalten werden sollen, oder ob es nicht vielmehr rätlich erscheint, sie nur in größeren Zwischenräumen, nach besonders wichtigen Vorkommnissen oder nach programmatischen Aenderungen einzuberufen. Das rein Geschäftsmäßige kann viel besser auf schriftlichem Wege oder durch Zusammenkünfte dev leitenden Personen in den einzelnen Organisationen er­ledigt werden. >

Daß die Zusammenkünfte einzelner Vertreter in klei­neren Konferenzen wertvoller ist, als das Abhalten von Massenkongressen, zeigt soeben wieder die Konferenz der gewerkschaftlichen Vertreter der verschiedenen Länder in Christiania. Es waren vertreten England, die Nieder­lande, Dänemark, Belgien, Finnland, Schweden, Nor­wegen, Oesterreich, Ungarn, Deutschland und Italien. Dis Verhandlungen wickelten sich sehr glatt ab, trotzdem dis verschiedensten Fragen aus dem Arbeiter- und Gewerk­schaftsleben zur Diskussion standen. Die Verhandlungen waren auch insofern von Vorteil, als mehr praktische Fragen erörtert wurden. Entgegen den Anträgen aus Frankreich wurde ausdrücklich konstatiert, daß Fragen wis der politische Massenstreik usw. nicht diskutiert werden; könnten. Die einzelnen Gewerkschaftsvertreter sind ver­pflichtet worden, in ihren Heimatsländern dahin zu wir­ken, daß sich diese den internationalen Verträgen betreffs des Arbeiterschutzes ausschließen und ganz besonders sol­len die Delegierten nach der Richtung hin tätig sein, daß die Länder, welche dem Vertrag über das Verbot des weißen Phosphors in der Zündholzindustrie noch fern stehen, diesen Vertrag gleichfalls anerkennen. Für die praktische Sozialpolitik zeigte sich damit, daß nicht selten kleinere Konferenzen einen höheren Wert haben, wie große Kongresse, die sehr oft nur eine Kräfte- und Zeitver­schwendung darstellen.

Rundschau.

Laudtagseröffnong in Bayern.

Der bayerische Landtag ist am Freitag Mittag 2 Uhr durch eine Thronrede des Prinzregenten eröffnet worden. Die Thronrede hebt hervor, daß das Budget dank der günstigeren Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse ohne Erhöhung der direkten Steuern mit einer Reserve abschließt, die eine durchgreifende Aufbesserung der Ge­halte der staatlichen Beamten und Bediensteten in Aus­sicht zu nehmen gestattet. Die Thronrede spricht die zu­versichtliche Hoffnung aus, daß diese für das gesamte Staatsleben bedeutungsvolle Frage in der kommenden Finanzperiode glücklich gelöst wird. Die Thronrede kün­digt an eine Reform der Steuergesetzgebung, die Ein­führung der allgemeinen Einkommensteuer, eine Neuregel­ung der Umlagen der Gemeinden, ferner die Einführung der Pauschalentschädigung für Landtagsabgeordnete, den Entwurf einer Kirchengemeindeordnung, mehrere Entwürfe zur Fürsorge für die Landwirtschaft und das Kleingewerbe, darunter ein neues Fischereigesetz, sowie ein Gesetz, das für den Staat einen Anteil an den unterirdischen Boden­schätzen sichert. Für mannigfache staatliche Aufgaben sind erhöhte Forderungen vorgesehen. Bei der Verkehrsver­waltung läßt sich infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs eine befriedigende Reineinnahme erwarten. Die Thron­rede kündigt sodann Denkschriften über die Ausnützung dex Wasserkräfte und die Elektrisierung einzelner Enenbahn- linien an und betont schließlich, wie zahlreich und be-> deutungsvoll die Aufgaben der beginnenden Session sind-

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