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rnit Erzähler vom Hchwarzwald.

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Amtsblatt für die ^tadt Wildbad.

Oerkündigungsblatt

der Agl. Aorstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterte rc.

mit

amtlicher Fremdenliste.

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Wr. 12«

Montag, de« 3. Juni

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DlunStchn».

Die englischen Journalisten, die in.Begleitung der Herren vom Enrpfangsausschuß, u. a. des Fürsten Hatzfeld, Berlin um 8 Uhr mit Extrazug verlassen hatten, fuhren in Hofequipagen nach dem Stadtschloß in Potsdam, wo man auf der Schloßrampe Plätze für die Journalisten reserviert hatte, die für die Beobachtung der Parade außerordentlich günstig waren. Als der Kaiser beim Abreiten der Fronten den Standort der Journalisten passierte, begrüßten ihn diese mit einem dreifachen Hipp Hipp Hurra, wofür der Kaiser freundlich dankte. Nach der Parade machten die Herren eine Rund­fahrt durch Sanssouci und die königlichen Anlagen, be­sichtigten das Neue Palais und fuhren nach der könig­lichen Orangerie. Dort nahmen sie das Frühstück ein. Nach Beendigung desselben begaben sich die Herren in den Porticus. Nach kurzer Zeit erschien der Kaiser vor dem Porticus, begrüßte den Fürsten Hatzfeld und ließ sich von dem Präsidenten des englischen Komitees mehrere von den englischen Journalisten vorstellen. Mit jedem von den vorgestellten Herren unterhielt er sich auf das Liebenswürdigste in englischer Sprache. Kurz vor seinern Wegreiten richtete er an alle Herren auf englisch die Worte: Ich bin erfreut Sie zu sehen! Sie sind in meinem Lande und in meinen! Hause willkommen! Als der Kaiser wegritt, brachten die englischen Gäste spontan sin dreifaches Hipp Hipp Hurra! aus.

Darf Sie Presse? Ueber die Frage der Zulass­ung d e r Presse zu den Sitzungen der Haager Kon­ferenz verbreitete derNewyork Heräld" die Meld­ung, daß Deutschland und Japan sich dagegen ausge­sprochen hätten, obwohl die Mehrzahl der MHchte, ins­besondere Rußland und die Vereinigten Staaten, für die Oessentlichkeit der Sitzungen eingetreten seien. Demgegen­über erfährt dieRh.-Westf. Ztg.", daß über diese Frage Verhandlungen zwischen den einzelnen Mächten über­haupt noch nicht stattgefunden haben, daß aber Deutschland, sobald die Frage erörtert werde, unbe­dingt f ü r die Zulassung der Presse eintrcten werde, um durch die Öffentlichkeit der Verhandlungen allen Preß- trcibcrrien vorzubeugen. Dieser Standpunkt der deut­schen Regierung gegenüber der Presse wäre der einzig kor­rekte. Er ist aber ein anderer, als er in Deutschland zur Zeit bei Gelegenheit des Besuchs der englischen Jour­nalisten eingenommen wird. Hier ist nämlich die Presse fast gar nicht vertreten, dagegen eine Menge Regierungs­

räte und Hofbeamten, die der Besuch eigentlich von Haut und Haar nichts angeht.

* * *

Die Wahlen in Bayern, die am Freitag vor sich gingen, lassen ins Einzelne gehende Vergleiche mit frü­heren Wahlen nicht zu, weil es sich um ganz verschiedene Wahlsysteme und eine obendrein veränderte Wahlkreis­einteilung handelt. An Stelle der früheren indirekten ist diesmal die direkte Wahl getreten. Die Zahl der zu wählenden Abgeordneten beträgt 163 gegen frühere 159, ist also um 4 vermehrt. Gewählt ist ,wer mit wenigstens 30 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen der höchstbestimmte Kandidat ist. Hat keiner der Kandidaten 30 Prozent der Stimmen erhalten, so findet ein z we i- ter Wahlgang statt, bei dem dann derjenige gewählt ist, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt, unbeküm­mert darum, einen wie großen Prozentsatz von Stim­men er erhalten hat. An diesem zweiten Wahlgang kön­nen wieder sämtliche Bewerber aus der Hauptwahl teil­nehmen, ja selbst ganz neu aufgestellte Kandidaten. Der erste Wahlgang hat dahin entschieden, daß der neue baye­rische Landtag folgendes Gesicht haben wird: Zentrum 99 (seither 102), Liberale 25 (23), Freie Vereinigung 19 (20), Sozialdemokraten 20 (12). Erledigte Sitze im alten Landtag waren es 2, insgesamt zählt also der neue Land­tag 163 Abgeordnete gegenüber 159 unter dem seitherigen Wahlgesetz. In der Pfalz wurden gewählt: 13 Libe­rale, 15 Zentrumsleute und 4 Sozialdemokraten. Ge­wählt sind u. a. Müll er-Mejningen, Pfarrer Gran­din g c r - Naila, Professor Quidde - München und C a s- selmann - Bayreuth.

-fr 4- *

Kaufmann oder Assessor. Es wurde 'gesagt, Dernburg hätte seinen Einfluß aufwenden sollen, daß bei der Besetzung der Kolonialämter auf den Kaufmannstand Rücksicht genommen werde. In einem langen Ar­tikel hat sich Dernburg im B. T. gerechtfertigt:Man hat mir vorgewvrsen, daß ich durch die Art, wie ich die Stellen des Reichskolonialamtes besetzt habe, mich nicht als echter Kaufmann gezeigt habe, eine Ehrenname, den ich nach wie vor ambitioniere. Das staatliche Leben rech­net mit den M a ch t v er h ä l t n i s se n, und es ist klar, daß diejenigen Klassen, welche heute im Be­sitz staatlicher Aemter sich befinden und in den nächtig­sten Parlamenten die Mehrheit stellen, dem Eindrin­gendes Kaufmannes einen um so größeren Wider­stand entgegensetzen werden, je stärker und ungestümer die Ambition hervortritt, eine Aenderung in den gegenwärti-

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Ncm soll die Melt nicht belachen, nicht be- »einen, sondern begreifen. Speuoz».

Wenn der IrZUmg kommt.

Namrw M«r-«reri: Nsbme,

Nachdruck onlisre!-.

(Fortsetzung').

Ja, wenn Sie denn alles wissen," rief Liselotte «vßer sich,wenn Sie meine elende Ehe denn bis in Tcken und Winkel, auf Grund und Boden erforscht haben, wenn Sie in mich 'hineinsehen und Ihnen nichts mehr ver­borgen ist, daun hören Sic Mich die ganze Wahrheit: Ja, ich bin unglücklich, ich habe in diesen letzten Monaten uiisäglM) gelitten, unter Bosheit, unter Gemeinheit und ordinärer - Gesinnung, und nicht znm letzten unter mir selbst: aber alles, was man mir zugesügt und was ich in meiner heimlichen Qual erduldete, schrumpft zusammen und ist nicht gegen das, was Sie mir in dieser Stunde an­tun. Wenn Sie die leiseste Spur nicht von Achtung und und Sympathie nein, nur einen schwachen Schimmer von Mitleid, und Verständnis für eine wunde Frauen­seele hätten, würden Sie sich hüten, gerade den zartesten Punkt meiner Empfindungen hervorznzerren und mich an ier empfindlichsten Stelle meines inneren Lebens zu ver­letzen. Daß Sie das fertigbringen Sie . . ., daß Sie Weinen, Sie dürften mich beleidigen, weil Sie wissen . ."

Ich ich hätte Sie verletzen oder beleidigen wol­len . . v"

Sie drückte das heiße Gesicht gegen die Scheiben; ein wildes Schluchzen stieg und würgte in ihrer Kehle und erschütterte ihren Körper,

Wenn ich geahnt Härte, daß Sie mich so mißver-- Kehen würden S.. Ich kam hierher, um Sie zur Einleitung der WtzAungsklage zu bewegen. Ich wollte Thum meine peHMichen Wünsche und HofssttkNgen durch- Aicken lassen, ohrw direkt hapvn A sprechest. M hofftv Wir fMev Wre' Kegenliebr zu erringest, ittB ititn,; ,.

daß ich nicht einmal Ihr Vertrauen habe, und der Traum von einem.Frühling, der meinem Lebensherbst in Ihnen erblühen sollte, nichts war als ein dummer Schaumschlag meiner Phantasie. . . . Die Schirmecker Töchter, die un­bekümmert um Hinz und Kunz und Schulz und Müller die es damals wie heute gab ihre eigene Ueberzeugung zur Richtschnur ihres Handelns machten, waren wahr­lich nicht die schlechtesten Reiser am alten Stammbaum

Jcb bin keine Schirmeckerin. Ich bin die Toch­ter meines bürgerlichen Vaters..."

Und Ihrer Mutter, der Schirmeckerin, die sich ihr Glück aiych ertrotzte"

Aber aus legitime Art . . ."

Gurbar zuckte die Achseln.Sie haben doch selber Ungesehen, daß L>ie sich einfach verleugneten, als Sie sich zur ,leidenschaftslosen Alltagsnatnr' stempelten "

Genug, genug!" schrie Liselotte. Sie kannte sich selber nicht mehr in ihrem Wüten gegen sich selbst und gegen den Mann, der ihr ängstlich verwahrtes Geheim­nis anscheinend erraten hatte.Es ist denkbar, daß ich diese Ehe wirklich nicht lange mehr ertrage! Aber das sage ich . . . wenn ich mich scheiden lasse, kommt zum zweitenmal kein Ring an meinen Finger. Eher . . . eher bring' ich mich um, ehe ich Sie heirate. . ."

Die Stille, die ihren Worten folgte, brachte sie zur i Besinnung. Die Nebel vor ihren Augen zerteilten sich, , sie begriff, daß sie doch wohl zu weit gegangen war.

Irmengard, komm her," sagte Gurbar ruhig. Und als die Kleine sich zögernd, offenbar eingeschüchtert von den lauten Stimmen, näherte:Sage der gnädigen Frau Adieu..."

Sie wollen gehen? In dem furchtbaren Wetter?" fragte Liselotte gedrückt.

Darauf ist kein Ende zu sehen. Es wäre mehr als Anmaßung vost mir, Sie vielleicht noch stundenlang mit meiner Anwesenheit zu behelligen . . ."

Ich habe mich in meiner Nervosität zu weit hin- reißen lassen," rummelte Liselotte,verzeihen Sie . ." Bitte, ich bin derjenige, der um Verzeihung zu bit- hät, gnädige Frau. Si« sind vöst Ihrem Standpunkt

gen Machtverhältnisseu hcrbeizuführen. Eine solche Aen­derung kann nur entstehen aufgrund eines gelieferten Be­weises, daß das kaufmännische Element in der Verwalt­ung sich tatsächlich bewährt, und daß Männer des prak­tischen Lebens wirklich Dinge vollbringen können, die der formalistischen Vorbildung der Beamten nicht gelungen sind. Dieser Beweis ist und ich bitte, das als e,in Zeichen meiner Ehrlichkeit anzunehmen bisher noch nicht geführt. Es ist besser, man unterstützt mich und diejenigen meiner Bernfsgenossen die der jetzige, dem Kaufmann freundliche Zug etwa in leitende Stellungen führt als daß man von vornherein gegen die Fortsetz­ung einer solchen Tendenz durch unbewiesene Ambitionen einen Widerstand hervorrnft. Man wird dadurch nur erreichen, daß Kaufleute in höchsten Reichsämtern Episo­den, niemals aber Institutionen werden." Der As­sessor hat also für diesesmal gesiegt!

* * *

Deritschlan- i» russischen Spitzeldiensten?

DasPetit Journal" berichtet aus Petersburg, daß am russischen Hofe den Verhandlungen zwischen Ruß­land und Deutschland über ein gemeinschaft­liches Vorgehen gegen Revolutionäre große Wich­tigkeit beigemessen werde. Die jüngsten Ausweisun­gen von Russen ans Berlin ständen mit diesen Un­terhandlungen in direktem Zusammenhänge. Die russi­sche Polizei habe den Berliner Behörden ein Komplott gegen den deutschen Kaiser angezeigt, dc'ch seien die Ver­schwörer weder Russen noch Deutsche, sondern Letten und Littauer aus baltischen Provinzen. Der Korrespondent desPetit Journal" rügt noch hinzu, daß die schweben­den Verhandlungen bezweckten, ein gemeinsames Vorgehen in den b a l t i s ch e n Pr o v i n ze n im 'Falle eines Aufruhrs zu veranlassen. Auch 'die Reise des Gra­fen Schnwalow nach Berlin soll mit diesen Unterhand­lungen zusammenhängen. Der Zar beabsichtige, dem­nächst einige Wochen in Darmstadt Aufenthalt zu neh­men, und soll diese Reise den Anlaß zu einer Zusam­menkunft zwischen dem Zaren und dem deutschen Kaiser geben. Eine rasche Aufklärung durch die Of­fiziösen wird dringend nötig sein. Die Geschichte ist un­glaublich, aber, da schon öfters davon die Rede war, nicht unmöglich.

' * * »

Stratzentnmulte in Nom. Die streikenden Ar­beiter in Terni schickten ihre Kinder an die Genossen in Rom, damit diese ihnen Unterhalt bis zur Beendig­ung des Streiks gewähren sollten. Die sozialistischen und

aus vollkommen im Recht: es war wirklich ein starkes' Stück von mir, Ihnen ungerufen mit Vorschlägen, wie die meinen, zu kommen. Also nochmals: Verzeihen Sie mir armen Sünder. Und nehmen Sie nochmals meinen Dank für alles Gute und Liebe, was Sie Irmengard er­zeigten. Ich möchte nicht sagen: ,Auf Wiedersehen', aber ich wünsche von ganzem Herzen, daß es Ihnen gut gehen und Sie Ihren Frieden finden mögen . . ."

Liselotte erwiderte seine förmliche Verneigung mit einem mechanischen Kopfnicken. Ebenso mechanisch fuhr sie mit der Hand über Irmengards Blondköpfchen.

Dann war sie allein.

Ein Weilchen später tauchte Gurbars stattliche Ge­stalt draußen im nassen Geschleier des Regens auf dem Fußpfad nach der Billa ans. Er hatte seinen Mantelkra­gen um das Kind, das er ans dem Arm trug, geschlagen, und hielt den anfgespannten Schirm über Irmengard, be­eilte sich aber nicht sonderlich. Sein sonst so elastischer Gang hatte etwas Schweres, Müdes, aber er ging hochauf- gerichtet und schnurstracks, ohne ein einziges Mal den Kopf rückwärts zu wenden.

Das Wetter wurde mit jeder vvrschreitenden Viertel­stunde ärger. Blitz und Donner, Sturm, Regengüsse und Hagelschauer grollten, krachten, heulten, rauschten und prasselten mit betäubendem Getöse um die Wette.

Trotzdem spürte Liselotte in ihrem Turmzimmer kaum etwas von dem Aufruhr der Elemente. Hier, wo sie war, hatte das Glück geweilt, da hatte er gestanden, dort gesessen, so nahe, daß sie nur die Hand anszustrecken brauchte, um es an sich zu nehmen; und nun sie es verstoßen und es auf Nimmerwiederkehr gegangen war, hatte er doch seinen Atem zurnckgelassen, der sich i hr heiß und zärtlich ans Herz schlich. Und sie warf sich aufs Sofa und grub das Gesicht in die Kissen und wußte selber nicht, ob sie vor Freude oder Trau­rigkeit weinte. Denn es war beides in ihr: Glück und Schmerz und über beiden das Bewußtsein, daß von allen Ketten, gegen die die Schirmecker einst protestierten, hoch keine so schmachvoll, so unzerreißbar, so schwer und schmerz­haft zu tragen ist, als die Kette der eigenen Leidenschaft... ..

(Fortsetzung folgt).