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mit Erzähler vom Schwarzwild.

Amtsblatt für die Atadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

-« Agl. Horstämter Vildbad, Meistern, Enzklösterie rc.

mit

amtlicher Hremdenliste.

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Wr 132

Mstttay, den 1v. Zum

18«?

Was vsrr der Karzer Konferenz zu erwarlru ist.

Von El ihn Root

Staatssekretär für äußere Angelegenheiten (Ver. Staaten von Amerika).

Es ist ein wesentliches Merkmal einer solchen Kon­ferenz, daß sie nicht solche Gegenstände behandeln wird, über welche die Nationen verschiedener Meinung sind, sondern solche, über welche sie übereinstimmen. Unwich­tige Differenzen können geglättet, Mißverständnisse auf­geklärt werden, Ueberlegung und Diskussion über Dinge, welche keinem augenblicklichen und speziellen Interesse ent­gegenwirken, können Methoden der Anwendung allge­meiner Grundsätze ausarbeiten, um künftige Differenzen zu verhüten; es kann der Uebereinstimmung über Fragen nähergerückt werden, die noch zu vollständiger Lösung nicht reif sind; aber sobald der Versuch gemacht wird, einer solchen Konferenz eine zwingende Wirkung geben zu wollen, sobald eine Anzahl von Nationen die Kon­ferenz zu dem Zwecke gebrauchen wollte, eine Andere Nation zu nötigen, etwas zu tun, das sie für unvereinbar mit ihren Interessen hält, in diesem Augenblicke würde die Konferenz mißglücken. Eine solche Konferenz ist ein Werkzeug des Friedens nicht des Friedens der Er­oberung, sondern der Uebereinstimmung: nicht erzwun­gene, sondern willige, freudige Uebereinstimmung. So weit als die Nationen in solcher Uebereinstimmung gehen können, soweit kann auch die Konferenz gehen, weiter nicht.

Viele Menschenfreunde, in der Ueberzeugung, daß die Grundsätze, die sie so deutlich erkennen, von aller Welt angenommen werden sollten, bedenken nicht die vielen Differenzen, welche die Nation um ihren Wettbe­werb um Handel und Reichtum, um Ehre und Prestige trennen; sie bedenken nicht, daß die Selbstsucht und Hab­sucht, die Geneigtheit, Unrecht zu tun, die die ganze Menschheitsgeschichte durchziehen, noch immer in der Welt vorhanden find; sie bedenken nicht, daß eben deshalb der Selbstbeschützungstrieb Mißtrauen und Verdacht unter den Nationen erweckt, und sie werden darum bitter enttäuscht fein, wenn die Haager Konferenz ihre Träume nicht er­füllt und nicht die Weltföderation einsetzt. Aber sie mögen darum den Mut nicht sinken lassen. Ein Schritt nach vorwärts wird gemacht werden. Es wird vorge­

rückt werden in der Richtung der kommenden Herrschaft d«s Friedens, der Gerechtigkeit und der Rechtschaffenheit; und dieser Fortschritt wird gerade so weit gehen, als es der Charakter der großen Masse der zivilisierten Men­scher: erlaubt. Hier liegt das wahre Maß der Möglich­keit und der wahre Ursprung reformatorischer Kraft. Schiedsgericht und Mediation, Verträge und Abmach­ungen, Friedensresolutionen, Grundsatzerklärungen, Re­den und Schriften, sind wie nichts, außer sie repräsen­tieren den Geisteszustand und finden ein Echo in den Herzen jener Menschenmengen, aus welchen die Nationen der Erde bestehen und deren Wünsche und Impulse über Krieg und Frieden entscheiden.

Das Ziel, nach welchem die Friedensbewegung der Weltfrieden strebt, wird gerade so schnell erreicht sein, als die Millionen der Erdbewohner erlernen, den Frieden zu lieben und den Krieg zu verabscheuen; Ge­rechtigkeit zu lieben und Unrecht zu hassen; in ihrem Urteil rücksichtsvoll zu sein und wohlwollend gegen die l Fremden und von dein Wunsch beseelt, daß ihre eigenen Länder die Rechte der anderen respektieren. Der Weg zum allgemeinen Frieden geht nicht durch den Verstand und durch intellektuelle Erwägung, sondern durch die Entwicklung des friedliebenden und friedenserhaltenden Charakters der Menschen; und daß diese Entwicklung so langsam sie nach dem Maßstabe unseres kurzen Le­bens auch ist, fest und unaufhaltsam von Generation zu Generation fortschreitet, das kann kein Geschichtskundiger in Frage stellen.

Die größte Wohltat der Friedenskonferenz von 1907 wird, wie dies auch bei der Konferenz von 1899 der Fall war, in der Tatsache der Konferenz selber liegen, in dem mächtigen Einfluß zur Bildung der Charaktere, in dem Schauspiel von der Zusammenkunft aller großen Mächte im Namen des Friedens und der Verherrlichung der Prinzipien der nationalen Selbstbeherrschung und internationalen Gerechtigkeit.

MmidsHcw.

Im Falle war jüngst aus Straßburg ge­

meldet worden, daß diemit Aufhebung bedrohten Konsi­storien" beim Reichskanzler Beschwerde eingereicht hätten und daß der Statthalter abermals Herrn Dr. Curtius aufgefordert habe, seine Demission einzureichen. Hieran ist nach derStraßburger Zeitung" kein wahres Wort.

Der Statthalter bedrohe auch nicht die Konsistorien mi der Aufhebung, sondern diese erörterten in freier Weise als kirchliche Verfassungsfrage, ob es zweckmäßig fei, die Konsistorien aufzuheben. Ganz klar wird die Sache durch dieses Dementi auch nicht.

* * *

Ein pvmmerschcs WahUdyü, das zugleich für die geringschätzige Behandlung des Lehrerstandes durch das ostelbische Junkertum typisch ist, ist von freisinniger Seite bei der Beratung des Kultusetats im Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht worden. Der Fall ist so kraß, daß er besondere Beachtung verdient. Der Lehrer Stark in Selberg hat nämlich das Verbrechen begangen, sich bei der letzten Reichstagswahl für die Wahl des freisinnigen Kan­didaten im Wahlkreise Schlawe-Bütow-Rummelsburg, Rek­tor Juds-Kolberg, also eines als Berufgenossen ihm be­sonders nahestehenden Mannes zu interessieren. Was ge­schah nun? Der Land rat v. Treba beantragt, daß der Lehrer für sein Auftreten in einer Rummelsburger Ver­sammlung versetzt werde. Diesem Anträge ist auch statt­gegeben und der Lehrer nach Seehof versetzt worden. Das Interessanteste dabei ist, daß der Lokalschulinspektor erst im März dieses Jahres von der Versetzung erfährt, während ein anderer Herr, nämlich der Leutnant v. Zitzewitz-Baß- witz, ein bekannter Agrarier, schon vier Wochen vorher in der Lage war, von der Versetzung dieses Lehrers Mit­teilung zu machen. Ein anderer Herr Leutnant v. Zitzewitz, ein Bruder des Genannten, mutete einem Kollegen des Lehrers Stark zu, mit nach Rummelsburg zu kommen, um durch Zwischenrufe, Trampeln und dergleichen die liberale Versammlung zu stören, damit diese aufgelöst werde. Acht bis zwölf Wähler der Umgegend folgten dieser Einladung und erhielten außer der Fahrkarte Schnaps und Bier und nach dem eigenen Geständnisse des Herrn v. Zitzewitz je drei Mark! Die von dem Lehrer Stark gegen seine Versetzung eingerichtete Beschwerde ist übrigens ergebnislos ausgeblieben. In der Aera Studt ist das aller­dings wohl kaum anders zu erwarten gewesen.

* * *

Russische Barbarei. In unheimlicher Weise spitzen sich die Verhältnisse in Rußland zu. Das be­weist folgende Meldung, die der Russischen Korrespon­denz" aus Petersburg zugegangen ist: In Beant­wortung der Interpellation wegen des Blutbades i nt Rigaer Gefängnis hat die russische Regierung auf

Was ist ein Name! ? Was uns Rose beißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften".

Shakespeare.

W?mr de- Arüßling kommt.

Nomau »ori M ar - arcc Böbmc.

Nachdruck verbalen-

sForN'wnng).

18.

Spät am anderen Mittag brachte ein Bote aus Lach­dietenbach Liselotte die Nachricht von dem grausigen Er­eignis der Nacht. Hunsrücker Leute, die auf dem Wege zum Markt die Unglücksstelle passierten, hatten die Bot­schaft nach 'Lachdietenbach getragen, von wo aus man die Verunglückten mit Wagen abholte. Toni Fendell 'und die beiden Frauen hatten schwere innere uno äußere Verletz­ungen erlitten und lagen noch bewußtlos darnieder. Fen­dell war tot .

Gegen Abend wurde die Leiche des so jäh und schreck­lich aus dem Leben Geschiedenen nach Schirmeck über­führt. Obwohl Fendell in Lachdietenbach begraben wer­den sollte, wünschte die Familie doch seine Aufbahrung in Schirmeck.

Liselotte war im ersten Augenblick wie betäubt von der Kunde.

Es war ja beinahe unfaßbar und schwer zu glauben, daß der kraftstrotzende, gefunde, lebensblühende Mann, der vor zwei Tagen die'Burg verlassen hatte, so plötz­lich vom Tode hiruveggemäht war und nun kalt und starr als Leiche zurückkehrte.

Am Abend vor der Beerdigung saß sie bis tief in Re Nacht in ihrem Schlafzimmer vor dem offenen Erker- ftnster. Das Gewitter hatte viel Schaden getan; aber die fchlimmsten Befürchtungen der Winzer waren doch nicht ein-getrosfen. Der Hunsrück hatte mehr gelitten als die Rheinufer. Just an der Stelle, wo das Automobilunglück passierte, sah es furchtbar aus, als ob Giganten mit Felsblöcken und Bäumen Tennis gespielt hatten. Eine hundertjährige Eiche, die, vom Sturm entwurzelt, quer über der Chaussee lag, war die unmittelbare Veranlassung

zu dem Unglück gewesen, aber ohnehin schien es fast ein Wunder, daß das Gefährt nicht schon vorher zu Schaden gekommen war.

Nun dämmerte wieder eine stille, duftige Herbst­nacht über der Erde, rührend in ihrer Schönheit, ihrem Frieden! Flaumzarte Nebel spannen glitzerfädig in trau­benschweren Weinstöcken und hingen sich in krausen, lo­sen Locken in Baumkronen und Strauchwerk. Schwer­flüssig wie rinnendes Silber polterten die Rheinwogen tal­wärts, und über dem Kamm des Hunsrücks zog die Sichel des Halbmonds eine traumhafte, goldhelle Straße.

Liselottes Hände ruhten gefaltet im Schoß, und in ihrer Seele war eine tiefe, stille Andacht. In dieser Nachtstunde schritten die Jahre ihrer Ehe langsam, wie im Geisterzug an ihr vorüber. Sie sah plötzlich alles alles in veränderter Beleuchtung: Der Tod verwischte die scharfen Konturen des Geschehenen, das nun rück­wärts in Dämmerung und Vergessen sank, alles was einst im Alltagslicht des Lebens so groß und wichtig und platz- aussüllend auf Berechtigung und Bestimmung pochte und protzte, verschwand unter dem Schatten des Grabes Und schrumpfte zusammen zu unwesentlichen Nichtigkeiten. Sie hätte kaum mehr sagen können, was ihr der Tote je zu­leide getan hatte.

Liselotte heuchelte sich keine unwahren Empfindungen vor: Sie konnte nicht um den Mann trauern, dessen Tod für sie eine Erlösung bedeutete. In ihren Gefühlen war keine verwandte Note mit dem wahnsinnigen Schmerz, den sie beim Hinscheiden der Mutter empfunden, und mit dem bitteren Weh, das ihr der frühe Tod des trotz seinen Fehler geliebten Bruders bereitet hatte.

Aber alles, was an Haß und Erbitterung in ihr lebte, war mit dem Mann gestorben, und dieser Mann war nicht ihr Gatte gewesen, sondern nur ein Gefährte, der sich ihr ein Stück Wegs auf der Lebensreise zugesellt ge­habt, und den sie in dieser Zeit durch und durch in seiner Menschlichkeit kennen lernte.

Viktor und Josef! Zwei anscheinend innerlich wie äußerlich grundverschiedene Naturen und doch einan- ! der im Grunde ähnlkh wie die Tragik ihrer beider Ende. ! Beide hatten jeder in seiner Art den Typus eines ! Menschenschlags der modernen Zeit repräsentiert; beide , waren Sühne ihrer Zeit, Glieder der großen Menge, die

eins ist in dem Bestreben, die kurzen Genüsse des flüch­tigen Daseins zu Zwecken, zu Zielen zu erheben, die keine besseren Ideale und kein tieferes Verlangen kennt, gls die Befriedigung ihrer Leidenschaften und Eitelkeiten, und die ihre besten Kräfte in der Hetzjagd nach Geld, Genuß und äußerer Anerkennung verzettelt...

Und diese Typen des modernen Menschtums sind die Blüten einer Periode im Zeichen der Philosophenapostel, die das Recht der Herrenmenschen verkünden und die In­stinkte als maßgebende Faktoren in: Sein des Vollmen­schen hinstellen. . .

Ist das Untergang oder Uebergang? Vielleicht nur eine Periode der Gäruug, die, nachdem die Mißblüte ver­weht, zu einer vollen, süßen Frucht heranreift, die alles. Unreine, Ueberzählige ausscheidet und dann den feinen, stillen, klaren Wein einer neuen Weltanschauung und ei­ner glücklicheren Zeit gibt,> eine Krise, nach der die neue Zeit eines Bölkerfrühling im Geiste tagt. . .

Nach Mitternacht verließ Liselotte ihren Platz am Erker und ging ins Erdgeschoß. Eine geheimnisvolle Macht trieb sie zu dem Toten, ihn noch einmal zu sehen, Abschied von ihm zu nehmen, bevor sich der Deckel über ihn senkte.

Die Leiche war in einein der grüßen Säle nach der Taunusseite zu aufgebahrt. Rings um den schweren, sil- bberbeschlagenen Eichensarg brannten dicke, geweihte Ker­zen mit bunten Herz-Jesübildern und schwarzen Krepp- Windungen. Ueber der Stirn des Toten lag eine breite Binde, um die klaffende Wunde zu bedecken; darunter hob sich das Gesicht merkwürdig gelb und ledern von der schneeigen Weiße des Linnens ab.

Liselotte sah ihn lange, lange an. Ein unbestimmtes Grauen kroch durch ihren Körper: Schauder vor dem Tode, dessen Odem die schwüle Atmosphäre erfüllte, oder Entsetzen bei dem Gedanken, daß die starren Züge unter dem unruhigen Schein der Kerzenflammen Leben gewin­nen, daß die regungslose Gestalt sich erheben, die Arme ausstrecken könnte, um sie an sich zu ziehen und sie mik höhnischem Triumph wieder als sein Eigentum zu pro­klamieren. Wer sie schüttelte den unheimlichen Bann ab und hielt die Totenwache bis zum Morgendämmern.

(Fortsetzung folgt-Z