ten Und der S^en des Allmächtigen Sie dabei geleiten." In den Blättern, wird hervorgehoben, daß die Thron­rede die längste war, die je gehalten, -und daß keine so oft und so stark von Bravorufen unterbrochen wurde.In Oesterreich befinden sich sagt dieNeue Freie Presse", Krönst und Parlament gegenwärtig in voller Einigkeit." * * *

Die Haager Friedenskonferenz hat am gestri­gen Mittwoch ihre eigentliche Arbeit begonnen. Es fand eine Sitzung statt, in der im Aufträge Nelidows, Pro­fessor v. Martens die Vorlesung der auf die Einsetz­ung der 4 Kommissionen Bezug Habenden Verhandlungen vornahm. Im Augenblick, da der Präsident die Einsetz­ung der Schiedsgerichtskommission verkünden ließ, meldete sich der erste deutsche Delegierte Frhx. v. Marsch all zum Worte. Herr v. Marschall teilte der Konferenz mit, daß er von seiner Regierung beauftragt sei, der Schieds­gerichtskommission einen Antrag zu unterbreiten, welcher mit den an die Kaperung von Schiffen im Konnex befind­lichen Fragen Msamjmenhängt. Der deutsche Delegierte schlägt der Kommission die Schaffung eines interna­nalen Oberprisen-Gerichtes als Appellinstanz gegenüber den nationalen Prisengerichten vor. Eine der­artige Institution würde «eine neue sehr wertvolle Ga­rantie für eine friedliche Lösung internationaler Strei­tigkeiten, die in der ersten Nummer des russischen Pro­grammes vorgesehen ist, bedeuten. Bisher herrschte der fühlbare U ebelstand, daß die Frage, ob die Wegnahme eines Schiffes im Kriegsfall völkerrechtlich zu rechtferti­gen fei, ausschließlich vom Prisengericht desjenigen Staates entschieden wurde, welcher das Schiff ausbrachte. Es liegt in der Natur der Sache, daß diese Entscheidungen keine Garantie für volle Unparteilichkeit boten. Die Vertreter Englands und der Bereinigten Staaten unterstütz­ten den deutschen Antrag. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden nachstehende Delegierte zu Vorsitzenden der vier Kommissionen ernannt: Bourgeo­is (Frankreich) erste Kommission: Schiedsgericht usw.; Beernaert (Belgien) und mit Rücksicht auf dessen Ge­sundheitszustand daneben Ass er (Niederlande) zweite Kommission: Landkriegsrecht und Neutralitätsfragen; Tornielli (Italien) dritte Kommission: Seerecht; v. Martens (Rußland) vierte Kommission: Seerecht und Neutralität bei einem Seekriege. Zu Vizepräsidenten werden ernannt werden: Kriege (Deutschland), Drago (Argentinien), Lama sch (Oesterreich-Ungarn), Brun (Dänemark), Estournelles de Consta nt (Frank­reich), Estera (Mexiko), Hagerup (Norwegen), stBel- diman (Rumänien) Hammerskjoeld (Schweden), Carlin (Schweiz, Satow (England) und Fusinato (Italien). Es ist noch borgeschlagen worden, zu denje­nigen Sitzungen, bei welchen nicht der Ausschluß der Oes- fentlichkeit beschlossen Wurde, eine Anzahl Journalisten, die besondere Zutrittskarten erhalten, zuzulassen. Fer­ner wurde der Arbeitsplan der Konferenz festgesetzt.

* * *

In Südfrankreich hat sich die Lage noch keines­wegs gebessert. In Narbonne halten seit Dienstag Nacht drei Infanterieregimente! und ein Kavallerieregi­ment die Stadt besetzt. Eine johlende und pfeifende Menge umgab den Wagen, in dem Bürgermeister Fer -- roul weggebracht wurde. Die Infanterie, welche mit gefälltem Bajonett vorging, zerstreute, unterstützt von der Kavallerie, die Veranstalter der Kunndgebung. Der Oberst des Kavallerieregiments wurde durch einen Steinwurf getroffen. Die Bewohner mehrerer benach­barter Dörfer sind in Narbonne eingetroffen. Durch den militärischen Zuzug hat die Erregung zugenommen, welche diese Exzesse im Gefolge hatte. Die Offiziere werden von der Menge ausgepfiffen und verhöhnt. Alle Lä­den und Werkstätten, selbst die Banken, sind zum Zeichen der Trauer geschlossen. Pariser Zeitungen ver­öffentlichen eine Depesche aus Montpellier, die be­sagt, Marcellin Albert sei verhaftet worden. Der Minister des Innern hat noch keine Bestätigung die­ser Nachricht. Die wegen Vergehen im Zusammenhang mit der Weinbaukrise Augeschuldigten werden auf Grund eines Artikels des Strafgesetzes verfolgt, der jode Verabredung über den Gesetzen zuwiderlaufende Maß­nahmen mit Gefängnis von 26 Monaten bestraft. Sie können in gleicher Weise bestraft werden mit Aberkenn­ung der bürgerlichen Ehrenrechte und aller öffentlichen Aemter auf die Dauer von 10 Jahren, wie öffentliche Beamte, die der Pflichtverletzung schuldig befunden wor­den sind, die Ausübung des Dienstes eingestellt zu haben, außerdem mit bürgerlicher Degradation.

Tages-KHronlK.

Berlin, 19. Juni. Der Unterstaatssekretär des Reichs-Kolonialamts, Herr v. Lindequist, wird seine Ausreise nach Deutsch-Südwestafrika mit einem heute von Hamburg abfahrenden Dampfer antreten. Herr v. Lin- dequist übernimmt bis zum Eintreffen des Gouverneurs v. Schuckmann nochmals in vollem Umfange die Ge­schäfte des Gouverneurs. Der Unterstaatssekretär wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des Oktober nach Deutschland zurückkehren.

Berlin, 19. Juni. Wie dieBerl. Korr." erfährt, wird im Reichsamt des Innern ein Entwurf eines neuen Weingesetzes ausgearbeitet, das in den Hauptpunkten die vom Reichstag wiederholt unterstützten Wünsche berück­sichtigt und das den: Reichstag voraussichtlich in der näch­sten Tagung zugehen wird.

Berlin, 19. Juni. Im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist man, wie die Vossische Zeit­ung hört, zur Zeit beschäftigt, mit den Vorarbeiten zur Begründung einer Pensionskasse für die Bau­arbeiter nach dem Vorbild der für die Arbeiter der Eisenbahnverwaltung bereits bestehenden Kasse.

Berlin, 19. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. teilt mit, daß zufolge einer Entschließung des französischen Fi- nanzministers Postpackete, die aus dem Auslande nach Frankreich kommen, fortan zu 80 Proz. statt bisher 50 Proz. untersucht werden sollen, ob der Inhalt mit der Inhaltserklärung auf den Begleitpapieren übereinstimmt. Das Blatt knüpft daran die Mahnung zu größter Sorg­

falt und Gmauigkeit angesichts der empfindlichen Strafen. » Guter Glaube wird als Entschuldigung nicht anerkannt, js

Berlin, 19. Juni. Nach einem Londoner Tele­gramm der Vossischen Zeitung bezeichnet der Daily Tele­graph den Abschluß des Dreibundsvertrags als das glücklichste Resultat der schiedsrichterlichenBe- wegung, die mit der ersten Haager Konferenz anfing. Ein Krieg sei künftig undenkbar zwischen den drei West­mächten, die bei Trafalgar kämpften.

Berlin, 19. Juni. Einem Londoner Telegramm der Vossischen Zeitung zufolge wurde am Dienstag nach­mittag während des Astorrennens der goldene Ehrenbecher im Werte von 300 Pfund Sterling vor den Augen eines Schutzmanns gestohlen.

Kiel, 19. Juni. Um Uhr lief die Hohenzollern mit dem Kaiser an Bord von Holtenau in den Kieler Hafen ein. Die im Hafen liegende Flotte, darunter ein argentinisches Schulschiff, feuerte den Kaisersalut. Stadt und Hafen sind festlich geschmückt. Mit dem heutigen Tage hat die Kieler Woche begonnen, die sich als Ju­biläumswoche darstellt, da sie i. I. 1882 erstmals veran­staltet wurde. Heute Vormittag fand die erste Wettfahrt f des K. Jachtklubs statt, nachmittags die für Kriegsschiff­boote.

Karlsruhe, 18. Juni. Ob ein Sozialdemo­krat Burschenschafter sein kann, darüber ist jetzt ein Konflikt entstanden. Der Verband deutscher Bur­schenschaften Technischer Hochschulen hatte aus seiner- desheimer Tagung die Angehörigkeit eines Sozialdemo­kraten zum Verbände für unvereinbar erklärt mit der vaterländischen Gesinnung, die er von seinen Mitgliedern verlangt. Der Bnndeskonvent der hiesigenTeutonia", zu derenalten Herren" der sozialdemokratische Abge­ordnete Geck gehört, hat es jedoch einstimmig ab ge­lehnt, die Gesinnung ihreralten Herren" einer Kri- ! tik zu unterziehen.

Paris, 20. Juni. Auf den Eisenbahnzug, der die gefangenen Winzerführer wegbrachte, wurde ein Atten­tat verübt. Zwischen Narbonne und Montpelliers wurde s eine Brücke in die Luft gesprengt, die von dem Zug glück­licherweise schon eine halbe Stunde zuvor passiert war. Nach Gerüchten soll es in Narbonne zu einem blu­tigen Zusammen st zwischen Militär und Volk ge­kommen sein. Eine Bestätigung des Gerüchts fehlt noch.

London, 19: Juni. Das Torpedoboot Nr. 99 ist in der Tor-Bay gesunken. Die Mannschaft ist gerettet.

Lissabon, 19. Juni. Bei einem Zusammenstoß der Polizei mit den Manifestanten bei der Rückkehr des Mi­nisterpräsidenten Franco wurden 2 Personen getötet und mehrere leicht verletzt. 17 Personen wurden verhaftet.

Zwischen Durlach und Weingarten stürzte der in Darmstadt stationierte Schaffner Dahmer aus dem Packwagen des nach Frankfurt fahrenden Eilzuges in dem Augenblick, als der Zug eine Kurve passierte. Dahmer wurde schwer verletzt in bewußtlosem Zustande aufgefun­den Und mit dem nächsten Zug nach Karlsruhe verbracht, wo er noch abends seinen schweren Verletzungen erlag.

Ein schwerer Einbruch wurde in München in zwei. Läden verübt. Die -Einbrecher drangen zunächst in den! Laden des Hofjuweliers Heiden ein und entwendeten Gold­waren im Werte von über 3000 Mk. Sodann brachen sie iki den Laden eines Kaufmanns ein und versuchten den Kassenschrank aufzusprengen; dabei scheinen sie jedoch gestört worden zu sein, denn es blieb beim Versuch.

ArNeitttöervegrmg

Stuttgart, 19. Juni. Der Streik im hiesigen Malergewerbe ist nach löwöchiger Dauer durch ei­nen Vertrag beendigt worden. Die Arbeitgeber ha­ben sich bereit erklärt, sofort in Beratungen über einen neuen Lohntarif einzutreten. Hierauf beschlossen die Ar­beiter die Wiederaufnahme der Arbeit.

Mannheim 19. Juni. Das Maschinenpersonal der Schlepp-, Güter- und Bugsierboote auf dem Rhein will, nachdem die Verhandlungen, welche zwischen der Ber- bandsleitung und den Reedereien geführt wurden, sich zerschlagen haben, in den Ausstand treten. Insbeson­dere scheiterten die Verhandlungen an der Forderung ei­ner Miudestnachtruhe von 6 Stunden, sowie einer die Sonntagsruhe betreffenden Forderung. Es kommen nach derVolksstimme" etwa 1200 Mann in Betracht, die auf 350 Dampfbooten bei 92 Gesellschaften beschäftigt sind.

Offenbacha. M., 19. Juni. Nach der Wiederauf­nahme der Arbeit in den hiesigen Maschinenfabriken ist es bei den Firmen F. A. Hartmann und W. Fredenhagen zu erneuten Differenzen gekommen, die eine Arbeitsnie­derlegung zur Folge hatte.

Aus WärtLeMöerg.

Die Wnrttembergischen Bolksschullehrerver- eine haben an die Abgeordnetenkammer eine die Aufbes- serungszulagen und das Beamtengesetz betreffende gemein­same Eingabe gerichtet. Die Eingabe wünscht Zulagen von D00 Mk. für die Lehrer mit 12001300 Mk., 150 Mb für solche mit 13002400 Mk. und 100 Mk. für Lehrer mit mehr als 2400 Mk. Gehalt. Weiter wird Um Pensionsberechtigung der Gehaltszulagen gebeten, da den Beamten die in Form eines erhöhten Wohnungsgel­des gereichte Gehaltszulage ganz oder größtenteils in den pensionsberechtigten Gehalt einbezogen werde. Der Woh­nungsgenuß soll statt mit 250 Mk. mit 320 Mk. (Woh­nungsgeld der 2. Ortsklasse der 4. Abteilung) pensionsbe­rechtigt werden. Für die unständigen Lehrer wird eine Gehaltserhöhung von 100 Mk., gewünscht. Ans den in die Witwenkasse geleisteten Beiträgen sollen nach der Beitragsdauer in die pensionsberechtigte Dienstzeit der Lehrer eingerechnet werden. In gleicher Weise sollten die Bezüge der Pensionäre erhöht werden. Für die älteren Lehrerwitwen wird eine Erhöhung ihrer ärmlichen Pen­sion von 225 Mk. auf 350 Mk. und auch für die üb­rigen Witwen eine angemessene Erhöhung ihrer Bezüge gewünscht. Im zweiten Teil der Eingabe wird um Aus­dehnung des Beamtenrechts auf die Bolksschullehrer ge­beten und diese Bitte eingehend begründet. Zu dem Ge­setzentwurf vom 11. Mai werden der Abgeordnetenkam­mer folgende Wünsche unterbreitet: Es soll 1) die Pen­

sion einer Vollwaise auf die Hälfte des Betrags der Wit­wenpension erhöht, 2) die Ausbezahlung, auch der Miet- zinsentschädigUng, dur chdas Kameralamt erfolgen. 3) int Erkrankungsfall ein Gehaltsabzug nicht stattfinden, 4) den! unständigen Lehrern hinsichtlich der Entlaßbarkeit größere Rechtssicherheit gewährt, 5) die Bildung von Lehrer- und BsamtenaUsschüssen ermöglicht und 6) zu den Verhand­lungen des Disziplinarhofos Beamte und Lehrer derselben! Kategorie wie der Angeklagte zugezogen werden.

OMchtStaM.

Die Siebenlehner Feuerwehr.

Von den Heldentaten der Siebenlehner Feuerwehr^ vor der die Siebenlehner Bürger die Zündhölzer ängstlich! verbergen mußten, wenn sie nicht den roten Hahn auf dem Dache sitzen haben wollten, ist hier schon berichtet worden. Der Prozeß, der in Freiburg i. Sa. nun zu Ende gegangen ist Und bei dem 92 Zeu­gen äussagen mußten, hat noch recht nette Dinge an den Tag gebracht. Der Staatsanwalt gab in seinem Plaidoyer ein Bild der Verhandlung und führte unge­fähr aus: Die Siebenlehner Brandstiftung hat weit über den hiesigen Kreis hinaus berechtigtes Aufsehen und Er­staunen erregt. Der Grund liegt wohl darin, daß durch ein fortgesetztes Begehen von Verbrechen das Rechtsempfin­den sich abgeschwächt hat, zumal wenn die Ortsbehörde mit der Bevölkerung selbst Hand in Hand gegangen ist- Als! im vorigen Herbst die ersten Verhaftungen erfolgten, da sagte man sich, da müssen doch wohl rocht verrottete Zu­stände sein. Ja, ich möchte wohl so weit gehen Und sa­gen: Es haben dort russische Zustände geherrscht! Wenn eine Frau den Bürgermeister fußfällig gebeten hat, daß sie auchgern mit weg wolle", und wenn nun nachgewiese- ! nermaßen dieses Haus auch tags darauf wirklich mit ei­nem zweiten niederbrannte, so ist dies wohl bezeichnend, wie die Feuerwehr gewirtschastet hat. Es sei auch erwie­sen, daß tatsächlich die Feuerwehr, anstatt Brände zu löschen, sie in Szene setzte. Während man anderwärts ! Lei einem Brande sehnlichst die hilfebringende Feuerwehr erwartet, war es in Siebelehn umgekehrt; man schloß die Häuser ab, damit ja kein Feuerwehrmann eindringen konnte, und war dies doch der Fall, so wartete man auch nicht vergebens auf die baldige Entstehung eines neuen Brandes. Die teilweisen Zugeständnisse der Angeklag­ten haben an den Tag gebracht, daß man Dächer und Wände einhackte, um die Verbreitung des Feuers zu för­dern. Die Hüter des Gesetzes haben da drüben einen schweren Stand gehabt. Bereits dem früheren Gendar­men ist das Leben schwer gemacht worden, Und vollends der jetzige Gendarm habe nicht vermocht, den Verbrechen Einhalt zu tun, seine Anzeigen wurden unter­schlagen, und man vermied vorsichtig seine Nähe, um ungehindertarbeiten" zu können. Aehnlich wie es den Beamten ergangen ist, suchte man auch die fremden Feuer­wehrenkalt" zu stellen, damit sie, im Sinne der Brand­stifter, ja nicht schaden konnten. Man hat auch in den anständigen Kreisen Siebenlehns geahnt, daß das Gebüh­ren der Feuerwehr einmal ein tragisches Ende nehmen müsse. Warnungen wie:Nehmt euch vor der Sieben­lehner Fmerwehr in acht, die hat Feuer an den Bei­nen!" Und:Wo die sich sehen lassen, da brennt's auch!" geben einen sprechenden Beweis, wie diese gewirtschaftek hat; die Feuerwehr war eben im Laufe der Jahre ein Ber schöner un gsverein geworden. Der Staatsan­walt geht dann näher auf den Brand dersieben Häu­ser ein. Dieses Feuer sei wohl unwiderleglich die Folge eines bestimmten Planes, der in der Feuerwehr und auch in einem Teile d>'er Bewohnerschaft entstanden sei. Das Köhlersche Haus zündete man an, trotzdem sich noch ein Haus zwischen diesem und dem brennenden befand, weit auf dem Boden viel Brennstoff vorhanden war. Wie arg die Furcht vor dem Brande in der Köhlerschen Familie gewesen ist, beweist der Umstand, daß sie ein schwere s Gewicht an einen Faden gebunden hatten urtt^ diesen vom Boden herunter bis über die Backstube ftfteten.- Die Vorrichtung sollte ihnen ein WarnUUgszeichew sein. Denn wenn der Faden durchbrannte, mußte das- schwere Gewicht auf 'die Backstubendecke stürzen und rftar-- mieren. Zu den beiden Bränden Bitterlich und Streu- bel hebt der Staatsanwalt hervor, daß hier absolut weder eine Einsturz noch eine Brandgefahr vorhanden war- Hier hat sich zwischen den Besitzern und der Feuerwehr geradezu ein Kampf entspannen, da die Besitzer ihre Habe erhal­ten wollten. Hier war es auch, wo einer der Kämpfen­den ausrief:Die Kerle kommen auf mein Haus zu wie eine Räuberbande!"

Das Urteil

lautet gegen. Pen Kaufmann Iätsche, Schlosser Ka­den und den Angeklagten Straube auf je dreiIah- re sechs Monate Zuchthaus und je sechs Jahre Ehrverlust. Gegen den Wirtschastsbesitzer Lenden wurde auf drei Jahre sechs Monate Gefängnis und vier Jahre Ehrverlust erkannt, gegen den Schuhmacher Sohr auf ein Jahr zwei Monate Gefängnis, drei Jahre Ehrverlust, gegen Schuhmacher Jalke auf ein Jahr sechs Monate Gefängnis, drei Jahre Ehrverlust, gegen Schuhmacher Franke auf sieben Monate Gefängnis, die als verbüßt gelten. Die übrigen fünf Angeklagten wurden freige- s p r 0 ch e n.

München, 19. Juni. In dem großen Wnch er­st r 0 z e ß ist heute Mend nach sechswöchiger Dauer Vas Urteil gefällt worden. Der Angeklagte Hartmann erhielt 2 Jahre 6 Monate Gefängnis Und 3000 Mk. Geld­strafe, Oiser 2 Jahre 3 Monate Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe, Muffet sen. 1 Jahr 3 Monate Ge­fängnis und 500 Mk. Geldstrafe. 6 weitere Angeklagte erhielten 36 Monate Gefängnis, nebst entsprechenden Geldstrafen. Haertling, Bieber, Schmidt und Ebner wur­den freigesprochen.

Sofia, 19. Juni. Im Verlaufe des Prozesses gegen die Mörder des Ministerpräsidenten Petkow gestand Petrow, bereits in Widdin den Plan gefaßt zu haben, Petkow und Schenadjew zu ermorden. Petrow erklärte, Anarchist zu sein. Seine bisherigen Aussagen belasten hauptsächlich seinen Mitangeklagten Chranow, der ihn, wie aus der Aussage hervorgeht, zur Ermordung des Für­sten von Bulgarien überreden wollte.