AnttdsÄün.

PodbielSki als Finanzpolitiker. Der frühere Landwirtschaftsnnn. v. Podbielski plädierte jüngst in der ZeitschriftDer Morgen" für eine durchgreifende Sanier­ung der Reichsfinanznot mittels einer allgemeinen Um­lau f st e u e r. Nach dem Beispiele der Banken, die schon jetzt ohne Widerspruch des Publikums eine Geldumsatzge­bühr von einem Achtel vom Tausend erheben, könnte der Staat sehr wohl eins solche Gebühr, und zwar 10 Pfen­nig für je 1000 Mk. umlaufendes Kapital, für sich bean­spruchen. Bedingung freilitch wäre, wenn damit wirklich . Nennenswertes erreicht werden soll, daß Einschränkun­gen, wie sie in den Quittungs-, Fahrkarten-, Banderole- und ähnlichen Stenern Mage traten, fern gehalten wür­den. Herr v. Podbielski argumentiert in folgender! Weife: Wie leicht gibt man 10 Pfennig aus auf der Straßenbahn, für Ansichtskarten, für sonstige kleine Bedürfnisse und Nichtbedürfnisfe des täglichen Lebens. Eine Sta­tistik des Nickelumsatzes würde gewiß interessante Dinge erzählen; selbst der sozialdemokratische Arbeiter bringt als als minimalste Leistung seinen Wochengroschsn zur Parteikasse. Wer nicht nur allgemein, auch obliga­torisch müßte die Umlaufsteuer sein, so daß keine Zahlung, für die nicht der Obolus in Form einer Kontrollmarke ge­leistet wäre, gültig und als geleistet zu gelten hätte. Würde die Steuer in diesem Umfange und mit dieser (strenge durchgeführt werden, so hätte man in ihr ein vorzügliches Mittel der Budgetbilanzierung, die heute so viel Schwie­rigkeiten und Kopfzerbrechen macht; denn der Reichstag hätte die Möglichkeit, im Bedarfsfälle den Minimalsatz etwas zu erhöhen oder, wenn die Finanzlage es gestattet, ihn zu verringern. Da mit dieser Steuer jede Art von Geldumlauf getroffen würde, fiele die Notwendigkeit spe­zieller Besteuerung einzelner Bevölkerungsklassen fort, die bisher so viel böses Blut gemacht hat. Daß der hier vorgeschlagene Weg gangbar ist, dürfte, wie ein Blick auf England lehrt, nicht zu bezweifeln sein. Ebenso sind Volk Und Regierung daran gleichermaßen interessiert, endlich einmal aus der ewigen Geldklamme und Schuldenmache­rei herauszukommen. Der im praktischen Leben Stehende pflegt die Bedürfnisse des Volkes unmittelbarer zu em­pfinden, als der Mann am grünen Tisch. Daher legiti­miert sich der Versuch, aus der Praxis des Lebens heraus Vorschläge für die Regierung zur öffentlichen Diskussion zu stellen.

Hohenlohe für CurtiuS? In Straßburg i. E. erhält sich das hartnäckige Gerücht von einem bevorstehen­den Rücktritt des Statthalters der Reichslande Fürst von Hohenlohe-Langenburg. Als Nach­folger nennt man den Prinzen Eitel Friedrich, den Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe oder den Fürsten Radolin. Als Grund zu dem Rücktritt wird angegeben: Der Kaiser sei verstimmt, weil der Statt­halter den Präsidenten Curtius nicht zum Abdanken ver­anlaßt habe. Personen, die Fühlung mit dem Statt­halterpalais haben, erklären jedoch das Gerücht für un­begründet, wenn es auch nicht ausgeschlossen sei, daß der 75jährige Statthalter sich im Laufe der Zeit von seinem Posten Aurückziehen werde.

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Fahrkartensteuer in der 4. Klaffe. Die Blätter verbreiten die Meldung, daß im Schoße der Regierung Er­hebungen über die Einführung der Fahrkartensteuer in der 4. Klasse gepflogen werden, angeblich um einer weiteren Abwanderung in die 4. Klasse vorzubeugen. Entgegen die­ser Mitteilung weiß das Berl. Tgbl. auf Grund von In­formationen zu melden, daß weder im Reichsschatzamt noch im Finanz- oder im Eisenbahn-Ministerium an leitender Stelle von einem Plane etwas bekämet ist, die Jahrkar­tensteuer auch auf die vierte Wagenklasfe auszudehnen. Das würde auch gerade noch gefehlt haben!

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Die sächsische Wahlreform ist jetzt im amtlichen Dresdener Journal" veröffentlicht worden. In den Mo­tiven heißt es, daß alles, was im Volke vertretungsbedürf­tig ist, auch wirklich zur Vertretung zu bringen ist und zwar durch tüchtige, unabhängige Männer. Diese Grund- ) forderungen sind durch die bisherigen Gesetze nicht erfüllt z

worden. Aufgabe des neuen Wahlgesetzes soll sein, die Uebelstände der bisherigen Gesetze aus der Welt zu schaf­fen, aber den Vorteil, den das Gesetz von 1806 gegen die Majorisierung durch die Sozialdemokratie gegeben hat, fest­zuhalten. Die Verhältniswahl will die Regierung, weil ohne sie die Zweite Kammer keine Verkörperung der wah­ren Volksmeinung sein könne. Bezüglich der Zusatzstim­men sagen sie, daß nach Ansicht der Regierung Besitz und Bildung bei unbedingter Festhaltung am allgemeinen Stimmrecht in der Weife wirksam geschützt werden, durch die Gewährung nur einer Zusatzstimme. Von 656 OO0 Personen, die bei den Landtagswahlen 1901 wahlberechtigt waren, hatten 145000 ein Einkommen von mehr als Mk. 1600. Bei Erläuterung der Wahlen durch Kommunal­verbände sagen die Motive, es sei bei der wachsenden Bedeutung der Gemeinden nicht mehr als billig, daß auch den Gemeinden als solchen durch ihre Vertretung ein Ein­fluß auf die Zusammensetzung der Zweiten Kammer ein­geräumt wird. Ein Berufswahlrecht will die Regierung nicht ausüben, weil dieses Recht mit dem Charakter der Zweiten Kammer als Volksvertretung unverträglich er­scheine. Die Regierung will eine Reform der Kommunal­verbände in Rücksicht auf das neue Wahlgesetz Vorschlägen. Sie rechnet damit, daß nicht mehr als 15 Sozialdemokra­ten in die Zweite Kammer gelangen können. Ws der Begründung ist leicht ersichtlich, daß diese sogenannte Re­form lediglich auf Zurückdämmung der sozialdemokratischen Mandate abzielt.

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Eine Erklärung für den letzten Piusdrief.

Aus Rom wird der Fr. Ztg. gemeldet: Die Heftigkeit des letzten päpstlichen Briefes gegen das Komitee zur Er­richtung eines Denkmals für Professor Schell findet jetzt seine Erklärung. Der Vatikan will nämlich die Exi­stenz einer geheimen Organisation gebildeter Ka­tholiken Deutschlands und Englands entdeckt haben, die unter dem Siegel des Ehrenwortes ihrer Mitglieder den Kampf gegen den veralteten päpstlichen Hof bezwecke. Die halb vatikan-offiziöseCorrispondenza Romana" enthüllt durch den Abdruck eines Briefes die Pläne dieser Ver­schwörung und polemisiert heftig gegen deren erste auf die Abschaffung des Index gerichtete Aktion. An der Spitze der Verschwörung sollen v. Hertling, der preu­ßische Abgeordnete Schmedding und Professor Plaß - mann stehen; ihr Sitz sei Münster. (?)

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Zu dem Karlsruher Fall Schänfele wird noch geschrieben: Schaufele hat nun dem Karlsruher Stadlrat erklärt, daß er das Mandat in den Bürgerausschuß nicht annehme, um feine Stellung in der Eiseubahnwerk- stätte nicht zu verlieren. Er hat bekanntlich auch feiner Vorgesetzten Behörde auf deren Vorstellung erklärt, daß er aus der sozialdemokratischen Partei ausgetreten sei. Der Bürgerausschuß wird nun zu entscheiden haben, ob für Schäufele hinreichend Gründe zur Ablehnung des Mandates vorliegen, oder ob auf eine Geldstrafe zu er­kennen ist. Eine ösfenrliche Eisenbahnerversammlung in Mannheim beschäftigte sich am Sonntag mit dem Vorgehen der Generaldirektion der badischen Eisen­bahn gegen Schäufele, der zum Austritt aus der sozial­demokratischen Partei gezwungen worden ist. Die Ver­sammlung nahm eine Resolution an, in der gegen das Vorgehen der Regierung in diesem Falle protestiert wird.

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Keine bösen Absichten haben die Amerikaner mit ihrer Flottenverschiebung. Wenigstens läßt Präsident Roosevelt durch Admiral Brownson erklären, daß es sich bei der für den Winter bevorstehenden Fahrt der amerikanischen Schlachtschiffe nach dem Stillen Ozean um eine Schnelligkeitsprobe, ferner darum handle, zu zeigen, daß die amerikanische Flotte im Stande ist, gleichzeitig die Küstenlinie sowohl des atlantischen Me des stillen Ozeans zu schützen. Diese Kundgebung er­folge nicht etwa, weil man an eine Kriegsgefahr glaube. Vielmehr wolle man die Flotte zur Sicherung des internationalen Friedens verwenden. Kein Au­genblick sei für eine solche Demonstration günstiger als der gegenwärtige, in dem die Vereinigten Staaten sich mit allen Nationen in vollkommenem Frieden befänden.

Die Komödiantin.

Roman von Oswald Benkendorf. 18

Graf Erich war nach Breslau gefahren, um das für die Toch­ter bestimmte fürstliche Geschenk selbst heimznbringen. Dasselbe bestand in dem Familienschnmck, den er bei einem der ersten Juweliere hatte modern einfassen lassen. Die großen Brillanten waren wasserhell und sehr wertvoll. Erst am Heiligen Abend ward der Graf zurückerwartet, während Professor Möllenhard schon am Tage vorher angelangt war.

Es war am Nachmittag, eine halbe Stunde vorm Speisen, da aber der Tag ziemlich trübe, brach die Dämmerung früh her­ein

Franziska hatte eben mit der Gräfin gesprochen, die der Wirt- schasterin einige Anordnungen erteilt, als ihr einfiel, daß sie ver­gessen habe, von den zum Feste angeschafften Süßigkeiten zum Nachtisch eine Schale herauszngeben. Besonders Kvnstanze liebte Südfrüchte und Näschereien, an denen es nie fehlen durste.

I» ihrer schlichten Weise, die immer »och ein wenig an die Klvsterschülerin erinnerte, verschmähte Franziska eine sogenannte Diener-Toilette zu machen, wie die Tante gewünscht hatte. Ein fest anschließendes, graneS Kleid, von Wolle, oder bei festlichen Gelegenheiten aus Seidenstoff, umschloß ihre schlanke Gestalt und war nicht gerade geeignet, ihre körperlichen Vorzüge zu heben. Dafür war Franziska stets bereit, wenn es zu helfen galt, sie hatte keine Nerve», wie Oberst von Perle anerkennend be­hauptete, und verlor wenig Zeit am Toilettentisch.

Auch jetzt, während Kvnstanze sich in ihre Zimmer begeben, um den Anzug zu wechseln, nahm das junge Mädchen von der Kredenz eine silberne Schale und eilte damit in das Bibliothek- zinimer, um die Süßigkeiten zu holen. Der letzte Schimmer des verglimmenden Tageslichts leuchteteFranziska, die auS verschie­denen Kasten und Kisten ihre Schale schnell gefüllt hatte.

Im Begriff das Zimmer wieder zu verlassen, vernahm sie deutlich, wie daneben in der Bücherei die schweren, hochlehuigen Holzstühle fortgeschoben wurden, dann näherten sich Schritte der Tür und MöllenhardS Stimme sagte:Lassen Sie mich lie­ber Nachsehen, mir war, als hörte ich Geräusch, ich will nicht hoffen, daß man un» belauscht."

Unwillkürlich färbten sich Franziska» Wangen und sie eilte dem AuSgangzu, um ungesehen bavonzukommen; denn obgleich

sie kein Wort von der Unterredung drinnen vernommen, hätten Möllenhard und Kurt, denn nur er konnte zu dieser Stunde mit dem Gelehrten in der Bücherei weilen, doch sicher gedacht, daß sie ihr Gespräch, wenn auch zufällig, belauscht habe.

Doch Franziska hatte die Ansgangstür noch nicht erreicht, als Möllenhard mit einer Anstrengung die Tapetentür öffnete, welche in die Bibliothek führte.

Im Schatten deS Tannenbaums stehend, trat Franziska schnell noch einige Schritte zurück, wo die Nische zwischen zwei hohen Schränken sie einem oberflächlich forschenden Blicke verbergen mußte. Schon im nächsten Augenblick, wenn Möllenhard sich über­zeugt, daß sich niemand im Zimmer befände, konnte sie dasselbe unbemerkt verlassen.

Nur jetzt nicht von Kurt hier überrascht werden! Wer weiß, ob die beide» nicht von ihr gesprochen, der Professor war ihr freundlich gesinnt, sie wußte es bestimmt, daß er Kurts Ver­lobung mit Kvnstanze mißbilligte, während die früher projek­tierte Verbindung seinen vollen Beifall gefunden.

Doch wer beschreibt Franziskas Erstaunen, als sie jetzt die Stimme der Tante Bentheim vernahm, die zu Möllenhard tre­tend sagte:Sie haben sich umsonst beunruhigt, lieber Profes­sor, um diese Zeit ist niemand in diesem Zimmer, zu welchem Franziska die Schlüssel hat. Wir sind ganz ungestört."

Arme Franziska," erwiderte Möllenhard mit weicher Stimme.Wie hat sie e» getragen, mit einem Schlage den Ver­lobten und ihre Zukunftshoffnungen zu verlieren?"

Sie ist ergeben in Gottes Ratschluß, das bescheidene Kind," meinte Gräfin Sidonie,und glücklicherweise hegte sie für Kurt nur schwesterliche Zuneigung."

Irren Sie sich nichh waS dies betrifft, verehrte Freundin?" fragte Möllenhard, sich einige Schritte von der Tür entfernend, ich habe stet» das Gegenteil geglaubt."

Franziska» Verwirrung war so groß, daß sie nicht deutlich vernahm, was die Gräfin erwiderte, nur ward sie zu ihrer gro­ßen Bestürzung inne, daß Möllenhard die Tapetentür nicht wie­der geschlossen, als er in die Bücherei zurückgetreten war. Viel­leicht hatte er es sogar absichtlich unterlassen.

Nun war e» Franziska unmöglich, sich unbemerkt au» dem Zimmer zu entfernen; der Gedanke, in ihrem Versteck entdeckt zu werden, verursachte ihr Herzklopfen und ihre einzige Hoff-

Hüges-ßHrouiL.

Berlin, 9. Juli. Das Tageblatt erfährt, daß der Kaiser eine Einladung des Fürsten von Monaco zu der im nächsten Jahre stattfindenden Einweihung des Museums für Unterseeforschung in Monaco angenom­men hat.

Berlin, 9. Juli. Der Berliner Vertreter der Köln. Ztg., Gouverneur a. D. v. Bennigsen, hat die Zeitung gebeten, ihn als den Verfasser des Aufsatzes, wegen dessen Dr. Peters eine Beleidigungsklage gegen die Köln. Ztg. angestrengt hat, dem Kölnischen Schöffengericht bekannt zu geben.

Dessau, 3. Juli. Das Preisgericht, das eingks tzt war um über die eingegangenen Entwürfe zum Bau eines Krematoriums für das Herzogtum Anbalk zu entscheiden, hat dem Entwurf de» Architekten Prof. Wich. Scholter- Siuitgart den 1. Preis zuerkannt.

Hechiuge», 8. Jüli. Heute wurde hier die Grün­dung einer freien Innung für das Schreiner- und Drechsler­gewerbe vollzogen. Es traten 32 Mitglieder bet.

Landau (Pfalz), 9. Juli. 150 000 Liter einer von Frankreich eingeführten chemischen Brühe, die zur Wein­behandlung dienen sollte, wurde hier polizeilich be­schlagnahmt.

Paris, 8. Juli. Die große Radrennfahrt Paris- Lille-Roubaix wurde heute mit einer Rennstrecke von 272 Kilometer, eröffnet. Am Start erschienen Mer 90 Kon­kurrenten. Beim Eisenbahnübergang von Mery setzte e i n Massensturz mehrere Fahrer außer Kampf. Die Schrittmacher Seigneur und Sorgeau erlitten erhe b- liche Verletzungen. Als erster langte Trousselier in Roubaix an.

Newyork, 9. Juli. Die deutschen Einwohner von St. Paul stifteten der Stadt ein Schillerdenkmal, das am Sonntchgf unter großen Feierlichkeiten enthüllt wurde. Der deutsche Demokrat Dr. Theodor Barth hielt die Festrede. Der deutsche Kaiser sandte ein Tele­gramm.

Newyork, 9. Juli. Nach einem Telegramm aus Tokio hat der japanische Admiral Sakamoto in der Un­terredung mit dem Berichterstatter eines oppositionellen Blattes erklärt: Wenn zwischen Japan und den Vereinig­ten Staaten Feindseligkeiten ausbrechen sollten, so werde das Ergebnis wegen Fehlens einer geeigneten Operations­basis zweifelhaft sein; übrigens sei es auch noch zwei­felhaft, ob die in der Flotte dienenden Amerikaner pa­triotisch genug seien, um zu kämpfen. Die amerikanischen Offiziere machten zwar brillante Figuren auf Bällen und bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, aber sie seien so­wohl bei Manövern wie im Ernstfälle beruflich ganz un­zulänglich.

Washington, 9. Juli. Der hiesige mexikani­sche Gesandte stellt offiziell in Wrede, daß z. Zt. Verhandlungen hinsichtlich des Erwerbs der Magdale- nenbucht durch die Vereinigten Staaten schwebten.

Hankan, 8. Juli. Der Gouverneur von Anhui, NgHan Hw ei, äst gestern in Nganking dem bereits ge­meldeten Mordanschlag zum Opfer gefallen. Er wurde von dem Polizeidirektor und einem Studenten in dem Augenblick erschossen, als er gerade eine Schule be­treten wollte. Von mehreren Schüssen, die ans ihn ab­gegeben wurden, hatten drei tödliche Wirkung. Der Po­lizeidirektor ivurde ergriffen und auf der Stelle enr-s hauptet.

In Nen-Ulm fuhr am Sonntag auf dem Bahn­hofe eine Personenzngslokomotive auf die noch nicht ein­gestellte Drehscheibe, die Maschine stürzte in die Ver­tiefung, in der sich das Drehscheibenwerk befindet, hinab. Führer und Heizer sprangen noch rechtzeitig ab, so daß niemand verletzt wurde.

Im Mannheimer Vorort Neckarau wurde der Schutzmann Geißler von 5 Exzedenten schwer miß­handelt. Der Beamte trug unter anderem zwei ge­fährliche Messerstiche davon.

Aus Freiburg i. Br. wird gemeldet: Zwei Stu­denten stürzten bei einem Nachtausflug vom Kybfelsen; sie liegen schwerverletzt in der Klinik.

Unweit der Ortschaft Büderich (Rheinland) kam

nung war, daß die Speiseglocke bald ertönen und die Gräfin und Möllenhard veranlassen würde, ihre Unterredung abzubre- che». Sie wollte sich zwingen, nicht hiuzuhören, und durch dt« Stille drangen doch die Worte zu ihr.

Jetzt sagte Möllenhard:Ja, Franziska Lauen war die ein­zige, welche für unseren teuer» Kurt eine passende Lebensge­fährtin gewesen, ich betrachte eS geradezu als ein Unglück, daß dieses Band so plötzlich gelöst worden Schon vorher, ehe ich von einer Bezvehnng der Komtesse Kvnstanze mit Ernst Kind- ler Kenntnis erhalten . .

Aber wenn Kvnstanze nun Kurt liebt, dann wäre die Ge­fahr doch nicht so groß."

Ich halte dieses ebenso schöne, wie gefährliche Mädchen einer echten Neigung garnicht fähig."

Und was hätte Koustanze denn bewogen, Kurts Werbung Gehör zu geben? Niemand hat einen Zwang geübt, sie bringt ihm Reichtum und das bereits verlorene Erbe, sie ist demnach die Gebende, er der Empfangende. Einen ernsten Widerstand hätte mein Bruder sicher nicht den Wünschen der Tochter ent­gegengesetzt, wenn diese Ernst Kindler den Vorzug gegeben."

Das bestätigt eben meine Meinung, daß da ein Geheim­nis verborgen ist, welches wir im Interesse Kurts ergründen müssen. Gott wolle, daß er diesem Mädchen entsage."

Nicht doch, er erklärte mir, daß er sterben würde, müßte er Kvnstanze verlieren."

Uebertreibung; man stirbt nicht so leicht an unglücklicher Liebe." Es klang eine unverkennbare Bitterkeit ans MöllenhardS Worten, die er sogleich zu bereuen schien, als er bemerkte, daß Sidonie den Kopf senkte; erfuhr deshalb in herzlichem Tour fort:Wir haben vor einer größeren Gefahr zu zittern, die den armen Kurt bedroht. Bedeuten Sie, Gräfin, daß er sich dem dreißigsten Jahre nähert, dieser verhängnisvollen Epoche für den Maiinesstanun der Bentheims!"

Unselige Erbschaft des BlnteS!" stöhnte Sidonie.

Beide schwiegen; dann fragte Möllenhard leise:Und das Geheimnis, ist cs wohlverwahrt?"

»Ich hvffe eS. Nur eine wußte darum, meine Freundin Er­nestine."

Sind Sie sicher, daß Baronin Kindler niemand eine Mit- teilung gemacht?" 139,20