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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Agl. ^srstämter Vildbad, Meistern, Enzklösterie rc.
mit
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Mr 128
WiLtwoek, den 5. Juni
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Der Sommerleutnant. Im B. T. schließt Oberst Gädke eine Betrachtung über den „Leutnant der Reserve" mit folgenden bemerkenswerten Sätzen: „Schlimm ist, daß in den Händen der preußischen Verwaltungspraxis die Einrichtung des Reserveleutnants zu einem politischen Werkzeug geworden ist. Der stille, aber ungeheure Einfluß, den die Militärverwaltung schon auf die Beförderung, dann aber dauernd auf die Beförderten in fast allen ihren Lebensäußerstngen bis in ihr Privatleben hinein ausübt, ist rücksichtslos in den Dienst des herrschenden Regierungssystems gestellt worden. Das soziale Ansehen der Reserveoffiziere ist mit ihrer weitgehenden politischen, in mancher Hinsicht sogar geschäftlichen und gesellschaftlichen Unfreiheit erkauft worden. Jede unbequeme politische Regung, jede Agitation gegen die im Amt befindliche Regierung, ja, jede Meinungsäußerung kann für den Reserveoffizier verhängnisvoll werden, ihn ernsten Rügen, Unannehmlichkeiten, der Verabschiedung ^und sehr leicht ehrengerichtlicher Belästigung und Schädigung aussetzen, eine Schädigung, die dann seine Angehörigen, seine geschäftlichen Beziehungen, sein bürgerliches Ansehen in Mitleidenschaft zieht, denn selbstverständlich werden die Ehrengerichte zu politischen Zwecken mißbraucht. Das Reserveoffiziertum dient der Ausdehnung der Regierungsgewalt, es schwächt die gesetzmäßige Opposition, mindert die verfassungsmäßigen Freiheiten weiter Kreise des Volkes, es hilft allzu großer Selbständigkeit das Rückgrat brechen und vermehrt jedenfalls nicht das in unserem Volke vorhandene Maß an Charakterstärke; es trägt militärische Anschauungen in Verhältnisse hinein, wo sie schlechterdings nicht hingehören. Andererseits ist das Reserveoffiziertum für manche Elemente ein gleißendes Reklameschild geworden, ein Lockmittel zur Erzielung geschäftlicher Vorteile, zur Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung. Ich erblicke hierin eine der empfindlichsten Schädigungen, die unserem Volksleben, unseren Sitten und Gewohnheiteil zugefügt werden können; diese Einrichtung sollte zu gut sein, um als Wirtshausschild verwandt zu werden. Und doch dient der - .
„Leutnant der Reserve^ keinem anderen Zwecke."
auf so manchen Visitenkarten — Sehr zutreffend.
Die Festtage in Mannheim find nun auf einem Höhepunkt angekomnren. Seit einigen Tagen weilt das großherzogliche und erbgroßherzogliche Paar in den Mauern der Feststadt, die sich in dieser Woche besonders glänzend heransgepntzt hat. Eine der Hauptnnmmern des riesigen Festprogramms war die Enthüllung der Standbilder der Herzoge Friedrich und Ludwig von Baden, die der Großherzog der Stadt Mannheim zum Jubiläumsangebinde gestiftet hat. Sodann folgte am gestrigen Montag die Einweihung des neuen Jndu- striehafens. Dabei hielt Oberbürgermeister Beck die Festrede. Er sagte, der Gesamtaufwand werde sich von bisherigen 9 Millionen nach Ausbau des ganzen Projekts zum Rheinstrom auf etwa 16 Millionen Mark erhöhen und es werde eine Fläche von über 2hd Millionen Quadratmetern mit einer Kailänge von über 18 Kilometern an nutzbarem Gelände der Industrie und dem Handel zur Verfügung gestellt. Der Bau der Ncckar- brücke erfordert rund 3 Millionen Mark. Mannheim sei mit dem Bau eines Jndustriehafens als erste Stadt am Rhein vorgegangen, und allenthalben sei man nun seinem Beispiel gefolgt. Allerdings fei der Bau nur im Vertrauen auf einen für alle Zukunft ungehemmten, l a- stenfreien Verkehr auf unserem mächtigen vaterländischen Strom in Angriff genommen worden, und nur das Vertrauen auf diese Abgabenfrciheit könne zu der verantwortungsvollen Fortsetzung des Werkes ermutigen. Der Großhcrzog nahm dann selbst die feierliche Schlußsteinlegung vor mit einem Spruche, in der er der Stadt Mannheim für ihre Leistringen dankte, sie dazu beglückwünschte und den Segen des Himmels erbat für die Stadt und für alle, die an ihren Werken mitarbeiteten. Bemerkenswerte Worte sprachen bei der Schlußsteinlegung die Minister Marschall und Honsell. Mar sch all sagte: Aller WasserKönig der Rhein! und Honsell, der darauf folgte, fügte hinzu: Frei bis zum Meer! Nach der Feier auf der Bastion wurde der Festdampfer „Kaiserin Friedrich" der Köln-Düsseldorfer Gesellschaft be-
Seines Fleißes darf sich Jedermann rühmen.
L e s s i n a.
Wurm da- ArulMug srammt.
Roman von Margarete Böbme.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung;.
Oder irgend ein Kätner bat Schorfchelohm inständigst, ihm uni Gottes und der heiligen Jungfrau willen doch zehn Taler zu borgen, da der Gläubiger das einzige Wertstück des Hauses, die Kuh, zu pfänden drohte.
Jesses, geriet da der Schorschel in Wut! „Macht lei' Scholle, da hatt' der kein'!!!" Ob er vielleicht da sei, jedem Lumpen seine Schulden zu zahlen, anderen Leuten die schmutzige Wäsche zu waschen? Er habe seine paar Kröten auch nicht gestohlen . . . Ging die Pfändung aber wirklich vor sich, so war Schorfchelohm sicher, der erste beim Verkauf und steigerte die Kuh an. Und hinterher, stellte fich's regelmäßig heraus, daß die „Post" justemente keinen Platz für das neue Stück Vieh hatte; so schickte man's Futter herüber und ließ die Kuh, wo sie war.
Und dabei blieb's bewenden. Der Kätner melkte die Kuh, die deni Schorfchelohm gehörte, und nur wenn nach Jahp und Tag etwa der Gerichtsvollzieher wieder auf die Bude rückte, stellte es sich heraus, daß das Juwel des Hauses Eigentum des Schorschel Volk sei, auf daß kein Exekutor mehr Beschlag legen konnte...
Im Dorf und in der Umgegend waren die stillen Wohltaten des groben alten Posdvirts hinlänglich bekannt, aber man hütete sich, viel davon zu reden. Wäre dem Betreffenden auch schlecht bekommen, denn Schorschel- ohm hätte cs wie eine schwere Beschimpfung angenommen, wenn jemand ihn wohltätig oder gutherzig genannt hätte. Am wohlsten war es dem alten wunderlichen Kostgänger in seiner Haut, wenn er in seiner Wirtsstubc zwischen den Gästen sitzen und nach Herzenslust schimpfen, wettern und krakehlen konnte. Je zäher man ihm den Widerpart hielt, und je mehr Gelegenheit er zum Fluchen und Bellen hatte, desto behaglicher wurde es ihm ums Herz. Bei ganz guter Laune gab er unter allgemeinem Jubel auch wohl eine Anekdote zum besten, deren kernige Pointe nicht eben
für die Ohren zartbesaiteter Stadtdamen berechnet war, oder er erzählte ein Erlebnis aus feiner Jugend, in dem er die Rolle eines grausam hartgesottenen Sünders spielte.
Sein Sohn Adam war ein gar stiller Mann, der den Mnnd nur auftat, wenn er sollte und mußte. Aber der Adam war trotzdem nicht dumm, dachte sich sein Teil, wenn andere schwatzten, und wußte vor allem am besten, welch ein weiches, goldenes Herz sich bei dem Vater unter dem härenen Gewand von Grobheit und bockbeiniger Art verbarg. . .
Gegen vier Uhr langten die Lachdietenbacher in Wes- felheim vor der „Post" an. Fendell hatte dem Onkel Adam — weil er den Toni über die Taufe gehalten, wurde er von der ganzen Familie nach Ortssitte „Patt" genannt — feinen Besuch avisiert und ihn gebeten, die angesehenen Bauern des Ortes um fünf Uhr zu einer Besprechung in Wahlcmgelegenheiten in die „Post" zu bitten, was dieser gewissenhaft besorgt hatte. Mit wortkarger Freundlichkeit begrüßte Adam die Gäste, dirigierte die „M aschin" in den Schuppen und geleitete den Besuch ins Hans. Im Flur kam ihnen Schorschel entgegen. Er stützte sich auf seinen Eichenknittel, und aus der Tasche feiner Joppe von eigengesponnenem Zeug hing ein dreieckiger Zipfel des roten baumwollenen Schnupftuchs.
Aus dem beinahe nosch faltenloscn Gesicht des Vier- undachtzigjährigen blitzten die scharfen grauen Augen den Eintretenden mit jugendlicher Lebhaftigkeit entgegen.
„Gu'n Tag, Sepp," sagte er, Josef die Hand schüttelnd, „freit mich, dich nach emol in Wesselham wieder zu sehn!" Und auf Kvt deutend: „Js dat bei' Fraa?"
„Nein, Ohm. Das ist eine Freundin von der Billa," erwiderte Fendell lachend. „Wer was von fein' Frau hält, läßt sie daheim. Das werd' Ihr auch noch von früher her wissen. . ."
„Na, alleweil Han ich mei'Fraa daheeme gelas'--
aver dann Han ich auch kei' fremde Weibesleit' mitgeschleppt," sägte Schorfchelohm trocken.
In der Wirtsstube hatte die Jagd den Kaffeetisch gedeckt. Obgleich drei Fenster offenstanden, war es erstickend heiß und dumpf in dem niedrigen Raum. Schon während der Fahrt hatte sich die Luft umzogen; einen Augenblick hing der Wolkenhimmel wie ein schwarzes Tuch über der Erde.
„Nu, sag' emol, du bis' ja woll ein groß's Dier derweil geworrn, Sepp," begann der Ohm nach einer Weile. „Du kann's lache, Jung! 'n schien Geschäft, nn' a reich' Fra..."
stiegen, und cs begann eine Fe st fahrt durch den Jn- dustriehafen auf den Rhein hinab, an der sich im ganzen 49 Dampfer beteiligten. Das Bild dieser reich geschmückten und mit festlich gestimmten Menschen besetzten Schiffe war von überwältigender Großartigkeit. Den Schluß der gestrigen Festlichkeiten bildete eine feenhafte Illumination. Hervorragend war die Beleuchtung des Kaufhauses, der Rheinstraße, Bismarckstraße und des .Kaiserrings. Die Rundfahrt des Großherzogspaares erfolgte unter lebhaften Ovationen.
* * *
Der englische Besuch. Aus München wird noch geschrieben: Bei gutem Wetter, wenn auch trübem Himmel, unternahmen die englischen Journalisten einen Ausflug nach dem Chiemsee. Der Verkehrsminister hatte einen Sonderzug nach Prien zur Beifügung gestellt. Während der Fahrt wurde ein Lunch serviert. Nach der Besichtigung des Königsschlosses auf der Herreninsel erfolgte die Weiterfahrt nach der Franeninsel. In Prien und auf der Fraueninsel hatte sich die Bevölkerung zur Begrüßung eingefunden. Es wurden Böllerschüsse abgefeuert und den Engländern Blumen zugeworfen. Auf der Fraueninsel veranstalteten die Einheimischen ein Fest mit Volksbelustigungen: Jodeln, Wettrudern und andern Vergnügungen, sodaß alle Anwesenden in eine fröhliche Stimmung gerieten. Vor dem Verlassen der Insel hielt der Chefredakteur der „Münch. Neuest. Nachr.", Dr. Trefz, in englischer Sprache eine herzliche Abschiedsrede, in welcher er den Wunsch anssprach, die 'Gäste möchten die während ihres Aufenthalts in München und auf der Chiemsee-Insel empfangenen Eindrücke menschlicher Kunst und landschaftlicher Schönheit mit in ihre Heimat nehmen. Mister Stead erwiderte mit einer kurzen Rede, die mit einem herzlichen „Auf Wiedersehen!" schloß. In München wieder angckommen, verweilten die Münchener Journalisten mit den Engländern noch eine Stunde auf dem Hauptbahnhof zusammen. Beim Abschied wurden von etwa 20 Rednern deutscher- und eng- lifcherseits herzliche Abschiedsreden gehalten. — Die englischen Journalisten sind heute Dienstag früh 7 Uhr in Frankfurt eingetroffen.
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„Mein' Frau war nicht reich, als ich sie heiratete, Ohm. Als ich sie nahm, hatte sie gar nichts, das ist erst später gekommen, und macht nur den Kohl nicht fett," sagte Fendell, der den Alten von früher her kannte und wohl wußte, daß Schorfchelohm gern hänselte, um Gelegenheit zu einem frischen, fröhlichen Krakehl zu finden.
„Nu, awer 'n groß, Dier bist alleweil doch gcwurn. In 'n Reichsdag woll'n se dich schicke. . . Höre emol, es et denn wahr, det die do in Berlin so arg qnisselig*) wär bist — —?"
„Gott nee!" Fendell zuckte die Achseln. „Wer sich unter die Wölfe begibt, mutz halt mit ihnen heulen, Ohm. Js nich wahr, Patt?"
Adam schmunzelte und Schorfchelohm machte ein dummes Gesicht. „Wat du sehst, Sepp! In Berlin sind oie Leit all so quisselig A"
„In Berlin grad' nicht. Aber hier. Und da sie mich partout in den Reichstag schicken wollen. . ."
„Spielst so 'n bissel den Mann mit der schwarzen Maske. Recht haste, mei Sepp —", Schorfchelohm lachte lustig, „immer schien den Mantel uff beide Schollen:, damit de rechte nicht friert, wenn's der linken worin is . . ."
„Na, na, Ohm. Jfch mein's halt auch nicht falsch. Und besser wie ich wird kein Mensch unfern Kreis im Reichstag vertreten."
Unterdessen kamen die Bauern einer nach dem anderen heran und nahmen mit dem feierlichen Ernst und dev würdevollen Wichtigkeit ländlicher Honoratioren, die zu einem ernsten Amt zufammcntreten, an dem großen Mitteltisch der Wirtsstube Platz. Ganz zuletzt schob sich noch ein Individuum herein, das seinem Aenßeren nach wohk nicht zu den maßgebenden Persönlichkeiten Wefselheims gehörte. Die Kleidung verschlissen, den Schlapphut aufs! linke Ohr gerückt. . . Clemens Wenzel war vor Jahren Eigentümer der größten Bauernwirtschaft in Wcsselheim; nachdem er durch Suff, Kartenspiel und liederliche Wirtschaft auf den Hund gekommen war, vagabundierte er von einem Hof zum anderen, arbeitete gerade genug, um den Hunger stillen und die Schnapsflasche füllen zu können, und verbrachte die freie Zeit in den Wirtshäuser-:, wo er gern zu den Unterhaltungen der Bauern feinen Sens hinzugab.
Clemens setzte sich etwas abseits vom Honoratioren- tisch in die Nähe des Fensters, bestellte einen Spezial- Weißen und spitzte die Ohren. (Fortsetzung folgt.)
*) FrSm«Ieri>ch.