liche Anstellung erhalten; desgleich wünschen die Beamten vom niederen Dienst Anstellung auf Lebensdauer, und auch bei den Unterbeamten macht sich der lebhafte Wunsch geltend, daß ihnen nach einer gewissen Reihe von tadellos Angebrachten Anstellungsjahren die unkündbare Anstellung Au Teil werde. Sollte es bei den Unterbeamten nicht möglich fein, diesen Wunsch für alle Kategorien zu er­füllen, so ließe sich vielleicht ein Ausweg dadurch finden, daß man wenigstens den mit Vorgesetztenfunktionen aus­gestatteten Unterbeamtenkategorien die Anstellung auf Le­benszeit einräumt. _

NlM, 23. Sept. Skandalöse Gerüchte halten, wie dieSchwab. Tagw." meldet, schon geraume Zeit die hiesige Einwohnerschaft in Aufregung. Von den maßgebenden Behörden ist bis jetzt den Gerüchten weder entgegen­getreten, noch sonst Aufklärung gegeben worden. Auf dem hiesigen Friedhof sollen schauderhafte Diyge geschehen sein. Ulan spricht von Kranzdiebstählen, Leichenberaubung, ja selbst von Leichenschändung durch einige Leichenwärter. Mas wahr ist, können wir nicht ermitteln, doch sollen einige Wärter entlassen worden sein; man spricht auch schon von Verhaftungen. Warum erfolgt von der Fried­hofverwaltung oder von der Stadtbehörde keine Aufklär­ung? Im Publikum ist die Meinung vorhanden, daß der Skandal vertuscht werden soll. Die Öffentlichkeit hat aber ein Anrecht daraus, zu erfahren, was an den Gerüchten Wahres ist. Wir verlangen also volle Lluf- Kärung.

Aalen, 23. Sept. Auch der Stadt Aalen ist es ge­lungen, ein Museum in ihre Mauern zu bekommen. Gin Sohn der genannten Stadt, Herr Jakob Schweiker- lAugsburg, hatte vor Jahren eine Sendung von Schubart- Erinnerungen angelegt, welche er dann ausgedehnt hat aus seine Vaterstadt Aalen. Durch Schenkung ist nun dieses reichhaltige Museum an die Stadtgemeinde Aalen über­gegangen. _

Die Brandstiftung in Feldrennach am Freitag Abend wird seine Sühne finden. Der Schwager und Schmiß grrsohn der Abgebrannten, Gustav Reichert, hat, von den Indizien überwältigt, ein Geständnis seiner Schuld abgelegt und ist in Haft genommen worden.

Gerichtssaal.

Berlin, 20. Sept. Wegen Kindes miß Hand­lung hatte sich Frau Else Bergmann, die Gattin ei­nes Arztes, vor dem Landgericht II zu verantworten. Sie wurde der Körperverletzung mittelst eines gefähr­lichen Werkzeugs und einer das Leben des Kindes, ihrer 14jährigen Stieftochter, gefährdenden Behand­lung beschuldigt. Sie soll die Stieftochter namentlich deshalb gehaßt haben, weil ihre Ehe kinderlos blieb, und ihr Mann seine Liebe hauptsächlich dem Kinde aus erster Ehe zuwandte. Das Kind wurde ungenügend gekleidet, schlecht genährt, die Körperpflege vernachlässigt, erhielt eine ungenügende Schlafstelle, wurde im elektrischen Licht­bad bei übermäßiger Hitze eingesperrt, nachts wurden an seinem Bett Spukerscheinungen inszeniert, schwer mißhan­delt usw. Die Angeklagte behauptete, das Kind sei un­artig gewesen und nur in berechtigter Weise gezüchtigt worden. Die Zeugenaussagen waren aber schwer be­lastend. Das Urteil lautete auf 300 Mk. Geldstrafe. Gewiß ein mildes Urteil!

Der Mord im Zirkus.

München, 23. Sept

Unter ungeheurem Andrang hat heute die Verhand­lung gegen den Zirkusdirektor David Niederhofer wegen Mords an dem Kaufmann Hendschel vor dem Schwurgericht I begonnen. Oberlandesgerichtsrat Do­sier führt den Vorsitz, die Anklage vertritt Staatsanwalt Held II und die Verteidigung ist in Händen des Rechts­anwalts Dr. Kleinberger.

Es sind (wie berichtet) 200 Zeugen geladen, worunter die Geliebte .Niederhofers, die Kellnerin Therese Koch, der Brrlder und die Mutter des Angeklagten und Ange­hörige des Ermordeten. Der Angeklagte, der in ele­ganter Kleidung ^erscheint, macht bei seinem Verhör

folgende Angaben: Ich bin am 30. Juli 1880 in Mün­chen geboren und habe noch vier Geschwister. Ich besuchte die Volksschule und dann die Handelsschule, diese aber nur bis zur fünften Klasse. Dann trat ich aus, da ich weiter keine Lust zum Studium hatte und in ein Ge­schäft eintreten wollte. Vorerst war ich imBrauerei­verkehr" in Stellung, dann kam ich in ein Geschäft an der Baderstraße, wurde darauf Sekretär, Kassier und Ge­schäftsführer im Zirkusgeschäft meines Vaters und leitete später selbständig Zirkus Unternehmungen, die teils gut, teils schlecht lohnten. Ich habe Mich dabei aus das Ver­mögen meiner Mutter gestützt. Des Weiteren ergibt die Vernehmung: Das erste selbständige Unternehmen leitete der Angeklagte 1901, das letzte 190304. Inzwischen betrieb er eine Künstler-Agentur und ein Variete. Nie­derhofer will von seiner Mutter Geld erhalten haben, diese soll sich aber nach Vorhalt des Vorsitzenden selbst in schlechten Vermögensverhältnissen befunden haben. Der Zirkus auf der Theresienwiese wurde im Frühjahr 1906 abgebrochen. Vorbestraft ist der Angeklagte noch nicht, doch sind schon verschiedene Vorstrafen gegen ihn eingeleitet gewesen.

Der Vorsitzende hält David Niederhoser seinen häu­figen Verkehr mit Damen vor, der wohl sehr viel Geld gekostet habe. Der Angeklagte entgegnet, diesen Verkehr habe das Geschäft mit sich gebracht, er habe ihn aber sehr wenig gekostet. Den Kaufmann ,H e n d s ch e l kennt Nie­derhofer seit 1903. Im Cafe Wittelsbach sei er ihm am sogen. Artistentisch näher getreten und seitdem habe er viel mit ihm verkehrt. Ueber seine Vermögensverhält­nisse sei Hendschel sehr zurückhaltend gewesen. Einmal sei er mit Hendschel auch auf die Bank gegangen, wo dieser tausend Mark erhob. Beim Juwelier Weiß in der Herren­straße ließen sich beide mehrere Ringe vorlegen, von denen Hendschel einen um 690 Mark kaufte. Bezüglich des Schleife nfahrt-Apparates, der in der Mord­

affäre eine Rolle spielt, erklärt Niederhofer, daß der Ap­parat 1903 gebaut wurde, daß er mit ihm Reisen machte, daß aber der Apparat von Rechts wegen seiner Mutter gehörte, die ihn bezahlt hatte. Hendschel interessierte sich sehr dafür und wollte ihn kaufen. Es wurde vereinbart, daß er ihm Wechsel von 6000 Mark gebe. Ein Fräulein Einsele, die in der letzten Zeit als Hausmeisterin im Zirkus angestellt war, habe sich bereit erklärt, ihm in der Sache als Vermittlerin zu dienen. Der Angeklagte erzählt weiter:Sie ging mit mir ins Cafe Kaiser Franz Joseph, wo bald darauf auch Hendschel erschien. Frl. Einsele stellte sich als Käuferin vor utzd Hendschel sagte dann, daß er selbst den Apparat kaufe. Die Unterzeich­nung des Wechsels erfolgte im Deutschen Theater-Cafe gegen halb 9 Uhr abends. Das Wechselsormular habe er bei sich zu Hause ausgefüllt, im Cafe aber unterschrie­ben. Auf Vorhalt gibt der Angeklagte aber zu, daß er ihn zu Hause unterschrieben habe. Der Vorsitzende be­merkt:Früher haben Sie angegeben, daß Sie das lrrit- gebrachte Formular im Beisein Hendschels ausgefüllt haben." Angeklagter:Damit meinte ich nur die Unter­schrift." Der Wechsel trägt das Datum 17. März. Auf die Bemerkung des Vorsitzenden, daß das Geschäft an je­nem Tage nicht perfekt geworden sei, erklärt Nieder­hoser, daß er damals wenigstens die Zusicherung erhielt, daß Hendschel den Apparat kaufe. Der Vorsitzende be­merkt, daß der Wechsel offenbar vor der Abreise Nieder­hofers nach Berlin mit dem Giro, des Groß versehen worden sein muß. Die ihm zugeschriebene Aeußerung Hendschel wäre verschwunden uns komme nicht mehr, er­klärt Niederhofer für unwahr. Wie Hendschel nms Le­ben gekommen sei, wisse er nicht, und darüber, wie die Leiche in den Zirkus kam, könne er keinen Aufschluß ge­ben. Es müsse sich jemand in den Zirkus, in dem erst am 1. Juli der Hausmeister Vogelfang einzog, eingeschli­chen haben. Als er nach Hamburg reiste, sei der Zirkus unbewohnt gewesen. Die von Maier gegrabene Grube sei wieder eingesüllt worden, weil der Raum zur Unterbring­ung eines Elefanten nicht geeignet war. Auf die Frage des Vorsitzenden, wie er sich die zlvei Schüsse, die man im Zirkus hörte, erkläre, schweigt Niederhoser. Er bestreitet auch, daß die Leiche des Hendschel gefunden worden ist. Was die Gegenstände betrifft, die Hendschel gehörten, so gibt der Angeklagte an, die Uhr, die er hatte, sei nicht von Hendschel gewesen, den kleineren Ring habe er ihm um 80 Mk. avgekaust, die beiden anderen Ringe habe ihm Hendschel zum Verkauf übergeben. Präsident:Aus den einen Ring soll Hendschel viel gehalten haben, da er ihn von seiner Mutter erhielt, als er großjährig wurde." An­geklagter:Er hatte an dem Ring keine Freude mehr. Den zweiten Ring habe ich an die Firma Weiß u. Co. verkauft, den dritten der Eberling gegeben." Auf eine Frage, des Verteidigers, Rechtsanwalt Kleinberger, erklärt Niederhoser, daß er von der Beschuldigung, Hendschell er­mordet zu haben, zum erstenmal durch einen Brief Kennt­nis erhielt, den sein Bruder Karl an seine Mutter richtete. Diesen Brief habe er selbst sofort an die Staatsanwaltschaft geschickt, was auch aus den Akten konstatiert wurde.

Damit schloß das Verhör des Angeklagten und wurde zur

Beweisaufnahme

gesrchitten. Landgerichtsrat Professor Dr. Hof mann als Sachverständiger erklärt, er habe mit dem Assisten­ten Dr. Bäcker und Professor Dr. Dürk am 6. März 1907 die auf dem ehemaligen Zirkusareal ausgegrabenen Knochenüberreste untersucht. Außer den Kopfknochen wa­ren sämtliche Knochen intakt; bis auf weniges konnte das ganze menschliche Skelett zusammengestellt werden. Es war 180 Zentim. lang, während der Ermordete 173 Ztm. gemessen haben soll. Die Differenz dürfte sich aus der ungenauen Zusammenfügung erklären. Der Schädel war aus den Fugen gedrängt und bestand aus mehreren Stücken. Im Hinterkopf wurde ein kleines Bleistück gefunden, das einer etwas deformierten Revolverkugel ähnlich sah. Die Schädeldecke zeigte mehrere Sprünge, ein großes Stück war ganz herausgesprengt, am Unterkiefer fand sich eine völlige Durchtrennung vor. Es war schwer, festzustellen, ob es sijch um einen Nah- oder Fernschuß handelte. Nach aller Wahrscheinlichkeit war der Schuß von vorne abgegeben und blieb das Projektil in der Hinteren Schä- deldecke hängen. Die Zertrümmerung des Schädels und Kiefers rühren von Schlägen mit einem stumpfen Instru­ment her. Von Verletzungen der Knochen bei der Aus­grabungen dürfte keine Rede sein, die Verletzungen sind durchweg älteren Datums. Dem Anschein nach hat der Getötete die Schußverletzung zuerst erhalten und dann nach dem Fall wurden die Schädelknochen zertrümmert. Staatsanwalt Held bestätigt, daß bei der Ausgrabung keine Knochenverletzung vorkam. Der Sachverständige gilt als möglich zu, daß auch mehrere Schüsse aus den Schädel ab- gefenert worden seien. Professor Dr. Dürk bestätigt den Befund, lind kommt zu dem gleichen Schluß, wie Dr. Hof­mann.

Als erster Zeuge wurde der Bruder des Ermordeten, Kunstmaler Ottmar Hendschel vernommen. Er bekun­det, daß sein Brrlder am Pfingstmontag 1904 zum letzten­mal in der Familie war. Am Donnerstag darauf kam von ihm ein Brief und am Sonntag schrieb die Hausfrau des Bernhard Hendschel, daß dieser seit Donnerstag nicht mehr heimgekommen sei. Darauf fuhr Zeuge in die Stadt und stellte Nachforschungen an, auch bei seinem Schwa­ger, dem Minister v. Brettteich, jedoch ohne Ergebnis. Sein Bruder habe 50 000 bis 60 000 Akk. ans der Hypo­thek-'und Wechselbank deponiert gehabt. Die Vorgefunde­nen Stoffreste seien vom Anzug seines Bruders. Bernhard sei gut, unerfahren und leichtsinnig gewesen; es kam öfter vor, daß er statt nach Hause nach Bamberg fuhr, ohne seine Angehörigen davon zu verstärrdigen. Ueber eine et­waige Neigung Artist zu werden, habe er nichts geäußert.

Vermischtes.

Aufstieg des Zeppeltu'sche« Luftschiffes.

Ueber einen gelungenen Aufstieg des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff wird aus Friedrichshafen berichtet. Die Auffahrt fanv gestern Dienstag um Mittag statt, da am Vor­

mittag dichter Nebel herrschte. Als aber um 11 Uhr die Sonne etwas hervorbrach, wurde mit der Ausbootung des Luftschiffes aus der alten Ballonhalle begonnen, in­dem ein württembergischer Dampfer den ans einem Floße ruhenden Riesenballon in den See hinauszog. Um -sh 12 Uhr ertönte das Kommando los, und in wunderbarer Schönheit und Ruhe erhob sich das Luftschiff, das die arbeitenden Motore rasch in der Richtung nach Kon­stanz fortbewegten und bald den Augen der Zuschauer in der Nebelschicht verschwand. Wie zu erwarten war, machte das Luftschiff wie im vorigen Herbst wieder eine Rundfahrt dem Schweizer User entlang nach Bregenz und über Lindau zurück nach Friedrichshafen. Genau um 3 Uhr fuhr der Luftschiffer direkt über Friedrichshafen begeistert begrüßt von der Einwohnerschaft und der Zu­schauermenge. Hier konnte man so recht deutlich den Fortschritt gegenüber der vorjährigen Fahrt beobach­ten. Eine ganz kolossale Geschwindigkeit wurde erzielt bei ruhigster gleichmäßiger Fahrt ohne irgend welche Schwankung des Fahrzeugs, ruhiger als ein Dampfer auf glatter See. Von hier aus fuhr Graf Zeppelin in der Richtung nach Heiligenberg und dann wie­der zurück nach Manzell, wo nach verschiedenen Kurven und Bögen nach 4 Uhr die glückliche Landung und Bergung in der neuen Ballonhalle erfolgte, unter begeisterten Zue rufen von Hunderten von Zuschauern. An der zweifellos sehr erfolgreichen Fahrt beteiligten sich außer Graf Zep­pelin noch Ingenieur Dürr und acht Monteure, im gan­zen also zehn Personen. Die eingeladenen Fachleute und Gäste, darunter Baron Bassus-München, Profes­sor H erg esel l-Straßburg, Hauptmann Krogh und Hauptmann Kehler, sowie Major Parseval verfolg­ten die gelungene Rundfahrt von dem Dampfboot Christoph aus. Die Probefahrten, die hauptsächlich zur Einschul­ung des Personals dienen, dürften in den nächsten Tagen am Ufer 'des Sees und über diesem fortgesetzt werden. Erst später wird sich dann die eigentliche Dauerfahrt landeinwärts evtl, nach Stuttgart anschließen. Als Zei­chen der Verehrung für den genialen Luftschiffer wurden gleich nach der Vorüberfahrt die Häuser der Stadt be­flaggt. Dem Grafen sind zahlreiche Glückwunsch­telegramme, darunter auch ein solches des Herzogs Ferdinand von Oesterreich, zugegangen, der zur Zeit in Bregenz weilt.

Handel und Volkswirtschaft.

Ueber eiu Brauntwein-SketchSmonopol schreibt die Köl­nische Zeitung anläßlich der vor kurzem zur Tatsache gewordenen Verlängerung des Spiritusrings, d. h. des Kartells, das heute über 90°/« der deutschen Spirituserzeugung beherrscht, um weitere 10 Jahre, vom 1. Oktober 1908 ab, u. a.:Es giebt viele Leute, die in dem heutigen Privatmonopol der Spirituszentrale den Vor­läufer eines künftigen Reichsmonopols sehen, das an die Stelle der heutigen unübersichtlichen Steuerhydra dem Reiche hohe Steuer­erträge liefern könnte. Der Theorie nach würde ein solches Monopol auch eine angemessene Abstufung der Steuersätze nach dem tat­sächlichen Werte des Erzeugnisses gestatten. Die Steuerreform des Monopols könnte ferner am wirksamsten auch sozialpoli- tischeAbsichtenzur Geltung bringen, namentlich die Beschränk­ung des Branntweinverbrauchs und -Ausschanks, die Verhütung der Verabreichung gesungheitsschädlichen Branntweins u. a. m... . Das Schicksal des deutschen Monopolentwurfs aus dem Jahre 1886 ist bekannt. Es fiel, weil es auf schwachen technischen und finanziellen Unterlagen stand und weil man es sozialwirtschaftlich für schädlich hielt. Heute wo die Spirituszentrale einem Monopole vorgearbeitet hat und viele Brenner lieber an den Staat als an die Zentrale verkaufen möchten, wäre die Sache schon anders. Das Reich brauchte die Organisation der Zentrale nur weiter auszubauen. Es könnte aus dem ergiebigen Steuerobjekte des Spiritus seine Geldbedürfmsse viel leichter befriedigen als aus der heute bestehenden unübersichtlichen und verwickelten Steuerskala. Freilich sind auch die notwendigen Entschädigungen und die Ver­waltungsschwierigkeiten nicht gering einzuschätzen. Auch die Frage der Preisfeststellung dürfte große Schwierigkeiten machen. . . . Kurzum das Projekt eines Reichsmonopols erfordert sorgfältigste Prüfung. Geeignet für die deutschen Verhältnisse wäre wohl nur ein Rohspiritusmonopol. Vielleicht könnte der Staat auch noch, wie heute die Zentrale, die Reinigung übernehmen."

Vom Bodensee, 20. Sept. Während die Reben Heuer in gesunden Lagen einen recht befriedigenden Ertrag versprechen, sieht es mit der Obsternte sehr schlecht aus. Seit 1889 war angeb­lich kein so mageres Obstjahr zu verzeichnen. Es fehlt an Aepfel und an Birnen; leere Bäume überall. Mancher Obstzüchter dürfte Heuer nicht zum Mosten kommen. Die Hopfenernte befriedigte in Qualität und Quantität; umsoweniger die Hopfenpreise. Die Bienenzucht war im Ertrag geringer als man im Frühjahr erwartete.

Vom Fränkische», 23. Sept. Die' Landwirte beschäftigen sich gegenwärtig damit, die Mäuse, die noch nie in so großer Zahl aufgetreten sind, zu vertilgen. Auf einem Grundstück von etwa zwei Morgen wurden in wenigen Stunden, tausend Mäuse getötet. Weil die Wintersaaten schon bestellt sind, muß eifrig an die Aus­rottung gegangen werden.

Heidelberg, 20. Sept. Die hiesige Bäckerinnung hat gegen die neue Preisskala und prozentuale Einteilung der verschiedenen Mehlsorten des Verbands süddeutscher Handels­mühlen eine Protestresolution gefaßt. Die Bäckerinnung bezeichnet die durch den Mühlenverband vorgeschriebene Abnahme von 75 Sack Weißmehl und nur 25 Sack Brotmehl auf je 100 Sack Mehl als eine drückende Ungerechtigkeit. Die Bäcker könnten es ihrer Kundschaft unmöglich zumuten, nur bei Abnahme von Brötchen im Betrag von 75 Pfennig auch ein Brot von 25 Pfennig erhalten zu können.

Mannheim, 23. Sept. Wie aus zuverlässiger Quelle mit­geteilt wird, sind die Händler die in Mannheim über disponible oder auf dem Rhein schwimmende Waren verfügen, mit dem Ver­kauf sehr zurückhalt end, weil man in Anbetracht des Streikes an den Hafenplätzen, sowie infolge des niederen Wasserstandes für die weitere Beifuhr Besorgnis hegt. Auch die Getreidelager in Mannheim sollen klein sein, und man rechnet in unterrichteten Kreisen, falls nicht bald diese Schwierigkeiten beseitigt werden können, daß diese Preise in den nächsten vierzehn Tagen für greif­bare Ware eine enorme Steigerung erfahren dürften.

Berlin, 21. Sept. Der Saaten st and in Preußen war Mitte September 1907, wenn 2 gut, 3 mittel, 4 gering be­deutet: Kartoffeln 2,8 (im vorigen Monat 2,7), Zuckerrüben 2,7 (2,6), Klee 2,7 (3,1), Luzerne 2,7 (2,9), Rieselwiesen 2,8 (2,8), an­dere Saaten 3,1 (3,0). _

Obst.

Stuttgart. 24. Sept. sMostobstmarkt auf dem Nordbabnhof.s Heute vormittag find im ganzen 80 Wagen zum Verkauf ausgestellt, von welchen neu zugefühit waren 28 Wagen nnd zwar: 21 aus Italien « aus Ungarn 4 au» der Schweiz.

Böblingen, 23. Sept. Auf dem hiesigen Bahnhof standen hellte 3 Wagen ausländisches Mostobst. Preis per Ztr. 5.406 M-

Ktrchheim u. T.. 23- Sept. sObstmarkt.j Zu Markt waren gebracht; 4050 Ztr. aus der Umgegend, 7 M. per Ztr. 4 Wageu nalienischcs und serbisches Obst, wovon das erstere mit 5 30 Mk. das letztere mit 6.30 bezahlt wurde.