Württ. Landtag.

Stuttgart, 10. Juli,

Präsident Payer eröffnet die Sitzung um 93/4 Uhr. An Stelle des aus der Finanzkommission ausscheidenden Abg Mayer-Ulm wird der Abg. Käß (Vp.) in diese Kommission gewählt.

Die Beratung wird alsdann bei Kapitel 111, Ein­nahmen der Kameralämter, fortgesetzt.

Berichterstatter Dr. Hieber führte u. a. aus, in der Kommission sei von verschiedenen Seiten auf den ge­ringen Ertrag der Staatsgüter durchschnittlich 32,27 Mark pro Hektar hingewiesen und von einigen Seiten angeregt worden, die am wenigsten ertragreichen Güter an die Forstverwaltung abzugeben zwecks Aufforstung, oder aber diese zu verkaufen.

Graf-Stuttgart (Ztr.) stellt den Antrag, es möchte bei Dienstwohnungen in staatseigenen Gebäuden der Wasserzins in Wegfall kommen.

Präsident v. Schwarz bekänrpft diesen Antrag und weist u. a. darauf hin, daß der Wasserzins in vielen Fällen von den Gemeinden erhoben werde.

Vogt (BK.): Von den Steuereinschätzungskommis­sionen sollte das Augenmerk auf den geringen Ertrag der Staatsgüter gerichtet werden, die einen Schluß auf die Rentabilität der Landwirtschaft zulassen.

Käß (Vp.): Die Güter an die Forstverwaltung an­zugliedern, werde durch den geringen Ertrag der Meiereien (148000 Mark von 4384 Hektar) dringend nahegelegt. In einzelnen Fällen könnte auch der Verkauf an Ge­meinden oder an benachbarte Gutsbesitzer in Frage kommen.

Minister v. Zeyer: Er stehe auf dem Standpunkt, der Staat solle grundsätzlich seinen Domänenbesitz auf­recht erhalten. Nach kurzer Bemerkung des Abgeord­neten Bantleon (D. P.) erfolgt die Abstimmung, wobei der Antrag Graf abgelehnt wird. Der Titel selbst gelangt zur Annahme. Der Rest des Kapitels wird hier­auf genehmigt.

Beim nächsten Kapitel, Forsten, sind die Einnah­men aus dem Holzertrag von der Kommission um rund 400 000 Mk. erhöht worden (17 536 000 Mk. i. I. 1907).

Dambacher (Ztr.): Man sollte bei den Holzver­steigerungen auf die Bedürfnisse der ansässigen Bevölker­ung rnehr Rücksicht nehmen.

Minister v. Zeyer: Der Einnahmeerhöhung, wel­che von der Kommission beantragt worden sei, könne er zustimmen. Für das Eyachtal sei die Erbauung einer Waldbahn mit einem Kostenaufwand von 600 000 Mark in Aussicht genommen gewesen. Mit Rücksicht auf das bekannte Wasserversorgungsprojekt der Stadt Stuttgart mußte aber dieses Bahnprojekt vorläufig zurückgestellt werden.

Forstdirektor v. Grauer: Der Reservefonds der Forstverwaltung habe jetzt die Höhe von 4 Millionen Mark erreicht. Wenn der Berichterstatter die Errichtung einer Forsteinrichtungsanstalt angeregt habe, so möchte er hierzu bemerken, daß ein Bedürfnis hierfür nicht vor­handen sei.

v. Gauß (Vp.): Bei dem Wasserversorgungsprojekt der Stadt Stuttgart handle es sich um ein Kulturwerk 1 .Ranges. Der Redner wünschte sodann Erhaltung der Naturdenkmäler. Die Waldpflanzungen sollten nicht nach der Schnur gesetzt werden.

Direktor v. Grauer: Er sei bezüglich der Bepflanz­ung der Höhen mit dem Abg. v. Gauß einig, aber hier seien seine Kollegen zum Teil anderer Meinung. Hin­sichtlich der Naturdenkmäler im allgemeinen seien den Forstämtern Anweisungen zugegangen.

Locher (Ztr.) verbreitet sich über Wünsche von Sägwerkbesitzern.

Direktor v. Grauer geht auf diese Wünsche des näheren ein.

Mülberger (D. P.): Für die Preisbildung in der Holzindustrie sei die schlechte Beschaffenheit der Wald­wege allmählich zu einem wesentlichen Faktor geworden. Daher seien die Waldbahnen von großem wirtschaftlichem Interesse. Er stelle die Anfrage, ob Gemeinden, falls sie zur Verbesserung der Holzabfuhrgelegenheit von sich

aus an die Erbauung von Waldbahnen gehen, an eine Unterstützung seitens des Staates glauben dürfen.

Minister v. Zeyer: Ehe er sich darüber schlüssig machen könne, müsse der Staat hier selber Erfahrungen sammeln.

K. Haußmann (Vp.) bezeichnet es als wünschens­wert, daß man die Anlegung von Kulturen auf einzelne Gebiete zentralisiere. Eine Reihe weiterer Wünsche stelle er mit Rücksicht auf den Hochdruck der Geschäftslage zurück.

Direktor v. Grauer: Es sei zweckmäßig, die Kul­turen mehr als bisher zu konzentrieren; er möchte je­doch nicht so weit gehen wie der Abg. Haußmann.

Käß (Vp.): Er sei der Ansicht, daß die Furcht vor dem ungünstigen Einfluß der Kanäle auf die Holzpreise nicht in dem zum Ausdruck gekommenen Maße gerecht­fertigt sei. Das Sinken der Holzpreise wäre im ganzen nur zu begrüßen.

Nach kurzen Bemerkungen der Abg- Schaible, Staudenmeyer (Vp.) um wohlwollende Prüfung der Wünsche der beteiligten Gemeinden und der Schwarzwald­versorgungsgruppe in der Frage der Wasserableitung aus dem Enzquellgebiet, bemerkt Minister v. Zeyer: Man habe für die Holzabfuhrwege bereits einen Betrag von 800000 Mk. ausgesetzt. Den Waldbahnen seien andere Aufgaben gestellt als den Holzabfuhrwegen.

Schlichte (Ztr.) tritt für eine höhere Quartier­entschädigung für die zu Weganlegungen kommandierten Truppenteile ein.

Nach kurzen Bemerkungen der Abg. Locher (Ztr.) und Frhr. v. Perglas (BK.) führt v. Kiene (Ztr.) aus, daß die bisherige Forstorganisation wenig befrie­digend sei, einmal hinsichtlich der Ausscheidung der Forst­amtmannsbezirke und sodann in der Abgrenzung der Befugnisse zwischen Oberförster und Forstamtmann.

Direktor v. Grauer erwidert hierauf, ebenso Mi­nister v. Zeyer.

Liesching (Vp.) befürwortet die Forsteinrichtungs­anstalt und Berichterstatter Hieber (D. P.) betonte, daß erfahrene Sachverständige für diese Anstalt eintreten.

Zu Titel 4 bringt der Bauernbund folgenden Antrag ein:Die Staatsforstverwaltung zu ermäch­tigen, im Hinblick auf die Notlage vieler wein­bautreib enden Gemeinden denselben Laubstreu aus den Staatswaldungen um einen billigen Anschlag zu überlassen." Der Antrag wird von Beißwanger (BK.) begründet und nach kurzer Erörterung zum Be­schluß erhoben.

Bei Titel 8 führt der Berichterstatter Hieber aus: Von der Regierung wird eine Erhöhung des Höchst-, gehalts der Oberförster um 100 Mark beantragt. Er halte die weiteren Wünsche der Oberförster zu ihren Ge­haltsverhältnissen für berechtigt. Doch verstehe er nicht, weshalb sie anders behandelt werden als die Kameral- verwalter und Bezirksbeamten.

Es folgt eine kurze Bemerkung des Abg. v. Perglas, worauf Minister v. Zeyer bemerkt: Nach Umfang und Bedeutung ihres Amtes können die Oberförster nicht förm­lich als Bezirksbeamte gelten.

Hierauf wird abgebrochen. Die nächste Sitzung findet Donnerstag vormittag statt mit der Tagesordnung: Fortsetzung.

AimdsHsn.

Tic Petition an den Papst. Die Münchener Neuesten Nachrichten" veröffentlichen die Bittvorste l- lung des katholischen Kulturbundes an den Papst. Sie hat folgenden Wortlaut:

Vor allem bitten wir, heiliger Vater, wenn es möglich ist, und im Vertrauen auf die allgemeinen Vorschriften des Glaubens und der Moral, auf die vsorstn Aeusraliu Inäieis, die der modernen Richtung entsprechend modifi­ziert sind, auf die Kraft der Wahrheit, welche aus eigener Kraft sich "Bahn bricht und die Geister fesselt: daß für im­mer und ganz die nominelle Indizierung bestimmter Werke mit rückwirkender Kraft abgeschafft wird.

Auf falle Fälle gefalle es aber Ew. Heiligkeit, Mit einer ausgiebigen Nachprüfung, der bisher erfolgten Ent­scheide feste Garantien für die Zukunft zu geben, daß die

nominelle Indizierung auf ein Minimalmaß beschränkt und nach Möglichkeit ganz aufgehoben wird.

Wenn, heiligster Vater, die vollständige Abschaffung der nominellen Verurteilung nicht durchführbar ist, so ge­falle es Ew. Heiligkeit, den Judexdekreten für immer al­les das zu nehmen, was das deutsche Natioimlgefühl zurück­weist, d. h. vor allem dis Verurteilung ohne Anhörung des Beschuldigten, die Geheimhaltung der Gründe der Ver­urteilung gegenüber dem Verurteilten und endlich die dem Verurteilten auferlegte Verpflichtung zum Schweigen, ohne die gleichzeitige Verpflichtung gleicher Art an alle Gegner desselben.

Es gefalle Ihnen, heiligster Vater, anzuordnen, daß jedem beschuldigten Katholiken die Möglichkeit zustehe, schriftlich und mündlich vor der Indizierung sich zu ver­teidigen und die Meinungen zu klären und zu beruhigen; daß ferner alle Gründe, die zur Setzung auf den Index führten, genannt werden, und daß zum Schluß die Ver­pflichtung des Stillschweigens nicht nur den Beschuldig­ten, sondern auch seine Gegner umfasse.

Außerdem, Heiliger Vater, bitten wir um den Befehl, daß jeden: katholischen Autor, bevor er auf den Index ge­setzt wird, immer vertraulicherweife eine Frist gesetzt werde, in der er, um die Verurteilung zu vermeiden, sein Werk vom Büchermarkt zurückziehen, modifizieren oder die in- kriminiertc Stelle unterdrücken kann, ferner, daß es ihn: möglich ist, die bereits in Verkauf gebrachten Exemplare durch öffentliche Erklärungen und Korrekturen zu verbessern.

Schließlich bitten wir ergebenst und vertrauensvoll, daß die spezielle Zensur der Exkommunikation beseitigt werde und daß die den Dekreten der Jndexkongregation geschuldete Unterwerfung zu einer einfachen Gewissensver­pflichtung werde mit der Maßgabe, daß an Stelle der bi­schöflichen Autorität der dem Pönitenten persönlich be­kannte Beichtvater die Fähigkeit zur Dispenserteilung be­sitze.

Es folgt dann eine größere Anzahl von Fällen, in denen nach Ansicht der Bittsteller das bisherige Vorgehen der Jndexkongregation nicht gerechtfertigt war. Die Bitt­schrift schließt mit der Versicherung eine: beding­ungslosen Unterwerfung unter den Ent­scheid der Kirche. Man steht: Die Jndexreiormer find bescheiden und devot. Trotzdem müssen sie nach der Ansicht der römischen Jesuiten ins Fegfeuer.

Ein ständiges Schiedsgericht haben die Ameri­kaner der Haager Friedenskonferenz vorgeschlagen. Das Gericht soll aus 15 Richtern bestehen, die aus verschiede­nen Ländern gewählt werden. Die Beschlüsse sollen durch einfache Mehrheit herbeigeführt werden. Das Gericht soll jährlich an einem bestimmten Tag im Haag stattfinden. Mittwoch Nachmittag tagte die 1. Unterkommission der 2. Kommission, um über die Gesetze und Gebräuche der Kriegführung zu berate::. Man diskutierte über den deut­sche:: Vorschlag betr. die Notifikation der für Milizen und Freiwilligenkorps anzubringen Unterscheidungsmerk­male. General Amourel (Frankreich) wies auf die Schwie­rigkeiten hin, die das Gesetz bieten würde. Carlin (Schweiz) und Guillaume (Belgien) schlossen sich diesem Ge­sichtspunkte an, während Japan den deutschen Vorschlag unterstützte. Ter Vorschlag wurde darauf mit 24 gegen 10 Stimmen abgelehnt und Artikel 2 über die Massen­aushebungen angenommen.

* * *

In Südwestafrika sollen für Lüderitzbucht, Swakopmund und Windhuk kommunale Selbverw altun g en geschaffen werden. Es war be­richtet worden, daß das Reichskolonialamt auf der Suche nach einem, zur Durchführung dieser Aufgabe geeigneten Kommunalpolitiker Verhandlungen mit dem Oberbürger­meister von Weißenfels, Herrn Wadehn, der sich selbst für diesen Posten gemeldet, angeknüpft hatte. Wie das Berl. Tagebl." jetzt erfährt, haben sich diese Verhand­lungen zerschlagen und Herr Wadehn wird nicht mit der Kommunalmission des Reichskolonialamts betraut werden. Das wird man in weiten Kreisen gern hören, denn dieser Herr hatte auf einem der letzten Städtetage,

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Ire Komödiantin.

Roman von Oswald Benkendorf. 20

Soll das auch ein Kompliment sein, Vetter?" fragte sie scherzend.

Ich sehe schon," sprach er in demselben Tone,daß ichhuete de» kürzeren ziehe! Machen wir Friede, Maßliebchen, Sternblü- melein, das zmn Himmel schaut."

Zur wahren Heimat, Kurt," erwiderte Franziska bewegt und reichte dem jungen Manne die kleine Ha:id, die er fest in der seinen drückte.

Mit voller Klarheit empfand heilte Kurt, daß Franziska leide, daß sie den Wechsel in ihrem Geschick, den Konstauzes Kommen veranlaßt, ties empfinde als ein ihr zngestoßenes Unglück. Das tat ihm weh, er hatte das stille Mädchen ja so lieb gehabt, und gerade in der Uebersülle seines Glücks wünschte er, daß sie froh und zufrieden sein möge, damit ihn die Erwägung nicht peinige, er sei ans ihre Kosten glücklich geworden.

* »

*

Die Ankunft derer von Wilmenau erregte bei der Spangen- berger Ballgesellschaft große Sensation. Viele hatten die so spät entdeckte Erbtochter noch nicht von Angesicht zu Angesicht ge­sehen und waren unwillkürlich überrascht durch die wunderbare Erscheinung des schönen, stolzen Mädchens.

Leutnant von Zöbitz, in seinem überschwenglichen Enthusias­mus, hatte aller Welt von Fata Morgana erzählt und jetzt be­trachtete er Kvnstanze wieder mit verzücktem Blick, wie Oberst Perle, der seine Gäste zum Ehrenplatz geleitet, lachend meinte.

Als erster, der um einen Tanz bat, näherte sich Ernst Kind- ler. Konstanze sollte keine Ausrede haben, um ihm die Gunst verweigern zu können.

Nachdem beide in Gegenwart deS Grafen Erich einige kvn- Ventionelle Redensarten gewechselt, zog sich der Hauptmann mit tiefer Verneigung zurück, um anderen Platz zu machen, die sich dnrch Oberst Perle der Komtesse Wilmenau vorstellen ließen.

Ernst tanzte nicht, er lehnte an einer Säule und macht sich in­teressant, wie ein ältliches Landedelfränlein, das keinen Tänzer bekommen, der Mutter spöttisch zuraunte.

Und dann kam doch endlich der zweite Walzer an die Reihe, den Konstanze ihm versprochen, und Ernst umfaßte das schöne Mädchen und flog mit ihm dahin tm Wirbel de» Tanze»,

Fester umschlangen seine Arme ihre junonische Gestalt als er ihr znflüsterte:Fata Morgana! Ziehe mich hinab zu Dir, ich folge und wär's auch in den Tod!"

Sie mißbrauchen den Ihnen günstigen Umstand, daß ich hier, ohne Aufsehen zu erregen, nicht den Schutz meines Vaters oder meines Verlobten aurufen kann," sprach Konstanze bebend vor Zorn.

Ich fürchte weder den einen noch den anderen."

Sie sind ein Wahnsinniger!"

Kindler lachte fröhlich auf, als habe seine Tänzerin irgend «in Scherzwort gesagt, dann, als die Tour beendet, führte er seine Dame un ihren Platz zurück und sprach halblaut:Gestatten Sie mir, Komtesse, Ihnen einen Rat zu geben: In Gegenwart Ihres Bräutigams dürfen Sie nie von irrsinnigen Lewen spre­chen, es geht die Sage, daß die Nerven derer von Bentheim das nicht vertragen."

Ans Ernsts Zügen sprach so viel Hohn, eine so wilde Scha­denfreude, daß Konstanze, unwillkürlich erbebend, fragte:Was wollen Sie damit sagen?"

Wir sprechen noch darüber, Komtesse."

Kurt näherte sich und Kindler begab sich in das Spielzimmer, am Tanze beteiligte er sich nicht mehr.

Anch Kurt tanzte nicht, doch gönnte er der schönen Braut von Herzen dies Vergnügen, ohne die mindeste Regnng von Eifersucht. Nur als Ernsts Arm sie umschlossen, als sie mit ihn: dahingeflogen, seine brennenden Blicke sie förmlich im Banne gehalten, hatte ei» seltsames Gefühl ihn erfaßt, eine wilde Gier, sich ans Ernst zu stürzen, wie auf einen gehaßten Nebenbuh­ler, ihm Konstanze zu entreißen, ihn zu töten, sein Herzblut zu trinken!

Kurt erschrak über sich selbst, seine Brust hob sich, die Fäuste hatte er krampfhaft geballt, träumte er denn mit sehenden Au­gen?"

Fühlen Sie sich unwohl, Graf Bentheim?" fragte besorgt der gutmütige Zöbitz, der mitseinerTänzerin, Franziska Lauen, Kurt cmstreiste, ohne daß dieser die Nahenden bemerkt.

Die Hitze im Saal ist unerträglich," stammelte Kurt und fuhr mit dem Batisttuche über die Stirn.

Franziska ward besorgt und Zöbitz blickte sie verwundert an, e» war ja durchaus nicht zu warm hier.

Als die beiden ihn verlassen, begab Kurt sich zu Konstanze. Sich über ihren Sessel neigend, flüsterte er:Liebling nitter- hälst Du Dich gut?"

Gewiß. Kurt, das Tanzen hat nur stets großes Vergnü­gen gemacht."

Ich erbitte eine Gunst von Dir: tanze heule nicht mehr mit Ernst Kindler!"

Konstanze zuckte leicht zusammen, erwiderte aber leichthin: Das wäre ohnehin nicht geschehen, da ich keinen Tanz mehr zu vergeben habe. Doch sage mir, bist Du eifersüchtig?"

Es könnte sein . .

Dann wäre es sehr töricht ; denn Baron Kindler ist mir durchaus nicht sympathisch."

War er es nie?"

Konstanze schüttelte nur verneinend das Haupt denn die Musik rief zum Tanze und ein junger Leutnant, dem sie die Polka zngesagt, näherte sich eilfertig.

Und sie kannte ihn in Berlin und er gab ihr den Namen Fata Morgana, murmelte Kurt vor sich hin, dann faßteer sich gewalt­sam :Bah, welch ein Narr bin ich doch! Mir bar sie sich verlobt, bald . . bald ist sie mein . . mein Weib. Ernst dagegen hat sie verloren und er liebt sie, das ist mir klar, erverdiente weit eher Mitleid als Haß."

Vielleicht war es das erste Mal, daß Kurt sich etwas ein- znreden suchte, was er im Grunde nicht glaubte, doch er hatte nicht Zeit, seinen Grübeleien ungestört nachznhänge»; denn Freunde und Bekannte kamen und gingen und verwickelten ihn in Gespräche.

Indessen benutzte Franziska die Gelegenheit in der großen Panse, als Oberst von Perle sich nach ihrem Befinden erkun­digte, ihn in ein Gespräch zu ziehen.

Gräfin Sidonie unterhielt sich mit einer alten Stiflsdame und deren Bruder, dem pensionierten Hosjägermeister, sehr leb­haft unfern von dem jungen Mädchen, a» dessen Seite sich der Oberst niedergelassen.

Perle schalt über die männliche Jugend, der das Tanzen als Arbeit erschiene und nicht als Vergnügen, und schloß damit: Anch Ihr Vetter, Fräulein von Lauen, tanzt nicht einmal heute, der schönen Braut zuliebe." 139.