MärtL. LülidLa.;.

Stuttgart, 6. August.

Die Slbgeordueten-Kanriner hat heute einen Nach­trag z!um Ainanzgesetz beraten, welcher verschie­dene Bauexigenzen enthielt. Zur Bestreitung des Auf­wands infolge der Nebernahme der oberamtlichen Ge­fängnisse werden als 1. Rate Mk. 100 000 verlangt, die genehmigt wurden, ebenso der Antrag aus Genehmigung der ersten Rate zur Erweiterung der Heilanstalt Winnen­tal (300 000 Mk.) In einer weiteren Exigenz sind für Erweiterung und Verbesserung des Lehrerinnenseminars und des Waisenhauses in Markgröningen 178000 Mk. enthalten. Hier beantragte der Berichterstatter v. Gauß ebenfalls Zustimmung und trat namens der Kommission außerdem dafür ein, bei den: Erweiterungsbau des Leh- rarinnenseminars und Waisenhauses Markgröningen die Anlegung einer Zentralheizring in Erwägung zu ziehen. Ter Äbg. Schrempf (BK.) sprach sich gegen eine Zen­tralheizung im Markgröninger Seminar aus. So dürfe man die Jugend nicht verwöhnen. Es schade den jungen Lehrerinnen gar nichts, wenn sie im Seminar auch das Osenheizen gelernt haben. Das Haus erklärte sich mit dem Kommissionsantrag einverstanden.

Für den Neubau für die Erste Kammer und zur baulichen Erweiterung der ständischen Gebäude wer­den 420 000 Mk. verlangt. Berichterst. Keil beantragte, diese Summe als erste Rate zu genehmigen. Der Ge­danke eines Gesamtneubaus sei in der Kommission auf­geworfen worden, man habe diese Möglichkeit aber ver­neint. Der von der Regierung vorgeschlagene Betrag von 420 000 Mk. reiche nicht aus und sei deshalb von der Finanzkommission als erste Rate bezeichnet worden. Der Gesamtaufwand werde sich auf etwa 480000 Mk. belaufen. Für die Zweite Kammer brauche man namentlich mehr Fraktions- Und Kommissionszimmer. Die Erste Kammer werde deshalb nach Fertigstellung ihres Neubaus im Wege des Entgegenkommens von den neugewonnenen Räumen einige der Zweiten Kammer zur Verfügung stellen. Nach­dem sovann noch der Finanzminister die Annahme des Kommissions-Antrags empfohlen hatte, gelangte dieser zur Annahme.

Desgleichen, ohne'wesentliche Debatte, ein Antrag der Kommission, für ein Fachschulgebäude in Gmünd 164000 Mk. zu bewilligen. Bei einer weiteren Exigenz handelte es sich um die Ausführung von landwirtschaftl. Meliorationen und von Straßen-Flußbauten behufs Be­schaffung von Arbeitsgelegenheit für notlei­dende Weingärtner. Hierfür lverden 350000 Mk. verlangt, die debattelos genehmigt wurden. Zu den Bau­kosten ihrer höheren Schulen werden für verschiedene Ge­meinden Beiträge gefordert, insgesamt 60 000 Mk. Es kommen in Betracht, Gmünd, Reutlingen, Eßlingen Back­nang, Crailsheim. Die eingestellten Beiträge wurden von dem volksparteilichen Abg. Löchner als sehr minimal bezeichnet. Man solle hier künftig höhere Summen be­willigen. Kultminister v .Fleischhauer wies darauf hin, daß der Prozentsatz von 6 Proz., der hier maßgebend sei, allerdings als bescheiden bezeichnet werden müsse. Es sei aber dieser bescheidene Prozentsatz durch die Finanz­lage geboten. Nach kurzen Ausführungen des Abg. Dr. Mülberger und des Berichterst. wurden die hier ver­langten Beitrüge genehmigt und ebenso in der Schlnß- abstimmung der ganze Entwurf.

Die nächste Sitzung findet Mittwoch vorm, statt mit der T.-O.: Gesetz betr .Vertretung der Ortsvorsteher in Sa­chen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Gesetz betr. den Ruhegehalt des Ministerpräsidenten v. Breitling, 3. Nach­trag zum Etat.

Stuttgart, 7. Aug. Nach kurzer Beratung nahm heute die Zweite Kammer mit allen abgegebenen 67 Stimmen das Gesetz betreffend die Vertretung der Orts vor steh er und Ratsschreiber in den Ge­schäften des Grundbuchwesens und der freiwilligen Ge­richtsbarkeit an. Es folgte sodann die Beratung des Ge­setzentwurfs betreffend den R uhegehalt des M ini- ster Pr äsi d e nt en a. 2. v. Breitling. In diesem Gesetzentwurf wird bekanntlich für Breitling 12 000 Mk. Pension statt '9000 Mk. verlangt. Das Zentrum und die Sozialdemokraten erklärten durch Rembold- Gmünd und Hildenbrand, daß sie ni ch t znstimmen kön­nen, während die ,Volkspartei durch Schnaidt, die De utsche Partei durch Hieber, der Bauernbund durch Kraut ihr Einverständnis erklären ließen. Der Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker hob die Verdienste v. Breitlings hervor. In der Schlußabstimmung wurde der Entwurf mit 39 gegen 32 Stimmen bei einer Stimmenthaltung (v. Kiene) angenommen.

Aus WüMeMKerg.

Dienftuachrichte». Überträgen: dem außerordentlichen Professor l)r. Sapoer an der philosophischen Fakultät der llniveifi- tät Tübingen die neuerrichtele ordentliche Viopssnr für Geograpbie und dem outzerokderulichkN Professor Or. K orne mann an derselben Fakultät die neuerrichtele ordentlicbe Professur iür alte Geschichte.

Ernannt: aus die katdolische, im Parronak der Krone zu be­setzende Piarie! Mutlangen. Dckancus Gmünd, den vavlan Ziin in Menaen, Dekanats Saulgau und auf di- katholische, im ra'ronat der Krone befindliche Marlinskaplanei an de: Marienkirche in Stutt­gart den Kaptanzioe'.weser König

Stuttgart, 6. August. Die Einnahmen aus dem württ. Post- Telegraphen- und Fernsprecherdetrub bezifferten sich im Juni. d. I. auf 1397 083 Mk. 60 Pfg, oegen Juni 1906 ein Mehr von 71,445 Mk. 01 Pfg. Me Einnahmen vom 1. April bis Ende Juni d. I. betrugen 5,521,37t M. 40 Pfg. oder 295,53 l M, 96 Psg. mehr als im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.

Stuttgart, 6. Aug. Eine große Anzahl Stutt­garter Detailgeschäfte in der Herrenkonfektion hat sich zusammengeschlossen und eine Reihe von Bestimmungen hinsichtlich der Verkaufsweise und des Betriebs der Ge­schäfte vereinbart. Hiernach ist in dieser Branche künftig­hin das Animieren zum Einkäufen und das hiermit ver­bundene andauernde vor-der-Türestehen verboten. Es werden streng feste Preise eingeführt, welche auf jeder Piece deutlich erkennbar zu verzeichnen sind. Als Ra­batt sollen in der Regel 5 Proz. und nur in Ausnahme­fällen bis 10 Proz. zulässig sein. Auf Uebertretungen

der getroffenen Vereinbarungen wurden Konventionalstra- I fen festgesetzt. Die Konvention ist zunächst auf 1 Jahr > geschlossen und zwar vom 15. August 1907 bis 15. Au- , gust 1908. Für die Art und Weise der Geschäftsführung ! in dieser Branche bedeutet die Konvention zweifellos ei­nen wesentlichen Fortschritt.

Hall, 7. Aug. Am 1. September wird hier eine Zusammenkunft d es Ausschusses des wür tt. Obstban­der eins mit den Vertrauensmännern des Bezirks mit folgender Tagesordnung stattfinden: Sind Baummärkte in Württemberg nötig und find sie dem Obstbau förderlich? Welche Stellung sollen wir zu den Baummärkten und ge­genüber dem Unlauteren Handel mit Obstbäumen einneh­men? Referent: Gebhard Brugger, Baumgärtner, Schom- burg OA. Tettnang. 2. Sollte man nicht durch Empfehl- j ung einiger wertvoller Mostbirnen die Anpflanzung von Birnbäumen, die im großen und ganzen weniger anspruchs­voll Und weniger von Feinden aller Art zu leiden haben als die Apfelbäume, befürworten? Referent: Gustav Ald- inger, Domänenpächter, Burgholzhof bei Cannstatt. 3. Welche Vorteile bietet uns erste zeitgemäße und ratio­nelle Ernte ftnserer Kernobstfrüchte? Referent: Oekono- mierat Lücas, Meultingen. 4. Anträge für die nächste Ver- trauensmännerversammlnng. Im Anschluß daran findet um 3 Uhr der Obstbautag mit folgender Tagesordnung statt: 1. Vortrag von I. Koppenhöfer, Baumschulbesitzer, Neucnstein: Welche Mittel und Wege sind zur weiteren Hebung des Obstbaus im Jagstkreis zu empfehlen? 2. Vortrag von Hofgärtner Hering-Stuttgart: Die Gefahr der Blattfallkrankheit (üusiolaäium) für unsere Kernobst- bäumc und ihre Bekämpfung. 3. Besprechung über Obst­bansragen ans der Mitte der Versammlung. Sämtliche Veranstaltungen sind iin Gasthof zur Eisenbahn.

Tuttlingen, 7. Aug. Die Wagnermeister des Oberamtsbezirks schlossen sich zu einer Innung zusammen.

Ulm, 6. August. Der am Montag verstorbene Kommerzienrat Mayser, ehemaliger Abgeordneter der Stadt, wurde im Jahre 1840 hier geboren. Er übernahm das väterliche Hutmachergeschäft, nachdem er zu seiner Aus­bildung längere Zeit in England und Frankreich als Ar­beiter sich umgesehen hatte. Unter seiner Leitung wurde das bisher handwerksmäßig betriebene Geschäft eine der bedeutendsten Hutfabriken des Kontinents. 1886 wurde die Fabrik (ca. 600 Arbeiter) in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Direktor Mayser blieb. In den Landtag trat der Verstorbene als Nachfolger des ihm politisch und persönlich befreundeten langjährigen volks­parteilichen Abg. Ebner im März 1894 ein. Er nahm sich stets eifrig der Interessen der Stadt Ulm an. Mit dem Schluß des vorigen Landtags schied er wegen Kränk­lichkeit aus. Mayser war der richtigealte Ulmer", der aus dem früheren Leben der alten Reichsstadt anregend zu erzählen wußte.

Friedrichshafen, 6. Aug. Die Verhältnisse beim I Personal der württ. Dampfschiffahrtsinspektion spitzen sich mehr und mehr Au. Von den 5 bis jetzt aus Norddeutsch­land importierten Kapitänen ist noch nicht ein einziger geblieben. Der vor 8 Tagen angestellte Kapitän Rosen­hauer, der ebenfalls von der Marine herkam, verließ vor wenigen Tagen den Dienst mit der Bemerkung, daß er nicht mehr komme. Der Dampfschiffahrtsinspektor Bethge befindet sich seit heute in Urlaub. Ob diesem Urlaub eine ernsthaftere Bedeutung beizumefsen ist, vermögen wir im Augenblick nicht zu sagen. Der Ministerpräsident weilte vor wenigen Tagen in Friedrichshafen und benützte diese Gelegenheit zu einer IlHstündigen Auseinandersetzung mit dem Dampfschiffahrtsinspektor. Auch der K. Hof hat sich für die Sache bereits lebhaft interessiert, und die Preß- erörterungen, namentlich in: Seeblatt, gehen in einer Art und Weise fort, die ein weiteres Fortbestehen der gegen­wärtigen Verhältnisse geradezu als ausgeschlossen erschei­nen läßt. In der neuesten Nummer des Seeblatts erklärt der Landtagsabg. des Bezirks, Locher, daß es sein auf­richtiges Bestreben stets gewesen sei, das Los der vielen treuen Beamten der Bodenseedampfschiffahrt zu erleichtern und sie davor zu schützen, daß sie von der Beförderung grundloser und unverdienter Weise ausgeschlossen werden und daß den vielen Familien die Besserstellung will­kürlich durch Herrn Bethge vorenthalten werde.

In Hegenach OA. Waiblingen wurde die 10 Jahre alte einzige Tochter des Maurermeisters Häfner auf freiem Felde vom Blitz erschlagen. Zwei ändere Personen wurden niedergewörfen, ohne erheblichen Scha­den zu nehmen.

Jni Spitalwald Lei Schramberg wurde am Sams­tag übend zwischen 6 und 7 Uhr ein Fräulein, Kon­toristin in einer Fabrik, von einem derzeitigen Insassen des städtischen Krankenhauses, Hieronym. Riesle von Furt- wangen, an gefallen und zu vergewaltigen v ersucht. Die Hilferufe der Angegriffenen suchte er durch Würgen und durch Verstopfen des Mundes mit Erde unmöglich Zu machen, was ihm aber nicht vollständig ge­lang. Zivei in k>er Nähe befindliche Personen hörten diese Rufe und eilten an den Tatort, worauf der Unhold die Flucht ergriff. Er wurde am Montag im Wagenschopf des Spitals, wo er sich versteckt gehalten hatte, vom Oberlandjäger Danner festgenominen. Der Verhaftete hat sich auch noch wegen Sachbeschädigung zu verant­worten; denn kurz vor Verübung des Attentats hat er im Krankenhaufe verschiedene Geräte zerschlagen.

Auf originelle Art wurde kürzlich in Schön- münzach im Murgtal ein Automobil zur Strecke ge­bracht. Es fuhr in dem bekannten Tempo, mit dem diese Wagen gewöhnlich durch das schöne Murgtal rasen, durch den Ort und überfuhr einen, einem hiesigen Holzhändler gehörenden, wertvollen Hühnerhund, selbstverständlich ohne sich weiter darum zu kümmern. Der Besitzer des Hundes telefonierte den Vorfall jedoch schleunigst einem Bekannten nach Klosterreichenbach mit der Bitte, wenn möglich die Nummer des Wagens festzustellen. Dieser ließ sofort ei­nen beladenen Langholzwagen quer über die Straße fah­ren und sperrte sie somit völlig ab. Als das Automobil ankam, mußte eS notgedrungen halten. Seine Nummer konnte dann seftgestellt werden. Den Namen zu nennen, weigerte sich der Automobilist hartnäckig. Er ist aus Mannheim.

Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Sams­tag abend in Hohenstadt bei Geislingen auf dem Bauplatz des Abgebrannten Paul Baumeister. Das 6jährige Söhnchen des Bernhardt Baumeister stürzte in den ca. 5 Meter tiefen Kellerschacht und wurde bewußtlos den Eltern heimgebracht. Der gerufene Arzt konstatierte doppelten Schädelbruch und in der Nacht starb das Kind, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein.

In Steinbach OA. Künzelsau, brach im Hause des Schmiedmeisters Frank Feuer aus, durch welches das Wohnhaus und die angebaute Scheuer eingeäschert wurden. Als Brandstifter wurde sofort der Knecht des Abgebrannten bezeichnet, mit dem dieser kurz zuvor einen Streit hatte, wobei es zu Tätlichkeiten gekommen war. Nach dem Brand war der Knecht verschwunden. Wie es sich jetzt herausstellt, war er nchh der Rachetat ins nahe Wäldchen geflüchtet, hatte sich dort durch einen Stich in den Hals zu töten versucht, war dann wohl von Gewissens­bissen Getrieben zurückgegangen, um sich der Polizei zu stellen. Auf der Rathausstaffel brach er dann bewußt­los zusammen und wurde nachts um l Uhr vom Nacht­wächter ausgesunden. Im Bezirkskrankenhaus liegt er nun schwer verletzt.

Gettchrs'Ltt

Zvm Prozeß Hau

erfährt der Karlsruher Korrespondent der F. Zt. fol­gende neue Feststellung: DerHerr mit dxm grauen Bar t", der am 6. November, dem Tage des Mordes der Frau Medizinalrat Molitor, hinter den bei­den Damen Molitor herging ünd bisher nicht ermittelt werden konnte, trotz den verschiedenen Ausschreiben, ist von der Verteidigung in Mannheim in der Person des Herrn Baorn Karl v. Lindenau aus Karlsruhe fest- gestellt worden. Derselbe bestätigt den Inhalt eines von ihm an den Verteidiger geschriebenen Briefes ohne Unter­schrift, in dem er den Hergang der Sache darstellt und be­stätigt, daß Hau der Täter nicht ist. Herr v. Lin­denau gibt nun mit folgender, von den Rechtsanwälten Dr. Dietz und Dr. Goenner abgegebenen Erklärung die Autorschaft und die Richtigkeit dieses Briefes zu. Die Er­klärung lautet: Mannheim, 6. August 1907. Im Hause U 47. Herr Baron von Lindenau erklärt heute mit sei­ner Unterschrift, daß der von ihm an den .Herrn Vertei­diger Dr. Dietz gerichtete Brief vom 20. Jüli 1907 von ihm geschrieben worden ist, und daß der Inhalt des Briefes der Wahrheit entspricht. Die Ermittelungen erfolgten mit Unterstützüng des Herrn Kriminalkommissars Marx in Karlsruhe. Zu dem Brief des Herrn v. Lindenau be­merkt die Frkf .Ztg. noch, daß dieser vom 20. Juli datiert ist. In demselben erklärt v. Lindenaü, daß er nur 30 Schritte hinter den Damen Molitor gegangen, als der verhängnisvolle Schuß gefallen sei. Er könne mit Be­stimmtheit erklären, daß Hau der Täter nicht sei. Er habe sich aüs Furcht, man könnte ihn für den Täter halten, nicht als Zeuge gemeldet. Schließlich meldet eine Mann­heimer Zeitung: Oberstaatsanwalt Dnsfner aus Karlsruhe ist heute (Mittwoch) Bormittag hier ein­getroffen. Er traf aber, denMann mit dem grauen Bart", Freiherrn von Lindenaü nichtin seiner Wohnung an. Lindenaus Verbleib ist unbekannt.

! Aermischtes

z Das Automovilmrglück bei Bordeaux.

S DerKleinen Presse" wird aüs Paris geschrieben: Die 35 Automobile, die sich an der Rundfahrt durch Frankreich beteiligten, draunter auch deutsche Mercedes, waren aüs der ersten Strecke, Paris-Clermont-Ferrand, mit solcher Schnellig keit gefahren, daß der Un­terstaatssekretär des Innern sofort nach Clermont tele­graphierte, er werde die Fortsetzung desCriterinms" untersagen, wenn man nicht die Bedingungen erfülle, unter denen er seine Erlaubnis gegeben; man habe ihm versichert, daß es sich nur um eine Konkurrenz der Wagen auf ihre Ausdauer hin handle, nicht um eine Schnellig­keitskonkurrenz, für die aus der Strecke nicht die geringsten Sicherheitsmaßregeln getroffen worden seien. Hätte er doch gleich nach dem ersten Tage das Verbot erlassen er hätte damit sieben Menschenleben gerettet! Man erwartete gestern die Fahrtteilnehmer in Bordeaux: aus den Chausseen konnte man nicht weit sehen, derartige Staubmafsen erfüllten die Atmosphäre. In Bor-i deaux wurde bekannt, daß das Auto Nr. 33, von Segeß- man geführt, einen Achsenbruch erlitten, und daß der Jour­nalist Lnrquin, der mitsuhr, bei dem Unfall einen Schä- delbruch erlitten. Um ja schnell und wahrheitsgetreu, die schaurigen Details dieser Katastrophe berichten zu können,

S fuhr der Vertreter der Peuaot-Automobile in Bordeaux, l Rvnllier, mit den Redakteuren Amigenes von derFrance ! du Sud-Quest" ünd Herbert von derPetite Gironde", be­gleite: auch von einem Jüngling namens Fanveau nach her Unglücksstelle; ihr Auto fährt mit rasender Geschwin­digkeit dahin, umbiegt ein Lastfuhrwerk und prallt mitten in einer Staubwolke mit dem ans entgegengesetzter Richt­ung dahersausenden Automobil Nr. 35 desKriteriums" zusammen! Die Schnelligkeit beider Wagen be­trug zwischen 80 uüd 90 Kilometer in der Stunde! Nattirlich wurden sie in tausend Teile zertrümmert, ihre Insassen flogen weit weg auf die Chaussee. Der Besitzer des Wagens Nr. 35, Martin, um ­klammerte noch, fürchterlich verstümmelt, das Steuerrad; feinem Mechaniker Metayer war der Schädel eingeschla­gen worden, Billemin, fein Gehilfe, starb rasch an inneren Verblutungen. Roullier starb nach knapp einer Viertel­stunde an Schädelverletzungen, die beiden Redakteure erla­gen ebenfalls bald ihren Kopfverletzungen, und der junge Favean tat den letzten Atemzug auf der Fahrt nach dsm Hospital. In Bordeaux erregte die Nachricht große Trauer; statt der Feste bereitet man Beisetzungsfeierlich­keiten vor. Das sofortige Verbot der Fahrtfortsetzung wird allgemein gutgeheißen; es ist wahrscheinlich, daß für Antomobilrennen in Frankreich nur noch die Erlaubnis er­teilt werden wird, wenn die Strecke vollständig abge­sperrt ist. Und das sollte überall so sein.