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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

Oerkündigungsblatt

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Indien den Ander»."

(Warum revoltieren die Inder?)

Ten äußeren Anlaß zu den augenblicklichen Un­ruhen in Indien, die den britischen Machthabern große Besorgnisse einflößen, mögen religiöse Streitigkei­ten und die infolge der Teilung Bengaliens gesteigerte Mißstimmung zwischen Hindus und Mohammedanern bil­den. Aber der eigentliche Quell, aus dem die Unzufrie­denheit hervorsprudelt, ist zweifellos das gesteigerte Selbstgefühl der Inder, die mit wachsendem Stau­nen die b ispiellosen Erfolge der Japaner verfolgt haben und nun überzeugt sind, daß auch für sie die Zeit nicht mehr fern ist, in der sie das britische Joch abschütteln können.

Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist den Europäern genommen, nachdem das kleine, gelbe, asiatische Volk der Japaner den bis dahin für überaus mächtig und unbe­siegbar gehaltenen russischen Koloß geschlagen hat; und wenn das Juselvolk im fernen Osten die Parole ansgab, Asien den Asiaten", so übersetzen die Eingeborenen In­diens diese Forderung in die FormelIndien den Inder n".

Geschickte Agitatoren und einflußreiche Politiker un­ter den Hindus haben die augenblicklichen Verhältnisse in Asien für ihre 'Zwecke ausgezeichnet auszuuutzen ver­standen. Sie haben ans dem letzten nationalindischen Kon­greß nicht mit Unrecht darauf hiugewiesen, daß es nicht «»gängig sei, das indische Volk länger geflissentlich von tzer Verwaltung des indischen Landes fernzuhalten. Als die Bewohner Indiens seien sie britische Bürger. Sie könnten wie die Bewohner Englands alle politischen Rech­te, Privilegien und Freiheiten beanspruchen. Sie forder­ten und fordern die Selbstverwaltung für das Volk von Indien. Sie wollen, daß eigene Abgeordnete über alle Gesetze .alle Steuern und alle Ausgaben beschließen.

Zwar traten damals, als die Hindus auf dem Na- tioualkongreß diese Forderungen formulierten, dieTi­mes" solchenunglaublichen" Prätentionen schroff entge­gen, indem sie sagte:

Wir haben Indien durchs Schwert genommen, und in letzter Linie werden wir es durchs Schwert halten. Ls ist gut für die kleine, hochgebildete Schicht, die allein im Kongreß vertreten ist, daß das britische Schwert zwischen 'ihr und ihrem heimischen Feinde steht. Das ist die sun-

Die Toren «issen gewöhnlich das am besten was jemals in Erfahrung zu bringen, der Weise verzweifelt.

M. von Ebner-Eschenbach.

Me«» der IrißlioG

Roman vs* Margarete Böhme.

(Nachdruck nuboien)

(FortschlUW.

Nächste Woch» kommt meine alte Hausdame, Frau von Fechter, die ich, solange meine Schwester da war, beurlaubt hatte. Elairr wird Ihnen in diesen Tagen Adieu sagen. Mein Schwager hat sich ein Gut in Böh­men gekauft. . . . Die beiden nehmen das Leben leicht. Meine Schwester kennt keine größere Freude als einen kapitalen Schuß, und mein Schwager ist zufrieden, wenn er sich in seine gastronomische Wissenschaft vergraben kann. Da hätten Sie gestern die Freude sehen sollen. Ter Mann stand Kops vor Vergnügen über eine Altwiener Mehlspeise, zu der er das Rezept, irgendwo in einem Kü­chenarchiv ausgebuddelt hat, eine Art Windbeutel, glau­be ich, mit einer exguisiteu Füllung, das Rezept soll hi­storischen Wert haben, behauptete Kvheu. . . . Darf ich bitten? Wir lsahren doch zusammen über, nicht wahr?"

Liselotte nickte und sprang in den Nachen. Wie da­mals bei der Mondscheinsahrt setzte Gurüar sich ihr gegen­über und ruderte, sprach auch weiter von Dingen, die ihm ebenso fern und gleichgültig waren als seiner stillen Zu Hörerin, indes ein quälendes Gemisch von Schmerz und Born über seine Ohnmacht, der jungen Frau beizustehen, durch seine Brust strich. Warum macht sie sich nicht los von diesem -ordinären Kerl, an dessen Seite, sie dahin- siechte. . . . War sie geistig doch nicht so frei, wie er anzenommeu? . . . Und wieder das feine, schneidende Herzwrh, das er vergeblich von sich wegzuleugnen suchte.

Fendell stand pm Fenster und beobachtete das Paar im Nachen durch »ist Binokel. Schon auf der anderen Seite ;

damentale Tatsache in der ganzen Situation, die alle Ansprüche auf volle Selbstverwaltung in Indien lächer­lich macht."

Nun, wenn dieTimes" von einer kleinen, hochge­bildeten Schar sprechen, so vergißt das Blatt den unge­heuren Einfluß, den diese Schar auf die große Masse das Volkes ausübt. Sie bedenkt nicht, daß diese wenigen nur Leiter einer Agitation sind, die, unbemerkt der Oef- fentlichkeit, in aller Stille sich vollzieht und von Millio­nen, das ganze Land durchziehenden Agenten aufs eif­rigste unterstützt wird. Und wenn in denTimes" die Rede ist von dem Schwerte, das das Land erobert habe und behaupte:: werde, so vergißt man in London ganz und gar die Lehren der Vergangenheit. Man denkt nicht an den geraden jetzt vor fünfzig Jahren stattgehabten Se- poye-Anfstand und die ungeheuren Schwierigkeiten^ seiner Unterdrückung. Mm: ünterschätzt in London die Gefahren, die wiederum aus einer Vereinigung der jetzt noch feind­lichen Hindus und Mohammedaner zum Kümpfe gegen den gemeinsamen Feind entstehen können. Denn das weiß die britische Regierung wie jeder Brite, daß die Indier wie die Mohammedaner schon deshalb grimmige Feinde der Europäer sind, weil diese einer ganz und gar verschie­denen Religion angehöre:: und es nur zu oft au der «2cho- nüng des religiösen Gefühls der Eingeborenen fehlen lassen.

Der Gründe, aus denen der Eingeborene Indiens seine britischen Machthaber glühend haßt, sind noch wei­tere vorhanden. Heute weiß nicht nur der gebildete In­der, sondern auch der niedrige Baku (denn die von Dorf zu Dorf verbreiteten Flugblätter sagen es ihm und be­weisen es ihm), daß der Brite sich nicht damit begnügt, die Eingeborenen von der Verwaltung des Landes fern zu halten. Es ist ihm auch bekannt, daß er als Mensch zweiter Klasse betrachtet und behandelt wird. In die ^ weitesten Kreise des Volkes ist die Erfenntnis gedrungen, daß die regierenden Europäer in Indien nur als Gäste erscheinen und nach einigen Jahren oder Jahrzehnten verhältnismäßigen Wohllebens mit gefüllten Taschen das ausgepowerte Land verlassen und von den fetten Pensio­nen in London ein behagliches Dasein führen. Der In­der muß sämtliche Laste» des indische» Militärbudgets auf die eigenen Schultern nehmen und die iO Millionen Pfund Sternling aufbringen, die die Arme in Indien jähr­lich nicht eingerechnet, die Kostenspezieller Operatio­nen", erfordert. Während die Kosten für das Militär, die der übermäßig besteuerte Bauer ausbringen muß, ins Un­

geheuerliche wachsen und oie hohen Gehälter des Beam­

tenheeres kaum mehr aufgebracht werden können, geschieht auf der anderen Seite nichts oder wenig, um Volksbild­ung zu heben, Eisenbahnen, Kanäle und sonstige Ver­kehrsmittel zu schaffen. Nur wenn militärische Zwecke oder die kapitalistische Ausschließung des Landes in be­tracht kommt, werden auf kulturellem Gebiete Arbeiten in Angriff genommen. Man hat seit langer Zeit den In­dern viel versprochen, aber wenig gehalten. Die erste und letzte Pflicht des Inders bleibt die, zu zahlen. Zu allen diesen ^Momenten, sie schon übergenug Stoff zu Agitationen bieten, kommt schließlich die vielfach nichts­würdige Art der Behandlung, die dem Eingeborenen von jungen Offizieren, Beamten und Kaufleuten zuteil wird.

Wenn wir auch nicht glauben, daß die augenblickli­chen Unruhen schon jetzt zu einer größeren Revolte oder einem ernsten Aufstande sich ausbreiten werden, so sind sie doch als Symptome der Stimmung unter den Einge­borenen beachtenswert. Beginnt die britische Regierung nicht sehr bald die versprochenen Reformen einzuführen, und gibt sie insbesondere der dringenden Forderung der Hindus, an der Verwaltung des Landes beteiligt zu wer­den, nicht nach, so würden sich zweifellos wahrscheinlich schon in naher Zukunft Verhältnisse ergeben, die zu einer furchtbaren Katastrophe führen könnten. N. A.

hatte er sie aufnierksam verfolgt, die beiden im Tete-a- tete, Anscheinend ans Verabredung, denn wie sollte es kommen, daß si« gerade zufällig an: jenseitigen Ufer zu- sammentrasen >. Ihm war das ein gefundenes Fressen. Nicht daß er Liselotte eines tatsächlichen Treu­bruchs für fähig hielt, auch an dieVerabredung" glaubte er selber nicht, aber es bereitete ihm ein hämisches Vergnügen, sie durch Anspielungen und höhnische Be­merkungen zn reizen. Daß sie znsammenzuckte und blaß wurde, machte ihn freilich stutzig, aber sie war ja seit Jahr und Tag so zimperlich und nervös, als ob sie bei jedem unvermittelt angeschlagenen Ton zusammenklappen möchte.

Ueber den Mißerfolg ihres Ganges war er sehr un­gehalten. Aus mehr üls einem Grunde hatte er gewünscht, daß die Adoption einer oder zwei der Waisen zustande käme. Wenn irgend etwas seiner Wahl in den Reichs­tag noch im Wege stand, war es die Opposition der ge­ringen Leute, die denFendell Josep" immer noch nicht für ganz voll nahmen. Zudem war die Familie Fendell unter der ärmeren Bevölkerung Lachdictenbachs nicht be­liebt. Und das Automobilunglück hatte Helle Empörung unter den Leuten entsacht. Ob nach den Buchstaben Schuldig oder Nichtschuldig, wer wie der Teufel aus solcher Höllenmaschine dahinrast, ist immer schuld, wenn etwas passiert; in den arbejtenoen Kreisen erhob sich keine Stimme zu seiner Verteidigung.

Aber die Adoption Hütte ihm Gelegenheit gegeben, vor den Leuten zu posieren, innen nüherzntreten, sich po­pulär zu machen, uird wäre ihm in den: Bezirk seiner Hoff­nungen und Aussichten von eminentem Wert gewesen.

Freilich, wenn inan dich schickt - -. Wäre ich selbst gegangen! Natürlich hast du den Leuten ge­genüber mal wieder die Gräfin herausgesteift. . ."

Liselotte hatte nur ein stummes Achselzucken zur Ant­wort. -

Von Viktor kamen ,ährend der versi ssenen Monate nur kurze Mitteilungen, Karten oder kleine Billets mit ein paar kurzen, abg-rfffenen Sätzen, in denen anfangs der Jubel über die ea.lich nagte Freiheit der Verhält­nisse und de:: nneingedämmten Genuß seaies Lebens durch­klang.

Da"n tauchten den immer felt -wr werdenden Le

MLNdsH^n.

Der neue Gouverneur von Deutsch-Lndivest- asrika. Nach allem was über die Einteilung des Dern- burg'schen Generalstabes geschrieben wird, ist die Regie­rung mit der Besetzung der Aemter im neuen Reichskolo- nialamt nicht glücklich gewesen. Bor allem wird mit Recht bemängelt, daß man nicht auch hier zur Kaufmann­schaft übergegriffen habe, wo sicher- geeignete Kräfte vor­handen gewesen :vären. Am wenigsten aber befriedigt die Ernennung des konservativen, preußischen Landtagsabge­ordneten v. Schuckmann, der an Stelle des dort kaum warm gewordenen Herr:: v. Lindequist den Gouverneurpo- flen von Südwestafrika übernimmt. Ueber ihn schreibt das B. T.:

Dieser Wechsel muß das höchste Befremden erregen.

, Herr v. Schucknmnn hat sich erst kürzlich wieder 'der;

! Oeffentlichkeit in e:npfehlende Erinnerung gebracht, als ! er von der Tribüne des preußischen Abgeordnetenhauses aus eine Kapuzimade gegen das nächtliche Treiben in der

benszeichen Nagen auf. Der scheußliche Husten hatte sich wieder eingestellt, und die Aerzte rieten ihm, den Winter in Kairo zu verbringen. Liselotte litt unsäglich unter der L-orge um den Bruder, dem, wie sie ahnte, die Schirmecksche Erbschaft z-um Verhängnis wurde. Dennoch traf der Inhalt der Depesche, die eines Abends Anfang, September ankam, sie völlig unvorbereitet und zerschmet­ternd.

Sehr krank. Blutstnrz. Komme sofort. Viktor."

Noch in deiyelben Nacht reiste sie ab und kam morgens in Baden-Baden an. Eine Gegendepesche hatte Viktor die Stunde ihrer Ankunft gemeldet.

Auf dem Bahnsteig promenierte eine chik gekleidete Dame auf und meder. Bei jeder Bewegung rauschte das schwere seidene Futter der hypermodernen Toilette; ein mir Jet und Federn überladener schwarzer Tüllhut, von dem rückwärts eine breite Schleife über die Schultern fiel, beschattete das hübsche, stark gepuderte Gesicht der Eleganten. Als sie Liselotte bemerkte, ging sie gerade­wegs auf sie zu.

Guten Morgen, gnädige F-ran! Sie kennen mich wohl nicht mehr?"

Liselotte musterte die vor ihr Stehende einen Mo­ment und suchte in ihrem Gedächtnis. Das war. . richtig Auguste, ihre ehemalige Stütze in der ,Berolina'.

Fräulein Auguste, ja. Und Sie wünschen ?"

Nur eine kleine Unterredung unter vier Augen.."

Ein andermal, gewiß. 'Aber im Augenblick bin ich nicht dazu disponiert--."

Wenn Sie vielleicht die par Schritte nach der Billa ,Beate', wo Viktor wohnt, zu Fuß machen wollten, be­gleite ich Sie und sagen Ihnen unterdessen, was ich möchte."

Liselotte zögerte ein wenig. Ohne Zweifel hatte An- gustens Anwesenheit in Baden-Baden irgend welche Be­ziehungen zn Viktor, vielleicht war es'dcäch besser, zu hören, was das Mädchen wollte.

M-nnetwegen. Aber bitte, nicht zu langstielig, Fräulein!"

Nein, nmn, ich mach' es kurz, gnädige Frau HKirtsktzung sslyt.)