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Amtsblatt für die ^»tadt Vildbad.

Oerkündigungsblatt

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Fkretst tKrgs Tuf trurrde.

Der Sturz des Fürsten Philipp Eulenburg wird nun auch nach der formalen Seite hin zur Tatsache. Wie gestern gemeldet wurde, hat der Fürst, der zur Zeit in Liebenberg weilt, sein Entlassungsgesuch eingereicht, das mit dem blauen Brief postwendend erledigt werden dürfte. Die Gründe, die vor Wochen den Grafen Moltke sei­nes Gouverneuramtes entkleideten und nun den Fürsten Eulenburg nötigen, seinen Botschafrerpvsten in Wien, von dem er übrigens schon einige Jahre dispensiert war, fah­ren zu lassen, sind nicht genau bekannt geworden. Es wirbelt in der Presse über Vermutungen und Möglich­keiten nur so durcheinander und es wird u. a. auch wieder erzählt, daß im letzten Sommer und Herbst vom Fürsten Eulenburg ausgehend der Plan bestanden habe,- low zu beseitigen, an seine Stelle den Geueral- stabsches v. Moltke zu bringen, der als starker Degen im Innern wirken sollte, während das Auswärtige dem Kai­ser und dem Freiherrn v. Tschirschky und dem beratenden Einfluß des Fürsten Euleuburg Vorbehalten bleiben sollte. Die Fr. Zt. hält es für möglich, ja sogar für jvahrscheiu- lich, daß ein solcher Plan bestanden habe, dagegen sei schwer zu sagen, wer außer dem Fürsten Eulenburg aus dem sog. Freundeskreise daran beteiligt war, aber ganz klar sei für den Kundigen eins: Weder der Staatssekretär v.

Tschirs ch k h noch der Chef des Gcneralstabs b. Moltke haben mit diesen Intrigen irgend etwas zu tun gehabt. General v. Moltke, der nur Militär ist und nicht daran denkt ,Politik zu treiben, habe sich schon im Herbst öffent­lich und mit Recht gegen die ihm von irgendwelchen In­triganten zugedachte Rolle energisch verwahrt, ebenso Staatssekretär v. Tschirschky.

Es sei auch schief und unrichtig, wenn man bei dieser Gelegenheit wieder von Eulenburgerei und den Eulen- burgs spricht, als ob der Oberhofmarschall Graf August v. Eulenburg und der frühere Minister Graf Botho Eu­lenburg mit den Bestrebungen und den politischen Ambi­tionen, des ihnen verwandten Fürsten Philipp Eulenburg zu identifizieren seien. Es handele sich, soweit die Sache ! politisch greifbar ist, um diesen allein.Daß er eilten !

großen Einfluß geübt und in verschiedenen Fällen, so beim Sturze Capri vis, betätigt hat, steht außer Zweifel, und es gibt, soweit sich öffentlich verfolgen läßt, niemand, der die Beseitigung dieses Einflusses, an den mau immer in erster Linie gedacht hat, wenn von Ka­marilla und unverantwortlichen Ratgebern die Rede war, nicht für einen Segen halten würde. Es liegt im We­sen jeder Kamarilla und jedes unverantwortlichen Ein­flusses, daß seine Existenz und seine Betätigung im ein­zelnen schwer sestznstellen ist. Da laufen Jrrtümer und absichtlich falsch Dargestelltes mit unter, und mancher, der entrüstet über Intrigen klagt, und auch in diesen Tagen schreibt, spinnt leicht selbst an einer Intrige, wenn man das Bestreben, einen leitenden Staatsmann ans seiner Stellung zu bringen, unter den Begriff der Intrige stellen kann."

Mögen nun diese oder jene Gründe zu den eingangs erwähnten Vorgängen geführt haben/ Tatsache ist, daß eine unverantwortliche Nebenregiernng, eine politische Kamarilla in Deutschland eristert, deren Einfluß leider den der Volkskammer da und dort übersteigt. Wenn man sich daran erinnert, daß Fürst Bülow im vorigen November einmal im Reichstag von der Kamarilla im allgemeinen gesprochen hat und diese als eine gefährliche Giftpflanze bezeichnet^ so wird damit auch die Vermut­ung näher gerückt, Bülow sei von dein Wirken einer sol­chen Kümarilla bedroht gewesen. Er wußte, daß diese Giftpflanze nicht nur unter Wilhelm I. blühte, daß sie vielmehr auch in der Gegenwart noch ihre Bedeutung hat. Nun hat es den Anschein, als ob mit der Ent­lassung Eulenburgs der Kamarilla das Haupt abgeschla­gen wäre. Doch mit Recht wird die Kamarilla mit einer Hydra verglichen, der an Stelle des abgeschlagenen Kopses zwei neue wachsen. Das B. T. legt den Finger in die rechte Wunde, wenn es sagt, nicht ein einzelner, auch wenn er Bismarck wäre, kann gegen die Umtriebe einer solchen Kamarilla ankämpfen. Nur das Volk in fei­lt er Gesamtheit vermag es, mit der Hydra fertig zu werden. Nur die Volkskammcr kann das Hofkä m- merchen überwinden. Solange nicht das Volk selbst seine Geschicke leitet, wird auch die Kamarilla unsterblich

?n magst eilen, o himmlischer Frühling, oder verweilen,

Immer dem trunkenen Sinn stiebst O», ein Wunder, vorbei.

L. Ntörike.

We«n der Krüßlirrg LsMMt

Nom«n von Margarete B»b»e.

!Nachd!!i«k »erbeten )

' l-FsrtNZl'Na).

Die Versammlung war kaum vollzählig geworden, als das Wetter losbrach. Blitz und Donner, Sturm und Regen uitd Hagel. Wie Steiuwürfe prasselten die Schlo­ßen gegen die Fensterscheiben, ivährend die in kurzer Zeit zu Sturzbächen anschwcllenden Regenmengen kaskadenar- tig die ziemlich steil abfallende Dorfstraße hinabstürzten.

Fendell eröffnete die Versammlung, indem er zum hundertsten Malein schön gedrechselten Sätzen eilteQuin­tessenz" seines Programms hcrausgab. Tie Herren am grünen Tisch hatten wieder einmal ein Gesetz ausgeklügelt, das, wenn es durchging, eine neue Belastung des Winzers und somit eine Schädigung der Interessen dieses Wahlkrei­ses bedeutete. Es handelte sich um eine neue Art der Weinbesteuerung, außerdem um eine Verschärfung der ge­setzlicheil Maßnahmen im Weinverkehr. Tie Regierungs- Herren gingen in solchen Fällen von rein theoretischen Ansichten und Grundsätzen aus. Es sei an sich ja ein lo­benswertes Beginnen, den Weinverfälschern möglichst ein Bein zu stellen, aber die Herren wissen und bedenken nicht, daß in manchen Fällen zwischen den Begriffelt Fälschung" undVeredlung" nur eine haarfeine Grenze bestehe, lieber die zweckmäßigste Art der Kellerbehand­lung seien die Gelehrten sich bisher ja noch nicht einig, aber jeder einigermaßen kundige Thebaner wisse, daß Zu­sätze von Alkohol, schwefligem Salizyl und Kohlensäuren, Kermesbeeren, Tannin, Rohrzucker usw. zu einer ratio­nellen Weinverbesserung unerläßliche Hilfsmittel sind. Es in jedem Falle der Beurteilung des Richters zu überlassen, »b die Weinbehandlung im Sinne des Gesetzes als Fälsch­ung zu betrachten sei ,oder nicht, heiße dem gesäurten Weinhandel die- Lebensadern unterbinden. Falls die Wahl

auf ihn falle, werde er energisch dem Zustandekommen die­ses Gesetzes entgegentreten. Er sei ein Sohn des Volkes, im Volke ausgewachsen und kenne die Bedürfnisse seines Heimatkreises. Ungeachtet der Großstadtluft, die er seit Jahren atme, sei er mit seinem Herzen ein rheinischer Weinbauer geblieben, der seine Heimaterde über alles in der Welt liebe. Es liege ihm fern, irgendwie in einen unlauteren Wettbewerb mit dem Kandidaten der National- liberalen zu treten. Den Herrn von Gurbac in Ehren, aber er wisse am besten, wie leicht es diese großen Her­ren mit der Vertretung nehmen. In seiner Weinstube in Berlin verkehre der halbe Reichstag, all die Herren vom Hoheit Adel und eine ganze Anzahl hoher Staats­beamter, und da wisse er genau, wie's zuginge. . . .

Fendell sprach eine Stunde lang ohne Unterbrech­ung. Die Wesselheimer waren mundfaule Leute, die viel hörten und wenig redeten und nur hin und wieder durch ein Nicken oder Schütteln der Köpfe ihre Meinung aus- drückteu. Schweigend pafften sie aus ihren kurzen Pfei­fen, und der dunkelgraue, beißende Rauch hüllte ihre Köpfe Ut Schleier und schob sich zu dicken Wolken unter die Balken der Decke. Jur Anfang von Fendells Rede hatten sie aufmerksam zugehört, aber in dem Maße, wie das Wetter weiter wütete, wurden sie unruhiger und zer­streuter, da ihre draußen in den Weinbergen reifenden und durch die Unbill der Witterung bedrohten Interessen ih- l neu doch am letzten Ende näher am Herzen lagen als die l politischen Ueberzengungen des Lachdietenbacher Wahlkan- ! didateu.

I Kein Mensch meldete sich zur Debatte, als Fendell j seine Ansprache beendet hatte. ?cur der Clemens, der inzwischen ein halbes Dutzend genehmigt hatte, schlug mit der flachen .Hand auf den Tisch und brüllte seine Ansicht in die Stille hinein.

FH mein halt, der Herr Fendell schwatzt auch just wie's ihm vor's Maul kommt. Im vorigen Jahr soll er's dicke mit den Konservativen gehalten haben und vor­her mit dem Freisinn, wahr oder n i t wahr?"

Fendell warf dem Stromer einen verächtlichen Blick zu, beguemte sich aber doch zur Antwort.

Ich schneide mir meine Ueberzengungen nicht nach der Schablone. Ich sage so: Prüfet alles und vas Beste behaltet. Ich fürchte mich nicht, der Regierung zu oppo­nieren, stehe aber auch nicht auf dem Standpunkt der Ra­dikalen: Ich kenne die Gründe der Regierung zwar nicht, aber ich mißbillige sie. Ich halte mich zwar an

sein. Das ist richtig: in einem parlamentarisch regier­ten Land kann die Giftpflanze Kamarilla nicht gedeihen, weil dort jeder Ansatz zu einer Ueberregieruug durch die scharfe Luft der Oeffemlichkeit ertötet wird.

* * *

Eine Berliner Korrespondenz gibt heute nä­heren Aufschluß über die von Harden in seiner Zukunft gemachten Andeutungen. Aus dieser geht klar hervor, daß die Eulenburg und Hohenau nicht wegen politischer Dinge das Feld ihrer seitherigen Tätigkeit haben räu­men müssen, daß vielmehr deren, sagen wir einmal sonderbare Neigungen in sexueller Beziehung die Ursache ihres Sturzes gewesen sind. In der Korrespondenz heißt es u. a.: Von gut unterrichteter Seite wird mir mitge­teilt, daß Graf Kuno von Moltke gar keine Ursache hat, die Verhandlung zu fürchten, da irgend ein Beweis, daß er in sexueller Beziehung sich in anormalen Bahnen be­wegt, lajbsolut nicht geführt werden kann. Daher erklärt es sich wohl auch, daß, obwohl .Harden eine Reihe ande­rer Personen der Liebenberger Tafelrunde gewisser Neig­ungen beschuldigte und in ziemlich nebensächlicher Weise auch den Namen des Grafen Kuno v. Moltke nannte, lediglich dieser dem Redakteur derZukunft" eine He­rausforderung zum Zweikampf zugeheu ließ, und da sie nicht angenommen wurde, Strafantrag wegen Beleidig­ung stellte. Bei der Liebcnberger Tafelrunde verhält es sich so: Zunächst mußte ein EskadronclM eines Pots­damer Reiterregiments (Graf Lynard) ein persönlicher Freund des Kronprinzen, Schwager des Großherzogs von Hessen, den Dienst quittieren, da sei n B u rsche sich bei seinem Wachtmeister beklagte, daß der Rittmeisterzu gut" zu ihm sei. Inzwischen wurde Prinz Friedrich Heinrich, ein Sohn des verstorbenen Regenten von Braun­schweig, Prinzen Albrecht, seiner großen Frömmigkeit we­gen zum Ritter des Johanniterordens ernannt. Dev interimistische Vorsteher des Johanniterordens, Graf War­tensleben, veranlaßt^ jedoch, daß die Ernennung des Prin­zen rückgängig gemacht wurde, da letzterer wohl keusch und züchtig sei, aber andererseits doch gewisse Neigungen habe, die ihn einmal infolge einer im Berliner Tiergarten ge­machten Bekanntschaft in eine höchst peinliche Erpressungs-

die Fraktion des Zentrums, stimme aber in jedem Einzel­fall individuell, - - genügt Ihnen das, mein Herr?"

Au dem ganzen Gefasel ist kein reeller Gedanke," rief Clemens, der, wenn er einen über den Durst hinter die Binde gegossen hatte, gern hochdeutsch redete,das haben wir alles schon viel schöner und ausführlicher in den Zeitungen gelesen. Tie Quisselei von Herrn Fendell macht uns Wesselheimer noch lange nicht selig. Drei Teile meine Herren, regieren die Welt: das Geld, die Geist­lichkeit und die Kanonen, aber das Geld ist die Seele, denn wo das Geld fehlt, sind die anderen blauer Dunst und taube Nüsse. Und die ganze Rederei von Fendell ist Quatsch. Det is gar kein Kerl davor, um im Reichs­tag selbständig das Maul aufzureißen; die Bauern kann er allweil dummschwätzen, aber da oben machen sie ihn gleich mundtot. Und von den Jabrüdern sitzen schon ge­nug oben . . ."

Sie sind ein unverschämter Patron, Manu," sagte Fendell wütend;hat sonst jemand etwas gegen mein Pro­gramm einzureden?"

Der Clemens hat so unrecht nicht," rief Lchorschel- ohm,um da im Reichsdagg anfzutreten, gehört schv' mehr als bloß Brodesse. Det von Weinverbesserung und einWeinverfälschung versteh' (ch 'nit. M'r Han a schv' manch Ohm Wein verschickt, awer Schwefelsäure und Kirmes­beeren nn' Tannin, nn' wat dat für Schmiererei mehr is', Herr' mer mei' Lebdag nit braacht . . ."

Fendell setzte eine Gednldsmiene auf.Ja, Ohm, das ist doch ganz was arideres, wenn Ihr Eure einfachen, selbftgekclterten Weine an Private verschickt, oder ob wir im Keller mit hundert Sorten arbeiten. Jeder große Wein verlangt seine individuelle Behandlung und Pflege. Tie Weinbehandlung ist ja eine Wissenschaft, die so gut wie jede andere studiert und erprobt werden will. Ich werde Ihnen das gleich erklären, meine Herren."

Die Bauern protestierten. Es sei die höchste Zeit, heimzukehren. Die meisten unter ihnen waren sichtlich gedrückt. Einer meinte, es sei überhaupt Unsinn, übev Weinbereitung zu reden, wo man noch gar nicht wisse, li­es überhaupt noch eine Traube znm Keltern gebe. Das Wetter müsse ja alle Weinberge dnrcheinandergeworfen ha ­ben, die ganze Lese sei jedenfalls znm Teufel.

Und einer nach dem anderen nahm seine Mütze nutz' drückte sich fort, zuletzt der Clemens Wenzel.

(K«rtsetzu«g folgt).