sie dies späterhin als tunlich erachten sollten. In Tele- giertenkreisen hat der deutsche Antrag betreffend das O b er Pr is e n g er i ch t den besten Eindruck gemacht, ins­besondere als beredter Beweis, daß Deutschland entschlos­sen ist, dnrch praktische realisierbare Vorschläge das Kvn- kurrenzwerk zu fördern und zn einem wirklich nützlichen zn gestalten. Ebenso hat die Unterstützung des deutschen An­trages seitens Englands und Nord-Amerikas eine sichtliche Befriedigung hervorgerusen. Die armenischen und albanesischen Komitees haben an den Präsi­denten Nelidow telegraphisch das Ersuchen gerichtet, die traurige Lage der Albanesen und Armenier zu Kenntnis der Konferenz zu bringen. Dem Ansuchen wird im Hin­blick aus das Konferenzporgramm nicht willfahrt werden können.

Bürgerkrieg in Frankreich. In der Mtnfftcr- ratsntzung wachte Clewcnceau Mitteilungen über die Vor­gänge in Narbonne und Montpellier am Mittwoch abend, die wie es sich heraus gestellt hur, einen sehr bedrohlichen Charakter angenommen haben. In Narbonne versuchten mehrere Hunden Menschen die Unterpräfektur zu stürmen; man goß Petroleum auf die Etngangstüc und zündete es an. Die Truppen, w-lch; zum Schutz der Unterpräfektur kommandiert waren, wurden durch diesen Angriff überrascht. Ihre Zahl war zu gering und der kommandierende Offizier war im rnlscdeidenden Augenblick abweseno. Infolgedessen kam 'S zu ewem scharfen Zusammenstoß und da die M nge nach wiederholtem Angriff sich nickt zurückztehen woble, machte die Gendarmerie von ihren Revolvern Gebrauch Ein Offizier ist an der Schläfe schwer verwunde?, tm Gendarm b> sinder sich in verzweifeltem Zustande. Oo auf der S>üe oeS Publikums TodesUille zu verzeichnen find, konn-e nach Angabe Clemenceaus bisher offiziell noch nicht festgestelll werden. Die Redaktion desPetit Journal" erhielt jedoch ktn Telegramm, woraus herovrzugehen schein', daß ratsächlich eine aus 4 Personen bestehende Familie, welch; sich auf der Teraffe eines Cafes gegenüber der Unler- präiek.ur niedergelassen hatte, getötet worden ist. In Montpellier k -m es zu ganz ähnlichen Kundgebungen. Dort stürmten abends gegen Ist Uhr etwa 50000 Personen gegen den Justizpalast an, tn dessen Gefängnis Ferro ul gelangen gehalten wird. Durch Flaschen- und Steinwürse wurden mehrere Fenster eingeschlagen und auch sonstige Verwüstungen angerichtet. Zur Stunde ist noch nicht zu erfahren, ob Personen im Innern des Gefängnisses verletzt wwren find. Dragoner nnt flacher Klinge und Gendarmen versuchten die Menge zurückzudrängen. Dies gelang ihnen erst nach Mitternacht. Mehrere Soldaten und Gendarmen wurden verwundet. Der Führer Albert ist noch nickt verhaftet. Vom 21. wird noch von Narbonne ge­meldet : Gestern nachmittag griff eine Volksmenge auf dem Rathansplatze einen Polizeibeamten mit Revolverschüssen an. Er wurde von Pen Kugeln förmlich durchlö­chert und der Leichnam ins Wasser geworfen. Er heißt Guilleaume. Als ein Soldatenposten erschien, um die Angreifer Mrückzutreiben, wurde mit Revolverschüs­sen empfangen. Die Soldaten schossen nun auch ihrerseits. Es gab viele Verwundete und 4 Tote, lieber die Stadt ist der Belagerungszustand verhängt.

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Die Auflösung der Duma. lieber die inneren Gründe, die ein Zusammenarbeiten Stolypins mit der zweiten Duma unmöglich gemacht haben, führt Profes­sor Earl Ballod in derNeuen Freien Presse" u. a. folgendes aus.Hätre Stolypin sich nur zu ei­

nigen wenigen Konzessionen verstanden, hätte er in der Agrarfrage die Sanktionierung der bestehenden Agrar­verhältnisse, Erhaltung der bisherigen Besitzverhältnisse an Grund und Boden beantragt mit dem Hinzusügen, daß über Zwangsenteignung der bereits in bäuerlicher Nutznießung oder Pacht befindlichen privaten Ländereien verhandelt werden dürfe, so wären die Kadetten sofort für ihn gewe­sen. Aber dafür war er nicht zn haben. Bemerkenswert für die Nachgiebigkeit der Kadetten ist, daß ihr leitendes Organ, dieRjetsch", schon aus dem Hinweise Stolypins, daß er die Zwangsenteignung nicht unter allen Umstanden absolut verwerfe, Hoffnung schöpfte. In der Tat haben die reaktionären Organe Stolypin diesen Ausdruck sehr verübelt: das hieße dem Teufel den kleinen Finger rei­chen. . . . Ueber derartige Hoffnungen und derartige Be­fürchtungen muß man geradezu staunen, wenn man den Wortlaut der Stolypinschen Auslassung liest. Von einem prinzipiellen Entgegenkommen in der Agrarfrage, in der Frage nach einer neuen zusätzlichen Landzuteilung an die russischen Bauern zu reden, ist der Gipfel der Verkehrtheit.

Man könnte UUn fragen, ob nicht der Geldmangel die russischen Machthaber doch noch veranlassen wird, vor ei­ner wirklichen Verfassung zu kapitulieren? Das ist heute allerdings doch nicht zn erwarten. Die Staatseinnah­men aus dem Branntweinmonopol haben sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres vermehrt. Woher? Weil, wie es in revolutionären Zeiten die Regel ist, die große Masse leichtsinniger wird und viel Alkohol konsu­miert. Der russische Bauer vertrinkt heute alles, sein Vieh, sein Gerät, seine Sämereien. Er glaubt, die Re­gierung müßte ihm nachher, wenn er Hunger leidet, doch helfen. Er ist überzeugt, sie werde ihm doch Land geben. Vorläufig bekommt also die Regierung Geld. Um das morgen", die Verwüstung der russischen Volkswirtschaft, kümmern sich wenige. Also um das Geld ist die russische Regierung vorläufig nicht verlegen. Solange ihr das Heer treu bleibt, kann sie in der Tat alles wagenauch dassaiZner a, blaue" des eigenen Landes. Vielleicht bereut einst der Zar, wenn es zu spät ist, dem Rate des Herrenmenschen Stolypin gefolgt zn sein und die gefü­gigste, demütigste Duma, die es geben konnte, aufgelöst zu haben. . . .

Toges-ßyroniL.

Berlin, 20. Juni. Zu Ehren des Lordmayors und der City-Mitglieder fand abends im HotelKaiserhof" ein Abschiedsfestmahl statt, wobei der Lordmayor und der Oberbürgermeister Trinksprüche ausbrachten. Oberbür­germeister Kirschner trank aus Kaiser Wilhelm und König Eduard. Der Lordmayor überwies dem Berliner Magist­rat für die Armen Berlins 8000 Mark.

Berlin, 20. Juni. Botschafter Speck v. Stern- / barg kehrt Ende ds. Mts. aus seinen Posten nach Wa­shington zurück.

Berti». 20 . Juni. Aus D »ui sch-- d w e st- afrika wirv amckich gemeldet: Am 11. Juni zerstreute Hauvt- n-cmn Dörschlag m't einer Komp wie d'e Werft Feld: sckuhträger aus dem öMcken Gcoß Nomaland, wobei Unter- kopitän Elws Jsa ck und ein Bormann von der Bande Simon KopperS fiel-m und zwtt Manu oeiangen wurden. Unsererseits find knne Verluste zu verzeichnen.

Kiet. '20 Juni. Reichskanzler Fürst Bülow »ras 3 /s Uhr nachmittags hier ein und wurde von dem Gesand­ten Freiherrn von Jenisch empfange,,, der ihn auf dem Wasserwege nach der Hohenzollern gelettet?.

Dkannheim, 2l. Juni. Gestern Vorrrittag begann hier im Veisammlungssaale des flämischen Rosengartens die Hauptversammlung des V er ei ns d e u r s ch e r Z e i t u ng s- verlegen. Dr. Max I ä n e ck e « Hannover fuhrt den Vorsitz. Die Verrammlung fft sehr zahlreich besucht Als Bertre'er des badischen Ministeriums wohnt Geheimer Rcgie- rungsrat Lang den Verdendluimen bei und als Vertreter der Stadtgeweinde Bürgermeister Martn.

Haag, 21. Juni. Einer offiziellen Mitteilung zu­folge, findet am 30. Juni in Gegenwart aller Mitglieder der Friedens-Konferenz, die feierliche Grundstein­legung für den Friedenspalast statt.

Athen, 20. Juni. Während der letzten Abendsitz­ung der Depntiertenkammer warf eine anscheinend gei­stesgestörte Person eine Dynamitbombe, die aber nicht ex­plodierte, da der Zünder abgerissen war. Tie Sitzung wurde fortgesetzt und der Täter verhaftet.

Bei Hörensleben (Braurffchweig) wurde ein Boie durch zwer galizftche Arbetler überfallen, seiner Umschau (nach einer Meldung 300, nach der andern 700 Mk.) be­raubt und dann ermordet. Die Burschen, die noch nicht dingfest gemachi sind, schnitten dem Uebersultenen oen HMs durch und warfen dann den Körper in das Aueflüßchen.

Ein Automobil, welches mit 5 Insassen aus Neapel ankam, stieß in der Nähe des Bahnhofs von Cajanello gegen einen Felsen. Das Automobil wurde zertrümmert und die Reisenden getötet.

Berlin, 20. Juni. Der elfwöchige Dachdeckerans- stand ist heute durch Einigung vor 'dem Gewerbegericht be­endet worden. Vereinbart wurde der 8i/2stündige Arbeits­tag, ein 5jähriger Lohntaris unter Zugrundelegung des Minimalstundenlohns von 80 Pfg., und Erhöhung des­selben während Per Tarisdauer aus 85 Pfg. Die Arbeit wird Umgehend ausgenommen.

WÜM. Landtag

Stuttgart, 20. Juni.

Präsident Payer eröffnet die 45. Sitzung um 91/4 Uhr. Am Regierungstisch: Minister v. Fleischhauer und Kommissare. Aus der Tagesordnung steht die Fort­setzung der Beratung des

Kultetats

beim Kap. 72 (gewerbliche Fortbildungsschulen).

Abg. Löchner (Vp.) bezeichnet die Sonntagsschulen als ungenügend für die Ausbildung der Mädchen, na­mentlich in Bezug auf Haushaltungskunde.

Minister v. Fleischhauer stimmt mit dem Vor­redner in der Wertung der Haushaltungskunde überein. Was jetzt geleistet wird, bedarf der Erweiterung. Bei einer Revision der Fortbildungsschule wird dies zu be­rücksichtigen sein.

v. Gauß (Vp.) spricht den Wunsch pus, daß die Lehrer der gewerblichen Fortbildungsschule nicht bloß in der Baugewerkeschule, sondern auch in der Kunstgewerbe­schule ausgebildet werden.

Betz (Vp.) hält die Ausbildung nach badischem Mu­ster für einseitig. Bei P en Lehrern für Handelsschulen sollen wenn möglich die bewährten bisherigen Lehrer nicht gezwungen werden, die neuen Kurse mitzumachen, um ihr Examen zu machen.

Minister v. Fleischhauer: Die Ausbildung der Lehrer wird sich nach ihrer späteren Ausgabe zu richten haben. Der Besuch der Kunstgewerbeschule ist somit auch vorgesehen. Das Urteil des Abg. Betz sei nicht zutreffend.

Man kommt zu Kapitel. 73 (Besoldungen der Gym­nasiallehrer usw.). Hiezu beantragt die Kommission:Die Regierung zu ersuchen, über die Beteiligung des Staates und der einzelnen Gemeinden an den gymnasialen, real­gymnasialen und realistischen Lehranstalten genauere Auf­stellungen vorzulegen."

Weiter liegt ein Antrag Nägele (Vp.) u. Gen. vor: Tie Regierung zu ersuchen, die Verstaatlichung der Gymnasien, Realgymnasien, Latein- und Realschulen in Erwägung zu ziehen."

Berichterstatter v. Gauß (Vp.) bespricht zunächst die Uebersüllung der gelehrten Berufe. Württemberg mar­schiere bezüglich der höheren Schulen insofern an der Spitze unter sämtlichen deutschen Bundesstaaten, als auf den Kopf der Bevölkerung fast die doppelte Anzahl von Schülern an höheren Lehranstalten komme, als in an­deren deutschen Bundesstaaten. Es werde zu prüfen sein, ob die unökonomischen und unrentablen Zwerganstalten die an einzelnen Orten bestehen, noch einem Bedürfnis entsprechen. Im "klebrigen sei das gegenwärtig bestehende Verhältnis, daß die Gemeinden im wesentlichen die Kosten für die höheren Schulen aufzubringen, aber lediglich nichts zu sagen haben, ein unerhörtes und unhaltbares, und spreche den sonst üblichen Grundsätzen, daß einer Leist­ung auch eine Gegenleistung, daß einer Pflicht auch ein Recht gegenüber stehen müsse, geradezu Hohn. Die Re­gierung habe die Uneinigkeit der Gemeinden für ihre Zwecke in einer Weise ausgenützt, die für die Dauer nicht mehr haltbar sei und gewissenhafte Gemeindever­waltungen geradezu davon abhalten müsse, solche neue Anstalten überhaupt zn gründen. Die historische Entwick­lung verlange Verstaatlichung der Schulen. Bei kleinen

Anstalten könne sich eine Verschmelzung zu einer so­genannten Reformschule empfehlen. Die Ueberbürdungs- frage dürfe nicht unterschätzt werden. Der Schulptan der humanistischen Gymnasien könnte immerhin etwas vereinfacht werden. Bezüglich der Zulassung von Mäd­chen sollte die Gemeinde gehört werden. Tie Durcharbeit sei namentlich für eine große Stadt eine dringende For­derung.

Nägele (Vp.) begründet seinen Antrag. Er freue sich, daß in der Verwaltung der höheren Schulen in den letzten Jahren ein frischerer Zug eingetreten sei. Der Redner zählt eine Reihe von in der letzten Zeit getroffe­nen Verbesserungen, die anerkennenswert seien, auf und bringt dann Standes- und Gehaltswünsche vor. Für den Antrag auf Verstaatlichung sprechen Rechtsgründe, Zweck- mäßigkeits- und Nützlichkeitsrücksichten, namentlich auch die Rücksicht auf die Entwicklung und Fortführung un­seres gesamten Bildungswesens.

Dr. Elsas (Vp.) spricht sich ebenfalls in lebhaften Worten für die Verstaatlichung der höheren Schulen und gegen die derzeitigen, bei diesen Schulen zutage tretenden Mißstände aus. Er betont die Notwendigkeit, den Schü­lern ausgedehntere Gelegenheit zur Bekanntschaft mit unseren deutschen Klassikern zu geben, und verurteilt die einseitige Art und Weise, wie gegenwärtig der Unterricht betrieben werde.

Dr. Hieb er (D. P.) bespricht zunächst verschiedene Einzelfragen. Gegenüber der Reformschule stehe er auf dem Standpunkt, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, einen Versuch mit der Reformschule in Württemberg nach dem Reinhardt'schen Frankfurter System zu machen. Für viele unserer mittleren Gemeinden wäre eine solche Schule zweckmäßiger als zwei Vollanstalten nebeneinander. Die Klagen über Ueberbürdung in den höheren Schulen seien ziemlich übertrieben gewesen. Die Meinung, daß die Kin­der besserer Stände unbedingt den Gelehrtenberuf ergrei­fen müßten, halte er für schädlich. (Zustimmung). Die Schule werde nie darauf verzichten können, ihre Kinder zu einem sehr ernsten und energischen Arbeiten heranzu­ziehen. Ein Schulmuseum sollte als Reichsanstalt im südlichen Teil des Reiches gegründet werden. Hinsichtlich der Pflichtstundenzahl sollte man die Realisten mit den Humanisten gleichstellen. Redner äußert noch eine Reihe weiterer Wünsche des Lehrerstandes der höheren Lehr­anstalten und erklärt seine Zustimmung zu dem Antrag Nägele.

Berichterstatter v. Gauß: Die Ausführungen des Mg. Hieber zugunsten der Vereinfachung des Lehrplans und zugunsten der humanistischen Bildung unterstütze er. Die jetzigen Leistungen der Gemeinden gegenüber dem Schulwesen seien nicht aufrecht zu erhalten. Ein Ge­meindebeitrag fei nur berechtigt bei unökonomischen Zwergschulen. Für die Unterscheidung zwischen solchen Schulen und denen, die einem Landesinteresse dienen, habe die Regierung bisher sehr wenig Sinn gehabt. Der Antrag Nägele und Gen. zeige hier den richtigen Weg.

Löchner (Vp.): Es sei leider nicht zu konstatieren, daß das Interesse das dem höheren Schulwesen zuteil werde in gleicher Weise auch auf die Volksschule sich er­strecke. Die Elementarklaffen sollen beseitigt werden, da­mit die höheren Schulen nicht ein Privilegium der besitzen­den Klassen bleiben. (Sebr richtig). Eine einheitliche Festlegung bezüglich des Schuljahrsbeginns im ganzen Lande wäre wünschenswert und zwar unter Berücksichtig­ung der Umzugstermine. Der Schularzt werde auch in den höheren Schulen ein gutes Arbeitsfeld vorfinden. In Hinsicht aus die Standes- und Gehaltsfragen befürworret Redner eine Entlastung der Lehrer bei zunehmendem Al­ter. Tie Durcharbeitszeit, womit man an den Mädchen­mittelschulen einen Versuch gemacht habe, sei nur prak­tisch, wenn die Stundenzahl nicht gekürzt werde. Not­wendigkeit sei sodann die Schaffung eines einheitlichen Unterrichts und Erziehungsgesetzes.

Dr. Bauer (Vp.) tritt für Gewährung von Sti­pendien an Kinder minderbemittelter Eltern ein, sowie für Errichtung der Reformschulen. Die Turcharbeitszeit werde man in den großen Städten auf die Dauer nicht um­gehen können und die Tätigkeit der Schulärzte solle man auch auf die höheren Schulen ausdehnen.

Heymann (Soz.): Der Nachmittagsunterricht sollte abgeschafft werden; Unter Aufsicht der Lehrer soll den Schülern an den Nachmittagen Gelegenheit zur Ausar­beitung der Aufgaben in den Schulräumen gegeben wer­den. Die Versetznngsprüfungen seien unnötig. Die Ue- bernahme der Volksschullasten sei viel wichtiger als die Verstaatlichung der höheren Schulen. Seine Partei be­fürchte, daß, wenn man jetzt einseitig die höheren Schulen herausstreiche, dann der Verstaatlichung des Volksschnl- wesens nur Abbruch getan würde. Dies wolle seine Par­tei vermeiden.

Berichterstatter v. Gauß (Vp.): Der Vorredner sei im Irrtum, wenn er glaube, daß man die Volksschule hintan setzen wolle. Die Volkspartei wolle nach wie vor auch eine Uebernahme der Volksschullasten auf den Staat, aber er persönlich könne nichts dafür, daß im Etat die höheren Lehranstalten vor der Volksschule kommen und daß deshalb die Verstaatlichung dieser Anstalten naturgemäß vor der­jenigen der Volksschulen behandelt werden müsse. Im Uebrigen werde ein Beschluß die höheren Lehranstalten zu verstaatlichen, den Volksschulen nicht nur keinen Ein­trag tun, sondern das gerade Gegenteil bewirken, weil eben dann eine Reihe von Kräften der Gemeinden für di eGeltendmachung der Wünsche der Volksschule frei wer­den. Er hoffe, durch diese Gründe auch die Sozialdemo­kraten davon überzeugt zu haben, daß eine Zustimmung zn dem Antrag Nägele ihren Prinzipien entspreche, denn die Sozialdemokratie werde sich doch in dieser Frage nicht auf den Standpunkt desAlles oder nichts" stellen wollen.

Hier wird abgebrochen.

Der Abg. Hang (BK.) tritt mit Genehmigung des Hauses aus der Finanzkommission aus.

Nächste Sitzung morgen vormittag 9 Uhr mit der Tagesordnung: 1) Wahl eines Mitglieds in die Finanz- kommission; 2) Fortsetzung der heutigen Beratung. Schluß VsL Uhr.

Stuttgart, 21. Juni. Die 2. Kammer hat bei der Fortsetzung der Beratung des Kultetats den Volks-