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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsb!<rtt für die Stadt Dildbad.
verkündigungsblatt
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mit
amtlicher ^remdenliste.
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Areitag. den 24. Wkai
1807.
Der '6. Aeröanbta-t der deutschen Kewerkvereine.
Der 16. Verbandstag der deutsche Gewerkvereine, der am Dienstag in Berlin zusammengetreten ist, hat einen starken Besuch aufzuweisen. Tie Regierung hat Vertreter entsandt, das Ausland ist durch Schweden vertreten. Der Hauptberatungsgegenstand der Tagesordnung, zu der nicht weniger denn 354 Anträge Vorlagen, ist ein neues Programm der deutschen Gewerkvereine in dem die Grundsätze für das Arbeit s v e r h äl t n i s im Fabrikbetrieb, in Handel und Gewerbe und in oer Großindustrie ausführlich behandelt werden. Im Mittelpunkt der Beratungen des ersten Tages stand ein Referat des preußischen Landtagsabgeordneten G o l d s ch m i d t, der über die Tätigkej t und Entwickelung der Gewerkvereine etwa ausführte: „Die Gewerkvereine wirken, ohne einer politischen Partei verpflichtet zu sein, im echt liberalen Geiste zur Verwirklichung einer wahrhaft sozial verständigen Demo kr atie. Doch dürfen sie den Grundsatz der politischen Neutralität nicht preisgeben. Der Gewerkverejnsge- danke schreitet siegreich vor; denn auch die gegnerischen Organisationen haben nur da Erfolge, wo sie sich auf den praktischen Boden der Gewerkvereiue stellen. Der Klassenkampf dagegen war fast ausnahmslos ohne Erfolg. Im Oktober 1904 wurde der erste Allgemeine deutsche Wohnungskongrcß beschickt, der allerdings der praktischen Wohnungsreform wenig genützt hat. Die beste Wvhnungsreform ist, das Einkommen der unteren Volksklassen zu heben. Ter Wunsch des Verbandstages nach Errichtung einer Rednerschule konnte nicht erfüllt werden, ebensowenig der nach Ausgabe einer täglichen Ge- werkvereins-Zeirung. Der Redner geht dann auf die B e- deutung der Tarifverträge ein, die leider von der sozialdemokratischen Presse in Mißkredit gebracht würden. Wo aber der friedliche Weg versagte, Hütten auch die Gewerkvereiue den Kampf geführt. Der Verband hat die Frage des Heimarbeiterschutzes kräftig gefördert. An der .heimarbeitsansstellung 1906 in Berlin war er beteiligt, und bei dem ini Reichstag von Vertretern aller bürgerlichen Parteien cingebrachten Initiativantrag ist der Einfluß des Beschlusses des Hannoverschen Verbandstagcs deutlich zu erkennen. Erfreulich ist, daß statt des Gesetzentwurfes für die eingetragenen Berufsvereine zunächst ein Gesetzentwurf über die Är b e i t s k a m me r n und vor allen Dingei: ein einheitliches Vereins und !
Versammlungs rocht geschaffen werden soll. In normalen Zeiten sollte von einer Ueberwachung insbesondere der Versammlungen von Arbeiterberufsvereinen ganz abgesehen werden. Sodann ist aber das Koalition s recht auch gegen den Terrorismus zu schützen, den die Mitglieder sozialdemokratischer Organisationen vielfach gegen andersdenkende Arbeiter ausüben. Dieser Terrorismus ist eine Schmach für die gesamte deutsche Arbeiterbewegung! Die letzte Verbandsperiode fiel in eine Zeit beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwungs. Trotzdem hat die Agitation leider nicht befriedigende Erfolge gehabt. In der letzten Verbandsperiode ist die Mitgliederzahl von 110 025 auf 118 508 um 8403 Mitglieder gestiegen. Sie zeigt gegenüber den früheren Perioden relativ und absolut das geringste Wachstum. Der Verbandstag muß die rechten Mittel finden, wieder ein rascheres Tempo in der Vermehrung der Mitglieder zu erreichen. Schädlich wirken vor allem die vielfach aus streikmüden, bisher sozialdemokratischen Arbeitern bestehenden gelben Gewerkschaften. Die Sozialdemokratie ist die Mutter, der Radikalismus der Vater der gelben Gewerkschaften. Zahlreiche ihrer Mitglieder werden mit der Zeit für den Ge- wcrkverein zu gervinncn sein. — Trotz der ungeheuren wirtschaftlichen Entwickelung hat es an Arbeitslosigkeit nicht gefehlt. In den Jahren 1904 bis 1906 waren 14 393 Mitglieder im ganzen 280 748 Tage arbeitslos und erhielten ans den Gewerkvcreinskassen 448 998 Mark Arbeitslosenunterstützung. Die Arbeit der deutschen Gewerkvereine gilt aber auch fernerhin nicht nur dem materiellen, sondern vor allem auch dem geistigen Wähle. Leider sind uns manche treue Führer und Mitkämpfer durch den Tod entrissen. Aber neue Streiter in. immer größerer Zahl marschieren auf, um der großen Sache der deutschen Gewerkvereiue den Sieg erringen zu helfen im Jnterdsfe. der Arbeiter, des Volkes, des Vaterlandes!
- An den mit großem Beifall aufgenommenen Bortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion, die sich weiterhin um den Terrorismus der Sozialdemokratie drehte und in der auch das Fernbleiben der Berliner Stadtverwaltung vom Vcrbandstag gerügt wurde.
MsEiSLN.-
Warrrungsfignale. Es ist beinahe auffallend, daß in verschiedenen Berliner Zeitungen, n. a. im „Tag" und
im „Tageblatt" Artikel erscheinen, die sich mit ven Resultaten der vor Pfingsten abgeschlossenen Reichstagsetappe beschästigen und übereinstimmend zu dem Schluß kommen, daß auch die Wähler eines solchen Reichstages bald müde werden müssen, denn dieser habe für die Regierung alles, für das Volk aber nichts getan. Sowohl der Leitartikler des Tageblattes, als Dr. Neumann-Hoser im Tag betonen die Zurückschiebung der von Bülvw „gedachten" liberalen Forderungen. Freilich, so meint der letztere, Gesetze müssen nicht übers Knie abgebrochen werden. „Aber welche Zeichen der Zeit hat man seitdem zu sehen bekommen? Im preußischen Abgeordnetenhaus weht vom Regierungstisch fortgesetzt ein so eisiger reaktionärer Wind, daß selbst die Freikonservativeil sich zu schütteln begiirnen. In der Frage der Strafgesetz- und Strafprozeßresorm, einer der allerwichtigsten liberalen Forderungen, wo man das Empfinden des deutschen Bürgertums mit vielem zu versöhnen Gelegenheit hätte, durch einen frischen, modernen, tatfrohen, vorurteilslosen Reformeifer, erlaubt man Herrn Nieberding, dem Großmeiste» des bnreaukratifchen Zaudergeistes, das Volk und seine Vertreter auf Kalenden zu vertrösten, die eine verzweifelte. Aehulichkeit mit den griechischen haben. In bezug auf die Sozialpolitik hat sich ein großes Eiuschüchterungsge- schrei seitens der Extremen Rechten erhoben, denrgegen- über der Kanzler es rroch nicht für opportun gehalten hat, fein: „Nun erst recht" mit Nachdruck zu wiederholen. Dagegen hat sich der Reichskanzler gerühmt, ein allzeit agrarischer Reichskanzler zu sein, der doch ein Reichskanzler für das ganze Volk sein sollte. Und er hat sich zur politischen Freundschaft mit den Herren v. Podbiels- ki und v. Oldenburg bekannt, ostentativ bekannt, gerade in der Periode koirservativ-liberaler Blockpolitik, zu zwei Männern, die 'den äußersten Radikalismus in unseren Re- aktionsparteien verkörpern. Er, der gelegentlich als geistiger Vasall Goethes und Kants zu prunken liebt, ist „vorurteilslos" und vielseitig genug, um auch einem Schildknappen Stahls und Hengstenbergs freundschaftlich die Hand zu drücken. Da darf er sich nicht wundern, wenn die Alte Verärgertheit, wenn die alte Mut- und Hoffnungslosigkeit weiter bürgerlicher Schichten van neuem sich kundgibt und der kurze Aufschwung abzuflaue« droht; und rvenn der Reichskanzler die Nachwahl von Glauchau-Meerane eine Lehre nennt, auf den errungenen Lorbeeren nicht auszuruhen, so hat er seine Mahnung an eine falsche Adresse gerichtet. Zwar, die par-
: Ä- M. KMB 'N 'HMHW K
Nicht alles dienet uns auf gleiche Weise,
Wer vieles brauchen will, gebrauche jedes In seiner Art, so ist er wohl bedient.
Goethe.
Mn»« der K-rLAiKH ksrrrrm.
Nsman bon Margareie Bäume.
Nachdruck vertaten.
(Fsotjetzungft
Eine bekannte Stimme scheuchte sie aus ihren Gedanken auf; erschrocken blickte sie sich , um: - Herr von
Gurbar. . ."
„Ich gehe schon längere Zeit hinter Ihnen und versuche Ihre'Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, gnädigste Frau - '
„Ja. ja. Ich war ganz vertieft. . . Ihr Beispiel rcgr eine Fülle von guten Vorsätzen zur Nachahmung in mir an, Herr Baron —"
S:e hatte seit Feudells Ankunft Gurbar nur einige Male gesehen und kann: ein paar flüchtige Worte mit ihm gewechselt. Er sah sie fragend au.
„Mein Beispiel — ?"
„Jawohl. Ich war in Lachdieteubach und hörte Ihr Lob singen. Nun verstehe ich auch, weshalb die sogenannten kleinen Leute Sie wie einen Halbgott anhimmeln . . ."
„Woher wissen Sic das?"
Sie wurde ein bischen verlegen. Feudell hatte zuweilen hämische Bemerkungen über die Popularität des „Baraun" gemacht, er hatte' eine ausgesprochene Aversion gegen die Bewohner der Villa, insondcrlich gegen den äega'tionsrat.
„Ich hörte es. — Durch Ihr Verdienst kamen die Aermsteu in Lachdietenbach zu Grundbesitz und wurden quasi wohlhabende Leute. . ."
„Es war schrecklich wenig Verdienst dabei. Wenn jede Frage von sozialer Bedeutung sich so verblüffend einfach lösen ließe, wären wir bald in: Eldorado aller erfüllten Wünsche. Ich hatte derzeit gerade viel Geld
flüssig, und die Banken gaben auch nicht mehr als drei Prozent. Da war es eigentlich eine sehr gute und sichere Kapitalanlage. Ich habe keinen Pfennig dabei eingebüßt."
„Ja, ja. Wohltun, ohne dem Empfänger das drük- kende Gefühl des Almosennehmens zu geben, — das ist wohl die idealste Form fegenspendender Sozialpolitik. Ich wünschte, Sie Hütten mir etwas zu tun übrig gelassen."
„Bei wein waren Sie in Lachdietenbach, gnädige Z-ran, wenn ich fragen darf?"
„Beim Tores. . ." Und sie erzählte, was sie hingeführt, und wie das zufriedene Glück in: Winkel auf sie gewirkt hatte. . . .
Gurbar hatte seiue eigeueu Gedanken, während er, den weißen Strohhut in der Hand, neben ihr herfchritt; daß sie einen so nachhaltigen Eindruck von der freundlichen Harmonie im Arböiterheim empfangeil hatte, ließ tief blik- ken und allerhand Schlüsse ziehen. Sie sah leidender als je aus. . .
„Ja, mail muß immer noch in die Niederungen des Lebens gehen, wenn nran das echte Veilchenglück, das im Verborgenen blüht, finden will. Auf der Höhe unserer dekadenten Zeit gedeiht es selten, —" sagte er. „Und nicht allein das Glück, noch anderes, das den gebildeten Kreisen und den stützen der Gesellschaft mehr und mehr abhanden kommt uird unter einen überwuchernden Fülle von sonderbar verdrehten Anschauungen erstickt, hat sich unten erhalten: So das Urgcfunde, der fröhliche Glaube an das überwiegend Gute, eine frühlingsfrische Kraft, die aus der Tiefe herausquillt und sich langsam, aber sicher wieder nach oben ringt. . ."
„Etwas Aehnliches sagte vor Jahren einmal ein alter Freund und Pensionär unseres Hauses. Der sprach immer davon, daß eS eigentlich gar keine Jugend und keinen Frühling unter den gebildeten Ständen mehr gebe. Uebrigens konnte ich mich bis jetzt mit den Rheinländern nicht sehr anfreunden. . ."
„Die Rheinländer haben ihre Fehler, gewiß. Sie sind ein bisserl leichtlebig, oberflächlich, gern geneigt, das Mäntelchen nach dem Wind zu drehen, etwas schnell fertig im Urteil und wenig nachhaltig in ihren Empfindungen, aber im großen Ganzen treten die sympathischen Züge doch so markant hervor, daß mau ihre weniger lo
benswerten Eigenschaften darüber vergißt. Wenn Sie das! Volk hier erst besser kennen, werden Sie seine Warm- herzigksit und feine naive, ursprüngliche Freude am Guten lieben lernen. Gerade dieser Tores ist der UrtvpuH eines echten Rheinländers. Hauptbestandteil des Charakters : Ein gesundes Kraftvertrauen, durchsetzt mit etwas' Phlegma und ungewürzt mit heiterer Sorgenlofigkeitr Ging's heute gut, wrrd's auch weiter gehen. Prächtiger Kerl. Vor einem Mann, der in Arbeit und Ehren grau geworden ist, soll man den Hut ziehen, gleichviel ob das Feld feiner Tätigkeit in den niedersten oder den höchsten Lebenssphären lag. Das ist eben das Unglück unserer modernen Jugend, daß sie diesen Gesichtswinkel sozialer Wertschätzung verloren hat.
„Tores meinte auch, es gäbe genug Herren in der Welt, aber a n Arbeitern fei Mangel. . ."
„Der Tores ist sich seines Wertes bewußt, und er hat r'echt. . . . Ich war in diesen Tagen schon mehrere Male auf dem Wege nach Schirmeck, wurde aber immer unterwegs aufgehalten. Es drängt mich, Ihnen einmal für die Liebe und Freundlichkeit, die Sie meinem kleinen Mädchen erweisen, zu danken, gnädige Frau. Sie glauben nicht ,jwie. Irmengard an Ihnen hängt. Das arme kleine Ding hat seine Mutter kaum gekannt, und nach der etwas frostigen Atmosphäre, in der Großmamas Erziehungsgrundsätze sich bewegten, wirkt die Svnnen- wärme Ihrer Liebe förmlich Wunder. . ."
Liselotte senkte den Kopf ein wenig und wurde blutrot. Gurbar bemerkte es und fuhr fort:
„Ich fürchte, sie wird mir heimwehkrank, wenn wir im Herbst nach Westfalen zurückkehren. . ."
„Und ich . . . Was soll ich denn anfangen? Wo das Kind mein einziger Trost, meine einzige Freude ist — —," brach es aus Liselotte hervor. Daun schwieg sie unvermittelt, in sichtlicher Verwirrung. Was mochte Gurbar von ihr denken, üaß sie sich nicht mehr beherrschen konnte. Sah es nicht fast wie eine Provokation zur Teilnahme aus --? Sie schämte sich und wagte nicht, ihn an- zusehen. Er lat, acks hätte er ihnen Ausruf uberhört und schlug in leichtem Plaudcrton ein anderes Thema an.
(Fortsetzung folgt).