wie sie in der Schweiz bestehe, wo bürgerliche Offiziere kommandieren, auch nicht. Die vorliegende Resolution über den Militarismus habe sich mit Rücksicht auf die' speziellen Verhältnisse in den verschiedenen Ländern hin­sichtlich der Beeinflussung der in die Kasernen einziehen­den Jugend bestimmt ausdrücken müssen. Wer was man an Worten fehlen lasse, werde man durch Taten ersetzen. (Beifall). Je mehr die Aufklärung in den Kasernen Platz greise, um sointelligenter" würden auch im Ernstfall die Bajonette der Soldaten werden. Aber die Regier­ungen wissen auch, daß ein unglücklicher Krieg die soziale Revolution bedeuten würde. Die vorgeschlagene Resolution über den Militarismus bedeute eine Verschärfung der Resolutionen früherer Kongresse, ein offenes Bekenntnis zur Mionspolitik. Redner schließt unter stürmischem Bei­fall mit dem Wunsche, daß die Annahme dieser Resolution wirkliche und praktische Folgen haben möchte.

Die Rede wurde von Dr. Adler-Wien ins Deutsche übertragen. Er betont hierbei die Autonomie der Natio­nen, die selbständige Wesen mit selbständigem Leben seien. Jede Nation habe das legitime Recht, ihre Unabhängigkeit zu behaupten, der Sozialismus sei weit entfernt, dieses Recht zu leugnen. Die Versammlung in Haag, über die man ja in Stuttgart nur mit Ehrfurcht sprechen dürfe (stürmisches Gelächter!), sei durch die Furcht vor den Fol­gen der Kriege im eigenen Lande zusammengekommen. Die dortigen Delegierten würden nur soviel Friedensliebe bezeugen, als ihnen eingeblasen worden sei. Die eigent­liche Friedenskonferenz sei nicht im Haag, sondern in Stuttgart. (Lebhafter Beifall). Die Regierungen müß­ten hinfort immer mehr gewärtig sein, daß. die wachsende Macht des Proletariats stets gegen den intensiven Bruder­mord ins Gewicht fallen werde. (Beifall).

Präsident Singer macht nun den Vorschlag, an­gesichts der Einstimmigkeit der Kommission und des ju­belnden Beifalls, den die Rede des Berichterstatters ge­funden habe, auf eine Diskussion zu verzichten, um dieser Demonstration des Proletariats einen noch stärkeren Nachdruck zu verleihen. Die vorgeschlagene Resolution sollte einstimmig per Akklamation angenommen werden. Der bekannte franz. Antimilitarist Herve erbittet sich das Wort. Präsident Singer betont, er würde es ihm nur zur Geschäftsordnung erteilen können. Herve meint ironisch, daß der elegante Vorschlag des Bureaus der Ge­schicklichkeit der Kommission alle Ehre mache. Dieser Vor­schlag der Kommission sei eine sehr durchsichtige Finte. Alle Welt wisse, daß, in der Sozialdemokratie über die Militärfragen die größten Gegensätze bestehen. Gegen eine Verhinderung der Diskussion protestiere er! Hier sei eine Tribüne vorhanden, von der aus man einmal frei sagen könne, was man denke. Die deutsche Regierung könnte höchstens einen Kongreß, der beinahe zu Ende sei, auf- lösen und sich dadurch lächerlich machen. Präsident Singer macht geltend, der Beschluß, von einer Diskussion abzusehen, sei in der großen Kommission über die Frage des Militarismus einstimmig gefaßt worden. Der Kon­greß erklärte sich alsdann in großer Mehrheit damit ein­verstanden, daß in eine Diskussion nicht einge­treten werden solle. Die Abstimmung er­gibt sodann die einstimmige Annahme der Resolution. Brausender jnicht endenwollender Beifall folgte diesem Ergebnis der Abstimmung. Die Franzosen stimmen nun die Internationale an. Präsident Singer klingelt um Ruhe. Zunächst werden vom Präsidenten noch einige Resolutionen dem Kongreß zur Abstimmung unter­breitet. Eine dieser Resolutionen richtete sich gegen die Unterdrückungen, welche die rumänische Regierung gegen­über dem städtischen und ländlichen Proletariat entfaltet habe. Dann wird einstimmig eine Resolution der Führer aller sozialistischen Parteien angenommen, die den russi­schen Revolutionären die Bewunderung des Weltproleta­riats ausdrückt und ihnen die wärmsten Wünsche für den Erfolg ihres Kampfes ausdrückt. (Jubelnder Beifall). Die Kongreßmitglieder stellen sich auf die Stühle und bringen den russischen Genossen eine Huldigung dar. Eine von den französischen und spanischen Delegierten einge- brachte Resolution fordert die Delegierten zu einem Pro­test gegen die militärische Aktion ihrer Staaten in Ma­rokko auf. Auch diese Resolution gelangt einstimmig zur Annahme. Der amerikanische Delegierte Hill quitt verliest nun eine Sympathieadresse an den amerikanischen Grubenarbeiter Hagwood, mit der die Versammlung sich ebenfalls einstimmig einverstanden erklärt. In einer Erklärung der englischen Delegation wird bedauert, daß sie weder bei der Gewerkschaftsfrage noch bei der Ein­wanderung zum Wort gekommen seien. Die gestrigen Lärmszenen seien die Folge von Mißverständnissen gewe­sen. Es liegt dann eine Einladung der dänischen De­legierten vor, den nächsten internationalen Kongreß in Kopenhagen abzuhalten. Dieser Einladung wird Folge geleistet werden. Im Namen der Delegationen spricht dann Vandervelde den deutschen Genossen den Dank für die freundliche Aufnahme aus, die sie in Stuttgart gefunden hätten. (Starker Beifall). Der Engländer Lyndmann richtete ebenfalls Dankesworte an die Stuttgarter und an die Leitung des Kongresses.

In seinem Schlußwort führt Präsident Singer aus, dieser erste internationale Kongreß auf deutschem Boden habe gezeigt, daß das internationale Proletariat eineMacht sei, welche durch die kapitalistische Gesellschaft nie besiegt werden könne. Singer schloß alsdann den Kon­greß mit einem Hoch aus die internationale Sozialdemo­kratie und das Proletariat aller, Länder. Die ganze Ver­sammlung erhebt sich und singt gemeinsam erst den So­zialistenmarsch und hierauf die Internationale. Brausend tönen die kraftvollen Melodien dieser Lieder durch den weiten Saal. Dann stimmen die Franzosen die Carmaj- nole an. Noch ein Lied der Engländer und der Stutt­garter internationale Sozialistenkongreß ist gewesen. Wäh­rend noch gesungen wird, leert sich langsam der Saal.

Mundschau.

Der 54. deutsch- Katholikentag ist am gestrigen Sonntag in Würzburg eröffnet worden. Er fällt mitten hinein in eine Zeit wirren Geisteskampfes der Katholiken untereinander. Es ist den Zentrumsblättern nicht gelungen, die Bewegung innerhalb der deutschen Katholiken zum Still­stand zu bringen, welche durch die Schell-Angelegenheit, den

neuen Syllabus, die Enthüllungen derCorrisp. Romana" und den Commer-Brief entfacht ist. Man versucht natürlich, die Angelegenheit in Würzburg totzuschweigen. So meldet das Würzburger Journal: der Vorstand des Lokalkomitees, Justizrat Dr. Thaler habe an die studentischen Vereini­gungen, welche am Katholikentag hier festliche Veranstal­tungen haben das Ersuchen gerichtet, die Affäre nicht zu erwähnen.

Es sind zum Katholikentag etwa 4000 Karten aus­gegeben worden. Als Redner in den öffentlichen Versamm­lungen sind vorgesehen: Prof. Dr. Meyenberg-Luzern, Abt Norbert von St. Ottilien, Pfarrer Barthels-Bielefeld, Prof. Dr. Spahn-Straßburg, Rektor Brück-Bochum, Pfarrer Wacker-Zähringen, Landgerichtsrat Gröber-Heilbronn, Prof. Schorer-Freiburg, Prof. Meyers-Luxemburg und Erbprinz Alois von Löwenstein-Rosenberg. Mit einem Festgottes­dienst wurde die Tagesordnung eingeleitet. Mittags folgte ein Festzug von Arbeitervereinen, an dem 300 Vereine teil- nahmen. An dem Festzug schlossen sich in 4 Sälen Ver- svmmlungen für die Teilnehmer an. In den Versamm­lungen erschienen, von lebhaftem Beifall begrüßt, Bischof Dr. v. Schlör-Würzburg, der Fürstbischof von Laibach und der Missionsbischof von Süd-Schantung. Der Bischof von Würzburg spendete den Segen.

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Diplomatische Zwiegespräche. Der österreichische und der italienische Minister, Aehrenthal und Tittoni sind in Semmering zusammengetroffen. Man hat über ihre Konferenzen folgendes Communique ausgegeben:Die gestrige Konversation zwischen Tittoni und Aehrenthal ergab die Be­stätigung des in Desio einvernehmlich festgestellten Pro­gramms. In der Annahme des kürzlich von Oesterreich- Ungarn und Rußland und den übrigen Mächten in Konstantinopel mitgeteilten Projektes einer Justizreform in Mazedonien seitens der italienischen Regierung, liegt ein neuer Beweis für die vollkommene Identität der Auffassung Oesterreich-Un­garns und Italiens hinsichtlich der Balkanangelegenheiten". Wie dem Berl. Lokalanz. ein Privattelegramm aus Norver- ney meldet, machte der französische Botschafter Jules Cambon bald nach seiner am Samstag vormittag erfolgten Ankunft dem Reichskanzlerpaare einen Besuch. Anschließend daran hatte es eine Besprechung mit dem Reichskanzler.

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Die Weltschiedsgerichtsklausel. Die Abstimm­ung über den .obligatorischen Schiedsgerichts­vertrag auf der Haager Konferenz ergab bes jedem Vertrag, dessen Auslegung im Streitfälle dem Schieds­gericht unterworfen werden soll, eine derartige verschie­dene Gruppierung her Mehrheit, daß wohl kaum mehr an das Zustandekommen einer obligatorischen Weltschieds­gerichtsklausel zu henken ist. Als die lebhaftesten An­hänger eines obligatorischen Schiedsgerichtsvertrages ha­ben die Franzosen, namentlich Herr Leon Bourgeois und der bekannte Propagandist der Friedensidee, Herr d'Estournelles, das Prinzip unterstützt, eine Anzahl Verträge der Schiedsgerichtsklausel einzuordnen. Herr d'Estournelles stimmt ganz mit der deutschen Auf­fassung überein, hie es für unzweckmäßig hält, eine Liste von Verträgen zur Einordnung in den Weltschieds­gerichtsvertrag aufzustellen, die mehr oder weniger unbe­kannt und vage sind. Dagegen ist er der Ansicht, daß man ganz gut eine Liste spezieller Materien für den Weltschieds­gerichtsvertrag Zusammenstellen kann. Man möge mit Verträgen von mehr untergeordneter Bedeutung beginnen, wie z. B. sanitäre Reglements, internationaler Arbeiter­schutz, Entschädigung für die mit Tod abgegangenen See­leute ufw. Man könne sagen, daß solche Verträge nichtig sind, aber gerade weil sie so unbedeutend sind, besteht keine Gefahr, sie dem Schiedsgerichtsvertrag einzufügen. Man muß mit der Spitze dieser kleinen Verträge phalanxartig in den großen Block einzudringen versuchen, und in der Tat ist für einige solcher Verträge von untergeordneter Bedeutung eine große Mehrheit zustande gekommen. Im ganzen hat die Wstimmung gezeigt, daß seit der ersten Friedenskonferenz die Idee des Schiedsgerichtsver­trages große Fortschritte gemacht hat.

Tages-KyroE.

Mannheim, 24. Aug. Im Rosengarten wurde heute Vormittag die mit dem 34 Deutschen Wetnbaukonqreß ver­bundene Ausstellung von Geräten und Bedarfs- egenständen für Weinbau und Kellerwirt- chaft eröffnet. Unter anderen war auch der Präsident des Deut­schen Weinbauvereins. Gutsbesitzer Franz Buhl-Deidesheim, erschienen. Nach einer Ansprache des Bürgermeisters Ritter folgte ein Rundgang.

Ischl, 26. Aug. Die Minister Tittoni und Frhr. v. Aehrenthal sind gestern um 11 Uhr vom Kaiser in Audienz empfangen worden.

Bordeaux, 26. Aug. Der Expreßzug nach Paris ist nachts bei Coutrasentgleist,wobeisiebenPer- sonen getötet und ungefähr 30 verwundet wurden. Deutsche sind nicht darunter.

Warschau, 26. Aug. Wegen der Ermordung des Redakteurs Gadomski sind vom Kriegsgericht 7 Per- sonen zum Tode durch den Strang verurteilt worden.

Das Gefährt des Metzgermeisters Hammel in Grünberg (Schlesien) stieß bei einem Bahnübergang mit einem Eisenbahnzug zusammen. Metzgermeister Ham­mel ist schwer verletzt, seine Frau ist tot.

Während ein Wagen mtt Feuerwerkskörpern durch das Dorf Capurfo (bet Bari) fuhr, explodierten diese. Vier Per­sonen wurden getötet, zehn verwundet. Die Häuser in der Nähe wurden beschädigt.

Au) ZVürtternöerg.

Dienstuachrichteu. Befördert: Die Postsekretäre tit. Oberpostsekretäre Sigel. Eancr Sommer. Rath, Alber und Geyer bei der Generoldtrektton der Posten und Telegraphen, sowie den Vost- sekretär Rühle bei dieser Generoldirekiion zu Oberpostsetretärea bei der Geueraldirektiou der Posten und Telegraphen, je eine technische Post- sekretSistelle bet der Telegrapheninspektiou StuNgart dem Werkmeister Fischer und bei der Generatdirektion der Posten und Telegraphen dem Postdauführer Boßhardt.

Uebertragev: Die Stelle des UniversitStsmufikdirektorS in Tübingen dem Professor Dr. Boibach in Mainz unter Verleihung des Titels und Rangs einer außerordentlichen BiostssorS. eine Ober- pofisekretärstelle bei der Generaldirektion der Postmeister Schmidt beim

Postamt Rr 5 in Stuttgart, etue Lehrstelle an der kath. Volksschule in LudwigSburg,dem Schullehrer Eduard Bogt in Schechingen.OA.Baleu.

Erteilt: Dem OberamtSsckretär Gilly dem Obera« Geislingen die nachgesuchtc Entlassung aus dem Staatsdienst-

Ernannt: Den tit. Kanzlisten Könekamp bei der Zentralstelle für Gewerbe und Handel zum Kanzlisten bei dieser Behörde.

Verwilligt: Dem Pfarrer Bollstetter in Michelwiunabe«, Dekanats Waldsee, ist seinem Ansuchen entsprechend der Eintritt i« den Ruhestand verwilligt wordm.

Stuttgart, 26. Äug. Die vereinigten Radfahrer- Vereine von Großk-Stuttgart werden am 8. September ein großes Sport- ,und Saalfest verbunden mit einem Rad- polotournier veranstalten. Der König hat einen Ehren­preis gestiftet.

Darmsheim OA. Böblingen, 24. Aug. Vom Her­zog Albrecht von Württemberg sind für die Abgebrannten in Darmsheim ynter dem Ausdruck aufrichtigster Teil­nahme an dem Unglück 300 Mark überwiesen worden.

Blberach, 25. Aug. Eine Wielandfeter findet vom 24. September hier statt. Das Programm umfaßt einen Festzug, Festrede von Rektor Dr. Weizsäcker, Vortrag von Universitätprofefsor Dr. Bernh. Seuffert aus Graz.

Wie das Südd. C. B. erfährt, ist die Meldung, daß der 6jährige Ludwig Zellner tnCalw mit einem Knebel im Mund aufgefunden wurde nicht richtig. Auch steht noch nichts fest, wie die Todesart erfolgte.

Hertchtsjaal.

Der Fall Ha«.

Erklärungen des Verteidigers.

Rechtsanwalt Dr. Dietz, der Verteidiger Haus, hat für das Schwurgericht Karlsruhe eine umfangreiche Schrift Zur moralischen Begründung der von mir ein­gelegten Revision gegen das Todesurteil vom 32./S3. Juli 1907" ausgearbeitet. Er sagt darin nach dem B. T.: er habe am 13. Mat 1907 eine fast vierstündige Unterredung mtt Frau Hau gehabt und dabei erkannt, daß Frau Lina Haudie Schuld" ihres Mannes, welche für sie die Ver­anlassung sein müsse, aus dem Leben zu scheide«, nicht etwa darin erblickte, daß sie von seiner Täterschaft bezüg­lich des Mordes an ihrer Mutter überzeugt sei, sondern darin, daß er hinter ihrem Rücken nach Baden-Baden ge­fahren sei, um ihre Schwester Olga, mit der er schon immer getechtelmechtelt" habe, zu treffen, und daß er damit zu erkennen gegebm habe, daß er ihrer seiner Frau, in Wirk­lichkeit überdrüssig sei. Dr. Dietz schildert dann weiter seine Bemühungen, die unglückliche Frau vom Selbstmord abzu- halten, und erteilte ihr den Rat, doch wenigstens den Aus­gang der Hauptverhandlung abzuwarten. Aber auch hier erklärte sie, es mit ihrem Stolze nicht in Einklang bringen zu können, daß sie die Aufklärung und Besprechung dieser privaten Angelegenheiten in einer öffentlichen Gerichtsver­handlung erlebe, umsomehr, als ja doch im Falle ver Frei­sprechung ihres Mannes an ein Zusammenleben zwischen ihnen beiden nicht mehr zu denken sei. Angesichts dieses Sachverhalts, sagt schließlich der Verteidiger, den er als Zeuge zu bestätigen in der Lage ser, werde der Ge­richtshof vieles in der Haltung der Verteidigung begreiflicher finden, was er in der Hauptverhandlung angesichts des strikten Verbotes seines Mandanten, die Beziehungen zwischen ihm, seiner Frau und seiner Schwägerin Olga anders als nur in streifender Form zum Gegenstände der Erörterungen zu machen, nicht näher aufklären konnte, zu dessen Erklärung er sich aber jetzt, nachdem wider alles Erwarten ein Todes­urteil erfolgt ist, unter alle» Umständen für verpflichtet halte.

Petersburg, 25. Aug. Zum Attentatsprozeß: Auf wie schwachen Grundlagen die Anklage gegen die Personen beruht, welche ein Attentat gegen den Zaren, den Groß­fürsten Nikolai Michaelowitsch und Stolypin geplant haben sollen, ergab sich schon aus dem Inhalt der Anklage­schrift. Dieser Eindruck wird nun noch durch das Zeugenverhör vor dem Kriegsgerichte verstärkt. So sagte der Bruder des angeklagten Naumow ans, daß derselbe schon wiederholt Selbstmordversuche gemacht habe und daß sein Vater ein Trunkenbold war. Dieser war Telegraphenbeamter im Palaste von Peterhof und der Zar ging beständig an seiner Tür vorbei. Naumow, der wiederholt bei seinem Vater wohnte, hätte also leicht ein Attentat verüben können, wenn er gewollt hätte. Das angeklagte Mädchen Prokofjewa, eine besondexeSchön- Heit, hat nichts weiter verbrochen, als daß sie den Ge­sprächen anderer zugehört hat; sie war an der Ermord­ung Plehwes nicht beteiligt. Ihr Vater, ein Kaufmann aus Ufa, legte vor dem Gericht Zeugnis ab, brach dabei aber vollständig zusammen. Die Tochter war sehr erregt und einer der diensttuenden Offiziere weinte.

Kllmstsl «us AoiD Wirtschaft.

ReichSbauknebeustelle. Am 3. Oktober d. IS- wird in Miltenberg eine ReichSbanknebcnstelle eröffnet werden

Stuttgart, 88. Auz. Letzte Woche find eingegangen Angebote in Zwelschgen aus Rotfelden, Kirchhcim a. N, Willsbach, Nachfragen in Pfirsichen au» Obern-, ringen, Wain, in Pflaumen an» Haiterdach, Schweinfurt, in Reineclauden aus Wain, in Zwetschgen auS Haiter- bach, Schweinfurt, in Acpfel aus Oberlürkheim, Oberriexingen Schwcia- furt, Couvet, in Birnen aus Wain. Haiterbach. Engrok Markt bei der Markthalle am 24. August. Himbeeren 8585 A Johannis­beeren 14tk A Preiselbeerm 8488 ^t, Heidelbeeren 1517 A, Brombeeren 4»45 4, Mirabellen 18-88 A, Pfirfiche 3546 Pflaumen 7-8 rz, Aprikosen 36 38 Reineclauden 8! 4 Zwetschgen 10 18 Aeofel 10-20 Birnen 1V-24 aller per '/, K« Zufuhr ziemlich stark. Verkauf langsam.

Stuttgart, 25. Aug. Ueber die Ernteausstchten für Mostäpfel wird geschrieben, daß nicht allein in Württemberg, sondern auch im übrigen Deutschland, der Schweiz und Frankreich eine Mißernte zu erwarten ist. Dagegen haben Italien, Belgien- Holland Unaarn und Serbien verhältnismäßig gute Ernten aufzuweisen. Wenn die Witterung von Mitte Sept. bi» Ende Nov. nicht allmhetß ist, daß die Früchte nicht während der langen Reise auf dem Trans­port zu sehr notlcide», werden Preise ähnlich wie vor 2 Jahren vor­herrschend sein. Die anhaltende Trockenheit in der letzten Zeit veran­laßt zwar sowohl einen größeren Abfall, als auch rascheres Reife» der Früchte, sodaß scho» anfangs September Fall- und Frühobst ans dem hiesigen Markt eintrefien dürste.

JlSfeld, 24. August. Der hiesige Holzmarkt einer der stärkste» des Landes erfreute sich wieder einer starken Zufuhr in Pfählen, Schnittwaren, Bauholz Küfer- und Küblerwaren. Das Geschäft wickelte sich im ganzen rasch ab; insbesondere war der Verkauf der Schnittwaren sehr lebhaft. Auch Bauholz, Küferwaren, Weiuberg- pfähle wurden in großen Mangen abgesetzt Gespaltene Pfähle gelten per Hundert S.80 Mk.3.80 Mk., gesägte Pfähle 1.70 Mk.-2.8v Mk. Am 24. Aug. (BartholsmäuSfeiertag) fand noch Krämermarkt (ver­bunden mit Ktrchweihfeier) statt.