ZU der Zeit, in der Präsident Fallieres sich' in Bordeaux befinden werde, einen Zug dorthin zu unternehmen.
Sensationelles aus Rußland. — Die Duma am Ende. Die Petersburger Telegrafenagentur, die schon so manche schlimme Kunde nach Deutschland herüber meldete, weiß heute zu berichten: Am 18. Mai erfuhr die Petersburger Polizei, daß die Wohnung des Dumaabgeordneten Ohsol auch von Mitgliedern der revolutionären Militärorganisation besucht wird. Diese Nachricht gab Veranlassung zu einer Haussuchung in der Wohnung Oh- sols. Bei dieser wurden zahlreiche Schriftstücke gefunden, die darauf Hinweisen, daß. die 55 Dumaabgeordneten, welche die sozialdemokratische Fraktion bilden, eine verbrecherische Vereinigung gebildet haben zum Umsturz der durch die Grundgesetze festgesetzten Regierungsform mittelst eines Bolksaufstandes, sowie zur Einführung einer demokratischen Republik. Zur Erreichung dieses Zieles hat die Vereinigung in Verbindung mit verschiedenen Geheimkomitees die umfassendsten Maßnahmen getroffen, um einen Volksaufstand, der Arbeiter, Bauern und das Militär umfassen sollte, in wirksame Szene zu setzen. In der Voruntersuchung zu dieser Angelegenheit befinden sich 5 5 Dumamitglieder, von denen 16 auf Antrag der Staatsanwaltschaft verhaftet werden sollen. Einen hierauf lautenden Antrag brachte die Regierung am Freitag in der Duma ein. Am demselben Mittag (also gestern) erhielt der Präsident der Reichsduma ein eigenhändiges. Handschreiben des Ministerpräsidenten Stolypin, in dem dieser sagt, er habe der Duma Mitteilungen zu machen, die keinen Aufschub dulden. Er ersuche, ihm sofort bei Eröffnung der Sitzung der Reichsduma das Wort zu erteilen und auf Grund des Art. 44 die Öffentlichkeit der Sitzung aufzuheben, wegen 'Zugehörigkeit von Abgeordneten zur revolutionären Kampfesorganisation, sowie wegen Vorbereitung eines bewaffneten Volksaufstandes.
Es fand hierauf eine geheime Sitzung der Duma statt. In derselben erklärten sich, wie verlautet, gc- geu den Regierungsantrag die Sozialisten und die Polen. Bon den Kadetten war der größere Teil für, der kleinere gegen den Antrag. Die Minorität der Kadetten erklärte nötigenfalls aus der Partei austreten zu wollen. Stolypin verlangte im Verlauf der Sitzung die sofortige Verhaftung von 16 sozialistischen Abgeordneten, sowie die Genehmigung dazu, daß der größte Teil der übrigen Sozialisten, etwa 35, zur gerichtlichen Verantwortung gezogen werden können. Es heißt, die Kadettenpartei werde den Antrag ablehnen. In diesem Fall dürfte die Auslösung der Duma erfolgen. Das Palais der Duma ist von einem starken Aufgebot von Truppen, Gendarmerie und Polizei umgeben. — Weiter wird noch von Petersburg vom Samstag Vormittag gemeldet: Die Duma trat gestern Abend 9 Uhr noch einmal zusammen Und beschloß die Anfrage Stolypins wegen Erlaubnis zur Verhaftung der 16 sozialdemokratischen Abgeordneten an eine 22glied- rige Kommission zu verweisen. Stolypin hat dieser Kommission 24 Stunden Zeit zur Beantwortung gegeben. Er ließ sie wissen, daß eine Verneinung seiner Anfrage einer Erklärung der Duma gleichkomme, daß ein Zusammenarbeiten mit der Regierung unmöglich sei. — Die Auflösung der Duma ist demnach nahegerückt. Wie der Voss. Ztg. in Berlin noch mitgeteilt wird hat gestern Abend in der Wohnung Stolypins der Ministerrat getagt. Es sei beschlossen worden, falls die Duma aufgelöst werde, über Petersburg den Kriegszustand zu verhängen und Sarubajew zum Oberbefehlshaber zu ernennen.
Hqges-ßyronik.
Berlin, 14. Juni. Der VundeSrat nahm in seiner gestrigen Sitzung noch die Vorlagen über die steuerliche Behandlung von Zigarettenpapier und die Gewährung von Ersatz für unbrauchbar gewordene Zigarrettensteuer- zeichen an.
Paris, 14. Juni. Der römische Korrespondevt des „Messidor" trilt mit, daß Frankreich gestern Italien von der Unterzeichnung eines Bündnisvertrages zwischen Spanien und Frankreich Kenntnis gegeben haben, durch den beide Mächte sich den gegenwärtigen Stand im Mittelmeer und im atlantischen Ozean garantieren. Ein gleich lautender Vertrag sei gleichzeitig zwischen England und Spanien unterzeichnet worden. Den übrigen Mächten würde morgen eine gleiche Kundmachung zugehen. — Bon anderersette wird die Meldung dementiert.
London, 13. Juni. Die Note-Kreuz-Kon- ferenz begann heute hier ihre Beratungen. Die Vertreter Japans haben die Konferenz eingeladen, die nächste Zusammenkunft in Tokio abzuhalten.
Lo»do», 15. Juni. Die KonferenzdesRoten Kreuzes nahm heute eine Resolution an, die besagt, es fei wünschenswert, daß das Rote Kreuz in Friedenzetten an der Bekämpfung der Tuberkulose retlnehme und es fei erforderlich, daß wirksame Prophylaxe Maßnahmen getroffen würden.
Ehristiania, 14. Juni. Der Stört hing verwarf mit 73 gegen 48 Stimmen einen Gesetzentwurf betreffend das allgemeine Wahlrecht für Frauen und nahm mit 96 gegen 25 -Stimmen einen Gesetzentwurf an betr. das staatsbürgerliche Wahlrecht für Frauen in derselben Ausdehnung, wie jetzt bei den kommunalen Wahlen, das heißt, daß die Frauen selbst oder deren Ehegatten sür das letzte abgelaufene Jahr Steuern bezahlt haben müssen. Hierdurch wird die Wählerzahl um etwa 300000 vermehrt.
N-w-York, 12. Juni. In Washington starb heute der demokratische Senator John T. Morgan. Der Verstorbene repräsentierte Alabama. Er wurde im Jahre 1824 geboren und war von Berus Advokat. 1892 wurde er zum Schiedsrichter in dem Streit über die Behnngmeer- Fischerei ernannt und im Jahre 1898 vom Präsidenten Mac Kinley zum Mitglied der Kommission erwählt, welche die Regierung in Hawai nach der Annexion zu organisieren
hatte. Morgan galt als Jingo und war einer der Haupt- förderer der Bewegung, die zum Kriege mit Spanien sühne. Er üdte trotz: seiner Zugehörigkeil zur Minorität großen Einfluß aus. .
New Dort» 14. Juni. Der Mayor Schmitz von San Francisco wurde des V erb re ch e n s im A mre sch u >- dig gebrochen. Er wird wohl die Höchststrafe von fünf Jahren erhalten.
Salut Paul (Minnesota), l5. Juni. Der hier weilende Krtegssrkrerär Taft ist plötzlich schwer erkrankt. Sein Zustand ist kritisch, Man glaubl, daß eine Ptomai- Vergtflung vorüegr. _
Die 2. Gasanstalt in Charlottenburg ist von einem gewaltigen Feuer heimgesucht worden, das einen Schaden von weit über 100 000 Mark verursachte. Es wird vorsätzliche Brandstiftung angenommen.
Erdbeben in Amerika.
Newyork. Durch ein Erdbeben kamen in Val- divia (Chile) 39 Personen um. Fast alle Gebäude wurden zerstört. In Kingston (Jamaica) wurden 40 Soldaten verletzt und die Kaserne zerstört.
Santiago de Chile. Heftige Erdbeben werden aus Valdipia gemeldet. Die Zollgebände, die Pfarrkirche und mehrere andere Häuser, sowie zwei Eisenbahnbrücken sind zerstört. Fünf Personen sollen nm- gekommen sein.
Jas KaiserPkrisrennen im Haunu§.
Die Entscheidung.
Am gestrigen Freitag, kurz nach der Mittagsstunde fiel die Entscheidung. Das Ergebnis bedeutet einen Sieg des Auslandes. Das Resultat ist folgendes: 1. Naz- zaro 334 Min. 26 Sek. (Fiat). 2 . Hautvast (Pipe) 339 Min. 10 Sek. 3. Joerns (Opel) 339 Min. 49 Sek. 4. Michel (Opel) 349 Min. 35 Sek. 5. L a n- cia (Fiat) 350 Min. 51 Sek. 6. Wagner ((Fiat)
350 Min. 53 Sek. 7. Minoia (Jsotta F raschin i)
351 Min. 15 Sek. 8. Fournier (Jtala) 355 Min. 18 Sek. 9. Salzer (Mercedes) 358 Min. 33 Sek.
Bald nach Rennschluh wurde vom Kaiser die Preisverteilung vorgenommen. In der Fürstenloge ließ sich der Kaiser die drei ersten Sieger Nazzaro, Hautvast und Joerns vorstellen ünd empfing die Vertreter der Fabriken, darunter Fritz Opel. Auch ein Mechaniker im blauen Arbeitskittel erschien vor dem Kaiser. Dieser gratulierte den Fahrern ünd den Vertretern der Fabikanten und überreichte dann den Siegern die Preise. Der Kaiser äußerte sich anerkennend über den ruhigen sicheren und gleichmäßigen Gang her Opelwagen. Kurz nach der Preisverteilung verließ der Kaiser mit seinem Gefolge die Jürstenloge und fuhr im Auto nach Homburg zurück. Um 2HH Uhr war alles zu Ende. — Hoffentlich für immer!
ArLeiteröcrvcgung
Schwenningen, 15. Juni. Tie Uhrenfabrik Kienzle in Schwenningen, welche etwa 800 Arbeiter beschäftigt, hat die Kündigung zurückgezogen.
MürLL. Landtag.
Stuttgart, 14. Juni. Präsident Payer eröffnet die Sitzung um 81/4 Uhr. Der Ministertisch weist dieselbe Besetzung aüf wie in der gestrigen Sitzung. Die Debatte über den Gesetzentwurf betreffend den Umbau des Hauptbahnhofs wurde bei Ziffer 2—7 Neu-und Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen fortgesetzt. Berichterstatter Dr. v. Kiene (Ztr.): Es seien hier in Aussicht genommen: Der 4gleisige Ausbau der Strecke Stuttgart-Untertürkheim, sowie der Strecke Atuttgart-Ludwigsburg, der Umbau und die Erweiterung des Bahnhofs Cannstatt, die Erweiterung des Güterbahnhofs Untertürkheim und die des Bahnhofs Kornwcstheim Außerdem sei vorgesehen eine zweigleisige Hauptbahn vom Güterbahnhof Untertürkheim nach Wangen und von da auf dem linken Neckarufer nach Plochingen (linksufrige Neckarbahn) das auf 15,7 Millionen geschätzt werde, begegne erheblichen Bedenken. Die Entlastung der Hauptbahnstrecke Untertürkheim-Plochingen werde durch den viergleisigen Ausbau der bestehenden rechtsufrigen Neckarbahn viel wirksamer erreicht. Dieser Ausbau der Strecke Untertürk- Heim-Plochingen ssrei für spätere Zeit doch notwendig. Der Berichterstatter unterbreitete dem Haus sodann folgenden Kommissionsantrag: Den Ziffern 2—6 in der Fassung des Entwurfs züzustimmen, die Ziffer 7 wie folgt zu saffen: Eine Eisenbahn von dem Güterbahnhof-Untertürkheim nach Wangen und die Herstellung eines Güterbahnhofs Gais- burg. Ferner soll nachstehender Resolution zugestimmt werden. Zn Ziffer 7 des Artikels 1; Die Regierung zu ersuchen, weitere Erhebungen nach der finanziellen, betriebstechnischen und volkswirtschaftlichen Seite darüber anzustellen, ob der viergleisige Ausbau der Hauptbahnstrecke Untertürkheim-Eßlingen-Plochingen nicht vorteilhafter erscheint, als der Bau einer zweigleisigen linksufrigen Neckarbahn; die Erwartung auszusprechen, daß die Stadtgemeinde Stuttgart für die Ausführung der zugleich wesentlich in ihrem Interesse gelegenen Bauten (Bahnhofumbau Stuttgart, Bahnhosumbau Cannstatt, Verbindungsbahn von Untertürkheim nach Wangen und Herstellung eines Güterbahnhofs Gaisburg) zur Leistung eines angemessenen Beitrags veranlaßt, sowie das von der Stadtgemeindd in ihrem Besitz befindliche und zu diesen Bauten erforderliche Gelände um einen mäßigen Preis abgegeben wird; ferner die Erwartung anszusprechen, daß über die Tauer der Ausführung der nach Artikel vorgesehenen Anlagen die Fortsetzung des Baues von Nebenbahnen im Lande keine Einschränkung und keinen Stillstand erfahren soll.
Nach kurzen Bemerkungen des Mitberichterstatters Kraut hebt Ministerpräsident v. Weizsäcker zunächst hervor, daß das Bedürfnis sür den Bau einer Bahn auf dem linken Neckarufer von der Regierung anerkannt sei. Es müsse aber erst untersucht werden, wie diese Bahn zu bauen sei. Die Regierung gehe von der Ansicht aus, daß vier Gleise, zwei links und zwei rechts zwischen Cannstatt
^ und Plochingen auf weite Zeit hinaus genügen würden.
Der Resolution, welche die Kommission vvrgeschlagen habe, ^ könne die Regierung züstimmen, sofern darin eine Moti- ^ Vierung der auf die linksufrige Bahn bezüglichen Worte ! gelegen sei und wenn in der Turchstreichung der Sache selbst nichts versäumt werde.
Hiezu sind folgende Anträge eingelaufen: Die Abgg.
^ Kübel, Mülberger und Hieber beantragen, der Resolution betreffend die linksufrige Neckarbahn folgendes beizufügen: Und dabei in Aussicht zN nehmen, daß im Falle des viergleisigen Ausbaues der rechtsufrigen Neckarbahn die Befriedigung der Verkehrsbedürfnisse der Orte auf dem linken Neckarnfer durch Erbauung einer besonderen Bahn zu erfolgen hätte. — Die Abg. Täuscher und Liesching beantragen: In der gleichen Resolution hinter die Worte: der viergleisige Ausbau der Hauptbahnstrecke Untertürk- Heim-Eßlingen-Plochingen die Worte einzufügen: in Verbindung mit einer aus dem linken Neckarnfer zunächst bis Eßlingen zu erstellenden, dem örtlichen Verkehr dienenden Eisenbahn. Von der sozialdemokratischen Fraktion wird beantragt: Die Regierung zu ersuchen, bei Vergebung von Erdbewegungsarbeiten und Bauarbeiten zu dem Umbau des Hauptbahnhoss Stuttgart und den weiteren Neu- und Erweiterungsbauten die folgenden Grundsätze beachten zu wollen: 3) die Angestellten, sowie die Arbeiter müssen Angehörigen der deutschen Bundesstaaten sein, Außnahmen sind nur mit Genehmigung der Generaldirektion zulässig. Ausnahmen dürfen nur dann verwilligt werden, wenn der Bedarf durch inländische Arbeiter nicht gedeckt werden kann, d) die Arbeiter dürfen von den Unternehmern nur durch Vermittlung der öffentlichen Arbeitsnachweise der Bezirke angenommen werden, in denen die Arbeiten auszuführen sind.
v. Gauß (Vp.): Die Stadt Stuttgart könne für die im Landesinteresse notwendigen Bahnen nicht zu Beiträgen herangezogen werden. Derartige Beiträge seien überdies nur da gerechtfertigt, wo ein Betriebsabmangel sür die Eisenbahnkasse zu erwarten sei. Er bitte den diesbezüglichen Teil der Resolution abzulehnen. Er habe nichts gegen den Bau von Nebenbahnen, was selbstverständlich sei, aber man dürfe doch nicht eine Resolution beschließen, die blindlings, unbesehen und ins Blaue hinein Nebenbahnen fordere.
Kübel (D. P.): Er gehe davon aus, daß neben dem 4gleisigen Ausbau auf dem rechten Neckarufer auch den Bedürfnissen der Orte auf dem linken Ufer Rechnung getragen werden müsse. Aus diesen Gründen habe er den obenerwähnten Antrag gestellt. Die Resolution über die Heranziehung Stuttgarts zu Beiträgen sei für ihn persönlich durch den Beschluß der bürgerlichen Kollegien erledigt.
Dr. Mülberger (D. P.) befürwortet die Errichtung der linksufrigen Neckarbahn.
Tauscher (Soz.) tritt ebenfalls für die linksufrige Bahn ein. Im Winter bei Glatteis seien die Arbeiter von Ruith und anderen Filderorten gezwungen, auf dem Hintern nach Stuttgart zu rutschen. (Große Heiterkeit).
Liesching (Vp.): Die lokalen Bedürfnisse des linken Neckarusers könne man durch eine Lokalbahn befriedigen.
Dr. v. Kiene (Ztr.): Den Antrag Tauscher-Lie- sching halte er für zweckmäßig, dagegen sei der sozialdemokratische Antrag nicht durchführbar. Die Heranziehung Stuttgarts zu Beiträgen entspreche der bisherigen Praxis.
Hildenbrand (S.): Er werde der Resolution auf Heranziehung Stuttgarts zu Beiträgen nicht zustimmen. Die Resolution bezüglich des Baues von Nebenbahnen sei vollständig überflüssig. Man lege im Lande draußen gar keinen Wert mehr auf derartige Konzessionen. (Zwischenruf: Dummheiten. Heiterkeit). Von der Sozialdemokratie sei der Antrag betreffend Anstellung der Arbeiter gestellt worden, damit die Arbeiter nicht der internationalen Lohndrückerei ausgesetzt werden. (Zuruf Grass: International). Internationale Lohndrückerei sei noch nie eine Sache der internationalen Arbeiterschaft gewesen. (Zustimmung links.)
Ministerpräsident v. Weizsäcker: Diese Resolution der Sozialdemokratie sei nicht unbedenklich. Die Verwaltung könne man nicht binden, ohne daß man bezüglich der raschen Durchführung und des Kostenpunkts auf Schwierigkeiten stoße. Die Verwaltung werde bestrebt sein, möglichst inländische Arbeit zu bekommen, aber bindende Vorschriften könne man nicht erlassen.
Remb old-Aalen (Ztr.) erklärt die Zustimmung seiner Fraktion zu der Resolution betreffs Beitrag der Stadt Stuttgart, ebenso zu der Resolution betreffend die linksufrige Neckarbahn. Der Antrag der Sozialdemokratie hinsichtlich Einstellung inländischer Arbeiter sei viel zu eng. Er beantrage: Die Voraussetzung auszusprechen, daß bei der in Gemäßheit dieses Gesetzes auszuführenden Arbeiten die Industrie, das Handwerk, Handel und Gewerbe, die Techniker und Arbeiter des Reichslandes vor ausländischen Kräften herangezogen werden und die Benützung der öffentlichen Arbeitsnachweisstellen nach Möglichkeit gefördert wird. (Zuruf: Das ist ja das gleiche).
Schnaith (Vp.) begründet den von ihm gestellten Antrag aus Einbeziehung des Bahnhofumbaus Lndwigs- burg in das Programm.
Schlegel (S.) bezeichnet es als bedauerlich, daß wiederum über das Schicksal der linksufrigen Neckarbahn Unsicherheit entstehe.
v. Gauß (Vp.): Man sollte bei Bahnen, die sich ohnehin rentieren, keine Beiträge verlangen. Er wundere sich, daß wegen der 1600 000 Mark, welche die Stadt bewilligt habe, noch kein Wort des Dankes gefallen sei. Wenn Stuttgart das lOfache bewilligt haben würde, so hätte der Bauernbund ebenfalls von einem Nasenwasser gesprochen. Was sei denn beispielsweise von der Stadt Aalen zu dem dortigen Bahnhofumbau geleistet worden, der 3 Millionen gekostet habe? (Zuruf: Gar nichts.)
Nach kurzen Bemerkungen des Abg. Kraut (BK.) weist Geh.-Rat v. Balz Äxrasf hin, daß bei den Arbeiten zum außerordentlich große
Nachfrage nach Arbeitern stattfinden werde. Man sollte deshalb prinzipiell den Unternehmern möglichste Freiheit in der Gewinnung von Arbeitern lassen. Inländische Ar-