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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
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Der Block.
Gleichzeitig liegen unmittelbar nach den .Konferenzen freisinniger Führer mit dem Fürsten Bülow in Norderney drei bemerkenswerte Aeußerungen zu der „Paarung liberalen und konservativen Geistes" oder dem liberal-konservativen Block vor, der die innere Politik des deutschen Reichs in diesem Winter — oder noch länger? — beherrschen soll; es hat der Berliner Parteitag der Freisinnigen Volkspartei, der stärksten von den drei linksliberalen Parteien, gesprochen, und es haben sich zwei Führer der Deutschen Volkspartei geäußert: Konrad Haußmann sm „März" und der badische Landtagsabgeordnete Dr. Heimburger im „B. Tagbl.".
Der Parteitag der Freisinnigen Bolkspartei stand unter dem Zeichen der Blockfrage. Natürlich war auch die liberale Einigung Gegenstand der Erörterung und es ließ sich erfreulicherweise ein recht beträchtlicher Fortschritt gegen den Wiesbadener Parteitag feststellen: man schließt heute die Nationalsozialen nicht mehr von der liberalen Gemeinschaft aus, wenn auch gegen Naumann manch' herbes und auch ungerechtes Wort fiel. (Naumann ist über diese Borwürfe hinweggegangen uirü hat seiner Freude über die weitgehende Uebereinstimmung der Beschlüsse der Freisinnigen Volkspartei mit denen der Freisinnigen Vereinigung in der„Hilfe"Ausdruck gegeben). Und weiter kamen Handels-, Verkehrsfragen, Mittelstandsfragen, Arbeiterfragen rc. zur Besprechung, aber all' das trat sowohl räumlich, wie sächlich zurück hinter der Frage: Wie stellt sich die Partei zur Blockpolitik? Die Antwort, die diese Frage bekam, war keine runde und nette, und konnte sie nicht sein. Abwarten, das war das Thema, das jeder Redner varrierte, manchmal etwas stürmischer, manchmal etwas staatsmännischer, je nach Temperament. „Wir wollen abwarten, ob die Blockpolitik die linksliberalen Parteien befriedigen kann", aber von einer Preisgabe grundlegender liberalen Forderungen kann nicht die Rede sein. Diese Worte, zur Einleitung des Parteitags von Schmidt-Elberfeld gesprochen, fanden ihre Fortsetzung durch Müller-Meiningen, Dr. Wiemer und andere Redner, und darin gipfelte auch die vom Parteitag einstimmig angenommene Resolution, nachdem eine vom Wahlverein Rostock gestellte, „die Politik des Abwartens aufzugeben", zurückgezogen worden war. Die nämliche Entscheidung fiel auch in der mit der Blockpolitik in engem Zusammenhang stehenden Frage der Reform des Dreiklassenwahlrechts. Der Parteitag hat also
Die blaue Dame.
Kriminal-Noman von Auguste Groncr.
38) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Wie scharf er das Wort „Zwei" betont.
„So gegen halb elf ist der Wagen vorgefahren."
„Wissen Sie vielleicht die Nummer des Wagens?"
„Nein."
„Und den Kutscher kennen Sie auch nicht?"
„Nein."
„Haben Sie genau gesehen, daß es Fräulein Lehmann war, welche da mit der Toni heimkam?"
Frau Deisler schaut verwundert auf.
Und dann wird ihr Gesicht bleich, und ihre Hände fangen zü zittern an.
„Nur ruhig! Frau! Nur jetzt ruhig sein", ermahnt sie der Detektiv.
„Sie glauben also. . ." stammelt die Alte.
„Ich will doch wissen, was Sie glauben. War es sicher Fräulein Lehmann, welche da Heimkam? Haben Sie sie genau gesehen?"
„Nein."
„Warum nicht."
„Weil es beim Gitter trotz der Wagenlaternen nicht sehr licht war."
„Aber im Hause wird es doch licht gewesen sein?"
„Das schon. Aber — die Toni hat ihren Ritikül im Wagen vergessen. Den habe ich bringen müssen Und bis ich ins Haus gekommen bin, ist das Fräulein schon fast im ersten Stock gewesen."
„Und die Toni? Hot sich diese auch so beeilt, Ihnen aus den Augen zu kommen?"
„Nein. Die hat ans ihren Beutel gewartet und hat Msagt, ich soll ihr Tee machen, sie kommt gleich wieder zu mir herunter."
„Weiter!"
„Sie ist auch wirklich gleich wieder dagewesen."
„Ist Ihnen nichts an ihr ausgefallen?"
«Daß sie bleich war Und müde ausgeschaut hat- Und «ch-SWt Hai ss sie. Mer sie hat ja schon de» gduzeA
Santax. de« 2 ?. September
den Weg einstimmig gebilligt, den die ^Führer bisher eingeschlagen, einen Weg, auf den nicht der Zug des Herzens den Freisinn geführt hat, und der mit aller Vorsicht und Zurückhaltung begangen wird, weil die politischen Verhältnisse zu ihm genötigt haben und er gegenwärtig die einzige Möglichkeit, liberale Forderungen durchzusetzen, bietet.
Auch Dr. Heimburger stellt eingangs seines Artikels (im B. T.) fest, daß nicht „freudige Genugtuung", sondern „wachsendes Mißtrauen" den Bülow'schen Block bei seiner Geburt begrüßt hat. Aber auch er — ein Mitglied der badischen Volkspartei, die so gern von sozialistischer Seite als „wahre, echte Demokraten" gegenüber den württembergischen .Hofdemokraten hingestellt wird — hält denen, die das Zusammenkrachen des Blocks mit Ungeduld herbeisehnen, vor Augen:
„Auch der Reichsblock verdankt seine Entstehung nicht einer Laune, sondern einem Bedürfnis, das wir, die wir ans der äußersten Linken dieses Blocks stehen, nicht minder lebhaft empfanden als die Blockgenossen rechts von uns — und der Reichskanzler. Es war das Bedürfnis, der Zentrumswirtschaft im Reich ein Ende zu machen. Es wurde uns die Aussicht eröffnet, nicht nur den unerträglichen Einfluß des Zentrums auf Gesetzgebung und Verwaltung zu brechen, sondern auch wenigstens einen namhaften Teil unserer politischen Forderungen erfüllt zu sehen und dadurch den Weg für weitere demokratische Arbeit freizumachen. Sollten wir da die dargebotene Hand von vornherein schroff zurückweisen und damit dem Zentrum von neuem in den Sattel helfen? Sollten wir nicht den ehrlichen , Versuch machen, der Reichsregierung einZusammenarbei- ten mit der Linken und die Erfüllung wenigstens der dringendsten Forderungen des Liberalismus zu ermöglichen? Wir glauben, wir hätten uns damit den berechtigten Vorwurf zugezogen, aus öder Rechthaberei einen großen Augenblick verpaßt und unseren gefährlichsten politischen Gegnern einen unerwarteten Triumph bereitet zu haben."
Und auch Heimburger sagt: wir müssen abwarten. Bis zu kommender Reichstagssession „werden wir unsere Ungeduld Wohl noch zügeln müssen.
Wie Heimburger, so erklärt auch Haußmann, der die Blockpolitik an dem Problem der preußischen Wahlrechtsreform erörtert, als Konsequenz der politischen Situation nach den Reichstagswahlen: „Wäre die Linke nicht dem schlimmsten Schein grundsatzloser und persön-
1SV7.
licher Geschäftspolitik ausgesetzt, wenn sie sich nicht jetzt daran erinnern würde, daß sie sich nur — nur deshalb am politischen Leben mit seinem zweifelhaften Vergnügen beteiligt, um zurückgebliebene Staatseinrichtungen dem entwickelten Rechtsbewußtsein anznnähern und anzupassen?"
So besteht unter den Führern aller linksliberalen Gruppen Einmütigkeit, daß an der Blockpolitik vorläufig festgehalten werden solle, bis die kommende Parlamentszeit die Entscheidung darüber bringt, ob innerhalb dieser Gruppierung liberale Forderungen Erfüllung finden. In der Tat weiß zur Zeit niemand einen besseren Rat zu erteilen. Und auch einzelne demokratische Blätter, denen diese Konstellation ungemütlich ist, kommen über die Kritik nicht hinaus. Denn es fehlt zu einer anderen Gruppierung die Unterlage. Die Sozialdemokraten verhindern durch ihre ablehnende Haltung und ihre Gesamttendenz die Bildung eines linken Blocks, sie hoffen auch heute noch wie vor zwanzig Jahren das Erbe des Freisinns antreten zu können, eine Hoffnung, die freilich ebenso wenig in Erfüllung gehen dürfte wie viele anderen. Und dann steht ain Weg das Zentrum. Es tut, als ob es den vergnüglichen Zuschauer spiele und doch geht aus jeder Aeußerung die Wut hervor, daß es aus dem Weg an den Zaun gedrückt worden ist. Mit allen Mitteln sucht es den Freisinn aus dem Weg zu drängen, um selbst wieder diesen Weg gehen zu können. Also ist die Frage die: entweder Blockpolitik oder Zentrnms- politik. Eine andere Frage gibt es nicht, da zu einer anderen Konstellation unsere Zeit noch nicht reif ist. Den Wagen müßte man Nur dann laufen lassen, wenn für den Liberalismus nichts herauskommt. Das aber weiß zur Zeit Niemand und deshalb sagen auch wir mit Heimburger: wir müssen abwarten.
Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Essen, 16. Sept. 1907.
Erste Sitzung der Parteikonferenz.
Im Maaßschen Restaurant in Rüttenscheid bei Essen trat heute früh die sozialdemokratische Parteikonferenz zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Im Saale herrschte eine fürchterliche Enge, die den Eindruck eines wirren Durcheinanders macht.
Die heutige Verhandlung wird vom Reichstagsabge-
Tag Kopfweh gehabt. Und heiser war sie", ergänzt die Deisler ihre Antwort und setzt hinzu: „Sie hat mich gefragt, warum ich den Phylax bei mir habe."
„Der Hünd war damals im Zimmer?"
„Ja, schon den ganzen Abend. Ich habe mich ja so gefürchtet."
„Weiter, Frau Deisler."
„Ich habe ihr gesagt, warum ich den Hund hereingenommen habe, und habe ihr dann erzählt, daß das Haus so einen gewissen Ruf hat, und daß ich den Schrei gehört habe. Darauf hat sie mir erzählt, daß ihre Gnädige sicherlich auch in letzter Zeit etwas wahrgenommen haben mUA, weil sie sich auch gefürchtet hat. Und auch die Toni war jetzt furchtsam geworden. Sie hat mich gebeten, ich soll diesmal bei ihr oben schlafen."
„Wozu Sie sich bereit erklärten."
„Ja. Ich habe es auch meinetwegen getan, denn ich habe mich ja auch gefürchtet. Während wir noch Veden, läutete das Fräulein."
Die Deisler hält im Reden ein und rutscht Unruhig auf ihrem Sitz Umher.
„Das Fräulein", wiederholte sie .dann schaudernd, „oder — wer es halt war — und da ist die Toni hi- ncmsjgegangen."
„Und lang weggeblieben?"
„Nein. Sie war gleich wieder da. Nur Wasser hat sie noch holen müssen — für das Fräulein — so hat sie wenigstens gesagt. Wie sie wieder heruntergekommen ist, hat sie ihre Wasserflasche mitgebracht und hat für sich Wasser mit hinaufgenommen. Wir sind dann gleich mit einander hinaufgegangen und eine Viertelstunde später hat die Toni schon fest geschlafen."
„Glauben Sie!"
„Ich habe doch ihre tiefen Atemzüge gehört, so atmet man nur im Schlaf."
„Oder wenn man Schlaf markieren will."
„Sie glauben —"
„Nein, ich glaube nicht, sondern bin fest davon Überzeugt, daß die Toni in jener Nacht nicht eine Viertelstunde
„Nein, denn, wenn man weiß, daß zwei Türen weiter eine Ermordete liegt —"
„Herr Gott
„Dann Pflegt man nicht zu schlafen, besonders wenn man an dem Mord beteiligt ist."
„Nein, nein, Herr Müller. Das glaube ich nicht."
Die alte Frau schrie das geradezu heraus.
„Die Toni ist unschuldig, so ist man nicht, und so schaut eine nicht ums. die io etwas run kann. Eine so liebe, ernste, traurige Person, die so fromm ist, die so leidenschaftlich betet. Nein! Nein! Sie können entdeckt haben, was immer — die Toni ist unschuldig."
Ordentlich leidenschaftlich war sie geworden, die alte Frau, und ihr welkes Gesicht sah ganz anders, erhellt, veredelt aus.
Der Detektiv sah sie freundlich an.
„Hat es Ihnen nicht etwa auch das hübsche Gesicht dieser Toni angetan?" fragte er.
Die Frau lachte kurz auf.
„Lächerlich", entgegnete sie zornig, „die ist viel was Besseres als nur hübsch. Die ist tüchtig und brav — darauf können Sie sich verlassen. Ein Frauenzimmer kriegt das bei einem anderen bald heraus, denn wir lasten uns — wenigstens was die Weiber anbelangt — von einer schönen Larve nicht fangen."
Daraufhin entstand abermals eine Pause. Müller konstatierte in aller Eile Und bei sich selber, daß bislang noch alle, die von dieser Toni geredet Hütten, von ihr eingenommen waren.
Dann setzte er seine Fragen fort, ließ sich erzählen, daß die Deisler auch in jener Nacht sicherlich ein Halbs dutzendmal munter geworden und die Toni immer dagewesen war, ließ sich Tonis Benehmen von jenem Morgen an genau schildern, und mußte zugeben, daß sie sich von da an genau so benommen hatte, wie es einer gänzlich Unschuldigen entsprach — die sie — das ließ er nicht aus den Augen, ja ganz bestimmt nicht war.
Er erkundigte sich dann noch ob der Deisler nichts im Benehmen der Lehmann ausgefallen war, ob sie nicht triste, woher das Fräulein Briefe oder Besuche bekommen, odxr ob Md mit wem sie außer Hause verWrt habt« L.-. iAstzetzrwS siSM.