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mit Erzähler vom E-chwarzwald.

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Leleton iik. Ll.

Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

verkündigungsblatt

der Agl. Horstämter Vildbad, Meistern, Enzklöster!«

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amtlicher Fremdenliste.

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Mr. 220.

Aretta». den 2 tt. Keptemver

Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

(Unberechtigter Nachdruck veiboteu.)

Essen-Ruhr, den 15. September 1907.

Im Mittelpunkt des rheinisch-westfälischen Jndustrie- bezirks, in derselben Stadt, in der im vergangenen Jahre die.Generalversammlung der Katholiken Deutschlands ge­tagt hat, tritt diesmal der sozialdemokratische Parteitag zusammen. Es ist der achtzehnte Parteitag, seit der im Jahre 1890 erfolgten Aufhebung des Sozialisten-Gesetzes, und zwar der erste im Jndustriebezirk. Der erste Partei­tag, im Jahre 1890, fand in Halle a. Saale statt. Als­dann folgten die Parteitage in Erfurt, Berlin, Köln, Frankfurt a. M., Breslau, Gotha, Hamburg, Stuttgart, Hannover, Mainz, Lübeck, München, Dresden, Bremen, Jena, Mannheim. Innerhalb der Stadt war ein Lokal für den Parteitag nicht zu erhalten; der Parteitag muß daher ziemlich entfernt von der inneren Stadt in dem seit einiger Zeit eingemeindeten Rüttenscheid abgehalten werden. Der Parteitag prägt naturgemäß der Stadt kei­neswegs derartig seinen Charakter auf, wie der Katholiken­tag, es gibt weder Fahnen noch Ausschmückung der Stra­ßen und Häuser, immerhin ist ein starkes Leben und Treiben zu beobachten. Schon in früher Nachmittagsstunde flutete eine ungemein zahlreiche Menschenmenge nach dem in der Nähe des Parteitagslokales errichteten Zelt, in dem der Eröffnung des Parteitages eine Feier voran- qfng. Das Fest begann unter Begleitung eines Musik­korps mit Gesangsvorträgen des Essener Arbeiter-Sänger­bundes. Alsdann hielt Abg. Bebel, mit stürmischem, nicht endenwollendem Jubel empfangen, eine Begrüß­ungsrede. Es folgten darauf unter Musikbegleitung Auf­führungen des Essener Arbeiter-Turnerbundes. Das etwa 4000 Personen fassende Zelt war lange vor Beginn Kopf an Kopf gefüllt, sodaß eine uneirdliche Menschenmenge keinen Einlaß mehr fand. Bereits heute vormittag war aus Anlaß des Parteitages im Parteitagslokal ein Ma­tinee, die ebenfalls ungemein zahlreich besucht war. Nach­mittags 5 Uhr fand in derBorussia" (Rottstraße) eben­falls aus Anlaß des Parteitages ein Konzert mit nach­folgendem Festball statt.

Das gegenüber dem Rüttenscheider Rathause belegene Parteitagslokal ist verhältnismäßig klein, sodaß die 400 Delegierten und die zahlreichen Vertreter der Presse nur mit Mühe Platz finden. Man bemerkte die Abgeordneten

Die blaue Dame.

Kriminal-Roman von Auguste Grone r.

88) (Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Aber, was haben Sie denn?"

Ah! Sie haben Recht. Ich muß jetzt ganz, ganz ruhig sein, damit Sie mir ruhig erzählen können."

Ich habe nichts mehr zu erzählen. Es ist schon aus."

Nein, liebe Frau, die Geschichte ist noch nicht aus. Wir sind leider erst an ihrem Anfang, aber wir werden, o ja, wir werden auch an ihr Ende, an ihr wirkliches Ende kommen."

So redete Müller, welcher jetzt schon wieder voll­kommen ruhig geworden war.

Die Deisler schüttelte den Kops.

Sie schaute den Detektiv recht ängstlich an.

Er nickte ihr zu.

Also, jetzt wollen wir recht besonnen mit einander reden", begann er wieder,recht besonnen, hören Sie? Nicht ein Wort zu viel, nicht ein Wort zu wenig, und nur das sollen Sie sagen, was Sie ganz genau wissen. Und ich werde fragen."

Ich werde Ihnen wahrheitsgetreu antworten", sagte die Frau ernst.

Noch begriff sie nicht aber sie spürte, daß es sich bei diesem Schreien um etwas sehr Wichtiges, um etwas sehr Ernstes handle.

Eine kleine Weile herrschte nach ihren Worten zwi­schen den beiden Schweigen.

Warum haben Sie denn bis jetzt über dieses Schreien geschwiegen?" fragte Müller.

Die Toni hat mir gesagt, daß ich mich mit meinem Aberglauben blamiere."

So! Die Toni hat also nicht wollen, daß Sie diese Wahrnehmung erwähnen?"

Nein. Sie hat gemeint, daß mich der Herr Kom­missär ausschelten würde, wenn ich mit solchen Altcn- Weiber-Sachen käme."

Ei! Ei! Wie besorgt diese Toni Um Sie war ! Jetzt Muß ich aber noch Eines wissen. Hat die Toni vielleicht

Bebel, v. Vollmar, Singer, Stadthagen, Molkenbuhr, Lede- bour, Richard Fischer, Dm Südekum, Dr. David, Zubeil, Stücklen, Noske, ferner den früheren Privatdozenten an der Berliner Universität und Schwiegersohn des Berliner Millionärs Bleichröder, Dr. Leo Arons (Berlin), Chef- Redakteur Dr. Franz Mehring, Bernstein, die früheren Abgeordneten Pfannkuch, Gerisch, Ad. Thiele, Reißhaus, Schmalfeld, der vor vielen Jahren mit dem alten Reichs­kanzler Fürsten v. Bismarck in die engere Wahl kam, Dr. Gradnauer und Kaden-Dresden, Stadtv. Dr. Karl Liebknecht-Berlin, Frau Dr. Rosa Luxemburg-Berlin,Frau Klara Zetkin-Stuttgart, Frau Zietz-Hamburg und andere bekannte Persönlichkeiten mehr. Auch aus dem Aus­lande waren zahlreiche Delegierte erschienen. Das Po­dium, über dem sich die Büsten und Porträts von Marx, Lassale, Engels und Wilhelm Liebknecht erheben, ist rot drapiert und mit Blattpflanzen geschmückt. Schon meh­rere Stunden vor Beginn der Versammlung sind die Tri­bünen Kops an Kopf gefüllt.

Bon ausländischen Delegierten bemerkte man die Reichsratsabgeordneten Dr. med. Ellenbogen-Wien, Ne- mec-Prag, ferner Branting-Stockholm, Askew-London. Im Weiteren sah man den württembergischen Landtagsabgeord­neten Keil-Stuttgart, die Bertrauensperson der so­zialdemokratischen Frauen Deutschlands, Frl. Ottilie Baader-Berlin, Schriftsteller Stapfer-Berlin. Auf dem Podium haben ein Polizeikommissar und ein Schutzmann, beide in Uniform und Helm, Platz genommen. Auch zwei Beamte der Berliner politischen Polizei bemerkte man unter der Menge.

Ein Musikkorps spielte zunächst einige lustige Weisen. Nach einem Gesangsvortrag des Essener Arbeiter-Sänger­bundes und einem von Kaufmann Dingel-Essen ge­sprochenen Prolog begrüßte Gewehr-Elberfeld im Na­men des Lokalkomitees den Parteitag. Essen habe nur eine kurze, aber sehr interessante Parteigeschichte. Hier im Ruhrrevier habe das Scharfmachertum stets seinen Hauptsitz gehabt. Nirgends sei der Druck des Kapitalis­mus ein so starker als hier. Hier habe außerdem das Zentrum seine Domäne. Eine religiöse Hetze sonder­gleichen werde ganz besonders in der Stadt Essen vom Zentrum betrieben. Die christlichen Gewerkschaften ha­ben ihren Hauptsitz im Ruhrrevier. Das Zentrum mache Front gegen seine eigenen Parteigenossen, wenn sie für soziale Forderungen eintreten. Das habe es schon dem verstorbenen Abgeordneten Stötzel gegenüber getan. Das Zentrum sei sowohl gegen das allgemeine, gleiche, direkte

auch das Schreien gehört? War sie bei Ihnen, während man gefchrien hat?"

Nein, da war sie mit dem Fräulein schon fortge­gangen."

Ah! Ja richtig, die Zwei waren ja danach im Thea­ter. Die Zwei!" Müller lachte laut auf; dann frug er langsam und ganz sanft und doch auch recht eindring­lich:Das Fräulein und die Toni sind also ganz be­stimmt bevor Sie das Schreien gehört haben: fortge­gangen?"

Ganz bestimmt ist es so. Uebrigens wollte ich schon erwähnen, daß ich Nur einen einzigen, lauten Schrei ge­hört habe."

Also einen einzigen Schrei."

Ja, und da waren die Zwei reichlich schon seit einer halben Stunde fort."

Haben Sie denn ganz genau gesehen, daß eine von den Zweien Fräulein Lehmann war?"

Aber '? Herr Müller! Ich habe ihnen doch selber die iGittertür aufgesperrt, und habe sie hinausgelassen und es war doch noch hellichter Tag, da werde ich das Fräu­lein doch gesehen haben. Auch gesprochen hat das Fräu­lein. Und und was soll denn also diese Frage über­haupt bedeuten?" Sie erhielt hierauf keine Antwort.

Merkwürdig! Merkwürdig!" murmelte Herr Mül­ler nur.

Da fällt mir ein", fing Frau Deisler wieder an, daß die Toni noch einmal zurückgekommen ist."

So!"

Ja. Das Fräulein hat die Federboa vergessen."

Haben Sie dem Mädchen aufgesperrt?"

Nein. Sie hat den zweiten Schlüssel von der Git­tertür Und auch vom Haustor mitgehabt. So hat sie es fast immer gemacht, wenn sie ins Theater gegangen sind."

Ist das öfter geschehen?"

Fast jeden zweiten Tag. Das Fräulein ist vor Langeweile ja fast umgekommen. Na, und weil sie nicht allein in der Nacht lda herausfahren hat wollen, hat sie die Toni immer mitgenommen und sogar bei ihr hat die Toni sitzen dürfen. Immer war sie im Parterre, ganz vorne!"

und geheime Wahlrecht in Preußen wie auch im Reich, es wisse, daß es in Zukunft auf die Arbeiter nicht mehr zu rechnen habe. Gewehr wies im weiteren auf die Miß­stände bei der Firma Krupp hin. In Essen wurde an die Kruppschen Arbeiter die Aufforderung gerichtet: Die Kruppschen Arbeiter mögen das Tischtuch zwischen sich und der Sozialdemokratie vollständig zerschneiden. Und die Antwort war, daß bei der nächsten Reichstagswahl nahe an 23 000 Stimmen für den sozialdemokratischen Kandi­daten abgegeben wurden. (Beifall). Und diese Stimmen­zahl wuchs noch ungemein, obwohl es an Flugblättern des Reichslügenverbands regnete bei den Nachwahlen. Das führende Zentrumsorgan im Ruhrrevier, die Esse­ner Volkszeitung, schrieb sogar bei der letzten Reichstags­wahl: In der Stichwahl zwischen einem Sozialdemokraten und einem Kulturkämpfer müssen die Zentrumswähler für den Kulturkämpfer stimmen. (Hört, hört!) Das be­weise die ungeheure Heuchelei des Zentrums.

Der Redner schloß: Er gebe sich der Hoffnung hin, daß durch den Parteitag nicht nur die sozialdemokratische Bewegung im allgemeinen, sondern auch speziell im Ruhr­vier eine Stärkung und Förderung erfahren werde. (Leb­hafter Beifall).

Zu allgemeiner Verwunderung nahm nicht Bebel, sondern Abg. Singer-Berlin das Wort: Der Partei- Vorstand kenne genau die Schwierigkeiten, die der Tagung des 'Parteitages sich entgegeustellten. Es sei aber doch die Notwendigkeit eingesehen worden, einmal im Ruhr­revier den Parteitag abzuhalten. Hier sei der Hauptsitz ! der kapitalistischen Ausbeutung; hier ergebe sich mit umso größerer Notwendigkeit, die Kapitalistenklasse zu über­winden. Hier werde die Ausbeutung seitens der Groß­industrie in rücksichtslosester Weise betrieben. Vor 30 Jahren zählte der Regierungsbezirk Arnsberg 2 Millio- neü, heute 5 Millionen, die Stadt Essen 54 000, heute 231340 Einwohner. In ähnlicher Weise haben sich die gesamten industriellen Verhältnisse entwickelt. 1871 wurden in Deutschland gefördert 27 Millionen Tonnen Steinkohlen, 1905 121 Mill. Tonnen, davon 76 Mil­lionen im Ruhrrevier. ' Aehnlich verhalte es sich mit der Förderung von Eisen und Stahl. Und trotz dieses kolos­salen Anwachsens der Industrie haben sich die Betriebe in gleichem Maße vermindert. Der Aufsaugungs­prozeß der Klein- und Mittelbetriebe durch das Groß­kapital zeige sich hier mit geradezu verblüffender Deut­lichkeit. Das Kohlensyndikat und der Stahlwerksverband, die den gesamten Betrieb beherrschen, zeige den lieber-

Sagen Sie. Gibt es zum Pförtchen an der Fluß­seite auch zwei Schlüssel?" warf Müller ein, der auf die letzten Reden der Frau, scheinbar wenig geachtet hatte.^ Diese zuckte die Achseln.

Es hat einmal zwei solche Schlüssel gegeben, aber die Partei, die wir im vorigen Sommer gehabt habn, die hat den zweiten Schlüssel verloren."

Aha! Und der eine noch vorhandene?"

Der hängt unten, neben der Hinteren Haustür."

Gut, gut. Die Toni hat also für ihr Fräulein die Federboa geholt und dann ist sie wieder fortgegangen."

Ja, das habe ich gesehen."

Nun und dann?"

Dann, wie es so recht still im Hause war, habe ich meinen Kaffee getrunken und die Zeitung gelesen. Und wie ich so recht im Lesen war, da habe ich den Schrei gehört. Eine ganze Weile habe ich mich vor lauter Schrek- ken nicht rühren können, dann habe ich mich doch zusam­mengenommen und habe das ganze Haus äbgesucht, aber es war alles in -Ordnung."

Waren die beiden Haustüren versperrt?"

Ja. Ich glaube wenigstens. Vorne war ganz ge­wiß abgesperrt, denn ich habe erst mit meinem Schlüssel, den die Toni neben die Tür gehängt hat, aufsperren müs­sen. Es hat nämlich gerade wie ich hinunter gekommen bin, der Büchner draußen am Gitter geläutet."

Uud die Türen der Zimmer? Waren diese ver­sperrt?"

Diese ganz gewiß. Davon habe ich mich überzeugt! Auch die Türe, die zu dsr Mansarde führt, war fest zu."

Und der Phylax? Wo war denn der? Der ist jar ein sehr scharshöriger und ein sehr wachsamer Hund."

Der war mit dem Büchner in der Stadt. Die Zwei sind erst beim Dunkelwerden nach Hause gekommen."

Haben Sie dem Gärtner auch nichts von dem Schrei gesagt?"

Nein. Der hätte mich sicherlich nur ausgelacht."

Müller dachte eine Weile nach, dann führt er fort, zu fragen.

Und wie war es beim Nachhäusekommen der Zwei?" (Fortsetzung folgt.) ,