Aundscha«.

Ein neues Scheckgesetz. Die Regierung hat den vorläufigen Entwurf eines neuen Scheckgesetzes der Öf­fentlichkeit übergeben. Dieser nimmt das ist das wesentliche in dem Entwurf für den Scheck auch wei­ter die Befreiung von der Wechsel st empelab- gabe in Aussicht. Als Guthaben soll der Geldbe­trag curzusehen sein, bis zu welchem der Bezogene nach der zwischen ihm und dem Aussteller getroffenen Ver­einbarung die von dem letzteren ausgestellten Schecks ein­zulösen verpflichtet ist. Der innerhalb des Reichsgebiets ausgestellte und zahlbare Scheck ist spätestens nach sieben Tagen dem Bezogenen am Zahlungsorte zur Zahlung vorzulegen, andere Checks binnen sieben Tagen nach Ablauf der Postlaufzeit. Widerruf des Schecks sei­tens des Ausstellers ist dem Bezogenen gegenüber nur nach Ablauf der Vorlegungsfrist wirksam. Zur Ausüb­ung des Regreßrechts muß die rechtzeitige Vorlegung und die Nichteinlösung nachgewiesen werden, und zwar entweder durch Protest nach Vorbild der Wechselordnung oder durch eine auf den Scheck geschriebene Erklärung des Bezogenen oder durch Bescheinigung einer der vom Bundesrat noch zu bestimmenden Abrechnungsstellen, bei der der Bezogene vertreten ist. Regrehansprüche ver­jähren, wenn der Scheck in Europa zahlbar ist, in 3 Monaten, andernfalls in 6 Monaten, Strafbestimmungen enthält der Gesetzentwurf nicht.

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Interessante Zahlen aus -er Berufs- und Betriebszähtung. Aus den Verhandlungen des Reichs­tags über das Gesetz betreffend die Vornahme einer Be­rufs- und Betriebszählung im Jahre 1907 ist bekannt, daß für die Durchführung des Zählwerks aus der Reichskasse vorläufig Mk. 6,20 auf den Kopf der Bevölekrung ver­gütet werden sollen. Für Preußen macht dies rund Mk. 2 325 000 aus. (Von den Vereinigten Staaten von Ame­rika wurden für den Zensus von 1900 über 45 Millionen Mark ausgegeben, trotz Anwendung der sinnreichsten elek­trischen und anderen Zählmaschinen). Der Betrag scheint hoch, aber, was dafür zu leisten ist, hat auch einen sehr großen Umfang. Die Drucksachen wogen rund 390,765 Kilogramm, das heißt die Last von 39 Eisenbahnwaggons. Unter Zurechnung des Gewichtes der Kisten und der Ver­packung belief sich die ganze Versendung auf 482 600 Kilogramm, das ist das Gewicht von 48 Eisenbahnwag­gons. Zum Verschrauben der Kistendeckel sind allein über 6 Zentner (318 Klg.) Schrauben gebraucht worden. Wie sehr eine geringfügige Kleinigkeit bei solchen Massen ins Gewicht fällt und ins Geld läuft, geht aus folgendem hervor. Der Reichstag hatte in letzter Stunde in die Haushaltungsliste noch die Frage nach der Religion ein­gesetzt; deren Aufnahme machte die Einfügung einer Spalte von nur 8 Millimeter Breite nötig, bei den vier­seitigen Drucksachen also eine Verbreiterung der Formu­lare um 16 Millimeter. Diese Kleinigkeit bedeutete für Preußen im ganzen einen Mehrverbrauch an Papier von rund 431? Mark. Die Versendung an die einzelnen Kreisbehörden und an die Gemeinden mit 5000 und mehr Einwohnern wurde vom Königlich Preußischen Statisti­schen Landesamte, das dazu besondere Mietsräume be­nutzte, unmittelbar bewirkt. Es mußten jedem Empfänger von jeder Drucksache im voraus berechnete oder durch Nachforderung erbetene Mengen übermittelt werden. Da­durch erschwerte sich der Druck, da die Druckerei von je­der Art der Formulare täglich eine bestimmte Menge im ganzen täglich rund 2300000 Blätter zu je 2 Seiten zu liefern hatte. Der Druck der Hauptmasse, d. h. ohne den durch Nachforderungen später nötig ge­wordenen Mehrdruck, hat 26 Tage gedauert. Die Ver­sendung ging vom fünften Tage des Drucks neben diesem her, wurde aber durch die Erledigung von Nachforderungen, die noch bis zum letzten Tag eingingen, länger aus­gedehnt; in den letzten acht Tagen vor der Zählung wur­den in etwa 800 Telegrammen Zählpapiere, meist in kleineren Mengen, nachgefordert. Im ganzen wurden die Zählpapiere in 6635 Kisten, 4388 Postpaketen und 164 Briefsendungen verschickt, und außerdem erschienen in den Tagen vor der Zählung noch 111 Boten in der Versendestelle, um für Berlin oder die Nachbarorte aus-

gegangene Zählpapiere zu ergänzen. Die Kosten für Druck, Papier, Kisten und Versendung der Zählpapiere haben in Preußen rund 245 000 Mark betragen.

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Die Opfer von-weft. Die vom großen Ge­neralstab herausgegebene amtliche Verlustliste der südwestafrikanischen Schutztruppe verzeichnet mit Einrechnung der Vermißten für die Zeit von 1904 bis 1907 die erschreckende Zahl von 1491 Toten (96 Offiziere und 1396 sonstige Mannschaften). Dazu kom­men noch 907 Verwundete (89 Offiziere und 818 Mann­schaften); an den Folgen der Verwundungen gestorben sind 5 Offiziere, 5 Oberveterinäre und 44 Mann. An Krankheiten gestorben sind 26 Offiziere und 663 Mann­schaften. Vom 25. Oktober 1903 (Bondelzwartserheb­ung) bis zum 8. Februar 1907 haben insgesamt 295 Gefechte stattgefunden, und zwar 88 gegen die Hereros und 207 gegen die Hottentotten. Das ist das Blutopfer für Südwestafrika. War es unvermeidlich, wird es Früchte tragen, die seinen Schmerz vergessen machen?

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Im Zeichen -er Bün-niffe un- -er Krie-ens- beteuernngen. Der österreichisch-ungarische und der italienische Minister des Aeußeren, die Herren von Aeh­re n t h a l und Tittoni, haben am Montag eine Zusam­menkunft in Des io bei Mailand gehabt. Von da wer­den sich die Herren nach Racconigi in der Nähe von Turin begeben, der Sommerfrische des Königs, dem Herr v. Aehrenthal sich vorstellen will. Anläßlich dieser Zusam­menkunft wird von allen Seiten bestätigt, daß die Bezieh­ungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien gegen­wärtig so freundliche seien, wie schon lange nicht, sodaß also die Zusammenkunft nur die Befestigung der bereits be­stehenden freundlichen Beziehungen bedeuten kann. Man wird das überall gern hören. Die Zusammenkunft hat wohl auch nur den Zweck, die persönliche Bekanntschaft beider Minister zu vermitteln. Die Reise Aehrenthals nach Italien erhält allerdingsi wie die Wiener N. Fr. Presse hervorhebt, besondere Bedeutung durch die bekanntgewordene Tatsache, daß. Italien das Bünd­nis mit Oesterreich-Ungarn und Deutschland nicht gekündigt und dieses automatisch bis Juni 1914

verlängert wurde. Das Blatt bemerkt:Nach den letzten Erklärungen T itt o ni s in der Kammer mußte angenommen werden, daß eine Kündigung nicht erfolgen werde. Aber jetzt herrscht darüber Gewißheit. Noch wich­tiger ist jedoch die Tatsache, daß die Verlängerung auto­matisch erfolgt. Daraus geht hervor, daß der Inhalt des Bündnisses unverändert geblieben ist, und daß es die gleichen Verpflichtungen und Rechte enthält."

Bei der Einweihung des Garibaldi-Denkmals in Paris hat der franz. Minister des Aeußern eine Rede gehalten, wo­rin er sagte, diese Kundgebung gestatte Frankreich und Ita­lien ihre Freundschaft feierlich zu bekräfti­gen. Dank dem auf den Schlachtfeldern der Lombardei reichlich vergossenen Blute von Franzosen habe sich eine neue Nation gebildet, die ein Element des Fortschrittes und des Gleichgewichtes für Europa sei. Wir sind, so fuhr der Redner fort, Ihre Freunde, weil wir nirgends Interessen begegnen, die im Widerspruch zu den unseligen stehen, weil wir das nämliche Ideal der Unabhängigkeit Und Gerechtigkeit haben und weil wir den gleichen Wunsch haben, mit allen Völkern in Frieden zu leben, der begründet ist auf Recht und Solidarität. Das fran­zösisch-italienische Uebereinkommen ist ge­boteil durch gemeinsame Erinnerungen und durch Leider Patriotismus. Ihre Mißverständnisse würden ein bekla­genswerter Irrtum sein, ihr Widersteit eine Katastrophe herbeiführen."

Auch der französische Botschafter in Berlin hat ähnliche Friedenskundgebungen geäußert. Aus Anlaß des französischen Nationalfestes (14. Juli) hat die Berliner französische Kolonie ein Diner veranstaltet. Da­bei hielt Cambon eine Rede, worin er sagte:Wenn man den 14. Juli als Tag des Nationalfestes gewählt hat, so ist dies nicht ,in erster Linie geschehen, weil an diesem Tage die Bastille erstürmt wurde, die damals bekanntlich nur von einigen Invaliden verteidigt worden ist, sondern weil der 14. Juli den Beginn einer neuen Aera bedeutet.

Nicht nur für Frankreich, sondern für die ganze Welt. Dem Absolutismus ist damals ein Ende bereitet chorden. Des­halb ist der 14. JUli ein Fest des Friedens und der! Eintracht. Ms man dieses Fest zum ersten Male feierte, da nannte man es das Fest der Federation, bei dem sich die Leute unter Tränen in die Arme gefallen sein sollen. So spreche ich den Wunsch aus, daß der 14. Juli für alle Zeiten ein Fest der Eintracht sein möge, nicht nur unter den Franz os en, sondern unterallen Völkern der Welt!"

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Die Abrüsturrgsfrage auf der Haager Kon­ferenz. Nach einer Meldung aus dem Haag, wird Sir Edward Fry, Englands erster Delegierter am nächsten Freitag in der angesetzten Plenarsitzung der Friedenskonferenz den englischen Abrüstungs-Vorschlag etnbrtngen. In welcher Form derselbe sich halten und ob hierüber eine Debatte bezw. eine Abstimmung stattfinden wird, ist noch nicht genügend bekannt. Sir Edward Fry wird in dem mit Spannung erwarteten Anträge Bemg nehmen auf die Notwendigkeit, vor der sich England befindet, die Absichten der Mächte klarzustellen, bevor es zu neuen Bestellungen schreitet.

Trges-KhroniL.

Berlin, 16. Juli. Wie die C. K. erfährt, wird sich Freiherr v. Hertling im Oktober einer Staaroperation unterziehen!. Somit würde er für den ersten Teil der nächsten Reichstagssession aus der aktiven Politik aus- scheiden.

München, 14. Juli. Einer anders lautenden Zeit­ungsbehauptung gegenüber erklärt der Verkehrsminister, daß die Ueb er nähme des Pfalzbahnpersonals auf den Staat zuverlässig zum 1. Januar 1909, dem Termin der Verstaatlichung der Pfalzbahnen, erfolgen werde.

Müncheu, 14. Juli. Der Vertreter des Dr. Peters in dessen Prozeß gegen dieMünch. Post", Rechtsanwalt Dr. Rosenthal hat nun seine neulich angekündtgte Ab­sicht ausgeführt und gegen daß genannte Blatt wegen der bet der Prozeßbrsprechung über ihn gemachten Bemerkungen eine Beleidigungsklage angestrengt.

Lu-lvigshafeu, 15. Juli. Gestern wurde im nahen Oggersheim ein Schillert, enkmal enthüllt Da? Denkmal besteht aus einem Brunnen aus Marktbreiter Muschelkalk, gekrönt von der Büste des Dichters in Erz. Die Brunnenschale ist mit dem Reltesbild von Streicher und mit Szenen aus den Räubern geschmückt. SLöpfer des Denkmels ist der Kaiserslauterner Bildhauer Adolf Berndt Die Feier endete mit einer Huldigung vor dem Oggershemer Schtllerhause.

Rom, 16. Juli. Auf Grund von Verfügungen des Staatsgerichtshofes wnrde der ehemalige Minister Nasi und der Chef des Ministeriums Lom­bards verhaftet und ins Gefängnis gebracht.

Neapel, 16. Juli. Staatssekretär Dernburg ist gestern Abend nach Ostafrika ab gereist.

Brest, 15. Juli. An Bord des deutschen Dampfers Neustein", der mit Salpeter beladen von Hamburg kom­mend nach dem Atlantic unterwegs war, brach Feuer aus. Der englische Dampfer Worwick, der im Hafen von Gascogne eintraf, schleppte das Schiff nach Brest. Die Hintere Kommandobrücke und die Boote sind vollständig verbrannt.

Haag, 16. Juli. Offiziell wird aus Niederländisch- Jndien gemeldet, daß die Bergbevölkerung aus unbekann­ten Gründen das Dorf Endeh äuf der Flores-Insel an- griff und verbrannte. Das Regierungsgebäude ist gerettet. Truppen sind bereits abgegangen.

O-essa, 14. Juli. Auf dem von hier nach Batum abgegangenen DampferSophia" überfielen 18 gut bewaffnete Räuber, welche als Passagiere mitreisten, die Matrosen und bemächtigten sich des Dampfers; nachdem sie die Maschinen zerstört hatten und einem Kassenboten der Russischen Bank 50000 Rubel und den Passagieren über 5000 Rubel Leraubt hatten, verschwanden sie auf den Rettungsboten des Dampfers. Ein zufällig vorbei­gehender Dampfer brachte dieSophia" nach dem näch­sten Hafen.

Aie Komödikmtin.

Roman von Oswald Benkeudors. L4

Aber Koustanze war nicht so sentimental, und wenn sie fürch­tete, es werden zu können, besaß sie ein treffliches Mittel, ihre Gedanken abznlenke»: sie sann aus Abwechselung, Zerstrennng.

Fast vierzehn Tage vor dem für die Hochzeit festgesetzten Termin haue sich es die Braut in ihr hübsches Kötzschen ge­fitzt, einen Ausflug nach Schluß Bentheim zu machen. Die künf- tn>e Schwiegermutter wollte uickstS davon hören, am allerwe­nigsten!?, daß Kurt mit von der Partei sei, während Graf Erich es ganz verständig fand, daß Koustanze das sagenumwobene Berg'chlvß, die Gcbnrtsstätte ihres Verlobte», tenneu lernen wollte.

Es genügte, selbst bei geringfügigen Anlässe», daß man der AtiLstchrnug eines von Konstanze geäußerten Wunsches Schwie­rigkeiten ii. den Weg legte, nnl sie starrsinnig daraus bestehen zu lassen, und sie setzte auch fast immer ihren Willen durch, so auch diesmal.

Kurt stand ans die Bitte der Mutter davon ab, die Damen nach Bentheim zu begleiten, obwohl er es befremdlich fand, daß er stets geflissentlich von dem Besuche des Vaterhauses ab- geonlte» wnrde. Da er aber, den Wintergarten betreffend, noch allerlei kühne Pläne hatte, deren Ausführung Zeit erforderte, war es ihin im Grunde lieb, allein znrückznbleiben, so konnte er die Braut doch wirklich überraschen bei ihrer Heimkehr. Graf Erich begleitete die Schwester und das verzogene Töchterchen, wie er Koustanze lachend genannt; auch ihm war es lieb, sich durch die kleine Reise ein wenig anfznsrischen. Die letzten Wo­chen waren so unruhig in dem sonst so stillen Wilmenau gewe­sen

Anfangs hatte der Graf Kurt fast gezürnt, daß er im lin­ken Finget, dem Erichsbau, alles von unterst zu oberst gekehrt und die ehrwürdigen Möbelstücke in die Rumpelkammer ver­bannt hatte.

Aber das geschah seinem Töchterchen zuliebe und solch ein Feenkiud konnte freilich nicht in den düsteren Gemächern Hausen, durch deren Butzenscheiben das Licht nur gedämpft drang, zwi­schen hohen, nachgedunkelten Eichenschränken und Truhen, am Spinnrocken oder dem Stickrahmen.

Fata Morgana, die holde Fee mit dem Goldhaar, bedurfte

des Sonnenscheins, der Blumen, des Glanzes und der Farben,

ja inehr noch: alle Raffinements des modernen Luxus.

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Ernst Kindler war schon längere Zeit nicht in Wilmenau gewesen, so kam es, daß er nichts von dem Ausflüge der Fa­milie nach Bentheim erfahren. Er schleuderte über den Markt­platz des Städtchens, der um diese Zeit recht öde aussah; denn die guten Spangenberger waren an Ordnung gewöhnt und hiel­ten nm Punkt zwölf Ühr ihr Mittagsmahl. Ernst blickte auf die unregelmäßigen Steine des holperigen Pflasters, zwischen denen das zarte Grün in üppigen Büscheln sproßte, und dann auf eine schlanke Mädchengestalt, die um die nächste Ecke bog und jetzt in den Lade» des Bücherhändlers und Antiquars Isi­dor Wolf verschwand.

Das war ja Thea, die junge Gehilfin der Kammerfrau Lina Faustner in Wilnienau. Es durchzuckte Kindler, alles hatte In­teresse für ihn, selbst untergeordnete Personen und Dinge, die mit Koustanze in irgend welcher Verbindung standen. Er be­trat gleichfalls den Laden des alten Isidor und fragte nach eini­gen Büchern.

Der Alte putzte die Gläser seiner großen Hornbrille, zog den schäbigen Pelz, der seine mageren Glieder umschlvtterte, fester zusammen und machte sich in dem modrigen Wust, der den Hin­tergrund seines Ladens anfüllte, auf die Suche nachden gewünsch­ten Scharteken.

Indessen vertiefte sich der Hauptmann anscheinend in das Anschauen eines Pastellbildes, dessen Farben fast verblaßt wa­ren, dabei hörte er die Stimme der jungen Dienerin auf eine Bemerkung des Händlers erwidern:Schön, Herr Wolf, lassen Sie nur das Packet hier liegen, es ist so groß, ich kann eS nicht überall mitschleppen und habe doch noch so viel zu besorgen.

Einen Bissen essen muß unsereins ja auch, dafür ist die liebe Mittagszeit da. In einer guten Stunde fahren wir ab, dann hole ich mir die Bücher."

Damit verließ Thea eilig den Laden wieder, gleich darauf tauchte Herr Isidor wieder auf und bedauerte mit wehmütigem Herabziehen der Mundwinkel, daß er kein Geschäft mit dem Herrn Hauptmann machen könne, weil die gewünschten Werke nicht auf Lager seien.

.Wa» sind denn da» für Bücher?" fragte Ernst, ein umsang-

reiches, wohl verschnürtes Paket, das auf dem Ladentisch lag, mit dem Finger berührend.

Einige Autographen von Karl von Holtet, Hoffmcmn vor Fallersleben, Abhandlungen verschiedener Gelehrten und Ge­dichte, altes Zeug, Herr Hauptmaim, auch stelzige Verse von der Mitgliedern der schlesischen Dichterschnle, ehrlich gesagt, war Modernes istmir unterhaltender, aber für die studierten Herrer hat das historischen Wert . . mir recht. Der junge Herr Gras i» Wilmenan ist ganz versessen auf die alten Schmöker, die ick mir mit schwerer Mühe und viel Geld verschafft habe. Er will sie als Präsent für den Herrn Professor ans Berlin . . ich Hab« Vergessen den Namen. Wissen Sie, Herr Baron, daß der alt« Prellmanu auf den Tod liegt? Der hat doch sein Lebelang nichts anderes getan, als solchen Bücherkram gesammelt. Also gut, Geld ist nicht da, um Doktor und Apotheker zu zahlen, nur die alten Schmöker. Die Jnngfer Johanne, seine Schwester, ist eine kluge Person, die sich zu helfen weiß. Wenn Nvt an Mann kommt, räumt sie flugs eins derRepvsitvrienab und bringt mir eineSchürz« voll Drucksachen, die ich ihr dann gut bezahle, der Kranke darj natürlich nichts davon wissen, sonst wär's aus und geschehe».

Es steht dahin, wie viel Kindler von der langen Rede Isidor Wolfs vernommen hatte, doch blickte er Plötzlich so lebhaft aus und seine Augen glänzten so jfeurig, daß der Händler glauben mußte, die Erzählung von dem sterbenden Prellmanu, der Jmig- fer Johanne und den Büchern interessierte den schönen Offizier ganz ungeheuerlich In dieser Vermntungwurde er noch befestigt, als Kindler jetzt sagte:Das ist ja von großer Wichtigkeit, da liegen vielleicht Schätze verborgen, die zu heben wären."

Hat Graf Bentheim diese Auswahl getroffen, oder senden Sie ihm die Sachen zur Auswahl?"

Das letztere, Herr Baron; denn vorerst wenigstens muß ich die Sachen nehmen, wie die Johanne sie nur bringt, später, wenn Prellmann erst tot und begraben ist, wird das schon bes­ser werden."

Wissen SiewaS, Herr Wolf," unterbrach Kindler den Händ­lerSie können mir einen Gefallenerweisen. .."

Stehe ganz zu den Befehlen des Herrn Hauptmann."

Ich mache nur einen Sprung hinüber in meine Wohnung, um eine dienstliche Anordnung zu treffen, dann komme ich wie­der und Sie lassen mich einen Blick in die Bücher dort wer­fen." 139.

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