fach die im Reichspostgebiet herrschenden Sätze einführe. Das habe die Kommission veranlaßt, etwas nachznge'ben, und sie glaube dadurch den Verkehrsinteressen gedient zu haben.

Tr. Lin de mann (2.): Tie Denkschrift der Regier­ung über die Porroerhöhung sei durchaus ungenügend und unmotiviert. Lediglich die Rücksicht auf Preußen und die Angst wegen der Erhaltung des Briesmarkenvertrags ha­ben die Mehrheit der Kommission veranlaßt, einer Por­toerhöhung in Württemberg zuzustimmen. Von einer Selbständigkeit unserer Verwaltung könne man nicht mehr sprechen. Nationale Gesichtspunkte mache man immer dann geltend, wenn es sich darum handle, eine fortschritt­liche Einrichtung Süddeutschlands aus der Welt zu schas­sen. Im Reich sei man mit dem neugeschasfenen Tarif gar nicht zufrieden. Der Antrag der Kommissivnsmehr- ycit sei für Publikum draußen bestimmt, das zahlen müsse. Er stelle namens seiner Fraktion des Antrag: Tie Regier­ung zu ersuchen, in den Etatsjahren 1907/08 von einer Er­höhung des Portos im Orts- und Nachbarschaftsverkehr abzusehen. Auf 2 Jahre sei der Antrag beschränkt, weil seine Fraktion damit zeigen rA)lle, daß sie nicht für alle Zeiten einer Tariferhöhung entgegenstehe. (Lebhaftes Hört! Hört!). Es lassen sich Fälle denken, wo man nicht anders könne, z. Bsp. wenn sich die Etatslage verschlech­tere. (Na also!)

Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker: Es handle sich hier nicht um eine politische Frage. Maßgebend sei das Interesse des Landes. Lindemann habe durch seine Rede dem Postmarkenvertrag einen schlechten Dienst er­wiesen; er mache ihn dafür verantwortlich, wenn er da­durch dem Lande geschadet habe. Bayern habe keinen Briefmarkenvertrag und habe doch die Portoerhöhung des Reiches nachgemacht, weil die Finanzen der Einzelstaaten mit denen des Reichs aufs engste verbunden seien. Mit der Beamtcnnovelle dürfe die Sache in keiner Weise ver­quickt werden. Er habe gerne mit den Ständen über diese Frage Fühlung genommen und freue sich, daß die große Mehrheit der Kammer die Notwendigkeit einer Aenderung einsehe. Den Antrag Liesching, Hieber, Kiene, Kbaut betrachte er nicht als Spiegelfechterei, sondern -werde ihn ernsthaft erwägen. Angriffe auf Preußen bei dieser Frage seien deplaziert.

Berichterstatter Liesching (V.): Die Sozialdemo­kratie scheine ihre alte Taktik wieder anwenden zu wollen, die Verantwortung den anderen Parteien zuzufchieben.

Graf (Ztr.) tritt für eine Vereinfachung unserer Ta­rife ein.

Nach weiteren Bemerkungen Tr. Lindemann (Soz.) nagelt Gröber (Z.) fest, es sei höchst interessant gewesen, zu hören, daß die Sozialdemokratie unter Umständen auch einer Erhöhung des Postportos zustimmen werde. Damit habe die Sozialdemokratie das Prinzip, gegen alle indi­rekten Abgaben zu stimmen, verlassen.

Dr. Hieber (DP.): Den Worten Lieschings über die Taktik der Sozialdemokratie habe er nichts hinzu­zufügen. Es sei sonderbar, wenn gerade die Sozialde­mokratie den anderen Parteien zentralistische Neigungen Dorwerfe.

Tr. Lindemann (Soz.): Gröber's Ansicht sei nicht zutreffend. Es handle sich hier nicht um eine Gebühren­leistung.

Nach Bemerkungen weiterer Redner wird der Antrag Dr. Lindemann gegen dse Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt, der Antrag, Liesching, Hieber, Kiene, Kraut ge­gen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen und hierauf die Weiterberatung auf Montag nachm. 3 Uhr mit der T.-O. Rest des Etats vertagt. Schluß 1/^3 Uhr.

Stuttgart, 20. Juli. Die Erste Kammer erle­digte in ihrer heutigen Sitzung vom Etat die Kap. 111 bis 114, 115 und 98 bis 107, genehmigte sämtliche Etatstitel und trat größtenteils den Beschlüssen des anderem Hauses zu den vorliegenden Kapiteln bei. Beim Domä­nenetat wurde die Gleichstellung der Oberförster mit den Bczirksbeamten gefordert^ sowie das Ersuchen an die Regierung gerichtet, die gesetzliche Ablösung der auf den Waldungen laufenden Holzberechtigungen in Erwägung zu ziehen. Finanzminister von Zeyer sagte eine Besser­stellung der Oberförster zu und führte aus, daß die Re­gierung schon Mehrere Holzberechtigungen auf gütlichem Wege abgelöst habe. Es sei eine offene Frage, ob die jedenfalls sehr wünschenswerte Ablösung auf gütlichem oder gesetzlichem Wege erfolgen soll. Bezüglich der Neubear­beitung der Oberamtsbeschreibungen wurde gewünscht, daß die Bücher nicht zu umfangreich würden und eine genü­gend hohe Auflage gedruckt wird. Bei Kap. 107 wurde be­schlossen, entgegen dem Beschluß der zweiten Kammer, die geforderten neuen Hauptsteuerverwalterstellen ni cht zu bewilligen, dagegen statt der geforderten 66 Stellen 74 Stellen von Kinanzamtmännern einzufetzen. Bei Kap. 115 (Berg- und Hüttenwerke) wurde dem Antrag des an­deren Hauses!, die Regierung zu ersuchen, eine mit der Fortführung der Betriebe im bisherigen Umfang verein- barliche möglichste Herabsetzung der Arbeitszeiten und Er­höhung der Löhne in die Wege zu leiten, nicht beigetre­ten. Die nächste Sitzung findet Montag den 22. Juli nachmittags 4 Uhr statt, mit der T.-O.: Kultusetat und Kap. 1619 des Etats des Ministeriums des Auswär­tigen.

Aundscha«.

Die Seeschlange. Das Frag- und Antwortspiel in der deutschen und englischen Presse, ob Kaiser Wil­helm und König Eduard eine Zusammenkunft haben werden, hat den Simplizissimus zu einer hübschen Kar- rikatur veranlaßt. Er erwartet demnächst die Zeitungs­nachricht, daß der Kaiser auf der Seeschlange nach Eng­land reisen werde. Das Bild zeigt, wie der Kaiser auf der Seeschlange, wie Lohengrin auf dem Schwan, über den Kanal fährt. Nun scheint aber doch etwas Wahres an der Nachricht von einer Zusammenkunft zu sein, denn dieTribüne" behauptet bestimmt, daß die beiden Mo­narchen wahrscheinlich am 15. Aug. auf Wilhelmshöhe sich treffen. Dann muß der Simplizissimus umdichten. » * *

Kupfererzfunde in Südwestafrika, lieber reiche -Funde von Kupfererzen in der Küstengegend südlich von

Lüderitzbucht wird aus Südwestafrika berichtet. Zuver­lässige Nachrichten über Fundstellen bedeutenden und ab­bauwerten Charakters haben jetzt, nach dem Lok.-Anz., interessierte Kapitalistenkreise die Entsendung einer Ex­pedition von Lüderitzbucht aus zur weiteren Erkundigung ins Auge fassen lassen. Die Hauptschwierigkeit für die Er­schließung jener Kupferlager bietet die Wasserfrage und die anscheinende Unmöglichkeit einer direkten Ver­schiffung, da die dortige Küste nur an einzelnen Stellen­in Brandungsbooten zugänglich ist. Man muß also ab- warten, was dabei heranskommt.

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Aus Frankreich. Im französischen Ministerrat wurde Manjan an Stelle von Car raut zum Unterstaats- stkcetür des Innern ernannt. General Le b o n, Komman­dant des l. Korps, wurde zum Mitglied des Oberkriegsrats ernannt. An Stelle von Pendäzec, der zur Reserve Über­tritt, wurde Trämeau, Kommandant des 6. Korps, zum Mitglied des Oberkriegsrats ernannt. An Stelle von Hagron, der auf sein Ansuchen zur Disposition gestellt wurde, wurde Delacroix z.nn Vizepräsidenten des Oberkriegsrats er­nannt. Durand, Kommandant der 4. Division, wurde mit der Führung des 1. Korps beauftragt. Genera! Hagron, Vizepräsident des obersten Kriegsrats, der zur Dis- positicn gestellt wurde, hatte dem General Piquart und dem Ministerpräsidenten Clemenceau gegenüber erklärt, daß er die Verantwortung, an der Spitze der Truppen zu bleiben, nach der Einführung der zweijährigen Dienstzeit und der verfrühten Entlassung . der Jahrgänge 1903 und !904 nicht übernehmen könne. Rach feiner Meinung wäre Frankreich bei dem Ausbruch von Feindseligkeiten vor dem 3l. Oktober 1907 in einer ungünstigen Lage.

DemGaulois" zufolge hat der Krlegsminister von der Budgetkommission Kredite von 5 Millionen Francs veilangr, die in das außerordentliche Kriegsbudget für das laufende Jahr eingestellt werden sollen. Diese Kredite sollen teils für Erbauung lenkbarer Luftschiffe, teils für neue M it ra t ll e u s en verwendet werden. Die Budget­kommission hat die Forderung des Kriegsministrrs bewilligt.

Nach Blättermeldungen haben sich die Gebrüder Lebaudy vor einigen Monaten auf eine Anfrage des englischen Majors Baden-Powell brieflich bereit erklärt, ein lenkbares Luftschiff nach dem Modell der Patris für Rechnung des befreundeten Eng­land zu bauen. Als Preis für dieses Luftschiff wurden 14,000 Pfund Sterling gefordert.

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Der Rasi-Spektakel dauert fort. Nach einem Tele­gramm des Berliner Tageblatts aus Rom sind wegen der Nast-Tumulte drei Panzerschiffe nach Palermo in See gegangen. Alle beurlaubten Marineoffiziere sind etnberufen worden. Auch das Mittelmeergeschwader erhielt Order, nach Sizilien zu gehen.

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Die Unruhen in Korea, die infolge der Abdank­ung des Kaisers ausbrachen, nahmen in den letzten Tagen einen ernsten Charakter an. Die Menge zerstörte und plünderte den Palast des Ministerpräsidenten und zog dann vor die übrigen Ministerien. Im Kriegsministerium wurde die Menge von den japanischen Wachen zurückge­trieben, die eine große Zahl der Angreifer töteten und verwundeten. In den in der Umgebung des Palastes lie­genden Straßen wurden Maschinengewehre aufgestellt und Schanzen errichtet. Am Samstag Nacht wurde Jto die Nachricht von einem Komplott überbracht, wonach auf An­stiftung des Kaisers die Ermordung des ganzen Kabi­netts beabsichtigt sei. Die Japaner besetzten darauf den Palast und erwarteten die Feier der Thronbesteig­ung des Kronprinzen; ein Thron war bereits am Morgen aufgeschlagen worden. Auk ihr Ansuchen erhielten 80 Japaner, die Beamten, darunter Jto, sowie der Generalstab und einige Generale, Konsularaudienz. Um 4 Uhr 30 Min. nachmittags nach der Thronbesteig­ung des Kronprinzen verabschiedete sich der Exkaiser vom Kabinett. Truppenverstärkungen werden herangezogen.

Tages-KHroniL.

Verkitt, 20. Juli. Der Wirk!. Geh. Rat Regierungs­präsident a. D. und frühere Reichstagsabgeordnete von Tiedemann, ist heute gestorben.

Bremerhaven, 14. Juli. Der Norddeutsche Lloyd beabsichtigst in Zukunft sämtliche Dampfer seiner Linien nach dem La Plala, Brasilien und Cuba mit chine­sischen Hetzern und Kohlenziehern zu besetzen. Die ersten 50 chinesischen Feuerleute trafen heute mit dem LoyddampferGncisenau" au? Ostasien hier ein; weitere Trausporte werden mit demScharnhorst" und anderen Loyddampfern die von Ostasicn heimkehren, folgen. Diese Maßregel ist eine Folge des gestern beendigten Streiks der deutschen Seeleute.

Breslau, 22. Juli. Der frühere Reichstagsabge­ordnete v. Kardorff ist gestorben.

Dresden, 20. Juli. DieDresdner Nachrichten" melden aus Bautzen: Die Stadtverordneten beschlossen ein­stimmig den Bau eines Stadt museums. Die Kosten wurden auf 325 000 Mark veranschlagt. Dazu ist ein Vermächtnis von 100 000 Mark verfügbar.

Karlsruhe, 22. Juli. Der Staatsanwaltschaft ist es gelungen, ,den Diener Wieland, der in dem Mord­prozeß Hau eine Rolle spielt, zu ermitteln.

Tegernsee, 20. Juli. Der Teilhaber des Münchener Bankhauses, Merck, Fink u. Co., Dr. Heinrich Merck, der im Jahre 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversamm­lung war, ist gestorbe n.

Straftburg, 20. Juli. Die Deutsche Mittel­st an dsveretnigung hält ihre diesjährige Jahresver­sammlung am 6. September in Straßburg ab.

Bero, 20. Juli. Der Verwaltungsrat der Bundes­bahnen beschloß die Herstellung eines zweitenSimplon- tunnels, der als Paralellstollen zu dem bereis bestehen­den Tunnel angelegt werden soll.

Pyrih, 22. Juli. Die kürzlich geschiedene Frau Wölffing, Gattin des früheren österreichischen Erzher­zogs Peopold Salvator, ist plötzlich auf geheimnisvolle Weife verschwunden.

Montpellier, 20. Juli. Die Bewohner der Ge­meinde Nissan weigerten sich, das vor drei Woche» bei

ihnen eingerückie Bataillon des Infanterie Regiments Nr. i 55 noch länger zu beherbergen. Der Unterpräfekt veran­laßt« infolgedessen, daß die Volksschulen unverzüglich ge- ? schloffen und dw Soldaten daselbst eirquatiert werden.

Salouik, 20. Juli. Bei Racli (Bezirk Tikvesch) fand ein blutiger Kampf mit einer starken bulgar- tschenBande statt. Die Türken verwendeten 2 Kanonen. Die Bulgare» verloren vierzig Tote und Verwundete, die Türken harten fünf Tote und zwölf Verwundete.

KoustautiASPel, 21. Juli. (W. C. B.) Wegen des am 20. Juli stattgehabten Bombenanschlags wurde bei der Mutter des natürlichen Sohnes des Königs Milan eine Haussuchung veranstaltet. Die Diener derselben wurden verhaftet. Der die Untersuchung führende Beamte hat den Verdacht, daß der Anschlag auSgeführt wurde, um i die Aufmerksamkeit aus den Prätendenten zu lenken, dessen Ausweisung aus Konstanrinopel beantragt ist.

Teheran- 21. Juli. (Reuter.) Das Parlament ge­nehmigte gestern die Konzession für die Errichtung einer Deutschen Bank" mit einem Kapital von 200.000 L. für die Dauer von 30 Jahren. >

Der 38 Jahre alte Former Hermann Naumann ; von Nürnberg, der im Juni 1906 seine Frau durch Er­würgen ermordete mnd der dann im Oktober 1906 als gemeingefährlicher Geisteskranker in die Kreisirrenanstalt Erlangen geschafft worden war, ist Freitag aus dieser ' Irrenanstalt entsprungen. Naumann ist von großer Figur und spricht sächsischen Dialekt.

Aus Küstrtn wird gemeldet: Sonntag Nacht sind auf dem Güterdahnhof Werbig in verbrecherischer Absicht kurz vor der Durchfahrt der Schnellzüge 6 und 13 Schwellen unüJoslicrhaken auf dieSchienen gelegt worden. Beide Lokomotiven sind leicht beschädigt, die Züge erlitten 20 Minuten Verspätung. Zwei dringend verdächtige Personen, deren Hände einen carbolineumartige» Geruch und ent­sprechende Farbabdrücke auftvnsen, wurden durch den Gusow.'r Gendarmen dem Polizeipräsidium in Berlin mit den; nächsten Zuge vorgeführt.

Aus Newyork wird berichtet: Nrhr Detroit war ein Zusammenstoß eines Vergnügungszug mit einem Güter­zug. Sieben Personenwagen wurden zertrümmert- Bisher sind dreißig Tote gesunden, andere liegen noch unter den Trümmern- Auch viele Verletzte sind noch nicht geborgen; düse sind in Gefahr da die Trümmer in Brand gerieten.

Au; Dürrr-KB-rg.

Sommerfest der Bolkspartei in Edingen. Die

Volkspartei des Schwarzwald- und Donaukreises veran­staltete am Sonntag auf dem Kuhbuchengelände, einem waldumschlossenen Platz bei Ebingen, ein Sommerfest, das überaus zahlreich besucht war. Das Sommerfest bildete ^ gleichzeitig eine Nachfeier zu Payers 60. Geburtstag und gestaltete sich ganz von selbst auch zu einer nachträglichen Siegesfeier für den Reichstagsabg. Konrad Haußmann.

Bei dem gemeinschaftlichen Mittagessen im Hotel zur Post richtete zunächst Redakteur Ostertag-Ebingen begrüßende ' Worte an die zahlreich erschienenen Gäste. Von Inte­resse war sodann die Tischrede des Mg. Konrad Haußmann, welcher in schwungvollen Worten ausführte, es sei ein stärkendes Gefühl, daß hier im Balinger Bezirk bei den letzten Reichstagswahlen angesichts des Ansturms von Zentrum und Sozialdemokratie die Männer der Volks- § Partei und der Deutschen Partei gestanden seien, wie die > Mauern und die Berge und trotz der schwierigsten Situa- - tion den glänzendsten Sieg mit einander erkämpft hätten. (Stürm. Beifall). Weitere Ansprachen wurden gehalten ! von Lehrer Haglocher-Lauffen a. d. E. und Bollinger- Spaichingen, welcherKonrads Sieg" feierte. Am Nach- > mittag gab es sodann eine kleine Völkerwanderung zum ! Kühbuchengelände, wo alsbald ein fröhliches Treiben sich entwickelte, im Anblick der prächtig gelegenen Ebinger j Berge, über die der ganze Glanz des schönen Sommer- ' tages ausgebreitet war. Die Reihe der Ansprachen wurde hier mit einer BegrüßunKrede von Redakteur Ostertag eingeleitet, welcher die herzlichsten Glückwünsche zu dem ! 60. Geburtstag Payers sowie den Dank an die Partei- ^ führer für ihr Erscheinen zum Ausdruck brachte. Payer, ! lebhaft begrüßt, hielt dann eine kleine Bergpredigt, deren ? politischer Unterton ähnlich den Ausführungen in Murr- ! Hardt war. Er schloß mit einem lebhaft aufgenommenen i Hoch auf das deutsche Vaterland. Dann sprach Konrad ! Haußmann. Er sprach der Deutschen Partei offen An- s erkennnng und Dank aus für das Eintreten für seine Per­son schon im ersten Wahlgang, aber auch den Arbeitern, die den Sieg erringen halfen. Eine wichtige Erfahrung sei, daß keilte Partei stark genug sei, um eine Mehrheit zu bilden, es müsse deshalb mit anderen Parteien zusammen­gearbeitet werden. -Nur die Sozialdemokratie habe noch . den Glauben, daß sie noch einmal die Mehrheit erlangen i werde. Wenn eine Partei für sich nicht imstande sei, positive Arbeit zu leisten, so müsse dies gemeinschaftlich mit den am nächsten stehenden Parteien geschehen. Es sei abzuwarten, ob die Sozialdemokratie diese Lehre aus i der politischen Entwicklung ziehen werde. Die Volkspar- ! Partei habe diese Lehre sich zu eigen gemacht. Wenn wir ! wissen, daß nicht aller Fortschritt sich durch uns allein - vollziehen kann, so kommen wir am besten voran, wenn i wir auch die anderen Eier ausbrüten lassen, die einen j demokratischen Dotter haben. (Große Heiterkeit und Bei- ' fall). Nun solle die Volkspartei im Reich mit dem Block j zusammenarbeiten und zwar mit den Nationalliberalen, > das gehe, Knd mit den Konservativen, das erscheine un- l geheuer schwer und unmöglich. Der Block bilde ein Ge- § faß, bei dem es einzig und allein auf seinen Inhalt an- ! komme, ein Gefäß, das wert sei, zusammengeschlagen zu j werden, wenn es einen schlechten Inhalt bekomme. (Lebhafter Beifall). Eine Aufgabe des Blocks sei es aber ' auch, dem preuß. Volk das Dreiklassenwahlrecht abschaf- . sen zu helfen. Wenn der Block diese Aufgabe erfülle, i dann leiste er nicht nur Preußen, sondern für ganz § Deutschland eine hervorragend wertvolle Arbeit. Die i Volkspartei wolle nun versuchen, die Probe mit der Block- ! Politik mitzumachen, schon deshalb, daß man die Volks- - Partei nicht als den Sündenbock hinstellen könne. Man werde aber seitens der Volkspartei nur mittun, wenn der Block ein Element der Vorwärtsentwicklung sei, andern-