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Amtsblatt für die Stadt N)ildbad.
verküudigungsblatt
d« Agl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterie »c.
mit
amtlicher Fremdenliste.
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Wr. 138
Montag, dm 17. Auui
1907.
Ariede auf Krden!
Am Samstag trat im Haag die zweite Friedenskonferenz zusammen. Auf ihr sind 47 Staaten durch 200 Delegierte vertreten. Das Wirken dieser Konferenz gilt der größten und schönsten Kulturaufgabe der zivilisierten Menschheit: der Erhaltung des Völkerfriedens. Das Ziel ist weit gesteckt und der Hindernisse sind nicht wenige. Den Fortschritt hemmen sensationslüsterne Blätter und gewissenlose Diplomaten, hier wie anderswo. Dazu kommen die riesigen Schwierigkeiten, die sich einem gleichmäßigen Einhalt der wahnwitzig gesteigerten Rüstungen entgegenstellen. Schwierigkeiten, die scheinbar nicht zu überwinden sind. Deshalb ist die Arbeit schwer und geht langsam.
Die erste Friedenskonferenz im Fahre 1899 hat er-, reicht, daß die Signaturmächte in die moralische Notwendigkeit versetzt wurden im Falle von Streitigkeiten zu einem Schiedsgericht Zuflucht zu nehmen. Die zweite Konferenz soll diesen Schiedsgerichtsverträgen eine festere Grundlage geben üm die Möglichkeit blutiger Entscheidungen noch weiter zurückzudämmen.
Eine zweite Frage, welche die Konferenz beschäftigen wird, ist die der Abrüstung. England hat eine Besprechung dieser Frage vorgeschlagen und Deutschland war es Vorbehalten sich in einen Gegensatz zu dieser Anregung zu bringen, der über den Grenzen allzuleicht mißdeutet werden konnte. Und sich auch in einen Gegensatz zu bringen zu Frankreich, dessen Deputiertenkammer und Minister sich warm für die Besprechung der Abrüstungsfrage ausgesprochen haben. So sind unsere Hoffnungen, die wir in unsere Delegierten setzen etwas geringer, als die der anderen Großmächte. Aber man wird doch auch das von ihnen sagen dürfen, was Pichon von den französischen Vertretern sagen konnte: ihre Namen bürgen daß sie ihre Mission in nützlicher Weise erfüllen werden. Das Ergebnis der Konferenz aber möge einen weiteren Baustein einstigen in das begonnene Fundament des herrlichsten Kulturbaues: des Friedens!
Eine politische Liebeskornödie. Am Rauchtisch des Herrn von Eulenburg auf Liebenberg, saß auch des öfteren Herr Lecomte, der Botschaftsrat in der Berliner französischen Gesandtschaft. Ein junger Diplomat, den Eulenburg in den Kreis seiner berüchtigten Tafel-
Und weiß nicht, woher ich bin gekommen.
Weiß nicht wohin ich werd genommen.
Doch weiß ich fest: daß ob mir ist Line Liebe, die mich nicht vergißt.
Kerner.
Wcrm der AriMirrg kommt.
Rmnan von Margarete Böhme.
Nachdruck verboten.
' (Fortsetzung).
„Und Sie haben so viele Freunde —"
Ein hartes Lachen fiel von Charitas' Lippen. „Freunde? Das glauben Sie doch selber nicht, Frau Li-Lo. Als ob zwischen der Sippschaft drüben ein einziger oder eine einzige wäre, bei denen ich ehrliche freundschaftliche Gefühle für mich voraussetzen dürste. Im Gegenteil. In der Gesellschaft drüben ist kein einziger und keine einzige, die nicht mit dem größten Vergnügen bereit wäre, hinter meinem Rücken über mich herzufallen und mich moralisch ajbzuschlachten, sobald such !dazu eins irgendwie günstige Gelegenheit bietet. Das ganze Gesellschaftsleben heutzutage ist Lug und Trug, Falschheit und Heuchelei, und das Gleichnis von dem Wassertropfen mit seinem aneinander puffenden, zerreißenden und verschlingenden Lebewesen war niemals angebrachter als aus unsere moderne Gesellschaft."
Liselotte schüttelte den Kopf. „Traurig. Wenn ich mich immer von Lug und Trug umgeben wissen müßte, wollte ich lieber tot sein. Zur Ehre der Menschheit wollen wir aber doch annehmen, daß Sie reichlich pessimistisch urteilen."
„Sollte es denn wirklich gar keine gutew, aufrichtigen Menschen mehr in der Welt geben?"
„Sie möchten lieber tot sein. Ja, das sagt nian Wohl. Ich bin auch schon in einer Gemütsverfassung gewesen, die mich nahe an den Rand der Selbstvernichtung brachte. Aber Tod ist Tod, und Leben ist Leben. Und ich liebe das Leben, trotz und alledem: Ich liebe Licht und
runde ausgenommen hatte. Dieser Herr ist plötzlich aus Berlin verschwunden und es ist ganz richtig geraten worden, daß seine Abreise nichts weiter bedeutet als -ein Glied in der langen Kette des Hoskamarillaskandals. Wie man einer Mitteilung der N. G. K. hat entnehmen können, hat der junge Politiker die Liebe zu seinem Vaterland (oder zu einer raschen Karriere) über die Liebe zum Fürsten Eulenburg gestellt und das was er in Liebenberg hat singen' «und sagen hören, im Interesse der französischen Diplomatie weidlich ausgenützt. So kam es, daß die privaten Berichte des jungen Diplomaten in Paris mit weit größerem Interesse gelesen wurden als die offiziellen seines Vorgesetzten, des damaligen französischen Botschafters Bihourd, und mehr als diese die Grundlage zu Gegenaktionen der französischen Regierung wurden. Das ging so weit, daß Herr Bihourd gelegentlich über die Absichten der obersten deutschen Staatsleitung besser unterrichtet war, als der Staatssekretär des Aeußeren. Bei einer der Unterredungen, die er damals häufig mit Herrn Bihourd hatte, mußte Herr v. Tschirschky von dem Botschafter die Entgegnung hinnehmen, an der höchestn Stelle im Reiche habe man, wie er, der Botschafter, wisse, andere Absichten,-und der Botschafter behielt Recht!!!
Auch in diesem Falle handelte es sich, soweit man dem Ursprünge jener Information nachgehen konnte, um eine Liebenberger Indiskretion. Tragikomisch möchte man es nennen, daß Fürst Eulenburg selbst dem Kaiser jenen jungen Diplomaten zur Mitwirkung in einer besonders schwierigen Phase der Marokkoverhandlungen vorschlug. Selbstverständlich wurde dem Diplomaten hierdurch ein noch tieferer Einblick in die internen Vorgänge möglich und so nutzte seine Mitwirkung — zwar nicht Deutschland, aber doch Frankreich. — Hier zeigt sich wieder einmal wie staatsgefährlich die Staatsmänner sind, die im dunkeln arbeiten dürfen. Sie können am letzten Ende die indirekte Ursache ernster Unstimmigkeiten zweier Länder sein, deren Völker beiderseits aufrichtig bestrebt sind die Garantien des Friedens zu vertiefen.
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Die bayrischen Landtagswahlen. Die „Münchener Neuesten Nachrichten" bringen eine nach amtlichen Quellen bearbeitete Aufstellung über die letzten bayrischen Landtagswahlen. Das Gesamtergebnis stellt sich nun wie folgt: Die Zahl der abgegebenen Stimmen beträgt etwa 949,895. Davon erhielten: Zentrum 398417, liberaler Block 237632, die Sozial demok raten
Sonne und Farben und Wärme, und der Tod ist schwarz und kalt und schaurig. Ich urteile nicht zu pessimistisch, aber trotzdem gibt es gewiß noch Hute, aufrichtige Menschen, vereinzelte Exemplare, die wie Solitäre zwischen all dem weichlichen, falschen Glanz der Similiwelt von heute hervorleuchten. Sie sind so einer, Liselotte —", Charitas' Stimme wurde weich Und warm, „ich will Ihnen nicht schmeicheln, das wäre nun gar dümm, aber ich sage, was ich denke. Sie sind gut. Und wenn ich könnte, wie ich möchte, dann würde ich Sie betteln, mir Ihre Freundschaft zu schenken. In Ihrer Nähe wird es mir leicht ums Herz, zu Ihnen spreche ich, wie ich in Wirklichkeit fühle, die Klarheit und Wahrheit Ihres Wesens würde auf mich wie ein Jungbrunnen wirken, in den ich mir — wenigstens für Stunden — die Seele rein baden könnte. Zu Ihnen muß man wahr sein; die Lüge bricht vor Ihren Augen zusammen. Und das tut so Wohl. . . Ja, wenn ich könnte, würde ich Sie bitten: Laß uns Freundinnen sein, Liselotte —, Schwestern . . . Aber ich tu's nicht, ich kann's nicht. Sie sind zu gut für mich, wir beide gehören zwei verschiedenen Welten an. Sie würden mich nie verstehen, meine Art würde Sie auf die Dauer abstoßen,
— und dann würden Sie mir auch das eine versagen, was ich mir zu erhalten hoffe: Ihre Sympathie. . ., Ihre Teilnahme . . ." Ein tiefer, zitternder Atemzug flog über ihre Lippen, ihre Augen verdunkelten sich . . .
„Sie sehen zu schwarz, Charitas! Warum sollten wir einander nicht verstehen!" Liselotte ergriff die kalte Hand der jungen Frau und drückte sie. „Möglich, daß wir zwei innerlich verschiedene Naturen sind. Aber die Extreme sollen sich ja berühren, und wir haben viel Gemeinsames . . . Wir leiden beide unter der Erinnerung an manches, das anders hätte sein müssen, nnd auch in
anderer Hinsicht-, auch in mir ist nicht alles so klar
und schlackenlos, wie Sie anzunehmen scheinen. — Kommen Sie mit mir, Charitas! Bleiben Sie den Sommer über bei mir in Schirmeck. Sie werden dort gesunden,
— wie ich gesundete. In dem Frieden unserer Wälder, unserer herrlichen Natur, unter dem blauen Himmel, angesichts des majestätischen Stromes wird die Ruhe wieder in Ihrer Seele einziehen, die Sie hier vergeblich suchen."
169 549, Bund der Landwirte 56943, Bauernbund 42506, Konservative 24178, Christlich- Soziale 4624, Mittelstandspartei 3176, Zentrumsgegenkandidaten 15 870. Auf das Zentrum fallen also einschließlich der Gegenkandidaten aus eigenem Lager 414 287, auf die übrigen.Parteien zusammen 535 608 Stimmen. Nach Prozenten berechnet hätte das Zentrum auf kaum 70 Abgeordnete Anspruch. In Wirklichkeit zählt es auf Grund des Wahlsystems 98. Die Liberalen haben 26 Mandate. Nach Fug und Recht kämen ihnen gut 40 zU. Diese Ziffern beweisen, daß Bayern in der Mehrheit seiner Bevölkerung nicht ultramontan ist, sondern nur eine starke ultramontane Minderheit besitzt, aber diese Minderheit übt die Herrschaft im Lande aus."
* * *
Der Staatsbürgerstreik in Frankreich. Wie bereits mitgeteilt haben im Süden Frankreichs viele Bürgermeister und Gemeindekollegien ihre Aemter niedergelegt um Uns die Regierung in Bezug auf die Forderungen der Winzer einen Druck auszuüben. Nun richtete der Ministerpräsident Clemenceau an die Bürgermeister dieser Gemeinden ein Schreiben, in dem er es äblehnt, die Entlassungsgesuche anzunehmen, um eine Desorganisation in der Verwaltung des Landes zu verhindern? Clemenceau nimmt in seinem Schreiben auf die Maßregeln der Regierung Bezug und sagt weiter, die Entlassungsgesuche seien nicht durch die Nachlässigkeit der Regierung bei der Bekämpfung von Fälschungen oder dadurch gerechtfertigt, daß die Regierung es unterlassen habe, Maßregeln zur Besserung der Lage in den Weinbau treibenden Provinzen zu treffen, sondern sie seien gegen das parlamentarische Regime gerichtet. Clemenceau führt dann aus, welche unheilvollen Folgen die Demissionen haben würden und appelliert an das Pflichtbewußtsein und den Patriotismus der Bürgermeister, um sie zu veranlassen, von ihrem Entschlüsse abzustehen. Er bittet die Bürgermeister, nicht der Reaktion oder der Anarchie in die Hände zu Arbeiten und sagt schließlich, die Regierung sei, was auch kommen möge, entschlossen, die Macht in Händen zu! behalten. — Wie das „Echo de Paris" meldet, sei der Brief des Ministerpräsidenten Clemenceau an die Bürgermeister, die im Zusammenhang mit der Weinbaukrisis ihr Amt niedergelegt haben ausschließlich mit Ironie und Aerg er ausgenommen worden. Das Blatt meldet ferner, die Weinbauern gingen mit der Absicht um.
„Zwei, drei, höchstens vier Wochen würde ich die monotone Einsamkeit Ihres Landlebens aushalten, nicht länger. Das ist das Seltsame, Rätselhafte: Ich verabscheue die Attrappenhohlheit der Gesellschaft, ihr Treiben ekelt mich an, und doch kann ich sie nicht entbehren, doch gebrauche ich diese Menschen, — die giftigen Bakterien und Mikroben meines gegenwärtigen Milieus sind gleichwie Bestandteile meines Lebens; ich muß sie haben, üm mich zu erhalten . . ."
„Sie irren, Charitas, Sie müssen nicht. Ihr Festhalten an diesen Verhältnissen bedeutet innere Selbstvernichtung, schlimmer als Selbstmord. Kommen Sie mit mir! Wir sind beide so einsam, wir haben niemand, nicht Mann noch Kind, weder Vater noch Mutter, noch Bruder noch Schwester. Wir wollen versuchen, einander gegenseitig zu ergänzen und ganz ineinander aufzugehen. . ."
„Nein . . ., es geht nicht. Reden Sie mir nicht zu. Sie würden schlecht dabei fahren, wenn ich einwilligte . . . ." Sie lauschte. Aus dm Gesellschaftsräumen drang lautes, lustiges Klavierspiel herüber, und im Moment vollzog sich eine überraschende Wandlung bei Charitas; /die eben noch so bewegten Züge ihres Gesichts glätteten sich, der Ausdruck innerer Seelenqual erlosch und verschwand unter dem glatten Email heiterer Gelassenheit.
„Wir müssen nun deich wieder hinüber. Lehmann improvisiert, — wissen Sie, der Sohn von dem reichen Maschinenlehmann in Charlottenburg, ein reizender juriger Mensch. Und ein Talent! Der würde im Wintergarten Smsation erregen, — Sie werden staunen . . ." Sie rauschte eilig voran; Liselotte folgte ihr. Im Salon war Charitas wieder ganz die liebenswürdige Hausfrau, die für jeden ein bezauberndes Lächeln, eine freundliche Anrede hatte. Ihre Augen strahlten, ihre Miene ließ aus eine geradezu leuchtende Stimmung schließen.
Liselotte schüttelte dm Kopf. Charitas mochte wohl recht habm: Ihren schwerfälliger arbeitenden Sinnen war es nicht möglich, den chamäleonartigen Schwankungen und Windungen dieser problematischen Fraumnatur zu folgm.
(Fortsetzung folgt.) ^..>7 .. . ^