Ivohlfituierter Kaufmann in der City von London sei. Schon Engels habe ihn jahrzehntelang ge­kannt, ebenso wie er ihm, Bernstein, seit langem be­kannt sei. Gewiß achte und schätze er den Mann; allein, den Eindruck, als käme er aus Indien, hätte man nicht erwecken dürfen. In Stuttgart habe man nun gar ein« indische Prinzessin vorgesührt. Was die erzählte, d a s s e i z u ma u f d i e B ä u m e k l e t t e r n" g e w e s e n. Man sollte künftigen Kongressen nicht wieder etwas Der­artiges vormachen. Bernstein legte alsdann eingehend dar, weshalb man den indischen Protesten gegen England nicht so großen Wert beilegen sollte, und versuchte nach­zuweisen, daß England Indien gegenüber seine Pflicht getan habe. Es könne gewiß auch ohne Indien anskom- men, und besser wäre es sogar, wenn England Indien wieder los wäre. Obendrein aber auch noch zu versu­chen, eine Resolution für Indien und gegen England beim Kongreß durchzudrücken, das sei direkt herabwürdigend.

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Die Jaureisten und Herveisten Arm in Arm.

Der Stuttgarter Sozialisten-Kongreß hat jetzt in Fra n k- reich sein Nachspiel gehabt, und zwar in Paris in einer großen Versammlung, in der Jaures über die Kon­gresse von Nancy und Stuttgart berichtete. Der nomi­nelle Führer der geeinigten Sozialisten hat zwar den Antimilitaristen Herve stets mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der Meinungsfreiheit gedeckt, aber in der Sache selbst hielt er sich in gemessenem Abstand von ihm und teilte mehr die Anschauungen der deutschen Sozia­listen. In der erwähnten Versammlung nun hat sich Jaures ganz auf die Seite der Herveisten drängen lassen. Schon zum Beginn der Versammlung machte er die Wahrnehmung, daß die Herveisten in der Mehrzahl wa­ren, denn sie machten sofort Lärm, wenn er einen Satz begann, der sich gegen die Antimilitaristen zu richten schien. Darauf erklärte er folgendes:Wenn ein Konflikt am Horizonte sich zeigt, werden wir sagen:Ihr Diplo­maten verständigt Euch, um ihn zum Verschwinden zu bringen!" Wenn die Diplomaten nichts erreichen, wer­den wir den Regierungen sagen:Geht vor ein inter­nationales Gericht!" Und wenn sie das nicht annehmen, werden wir sagen:Ihr seid eine Regierung von Schuf­ten, Banditen und Mördern! Jetzt ist es Pflicht der Pro­letarier, sich gegen Euch aufzulehnen und die Flinte zu behalten, die Ihr in ihre Hände gelegt habt!" Laute RufeEs lebe Herve" begleiteten diese Erklärung und sie schwollen zu unbändigen Jubelausbrüchen an, als Jau­res fortfuhr:Es wird sich nicht inehr um die Frage handeln, wer der Angreifer ist! Der Feind des Prole­tariats wird die Regierung sein, die das Schiedsgericht verweigert, und die Pflicht des Proletariats wird darin bestehen, sich der Flinten zu bedienen, um auf revolu­tionärem Wege die Verbrecher-Regierung niederznschmet- tern!" Jetzt erschollen Hochrufe auf Herve und auf Jaures zugleich. Jaures sprach dann noch gegen die Gefahren der Marokko-Affäre und schließlich wurde eine Tagesordnung angenommen, in der die antimilitaristi­schen Erklärungen der Stuttgarter Resolution und ein Protest gegen die Expedition in Marokko zusammengefaßt waren. Unter dem Rufe71 bus In Avsrrv" und den Tönen der Internationale gingen dann Herveisten und Jaureisten Arm in Arm auseinander. Damit ist be­wiesen, daß der national-französische Sozialismus, wie ihn Jaures bisher vertreten hat, in den Herve'schen Anti­militarismus und Antipatriotismus überzugehen im Be­griffe ist. Zur Stärkung des französischen Sozialismus überhaupt wird diese Entwicklung schwerlich beitragen.

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Deutschland-Frankreich und Marokko. Ter

Nordd. Allg. Ztg. zufolge hat die deutsche Regier­ung auf das Pro Memoria der französischen Botschaft vom 2. ds. betreffend die Einrichtung einer provisorischen Polizei in mehreren marok­kanischen Häfen durch Frankreich und Spanien geantwortet, sie nehme an, daß die Maßregel nur Provisorisch sei und der Algecirasakte nicht widerspreche. Die deutsche Re­gierung beabsichtige nicht, der von Frankreich anläßlich der Vorgänge ln Casablanca unternommenen Aktion Schwierigkeiten zu bereiten, hoffe aber, daß die schweren Schädigungen fremder Kanfleute, wie in Casablanca, sich nicht wiederholen. Ter französische Minister- rat nahm die letzten Telegramme aus Tanger zur Kenntnis und beschäftigte sich mit der Frage der aus den Ereignissen in Casablanca abgeleiteten Entschädig­ungen. Der Ministerrat kam auf Präzedenzfälle zu sprechen, namentlich auf die Beschießung von Alexandrien im Jahr 1882 und kam zu dem Beschluß, daß die ma- rokkanifcheRegierungve r antwortlich zu ma­ch enünd die Höhe der Entschädigung für materiellen Scha­den durch eine internationale Kommission festzusetzen sei. Der Minister des Aeußeren, Pichon, wurde beauftragt, die Angelegenheit weiter zu vertreten. Admiral Phi- libert telegraphierte am 8. ds., daß sich in den Hafen­städten und in der Umgegend von Casablanca nichts Neues ereignet habe. In Marokko selbst scheint sich das Blatt zu Ungunsten M u l e y Hafids zu wenden. Die letzten Nachrichten aus dem Süden lauten für Mu- ley Hafid nicht gerade günstig. Einige Stämme, auf die er gerechnet hatte, erklärten, Abdul Aziz treu bleiben zu wollen. Die Pariser Blätter zählen dutzendweise die Stämme auf, welche sich für Abdul Aziz erklären, nachdem sie zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß auf Muley Hafid samt seinem Kaid El Glani kein Ver­laß sei. Selbst in der unmittelbaren Nachbarschaft in Ma- rakesch werde auf offenem Markte das Gaukelspiel El Gla- nis verhöhnt. -- In Algeciras ist der Befehl cinge- troffen, daß eine Brigade in Stärke von 7000 Mann am Mittwoch zur Einschiffung nach Tanger bereit sein soll.

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Zusammenstöße mit Japanern in den Berei­nigten Staaten. Tie LondonerTribüne" meldet aus Vancouver im Staate Washington vom 8. September: Infolge der Weigerung des Gouverneurs, ein Gesetz zu unterzeichnen, das die Ausschließung der Asiaten aus dem Staat Washington bezweckt, verwüstete ein Pöbelhaufen das japanische und chinesische Viertel.

In einem Bezirk trieben die Japaner, mit Messern und Stöcken bewaffnet, die Angreifer zurück und verwun­deten etwa zwölf. Ein Japaner wurde tödlich verletzt. Der Pöbelhaufen griff auch etwa 400 Japaner an, die gerade von einem angekommenen Dampfer an Land gingen, und warfen einige derselben ins Wasser, so daß sie nur mit knapper Not gerettet werden konnten. Nach einer anderen Meldung ist der Ueberfall des japa­nischen Viertels durch die Polizei verhindert worden.

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Der englische Trade Unions-Kongreß nahm eine Resolution an, durch die verlangt wird, daß im Näch­sten Budget eine A l t er s p e nsio n von wöchentlich 5 Schilling für alle 60jährigen vorgesehen werde. Das par­lamentarische Bureau wurde angewiesen, in eine lebhafte Agitation hierfür einzutreten. Ebenfalls angenommen wurde eine Resolution zu Gunsten der achtstündigen Ar­beitszeit in Bergwerken und anderen Industriezweigen, Eine Resolution, die das Prinzip der Anrufung eines Schiedsgerichtes in gewerkschaftlichen Streitigkeiten aus­spricht, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Ebenso verwarf der Kongreß eine Resolution, die verlangte, daß Streitigkeiten einem Vermittlungsamte unterbreitet wer­den sollen, bevor ein Streik erklärt werde- Der Kongreß wurde nach Annahme einer Resolution geschlossen, durch welche die Regierung aufgefordert wird, die Frage der Arbeitslosen dadurch zu regeln, daß sie unter Reor­ganisierung der Industrie auf gemeinschaftlicher Basis den Arbeitslosen dauernde Arbeit verschaffe.

Dos unglückliche Persien. Die äußere Lage Per­siens ist zur Zeit nicht minder betrübend als die innere. Bon der Türkei, jdie ihm eine Stütze gegen die Christen sein sollte, wird es gehaßt, weil die Perser als Schiiten die religiöse Oberho h e it des Sultans nicht anerken­nen. Diesem Gefühl des Hasses entsprang auch der völker­rechtswidrige Einfall türkischer Truppen in persisches Ge­biet, den man i n Europa mit dem NamenGrenzstreit" be­zeichnet. Schon vor ly'» Jahren sollte der damals tür- ri.scherseits vom Zaune gebrochene Konflikt friedlich bei­gelegt werden, d'ie Türkei zog jedoch weder ihre Trup­pen aus dem streitigen Gebiete zurück, noch sandte sie einen Delegierten zu der verabredeten Kommission. Sein nächster Nachbar Rußland ist Persien zum Unsegen ge­worden. Nicht nur, daß es ihm eine Provinz nach der anderen entrissen, hat es auch alles getan, es vom euro­päischen Handel abzuschließen und sich jeglichem Fort­schritt in Persien entgegenstemmt, nur es schwach zu er­halten. Es sei hier nur an den berüchtigten Eisenbahn- Verhinderungsvertrag von 1890 erinnert.

Ohne Geld, ohne Armee, im Innern gespalten und fast an der Schwelle des Bürgerkriegs, nach außen dem Uebelwollen zweier stärkerer Nachbarn preisgegeben, ist die Lage Persiens wahrlich trostlos genug, doch nicht absolut verzweifelt. Die natürlichen Hilfsquellen des Landes lie­gen noch zum größten Teil brach, die Steuerkraft lann auf das drei- bis vierfache gehoben werden, wenn man außer > den armen Bauern auch den reichen Grundbesitzer, den Handel, das Gewerbe und den städtischen Besitz heran­zieht. Dann wird auch Geld genügend vorhanden sein, um die Armee zu reorganisieren, Wege und Eisenbahnen zu bauen und an die Ausbeutung der natürlichen Schätze des Landes zu gehen. Wenn Rußland und Eng­land es wirklich ehrlich meinen mit ihrem jüngsten asiati­schen Abkommen, so müßten sie solche Entwicklung mit allen Kräften unterstützen, denn es ist für den Nachbar immer vorteilhafter, wenn dieoffene Tür" zu einem blühenden Garten führt als in eine trostlose Wüste. Zu allem sind schwache Anfänge vorhanden, es fehlt nur das Vertrauen zur eigenen Kraft. Dieses würde sich sofort einstellen, wenn der Schah sich ehrlich und aufrichtig auf die Seite jpjes fortschrittfreundlichen Parlaments stellen wollte, wenn die eigennützigen Rückschrittler aus feiner Um- z gebung verbannt würden und er den Ratschlägen seiner j Verwandten, die schließlich nur zum Untergang dert Dynastie führen können, sein Ohr verschließen wollte, z Für Deutschland wäre, so meinen viele persische Patrio­ten, die Erlösung Persiens aus seiner traurigen Lage von großem Vorteil. Man hat die Absicht, europäische In­dustrien in größerem Maßstabe heranzuziehen, der Han­del würde sich um ein Vielfaches heben und da politische Interessen, die Persien schädlich sein könnten, von deutscher Seite ausgeschlossen sind, würden deutsche U n- te r n e h m ungen jedwede mögliche Förderung finden.

Tages-Chronik.

Karlsruhe, 9. September. Der 8 1. Geburtstag des Großherzogs von Baden wurde tm ganzen Lande in würdiger Weise begangen

Karlsruhe, 9. Sept. lieber die Gefechtsüb­ungen 'der 56. Jnfanteriebrigade, welche am Samstag in der Gegend von Meckesheim stattfanden, berichten die hiesigen heute Mittag erscheinenden Blätter folgendes: In­folge der tropischen Hitze sind zahlreiche Fälle von Schlappwerden der Mannschaften eingetreten. Als sich nach Schluß der Uebung das 25. Infanterieregiment v. Lützow aus Rastatt auf dem Marsche ins Quartier nach Neckarbischofsheim befand, wurde ein großer Teil in der Nähe von Eschelborn und bei Neidenstein marod. Bei letzterem Orte sah man die ermatteten Soldaten überall auf der Chaussee zusammenklappen. Bald waren Straße und anschließendes Gelände von deu Ermatteten bedeckt. Besonders arg mitgenommen war das zweite Bataillon; von zwei Kompanien waren nur noch etwa 30 Mann marschfähig. Alsbald strömte die Einwohnerschaft von Eschelborn und Neidenstein herbei, um die Bedauernswer­ten mit Milch, Kaffee und Wasser zu laben. Die Marsch­unfähigen wurden sodann teils mittelst Fuhrwerk, teils mit der Eisenbahn nach Neckarbifchofsheim verbracht. Als Ursache des Schlappwerdens wird der rasche Temperatur­wechsel angesehen; auf die kühle Witterung der letzten Tage war Samstag brennende Hitze gefolgt.

Straßbnrg, 9. Sept. Heme Avend triu hier der achte deutsche Handwerks- und Gewerbekamm er­lag zusammen. Die Beratungen, für die drei Tage vor­gesehen sind, werden sich mit dem Gesetzentwurf detrcffend

die Abänderung der Gewerbeordnung, mit der Frage der Vergebung öffentlicher Lieferungen und Arbeiten an Hand- werkervereinigungen, mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Bausorderungen und mit der Frage der Aus­dehnung des Scheckverkehrs im Handwerk beschäftige». Der Tagung wohnen Vertreter des Reiches, der Bundesstaate», der Landesdehörden von Elsaß-Lorhrmgen und der Stadc Straßburg der.

Basel, 9. Sept. Bei der Volksabstimmung über den Antrag auf Aufhebung des Koalitions­paragraphen wurde dieser mit 7392 gegen 3069 Stimmen verworfen. Die Abstimmung war eine An Kraft­probe zwischen Bürgerschaft und Sozialdemokratie, wobei letztere unterlag.

London, 9. September. Nack einer ZeitungSmelduug aus Tokio gaben die koreanischen Jnsurgentenihren organisierten Widerstand auf. Ihre Absicht ist, die Eisen, bahnen und Telegraphenlinten zu zerstören, sowie unbewaffnete Japaner zu ermorden. Sie haben bereits 17 Japaner, so­wohl Männer wie Frauen, in höchst grausamer Weff» getötet und ihre Leichen schrecklich verstümmelt.

Christians, 9. Scpt. .Morgenbladet" meldet aus Tromsö, daß die norwegische Nordpolexveot- tion, die unter Rittmeister Jsachsen vom nördlichen Eismeer gcstern abend dort eintraf, berichtet, daß Weltmann am 2 6. August noch nicht aus gestiegen war. Seitdem herrsche Nordwind, Nebel und Schnee, was de« Aufstieg verhindert habe. Falls der Aufstieg bi- zum 5. September unmöglich sei, so wolle Wellmann seinen Plan für dieses Jahr ausgeben und sine Versuche im nächsten Jahre fortsetzen. Er wird Ende September mit dem Dampfer Fritbjof" in Tromsö erwartet.

Arbeiterbewegung.

Ludwigshafen, 9. Sept. Nachdem die Direktion der Anilinfabrik nach dem Vermittlungsvorschlag des Regierungspräsidenten jede Verhandlung mit den Ge-, werkschaften lablehnte, fanden vorgestern und gestern stack besuchte Ar b eit er v er s a m mlun g e n statt, um darüber zu entscheiden, ob in einen Streik eiwgetreten werden soll. Die Gewerkschaftsführer rieten nach Lage der Ver­hältnisse von einem Streik ganz entschieden ab. Die De­batte war mitunter sehr erregt; den Führern wurde der Vorwurf gemacht, sie hätten die Lohnbewegung absicht­lich verschleppt und seien schuld, daß es nicht zu einem Streik kommen könne, wogegen sich diese verwahrten. Lin Beschluß über Abbruch oder Fortsetzung der Bewegung konnte nicht gefaßt werden. Zn einem Streik kommt es aber voraussichtlich nicht.

Antwerpen, 9. Sept. Die Arbeit ist heute morgen in geringem Umfange wieder ausgenommen worden. FL: morgen wird wettere Wiederaufnahme Lurch die Hafenar­beiter im allgemeinen erwartet. Die Hol;--, Getreide- und Stauardeiier setzen jedoch den Streck fort.

Aus Württemberg.

Dieustnachrichten. In den Ruhestand versetzt: Den Professor Dr. Paul Knavp am Evmnasium in Tübingen seinen! An­suchen gemäß und ihm aus diesem Anlaß das Ritterkreuz l. Masse des Friedncbrordeiis verliehen die evangelischen Pfarrer Meyding ln Kirchentellinsfurt, Dekanat- Tübingen, und Rauscher in Schwaikheim, Dekanats Waiblingen, ihrem Ansuchen gemäß und ihnen bei diesem Anlaß das Ri terkreuz 1. Klasse des FriedrichSordens verliehen, den Bezirksnotar Neuß in Aössingen seinem Ansuchen gemäß.

Das totgeschlagene Koalitionsrecht. In der

neuesten Nummer desSchwäbischen Eisenbahners", Or­gan des Verbands der württembergifchen Eisenbahn- und Danrpfschiffahrtsunterbeamten, wird folgendeTodes- anzeig e" veröffentlicht:

Allen teilnehmenden Freunden und Bekannten tun wir hiermit kund und zu wissen, daß unsere zu so schönen Hoffnungen berechtigende, weithin bekannte und gerühmte Tochter, die württembergifch e Koali­tionsfreiheit, am 27. August 1907 eines gewalt­samen Todes gestorben ist. Eswurdeihrnämlich eine ihrer Hauptlebensadern so stark un­terbunden, daß sie ihren Geist aufgeben mußte. Leider hat auch der Kuraufenthalt in Frisdrichshafen der so jäh aus dem Leben Ge­schiedenen nicht mehr zu helfen vermocht. Wohl drängt sich an der Bahre der Entschlafenen unwillkürlich der Gedanke auf, warum der Tod gerade in dieses junge, hoffnungsvolle Leben mit so unerbittlicher Hand ein- greifen mußte. Allein wir wollen mit der Vorsehung nicht hadern, sondern uns in Demut ihrem allmächtigen Willen fügen.

Stuttgart, im August 1907.

Die tieftrauernden Hinterbliebenen."

Im Anschluß an dieses ironische Dokument richtet der Redakteur desEisenbahners", Roth, einen offenen Brief an den Minister, in dem er sich gegen dielex Bethge" wendet und sagt: Herr Minister! Sie sind auf dem besten Wege, durch solche Erlasse Ihre Untergebenen in das sozialdemokratische Lager zu treiben. Ma­chen Sie JhreBeamten nicht rechtlos. Rechtlos in wichtigen Dingen sind sie aber, wenn und solange der Erlaß gilt.-Wenn künftig neben den Fach­

organen noch eine besondere, eigens diesem Zweck dienende Tagespreise vorhanden sein wird, so werden Euer Ex­zellenz vielleicht manche unangenehme Stunde haben, die bei dem seitherigen Zustand erspart geblieben wäre.

Wir wollen nicht vergessen, daß wir in einer kon­stitutionellen, nicht in einer absoluten Monarchie uns befinden.

Die Kämpfe, die wir uns Koalitionsrecht führen, werden im Halbmmrdsaal widerhallen.

Glückauf zum fröhlichen Tanze !

Wir werden dabei unfern Mann stellen!

Stuttgart, 9. Sept. Auf dem Volksfestplatz in Cann­statt wird vom 25. Sepr. bis 1. Oktober eine Postanstalt mit öffentlicher Sprechstelle betrieben werden, welche von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends für den Postveikchr und von 8 Uhr morgens bis 10 Uhr abends für den Telegraphen- und Fernsprechverkehr am 1. Oktober aber nur bis 4 Uhr