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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Dildbad.

verkündigungsblatt

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Mi twoch, den 15. Mar

1807.

AeutjÄ-r KeiGstag.

Berlin, 11. Mai.

Äm Bundesratstisch: die Staatssekretäre Graf Po- sadowsky, Stengel, Tschirschky, Mebcrding, Krätke.

Präsiderrt Graf Stolberg eröffnet die Sitzung 11 Nhr 20 Mn.

Es werden eure Reihe von Rechuungssachen erledigt. Dann folgt die erste Beratung des Weltpost Ver­trags. Staatssekretär Krätke empfiehlt Annahme der Vorlage. Die Organisation des Weltpostvereins habe sich durchaus bewährt. Er freue sich erklären zu können, daß es gelungen fei, im Gebiet der Taxverbesserung etwas zu erreichen; die Gewichtsstufe von 20 Gramm im inneren Verkehr von Deutschland sei auch für den Weltpostverein angenommen worden, für schwerere Briefe über 20 Gramm fei das Mehrporto auf 10 Pfennig statt bisher 20 Pfg. vereinbart. Weiter traten für Postanweisungen und Geld­sendungen bedeutende Ermäßigungen ein. Der Vertrag wird in erster und zweiter Lesung ohne weitere Debatte angenommen.

Die Uebereinkunft zwischen Deutschland und Frankreich betr. den Schutz von Werken der Literatur, Kunst und der Photographie wird debattelos in dritter Lesung genehmigt.

Bei der Beratung des Zufatzübereinkommens zum Handel- und Schiffahrtspertrag zwi­schen dem deutschen Reich und der Türkei vom 26. August 1890 nebst Vollziehungsprotokoll empfiehlt Staatssekretär Tschirschky die Annahme des Ueberein- kommens. Die Uebereinkunft erteile der Türkei das Recht zur Erhöhung der Eingangszölle von 8 auf 12 Proz. un­ter Wahrung des Deutschland zustehenden Meistbegünstig­ungsrechts und sei alÄrin Bestandteil des deutsch-türki­schen Handelsvertrags anzusehen. Deutschland habe bei dem Plane eine Gesundung der türkischen Finanzen her- beig^ührt und mit allen Mächten besonders darauf ge­sehen, internationale .Verwicklungen zu vermeiden. Das Uebereinkommen wird in erster und zweiter Lesung an­genommen.

Es folgt die Interpellation Will-Straßburg (Ztr.) und Heine (Soz.) und Gen. betr. das Grubenunglück in Kleinrofseln über Maßnahmen zur Verhütung derartiger Katastrophen.

Gisberts (Ztr.) begründet die Resolution seiner Partei, die ansrägt, ob genügend Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von Schlagwerter und Kohlenstaubexplosionen in den lothringisrchen Gruben getroffen und welche Maß­nahmen für die Zukunft geplant feien; weiter frägt die Re­

solution, ob der Reichskanzler bereit sei, die Bestimmun­gen des Berggesetzes für Elsaß-Lothringen vom 16. 9. 73 betr. die Knappschaftskassen zur vollen Durchführung zu bringen. Die letzten Unglücksfälle seien zurückzuführen auf zu lange Arbeitszeit und mangelnde Berieselung der Gruben. Derartige Mafsenunfälle sollten nicht mehr Vor­kommen. Die Kontrolle der Gruben fei unzureichend; mir Arbeiterkontrolleure könnten hier Wandel schaffen. Kuappschaftskassen fehlten noch vollständig. Die Gesell­schaften sollten den alten Bergleuten, die ohne Verschul­den ihre Gesundheit eingebüßt hätten, eine Unterstütz­ung entsprechend den Tienstjahren gewähren, auch wenn sie noch nicht so lange der Kasse angehörten. (Beifall im Zentrum.)

Zur Begründung der sozialdemokratischen Interpella­tion führt S achfe (Soz.) aus, im Bergbau werde leicht­fertig mit Menschenleben umgegangen. Wenn endlich ein­mal die Forderungen der Bergarbeiter verwilligt feien, werde es auch auf diesem Gebiet anders werden. Redner bemängelt dann die Einrichtungen auf der Grube Borus­sia, namentlich das Fehlen von Rettungsapparaten. Ge­gen das Anlegen von zweiten Schächten, wodurch viele Unfälle vermiede!: werden könnten, wehren sich die Gru­benverwaltungen aufs heftigste. Den Hauptmännern sollte auch eine gewisse Gewalt eingeräumt werden; vor allem müßten sie von dm Grubenverwaltungen unabhängig ge­macht werden. Redner trägt dann eine Reihe Beispiele über das Fehlen von Schutzvorrichtungen, Beriefelungsan- lagen usw. vor. An den mangelhaften Berggesetzen sei das Zentrum schuld, da dieses ebenfalls zugestimmt habe.

Staatssekretär Graf Posadowsky beantwortet die Interpellation. Das Ergebnis der Erhebungen für die Vorkehrungen gegen Explosionsgefahr werde erst in etwa 3 Monaten vvrliegcn. Ohne Ansehen der Person werde verlangt, daß auf allen Zechen die Einrichtungen des Ar- beiterfchutzes zur Durchführung gelangen. Der Nachweis ist dicht erbracht worden, daß auf der Grube Rheden die gesetzlichen Vorschriften verletzt worden sind. Umfassende Darstellungen des Unglücksfalls seien im Abg.-Haus be­reits gegeben worden. Die Kontrolle werde auf den fis­kalischen Gruben verschärft werden;, dabei werden Arbeiter zugezogen werden. Tie Verantwortung müsse bei den bergpolizeilichen Behörden bleiben. Bezüglich der Unsall- verficherungsgefetzgebung werden die Bergleute in eine höhere Gefahrenklasse zu stellen sein. Das elsaß-lothrin­gische Berggesetz ist Landessache, aber Verhandlungen mit der Regierung sind im Gange betr. Begründung eines all­gemeinen Knappschaftsverbands. In die Polizeilichen

Maßnahmen einzugreifen ist dem Reichskanzler nicht mög­lich.

Geh. Oberbergrat Meißner gibt Aufschluß über Einzelheiten der Wünsche der Interpellanten und bleibt autzd er Tribüne unverständlich.

Elf.-Lotlhr. Unterstaatssekretär Mandel weist da­rauf hin, daß die Angelegenheit schon im reichsländischen Landesausschuß besprochen worden ist und verliest den inzwischen eingegangenen amtlichen Bericht über das Un­glück auf dem Mathildenfchacht bei Kleinrofseln. Zwei­fellos ist der verunglückte Steiger sorglos vorgegangcn. Er wurde sonst als tüchtiger Arbeiter geschildert, der auf dem Felde der Ehre, der Arbeit gestorben sei. Er sei der letzte, der einen Stein auf ihn werfen werde. Die bergpolizeilichen Vorschriften werden verschärft werden. Was die Ausweisung ausländischer Arbeiter betrifft, so werden wir von diesem unserem Recht Gebrauch machen und Ausländer, die Ruhe und Ordnung durch Eintreten in den Streik stören, ausweisen. (Zurufe bei den Soz. und dem Ztr. Sehr richtig rechts.) Die Knappschaftskassen wur­den früher nicht in Elsaß-Lothringen eingeführt, ebenso wie die Gewerbeordnung, weil wir besondere Verhältnisse in den Reichslanden haben.

Auf Antrag Singers findet Besprechring der Inter­pellation statt.

Will (Ztr.) tritt für Berschüärfting der Unfallversiche­rungsvorschriften ein. Die Verhältnisse in den reichs- ländifchen Bergwerken seien keineswegs ideale. Tie späte Einführung der Rcichsgewerbeordnung sei durchaus be­dauerlich und soll für die übrige Gesetzgebung gewiß nicht vorbildlich sein. Redner hofft, daß die Regierung Ernst mache mit der allseitigen Einführung der Knappschafts- Vereine.

Hausmann-Hannover (natl.): Es sei gar nichts neues vorgebracht, was nicht schon im Abg.-Haus bespro­chen worden sei. Die deutschen Sicherheitsvvrkehrungen übertreffen die aller anderen Staaten. Redner wünscht, daß die elektrischen Lampen weiter vervollkommnet wer­den. Tie Kostenfrage dürfe nicht bestimmend wirken bei Einrichtungen zum Schutz der Bergarbeiter. Leider müsse der wegen des Unglücks in seinem Bergwerk Klein Rösseln angegriffene Abgeordnete Tr. Wendel infolge dringender Behinderung hier fehlen. Dessen Familie habe außeror­dentlich viel für die Arbeiterwohlfahrt getan. Wir find bereit, an den gesetzlichen Maßnahmen zum Schutze des Lebens und der Gesundheit des deutschen Bergarbeiters mitzuwirken. (Beifall.)

Abg. Henning (kons.): Wir meinen, wenn die Kon-

Sei jeder vollendet in sich, so wird eure Ge­meinschaft, euer soziales Leben auch vollendet sein. Max Stirner.

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Was» der Arühling ksrvmt.

Romen von Margarete Böhme.

.Nachdruck verböte«.)

(Fortsetzung).

Manchmal ergriff sie in ihrem Bestreben, wenigstens äußerlich das frühere, herzliche Einvernehmen herzustel­len, ein wilder Groll, eilt heißer Ekel gegen sich selber. War das, was unter der falschen Flagge der Selbstver­leugnung segelte, nicht in Wahrheit Feigheit und Heu­chelei, erbärmliches Verkriechen ihrer rvahreu Empfind­ungen hinter Sophismen und trügerischen Vorspiegelungen künstlich zurcchtgestellter Gefühle? . . . Vielleicht war das, was ihr an Ferrdell mißfiel, in Wirklichkeit nicht einmal vorhanden. Es kommt immer darauf an, von welcher Seite man einen Menschen anfieht, ob man ihn vom neu­tralen Standpunkt objektiven Interesses oder durch den -Hohlspiegel irgend einer Voreingenommenheit beobachtet. Liselotte war aufrichtig, sie wußte, daß ihr Urteil nicht frei von Voreingenommen heil war. Deshalb war sie doppelt streng gegen sich. Diese Abneigung, die immer dreister in ihr den Kopf hervoryob, mußte Und sollte überwunden werden. Dabei kannte sie sich we­niger als je in dem Mann aus. Am ersten Tage nach seiner Ankunft hatte er ihr gesprächsweise und ganz bei­läufig seinen Austritt aus dem konservativen Verein mit­geteilt. Die Verhältnisse hätten ihm nicht mehr zugesagt - - . . eine Meinungsverschiedenheit mi-' einem Vorstand- Mitglied ... di« andere Erklärung verlor sich in ein un­deutliches Gegrunze, aus dem nur zu entnehmen war, daß er den gmrzen Rummel schon lange ins oben pinaus satt gchabt hätte...

Der wahre Grund seines Aust, rts lag natürlich tie­fer. Anläßlich des Programms su die Neuwahlen rm

Herbst hatte es sich hcrausgestellt, daß die Idee von Fen- dells Reichstagskandidatur dem Kopse eines konservativen Spaßmachers entsprungen war. In dem engeren Kreis seiner Intimen, in dem manches von den Wünschen Und Hoffnungen des Wcinhändlers dnrchgesickert war, gab feine Enttäuschung Anlaß zu manchen mehr oder minder zarten Anfpiegelungen und Witzen, die den eitl-eixMann aufAtiefste verletzten. In einer solchen Stimmung hatte er dem Vor­stand seinen Austritt angekündigt.

Liselotte staunte kopfschüttelnd die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, an. In Berlin hatte er nie­mals Neigung zur Frömmelei gezeigt. Im Gegenteil hatte er die Bigotterie der Lachdietenbacher Familie oft scher­zend verspottet und sich besonders über den religiösen Eifer feines Bruders der für über hundert Geistliche die Meßweine lieferte mokiert. Außer zur österlichen Kommunion war er überhaupt nicht in die Kirche ge­kommen.

Anders jetzt. Kein Tag, an dem er nicht zur Früh­messe in die Lachdietenbacher Kirche ging. Sonntag mor­gens blieb er gleich da, um das Hochamt nicht zu ver­säumen, und regelmäßig jeden zweiten Somuag kommuni­zierte er. T>r Lachdietenbacher Pastor war ein hessischer Winzerssohn in Fendells Alter, mit den: er als Knabe öfters zufammeugekommcu war. Diese Iugendfreund- fchaft wurde von Fendell nun wieder eifrig angewärmt, und da der Geistliche seinerseits keine Ursache fand, die Annäherung des liebenswürdigen Mannes abzuweifen, ent­spann sich zwischen beiden Herren bald ein reger Verkehr.

Liselotte hatte über die so jäh hervortretende Reli­giosität ihres Mannes ihre eigenen Gedanken, ohne doch zu einem richtigen Schluß zu kommen. Ob er seinem Bru­der Konkurrem machen will und auf Meßweinlieferringen spekuliert? dachte sie, wurde aber in ihrer Annahme schwan­kend, als Fendell eines Tages allen Ernstes den Gedanken an ihren Uebertritt zur katholischen Kirche anzuregen suchte. Es fei - so führte er aus in Anbetracht der sVest- hältnifse eigentlich nur ein einfacher Akt der Pietät, wenn sie zu dem Glauben ihrer Mutter und der Schirnreckschcn Vorfahren, die allesamt gute Katholiken gewesen waren,

zurückkehre. Auch mache es in der Umgegend, die die Burgherrin immer nach als eine Art weltlicher Patronin bettachte, einen guten Eindruck, wenn dieselbe an denk kirchlichen Leben der Bewohner teilnehme. Auf Liselot­tes Erwiderung, daß er ja in dieser Hinsicht mehr als ge­nug tue, antwortete er mit einem spötteschen Achselzucken:

Ich bin hier doch mir Prinzgemahl. Ich zähle nicht mit . . .

Trotz Liselottes bestimmter Ablehnung seines Ansin­nens hielt er das Thema tagelang mit zäher Ausdauer fest. Sie wurde beinahe irre dadurch. Ob seine Fröm­migkeit dennoch ein echter Ausfluß seines Innern, unge­trübt durch jede kleinliche Nebenabsicht, sein konnte? Bei­nahe mußte sie es glauben. So ganz unmöglich schien es nicht; in seinem Charakter war kein einziger fester, scharf umriffener Zug; sein ganzes Wesen war ein vages, ver­schwommenes Durcheinander von Tönen und Stimmungen, ein Windmühlenhaftes, chamäleonartiges Schwanken 'und Drehen seiner Ansichten und Neigungen. In dieser Er­kenntnis überraschte sie des Rätsels Lösung nicht allzu­sehr: Fendell war mit klingendem Spiel ins ultramontane Lager übergegangen. Was seine ehemaligen politischen Freunde ihm verweigerten, sollten die neuen ihm geben: das Reichstagsmandat. Die Spekulation erwies sich in diesem Fall als durchaus richtig. Der bisherige Abgeord­nete des Kreises hatte aus gesundheitlichen Rücksichten von! vornherein die Annahme einer etwaigen Wiederwahl ab­gelehnt und Fendell, dieser aus dem Schoße des rheinischen! Volkes hervvrgegangene biedere, gottcsfürchtige Mann, der als Winzerssohn und Weinhändler die rhcirrländischen Ver­hältnisse jaus dem Grunde kannte, schien wie kein zweiter berufen, die Interessen seines Heinratkreises Vertreter zu können. Dieser Ansicht waren nicht nur die eingesessenen Bauern und Winzer, sondern auch die Geistlichen, die den Mann, der durch fleißige Uebung feines Glaubens und reichliche Sperrden zu kirchlichen Zwecken erst kürzlich hatte er in einer Wallfahrtskapelle auf seine Kosten ei­nen Marienaltar errichtet lassen dem Volk ein herrli­ches Beispiel gab, von der Kanzel herab allen Wählern warm ans Herz leest-m. (Forts, folgt.)