könnten, besonders, wenn diese Urteile aufgehoben wür­den. Der Vorschlag sieht Haag als Sitz des in­ternationalen Prisengerichtshofes vor und gibt dem Bureau des schon bestehenden permanenten Ge­richtshofes die Funktionen einer Kanzlei. Durch die neue Einrichtung soll so der Autorität des ständigen Schieds- oerichtshofes ein hohes Anfthen verliehen werden. Ter Vorschlag möchte, daß dem internationalen Prisengerichts­hof 2 von den Kriegführenden zu ernennend Admirale

beigeordnet werden.

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Einen Spaziergang imHaag" hatte der Preß- Vertreter derBerl. Ztg." mit dem liebenswürdigen fran­zösischen Delegierten Baron d'Estonrnelles. Da wurde u. a. folgendes geplaudert:Was ans der Ab- rüstnngsfrage auf der Konferenz wird, das kann pH Ih­nen nicht sagen. Das weiß ich selbst nicht. Ich gebe Ihnen nur meine persönliche Meinung und diese ist, daß die Grundlagen und die Mittel einer allgemeinen Rüst­ungsbeschränkung sich finden werden, sobald die Mächte sie ehrlich suchen. Haben sie das bis jetzt versucht? Nein. Man hat bis jetzt nicht das mindeste Studium eingeleitet. Es genügt, daß man das sensationelle WortWrüstung" ainf ein Konferenzprogramm zu setzen versucht. Die öf­fentliche Meinung muß darauf dringen, daß die ganze Frage erst im nationalen Kreise gründlich durchgesprochen Und formuliert wird. An die öffentliche Meinung müssen wir uns also eher wenden als an die Regierungen.

Die patriotische Disziplin, fuhr d'Estonrnelles fort, herrscht in jedem Staate mit zu großer Strenge, als daß die Nachforschung nach einer Abhilfe der schier unerträg­lichen Kriegslasten nicht den Anschein einer Schwäche oder Unklugheit hätte. Eine internationale Beratung der Ab­rüstungsfrage läßt sich Uicht improvisieren. Wir müssen, jeder bei sich zuhause, an die Wähler appellieren und an die Parlamente. Und an die Presse! Zeigen wir der Presse die gediegene Volkstümlichkeit, die sie sich erwer­ben kann, wenn sie uns hilft. Jede internationale Bewegung muß durch eine nationale Vorbereitung Unterstützt werden. Die Frage der Rüstungsbeschränkun­gen muß gereift sein, ehe sie den Diplomaten überwiesen wird.

Ich habe darüber geschrieben Und Reden gehalten", klagte Baron d'Estonrnelles,aber es hat bisher wenig gefruchtet. Nun stehen wir im Beginn der zweiten Frie­denskonferenz und sind für die Abrüstungsfrage natio­nal nicht gerüstet. Es gili die größte Vorsicht? Scheitert diese Tagung, so kann sie zumteil jene Hoff­nung knicken, die die erste Konferenz erstehen ließ. Erst verschiedene nationale Studien werden ein Uebereinkom- men möglich machen; die nationale Unwissenheit aber würde einem Konflikt sichern."

Wir waren weit, weit durch, den Dünensand ge­stapft. Der kleine Gelehrte im blauen Sommeranzug, mit der ganzen Humanität, deren ein Mensch, fähig ist, in sei­nem gebräunten, klugen Gesicht, bückte sich, pflückte ein Veilchen und gab es mir als Andenken an diese stille Stunde.Und wenn ich Ihnen über die Haltung Frankreichs auf der Konferenz etwas sagen soll", so schloß er,ich nenne ein Wort: conciliance, Friede Und Versöhnung."

Dann begegneten wir einer Schar von zweihundert Schulkindern, blonden Mädchen und Knaben, die von ihren Lehrern geführt, der Sonne und dem Sommer ent­gegenjauchzten. Baron d'Estmrnelles fragte den Schul­leiter, ob er die beiden Geschlechter stets zusam­men unterrichtete; dieser bejahte freudig und rühmte die Vorzüge der gemeinschaftlichen Erziehung, derKoe­dukation".

Ob nicht auch im Verhältnis der St aaten unter­einander das Miederreißen törichter Schranken, die ge­meinsame Ausbildung zu internationalem Denken nur gute Früchte zeitigen wird?

Die kommende Genera tion wird vielleicht schon das Problem der Abrüstung lösen. Wir träumen nur davon, wir streiten darüber, wir zermar­tern uns das Hirn über diese Frage.

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Enthüllungen über den Tod des Kronprinzen Rudolf von Oefle, reich. Aus Rom wtrv dem Berl. Tagebl. gemeldet, daß der verstorbene italienische Botschafter G-af Ngra interessante Einzelheiten über den Tod des Kronprinzen Rudolf gelegentlich einer Unterhaltung geäußert habe, die Mt im Eorriere de la Serra veröffentlicht werden. Der GewährS- mm n machte am Tage nach der Katastrophe Nigra einen Besuch und äußerte nn Laufe des G-sprächeS seine Ver­wunderung darüber, daß Kronprinz Rudolf sich selbst getötet haben soll. Graf Ngra aurwo riete:Man har ihn gerötet, jawohl, man hat ihn getötet, und zwar in schrecklicher Weise." Und nun erzählte Nigra, wie er an jenem Unglücksmorgen als erster aller Botschafter, ja noch vor dem Kaiser, m Meyerltng eintraf: Der Kronprinz lag auf dem Bett, mit einer breiten, weißen Binde um Stirn und Schlaf en. Der Kammerdiener Löschet führte mich sofort zu dem Toten, und als er meinen fragenden Blick sah, hob er die Linde aut: Hinter den Schläfen war ein so großes Loch, daß man die Faust hätte htnein- legen können." Bei diesen Worten hob Nigra die Faust empor, wie um das Bild anschaulich zu machen.Die Schüdeldecke war wie durch einen Schlag mit einer Flasche oder einem dicken Stock völlig zertrümmert; Haare und Knochensplitter waren mit der Gehtrnmasse vermischt; dis Wunde war fast über dem Ohr hinten, so daß der Kron­prinz sie sich unmöglich hätre selbst beibringen können. Keine Spur von Selbstmord, es war Mord, ich kann es Ihnen versichern. Kurz nachher kam der alteKatser.derinTränenauSbrach, wahrend > ihn, beim Arm stützend", hier bemerkte Nigra plötzlich, daß er zu frei gesprochen hätte, und er brach die Unterredung ab indem er bat, ihn nicht bloßzustellen.

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Denkmal auf dem Janiculus eingeleitet; zugleich wurden einige Andenken aus Garibaldis Nachlaß nach dem Kapitol gebracht. Am Abend fand im Theater Festvorstellung statt, nachher Empfang der Garibaldiner im Kapitolinischen Museum, wo beim Buffetsturm auch einige Tische umgestürzt wurden. Am Donnerstag waren schon früh die Straßen belebt von Garibaldinrrn in Rothemden und Verkäufern von Festnum­mern, Touristen und AnsichtSkarten-Händlern. Um sieben Uhr zogen die Schulkinder zum Janiculus. Um zehn Uhr war Festsitzung auf dem Kapitol, zugleich an der Margartta- brücke die Grundsteinlegung des Denkmals für Ciceruac - chto, der 1849 der Führer der Garibalbischen Trastever- einer war. Um 2 Uhr war Festsitzung in der Kammer. ES sprachen nur der Präsident Mar cora, einst Geueral- stabsoffizter Garibaldis, und der Ministerpräsident G i oli t tji; dann wurde die Sitzung geschloffen. Um halb fünf Uhr bewegte sich ein Riesenfestzug von der Piazza del Popolo nach dem Janiculus, wo zwei Büsten enthüllt wurden, die Mercantinis, des Komponisten der Garibaldi.Hymne, und die von Giovanni Pantaleo, eines Franziskaner­mönchs, der 1860 in Sizilien den Kreuzzug gegen die Bour­bonen predigte. Der Festtag schließt mit der Beleuchtung des Janiculums und Feuerwerk auf der Engelsburg und am Tiber. Der Tag wurde im ganzen Lande durch patriotische Veranstaltungen in überaus festlicher Weise ge­feiert. Der König hat eine Amnestie erlaffen.

Tages-Kyronik.

Berlin, 4. Juli. Der ReichSanzeiger meldet: Das Kaiserpaar hat anläßlich des ersten Geburtstags des Enkels Prinz Wilhelm eine Stiftung errichtet, aus der alle Jahre 20 Kleinktnderausstattungen beschafft und an würdige und bedürftige Ehepaare in der Mark Brandenburg verteilt werden, denen im Monat Juli das erste Kind geboren wird.

Berlin, 5. Juli. Beider Reichstagsersatzwahl im 3. oldenburgtschrn Wahlkreis wurde der Zentrumskandidat Galen gewählt.

Nürnberg, 4. Juli. Hier wurde ein auf dem Boden der freisinnigen Volkspartet stehender deutsch-freisinn­iger Arbeiterverein für Nürnberg begründet, der das liberal-demokratische Nürnberger Blockprogramm als bindend anerkennt.

Nürnberg, 4. Juli. Bet der heutigen Landtagsersatz­wahl im Wahlkreis 6 wurde Rollwagen (Soz.) gewählt.

Dinkelsbühl, 4. Juli. Bei der RetchrtagSerfatzwahr im Wahlkreis Mittelfranken 5 (Dtnkelsbühl) wurde Nied el- löhner (kos.) mit etwa 12000 Stimmen Mehrheit gewählt.

Rom, 5. Juli. Während der Gartbaldifeier, als der Festzug das österr. Botschaftsgebäude passierte wurde bemerkt, daß das Gebäude keinerlei Flaggen­schmuck trug Das gab Veranlassung zu einer Protestkund­gebung. Die Menge rief: Nieder mit Oesterreich, hoch Triest und Trient! Die im Zuge befindlichen Fahnen wurden beim Vorbeimärsche umgekehrt. Der öfter. Bot­schafter weilt zur Zeit nicht nicht in Rom.

Budapest, 4. Juli. Gegen die Teilnehmer an der Konferenz der deutschsprachig enungarlä irdischen n Sozialdemokraten, in welcher der österreichische Ab- ' geordnete Pernerstorfer eine Rede gehalten hat, wurde das strafgerichtliche Verfahren eingeleitet. Der Staatsanwalt erklärt, die Rede Pernerstorfers seigegen die Staatseinheit Ungarns gerichtet".

London, 4. Juli. Verwunderung erregt es hier, daß der schlaue, alte Schotte Kaid Maclean in Raisulis Falle gegangen ist. EinerTtmes"-Meldung aus Tanger zufolge hatte Maclean vor einigen Wochen schon mit Raisuli unterhandelt; dieses mal ließ sich Maclean in Raisulis 20 englische Meilen entferntes Lager locken, weil Raisuli vor­gab, er wolle des Sultans Briefe nur persönlich von Mac­lean annehmen; dort wurde Maclean zum Gefangenen er­klärt. Der britische Konsularagent in Alcazar hat Maclean seine Zelte und Vorräte nachgesandt.

Tanger, 5. Juli. Zu den Bedingungen, die Raisuli für die Freilassung des Katds Maclean gestellt hat, gehört auch die Zurückziehung der Mahallas und die Absetzung des Kriegsministers GebbaS. Maclean hat sich tu einem Briefe an die englische Gesandschaft über schlechte Behandlung beklagt.

Arbeiterbewegung

Bielefeld, 4. Juli. 400 Näherinnen der Wäsche- branche (Hausgewerbetreibende) im Kreise Herford legten die Arbeit wegen Lohndifferenzen nieder.

Aus Württemberg.

Tommerfest der Bolkspartei in Murrhardt am 14. Juli. Redner: Payer, Nägele, Schock, Lieschtng. Mit­tagessen: Mk. 1.50 trockener Tisch, Bofinger z. Sonne (Post). Festplatz: Schießplatz, Ankunft SM Uhr. Sammlung auf dem Marktplatz iHi Uhr, Abmarsch präzis 2 Uhr.

Ein parlamentarisches Essen. Kammerpräsident Payer gab am Donnerstag Nachmittag im Sitzungssaal der Finanzkommission ein parlamentarisches Diner, zu welchem des beschränkten Raumes wegen nur 46 Mit­glieder der Zweiten Kammer geladen und erschienen waren; die andere Hälfte der Abgeordneten wird am kommenden Donnerstag beim Präsidenten zu Gaste sein. Im Verlauf des gestrigen Mahles brachte Vizepräsident v. K-iene ein Hoch auf den Präsidenten aus, welches dieser mit einem solchen auf seine Gäste und Kollegen erwiderte.

Dementis. Die kürzlich verbreitete Meldung, daß die neue Schulnovelle auch eine Aenderung der Ortsschul­aufsicht in der Weise bringen werde, daß die Einführung des Rektorensystems nach preusstschen Muster g.planr sei, wird im StaatSanzeiger dementiert. Die Mitteilung daß an einem Schullehrersemtnar, wahrscheinlich in Nagold dem­nächst ein Vordereitungskurs für zukünftige Volksschulrekto­ren abgehalten werde, zu dem eine Anzahl Oberlehrer an Volks- und Mittelschulen berufen seien, entbehre jeder Be­gründung. _

Die Garibaldifeier in Rom. Aus Anlaß der Stuttgart, 4. Juli. Vom Rathaus. Auf An- Garibaldt-Zentinarfeier zeigt Rom ein festliches Aussehen, trag der Verwaltungskommission der Stadt. Sparkasse hat der Die Feierlichkeiten wurden am Mittwoch durch ein Meeting ! Gemeinderar in seiner heutigen Sitzung beschlossen, den Zins- und einem Festzug der Freimaurer nach dem Garibaldi- z satz für Spargelder und für Spareinlagen mii Wirkung

vom 1. August an von 3'/r°/° auf ,0 zu erhöhen. Der Zinssatz für Darlehen wurde ebenfalls um M"/° erhöht (von auf 4«/«, bezw. von 4 aus 4M°/«>). Die Not­

wendigkeit dieser Erhöhung wurde begründet mit der außer­ordentlich umfangreichen Zurückziehung der Spareinlagen, die bet der gegenwärtig herrschenden Geldknappheit ander- weitig nutzbringender angelegt werden. In Heslach soll für die von der evang. Kirche weit entfernt wohnenden Mitglieder der Kirchengemeinde eine Kapelle mit 244 Sitz­plätzen errichtet werden. Dem Dichter und Historiker Wtlh. Zimmermann, dem bekannten Verfasser der Ge­schichte des deutschen Bauernkriegs, ist in der heutigen Sitz­ung eine Ehrung zuteil geworden. Eine neue Straße, die von der Wilhelms- zur Alexanderstraße führt, wurde dem tm Jahr 1807 zu Stuttgart geborenen Historiker zu Ehren Zimmermannsstraße" getauft.

JnZuffenhausen brach in der Nacht zum Donners­tag in der Holzwarenfabrik von Gustav Frick rin Brand aus, der dank angestrengtester Arbeit der Feuerwehr auf seinen Herd beschränkt blieb, trotz nächster Nähe größerer Holzlager der Fett Warenfabrik und zweier Schreinereien. Der Gebäude- und Materialschaden ist ziemlich bedeutend, doch ist der Besitzer vbrstchert. Ueber die EntstehungSursache ist bis jetzt noch nichts bekannt.

KerichtsjaaL.

Stuttgart, 4. Juli. Schwurgericht. Eine R a- benmutter stand Hute in der Person der led. 24 Jahre alten DienstMagd Luis« Sommer von Neckarweihingen wegen Mords vor dem Schwurgericht. Sie wurde be­schuldigt, am 15. Febr. ihren am 4. Febr. unehelich gebore­nen Sohn Karl auf dem israelitischen Friedhof'leben­dig vergraben zu haben. Die Angeklagte gab zu, daß sie das Kind auf diese Weise ans der Welt geschafft habe und erklärte, sie habe keinen anderen Ausweg ge­wußt. Wie die Verhandlung ergab, wurde die Ange­klagte am 15. Febr. ans der Landeshebammenanstalt ent­lassen. Am gleichen Tag begab sie sich, nachdem sie mit dem Kind längere Zeit planlos nmhergelaufen war, auf den israelitischen Friedhof, wo sie auf einem verwahr­losten Grab die Erde wegscharrte und sodann das schla­fende Kind in das Grübchen hineinlegte und mit Erde wieder zudeckte. Die Geschworenen sprachen die Ange­klagte der Kindstötnng schuldig ohne Zubilligung mil­dernder Umstände. Das Urteil lautete sodann auf fünf Jahre Zuchthaus. Der Vertreter der Anklage hatte 8 Jahre Zuchthaus beantragt. Di« Verhandlung fand teilweise unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.

Prozeß Eckhardftei».

London. In dem Gerichtshof für Ehescheidungen in London begann am Mittwoch die Verhandlung über den Antrag der Baronin v. Eckhardstetn auf Scheidung von ihrem Gemahl, Baron Hermann Johannes v. Eckhard­stetn. Die Baronin ist die einzige Tochter des weltberühmten Möbelhändlers Sir. John Blundell Maple. Ihr Gemahl, der früher erster Sekretär der deutsch . Botschaft in London war, wird von ihr der Grausamkeit beschuldigt. Der Baron führt seinerseits vor deutschen Gerichten einen Ehe­scheidungsprozeß gegen seine Frau. Der Vertreter der Baronin, Sir George Lewis, erklärt, daß die Baronin sich s im Alter von 18 Jahren leidenschaftlich in den Baron vn- ! liebt habe; der Vater der Baronin sei anfangs gegen die ! Ehe gewesen, habe aber schließlich nachgegeben, und die ? Trauung habe im Jahre 1896 stattgesunden. Alles habe auf eine glückliche Ehe hingedeutet. Bald habe jedoch das Verhalten des Barons das Zusammenleben unerträglich ge­macht. Seine Gemahlin habe entdeckt, daß er nicht nur ihr Vermögen rücksichtslos verschwendete, sondern daß er auch mit zwei anderen Frauen in dauernden Beziehungen stand. Selbst während der Flitterwochen habe die Baronin über ihren Gemahl zu klagen gehabt. In Paris und in Berlin habe er die Abende für sich allein verlebt. Er habe auch die Familie seiner Frau beschimpft und der Baronin gesagt, sie sei weiter nichts, als einMädchen vom Lande" und habe seine Karriere ruiniert. Er hätte eine reiche Amerikanerin heiraten können, deren Vater ihm eine kolossale Summe hinterlaffen haben würde. Aus einem Brief des Sir John Maple, der im Gerichtssaale verlesen wurde, ging hervor, daß der Baron dem Vater seiner Frau erklärt I hatte, ein persönliches Einkommen von 2000 Pfund zu besitzen, z Sir John äußert sich empört darüber, daß diese Behauptung i unrichtig gewesen sei. Der Baron scheine nur aus gelegent­liche Geschenke von seiner Mutter angewiesen zu sein. Die Bezahlung der Spielschulden des Barons habe ihm in den ersten 18 Monaten der Ehe bereits 120,000 Pfund ge­kostet. Seiner Ansicht nach müsse der Baron an 1000 Pfd. jährlich für Kleidung, Zigarren und Droschken genug haben. Als der Vater der Baronin starb, stellte es sich heraus, daß er dem Baron eine Jahreseinnahme von 1000 Pfund vermachte und die Hälfte seines gewaltigen Vermögens der Barouin htnterließ, unter Bestimmungen, die es dem Baron unmöglich machten, das Geld an sich zu bringen. Der Baron sei darüber wütend geworden und habe Szenen hsr- aufbeschwaren, durch die die Baronin krank geworden sei. Seit dieser Zeit habe ec seine Frau grausam behandelt. Durch seine Spekulationen an der Stock Exchange sei er in Schulden geraten und habe seine Frau mehrfach ge­zwungen, diese Schulden zu bezahlen. Auf diese Weise habe er Summen von 15,000, 20,000 und selbst von 100,000 Pfund erpreßt. Er habe gedroht, England zu

verlassen oder Selbstmord zu begehen, um dieses Geld zu bekommen. Die Baronin habe sich schließlich genötigt ge­sehen, 200,000 Pfund flüssig zu machen, um den Bankerott ihres Mannnes zu verhindern. Als sie sich dann geweigert habe, die immer höheren GUdforderungen ihres Mannes zu erfüllen, habe dieser von ihr verlangt, sie solle ihren Arzr, den Dr. Williams, zu dem sie in jeder Beziehung volles Vertrauen habe, entlassen; dies habe sie nicht getan, und daraufhin habe ihr Mann gegen sie in Berlin die Eheschei­dungsklage angestrengt, wegen Ungehorsam uud der Beschul diguag, daß sie zu Dr. Williams unerlaubte Beziehungen- unterhalte. Der Prozeß des Barons gegen seine Gemah­lin wird gegenwärtig in Berlin verhandelt. Wir werden über das Urteil berichten.