HSLrtt. Landtag.

Stuttgart, 6. Juni. Kammer der Abgeord­neten. (Vocmittagssitzung). Die Beratung des Etats des Innern rvirv bei Kap. 40, Straßenbau, fortge- setzt. Hierzu ist ein Antrag des Zentrums eingelaufen, die Regierung zu ersuchen,Wettfahrten mit Automobilen" Herkommerfahrt durch das Land Württemberg nicht zu gestatten,

Schmid (Zentr.) tritt dafür ein, daß eine größere Anzahl von Kommunal- und Bezirksstraßen in die Verwalt­ung des Staates übernommen werden sollen.

Dr. Bauer (Vp.) befürwortet die Erhaltung der schönen, krummen Dorfstraßen. Manches schöne Dorfbild sei durch die Reisschiene bei uns zerstört worden.

Ber.-Erst. Haug (B.-K.) gibt seiner Genugtuung Aus­druck über die Einstellung einer Exigenz zur Anstellung eines Bauinspektors als Spsztaltechniker für Xbwafserbeseitigung.

Re mb old-Aalen (Zentr.) nimmt sodann das Wort zur Begründung des oben erwähnten Antrags. Angesichts der Tatsache, daß schon an den beiden ersten Tagen der Herkommerfahrt wieder Meldungen über verschiedene Unfälle einlaufen, erhebe sich die Frage: Muß denn das sein und darf das sem? Weiterhin sei die Frage aufzuwerfen, ob das was hier für die Automobilindustrie eingetauscht werde, all diese Opfer wert sei, die ein Sport fordere, hinter dem reiche Sporlsherren und selbst höchste Kreise stehen (sehr richtig.) Mehr als die Ausübung eines Sports durch die sog. Höheren Kreise seien die einzelnen Menschenleben wert. Derartige internationale Fahrten, die oft genug Todes- fahrlen seien, sollten von der Regierung nicht gestattet werden.

Minister v. Pischek bestreitet, daß es sich bei der Herkommerfahrt um eine Wettfahrt handle. Dies sei viel­mehr eine Touren- und Zuverlässigkeitsfahrt, welche die württ. Regierung nicht wohl habe verbieten können, nachdem von allen anderen deutschen Staaten die Zustimmung hierzu gegeben worden sei. Die württ. Regierung habe schärfere Bedingungen an ihre Genehmigung der Fahrt geknüpft als wie alle anderen Staaten. Die Höchstgeschwindigkeit auf offenen wenig belebten Straßenstrecken sei für die Herkommer­fahrt aus 30 Kilometer in der Stunde festgesetzt worden, sonst seien allgemein 50 Kilometer zulässig

Dr Eisele (Vp): Der Zentrumsantrag sei viel zu weitgehend. Zuzugeben sei. daß noch viele Mißstände im Automobilverkehr Vorkommen. Bet Fahrten wie der Her­kommerfahrt handle es sich nicht in erster Linie um Aus­übung eines Sports, sondern um Proben auf Zuverlässig­keit und Mittel zur Förderung der Automobilindustrie.

Gröber (Zentr.): Wmn man sehe, wie solche Zu- verlässigkeitsfahrten gleich in den ersten Tagen wirken, so bedanke man sich dafür. Wenn dieser Sport nicht von hohen Herrschaften betrieben würde, so gäbe es wohl gar keine Meinungsverschiedenheiten über die polizeiliche Behand­lung solcher Fahrten. Wer eine solche Fahrt gestalte, sei verantwortlich für die Folgen. Es sei überhaupt zweifelhaft ob die Regierung berechtigt sei, derartige Fahrten aus Kom­munalstraßen zu gestatten.

Minister v. Pischek: Diese rechtlichen Bedenken Gräbers seien völlig unzutreffend. Aus belebten Straßen nnd in Ortschaften dürfe die Geschwindigkeit höchstens 12 Kilometer in der Stunde betragen und damit sei der Mög­lichkeit von Unfällen vorgebeugt.

Heymann (Soz.): Durch solche Fahrten, wie der Herkommerfah t, werde nicht nur dem Sport, sondern auch den Interessen der Automobtlindustrie gedient. Von der Regierung seien hier bereits genügende außerordentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen und deshalb könne man dem Antrag des Zentrums nicht zustimmen. Vielleicht könne der Minister Muteilung darüber machen, ob bei der letzten Herkommerfahrt, die ja auch Stuttgart berührte, die ge­troffenen Vorsichtsmaßregeln sich bewährt haben.

Dr. Etsele (Vp.) beantragt tm Zentrumsantrag die Scklußwortenicht zu gestatten" zu ersetzen durchnur gegen verschärfte Vorsichtsmaßregeln und Vorkehr für dir Durchführung der Vorschriften zuzulassen."

H außma nn-Balingen (Vp.): Es sei fraglich, ob es angezeigt gewesen sei, jetzt auch noch die Automobilfrage hier herein zu werfen, nachdem die Debatte hier im Hause

ohnehin nicht im Automobil- sonderr im Lastwagentempo sich i bewege. Morgen finde die Herkonmerfahrt statt, die Re­gierung habe die Genehmigung Pr die Durchfahrt durch Württemberg erteilt, es wäre unerhört, wenn jetzt die Re­gierung veraklaßt werden wollte, die erteilte Erlaubnis zu- rückzuztehen. Der Antrag hätte schon früher kommen müssen.

Minister v. Pischek bemerk auf die Anfrage des Abg. Heymann, daß bet der letzten Herkommerfahrt nur ein wesentlicher Unfall passiert sei.

Nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Dr. Etsele beantragt Heymann (Soz.) den Antrag Rembold anzunehmen mit der Aenderung anstatt Wett und Konkurrenzfahrten zu setzen SchnelltgkeitSwettsahrten. Nach kurzer Wetterberatung wird zur Abstimmung geschritten, wobei sämtliche Anträge abgelehnt werben. Derjenige des Zentrums mit 45 gegen 32 Stimmen.

Zu Ttt. 5 des Kap. liegt ein Komm. Antrag vor: Die Eingabe der Walzmeister vom 21. Jan. 1907 um Er­höhung ihres Gehalts durch Schaffung weiterer Gehalrs- klaffen und um Versetzung von der S. in die 5. Klaffe des Gehaltsverzeichntffes der Regierung zur Erwägung zu über­geben. Hinsichtlich einer Eingabe der Straßenwärter, die in der Kommission nicht beraten werden konnte beantragt Keil (Soz.): Die Bitte der Straßenwärter, soweit sie sich auf Erhöhung ihrer Bezüge beziehen, zur Berücksichtigung, soweit sie sich aus Dienstkleidung beziehen, zur Erwägung zu empfehlen.

Ber. Erst. Haug beantragt die ganze Bitte der Re. gierung zur Erwägung zu übergeben.

Lieschtng (V.) meint der Gehalt der Walzmeister könne im Vergleich mit anderen Unterveamten nicht gering genannt werden. Man könne nicht Immer Beschlüsse fassen auf Berücksichtigung ohne auf die Finanzlage Rücksicht zu neh­men. Die Straßenwärter seien allerdings berückstchtigens wer­ter als die Walzmetster.

Hieber (DP.): Der Beschluß der Kommission, die Petition der Walzmetster der Regierung zur Erwägung zu übergeben sei einstimmig gefaßt worden. Wenn eine Mehr­heit für Berücksichtigung oer Petition der Straßenwärter wäre, so möchte er sich und seine Freunde davon nicht aus- schlteßen. Er sei im übrigen für eine Verwerfung dieser Petition an die Finanzkommisfion.

v. Kiene (Z) schließt sich den Ausführungen der Vorredner an.

Minister Dr. v. Ptscheck: Die Erwägung der Re­gierung bezüglich der Srraßenwärteretngabe werde wohl eme sehr günstige sein. Er gönne ihnen jede Verbesserung.

Nach kurzer Beratung, an welcher Berichterstatter Haug (BK.) sowie die Abg. Keil, Rembold-Aalen, Dr. Hteber und v. Kiene sich beteiligen gelangt der Kommissionsantrag zu Titel 5 zur Annahme.

Die Eingabe der Straßenwärter wird auf Antrag H eber der Kommission zurückgegeben, bezüglich der Eingabe der Walzmetster wird der Kommissionsantrag ebenfalls ange­nommen.

Zu Tit. 5 a liegt folgender Kommissionsantrag vor: Die Eingabe des Gewerveveretns Vaihingen a. F. mit Filiale Kaltenthal vom 20 Febr. 1907 um Ausführung der Pflasterung der Staatsstraße 99 zwischen Südheim und Kaltenthal im Etarrjahr 1907 der Regierung zur Kenntnis­nahme zu übergeben.

Hildenbrand (Soz.) beantragt hierzu: Die Re­gierung zu erfuchen: In Ausführung dieser Eingabe die Ausführung der Pflasterung der Staatsstraße 99 sofort zu beginnen und ohne Unterbrechung für die ganze Strecke durchzuführen und die Bereitwilligkeit auszusprechen, die nötigen Mittel tn den Etat aufzunehmen. Nachdem Bericht­erstatter Haugden Kommissionsantrag und Hildenbrand seinen Antrag begründet haben, äußerst sich der Minister näher zu dieser Angelegenheit, worauf der Titel 5 s. zur Annahme gelangt, während d?r Antrag Hildenbrand abgelehnt wird. Angenommen wird jobann der Kommissions- amrag zu der Eingabe des Gewerbevereins Vaihingen und ebenso Titel 5b und 0, alsdann wird abgebrochen. Schluß der Sitzung nach 1 Uhr. Die Weiterbearbeitung erfolgt nachmittags 5 Uhr. » *

Die Nachmittazssitzunz wird um 3'/« Uhr durch den Präsidenten Pay:r eröffnet. Bei Fortsetzung der Beratung des Kapitels Straßenbau begründet.

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^ 'L. HO ÄL-ÄL-

Lieblich sind die Juninächte, wenn des Abendrots verglimmen Und des Morgens frühe Lichter Dämmernd ineinander schimmern

Fr. lvilh. Weber.

Wenn der Arühttng Lsmmt.

Roman von Margarete Böhme.

(Nachdruck verboten)

(Fortsetzung).

Es war ein schwarzer Herbstabend. Der Regen hatte nachgelassen, aber es tropfte noch, und ein schwüler Wind ging über die Höhe, fuhr dnttch die Pappeln, die den Weg eine Strecke lang bestanden, und schüttelte die Blät­ter, was ein seltsam gläsernes Rauschen und Rispeln ver­ursachte. . . . Tie Luft war noch immer von dunkeln Wol­ken umzogen, aber fern am Horizont schimmerte ein wei­ßer Streifen in übertaghellem, intensivem Lichte, und von Zeit zu Zeit durchriß ein Blitz die ziehenden Wolken­ballen.

Die beiden Frauen saßen hinten, Toni vorn bei sei­nem Bruder.

Das Wetter mußte furchtbar gehaust haben. Die Wege waren zum Teil vollständig aufgerissen, so daß der Wagen nur langsam vorwärtskam und das lehmige Pfützenwasser den Insassen um die Köpfe spritzte. Die Frauen juchzten jedesmal hell auf vor Angst, wenn der Wogen wieder durch eine Senkung sauste, wurden aber still, als Fendell ihnen unwirsch Schweigen gebot. Einmal bei einer Schwenkung um eine Wegecke flog der Wagen seit­wärts gegen einen Erdhaufen, dann kamen sie auf die Chaussee, wo es besser ging.

Niemand sprach ein Wort. Zu beiden Seiten der Chaussee dehnten sich unabsehbare Strecken flachen Lan­

des aus, über die gespenstische Nebelgestalten mit wal­lendem Schleier nnd fliegenden Haaren, den Fabelwesen längstverklungener Ammenmärchen gleich, flüchteten. Ge­radeaus warfen die Lichter des Automobils einen vagen Schein über den vor Nässe spiegelnden chauffierten Boden, und das dümpfe Schnauben des Motors tönte in wunder­lich unheimlichen Akkorden in die Skala der Sttirmstim- men, die die Luft erfüllten.

Fendell mußte seine Aufmerksamkeit ans die Lenkung des Wagens konzentrieren, da der Weg, obwohl in Ser­pentinen abwärts führend, sich doch stellenweise stark senkte. Im stillen wünschte er, wie die anderen, daß die unheim­liche Fahrt erst überstanden wäre. Er hatte Kopfschmer­zen und ein sonderbares beklemmendes Gefühl ans der Brust, das sich beinahe wie Furcht anließ. Furcht? Blöd­sinn ! Wenn ihm noch wie Lachen zumute gewesen wäre, hätte er sich selber auslachen mögen.

Nun kamen auf beiden Seiten des Weges Wälder: endlose Tannenwaldungen, unter deren Bäumen die Fin­sternis hockte, und in denen ein gespenstisches Leben herrschte. Irgendwo krächzte ein Raubvogel, und der Blitz leuchtete wie ein grelles Feuerauge in das tiefe Schwarz der Tannenriesen hinein.

Während der Fahrt durch die stürmische Herbstnacht versanken Fendells Gedanken wunderbarerweise in die Ver­gangenheit. Vor seinen Augen, die starr vor sich hin in die dunkle Nacht blickten, stieg, fast ergreifend in sei­ner Lieblichkeit, das Bild seiner Frau auf, wie er sie früher gekannt hatte, als sie noch das Hausmütterchen derBerolina" war. Tie Vision erschütterte ihn merk­würdig, ein Schauer lief über seinen Rücken, während seine Lippen sich zusammenpreßten und seine Hand fester die Lenkstange umklammerte. Was war Kat', was waren alle Weiber der Welt gegen das süße Mädchen, das Liselotte einst war, ehe sie sein ward! Und leise, leise rang sich die Frage in ihm empor, ob er auch recht tat, als er die Hand nach der Wunderblume - deren herber Duft und Blütenreinheit ihn berauschten ausstreckte und sie in seinen kleinbürgerlichen Hausgarten verpflanzte, johne

Berichterstatter Haug (B.-K.) bei Titel 7 (Verbeffer- ungen und Neubauten) den Mehraufwand von 65 000 Ak. uno stellt hiebei an den Minister die Anfrage, wie es mit dem Bau der zweiten Donaubrücke zwischen Ulm und Neu- Ulm stehe.

Minister v. Pischek: Zu dem Bau dieser Brücke hätten sollen Bayern, Württemberg und dte Stadt Ulm je mit 200 000 Mk. herangezogen werden. Bayern weigere sich aber, einen Zuschuß in dieser Höhe zu gewähren und be­strette sowohl eine rechtliche Verpflichtung zum Bau dieser Brücke als auch deren Bedürfnis.

Schiedt-NereSheim begcündete alsdann folgenden ZentrumSantrag: Die Kammer «olle beschließen: dte kgl. Staatsregierung zu ersuchen, in da« dem Etat angeführte Verzeichnis (Beil. 4) der in der Gtatsperiode vorgesehenen Verbesserungen und Neubauten im Straßenbau künftig nur diejenigen Straßen aufzunehmen, welche nach Maßgabe der von der Regierung geforderten Mittel in der EkstSpertode wirklich zur Ausführung kommen sollen.

Mayer-Ulm (Lp.) befürwortet bezüglich der Er­richtung einer zweiten Donaubrücke in Ulm eine Erhöhung des auf 200 000 Mk. bemessenen StaatsbettrsgeS. Ulm sei so stark belastet, daß es einen höheren Beitrag nicht leisten könnte.

Minister v. Pischeck betont, daß er gegen den Zen­trumsantrag keine Bedenken habe.

Rembold-Gmünd (Z.) ersucht um Mitteilung über die Grundsätze, nach denen die Regierung bei Gewährung der Staatsbeilräge verfahre.

Minister v. Pi sch eck erwiderte hierauf, daß dte ein­zelnen Landesteile möglichst gleichmäßig behandelt würden. Der Titel wird sodann genehmigt und ebenso der Antrag des Zentrums.

Bet Titel 7». werden von Staudenmayer (Vp.) Klagen einiger Werkbesitzer wegen der durch dte Flößerei aus der Enz und der Nagold entstehenden Schäden vor­gebracht.

Röder (D.) schließt sich den Ausführungen Stau- denmaycrs an. Nach weiterer unwesentlicher Debatte wird der Titel genehmigt. Ebenso der Rest des Kapitels.

Man schreitet nun zur Beratung des Kapitels 41 Neckarschiffahrt.

Hierzu liegt die bereits bekanntgegebene Resolutton der Volkspartet vor. (Siehe unten).

Berichterstatter R e m b o l d - Aalen (Z) betont, daß er sich nicht für berechtigt halte, über die vertraulichen Ver­handlungen der Kommission tn dieser Frage zu referieren, er bitte den Minister um Aufschlüsse über die Sachlage.

Minister des Innern v. Ptscheck: Es werde am 11. Juni in Heilbronn eine wenere Verhandlung der Ver­treter der an der N ckarschiffahrt interessierten Staaten statifinden. Auf dte endgültige Stellungnahme der Regier­ung werde diese Verhandlung von wesentlichem Einfluß sein. Den Ständen werde seinerzeit die Sache alsdann zur Be­schlußfassung unterbreitet werden. Man könne es auf Seiten der Regierung nicht für opportun Hallen, nähere Darleg- ungenüber den Stand der Verhandlungen und über die Stellungnahme der einzelnen beteiligten Staaten zu geben.

Gröber (Z.): Auf diese Erklärung hin halte er es für richtig, die Beratung auszusetzen.

Lieschtng (Vp.): Es sei notwendig, daß der Land­tag seine Wünsche schon vor dem Abschluß des Vertrages Vorbringen könne.

Minister v. Pi sch eck: Wenn das Haus die Frage heute besprechen wolle, so habe er nichts dagegen, aber für die Regierung sei Zurückhaltung geboten.

Kraut (B.-K.): Man sollte doch mindestens die Ver­handlungen vom Dienstag abmalicn.

Liesch ing (Vp.) tritt entschieden dafür ein, dieser Anregung nicht nachzugeben. Der bekannte Einfluß, mög­lichst alles vor den Ständen geheim zu halten, ser offenbar tn der Staalsregierung vurcbgedrungen. Es liege keine Veranlassung vor, die Konferenz vom 11. Juni abzuwarreu:

Nach dem von den Vertretern der deutschen Partei und der Sozialdemokratie die Zustimmung zum Eintritt in die Beratung erklärt worden ist ergreift Dr. Elsas (V.) das Wort, um den Standpunkt seiner Fraktion in dieser Frage darzulegen. Er führt aus, unsere Handels-, finanziellen

daran zu denken, daß die seltene Blume einer besonderen Pflege, einer diffizilen Behandlung und Sonne, Sonne, Sonne bedurfte.

Jedes! lamdere derbere Kraut hätte in dem Nähr­boden der sorgenlosen Existenz, in die er es setzte, Wurzel gefaßt und wäre in dem alltäglichen Wechsel von Regen und Sonne, Frost und Hitze fröhlich gediehen; dasBlüm- lein von blonderer Art" aber verlangte eine individuelle Pflege, und da es die nicht erhielt, senkte es das Köpf­chen, wurde welk nnd krank.

Ein knurrender Laut entfuhr seinen festgeschlossenen Lippen. Vorwürfe, Gewissensbisse. . ., war's nicht zum Lachen? ...

Und unwillkürlich setzte er das Gefährt in raschere Bewegung, in das gewohnte höchsterreichbare Tempo der Fahrgeschwindigkeit; blitzschnell ging's abwärts, zu Tale.

Heilige Maria!" kreischten die Frauen. . .

Toni suchte dem Bruder den Arm festzuhalten. . . Josep. . . Mensch . . . Bist du des Deibels . . . Soll 'n Unglück passiere..."

Josep! Josep! . . ."

Er hörte nicht. Das Automobil keuchte, schnaufte, ratterte, fauchte und raste wie ein wildgewordenes Unge­heuer die Straße hinunter. . .

Josep! Um Gott ... da legt was, da liegt was. .... Bremsen! bremsen-- brem-emsen"

Da sah er auf nnd erkannte auch das schwarze, rie­senhafte Hindernis, das den Weg versperrte, mechanisch griff seine Hand nach der Bremse, tastete vorbei und in der nächsten Sekunde erstarb der vierstimmige gellende Aufschrei in dem krachenden Getöse der aufstoßenden Ma­schine, die im Anprall an den schweren Gegenstand zer­trümmerte. Nur der e in e Aufschrei, der in seiner Furcht­barkeit kaum mehr Aehnlichkeit mit Lauten aus mensch­licher Kehle hatte, durchriß die Lust, dann wurde es still, und ringsum lag wie vordem das Schweigen der Nacht über der herbstlichen Erde.

(Äortschmrg folgt).