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mit Erzähl« vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
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Konverstag. dm 13. Iuut
1LV7.
Weckarschifführt und die SchiffaHrtsaögaöeu.
Es ist ein entschiedenes Verdienst der Volkspariei, daß sie kurz zuvor, ehe in Heilbronn die Schiffahrts- konferenz der beteiligten Staaten begann, durch ihre Resolution eine Debatte im Landtage hervorrief, die, wenn sie auch nur mit der Üeberweisuug an die Finanzkommission geendet hat, doch eine erfreuliche Klärung der Frage überhaupt gebracht hat. Die Redeschlacht dauerte 3 Tage und sie hatte viele packende Momente; jedenfalls stand sie puf einer politisch höheren Stufe, als die Beratung der vorausgegangenen Anträge des Zentrums und des Bauernbunds zu den Mittelstandsfragen, mit welchen diese die Besprechung der volksparteilichen Resolution zur NeSarschiffahrt hinauszuschiebeu versuchten. Besonders konnte das Zentrum an der Debatte keine Freude haben, da in dem heutigen positiven Stadium der Frage auch der reaktionärste Politiker es sich nicht gestatten kann, strikte gegen den Kanal zu sprechen und das Zentrum, das im Oberland, dem dem Jnteressenkreis der gegenwärtigen Wasserfragen am weitesten abliegenden Gebiet, dominiert, schon im Wahlkamps zur letzten Landtagswahl mit einer Antipathie gegen die Schisfahrtsabgaben krebsen gegangen ist. Achnlich mußte es dem Bauernbund ergehen, der bei s einen Wahlreden jeden geplanten Fortschritt auf dem Gebiete des Handels und der Industrie als ein Attentat auf die berechtigten Interessen der Landwirtschaft zu bezeichnen beliebt. Die Redner dieser Parteien wanden sich denn auch wie Schlangenmenschen, um ihr im Innersten verkehrsfeindliches Herz nicht vollständig bloßzulegen.
Die Sozialdemokratie stellte sich aus den prinzipiellen Standpunkt und geriet damit in eine Sackgasse. Sie wollte sich auf der einen Seite nicht für die Aufhebung der Äbgabenfreiheit erklären, auf der anderen Seite kann sie als Arbeiterpartei nicht den Möglichkeiten aus dem Wege gehen, die ein die Industrie und damit die Interessen der Arbeiterschaft förderndes Projekt der Ausführung näher bringen. Daß diese Möglichkeiten gerade von Preußen kommen, berechtigt zwar ein gewisses Mißtrauen send nicht zu Unrechst hat ihr Rsüner Dr. Lindemann auf die seitherige nicht sehr freundliche Haltung Preußens in Verkehrssragen gegenüber dem Süden hingewiesen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die
Sozialdemokratie dem Projekt auf der Grundlage der preußischen ,Vorschläge im Sinne der volksparteilichen Resolution keine Prügel in den Weg werfen wird, wenn sie sich üüuch „zunächst" einmal darauf beschränkte, Pie Volkspartei des Unfalls zu bezichtigen, im klebrigen aber der Verweisung der Resolution an die Kommission zustimmte, wie es auch die Deutsche Partei getan hat, deren Redner Mülberger und Hieber sich befürwortend ausgesprochen haben. Daß Herr Hieber etwas weniger warm wie sein Parteigenosse gesprochen hat, ist vielleicht noch ein Ausfluß dankbarer Gefühle gegenüber dem Bauernbund, in dessen Schoß Unterkunft zu suchen Herr Hieber im letzten Herbst zum Schaden der deutschen Partei bestrebt war.
Die Volks Partei stimmt mit der Sozialdemokratie insofern überein, als auch! sie heute noch auf dem prinzipiellen Standpunkt steht, daß die Kosten für die Schiffbarmachung Pes Mains und des Neckars aus Staatsmitteln zu tragen seien. Es wird jedoch von dem Stuttgarter Korrespondenten der Frankfurter Zeitung mit Recht darauf hingewiesen, daß auf eine Durchsetzung dieser grundsätzlichen Forderung in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist. Eine solche wäre nur möglich in einer Kammer, in der Volkspartei und Sozialdemokratie die Mehrheit hätten. Darauf, siaß Baden den Bau des Kanals positiv fördert, ist leider auch nicht zu rechnen. So sind in der Tat die Aussichten für den technisch durchaus durchführbaren Bau des Kanals aus Mitteln Württembergs allein wenig günstige. Die bekannten Vorschläge Preußens zur Bildung einer Gemeinschaft, die von den Baukosten die Hälfte übernähme, sind unter solchen Umständen lockend und scheinen ßtie Verwirklichung des Projekts merklich näher zu bringen. Ter Kern der Abgabenfrage ist, wie Konrad Haußmann zutreffend hervorgehoben hat, wirtschaftlicher Natur. Wirtschaftliche Erwägungen sind es aber auch, die Württemberg zwingen, wenn es seinen Kanal selbst bauen würde, zur Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals Abgaben und zwar ziemlich hohe Abgaben zu erheben. Die preußischen Vorschläge stellen sich nun für Württemberg so, daß die wichtigsten Rohprodukte unter den in den Vorschlägen angenommenen Sätzen ein gut Teil billiger nach Württemberg kämen, als beim Wei- terbestchen der Abgabenfreiheit auf dem Rhein, und der
Zuweilen muß man sich das, was man zu fordern hat, schenken lassen. Dtto Weiß.
Weun der Arützling kEMt.
Roman von Margarete Böhme.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung).
„Das ist mir später auch klar geworden. Meine Schwägerin fand sie auch reizend, hatte an ihr nichts auszusetzen als den Mann. Diesen schauderhaften vierschrötigen Weinmenschen aus der Friedrichstraße. Mein Schwager dagegen, Herr von Gurbar, scheint von Peru Eindringen hses obskuren bürgerlichen Elements in die Familie sehr verschnupft; ich vermute fast, er hegt eine persönliche Aversien gegen Frau Fendell. .
„Zu dumm!" Charitas verzog spöttisch den Mund. „Von einem Eindringen in die Familie kann doch gar keine Rede sein, — — also zur Sache: Sie haben Liselotte gesprochen?"
„Gesprochen nicht. Vorhin ging eine Dame in der Leipzigerstraße vor mir, die mir bekannt schien. Dev goldbraune Haarknoten, Gang, Haltung, Figur, — kurz: die ganze Erscheinung mutete mich bekannt an."
„Und da stiegen Sie ihr nach —?"
„Ich folgte ihr allerdings. Bei Wertheim blieb sie stehen und besah sich! die Auslage. Wie sie sich um- waudte, erkannte ich sie. . . Ich! hatte mich nicht getäuscht, es war unsere Freundin aus der ,Berolina', die verwitwete Frau Fendell, geborene Mengen Ob sie mich bemerkt hat, weiß ich Nicht, ich fand im Augenblick keine Veranlassung, sie anzureden. Sie hat sich gar nicht verändert, ist eher noch schöner geworden als früher . . . Wie sie über den Straßendamm ging — — ich versichere Sie — wie ein sechzehnjähriges Mädchen. Leider äußerlich ein bissel stark verprovinzialisiert. Jackett: Dreißig- Mark-Gettre; Rock: ganz unmoderner Schnitt, hinten gekraust, mit billigem Tressenbesatz, und solchen Hut, wie sie ihn heute Morgen trug, setzt kein Berliner Dienstmädchen beim Sonntagnachmittagausgang aus. Aber das geniert keine großen Geister. Ich. meine, Sie könnten sich
vielleicht ihrer ein wenig annehmen, Eharri. Wenn Sie ihr schreiben, daß Sie hier wohnen und so weiter. . ."
„Aber gern", sagte Charitas, „ich würde mich selber freuen, diese Bekanntschaft aufzufrischen. Liselotte war mir immer ungemein sympathisch. Wissen Sie denn, wo sie wohnt — ?"
„Ich bin ihr kreuz Und quer auf ihrem Kommissions- gaug gefolgt. Sie verschwand schließlich in dem Hause, in dessen Etagen die .Berolina' ist; ich vermute sie wird aus alter Anhänglichkeit dort abgestiegen sein."
Charitas nickte. Ihre Finger spielten mechanisch mit dem an dünner, langer Goldkette hängenden brillanten- besetzten Berloque, in dem, wie ihre Freunde wußten, ein kunstvoll in Emailmalerei ausgeführtes Miniaturporträt ihres verstorbenen Mannes enthalten war. Kein Zug ihres feinen, ruhigen Gesichts und keine Wolke auf ihrer glatten, weißen Stirn verriet, was in ihr vorging. Sie kannte ihren Freund und wußte, daß sein leicht entzündbares Herz wieder einmal Feuer gefangen hatte; seitdem die ehemalige beiderseitige Leidenschaft auf das Niveau freundschaftlicher Gefühle gesunken war, hatte sie das schon oft erlebt, und obgleich sie, wie heute, immer eine unanfechtbare Unempfindlichkeit zur Schau getragen hatte, war bei solchen Erfahrungen der Nachgeschmack einer inneren Bitterkeit doch stets in ihr zurückgeblieben. Heute nicht; ihre augenblickliche Einpfindung hätte bei gewissenhafter Analyse einen erheblichen Ueber- schuß von schadenfrohen Bestandteilen ergeben, und das reizende, ein klein wenig mokante Lächeln aus ihren Zügen, war der schwach^ Reflex eines inneren malitiöseu Lachens.
„Jlch will gleich schreiben, damit ich es nicht vergesse," sagte sie, legte Serviette und Dessertgabel aus der Hand und stand auf.
Fünf Minuten lang sah sie unschlüssig auf das fliederfarbene Briefpapier mit der eleganten Randzeichnung von stilisierten Veilchen, ehe sie die Feder ansetzte. Nachdem sie ein paar Zeilen geschrieben hatte, zerriß sie den Bogen und kehrte ins Speisezimmer zurück.
„Wissen Sie, Rochus, — ich gehe nachher lieber gleich selber mal in die ,Berolina' zu Frau Fendell. Wer weiß, ob sie sich auf mein Schreiben hin zu einem Besuch entschließt: ich werde ihr aber solange zureden, bis wir sie haben."
Abgabenpflicht auf dem Neckar. Auch versprechen die Vorschläge die längst notwendigen Verbesserungen der Fahrtrinne des Rheins zu bringen. Für Württemberg bedeutet also das Festhalten an dem Prinzip der Abgabenfreiheit auf dem Rhein unter diesen Voraussetzungen ein wirtschaftliches Opfer und den Verzicht auf eins mächtig wirkende Triebkraft seines wirtschaftlichen Lebens wenigstens auf so lange Zeit, daß es in dem allgemeinen Wettbewerb arg ins Hintertreffen geriete. Von; diesem Standpunkte aus und aus dem Gefühl der Verantwortung für das Wohl des Landes ist die Haltung! der Bolkspartei nicht nur verständlich, sondern notwendig. Im Uebrigen hat die Volkspartei der preußischen Offerte gegenüber ein nicht geringes Maß gesunden Mißtrauens entgegengebracht, wie auch ihre Resolution darauf ausging, der Regierung für die Erlangung wirksamer Garantien gegen eine fiskalische Ausgestaltung und einseitige Hinaufschraubung der Tarife zu Hilfe zu kommen.
Zu einer Abstimmung über die in dieser Resolution niedergelegten Grundsätze ist es, wie eingangs bemerkt, nicht gekommen. Die Linke war wenigstens insoweit wieder einig, um einen der ganzen Sache schädlichen negativen Ausgang der Debatte zu verhüten. Zentrum und Bauernbund hatten es darauf abgesehen, aber ihre Karten zu deutlich vorher gezeigt. So wurde die Entscheidung durch Verweisung au die Finanzkommission vertagt. Allzu günstig wird man die Aussichten des Neckarkanals hiernach nicht einschätzen können. Immerhin ist die Hoffnung berechtigt, daß die ehrlichen Freunde eines den Anforderungen der Zeit genügenden Verkehrswesens sich doch schließlich zu einer Mehrheit zusammen finden werden, damit lauf die eine oder andere Weise dem württembergischen Erwerbs- und Wirtschaftsleben gegeben werden kann, was es braucht.
AundschtM.
Girr Fllckwerk. Urber die künftige Mecklenburgische Verfassung gehen dem B. T. von angeblich gut Informierter Seite einige Mitteilungen zu. Nach diesem haben die bwherigen Verhandlungen der beiden mccklen» lmrqisL.cn Ministerien das Resultat gezeitigt, daß die neue Vinstssung sich latsächlich auf einen modernen Ausbau der allen Ständeoerfassung beschränkt. Sowohl
^ „Sie sind die klügste, liebenswürdigste, gütigste aller Frauen," ries der Graf mit Emphase, und da der Diener, der ,den Kaffee gebracht hatte, eben verschwand, küßte er die schmale Hand seiner Freundin und setzte leise hinzu: „— und die schönste, — du bist und bleibst meine Königin, Charri..."
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Liselotte war wirklich in der „Beroliuä" ejugekehrt.
Wie lange sie in Berlin bleiben wollte, wußte sie noch nicht, auch nicht, was sie eigentlich nach Berlin getrieben hatte. Mitten in dem weißen Winterfrieden ihrep Rhcinburg war die alte Unruhe über sie gekommen, die alte Frühlingssehnsucht. Und mit der Sehnsucht eine wunderliche Lust zum Wandern, Reisen. Als der Schnee schmolz und .'die Rheinwogen wieder, der Eisfessel entledigt, bergauf und talwärts brausten, als im Burggarten die Schneeglöckchen läuteten, die Leberblümchen blühten und der persische Flieder seine ersten grünen Spitzen trieb, packte sie ihre Sachen und rüstete sich zu einer mehrmonatlichen Reise ins Blaue.
In Berlin machte sie zuerst Station, um die Gräber der Eltern zu besuchen.
Die.„Berolina", in der sie Quartier nahm, war inzwischen wieder in neue Hände übergegangen, und die gegenwärtigen Besitzer hatten das Geschäft ausgedehnt, indem! sie noch eine Etage zumieteten und der Fremdenpension, mehr die Signatur eines Hotel garni gaben. Liselotte erhielt das Zimmer, Vas Lubingens vor Jahren bewohnten. Es war ein eigenes Gefühl für sie, das von ihr ins Leben gerufene Unternehmen, dem sie die junge Kraft ihrer gesamten Mädchenjahre gewidmet hatte, jetzt als unbeteiligte Zuschauerin anzusehen; an der Stätte, wo sie viele Jahre eifrig gewirkt hatte, als Gast zu weilen und Erinnerungen an längstvergangene Tage zu wecken. Eirr eigener herber Reiz lag in dem Herausbeschwören auch, der wenig erfreulichen Erinnerungen. Wie mit magnetischer Gewalt zog es sie nach den Stellen, wo sich die dunkelsten Kapitel ihres Lebens abspielten. Schritt für Schritt ging sie den Weg, den sie nach Matthias Schäf- leins verhängnisvollem Besuch machte, ja, sie mußte sich ordentlich Gewalt autun, um nicht im Geschäft, dessen Inhaber Billas Mann jetzt war, einzukehren und wieder iu das kleine Privatkontor zu treten, in dem sich damals ihre Schicksalskrise vollzogen hatte.
... . (Fortsetzung folgt.) ^